Autor Thema: Geschiebe aus Mittelnorwegen  (Gelesen 7649 mal)

Offline Jedensteinaufheber

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Geschiebe aus Mittelnorwegen
« am: September 21, 2016, 22:44:20 Nachmittag »
Hallo, :hut:

ich war dieses Jahr mal in Norwegen im Urlaub.
Neben fischen, wandern, und Pilze suchen waren natürlich auch Gesteine und Geschiebe sammeln angesagt.
Neben Graniten, Syeniten,  Serpentiniten und sogar 3 Eklogiten fand ich jenes Stück an einem Strand auf der Insel Leka.
Es handelt sich dabei um einen Amphibolit, das ist mir klar, nur was mich nicht in ruhe lässt ist das grüne Mineral das darin enthalten ist.
Mal der Meinung es könnte sich um grünen Granat handeln, dann wieder es könnte auch Diopsid sein. Da hab ich mir gedacht ich zeige es euch eimal vielleicht habt ihr ja eine Idee was es sein könnte
Das Gestein kann eigentlich nur als Geschiebe oder Nahgeschiebe auf die Insel gelangt sein weil es meines Wissens nirgendwo auf der Insel ansteht.


Vielen dank im voraus und Grüße
Alexander
Möge das Eis mit Euch sein.

Offline karlov

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #1 am: September 22, 2016, 00:54:09 Vormittag »
Moin Alex,

kann es sich nicht auch um Alterationsprodukte (von Plagioklas?) handeln? Auf der Schnittfläche ist auch noch braunes Material zu erkennen.
Im Zentrum der Schnittfläche steckt ein großes grünes Mineral, ist das Pyroxen?
In der Detailaufnahme erscheint das grüne Mineral kleinkörnig und xenomorph, was eher für Granat als Pyroxen spräche. Aber grüner (Ca-)-Pyroxen in einem Amphibolit? Grossular wird es wohl nicht sein. Da müßte doch genug Eisen (in der Hornblende) enthalten sein, um wenigstens einen Ca-Fe-Granat (rot/rotbraun?) zu generieren.

Grüner Omphacit (Eklogitfazies, Granulitfazies) würde mit noch einfallen. Den kenne ich nur aus Eklogiten, das wäre ein schon besonderes Auftreten. Schöner Fund!

Grüße  :hut:
karlov


Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #2 am: September 22, 2016, 06:55:10 Vormittag »
Hallo Alexander,

hm, also nach meiner Sichtweise ist dieses Material nicht "grün" genug, um als Omphacit durchzugehen (die Paragenese passt auch gar nicht), und einige der Kristalle sind deutlich länglich ausgebildet - das passt überhaupt nicht zu dem kubischen Granat.

Wie wäre es denn mit Bronzit (Orthopyroxen)?

Gruß,
Holger

Offline speul

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #3 am: September 22, 2016, 21:32:06 Nachmittag »
Moin moin,
ich würde Dir ja gern helfen, aber ...
also für Omphazit halte ich es auch nicht, außerdem stimmt die Paragenese nicht.
Mir spukt immer irgendwie Prehnit durch den Kopf, aber da stimmt die Paragenese auch nicht; oder auch was anderes aus den Bereichen der Grünschieferfazis oder Prehnit-Pumpellyit-Fazies.
interessante Gegend da auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leka_(Norwegen)#/media/File:Steinstid_sommer.JPG

Grüße
speul
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Offline Jedensteinaufheber

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #4 am: September 22, 2016, 22:19:18 Nachmittag »
Hallöchen,

ich hätte da noch zwei Fotos von einer Bruchfläche sie sind hoffendlich gut genug.

Grüße
Alexander
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Offline lithoraptor

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #5 am: September 22, 2016, 22:26:33 Nachmittag »
Moin!

Was spricht für Euch denn gegen den anfänglich vermuteten Diopsid? Diopsid-Amphibolite gibt es.

Gruß

Ingo

Offline Jedensteinaufheber

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #6 am: September 22, 2016, 22:55:36 Nachmittag »
Hallo Speul,

eine richtig tolle Landschaft. Die Fundmöglichkeiten sind auch recht nett.http://www.jgr-apolda.eu/Smileys/default/super.gif
Da hab ich noch einige andere schätzchen mitgebracht

Bei Bild 103 ist der alte Herr auf der Jagt.

Bei 125 einen Serpentinit. Die Größe ist ca 7,5 cm

Dann hätte ich noch ein Serpentinit-Brekzie. Das interessante dabei ist das das Alter dieses Gesteins auf ca 10000 Jahre bestimmt wurde, es ist recht schwer zu bearbeiten, da die Bindung noch recht weich ist. Daher ist es recht schwer zu bearbeiten.
Die Größe ist ca 8,5 x 4cm.

Dann hätte ich noch einen schönen Eklogit, da hatte ich Glück und gleich 3 Stück gefunden.
Das Gefüge ist recht spektakulär finde Ich. Die Dichte beträgt 3,5.
Der Bildausschnitt ist ca 4x3,5cm.

So dann wünsche ich noch einen schönen Abend
Alexander
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Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #7 am: September 23, 2016, 06:41:34 Vormittag »
Was spricht für Euch denn gegen den anfänglich vermuteten Diopsid? Diopsid-Amphibolite gibt es.
Hallo Ingo,

da spricht grundsätzlich nichts dagegen; allerdings habe ich auch kein Bild von Diopsid als gesteinsbildendem Mineral so unmittelbar vor Augen, dass ich sagen könnte: Ja, das habe ich so ähnlich schon einmal gesehen. (Ist kein echtes Gegenargument, nur ein Grund, warum ich nach etwas anderem gesucht habe.)

Und noch eine Frage: Muss das tatsächlich ein Amphibolit sein? Die dunklen Mineralien könnten ja auch Klinopyroxene sein.

Gruß,
Holger

Offline lithoraptor

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #8 am: September 23, 2016, 13:07:12 Nachmittag »
Moin!

Ja Holger, mit dem Cpx hast Du natürlich Recht. Letztlich wird man diese Fragen rein über ein Foto auch nicht vollumfänglich klären können. Hier braucht man schon einen Dünnschliff. Für so ein spannendes Gestein lohnt das auf alle Fälle...

Gruß

Ingo

Offline karlov

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #9 am: September 23, 2016, 19:55:51 Nachmittag »
Moin in die Runde,

wenn ich mich nicht täusche, sieht das schwarze Mineral eher wie Amphibol aus (Glasglanz), während Cpx meines Wissens nach solchen Glanz nur in Vulkaniten aufweist.

Zitat
Diopsid-Amphibolite gibt es

war doch ein guter Tip. Habe darüber überhaupt nichts gefunden.

Holger, warum passt Omphacit nicht in die Paragenese? Weil kein Granat zugegen ist? Oder weil es wegen der vermuteten Anwesenheit von Amphibol retrograd in symplektitische Verwachsungen übergehen müßte (nach Vinx´Gesteinsbestimmung dann aus diopsidischem Pyroxen + Plagioklas)?

Vom Gefüge her sieht das Gestein metamorph aus. Es gibt einige migmatitische Schlieren.

Wer macht denn nun den Dünnschliff?  :smile:

Grüße,
karlov
« Letzte Änderung: September 23, 2016, 20:55:55 Nachmittag von karlov »

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #10 am: September 24, 2016, 08:05:50 Vormittag »
Öhhm...Omphacit ist meines Wissens nach ein Mineral der Eklogitfazies. Es tritt zudem fast nur in dem Gestein Eklogit auf, daneben - selten - in reinen Omphaciititen, und noch als Umwandlungsprodukt von Glaukophan in eklogitfaziell überprägten Blauschiefern (so zumindest laut Tröger). Typische Begleitminerale sind - neben dem in Eklogiten obligatorischen Granat - etwa Quarz, Zoisit, Disthen. Und diese Paragenese sehe ich auf dem Bild nicht. Das Gestein ist auch mit ziemlicher Sicherheit kein Eklogit.

Gruß,
Holger

Offline JFJ

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #11 am: September 24, 2016, 20:06:15 Nachmittag »
Moin,

schließe mich dem Holger bezüglich seiner Zweifel eines Eklogits an.

Das vorliegende Gestein sieht für mich eher nach was metasomatischem aus ...
Die roten Einsprenglinge könnten tektonisch gebrochen sein.
Irgendwas am Rande eines Schlots - erst zerbrochen, dann durch Hitze umgewandelt?
Gruß
Jörg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline karlov

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #12 am: September 26, 2016, 23:58:17 Nachmittag »
Hallo Holger,

gut, makroskopisch erkennbarer Omphacit am besten nur bei vorheriger Bestimmung des Gesteins als Eklogit, so wie in Bild 045.
Wie käme denn Diopsid da "rein", angenommen es ist ein Amphibolit?

Welchen Schlot meinst Du, Jörg? Metasomatose am Rande eines z.B. Granitplutons? Und welches rote Mineral?
Können dann in Plutoniten diopsidische Pyroxene entstehen wie in z.B. Skarnen?

Grüße  :winke:,
karlov

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #13 am: September 27, 2016, 07:10:16 Vormittag »
Wie käme denn Diopsid da "rein", angenommen es ist ein Amphibolit?
Ich erlaube mir mal, die Frage an Ingo weiterzuleiten :einaugeblinzel:

Offline lithoraptor

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #14 am: September 27, 2016, 17:42:12 Nachmittag »
Moin!

Soweit ich mich erinnern kann ist Diopsid ein typisches Mineral der Amphibolit-Fazies (neben Erdmantelgesteinen versteht sich). Ein Blick in den Vinx (2005) S. 73f bestätigte mir das auch gerade. Diopsid lässt sich danach unter allen p/T-Bedingungen der Amphibolit-Fazies bilden - vorausgesetzt, dass das jeweilige Edukt Ca-, Mg- und Si-reich, aber Fe-arm ist.
Im weiteren Verlauf führt Prof. Vinx aus, dass diese Bedingungen besonders gut von Silikatmarmoren erfüllt werden, welche aus dolomitisch-silikatischen Sedimentgesteinen hervorgegangen sind. Nun ist das vorliegende Gestein sicherlich kein Silikatmarmor, denn ihm fehlt das typische granoblastische Gefüge, aber wenn es sich bei dem grünen Mineral wirklich um Diopsid handelt (und die können je nach Cr-Gehalt extrem grün sein -> man denke an den auch als Schmuckstein bekannten Chromdiopsid) und wir liegen mit der Ansprache Amphibol bzw. der Annahme eines Amphibolit-faziellen Gesteins richtig, dann hätte man zumindest schon mal eine grobe Vorstellung vom Edukt.

Daher schrub ich ja, dass ein Dünnschliff nötig wäre, denn das ist sicher kein alltägliches Gestein.

Gruß

Ingo

P.S. Wir müssen aufpassen, dass wir die unterschiedlichen Gesteine in diesem Thread hier nicht im Diskurs mixen.

 

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