Autor Thema: Geschiebe aus Mittelnorwegen  (Gelesen 7652 mal)

Offline JFJ

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #15 am: September 27, 2016, 18:39:03 Nachmittag »
Moin zusammen,

@Karlov:
Ich dachte zuerst an hydrothermale Phase ... kann aber verworfen werden.
Habe zwei Gesteine zusammen geschmissen.
Pfui.

Andere Idee: Ich habe gerade die neue Ausgabe vom Per Smed 2016 (Sten i det danske landskab).
Abb. 122, auf Seite 224 zeigt einen Halland-Eklogit.
Hat einigermaßen Ähnlichkeit mit Bild 045.
Alexander, kannst Du mit der Lupe evtl. was an Kyanit-Körnchen ausmachen?

Gruß
Jorg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline lithoraptor

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #16 am: September 27, 2016, 20:20:44 Nachmittag »
Moin Jörg!

Da ich den Halland-Eklogit nicht kenne, musste ich den mal schnell googeln und bin dabei auch auf Bilder vom Ullared Retro-Eklogit gestoßen. Die symplektitischen Koronen erinnern auch sehr an das Bild 045. Siehe hier:
http://kanalmusik.de/wordpress%202/?p=6901

Gruß

Ingo

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #17 am: September 27, 2016, 21:11:13 Nachmittag »
Hallo,

also, der neue Vinx ("Steine an deutschen Küsten") hat nicht nur ein Bild vom Halland-Eklogit, sondern er schreibt auch, dass Halland in Südwestschweden liegt - kann denn Material aus dieser Region nach Mittelnorwegen verfrachtet worden sein :confused: Doch wohl eher nicht, oder :gruebel:

Und um nochmal auf das erste Gestein aus diesem Faden zurückzukommen: Ich werfe jetzt mal noch eine Interpretation in den Raum - es handelt sich um einen grobkörnigen Olivingabbro, und das grüne Zeug ist Olivin :wow: :laughing: :weissefahne:

Außerdem benehme ich mich jetzt mal wie Yul Brunner in der Eingangsszene zu "Die glorreichen Sieben" und sage: "Zum Teufel nochmal! Wenn das alles ist, dann mache ich diese Fuhre!" Will sagen, wenn mir jemand zwei "Chips" von diesem Gestein zur Verfügung stellt, dann mache ich diesen Dünnschliff...

Gruß,
Holger

Offline karlov

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #18 am: September 27, 2016, 21:15:12 Nachmittag »
Danke für die Verlinkung :) . Leider habe ich kein Direktlink einrichten können (Anker). Aber mittlerweile habe ich den Eklogit, den ich in Ullared fand (und der meines Wissens nach der einzige bekannte Aufschluß von Retroeklogit in Halland ist), polieren lassen, eine grob- und eine feinkörnige Variante.

In der grobkörnigen Variante ist wohl blauer Kyanit enthalten. Der kann aber auch fehlen in Eklogiten, soweit ich weiß. In der feinkörnigen bin ich mit nicht sicher, weil das blaue Mineral symplektitische Verwachsungen zeigt, was auch Sapphirin+Plag sein könnte.

Zugeben muß man, daß die norwegischen Eklogite viel hübscher sind als der Retroeklogit von Ullared.
@Holger: Olivin?? "Nein!Doch!Oh!" Aber ich würde ein Sixpack dagegen wetten :D

Offline Jedensteinaufheber

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #19 am: September 27, 2016, 21:41:48 Nachmittag »
Hallo Jörg,

ich konnte leider keine Kyanitkörnchen entdecken in dem Eklogit 045.Jpg(könnte ich aber nicht unbedingt ausschließen, da ich es Live noch nicht gesehen habe).
Da hab ich für euch noch ein paar Bilder

Da kommt sonst noch etwas Quarz hinzu. (Foto 1)

Da hab ich auch noch ein Foto von meinem ersten Eklogit der leider eingemauert ist (den Hammer hatte ich fast schon in der Hand). Die Größe ist ca. 25 cm.(Foto 2)

Und noch eins von der polierten Schnittfläche.


Viele Grüße und Dankeschön  :hut:
Alexander
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Offline lithoraptor

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #20 am: September 27, 2016, 22:21:36 Nachmittag »
Moin!

Sind denn jemandem hier überprägte Eklogit-Vorkommen in Norwegen (nördlich von Leka) bekannt, die überhaupt in Frage kämen?

Holger, so abwägig finde ich Olivin nicht. Dachte auch schon darauf rum, habe es dann aber aus irgendeinem Grunde, der mir gerade nicht mehr präsent ist, verworfen. Der Dünnschliff wird es zeigen...

Gruß

Ingo

Offline Jedensteinaufheber

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #21 am: September 28, 2016, 16:27:09 Nachmittag »
Hallöchen Holger,

wie groß müsste denn der Chip sein ?

Viele grüße aus Hessen
Alexander
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Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #22 am: September 28, 2016, 17:31:03 Nachmittag »
Hallo Alexander,

am besten wäre ein Ausschnitt aus einer mit der Steinsäge herausgeschnittenen, dünnen Gesteinsscheibe von 1,5 mal 2 bis 2 mal 2 cm Kantenlänge.

Gruß,
Holger

Offline speul

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #23 am: September 29, 2016, 16:02:33 Nachmittag »
Moin,
lohnt sich mal durchzusehen in diesem Zusammenhang
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0024493714004435
Greüße
speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline Murchison´s friend

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #24 am: September 29, 2016, 22:43:21 Nachmittag »
hoi speul,

was heißt denn Greüße auf deitsch ??? :weissefahne:

LG,
Michael
Murchison`s friend ist für alles Neue offen - besonders um Meteorite zu finden !

Offline Nordnugget

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #25 am: Oktober 02, 2016, 09:29:51 Vormittag »
Moin,
Ich finde es super, das hier so viel über Geschiebe diskutiert wird. Ich habe einige Jahre lang Mineralien aus dem Geschiebe gesammelt. Sind hier unter den Anwesenden vielleich auch andere Geschiebe Mineralien Sammler ?

Fotos von meiner Sammlung habe ich leider nicht, aber meine persönlichen Highlights sind Manganit, Fluorit und einige mehr.

Viele Grüße Jens

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #26 am: Oktober 07, 2016, 19:32:06 Nachmittag »
Eine Probe für den Dünnschliff ist heute hierorts eingetroffen und ruht zum Aushärten des Kittmittels gerade auf einem Objektträger (Dank an Alexander) - der Tag der Aufklärung des Rätsels um das "Grüne Mineral" ist nah! :auslachl:

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #27 am: Oktober 08, 2016, 15:32:54 Nachmittag »
 :groll: :peinlich: :groll:
Der erste Schliff hat genau das getan, was ich befürchtet hatte, nämlich: Sich auf dem Objektträger mehr oder weniger zerlegt :ehefrau:

An dieser Stelle folgen daher keine Fotos, sondern erst einmal eine Beschreibung der Mineralphasen, die dessenungeachtet einigermaßen sicher zu identifizieren waren, nebst einigen Anmerkungen zu ihrem Erscheinungsbild. Ich werde morgen (wenn ich wieder eine einigermaßen ruhige Hand habe) mit dem zurückgehaltenen Restmaterial der Probe einen zweiten Versuch starten und dann hoffentlich auch einige gute Bilder präsentieren können.

Also zunächst die alles in den Schatten stellende Frage: Was ist das "Grüne Mineral"?

Es ist...Trommelwirbel...ein...Trommelwirbel...Klinopyroxen! Ob es tatsächlich um Diopsid handelt, kann aber nicht bestätigt werden, da eine Messung der Auslöschungsschiefe bisher nicht in Frage kam.

Interessant an diesem Klinopyroxen ist aber noch etwas anderes: Im Dünnschliff zeigt er sich komplett xenomorph (jedenfalls bei den Mineralkörnern, die ich bisher gesehen habe), und - was vielleicht noch interessanter ist - er ist stark durchsetzt mit kleineren, z.T. idiomorph ausgebildeten Kriställchen der hellen Mineralphasen (zu diesen später).

Die im Gesteinsbild einheitlich erscheinende dunkle Mineralphase erweist sich unter dem Mikroskop sicher als aus zwei Phasen bestehend: Biotit und ein Amphibol (Hornblende?), beide wenigstens teilweise idiomorphe Bereiche ausbildend.

An hellen Mineralphasen sind bisher mindestens zwei verschiedene sicher nachzuweisen, wovon die eine ein frischer, von keiner Alteration betroffener, teilweise idiomorpher Plagioklas ist. Ob neben dem Plagioklas noch Alkalifeldspat vorliegt, bzw. um was es sich bei der zweiten hellen Phase handelt, muss vorläufig offenbleiben. Ich hatte zuerst gedacht, einen sehr niedrigen Brechungsindex zu bemerken (und tendierte daher zu Nephelin); das muss aber z. Zt. ausdrücklich noch offen bleiben!

Bleibt also die Frage: Was ist das für ein Gestein? - Das Rätselraten kann in die zweite Runde gehen :einaugeblinzel:

Gruß,
Holger

Offline karlov

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #28 am: Oktober 08, 2016, 16:24:38 Nachmittag »
Moin,

puh, da bin ich aber erleichtert, daß ich mein Bier alleine trinken kann  :super:
Super, daß die Minerale trotz Zerlegung des Dünnschliffs ermittelbar waren. Würde man makroskopisch vorgehen, so könnte man den Pyroxen doch zumindest als diopsidischen Pyroxen bezeichnen, weil er grün gefärbt ist. Ebenso den Amphibol als Hornblende, weil er schwarz ist. Aber nun gibt es ja einen Schliff.

Wie kommt grüner, vermutlich deutlich Fe-armer Pyroxen in einen Gabbro/Diorit? Wenn doch die Hornblende deutlich Fe enthalten müßte. Ist eine Metasomatose doch denkbar? Xenomorpher Pyroxen ist später dazu gekommen? Aber woher? Außerdem schreibst du ja, Plag wäre frisch und unalteriert. V.a. enthalten Biotit und Amphibol OH-Gruppen, hätte dieses Wasser nicht auch von Pyroxen aufgenommen werden müssen, wenn es zum primären Mineralbestand gehörte? Soweit meine Mutmaßungen mit bescheidenen petrologischen Kenntnissen.

 :winke:
karlov

Offline Jedensteinaufheber

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #29 am: Oktober 08, 2016, 16:39:53 Nachmittag »
Hallo Holger,

das ist ja schon mal was.
Aber wenn du noch mehr Material brauchst sag bescheid. Das mit dem zerbröseln kann ja immer mal passieren  :nixweiss:
Da wo das Steinchen herkommt (Strand auf Leka) liegen noch mindestens 3 weitere die allerdings nicht ganz so viel "Grünes" enthalten.
Aber immerhin sind wir jetzt ein stückchen weiter als vorher, vielleicht gibt es ja jetzt  mehr Ideen von den anderen Experte.
Ich Danke dir auf jeden Fall, für die mühe die du dir da machst.

@ Karlov das mit dem Bierchen, könnten wir ja nächstes Wochenende mal klären.  :super:

Grüße
Alexander
Möge das Eis mit Euch sein.

 

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