Autor Thema: Geschiebe aus Mittelnorwegen  (Gelesen 7647 mal)

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #30 am: Oktober 08, 2016, 20:38:02 Nachmittag »
Hallo,

nach nochmaliger Betrachtung und zwischenzeitlichem Literaturstudium bin ich inzwischen zu folgendem vorläufigen(!) Ergebnis gelangt:

Das Gestein zeigt imho keine Anzeichen für ein Vorliegen einer Metamorphose unter gerichtetem Druck (vulgo: keine erkennbare Einregelung irgendeiner Mineralphase). Klinopyroxene diopsidischer Zusammensetzung sind zudem lt. Wimmenauer in Gabbros oder Dioriten nichts Ungewöhnliches.

Conclusio: Es handelt sich um einen Magmatit, und wir bewegen uns im Streckeisen-Diagramm irgendwo auf der Verbindungslinie A-P, und das wahrscheinlich rechts der Mitte, irgendwo zwischen Monzonit und Diorit/Gabbro bzw. ihren Quarz- oder Foidhaltigen Vertretern.

Der Rest ist nicht Schweigen, sondern zählen: Wie viele helle Mineralphasen sind nun tatsächlich vorhanden? Und welche sind das? Welchen Anteil machen sie am Gestein aus? Wie hoch ist der An-Gehalt des Plagioklases (das wird wahrscheinlich ohnehin offenbleiben müssen)?

Wenn ich jetzt ein Label an das Gestein heften müsste, würde ich aufgrund des doch recht hohen Gehalts an Hornblende und Biotit mit Vorbehalt sagen: Diorit.

Fortsetzung folgt...

Gruß,
Holger

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #31 am: Oktober 09, 2016, 21:29:08 Nachmittag »
Hallo,

auch Schliff 2 ist noch nicht fertig, zeigt aber folgende interessante Eigenschaften:

Es gibt mindestens drei helle Phasen, nämlich Plagioklas, Mikroklin und Quarz. Der Mikroklin ist tw. nicht mehr völlig frisch, könnte demnach zum ursprünglichen Mineralbestand zu gehören.

Der Klinopyroxen ist nicht nur reichlich xenomorph, er scheint auch eine neuere Bildung zu sein, welche auf Kosten der bestehenden Phasen gewachsen ist. Siehe dazu das Bild unten: Die violette Masse ist Cpx, die darin eingebetteten Bruchstücke scheinen aber eher reliktisch zu sein - keine frischgewachsenen Kristalle, die der Cpx nachträglich umhüllt hat, sondern vielmehr Reste des ursprünglichen Mineralbestandes, die noch nicht umgewandelt wurden.

Im Ergebnis wäre das Gestein also doch metamorph überprägt. Und der Cpx wäre eine Neubildung. Aber was war das Gestein vorher, und was ist es jetzt? Meinungen sind willkommen.

Fortsetzung folgt.

Gruß,
Holger

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #32 am: Oktober 15, 2016, 21:14:07 Nachmittag »
Hier jetzt die Übersichtsbilder für den fertigen Dünnschliff. Die Detailbilder folgen noch.

Diese Probe wird von den xenoblastischen Diopsidpartien ziemlich dominiert, wie im XPL zu sehen. Im LPL ist dagegen die Hornblende das auffälligste Mineral.

Offline karlov

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #33 am: Oktober 19, 2016, 19:58:15 Nachmittag »
Moinmoin,

mittlerweile lag mir das gute Stück auch vor und ich konnte es nochmal in Augenschein nehmen.
Es ist meiner Meinung nach kein primäres magmatisches Gefüge, dafür ist die Verteilung der Minerale zu irregulär. Zwei Fotos verdeutlichen dies nochmal.
Vielmehr dürfte es sich um einen Migmatit handeln, der grünen Klinopyroxen als metamorphe Mineralneubildung führt.
Ein Blick auf die geologische Karte von Leka zeigt, daß neben Peridotiten (Ophiolith-Komplex) auch Metagabbros und Metadiorite vorkommen, s. researchgate.net:

https://www.researchgate.net/figure/254888942_fig2_Fig-2-Geological-map-and-cross-section-of-Leka-The-Leka-Ophiolite-Complex-consists-of

Die Position dieses Gesteins innerhalb eines Ophiolith-Komplexes läßt vermuten, daß sie unter intensive tektonische Einspannung gerieten. Allerdings reichten diese Bedingungen wohl nicht aus für eine Metamorphose (Klinopyroxen i.d. Granulitfazies), v.a. wenn es sich um "echte" Ophiolithdecken, also auf die Kontinentalkruste überschobenen Ozeanboden handelt?

Grüße  :hut:
Karlov


 

Offline Buchit

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Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
« Antwort #34 am: Oktober 20, 2016, 06:38:49 Vormittag »
Hallo karlov,

danke für die neuen Bilder und den Link zu der geologischen Karte. Wenn Du recht hast und das Stück aus einem dieser Komplexe von "layered"-Gesteinen kommt, dann wundert es mich nicht mehr, dass wir mit der Paragenese aus einem einzigen Handstück (bzw. einem halbwegs verwertbarren Dünnschliff) nicht viel weiterkommen.

Gruß,
Holger

 

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