Autor Thema: Twären  (Gelesen 3204 mal)

Offline speul

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Twären
« am: Dezember 31, 2008, 16:43:51 Nachmittag »
Hallo zusammen,
ich kann die Tage die Säge nicht ruhen lassen und erlaube mir nochmal was einzustellen.
Es handelt sich um Material aus der Twären-Bucht, Südostschweden. Ich war dort wegen des Meteoritenkraters, aber der Einschlag erfolgte in Sedimentgestein, damit hat das Material also sicherlich nichts zu tun, trotzdem fand ich es mitnehmenswert. Gab es dort relativ häufig, habe es aber anderswo nicht gesehen, bermute es also eher als Nahgeschiebe.
Besteht aus - klar, wieder Feldspat (diesmal ziegelrot, in sich scheinbar auflösenden aber klar begrenzten Formen, die in Quarz tz schwimmen scheinen, dazu untergeordnet eine dunkle Komponente.
Das interessante ist die Struktur :confused:, nicht der Mineralbestand.
Beide Schnitte stammen vom selben Objekt.
Schonmal Danke für Eure Hinweise
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Offline pallasit

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Re: Twären
« Antwort #1 am: Dezember 31, 2008, 16:58:45 Nachmittag »
Hallo,

Das ist ein schönes Gestein. Da recht viel Quarz vorhanden ist, dürfte es ein Granit sein.

Schau mal bei www.kristallin.de vorbei:
http://www.kristallin.de/rapakiwis/jungfrun.htm#Anker1

Grüsse Willi  :prostbier:

Offline lithoraptor

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Re: Twären
« Antwort #2 am: Dezember 31, 2008, 17:24:30 Nachmittag »
Moin!

Da das Gestein kein typisches hypidiomorph-körniges Mineralgefüge zeigt (bzw. die Minerale nicht regellos sind) muss man auch hier wieder von einem Gneis sprechen. Granit (der es vermutlich mal gewesen ist) trifft es meiner Meinung nach also nicht ganz. Besonders auffällig sind hier wieder die dunklen Minerale, welche sich wieder lagenweise angereichert haben (ist auch hier wohl wieder Biotit). Man könnte dieses Gestein auch als vergneisten bzw. metamorphisierten Granit bezeichnen, aber Gneis trifft es wohl besser...

Was meinen die ANDEREN?

Gruß

Ingo

Plagioklas

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Re: Twären
« Antwort #3 am: Dezember 31, 2008, 18:30:42 Nachmittag »
Hallo,
so lange die mineralische Zusammensetzung ähnlich, und das Optische auch nicht so wirklich unterscxheidbar ist, so lange kanns auch egal sein, als was man es einordnet. Gneis und Granit passen beide, und wenn man ganz lang sucht findet man noch drei oder vier Namen dafür. Wir solltens bei einer Mischung aus Gneis und Granit belassen.
Gruß
Plagioklas

Peter5

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Re: Twären
« Antwort #4 am: Dezember 31, 2008, 18:34:09 Nachmittag »
Hallo ..

zuerst dachte ich an meinen roten Diorit, der ja aus Norwegen bekannt ist aber der scheidet wegen zu feiner Struktur aus und außerdem müssten dann bis cm-große Biotite zu sehen sein!; ich halte das aber auch für keinen Gneis, da das abgebildete Gestein wesentlich gröber strukturiert ist. Gneis ist viel feiner.

Ich denke, es könnte sich um Adamellit handeln, der zu den granitischen Gesteinen zählt und manchmal auch als "Quarz-Monzonit" bezeichnet wird..
Ich habe ein Werk, in dem ein Foto von Adamellit enthalten ist, das der Abbildung sehr ähnlich sieht!

Im übrigen kann ich diese Seite empfehlen.. alles sehr schön erklärt .. :si04:

http://www.uni-leipzig.de/~minkrist/pdf/IMKM_Petrographie_C.pdf

Gruß Peter5 .. :si05:

Offline pallasit

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Re: Twären
« Antwort #5 am: Dezember 31, 2008, 19:49:05 Nachmittag »
Hallo Ingo,

Eigentlich könnte ich dir schon zustimmen. Meine Interpretation dieses Gesteines habe ich etwas verkürzt wiedergegeben.

Das Gefüge würde ich noch als "hypidiomorph" durchgehen lassen. Man kann Kristallgrenzen erkennen. Die teilweise Einregelung habe ich als Folge der Bewegung bei der Platznahme des Gesteins, interpretiert. Dabei sind Schlierenbildungen und Einregelungen von Großkristallen nichts ungewöhnliches. Selbst starke Gefügezerstörungen (Mylonitisierung, Kataklase) können vorkommen.

Ein typischer Orthogneis ist es nicht. Für den skandinavischen Raum wurde auch der Begriff "Gneisgranit" geprägt. Für einen aus einer Regionalmetamorphose hervorgegangenen Orthogneis, dessen Mineralbestand kaum verändert wurde. Welcher jedoch ein metamorphes Gefüge unterschiedlicher Ausprägung erhalten hat. Diese Überprägung kann durchaus direkt bei der Platznahme erfolgt sein.

Deshalb kann ich bei diesem Gestein der Bezeichnung Ortho-Gneis ebenso zustimmen wie Granit, wenn ein paar erklärende Bemerkungen mitgeliefert werden. Das hat Ingo ja auch getan und ich hiermit nachgeliefert.

Ob ein Gestein gröber oder feiner ist, hilft bei einer Bennenung nicht weiter. Sowohl Gneise wie Granite können feinkörnig oder grobkörnig sein.

Grüsse Willi  :prostbier:

Peter5

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Re: Twären
« Antwort #6 am: Dezember 31, 2008, 20:11:48 Nachmittag »
Zitat
Ob ein Gestein gröber oder feiner ist, hilft bei einer Bennenung nicht weiter. Sowohl Gneise wie Granite können feinkörnig oder grobkörnig sein.

*auch ohne Anrede*:

Das sehe ich aber, wie gesagt, ganz anders.

So sieht ein Gneis aus, aber nicht wie oben abgebildet.

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3304.0

Peter5

Offline speul

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Re: Twären
« Antwort #7 am: Dezember 31, 2008, 20:18:59 Nachmittag »
Hallo noch mal, :si05:
Mmh, mit Gneis bin ich auch nicht so richtig zufrieden. So richtig kann ich keine Einreglung oder Vorzugsrichtung erkennen. Das das Gestein mal ein Granit war, sehe ich auch so. Bleibt natürlich noch zu klären, warum es jetzt ist wie es ist - wird man so am Handstück natürlich nicht raus bekommen,
Mylonitisierung - is nicht
Biotit - erscheint eher schwarzgrün, eher Chlorit? -kann man das einfach schnell entscheiden
Ich hab´noch mal zwei Detailbilder gemacht, die schön das Zerfallen der Feldspäte zeigt.
Ulrich
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Offline lithoraptor

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Re: Twären
« Antwort #8 am: Januar 02, 2009, 16:18:33 Nachmittag »
Moin Kristallinisten, wünsche ein frohes Neues!

So, nun aber wieder zu den harten Dingen des Lebens- zu den Steinchen. Ich möchte mich den Ausführungen von Willi anschliessen. "Gneisgranit" ist wohl eine passende (wenn nicht sogar die passendste) Bezeichnung für das Material.  :user:

@ Peter5: Wie Willi schon sagte,  :auslach: ob nun grob oder fein, ein Gefüge, das muss sein :auslachl:. Nun aber wieder mal ganz ernst: Es kommt nicht so darauf an (zumindest hier nicht), ob es sich um ein feines oder grobes Gefüge handelt. Denk doch z.B. mal an die Dolerite, da gibt es feinophitisches und grobophitisches Gefüge. Wenn Du dir mal die unterschiedlichen Granite (Willi hat es ja schon gesagt) anschaust, dann wirst Du sehen, dass es da ganz unterschiedliche Kristallgrößen gibt (wie bei den Eisenmets ja auch); eben einfach nur als Ergebnis der Abkühlgeschwindigkeit. Bei den Gneisen möchte ich hier mal auf den Begriff der Augengneise verweisen. Die betreffenden Kalifeldspäte können auch mehrere Zentimeter erreichen.
Ich kenne aus dem Geschiebe sogar Granat-Gneise mit Granaten bis in den Dezimeterbereich (ähnlich, wie man es von Glimmerschiefern ja auch kennt); leider sind die Kristalle hier immer völlig zerüttet.

Wie auch immer WIR hier alle das obige Stück auch immer ansprechen mögen, wichtig ist doch, dass da eine Überprägung stattgefunden hat, und dass sich DIES auch iwi in der Ansprache bzw. Beschreibung des Handstückes (und nur dies liegt uns ja hier vor) niederschlagen muss. Sicher würde eine Ansprache am Herkunftsort deutlich leichter fallen...

Gruß  :prostbier:

Ingo

P.S. Ulrich, ich freue mich schon auf das nächste Stück, welches Du uns hier präsentieren wirst.  :fluester:

Peter5

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Re: Twären
« Antwort #9 am: Januar 03, 2009, 08:46:26 Vormittag »
Hallo Ingo,

Zitat
Es kommt nicht so darauf an (zumindest hier nicht), ob es sich um ein feines oder grobes Gefüge handelt.

Gut, Ihr habt mich überzeugt ..  :hut:..bin bisher immer nur von den Gneisen und Graniten ausgegangen, die ich kenne und da passte das dann wohl  immer rein zufällig mit dem Gefüge... :smile:

Schönen Neujahrsgruß von Peter5 ..  :winke:

 

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