Autor Thema: Der sogenannte Chiemgau Impakt und die Bimssteine des Chiemsee  (Gelesen 3682 mal)

Offline Furchenstein

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Der sogenannte Chiemgau Impakt und die Bimssteine des Chiemsee
« am: April 19, 2013, 10:35:14 Vormittag »
Von CIRT (Chiemgau Impact Research Team) werden Funde von Bimsstein am Chiemsee gemeldet und mit vermeintlichen Impaktkratern im Chiemsee in Zusammenhang gebracht. :gruebel: :lacher:

Chiemgau-Impakt: Bims als Impaktgestein (Impaktit)

Obwohl Nicht-CIRT-infiziert (sprich !Impaktgläubig!) gelang es mir eine große Anzahl von schwimmfähigen Steinen zu entdecken. Bemerkenswert sind die Fundstellen.... allesamt im Bereich der Hirschauer Bucht, östlich des Mündungsdeltas der Tiroler Ache. Man muss wissen dass die Hauptwindrichtung am Chiemsee "West" ist! Siehe: Windfinder


Grüße vom Chiemsee

Hans Lauterbach


Offline JFJ

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Re: Der sogenannte Chiemgau Impakt und die Bimssteine des Chiemsee
« Antwort #1 am: April 19, 2013, 19:47:40 Nachmittag »
Hallo Hans,

das Problem mit Bimsstein ist, dass eine Ablagerung in räumlich sehr großem Abstand vom Vulkan stattfinden kann.
Bims kann durch Luftströme weit verdriftet werden.
Eine kurze Erläuterung s. Link vom bgr: http://www.bgr.de/rohstoffportal_sgd/magmatite_vulk_lockergesteine.shtml
Oder von der Uni Kiel: http://www.geophysik.uni-kiel.de/~sabine/DieErde/Magmatismus/037-pyroklastische-Ablagerungen.html
Bims kann nicht mit unbedingt einem unmittelbar in der Nähe stattgefundenen Vulkanismus in Zusammenhang gebracht werden.
Darum wäre es auch müßig, ein räumliches vulkanisches Geschehen in die Funde interpretieren zu wollen.
Wenn schon kein Impakt, dann doch zumindest einen Chiemsee-Vulkan  :laughing:
Das wird auch der Grund sein, weshalb in dieser Richtung noch keine Forschung betrieben wurde.

Danke für´s Einstellen. Die neuen Seiten (Theorien), kannte ich noch nicht.

Beste Grüße zum schönen Chiemsee
 :hut: Jörg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Suevit

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Re: Der sogenannte Chiemgau Impakt und die Bimssteine des Chiemsee
« Antwort #2 am: April 20, 2013, 09:30:52 Vormittag »
Hallo Hans,

Jörg hat ja schon ausführlich auf mögliche natürliche Unsicherheitsfaktoren hingewiesen.

Zitat
Der Chiemsee-Bimsstein kommt aus Österreich, so wie die unzähligen – Bierflaschen, Weinflaschen, Plastikflaschen, Zahnpastatuben, Plastikeimer, Schuhe, usw. – das Treibholz, das Treibgut, der Krempel, usw.
(http://chiemgauimpaktinfo.wordpress.com/2013/04/10/die-chiemsee-bimsstein-kommen-aus-osterreich/)

Zu bedenken ist auch, dass Bims im großen Maßstab technische Anwendungen findet und zu diesem Zweck in der halben Welt herumgekarrt wird. Durch den Bimsabbau für solche lukrativen Zwecke ist bspw. die Vulkaneifel bereits großflächig um mehrere Meter tiefergelegt worden...
Bimsstein findet in gewaltigen Mengen Anwendung als Zuschlagstoff für Leichtbeton und -gusssteine, als Substrat in Bioreaktoren (Kläranlagen, Pharmazie, chemische Fabriken), als Filter in Rieselfeldern, als Bodenverbesserer in Gewächshäusern, etc. Aus all diesen Anwendungen können Bimssteine in die umgebende Landschaft gelangen und landen dann eben dort, wo man sie absolut nicht erwartet. Zu erinnern sei z. B. an die Zeiten, als Kläranlagen noch bedenkenlos Klärschlamm an Bauern und Gartenbesitzer zwecks Bodenverbesserung abgaben - gut vorstellbar, dass damals analog dazu "verbrauchter" Bims aus Rieselfeldern zum Auffüllen von störenden Senken in der Landschaft (Toteislöcher etc., im Voralpenland gerne praktiziert um ebenere Ackerflächen zu erhalten) verwendet wurde. Ist der Bims erst mal in die freie Natur gelangt, kann er praktisch überall hin gelangen.
Interessant wären hier genauere Analysen des Bimses hinsichtlich Schwermetallbelastung - eine hohe Belastung wäre ein Indiz für menschlichen Gebrauch zu Reinigungszwecken (Wasser, Abwasser).

Die Calcit-Sphärulen sprechen dafür, dass zumindest ein Teil des Bimses "alt" ist - die Teile wachsen nicht mal eben von heute auf morgen. Sowas ist eher typisch für Paläo-Bimse mit einem Alter von mehreren Zehner oder Hunderter an Jahrtausenden. Hier würde es sich anbieten, einen Provenienzvergleich mit bekannten Bims-Abbaugebieten durchzuführen.

Fazit: Der Artikel Chiemgau-Impakt: Bims als Impaktgestein (Impaktit) ist pseudowissenschaftlich, unter Ausblendung von Contra-Argumenten (bezeichnenderweise wird zwar mit Bims-ähnlichem künstlichem Material verglichen, aber nicht auf die anthropogene Verschleppung von natürlichem Bims eingegangen) kommt man zu dem Schluss "Sieht aus wie, also ist es". Wo ist ein kritischer Provenienzvergleich, eine chemische Analyse?

Gruß,
Rainer

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Der sogenannte Chiemgau Impakt und die Bimssteine des Chiemsee
« Antwort #3 am: April 20, 2013, 12:20:52 Nachmittag »
Hallo,

Muss noch nicht mal Bims sein. Einige der gezeigten Stücke erinnern mich eher an technische Produkte wie Porenbeton (die hellen) oder Schlacke/Koks (die dunklen Stücke). Koks findet sich auch oft am Spülsaum der Ostsee, der ist so porig und sehr leicht. Es gibt durchaus auch schaumige Schlacke, die sehr leicht ist.

Glück Auf!
Sebastian
Diplom-Mineraloge

Offline Furchenstein

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Re: Der sogenannte Chiemgau Impakt und die Bimssteine des Chiemsee
« Antwort #4 am: April 21, 2013, 23:23:45 Nachmittag »
Hallo beisammen, vielen Dank für die Aufmerksamkeit, die Erläuterungen und Antworten...

Von CIRT kann der Nachweis eines Einschlages (von was auch immer) in den Chiemsee nicht erbracht werden. Alles, ...  - angebliche Krater im See, phantasierte Tsunami, Kathastrophenschichten am Ufer - reine Spekulation. Die Funde von nicht in die Vorlalpenlandschaft passenden Objekten, in dem Fall -Bims- soll nun als Beleg für etwas Aussergewöhnliches dienen.
Frage: Warum macht CIRT aus den Funden nicht eine wissenschaftliche Arbeit und übergibt die Objekte an unabhängige Institute/den zuständigern Fachbereichen  zur Überprüfung?

Die Äußerung vom - Vulkanismus in den Kitzbühler Alpen - in meinem Blog ist provokativ und genauso unsinnig, wie CIRT bei den Fundstücken vom Chiemsee von Bims-Impaktit spricht.

Ich bin kein Experte, traue mir aber für den weißen Stein im zweiten Bild links oben eine Einstufung als "technisches Produkt" zu, denn in den kugelförmigen Vertiefungen befanden sich, rein weiße elastische Kügelchen. [siehe: schwarzwaldmineraloge]

Mit meinen Aktivitäten zeige ich auf, dass "Aussergewöhnliches Material" nur in einem bestimmten Bereich zu finden ist. Der Eintrag durch die Tiroler Ache ist offensichtlich.

Sollte jemand Interesse haben, stelle ich die Fundstücke zu Verfügung, desweiteren biete ich meine Ortskenntnisse für Exkursionen an.

Grüße vom Chiemsee

Hans Lauterbach  :hut:


 

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