jetzt gehts wieder...
Hiho Jürgen,
es gab ja schon ein sehr gut funktionierendes System 200 Jahre lang.
Die Händler und Finder haben die Meteorite gesucht und gefunden und, ich vermeide dieses ach so böse Wort nicht, an die Forscher und Museen und Privatsammler verkauft. Zusätzlich hatten die Forschers auch ab und zu ihre eigenen Expeditionen gemacht.
Logisch gabs da auch immer Eifersüchteleien, was weiß ich, Nininger wurde von manchen als Trickdieb verunglimpft,
aber das hat sich alles im Rahmen gehalten und alle warens zufrieden, insbesondere die Wissenschaftsseite, weilse genau wußten, wasse an den Händlern hatte und wasse an den privaten Sammlern hatten, da letztere besonders gern ihre Sammlungen gestiftet hatten und mit beiden zusätzlich ein reger Tauschhandel stattgefunden hat.
Sodann gabs große Veränderungen.
Erstens: Das System wurde perfektioniert.
Der private Sektor hat sich dahingehend entwickelt, daß er aus dem Stand die Weltanzahl an Neufunden zur Explosion gebracht hat.
1970 rum gab es keine 3000 verschiedene Meteorite auf der Welt (noch 1980 nicht, wenn man da die Antarktis wegläßt).
Das hat zur direkten Folge gehabt, daß die Forschung und dem privaten Sammler eine Vielfalt an Meteoriten zur Verfügung stand und besonders viele wichtige Neuentdeckungen gemacht wurden, wie sich niemand hätte erträumen lassen.
Und das ist leicht nachzuweisen, sind die Kosten der Meteorite für den privaten Sammler und für die öffentlichen Institute auf einen kleinen Bruchteil dessen gefallen, was sie während der 200 Jahre zuvor ausgegeben hatten.
Zweitens: Die Wissenschaftseite nahm die Antarktisprogramme auf.
In den 1970igern, besonders nach der Streichung des Apollo-Programms, rückte die Antarktis ins Blickfeld als mögliche Quelle insbesondere für planetare Meteorite (Mond, Mars, Vesta..). Diese Programme zeitigten gute Ergebnisse, waren und sind allerdings äußerst kostspielig, sodaß sich das nur sehr wenige Länder leisten können. Nichtsdestortrotz hat sich dadurch die Verfügbarkeit an Meteoriten für die Forschung, nicht aber für die privaten Sammler stark verbessert.
In unserem Jahrzehnt dann, hat der private Handel dann die Antarktis bei weitem überflügelt, es wurde insgesamt in den wenigen Jahren mindestens dreimal mehr an verschiedenen Meteoriten gefunden als in der gesamten Periode der Antarktis, Gewichtsmäßig schätz ich mindestens zwanzig mal mehr und diese Meteorite stehen der Forschung und dem Privaten zu einem Preis zu Verfügung, der, behaupte ich bis zum Beweis des Gegenteils, um ein Faktor von mindestens 1000 niedriger liegt, als das, was die öffentliche Hand für die Antarktischen ausgeben muß.
Gleichzeitig hat der Preisverfall ausgelöst durch diesen Boom teilweise auch auf die "klassischen" Meteorite ausgestrahlt.
Drittens: Sind in den letzten 10-20 Jahren entgegen dem Aufschwung in der Forschung durch die neuen Meteoritenfunde, verbesserten Analysemethoden und durch die neuen Ergebnisse der Raumfahrt,
in sehr vielen Ländern, darunter auch viele klassische Meteoritennationen, die Mittel zum Erwerb von Meteoriten durch Kauf oder durch eigene Expeditionen auf ein unerträglich niedriges Niveau zusammengestrichen worden, wie es in der Geschichte noch nicht vorgekommen ist. Stellen wurden nicht mehr neu besetzt. Institute geschlossen. Und teilweise ist die Situation in manchen der prominentesten Sammlungen mittlerweile so, daß die Meteorite in deren Bestand verwahllosen.
Zusätzlich wurde den Meteoriten in vielen der öffentlichen Sammlungen ein rechtlicher Status oder Rang verliehen, daß die Sammlungen nicht mehr durch Tausch erweitert werden können.
Viertens: Es kam das Ding geheißen Internet. Dadurch bekam das Thema Meteorit eine größere Popularität, was wiederum größere Fundzahlen und Fundmengen durch mehr Sucher auch in den Nichtwüstenländern bedeutete. Die Zahl der neuen Privatsammler konnte mit der Steigerung der Fundzahlen nicht mithalten. Der Markt wurde übersichtlich und transparent, und ein gnadenloser Preiskampf für die Händler brach los, der bis heute andauert.
Fünftens: Die Gesetzesdebatte begann und in einigen Ländern wurden Meteoritengesetze eingeführt.
Diese Gesetze entspringen nicht einer historischen oder natürlichen Notwendigkeit sondern sind ein sehr junges Phänomen.
Die Anfänge für die Debatte, wie wir sie heute haben, liegt in den 1960igern, als eine Arbeitsgruppe von internationalen Meteoritenwissenschaftsoberbossen zusammengestellt wurde, um in mehrjähriger Arbeit der UNESCO Vorschläge zu unterbreiten, wie Meteorite in der geplanten Konvention zum Schutz beweglichen Kulturguts zu behandeln seien, jener 1970iger Konvention.
Dies geschah zu einer Zeit, als die Bedingungen völlig anders waren als in unseren Zeiten. Die Museen und Institute waren finanziell angemessen ausgestattet, es gab noch keine kostspieligen Antarktisexpeditionen, noch waren die Wüsten als reichhaltigstes Reservoir für eine Unzahl von Neufunden bekannt - es gab nur sehr wenige Meteorite.
Zwar berufen sich fast alle diejenigen, die Gesetze einführen, fordern oder Kampagnen gegen den privaten Sektor fahren auf diese Konvention, handeln dabei aber in einigen Punkten diametral zu den Empfehlungen jener Arbeitsgruppe damals.
So empfahl die Arbeitsgruppe erstens, daß jedes Land eine Nationalsammlung für Meteorite einrichten solle, falls es keine geeignete Institution gäbe. Das haben wir heute in einigen Ländern, die Gesetze fordern nicht.
Und diese Voraussetzung bedingt, daß finanzielle Mittel eingestellt werden, um solche Sammlungen zu unterhalten. Die meisten, die heute nach Gesetzen schreien, kümmern sich nicht um das Einfahren solcher Mittel.
Zweitens hat die Arbeitsgruppe keines Wegs empfohlen, die Staaten sollten vermöge Enteignung Meteorite an sich reißen, noch daß sie Funde komplett sich aneignen sollten,
sondern daß die nationalen Sammlungen Teile ihrer Nationalen Meteorite erwerben sollten.
Ausdrücklich nicht wurde dabei der Ankauf ausgeschlossen, so wie es heute von den Protektionisten gefordert wird, sondern der Ankauf wurde als ganz natürliches Mittel der Wahl vorausgesetzt.
Und letztlich wurde die Notwendigkeit unterstrichen, Kenntnisse über die Meteorite unter der Bevölkerung zu verbreiten, mit der Zielsetzung, daß so diese überaus privaten Menschen, auf das Thema aufmerksam werden, aufdaß mehr Meteorite gefunden werden und in der Forschung landen können. - Das wurde im Übrigen bereits in der zweiten Hälfte des 19.Jhdts erkannt, daß man sich der Laien bedienen muß.
Fast ohne Ausnahme sehen wir heute, daß die Länder, die Gesetze eingeführt haben hinsichtlich Suche, Export, Besitz von Meteoriten, diesen Maximen zuwiderhandeln, genauso wie praktisch alle, die Gesetze fordern, verhindern wollen, daß Laien oder Händler, beides seit jeher die Hauptquelle des Weltinventars an Meteoriten Hand an Meteoriten legen.
Dort wo solche Gesetze erfolgt sind, sind die Ergebnisse dementsprechend katastrophal ausgefallen. Ein Land einer so großen Fläche und mit seiner hohen Bevölkerungszahl wie China, hat praktisch überhaupt keine neuen veröffentlichten Meteorite. In Australien, als Erstweltland mit einer einstigen Spitzenforschung, sind die Fundzahlen komplett weggebrochen, während in anderen Erstweltländern ohne gesetzlichen Regelungen die Fundzahlen und Fundgewichte teilweise parallel dazu bemerkenswert angestiegen sind.
Für die Wüstenländer seien exemplarisch Ägypten genannt - durch die Gesetze jeher absolutes Schlußlicht in der Wüste was die Anzahl der Meteorite angeht, die Raten entsprechen denjenigen eines mittelgroßen Landes in klimatisch gemäßigten Zonen und Libyen,
wo die Fundzahl nach Wegbleiben der Privaten um durchschnittlich 97% eingebrochen sind.
Sechstens: Es scheinen Mängel in der Ausbildung der Fachkräfte zu bestehen. Sicherlich wie in allen Wissenschaftsbereichen hat sich eine stärkere Differenzierung und Spezialisierung ergeben. Viele Wissenschaftler wissen heute nicht, wieviele Meteorite es gibt, wieviele gefunden werden, wer sie findet und die Kosten. Ähnlich sieht es bei manchem Kurator aus, zu dessem Beruf, solche Kenntnisse gehören. Diese sind teilweise auch historisch schlecht ausgebildet und wissen nicht über die Geschichte der Sammlung Bescheid, die sie betreuen und haben, obwohl der Markt heute besonders durch das Internet transparent und übersichtlich geworden ist, wie nie zuvor, keine Markt-, Quellen- und Preiskenntnis. Ferner scheint es bei vielen Schwächen in dem Bereich Management zu geben, insbesondere was die Erlangung von Forschungsgeldern, Ankaufsetats und Drittmittel anbelangt.
Soderla, meine Gedanken dazu.
Also H5P6 - ein System, das sehr gut funktioniert hat, hat es immer schon gegeben.
Das Problem ist, daß einige dahinterher sind, dieses System möglichst komplett zu zerstören,
wobei die Motive unklar sind - und bisher niemals ein möglicher Nutzen aus dieser Vorgehensweise aufgezeigt werden konnte.
Martin