Hallo,
da gibt es meiner Erfahrung nach zu viele verschiedene Qualitäten, dass man Twannberg in eine Schublade stecken könnte. Je nachdem, wo die Stücke gefunden wurden (manche wurden vom Gletscher transportiert, manche liegen mehr oder weniger in situ), sind einige Stücke nach 200.000 Jahren auf der Erde ziemlich verwittert, andere sehen fast so frisch wie Sikhotes aus mit Fusionskruste, Fließlinien und Schmelzlippen.
Grundsätzlich ist der Hexahedrit Twannberg nicht so rostanfällig wie aus irdischer Sicht "alte" Oktahedriten (z.B. Muonionalusta, Campo oder Morasko). Twannberg weist eben kein Widmannstätten-Gefüge auf, ergo konnte sich der Meteorit auch nicht derart mit irdischen Chloriden "aufladen". Sofern ein Twannberg eine Oxidkruste aufweist, ist diese stets scharf abgegrenzt zum blanken Metall. Es gibt so gut wie keine Übergangszone.
Dazu gibt es viele verschiedene Qualitäten von Twannberg: Das reicht von fast durchoxidierten Stücken (z.B. TW88 oder TW563), die mehr oder weniger nur noch aus shale bestehen, bis zu Stücken mit schwarzer Fusionskruste und delikaten Fließlinien (z.B. TW268, TW278, TW284, TW285 u.v.m.). Je nach Erhaltungsgrad ist ein Stück entweder rostgefährdet oder überhaupt nicht.
Stark oxidierte Stücke mit zumeist hellbrauner Oxidkruste tendieren eher zum Rosten, zumeist aber auch nur dort, wo zufällig ein offener Schreibersit liegt, der in das Innere des Meteoriten hineinragt. Eine solche Stelle ist natürlich etwas problematisch, weil dort im Boden Feuchtigkeit in das Material selbst eindringen konnte. Ein Beispiel ist TW84, der nach dem Schneiden ausschließlich an einem offen liegenden Schreibersit zu "suppen" begann (im Übrigen war das Stück seit Jahren brav bei offener Lagerung). Ich konnte den Vorgang mittlerweile stoppen durch eine NaOH-Behandlung.
Twannberg-Meteoriten, bei welchen man Regmaglypten und Reste von Fusionskruste erkennen kann, möchte ich als völlig unkompliziert bezeichnen. Die kann man ohne Weiteres offen lagern, ganz ohne weitere Maßnahmen. Man kann sie jederzeit auch in die Hand nehmen und muss diese Stücke auch nicht einölen!
Scheiben würde ich - egal von welchem Eisen diese stammen - rein vorsorglich stets in versiegelten Plastikdosen mit Silika-Gel (nicht am Material!) aufbewahren oder aber bei offener Lagerung wenigstens leicht einölen.
Twannberg möchte ich also im Rahmen der Roster-Level-Liste einteilen in RL1 - RL3.
Gruß,
Andi