Hallo Meteoritenfreunde,
nach den beiden Marsmeteoriten NWA 5789 und NWA 5990 vom Frühjahr und Herbst letzten Jahres, die sich aus wissenschaftlicher Sicht als überaus bedeutend herausgestelllt haben, ist es uns eine besondere Freude, Euch heute wieder mit einem besonders außergewöhnlichen Marsfund aufwarten zu können.
Es handelt sich um einen komplett bekrusteten, perfekten Stein, der dieses Jahr in der Sahara gefunden wurde.
Zunächst sticht natürlich die makellose und überaus frische Schmelzkruste ins Auge, die das Individual vollständig und ohne Fehlstellen ummantelt.
Und diese Schmelzkruste ist für einen Marsmeteoriten höchst ungewöhnlich: Sie ist rau und körnig und matt und der starke, oft fast fettige Glanz, der sonst den Krusten der basaltischen Meteorite zu eigen ist, geht ihr völlig ab; sodaß äußerlich rein gar nichts bei diesem Stein auf seine planetare Natur hindeutete und man ihn eigentlich für einen gewöhnlichen Chondriten hätte halten müssen, wenn auch für ein ausgezeichnetes Exemplar -man beachte nur die schaumige Ausprägung der Schmelzkruste an den Überwurflippen.
Um so feierlicher aufgeregt waren wir daher gestimmt, mit dem ersten Schnitt dem Stein sein Geheimnis zu entreißen.
Das Schnittbild übertraf alle Erwartungen, die außerordentliche Frische die die Kruste versprach, setzte sich im Inneren fort und sofort wurde uns offenbar, einen der schönsten Shergottite, einen olivin-phyrischen, überhaupt in den Händen zu halten.
In der vollkommen unverwitterten, bissfesten und feinkörnigen Matrix gruppieren sich pastellfarbene Olivine, die ein Farbspektrum bis zu einem frühlingshaften Wiesengrün einnehmen und deren Form, Verteilung und Größe doch an NWA 5789 erinnern.
Gelegentlich durchsetzt sind die Flächen mit unregelmäßigen Flecken schwärzlichen Maskelynites mit feinen Ausläufern, wie man sie bspw. aus der Serie der frischen Märse NWA 2975-5366 kennt.
Auffällig ist im Querschnitt weiterhin, daß die Schmelzkruste doch recht dick ausgeprägt ist.
An einem ersten Pröbchen konnte Dr. Anthony Irving schnell feststellen, daß es sich bei diesem Marsmeteoriten um einen neuen Vertreter handelt, der mit den bekannten Marsfunden nicht gepairt ist.
Die Klassifikation und die zahlreichen weiteren Untersuchungen wird wieder Dr. Irving im Verbund mit Kollegen an Instituten rund um den Globus durchführen.
Für diesen Marsmeteoriten ist die Nummer NWA 6162 vorgesehen.
Die Analysen laufen jetzt an, besonders gespannt sein können wir auf die Messung der Spurenelemente, ob das Material eher an- oder abgereichert ist, was dann die generische Einordnung erlaubt denn wer weiß, dieses neue Material kann auch in der Hinsicht durchaus für die ein oder andere Überraschung gut sein.
Leider ist das tkw dieses Ausnahmefundes mit 89g wiederum etwas begrenzt.
Abschließend ist wohl zu sagen, daß dieser neue Marsfund was die Frische angeht sogar noch die NWA 2975ff.-Gruppe, die für sich genommen ja als ausgesprochener Glücksfall und bislang als das Non-Plus-Ultra galt, eindeutig übertrifft. Zwar mögen die Verwitterungsprozesse in der Wüste durchaus überaus langsam ablaufen können und man sollte sehr sparsam mit diesem Attribut umgehen, jedoch kann man nicht umhin, den neuen NWA 6162 als fallfrisch zu bezeichnen.
So gesehen handelt es sich bei diesem Stein um einen der besten und aufregendsten Funde, den die Wüsten je preisgegeben haben
und zweifelsfrei reiht er sich unter die besten Marsfunde der Geschichte.
Beste Grüße,
Stefan & Martin