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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: Mettmann am Juli 22, 2019, 21:28:44 Nachmittag

Titel: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 22, 2019, 21:28:44 Nachmittag
Salü,

neulich, über eine meteoritische Passage bei Ludwig Ganghofer gestolpert, glaubte ich, es gäbe schon ein Thema, in dem wir literarische Fundstücke sammelten. (Ich erinnere mich, daß wir schon Feines gelesen hatten von E.T.A. Hoffmann, Graf Pocci, Karl May, Karl Valentin...)
Dem scheint aber doch nicht so zu sein.
Da ich es schade fände, daß solcherlei Texte im Nirwana verloren gingen, sei geschwind das Thema aufgemacht,
wo wir derlei abheften können, frei von der Gefahr, ob Abschweifung eins über die Rübe...
Freilich sei es den Moderatores vorbehalten, dieses Thema, so es ihnen für die Ernsthaftigkeit des Forums nicht staubig genug erscheint,
in ein anderes Board zu verschieben.

Nun denn!
Martin

Zur Einweihung möchte ich beginnen mit Kurd Laßwitz.
Die Franzosen haben ihren Jules Verne, die Briten den H.G.Wells, wir aber haben eben den Laßwitz, der es allerdings nie zu ebenbürtiger Popularität gebracht hat, obwohl er ein Sci-Fi-Schreiber von deutlich aparterem Humor ist als die vorgenannten Pioniere.

Hier nun aus "Homchen. Ein Tiermärchen aus der Oberen Kreide" ein paar Absätze (die i.Ü: brilliant die Diskursmethode in den neuen Medien (von der Politik gar nicht zu reden) heute noch entlarven würden, weswegen ichs ausgewählt...):
 
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 22, 2019, 21:30:59 Nachmittag
Es ist eines der gelehrten Vorurteile, die endlich ausgerottet werden müssen, daß es schwierig sei, eine Wissenschaft zu reformieren. Man braucht dazu weiter nichts als einige Prinzipien und eine Methode.

Heino Mirax hatte beides.

Als Prinzipien nahm er irgendwelche beliebigen Sätze aus dem täglichen Leben, aus dem Sprichwörter- oder Märchenschatze der Völker oder aus einer der umzukehrenden Wissenschaften, vorausgesetzt nur, daß sie niemand bezweifeln konnte. So zum Beispiel: »Man muß das Eisen schmieden, solange es heiß ist«, oder: »Ein Tischleindeckdich wäre eine schöne Sache«, oder auch den ziemlich feststehenden Satz: »Die lebenden Wesen sind in einem allmählichen Vervollkommnungsprozeß begriffen.«

Seine Methode bestand darin, daß er diese Sätze auf ein beliebiges fremdes Gebiet anwandte, nur mit der Vorsicht, daß man auf keine Art nachweisen konnte, ob sie dort auch anwendbar wären. Darin lag eben das Neue, wodurch er die schwierigsten Rätsel des Daseins mit Leichtigkeit löste.
So bewies er zum Beispiel, daß es auf der Sonne Bewohner gäbe, welche sich von Meteorsteinen nährten. Denn da man das Eisen schmieden muß, solange es heiß ist, da aber die Spektralanalyse nachweist, daß es auf der Sonne glühende Eisendämpfe gibt, so muß es auch Wesen auf der Sonne geben, die das Eisen schmieden; und da ein »Tischleindeckdich« eine hübsche Sache ist, so steht zu vermuten, daß jene Wesen auch gern vom Himmel gefallene Speisen haben möchten. Nun fallen aber die Meteorsteine vom Himmel und bestehen aus Eisen – folglich sind sie die Lieblingsspeise der Sonnenbewohner. Da endlich wir Menschen noch nicht Eisen verdauen können, die lebenden Wesen jedoch in einer Fortentwicklung begriffen sind und endlich die Sonne älter ist als die Erde, so folgt daraus: 1. Die Sonnenbewohner sind höherorganisierte Wesen als die Menschen; 2. die Menschen werden später dazu kommen, Eisen zu verdauen; 3. in einer – allerdings noch weit entfernten – Zukunft wird man zum Nachtisch den Gästen Granaten in den Mund schießen. Es muß freilich hinzugefügt werden, daß die letzte Folgerung nicht von allen Anhängern des Heino Mirax zugegeben wurde und daß sie auch in der Tat nicht ganz unbedenklich ist; die Neu-Miraxianer, die sie leugnen, haben möglicherweise recht. Aber auf Grund der beiden ersten Sätze hatte sich Mirax eine zuverlässige Schule geschaffen, welche alle umfaßte, die das Bedürfnis hatten, etwas bisher gänzlich Unbekanntes durch eine unbefangenere Logik zu erfahren. Sie erklärten Heino Mirax für einen der tiefsinnigsten und zugleich klarsten Denker aller Zeiten.
Er sich auch.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 22, 2019, 23:26:19 Nachmittag
Gute Idee! Wobei auch ich wähnte, es habe einen solchen Faden bereits gegeben. Sei's drum.

Ich fang dann gleich mal off topic an, um mich sodann sukzessive aufs Thema zuzuarbeiten. Aber: Kometen, sind die überhaupt off topic? Haben wir nicht längst schon kometäres (komatöses?) Material in den Vitrinen liegen? Tagish Lake z.B.?

Jedenfalls steht in Friedrich Hölderlins spätem Gedicht 'In lieblicher Bläue' - das u.a. auch die gute Frage enthält: "Denn zu bluten an Gestalt und Herz, / und ganz nicht mehr zu seyn, gefällt das Gott?" - dieser schöne Passus:

"Möcht' ich ein Komet seyn?
Ich glaube. Denn sie haben Schnelligkeit der Vögel; sie blühen an Feuer,
und sind wie Kinder an Reinheit.
Größeres zu wünschen, kann nicht des Menschen Natur sich vermessen."

Das Gedicht ist 1808 entstanden, zu jener Zeit, als "le pauvre Holterling" vom Professor Autenrieth in der Tübinger Psychiatrie wegen Wahnsinns, gesteigert zu Raserei, zwangsbehandelt wurde. Hernach hat sich dann der Tischler Ernst Zimmer, der Hölderlins Werk bewunderte, des Dichters an- und ihn in seine Familie im Turm am Neckar - dem späteren Hölderlinturm - aufgenommen. Darüber hat dann wiederum Paul Celan geschrieben, bevor er seinerseits in die Seine ... ab das führt nun wirklich zu weit.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 22, 2019, 23:35:49 Nachmittag
Siehe, ich maß auf dem Feuerfittich
rascher Kometen die Bahnen der Ewigkeit,
durch tausend Planetenreigen
flog ich zitternden Geistes,
spähte und lauschte hinab
auf die kreisenden Bälle
mit überirdischen Sehnsuchtsinnen.
Und entgegen schwoll mir allewig
aus unzählbarer Lebenden Brüsten:
    Auf allen Sternen ist Liebe!

Wus? Ab-schweifend?
Zitat
Aber: Kometen, sind die überhaupt off topic?
Iwo. Aber immer nur her damit!

 :super:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 23, 2019, 00:02:14 Vormittag
Einer geht noch rein, hier und jetzt. Früher war jedenfalls mehr Apokalypse.

Und so heißt es im Gilgamesch Epos:

"Die Anunnaki hoben Fackeln empor, mit ihrem grausen Glanz das Land zu entflammen. Die Himmel überfiel wegen Adad Beklommenheit, jegliches Helle in Düster verwandelnd; das Land, das weite, zerbrach wie ein Topf."

(Dass dieser Passus nicht ganz aus der Luft gegriffen ist - siehe u.a. hier: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/meteoriteneinschlag-forscher-auf-den-spuren-der-apokalypse-a-431230.html )
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 23, 2019, 00:15:29 Vormittag
Oho,
da konter ich erzkonservativer,
mit dem Kerl, von dem man nie etwas gelesen oder gesehen, aber trotzdem in der Schul immer lernt, daß er abgestecht.
(und ich aber gesehen, daß er den Krass Gothic Grabstein hat).

Weiter wüßte ich nichts zu sagen, bis
die Ebbe und Flut der Zeit die Gestalten
verändert, und die Gefahr, von einem
Meteor mit Steinen beregnet zu werden,
vorüber ist. Berlin, den 2ten April 1804.
             
                                A. v. Kotzebue
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Buchit am Juli 23, 2019, 06:33:50 Vormittag
"Von Süden fährt Surt
mit der Zweige Verderben.
Vom Schwert der Götter
glänzt die Sonne.
Felsklippen knallen
und Trollweiber fallen,
zu Hel gehn'n die Menschen,
der Himmel zerspringt."


Völuspa - Der Seherin Weissagung, Vers 52: Schilderung des Ragnarök
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am Juli 23, 2019, 10:17:45 Vormittag
neulich, über eine meteoritische Passage bei Ludwig Ganghofer gestolpert, glaubte ich, es gäbe schon ein Thema, in dem wir literarische Fundstücke sammelten.

Gute Idee! Wobei auch ich wähnte, es habe einen solchen Faden bereits gegeben. Sei's drum.

War dieser kurze Thread gemeint?

Gedichte über Meteorite (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=4678.msg59087#msg59087)


glaubte ich, es gäbe schon ein Thema, in dem wir literarische Fundstücke sammelten. (Ich erinnere mich, daß wir schon Feines gelesen hatten von E.T.A. Hoffmann, Graf Pocci, Karl May, Karl Valentin...)

Ja, z.B. hier und von dir.  :einaugeblinzel:

Old Shatterhand über Feuerkugeln und Winnetou auf Meteoritenjagd (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=8940.msg112756#msg112756)

Unbekannter? Historischer Meteoritenfall in Sachsenhausen !!! (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=541.msg3528#msg3528)
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: gsac am Juli 23, 2019, 16:59:39 Nachmittag
Must I?

OK, sei´s drum. Ich habe einen sehr skurrilen Vorschlag, schwer verdaulich
für Leute, die des Norddeutschen (insbesondere) nicht so mächtig sind, und
man muss sich wirklich durcharbeiten, mit Betonung auf arbeiten, aber dann
wiederum sehr amüsant:

Arno Schmidt
"Kaff - auch Mare Crisium"
antiquarisch Fischer oder Stahlberg-Verlag
(c) 1960 Stahlberg Verlag Karlsruhe

Nichts für schwache Nerven oder modern ungeduldige Geister!

Klappentext: "Das vorliegende Buch spielt - wie u.a. aus der Stelle S. 13, Z. 5 v. u. überzeugt dargetan wurde - in seinen entscheidenden Partien im Jahre 1980 auf dem Monde. Die eingestreuten irdischen Szenen sind, nach Angaben des Verfassers, dem bayerischen Volxleben entnommen; da er jedoch weder das Land kennt, noch den Dialekt seiner Bewohner, auch Bergländer notorisch nicht ausstehen kann, und vor allem eine Lokalisierung unmöglich machen wollte, wurden die beobachteten Ereignisse und Gestalten zur Tarnung in ein Gebiet nördlich der unteren Weser verlegt, westlich der Linie Scheeßel = Groß Sittensen = Hollenbeck = Kutenholz = Himmelpforten = Assel"

Er war etwas weltentrückt, keine Frage, aber hat auch gelitten. Ich habe
ein paar andere Bücher von ihm, eines auch mit persönlicher Signatur.

:hut: Alex

PS: schön, aber völlig anders ist auch das kleine Heftlein "Zwergplaneten"
von Krinow, Urania-Verlag Leipzig 1955. Das ist allein schon allerliebst
neben des Inhalts wegen des wunderschönen Umschlagmotivs...
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 23, 2019, 17:21:54 Nachmittag
Ui, da sind die Texte wieder, Danke Martin!

Lyrik sicher, aber nur wenn es Literatur ist, welche man in den Regalen schöngeistig = belletristisch abstellt.
(als gäbe es nicht genug unterhaltende Literatur die garstigstumpfsinnig wär, nen?).

Gylden soll auch es, das Meteor.
Wie z.B. heut von mir von Wilhelm Raabe, dessen Hungerpastor sich in jeder dritten Haushaltsauflösung findet.
Aus einer Novelle zum Baliner Mietenwahnsinn (alles schon mal dagewesen) von 1875 und zwar "Der gute Tag oder die Geschichte eines ersten Aprils".
von mir dem ERFM gewidmet. (Späßle gmacht).

"Ein Meteor! – halt, halt, ein Meteor!" rief auf seinem Dache gegen drei Uhr morgens ein Berliner Sternkundiger, der die ganze Nacht über am ganzen funkelnden Sternenhimmel nichts Besonderes gesehen hatte.

Man sage aber mal "Halt, halt!" zu einem Meteor!

Es kam in einem Bogen blitzschnell, erst glänzend weiß, dann in Purpur, Rot, Gold und Grün flimmernd, dann wieder weiß hernieder und verschwand oder versank hinter einem Schornstein. Der Meteorolog berechnete auf der Stelle die Bahn der wunderbaren Lichterscheinung und den Winkel, unter welchem sie die Erde traf. Er warf auch fiebernd noch einige Vermutungen kurz aufs Papier. Am folgenden Morgen berichtigte er seine Beobachtung sowohl stilistisch wie sachgemäß – letzteres durch Nachschlagen einer ziemlichen Reihe von Fachwerken. Zu einem kleinen Aufsatz erweitert sendete er sie der Spenerschen Zeitung; die Redaktion kürzte sie, von ihrem Rechte Gebrauch machend, wieder ein wenig, und schon am zweiten April erfuhren die Berliner, was einer ihrer Mitbürger in der Nacht auf den Ersten des Monats gesehen hatte, und hatten nicht die geringste Ahnung davon, wie sie dahin geschickt wurden, wohin man eben die Leichtgläubigen an diesem fröhlichen Tage zu senden pflegt.

Was hatte dieser, übrigens wegen seiner Aufopferung für die Wissenschaft nicht genug zu belobende Astronom denn nun eigentlich gesehen?
Selbstverständlich nichts weiter als die Quintessenz der Seele Adelgundens: ein vorüberflatternd Stück von dem bekannten Stoff, aus dem die Träume gemacht werden!
Wenn die Redaktion der Spenerschen Zeitung sein »Eingesandt« ganz gestrichen hätte, so würde die Wissenschaft freilich kaum etwas dabei verloren haben, wohl aber wir, die wir uns nun wieder einmal seitenlang abgequält haben, uns und der Welt das Unerhörte sichtbar, das Unglaubliche möglich und das Unmögliche glaublich zu machen.


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 23, 2019, 23:00:32 Nachmittag

When a star falls from the sky, it leaves a fiery trail; it does not die, but its shade goes to the place where it dropped to shine again.

Mythos der Menominee-Indianer, Wisconsin
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 00:56:45 Vormittag
Juliet:
...
Wilt thou be gone? it is not yet near day:
It was the nightingale, and not the lark,
That pierc'd the fearful hollow of thine ear;
Nightly she sings on yon pomegranate tree:
Believe me, love, it was the nightingale.

Romeo:  It was the lark, the herald of the morn,
No nightingale: look, love, what envious streaks
Do lace the severing clouds in yonder east:
Night's candles are burnt out, and jocund day
Stands tiptoe on the misty mountain tops:

I must be gone and live, or stay and die.

Juliet:  Yon light is not daylight, I know it, I:
It is some meteor that the sun exhales,
To be to thee this night a torch-bearer,
And light thee on thy way to Mantua:
Therefore stay yet; thou need'st not to be gone,


Shakespeare
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 01:08:53 Vormittag

Und da der werte Mettmann in nobler Zurückhaltung sich scheut, von der eigenen schönen Website http://www.meteorite-martin.de/ zu zitieren, mach ich's halt für ihn:
 
„Wie lange mag mancher Meteorstein seinen kreisenden Flug als kleiner Planetenabkömmling geflogen seyn mitten durch die unendlichen Massen der großen Regenten des Himmels, durch welche Revolution mag er in den weiten fremden Sternenraum fortgerissen und getrennt worden seyn von seiner Mutter Ceres oder Pallas oder wie sie heißen mag, was hat er auf seinen Reisen erlebt in jenen schwindelnden Höhen, die der Mensch kaum in einzelnen Momenten in ihrer Größe zu fassen fähig, in Momenten der erhabensten Gefühle, welche ihn zugleich in Ehrfurcht beugen vor D e m , der da geschaffen und geordnet nach seinem Willen?! Solche Gedanken drängen sich auf, wenn wir den schwarzen mysteriösen Stein betrachten, der nun kalt und regungslos in unsern Kabinetten ruht und der wohl in heller Nacht, wenn er draußen die fernen Sterne flimmern sieht, sich zurücksehnt nach den Zeiten seiner Freiheit mit ihren kühnen Flügen, die er genossen."
(Franz Ritter von Kobell, aus Meyer`s Volksbibliothek, Bd.41, ca. 1845)

P.S. Dem mysteriösen Stein sei trostweise gesagt: er wird wieder fliegen, frei und kühn, früher oder später.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 01:20:45 Vormittag
Wer sollte über Meteoriten singen, wenn nicht der große William Blake:

Like blazing comets in the sky,
That shake the stars of light,
Which drop like fruit onto the Earth
Thro' the fierce burning light


*Herr Ober, einen Obstler*
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 01:24:16 Vormittag
....die Website, die seit 1998 unverändert.....

von Kobell weitergedacht paßt ganz gut:

Luther und Calvin glauben, das Wort Gottes sei so unter die Menschen niedergegangen, daß es eindeutig gekannt werden könne und also ausschließend vertreten werden müsse,  ich aber glaube das nicht,
sondern das Wort Gottes fährt vor meinen Augen nieder wie ein fallender Stern, von dessen Feuer der Meteorstein zeugen wird,
ohne es mir aufleuchten zu machen, und ich selber kann nur das Licht bezeugen,
nicht aber den Stein hervorholen und sagen: Das ist es.


Martin Buber in "Zwiegespräche", 1929
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 01:25:36 Vormittag

Blake, als Dichter so genial wie als Maler - wer hat je ein solches Bild imaginiert:

https://thehumandivinedotorg.files.wordpress.com/2019/06/screen-shot-2019-06-23-at-17.07.01.jpg

aus: https://thehumandivine.org/2019/06/30/burning-bright-meteoric-imagery-in-the-works-of-william-blake-by-a-mcbeath/
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 01:32:39 Vormittag
Ein Bild ist natürlich ein Gedicht - bassd also. Ist das nicht eine hübsche Website.

Und Buber und Blake: da passt kein Blatt Papier dazwischen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 01:46:48 Vormittag
Imaginiert hat man im religiösen Barock gern, nach jenem populären Merkvers:

Unda, Fames, Ignis, Contagia, Praelia, Motus Terrae,
Regnorum Vices, post funera Regum,
-- Haec sunt, quae signat, Coeli, tibi Munde, Cometa.


Das ist:
Groß Wasser, Theuer Zeit, Pest, Krieg und Feuers-Noth,
Erzitterung der Erd, und grosser Herrn Todt,
Verändert Regiment, dergleichen grosse Plagen,
Auff deine Sünd, o Welt, Cometen dir ansagen!
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 01:47:32 Vormittag
(...) Da endlich wir Menschen noch nicht Eisen verdauen können, die lebenden Wesen jedoch in einer Fortentwicklung begriffen sind und endlich die Sonne älter ist als die Erde, so folgt daraus: 1. Die Sonnenbewohner sind höherorganisierte Wesen als die Menschen; 2. die Menschen werden später dazu kommen, Eisen zu verdauen (...)
Darf mich in aller Bescheidenheit als höherorganisierter Eisenfresser outen. Liebe Blattspinat.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 01:51:49 Vormittag
Uh huu, mir wird blümerant. Hi' sunt leones. Frau Nachbarin, Euer Fläschchen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 02:15:01 Vormittag
Ruhig Blut, Rüdiger naht mit dem Schild, den er dem Nekromanten in den Pyrenäen abgeknöpft!!

Gryph zielt' ihm auf den Schild mit seiner Stange,
Doch schief und nicht gerade ging der Stoß,
Und auf dem blank geglätteten Metalle
Gab's einen Streifstoß von besonderem Falle.

Und der zerriß und öffnete den Flor,
Der den verhängnisvollen Zauber bannte,
Den Zauber, der ein furchtbar Meteor,
Blind jeden, rettungslos zu Boden sandte.
Gleich hinter ihm brach Aquilant hervor,
Zerriß ihn vollends und der Schild entbrannte,
Der beiden Brüdern die Besinnung nahm,
Und Guido'n auch, der hinter ihnen kam.


Ey was brauschisch Harry Potter, hab Ariost, Rasender Roland auf der Konsole.
Meteor kannsu einsetzn, wennder Manna-Balken voll is.
Wirkt aba nich in Boss-Leveln.

(Rasender Roland paßt auch zu Apollo 11).

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 02:32:40 Vormittag
Schön, aber der Roland mit seiner Tröte wär mir lieber. Metmösl Blosn oder so ähnlich.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am Juli 24, 2019, 02:41:30 Vormittag
Oder lasst uns mit Faust, dem 'Meister über die Geister', einem ursprünglich von Paracelsus ersonnenen Elementargeist (sylphes), einer Sylphe, die die Luft beherrscht, zurufen:

Leucht in Meteoren–Schöne, Sylphe!

PS: Blattspinat rules!  :super:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 02:46:29 Vormittag
Zitat: "Elvira! - Einen Himbeergeist!" (Gerhard P.)

Na da hast, eine Meteoritenpolka:

So here we are under London's glass
And granite arms as they reach for the half-moon
Me a blood of boldness and booze
And the rusty heart polka-dot breeze of you
Stands stuck to the street in cool shoes

What could possibly go wrong?
What could possibly go right?
We could list all the good things and list all the bad things
But if we're all just vibration
What difference does it make?
My heart could be a stone
It's a sponge
It's a balloon
It's a lonely rock with a fiery tail
Falling in your atmosphere
Bonding up and breaking down
So let our atoms melt together
Let our nuclei converge
I want you now
And your conscience can be clear
My yesterday is dead
The present's an illusion
And tomorrow is just a nightmare away
This is our story, our movie
This is our rom-com and it ends like this


Soll ein Yann Tiersen singen....

Blattspinat, der Mangold des kleinen Mannes wie der Karpfen das Schwein unter den Fischen und Korea das Preußen Asiens...und auf den Pott am Schluß einen fetten Pfaalatsch Creme fraiche mit ordentl. viel Knoblauch, sag ich nicht nein..
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 02:55:04 Vormittag
Krater und Epik nehmer auch noch mit, besonders wenn es so ikonisch ist, die Bilder, die wir in der Bundesrepublik nie vergessen werden:

https://www.youtube.com/watch?v=83yuZSTchLE

Ma
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 03:21:29 Vormittag
Und nichts könnte dieser Thread werden, ohne der Deutschen Liebster:

Weißt Du noch: fallende Sterne, die
quer wie Pferde durch die Himmel sprangen
über plötzlich hingehaltne Stangen
unsrer Wünsche — hatten wir so viele? —
denn es sprangen Sterne, ungezählt;
fast ein jeder Aufblick war vermählt
mit dem raschen Wagnis ihrer Spiele,
und das Herz empfand sich als ein Ganzes
unter diesen Trümmern ihres Glanzes
und war heil, als überstünd es sie!


                                        Rilke
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 24, 2019, 23:33:34 Nachmittag
Friedrich Hebbel schreibt in sein Tagebuch:

"Das ist einmal wieder gutes Bier; bisher glaubte ich immer, ich sey in der Apotheke."
     (Station Ulm).

Die Pariser Academie hat den Gebrauch der China, die Pocken-Impfung,
die Blitz-Ableiter und die Dampf-Maschinen verworfen; Reaumur hielt
Peyssonel, der 1753 die Polypen für Thiere erklärte für einen Thoren;
die Academie decretirte 1802, es gebe keine Meteorsteine
und gleich darauf stürzten in einem einzigen Department 2000 herab.


 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 24, 2019, 23:49:37 Nachmittag
Nun, von Hebbel zu Johann Peter Hebel - die Geschichte dürfte jeder kennen, dennoch gehört sie hier rein.


'Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes', Kap. 16 über verschiedene Arten von Regen, zwischen Passus 3 (Froschregen) und Passus 5 (Hutregen) findet sich die No. 4, Steinregen:

"Aber mit dem Steinregen verhält es sich anders. Das ist keine Einbildung. Denn man hat darüber viele alte glaubwürdige Nachrichten und neue Beweise, daß bald einzelne schwere Steine, bald viele miteinander von ungleicher Größe, mir nichts, dir nichts, aus der Luft herabgefallen sind. Die älteste Nachricht, welche man von solchen Ereignissen hat, reicht bis in das Jahr 462 vor Christi Geburt. Da fiel in Thrakien, oder in der jetzigen türkischen Provinz Rumili, ein großer Stein aus den Lüften herab, und seit jener Zeit bis jetzt, also in 2267 Jahren, hat es, soviel man weiß, 38mal Steine geregnet, z. B. im Jahre 1492 am 4. November fiel bei Ensisheim ein Stein, der 260 Pfund schwer war. Im Jahr 1672 bei Verona in Italien zwei Steine von 200 und 300 Pfund. Nun kann man denken, von alten Zeiten sei gut etwas erzählen. Wen kann man fragen, ob's wahr sei? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789 und am 24. Juli 1790 fielen in Frankreich, und am 16. Juni 1794 in Italien viele Steine vom Himmel, d. h. hoch aus der Luft herab. Und den 26. April 1803 kam bei dem Orte l'Aigle im Orne-Departement in Frankreich ein Steinregen von 2000-3000 Steinen auf einmal mit großem Getöse aus der Luft.

Sonntags den 22. Mai 1808 sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Der Kaiser von Oesterreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber anstellen. Dies ist der Erfund:

Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft einrückte. Die Filialleute von Stannern waren auf dem Wege in die Kirche und dachten an nichts. Plötzlich hörten sie drei starke Knalle, daß die Erde unter ihren Füßen zitterte, und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur zwölf Schritte weit zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach und lauteten wie ein anhaltendes Flintenfeuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Das Rollen und das Pfeifen, das zwischendrein in der Luft gehört wurde, brachte daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt komme die Garnison von Telisch mit türkischer Musik. An das Kanonieren dachten sie nicht. Aber während als sie vor Verwunderung und Schrecken einander ansahen, fing in einem Umkreis von ungefähr drei Stunden ein Regen an, gegen welchen kein Mantel oder Maltersack über die Achseln schützt. Eine Menge von Steinen, von der Größe einer welschen Nuß bis zu der Größe eines Kindskopfs, und von der Schwere eines halben Lotes bis zu sechs Pfund, fielen unter beständigem Rollen und Pfeifen aus der Luft, einige senkrecht, andere wie in einem Schwunge. Viele Leute sahen zu, und die Steine, welche sogleich nach dem Fallen aufgehoben wurden, waren warm. Die ersten schlugen nach ihrer Schwere tief in die Erde. Einer davon wurde zwei Fuß tief herausgegraben. Die späteren ließen es beim nächsten bewenden und fielen nur auf die Erde. Ihrer Beschaffenheit nach sind sie inwendig sandartig und grau, und von außen mit einer schwarzen, glänzenden Rinde überzogen. Die Zahl derselben kann niemand angeben. Viele mögen in das Fruchtfeld gefallen sein und noch in der Erde verborgen liegen. Diejenigen, welche gefunden und gesammelt worden, betragen an Gewicht 2 1/2 Zentner. Alles dauerte sechs bis acht Minuten, und nach einigen Stunden verzog sich auch der Nebel, so daß gegen Mittag alles wieder hell und ruhig war, als wenn nichts vorgegangen wäre. Dies ist die Begebenheit. Was es aber mit solchen Steinen, die vom Himmel fallen, für eine Bewandtnis habe, daraus machen die Gelehrten ein Geheimnis, und wenn man sie fragt, so sagen sie, sie wissen es nicht."
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 00:38:08 Vormittag
Und hier besichtigen wir im Siebzgerkrieg, dank Anselma Heine (1855-1930) in "Die verborgene Schrift",
Rathaus und Stein von Ensisheim:

Heinrich erklärte, er sei gekommen, die Erlaubnis zu erbitten, das alte Stadthaus besichtigen zu dürfen, das ja eines der schönsten im ganzen Elsaß sein solle.

»Die Geschichte des Elsaß ist sehr interessant,« sagte der Alte, verträumt in seinem Gleise weiterfahrend, auf französisch. »Seit dem dritten Jahrhundert kommen die Alemannen über den Rhein, dann die große Schlacht, bei der Apostata siegte. Sie wissen doch – alles zurückgetrieben – und dann – Sie entsinnen sich wohl – breiteten sie sich wieder bis zu den Vogesenpässen aus. Seit dem fünften Jahrhundert sehe ich sie immer an beiden Ufern des Rheins. Hier, nicht wahr?« – er zeigte auf eine alte Karte, die vor ihm an der Wand hing – »hier sind die fränkischen Ansiedlungen bis in den Hagenauer Forst. Aber mit wem habe ich eigentlich – was verschafft mir das Vergnügen?«

Hummel erklärte ihm nach Kräften sein Woher und Weshalb. Der Alte nickte. »Die Bourdons, alias Hummel, o ja.« Er machte eine Bewegung ins Zimmer hinein, als gelte es, eine Menschenansammlung in Gruppen zu ordnen, eine rechts und eine links. Aber er äußerte sich nicht weiter. Schweigend nahm er ein großes Schlüsselbund vom Nebentische, ergriff den jungen Besucher väterlich bei der Hand und führte ihn aus dem Sälchen, in dem er arbeitete, durch einen hallenden, gewölbten Flur mit ausgetretenen Steinfliesen hinüber in den großen, schönen Sitzungssaal, der in den reinen Verhältnissen der Renaissance mit hohen, dreigeteilten Fenstern zwischen dem dunkeln Getäfel unter einer schwer und kunstvoll kassettierten Decke würdig dalag. Der Schreiber führte Hummel selbst umher, zeigte ihm das kostbare Schnitzwerk der alten Eichentür und die Zerstörungen, die bei der großen Revolution der Pöbel daran verübt hat. Dann gingen sie wieder über den weiten Treppenflur nach der anderen Seite des Gebäudes zurück. Sartorius zeigte das aus einem einzigen Eichenbaum geschnittene, in sich selbst kunstvoll hineingedrehte Treppengeländer, das Hummel beim Heraufstürmen nicht beachtet hatte.

»Ein Bau aus guter deutscher Zeit,« sagte der Alte. »Sie sind Deutscher, mein Herr? O, ich kann zu Ihnen auch gutes Hochdeutsch reden; ich habe in Tübingen studiert. Und dann bin ich auch ein Pfarrerssohn aus dem Reblande. Die Pfarrer und die Philologen haben bei uns noch nicht aufgehört, das Deutsche zu pflegen. Ihr Schiller und Ihr Uhland stehen in unseren Bücherregalen.«

Es freute ihn augenscheinlich, als Hummel sein gutes Deutsch so rühmte, und wirklich hatte das Sprechen des alten Herrn etwas dermaßen Trauliches und Naives, daß Hummel sich noch einmal fragen mußte: Ist das wirklich Welschland? Frankreich?

Sie waren jetzt in einen der leeren Säle getreten, schmal und hoch, die ganz mit großen Schränken bestellt waren. Mächtige Schlüssel steckten vertrauensvoll in den alten Schlössern. Mit dem Stolze des Sammlers zog der Ratsschreiber die Fächer auf und kramte allerhand Kuriositäten heraus. Dann zeigte er den Riesen-Meteorstein, eine schwarze Eisenmasse, dreieinhalb Zentner schwer, die im Jahre Vierzehnhundertzweiundneunzig bei einem großen Gewitter vom Himmel fiel; zuletzt alte Karten und Dokuments. Seine Augen leuchteten. Unermüdlich bückte und beugte er sich, wie eine rosige Kugel wölbte sich seine Glatze inmitten der feinen weißen Härchen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 00:41:33 Vormittag
Und Peng, Rilke in Ronda:

Aus dieser Wolke, siehe: die den Stern
so wild verdeckt, der eben war – (und mir),
aus diesem Bergland drüben, das jetzt Nacht,
Nachtwinde hat für eine Zeit – (und mir),
aus diesem Fluß im Talgrund, der den Schein
zerrissner Himmels-Lichtung fängt – (und mir);
aus mir und alledem ein einzig Ding
zu machen, Herr: aus mir und dem Gefühl,
mit dem die Herde, eingekehrt im Pferch,
das große dunkle Nichtmehrsein der Welt
ausatmend hinnimmt –, mir und jedem Licht
im Finstersein der vielen Häuser, Herr:
ein Ding zu machen; aus den Fremden, denn
nicht Einen kenn ich, Herr, und mir und mir
ein Ding zu machen; aus den Schlafenden,
den fremden alten Männern im Hospiz,
die wichtig in den Betten husten, aus
schlaftrunknen Kindern an so fremder Brust,
aus vielen Ungenaun und immer mir,
aus nichts als mir und dem, was ich nicht kenn,
das Ding zu machen, Herr Herr Herr, das Ding,
das welthaft-irdisch wie ein Meteor
in seiner Schwere nur die Summe Flugs
zusammennimmt: nichts wiegend als die Ankunft.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 15:51:34 Nachmittag
Die sechste und siebte Stanze aus der Begräbnisode "On the Death of a Fair Infant Dying of a Cough",
John Miltons erstem längeren Gedicht von 1628:

VI.

Resolve me then oh Soul most surely blest
(If so it be that thou these plaints dost hear)
Tell me bright Spirit where e're thou hoverest
Whether above that high first-moving Spheare
Or in the Elisian fields (if such there were.)
Oh say me true if thou wert mortal wight
And why from us so quickly thou didst take thy flight.

VII.

Wert thou some Starr which from the ruin'd roof
Of shak't Olympus by mischance didst fall;
Which carefull Jove in natures true behoofe
Took up, and in fit place did reinstall?
Or did of late earths Sonnes besiege the wall
Of sheenie Heav'n, and thou some goddess fled
Amongst us here below to hide thy nectar'd head.


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 25, 2019, 16:00:07 Nachmittag
+++ HIZZESTRIKE+++ +++ HIZZESTRIKE+++ +++ HIZZESTRIKE+++ +++ HIZZESTRIKE+++
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 16:23:48 Nachmittag
Guxx:
Üb. den weißen Bären in der Menagerie zu Paris Sommer und Wint.täglich an 80 Eimer Wasser gegoss.,gegen die Hitze.
Ergänzbl. der A.L.Z. N. 143. 1814


schreibt der Jean Paul 1814 in seine Notizhefterl.

Und:
Der Sänger von 5Centnern Nicolini konnte bei einem Fußfall in seiner Rolle nicht wied. auf, mußte wie eine Tonne weggeschafft werden - spielte dann nicht mehr - sprach im Sommer der Kühle wegen die Bekannten nur in der Kirche -

In Wien ließ die mediz. Fakult. 1807 wegen der Hitze an allen Strassenecken Verbote anschlagen, barhaupt zu gehen.

aber auch zum Thema:

Die Meteorsteine wurden in Phönizien und Griechenland für herabgefallene Sterne gehalten, und in Tempeln göttlich verehrt, dah. oft auf Münzen abgebildet. Repertorium des Neuesten p. aus der Naturkunde von Flörke. 1 B.

Im Orient wurden sie noch im 6ten Säk. für böse Geist. gehalten, von Gauklern gebraucht

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 17:18:29 Nachmittag
Aus dem Sagenbuch der Lausitz von Karl Haupt, 1862:

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als einige Einwohner von Grävenhain in der Heuernte begriffen waren,
kam eines Tages plötzlich eine finstere Wolke hoch über ihnen daher gebraust.
Die regnete Steine, stärker als eine Mannesfaust und von runder Gestalt.
An den benachbarten Bergen (wo sich die Steine zweifelsohne losgerissen) leuchtete es wie von blauen Flammen
und dröhnte wie ein ferner Donner.
Der Sturm schnitt das Gras von der Erde ab, als wäre es mit einem Scheermesser weggeschoren.
Die Heuschober wurden aufgehoben und verschwanden in der Wolke, und man hat nie wieder Etwas von ihnen gesehen.
Da sagte eine Tageslöhnerfrau zu ihrem Manne: Wir wollen nach Hause gehen, hole das Zeug!
Du siehst ja, daß der jüngste Tag kommt!
Unerschrocken antwortet ihr der Mann:
Du Narr! wenn der jüngste Tag kommt, brauchen wir das Zeug nicht.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 18:36:05 Nachmittag
Staubtrocken, bei der Hitzn
und ob das Belletristik ist -
aber was kann ich dafür, daß der oide Schmarrer ausgerechnet einen Meteoriten hernehmen muß?

Engels. Dialektik der Natur.

Zweitens existieren keine Qualitäten, sondern nur Dinge mit Qualitäten, und zwar unendlich vielen Qualitäten. Bei 2 verschiednen Dingen sind stets gewisse Qualitäten (die Eigenschaften der Körperlichkeit zum mindesten) gemeinsam, andre graduell verschieden, noch andre können dem Einen ganz fehlen. Halten wir diese beiden extrem verschiednen Dinge - z.B. einen Meteoriten und einen Menschen - separat zusammen, so kommt dabei wenig heraus, höchstens, daß beiden Schwere und andre allgemeine Körpereigenschaften gemeinsam. Aber zwischen beiden fügen sich eine unendliche Reihe andrer Naturdinge und Naturvorgänge ein, die uns erlauben, die Reihe vom Meteoriten bis zum Menschen zu vervollständigen und jedem seine Stelle im Naturzusammenhang anzuweisen, sie damit zu erkennen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 22:06:41 Nachmittag
Hui,

Zitat
einem ursprünglich von Paracelsus ersonnenen Elementargeist (sylphes), einer Sylphe

vielen Dank, Kamartin, für die Anregung - komm schauen wir zusammen nach, was Paracelsus zu den Meteoriten schreibt!
Tipp ich ab, aus seinem Liber meteororum, 1566 erschienen, aus dem 9.Kapitel De extranies

Nun ist nicht minder, es befindet sich auch, das steine vom Himmel fallen, etwan auch Metallen.
 Darauf mercket, Gott hat einem jeglichen Element sein Primam materiam gegeben,
darauß das sol (generieren) werden das im zu stehet:
Als der Erden die Plantae, dem Wasser die Mineral, dem Lufft die Tereniabin, also auch dem Himmel
seine generationes.
Nu muß ein jeglichs in dem seinen bleiben, und kein anderst generieren.
Darumb so ist nun nicht möglich, daß das Wasser oder die Erden generier
den Stral, Regen, oder Schnee, es muß allein der Himmel thun,
des officium ist es: Also weiter, mag auch der Himmel nicht generieren
das jenige das den andern Metallen zustehet.
Darumb so mag vom Himmel kein Metall geboren werden, also, weder Stein noch Eysen.

Nu aber so wissent, das es sich bewiesen hat, das solches beschehen ist,
rechte natürliche stein seindt vom Himmel gefallen:
Auch wol zuglauben, das dermassen Metallen auch gefallen seind, doch kein anderst als Eysen.
Wann da ist ein solche ursachen in beiden, das nicht sein mag, das ander ding dermassen herab fallen,
als Eysen und ein genus von einem steine: Dann das geschicht also.
Ir sehent, das alle Sternen habent ein anziehende Krafft an sich,
die Sonne zeucht an sich was feucht ist, der Mond zeucht an sich was warm ist in der natur,
also, das die Sonne an sich zeucht das kalte, das ist, das Wasser, das ist, sichtbar:
Widerumb der Mond das warm ist, das ist, wo eine warme natur ist in einem geschöpff/ die zeucht er herauf:
Aus dem dann kompt, das die Leut, aus denen er zeucht die wärme, so sie in kranckheiten beladen sein,
so empfinden sie, so die kranckheit von kälte ist, und ist in der wärme keine kranckheit oder kleine.
So baldt aber der Mondt in sein Magentische arth gehet,
so entzeucht er im die wärme, darumb so wirt er krancker, das sonst nicht geschicht.
Also zeucht er auch aus manchem, der unter im ist das leben gar wenig,
Und was er nit thut, das nicht für in ist, das thunt andere Sternen in andere wege.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 22:25:46 Nachmittag
Darauff so wissent nun, das auch andere Sternen seindt, die Magnetische arth haben,
die zeihen Eysen ansich:
Sonst kan kein Metall an sich zogen werden.
So sich also ein attraction anfienge, so ist nicht minder, Eysen wirdt an sich zogen in die Höhe,
in die Mansiones desselbigen Sternes.
Wie dann der Berg Magnes natürlich auff Erden beweist, das Eysen umbsich an sich zeucht,
aber solches geschicht nicht auff ein mal an eim stücke, sondern klaubt zusammen
mit der portz, so weit im folgen mag, biß er viel zu wegen bringen mag.
Also zeucht auch der Stern Magnes an sich Eysen in kleiner gestalt,
an seinen nächsten enden und ortern zu im an sein Mansion.
So ers nun hat, als dann Radiert ers, und zerschmeltzets wie der Magnet,
und leßt den Rost Eruginem von im widerfallen,
und gibt ein Alcool: Und was Alcool in den Sternen ist (Sonnen),
ist von solchen Corporibus die anzogen seindt,
und corradieret in Alcool von den obern stellis.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 22:54:21 Nachmittag
So ist auch nicht minder, das ist auch wol zuwissen und zu gedencken,
das auß holtz an sich zogen werde, und viellerley solchs dinges,
Dann sich befindet, so die Alcool Salis colligiert werden in ein zusammen hauffen,
das nicht ungleich erscheinen vieler solcher dingen, faulem holtz und dergleichen.
Dann solch ding kompt nicht als in die Erden, sondern es probiert sich,
das von der Sonnen und Sternen zermalen wirdt,
und das zermahlen auffgezogen in das Firmament, als wol als das Wasser von der Sonnen,
die warme feuchte im Menschen von dem Mond.
Aber das der Todt in solcher consumation ist, und verzeret ein ding wie das feur:
Außer der ursachen wissent, das nicht wider auff uns kommen noch fallen mag,
als wenig als das Wasser das sich von der Sonnen aufhebet wider zu uns kompt,
sondern stirbet im Lufft  und verzeret sich gar.

Darumb so wissent auff solchs, das ich mit der Philophey und krafft der Sternen, solches und mehrers billich bedencken kann.
Dann was an der Sonnen ligt, das wirt fester verzert, dann was nicht eines fixen Corpus seindt, was nicht fix ist, das gehet hinweg.
Als ein exempel, was das fewr verzeret und hinnimpt, kan niemandt weder sagen noch sprechen,
das der Himmel dasselbige nicht auch möge thun, und das mit seiner zeit:
das feur aber nimpts hinweg in einer stunde, das die natur nicht mag für sich selbest in viel jaren thun.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 23:17:01 Nachmittag
Aber von dem Eysen, das wider herab fallet, merckent ein solche arth.
Derselbige Etherische Magnes, zeucht an sich das Eysen wie gesagt ist,
dann es ist nicht fix, transmutiert in ein Eruginem,
den zeuchts an sich, nach dem derselbige Magnes im diß bereidt hat.
So nun solches Eysen zu im kompt, als danne so es zu viel ist,
und der Vulcanus zu schnelle, oder es kompt ein Vulcanus darinnen,
der dasselbige mit der Etherischen Borras begreiff, so mag ers
zusammen flissent machen in ein Maß, als were es in eim fewer offen oder schmeltzoffen.
Und so es also ist worden zu einem Corpus, so mags das Firmament nimmer tragen und leßts fallen.
Wo solch Eysen ligt oder gefunden wird, kan nicht sein, es muß besser sein, dann ander Eysen:
dann der Etherische Borras hats geleutert und gradiert. Aber es ist nicht ein gemeines werck,
sondern das sich die natur sich also erzeigt.
So mag sich auch wol begeben, das solche generation, so von unten hinauff gezogen werden
 offtmals die Pennates solchs an sich bringen, und damit fabrieren und fallen lassen.
Dann die Superi seindt in den Magnetischen Sternen, deren Kunst in solchem starck gehet. 


Sodala, das war es zu den Eisenmeteoriten.....
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 25, 2019, 23:24:59 Nachmittag
Engels. Dialektik der Natur.

(...) Halten wir diese beiden extrem verschiednen Dinge - z.B. einen Meteoriten und einen Menschen - separat zusammen, so kommt dabei wenig heraus, höchstens, daß beiden Schwere und andre allgemeine Körpereigenschaften gemeinsam. (...)
Also ein Kandidat für den MetiMensch Hybrid scheint mir klar dieser Herr hier zu sein ...
https://cdn1.spiegel.de/images/image-1452438-860_poster_16x9-xufg-1452438.jpg
... oder ... nein, der nicht ...
https://www.spaceflightinsider.com/wp-content/uploads/2014/10/Felix-Baumgartner-space-skydive-Redbull-image-posted-on-SpaceFlight-Insider.jpg
...eher der hier ...
https://youtu.be/9inMkP7iN0o
Aber ganz sicher der Sohnemann vom antiken Supertüftler:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Bruegel%2C_Pieter_de_Oude_-_De_val_van_icarus_-_hi_res.jpg
(Chottverdammet, Haupt- und Alleinmasse im Meer gelandet)

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 23:40:17 Nachmittag
....weiter gehts mit den Steinmeteoriten:

Weiter begibt sich auch, das steine vom Himmel fallen.
Wiewol es auch nit ein gemein ding ist, sondern ein seltzames,
und nicht ohne ein Praesagium, auch das Metal nicht on ein Praesagium.
Solcher steinen generation seindt in den Sternen:
Dann der Stral der kalt ist, ist nichts als ein härter sandt, wie ein ander stein.
So nun die natur Olympi im kalten Stral ein stein gebürt, so ist auch wol möglich,
das auch solche steine fallen ohne Strals in die Erden.
Und dieweil sich offentlich beweist, das sie Praesagia seindt, und seindt strenger ( signa ) zukünfftiger dingen:
So seindt die Pannates Superi dieselbigen, die solche Materiam fabricieren und zusammen bringen.
Den Sam haben sie wol von kalter influxion generationis, aber nicht bey einander,
auch nicht in stein zu werden, sondern sich in andere wege zu resoluieren: Und aber die Superi,
dieselbigen seindt die jenigen, die von wegen des praesagiums dieselbige Materien nit zum resoluieren kommen lassen,
sondern dafür ein stein darauß machen, welcher stein als dann so die zeit kompt der stunde,
fallen lassen in die Erden.
 

 
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 25, 2019, 23:58:49 Nachmittag
Dann das stein auff zogen werden, ist nicht von der natur,
noch keinerley ires gleichen, dann sie seindt fix, bleiben auff Erden liegen.
Aber vom Eysen weil das geschehen, ists nicht zu wider reden:
Dann dieweil der Magnet es an sich zeucht, so ist gut zugedencken,
und in der Natur zu finden, das auch Magneten im Himmel seind die es thunt, wie gesagt ist.
Und alles was in der Humiditet stehet, dergleichen,
und was sich auff Erden in ein Humiditet feulen läßt und putrificieren,
das ist alles möglich, das es auffgezogen werde,
als faul holtz und ander faul ding,
so lange, bis nichts mehr da ist.


Feddich.
 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 00:40:58 Vormittag
Jibril brachte Mohammed zum ersten Himmel und stellte ihm Ismael vor, Herr über die Meteore und Herrscher an diesem Ort, der ihnen die Tore öffnete.
(...)
Jahre später hatte Chang Shang-yin einen Traum, dass der Ch’an-Meister Wu-yeh ihn riefe. Wu-yeh hatte in einem Kloster in den Wutai Shan gelebt und die Schriften studiert, bis er acht Meteoriten sah, die er als Zeichen dafür deutete, dass sein Studium abgeschlossen sei, um daraufhin für zwanzig Jahre in die Einsiedelei zu gehen.
 (Eliot Weinberger, Das Wesentliche)

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 01:51:36 Vormittag
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5f/Albrecht_D%C3%BCrer_-_Lot%27s_Flight_-_National_Gallery_of_Art.jpg

 :eek:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Sikhote am Juli 26, 2019, 15:53:10 Nachmittag
Hallo Martin,

können wir auf dem Dürer-Bild unten Meteoriten entdecken?  :wow:

 :winke: Sigrid

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 16:23:00 Nachmittag
Gell!

Es gibt sogar zwei Meteorite, nicht nur der eine auffällig genau in der Mitte im Vordergrund und durch braunen Untergrund hervorgehoben plazierte,
sondern noch einen zweiten, den Dürer ganz besonders markiert hat.

Er soll ja nicht nur einmal einen Feuerball beobachtet haben, sondern auch auf seinen Reisen bei irgendeinem Fürschten einen Meteorit in einem Kabinett.
Mir ist allerdings entfallen, wo das stand. Und es ist zu heiß, daß ich die hernach die Quell-Literatur wälzen mecht,
denn mit den Behauptungen zu Dürer in den Meteoritenartikeln ists wie mit dem Paracelsus, vom Krinov bis zu den diversen MAPS-Artikeln, ein jeder schreibt vom andern ab, wie bei der Stillen Post entsteht dabei immer mehr Blödsinn - und letztlich hats keiner gelesen, geschweige denn verstanden.
(So z.B. zitierens sich im Kreis herum und man liest dann solche Behauptungen, daß Paracelsus gesagt habe, das Eisen komme nicht von den Sternen her (dabei kaspert er sich ja sowas von einen ab, das Eisen plausibel zu den Sternen hinaufzukriegen) oder daß nasses Holz auch in den Himmel fahre und dgl.)
Weswegen ich Euch den Paracelsus mühsam (ob der Orthographie) genau abgetippt hab aus einem Digitalisat der Bayer. Staatsbibliothek.

Ihr könnt also künftig sagen, ihr habt den Paracelsus im Original gelesen - denn der Text stammt aus der Erstausgabe (kam erst 1566 postum heraus) und v.a. nicht in einer Übersetzung ins Englische oder aus dem Latein, sondern in der Originalsprache, denn er schrub es auf Deutsch.

Freilich müßt ich noch ein bisserl was dazu schreiben zur Erklärung, aber es ist nicht schwer zu verstehen.
Nur ists so warm und trucken heut, mein Vulcanus hat daher Pause
und wie das Feuer einen Körper verschwinden läßt, der Rost das Eisen oder die Verwesung und Fäulnis das nasse Holz - nur wohin, denn weg kanns nicht sein -
so verzehret mich die Sonne und der abendliche Bierstern will mich auff ziechen!

(und wahrscheins interessierts eh keinen - als ob wir soviele Texte aus dem 16. Jhdt hätten, die sich so breit mit dem Wesen der Meteorite beschäftigten! Aristoteles? Nö, William Fulke? Vergeßt es... - aber mei...)

 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 16:51:17 Nachmittag
Ja also dieser Alcool in den Sternen, sehr anziehend in der Tat. Obwohl ja viele Sterne arabische Namen haben, wie der Alcool selber auch, und den Arabern der Genuss desselben aufs Strengste untersagt. Das wird schon seinen Grund haben.

Und wenn der Bär zu Fronggraisch das Wasser gleich eimerweis an sich gezogen hat, war's nach Paracelsus ganz klar kein Polar-, vielmehr ein Solarbär.

*

The Legend of Tnorala
A traditional Aboriginal story about Gosse Bluff
 
Mavis Malbunka is kurturngula or caretaker for this story. It is her role to speak for the owners and keep it strong. Mavis lives at Ipolera outstation, west of Hermannsburg
 
In the Dreamtime, a large group of women danced across the sky, as the Milky Way. They were stars taking the form of women.
During this ceremonial dance of the Milky Way Women, a mother put her baby aside, resting in his turna (pronounced toor-na), a wooden baby carrier.
The turna toppled over the edge of the dancing area and fell to the earth. The baby fell down into the ground and his turna fell hard on top of him. At the place where it crashed into the ground, rocks were forced up from underneath, forming the circular walls of Tnorala.
The Milky Way Baby was covered with sand and hidden from view.
The mother, as the Evening Star, and the father, as the Morning Star, are still looking for their missing baby.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 17:57:37 Nachmittag
Kleine Licht- oder Sternlein, zur Nachtszeit, brennend in die Luft zu schiessen.

Verkoche Erbsen in zerlassenem Speck nur eine kleine Zeit,
nimm sie heraus, und laß sie erkalten.
Lade hierauf ein Gewehr mit einem schwachen Schuß Pulver,
thue ein wenig zerriebenen Pulvers auf eben dieses Pulver;
hienach lade die Erbsen auch ein, schütte aber auf diese wieder
ein wenig zerriebenen Pulvers, und stosse ein wenig Papier darauf.
Wann du nun alles so verrichtet, so schieße bey Nachtszeit
dieses dein auf vorbeschriebene Art geladenes Gewehr los;
du wirst deine Freude dabey haben.



So zu schiessen, daß es donnert, und der Erdboden bebet.

Nehme Spiekglas und Mercurii sublimati, jedes 1.Quintlein... 


Ui, hör ich lieber auf, nicht daß rechtliche Bedenken...man weiß ja nie...welche Kindskepf...

Aus: Theophrastus Paracelsus Natürliches Zauber-Magazin, 1771
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Sikhote am Juli 26, 2019, 17:58:19 Nachmittag
 :prostbier: Mettmann,

habe gerade deinen 4444 Beitrag gelesen. :super: Und es folgen bestimmt noch viele  :user:

Grüße
Sigrid
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Sikhote am Juli 26, 2019, 18:01:38 Nachmittag
Mist, verpasst, ist schon der 4445. erschienen :crying:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 18:08:54 Nachmittag
Mist, verpasst, ist schon der 4445. erschienen :crying:
Der Mann ist einfach schnell. Verdammt schnell.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 18:10:22 Nachmittag
 :baetsch:

Macht nix, die 5555 mach ich noch voll, allein in diesem Thread, bevor ich nausgeschmissen werd.

Hmmm, hatten wir schon Rilke?
Riiiilllke geht immer...  :

Solang du Selbstgeworfnes fängst, ist alles
Geschicklichkeit und läßlicher Gewinn -;
erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mit-Spielerin
dir zuwarf, deiner Mitte, in genau
gekonntem Schwung, in einem jener Bögen
aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen, -
nicht deines, einer Welt. Und wenn du gar
zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest,
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest
und schon geworfen hättest..... (wie das Jahr
die Vögel wirft, die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme
hinüberschleudert über Meere -) erst
in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst
dir ihn nicht mehr. Aus deinen Händen tritt
das Meteor und rast in seine Räume...
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Sikhote am Juli 26, 2019, 18:15:27 Nachmittag
Sag mal, Mettmann,

wo gräbst du all die Texte aus? In deinem Bücherregal steht doch bestimmt nur ein Bruchteil.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 18:24:02 Nachmittag
Die Anstaltsbibliothek ist gut sortiert...
Ein Teil kompt noch aus meinem Hürne, es einmal gelesen zu haben,
der ander Teil ergibt sich aus dem Pingpongspiel dieses Threads,
und ein beachtlicher Vorteil des Internetzes ist, daß immer mehr Schrifttum digitalisiert wird,
eine noble Veranstaltung, begonnen noch vor der Zeit des Heraufdämmerns der sozialen Medien,
als das Internet noch Verheißung und nicht Zerrüdung der Zivilisation bedeutete.
Der dritt Teil, da bringen mich Fußnoten drauf, meist aus Schriften des 19.Jhdts.
So gibt eines das andere.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 19:16:36 Nachmittag
Eine gut sortierte Anstaltsbibliothek? Unmöglich.

 „Es war nicht das Elternhaus in Menzenmang im Stumpenland, wo ich aus dem mythologischen Chaos und Göttersuhlen, aus der Leichengruft des Alls, aus dem feurigen Meteoritenregen, aus der brackigen Sumpfwüstenei, in der sich mit paläolithischer Geilheit Ur und Ur paaren, erwachte, um die Lichter dieser Welt zu erblicken, sondern eine ganz andere Sphäre, die mich zeitlebens in ihren Bann geschlagen hat. Nennen wir zuerst den Geruch denn wie die ätherischen Öle und Harze meiner Hoyo de Monterrey des Dieux Flor Extrafina aus der Vuelta Abajo, Pinar del Rio mir Zug um Zug beweisen, sind es fast tierisch erschnupperte Fährten, die uns in die tiefsten Schächte der Kindheit locken, Ambra, Esbouquet, Lavendel, Heliotrop, Bisam, nicht oder vielmehr später zu reden von den kolonialwarenkunterbunt vermengten Spezerei-Aromen im Kühlschrank meiner Friedhofgrossmutter, von der karfangenen Ranzigkeit gewisser Konfitürengläser auf den fauligen Hurden im Weinkeller, von Wrasen eine Zahnschen Mehlsuppe am Waschtag, alle diese sortiert zu witternden Düfte können nur dann aus den Kolonien meiner Kinderseele in die Gegenwart importiert werden, wenn Menzenmang mit Brunsleben, das Industriedorf im oberen Wynental mit der Stechlinschen Kate auf dem Chaistenberg etwa jene Verbindung eingeht wie ein für einen Perlbrand berühmtes Vorstenlanden-Deck javanischer Provenienz mit einem Dehli-Umblatt aus Sumatra.“ (Hermann Burger, Zigarrenmann)
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 20:05:21 Nachmittag
Literatur würde ich es jetzt im engeren Sinne nicht nennen, aber eine ganz eigene Perspektive ist es schon:

„Und wenn gerade in der Hochsommerzeit aus einem gewissen Sternbilde die Meteorsteine herabfallen in den mächtigen Meteorschwärmen, wenn das kosmische Eisen auf die Erde herabfällt dann ist in diesem kosmischen Meteoreisen, in dem eine so ungeheuer starke heilende Kraft liegt, die Waffe der Götter enthalten .... . Und dasjenige, was sich da räumlich in majestätischer Größe abspielt draußen im Weltenall, wenn die Augustschwärme der Meteoriten hineinstrahlen in die Menschenstrahlungen im Astrallichte, dasjenige, was sich da grandios draußen abspielt, das hat sein sanftes, scheinbar kleines, eben nur räumlich kleines Gegenbild in demjenigen, was im menschlichen Blute vor sich geht. Dieses menschliche Blut, das wird wahrhaftig nicht auf so materielle Weise, wie es sich die heutige Wissenschaft vorstellt, sondern überall auf Anregungen des Geistig Seelischen hin durchschossen, durchstrahlt von demjenigen, was als Eisen in das Blut hineinstrahlt, was Angst, Furcht, Hass bekämpfend sich als Eisen in das Blut eingliedert. Die Vorgänge, die sich in jedem Blutkörperchen abspielen, wenn die Eisenverbindung hineinschießt, die ist menschlich, im ganz Kleinen, minuziös dasselbe, was sich abspielt, wenn der Meteorstein leuchtend, strahlend durch die Luft heruntersaust. Meteorwirkungen im Inneren des Menschen sind die Durchstrahlungen mit dem Eisen, die für das Blut und seine Entängstigung geschehen. Denn eine Entängstigung, eine Entfürchtung ist es, was da mit dem Eisen hineinstrahlt.“
(Rudolf Steiner)
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 21:35:29 Nachmittag
Das ist ein schön saftiger Text, der Burger!

Guxx und so einfach geht das Sigrid; beim Lesen desselben und nach geeigneter Medikation fällt mir das "Klümpchen Schleim in einem feuchten Moor" aus der Schul ein,
dann der Doderer, wie eine Figur mit einem Tritt in den Allerwertesten aus seinem Roman befördert und aus unbekanntem Grund der Joseph Roth. Schon weiß ich, wo ich als nächstes suchen muß, und wäre ja gelacht...

doch zuerst muß ich um des Kontrastes willen, damit die ungeneigten Leser nicht davonlaufen,
von Biederleuten berichten:

Hans Christian Andersen hat einen Sterntaler an Nationalkitsch ausgeschieden; muß leider die Pointe ruinieren, weil die kennt ja keiner, die Gebrüder Ørsted.
Der eine war Ministerpräsident, der andere Pionier der Elektrotechnik.
"Zwei Brüder", Setting: die Knaben sitzen in der kargen Butze, das eine Büblein hat seinen Katechismus gefressen und ergötzt sich vor der Bettruhe an der Lektüre der Bibel, aus der ihm der Solon das dänische Nationalmotto einhaucht: "Mit Gesetz regiert man das Land!", woraufhin in der Kate der Geist der Menschheit erscheint,
das andere ereilt stantepede sein eigenes Erweckungserlebnis... aber lest selbst:

Der ältere Bruder war noch nicht zu Bett, er stand am Fenster, schaute auf die Nebel hinaus, die sich von den Wiesen erhoben; es waren nicht die Elfen, die dort tanzten, wie die alte Kindermuhme ihm gesagt hatte, sondern er wußte es besser, es waren Dämpfe, wärmer als die Luft, und deshalb stiegen sie. Eine Sternschnuppe leuchtete und die Gedanken des Knaben waren im Nu von den Dünsten der Erde oben bei dem leuchtenden Meteor. Die Sterne des Himmels blitzten, es war, als hingen lange, goldene Fäden von ihnen herab bis auf die Erde.

»Fliege mit mir«, sang und klag es in das Herz des Knaben hinein, und der mächtige Genius der Geschlechter, schneller als der Vogel, als der Pfeil, als alles Irdische, was fliegen kann, trug ihn hinaus in den Raum, wo der Strahl von Stern zu Stern die Himmelskörper aneinanderband; unsere Erde kreiste in der dünnen Luft; eine Stadt schien ganz in der Nähe der anderen zu liegen. Durch die Sphären klang es:

»Was ist nah, was ist fern, wenn der mächtige Genius des Geistes dich erhebt!« Und wiederum stand der Kleine am Fenster und schaute hinaus, der jüngere Bruder lag in seinem Bett; die Mutter rief sie bei Namen: Anders Sandöe und Hans Christian!

Dänemark kennt sie, die Welt kennt sie; die beiden Brüder Ørsted.


 :weissefahne:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 26, 2019, 22:04:05 Nachmittag
Immerhin.... Leo Matthias berichtete über Gottfried Benn:

Er überraschte mich eines Abends mit einem Ausdruck der Zufriedenheit, wie ich ihn selten bei ihm gesehen habe,
und erzählte mir eine sonderbare Geschichte. Er war von einem Kollegen, einem Mediziner, eingeladen worden,
der Entfernung einer Warze beizuwohnen; Mediziner pflegen in solchen Fällen noch heute zu ätzen oder zu schneiden,
mit dem Erfolg, daß die Warze immer wiederkehrt. Weder das eine noch das andere Verfahren sollte bei diesem Fall
angewandt werden. Man wollte versuchen, die Warze, die sich auf der Hand befand, durch ein uraltes Mittel,
durch Besprechen, zu entfernen. Benn wurde Gelegenheit gegeben, sich zu überzeugen, daß bei dieser Prozedur kein
Hokuspokus getrieben werden konnte. "Die Warze fiel auf die Erde." schloß er seine Erzählung. Es gab nicht die
geringste Möglichkeit, den Vorfall zu erklären. Aber es gab auch keine, ihn zu leugnen. Es war ganz offenbar,
daß es Kräfte gab, die determinierende Faktoren neutralisieren konnten. Ich hatte das Gefühl, daß Benn
die Warze am liebsten mitgenommen hätte, um sie, in einem Glaskasten verwahrt, auf den Schreibtisch zu legen.
Wie ein Meteorsteinchen war sie ein Zeuge dafür, daß es noch andere Welten gibt.


 :hut:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 23:28:03 Nachmittag
Hier in der Gegend gibts noch einen alten Mann, der Warzen hinwegbetet.

Was ich wirklich gern präsentiert hätte: einen MetiText von Eugen Gottlob Winkler. Auch von Mallarmé. Hab leider nichts gefunden. Btw. das wäre ein schönes Thema für einen weiteren Faden: Meteoritentexte, die es eigentlich geben müsste.

Nun ja. Nehmen wir solang mit den ollen Indern vorlieb.

"There exists in India a tradition according to which at one time mountains could fly. Indra hurled them to Earth and fixed them there by striking them with lightning; this is manifestly to be compared further with the origin of the 'black stones'." (René Guénon)



Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 26, 2019, 23:57:49 Nachmittag
Was ich wirklich gern präsentiert hätte: einen MetiText von Eugen Gottlob Winkler. Auch von Mallarmé. Hab leider nichts gefunden. Btw. das wäre ein schönes Thema für einen weiteren Faden: Meteoritentexte, die es eigentlich geben müsste.
Dito John Milton. Bei dem fällts wirklich massenhaft vom Himmel, indessen - kaane Staane. Oder? Mettmann, any guess?
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am Juli 27, 2019, 00:17:58 Vormittag
Mallarmé schrieb 1896 immerhin metaphorisch über einen 'menschlichen Meteor' im literarischen Leben seiner Zeit: Arthur Rimbaud

"avec le désordre somptueux d’une passion on ne saurait dire rien que spirituellement exotique. Éclat, lui, d’un météore, apparu sans motif autre que sa présence ; issu seul et s’éteignant. Tout, certes, aurait existé, depuis, sans ce passant considérable, comme aucune circonstance littéraire vraiment n’y prépara : le cas personnel demeure, avec force."

Für Mallarmé hatte Rimbaud 'meteorische Eigenschaften': er erschien nur um da zu sein, er kam allein und verschwand.  :einaugeblinzel:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 00:47:35 Vormittag
Huh, aber ich hab das Paradise Lost nie gelesen....
Nu überfliegend,  wär ich Cord Miraxson tät ich den gesamten Höllensturz zum Meteoritenfall erklären.
Sonsten nur Meteore herinnen:


Azazel as his right, a Cherub tall:
Who forthwith from the glittering staff unfurled
Th' imperial ensign; which, full high advanced,
Shone like a meteor streaming to the wind,
With gems and golden lustre rich emblazed,
Seraphic arms and trophies;

Hielt Azazel, ein stolzer Cherub, sich,
Der unverweilt am glanz'gen Stabesschaft
Die königliche Fahn' entrollt, die frei
Ein Meteor im Windeszuge blitzte,
Mit goldnem Prunk und Gemmen reich besetzt,
Den Waffen und Trophän der Seraphim.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 00:51:04 Vormittag
Und vom verlorenen zum künstlichen Paradies, Baudelaire:

Der Verrückte hat Mitleid mit dem Weisen und von diesem Augenblicke an dämmert am Horizont seines Verstandes die Idee seiner Überlegenheit. Bald wird sie wachsen, anschwellen und wie ein Meteor platzen. Ich war Zeuge einer solchen Szene, die sich bis zum äussersten auswuchs und deren Groteskheit nur denen verständlich war, die aus Beobachtung wenigstens die Wirkung des Haschisch und den ungeheuren Unterschied der Schwingungen kennen, die sie zwischen zwei als gleich vorausgesetzten Intellekten hervorbringt.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 00:59:52 Vormittag
Hui, wie gruselig und der arme Kater Silvio....

Bram Stoker: The Jewel of the Seven Stars:

'This woman seems to have had extraordinary foresight. Foresight far, far beyond her age and the philosophy of her time. She seems to have seen through the weakness of her own religion, and even prepared for emergence into a different world. All her aspirations were for the North, the point of the compass whence blew the cool invigorating breezes that make life a joy. From the first, her eyes seem to have been attracted to the seven stars of the Plough from the fact, as recorded in the hieroglyphics in her tomb, that at her birth a great aerolite fell, from whose heart was finally extracted that Jewel of Seven Stars which she regarded as the talisman of her life. It seems to have so far ruled her destiny that all her thought and care circled round it. The Magic Coffer, so wondrously wrought with seven sides, we learn from the same source, came from the aerolite. Seven was to her a magic number; and no wonder. With seven fingers on one hand, and seven toes on one foot.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 01:00:08 Vormittag
Mallarmé schrieb 1896 immerhin metaphorisch über einen 'menschlichen Meteor' im literarischen Leben seiner Zeit: Arthur Rimbaud

"avec le désordre somptueux d’une passion on ne saurait dire rien que spirituellement exotique. Éclat, lui, d’un météore, apparu sans motif autre que sa présence ; issu seul et s’éteignant. Tout, certes, aurait existé, depuis, sans ce passant considérable, comme aucune circonstance littéraire vraiment n’y prépara : le cas personnel demeure, avec force."

Für Mallarmé hatte Rimbaud 'meteorische Eigenschaften': er erschien nur um da zu sein, er kam allein und verschwand.  :einaugeblinzel:
Ja, so ist es. Und tatsächlich war Rimbaud ein Meister des Verschwindens.

Meteorite werden gern herangezogen als Metapher für Raschheit, Flüchtigkeit, Transitorik des Erscheinens. Ich hätte da von Mallarmé mehr erhofft, gerade im Bezug auf sein Konzept der Constellation.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am Juli 27, 2019, 01:15:18 Vormittag
Hier noch etwas aus Manfred (Akt I, Szene 1)

von Lord Byron

"WHEN the moon is on the wave,   
  And the glow-worm in the grass,   
And the meteor on the grave,   
  And the wisp on the morass;   
When the falling stars are shooting,
And the answered owls are hooting,   
And the silent leaves are still   
In the shadow of the hill,   
Shall my soul be upon thine,   
With a power and with a sign."
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 01:25:00 Vormittag
Bitte sehr, bitte gern, da taucht ja doch was auf. Genialer Schachzug: der Himmelssturz mit anschließendem Engels-Streufeld.

Oder, um eine etwas harte Überleitung inkauf zu nehmen: Kazzn-Streufeld https://i.pinimg.com/originals/2a/e8/b4/2ae8b47213b4abea8ad49c2f36a4d10a.png

Mettmann, den Kater Silvio hab ich in dem Stoker-Text nicht auffinden können. Wahrscheinlich kapier ich eine Anspielung nicht. Aber Kazzn und Meteorite, das hat was. Angefangen auf dero höchsteigener Website http://www.meteorite-martin.de/frisch_meteorit.html

Dann natürlich hier https://www.lpi.usra.edu/science/kring/epo_web/arizona_meteorites/popups/cat_mtn.jpg ...
... hier https://fatcatart.com/wp-content/uploads/2013/08/Meteorite-cat-and-bird1.jpg
... hier https://i.pinimg.com/474x/db/ae/e2/dbaee23bd4304a7f521039614fe44a59--grumpy-cat-quotes-cat-memes.jpg
... https://lh3.googleusercontent.com/jfx0OXYMoGR3ydpFITfxS2BjOc1AsT5Ol7tn8RKd8jTBwD44QwhrLbHs0uTKnzAKewU=w720-h310
... hier https://i.pinimg.com/originals/66/a9/a8/66a9a87048927a0132d5095ae50c2f42.jpg
... und hier http://catplanet.org/wp-content/uploads/2014/11/Meteorite-cat.jpg

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 01:26:41 Vormittag
Uhuhuh es wird immer irischer und schauderlicher:

Maturin's Melmoth the Wanderer:
...Love" he cried, extending his arm towards the dim and troubled sky,
"love the storm in its might of destruction - seek alliance with those swift and perilous travellers of the groaning air,
 - the meteor that rends, and the thunder that shakes it! - Court, for sheltering tenderness,
those masses of dense and rolling cloud, - the baseless mountains of heaven! Woo the kisses of the fiery lightnings,
to quench themselves on your smouldering bosom! Seek all that is terrible in nature for your companions and your lover!
- woo them to burn and blast you - perish in their fierce embrace, and you will be happier, far happier,
than if you lived in mine! Lived ! Oh who can be mine and live !
Hear me, Imalee !"


Imaleeeeee....Muhahahaaarrr: https://www.youtube.com/watch?v=JskO8K3lXJI


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 01:32:33 Vormittag
Uhuhuh es wird immer irischer und schauderlicher:

Maturin's Melmoth the Wanderer:
...Love" he cried, extending his arm towards the dim and troubled sky,
"love the storm in its might of destruction - seek alliance with those swift and perilous travellers of the groaning air,
 - the meteor that rends, and the thunder that shakes it! - Court, for sheltering tenderness,
those masses of dense and rolling cloud, - the baseless mountains of heaven! Woo the kisses of the fiery lightnings,
to quench themselves on your smouldering bosom! Seek all that is terrible in nature for your companions and your lover!
- woo them to burn and blast you - perish in their fierce embrace, and you will be happier, far happier,
than if you lived in mine! Lived ! Oh who can be mine and live !
Hear me, Imalee !"


Imaleeeeee....Muhahahaaarrr: https://www.youtube.com/watch?v=JskO8K3lXJI

Guudsnachtliedsche ... https://youtu.be/t8cTeGEGvc0
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 01:37:45 Vormittag
Hier erscheint der Kater Silvio nur für Dich:

As she was speaking a faint rattling of the door handle was heard. Instantly Miss Trelawny's face brightened. She sprang up and went over to the door, saying as she went:

'There he is! That is my Silvio. He stands on his hind legs and rattles the door handle when he wants to come into a room.' She opened the door, speaking to the cat as though he were a baby: 'Did him want his mower? Come then; but he must stay with her!' She lifted the cat, and came back with him in her arms. He was certainly a magnificent animal. A chinchilla grey Persian with long silky hair; a really lordly animal with a haughty bearing, despite his gentleness; and with great paws which spread out as he placed them on the ground. Whilst she was fondling him, he suddenly gave a wriggle like an eel and slipped out of her arms. He ran across the room and stood opposite a low table on which stood the mummy of an animal, and began to mew and snarl. Miss Trelawny was after him in an instant and lifted him in her arms, kicking and struggling and wriggling to get away; but not biting or scratching, for evidently he loved his beautiful mistress. He ceased to make a noise the moment he was in her arms; in a whisper she admonished him:

'O you naughty Silvio! You have broken your parole that mother gave for you. Now, say good-night to the gentlemen, and come away to mother's room!' As she was speaking she held out the cat's paw to me to shake. As I did so I could not but admire its size and beauty. 'Why,' said I, 'his paw seems like a little boxing-glove full of claws.' She smiled:

'So it ought to. Don't you notice that my Silvio has seven toes see!' she opened the paw; and surely enough there were seven separate claws, each of them seamed in a delicate, fine, shell-like case. As I gently stroked the foot the claws emerged and one of them accidentally--there was no anger now and the cat was purring--struck into my hand. Instinctively I said as I drew back:

'Why, his claws are like razors!'


Doch mehr, mehr wird nicht verraten... :eek:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 01:43:46 Vormittag
Da isser, der Silvio. Besten Dank.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am Juli 27, 2019, 02:02:08 Vormittag
Meteorite werden gern herangezogen als Metapher für Raschheit, Flüchtigkeit, Transitorik des Erscheinens.

Ja, flüchtig wie das menschliche Dasein selbst, das in der ersten Strophe in Percy Bysshe Shelleys Gedicht 'On Death' als das kalte Licht (mit moony smile) eines 'meteor beam' am sternenlosen Himmel erscheint.

On Death
(1814-16)

"The pale, the cold, and the moony smile
Which the meteor beam of a starless night
Sheds on a lonely and sea-girt isle,
Ere the dawning of morn's undoubted light,
Is the flame of life so fickle and wan
That flits round our steps till their strength is gone."
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am Juli 27, 2019, 02:16:45 Vormittag
aus:

The Rime of the Ancient Mariner (1798)

von Samuel Taylor Coleridge

"The upper air bursts into life,
And a hundred fire-flags sheen
To and fro they are hurried about;
And to and fro, and in and out
The stars dance on between."

Möglicherweise inspiriert durch den Leonidenschauer am 13/14 November 1797.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 02:32:01 Vormittag
Uuh huuuh, mich fröstelt. Immerhin war die Dame des Hauses, Mary Shelley, die Autorin der Mutter aller (zumindest filmischen) Horrorgestalten: FRANKENSTEIN. (Passt übrigens auch in den Stein-Lit. Faden.)

Und wenn wirs schon von den letzten Dingen haben. P.B. Shelleys Freund John Keats starb 1821 an Tuberkulose. Im Alter von 26 Jahren. Seine Grabinschrift auf dem Protestantischen Friedhof Roms (ja, sogar sowas gibts) lautet: "Here lies One Whose Name was writ in Water". Das war fast schon sowas wie eine Prophezeiung, denn 1822 folgte ihm P.B. Shelley, er ertrank, 30jährig, auf einer Segeltour vor La Spezia.

Back to topic: 1990 wurde der Asteroid (4110) Keats nach dem Dichter benannt.

Eigentlich schade, dieser Brexit.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 23:01:43 Nachmittag
Heut nur gschwind zum Selberblättern, eine reizende Kometenhandschrift aus der Uni-Bibliothek Kassel,
mit ganzseitigen Kometenmalereien, und buongiorno Schiaparelli, Sternschnuppenstrom, von 1580:
https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/object/1336039708836/3/

wobei auf Blatt 6 recto, der Maler uns rechts unten mitzuteilen scheint, was er vom Thema hält...
https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/object/1336039708836/13/

....
Mettmann

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 27, 2019, 23:04:39 Nachmittag
und Herausforderung:  1:0 Oldman

http://snbehrman.com/bibliography/images/30meteorbrantano.jpg

 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 23:29:54 Nachmittag
und Herausforderung:  1:0 Oldman

http://snbehrman.com/bibliography/images/30meteorbrantano.jpg

 :prostbier:
:wow:
Das ist aber eher der Komponist.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 27, 2019, 23:43:34 Nachmittag
Diese illuminierten Kometen sind wunderbar. Abgesehen von den Glühwürmern resp. E.T.A. Hoffmann'schen Feuerschlänglein und Leuchtsalamandern, gerade eben aus dem Punsch der Serapionsbruderschaft emaniert, zu Beginn, scheint beim Miniaturenmaler die Metapher des Blühens leitend gewesen zu sein. Und das ist ja auch so.

Zu Blatt 6, recto, yesss - da lehn ich mich mal verso gaaanz weit aus dem Fenster und behaupte: ein früher Vorläufer der Caganers, die im weihnachtlichen Katalonien traditionell die Krippe ... ja, man kann es nicht anders sagen: zu umscheissen pflegen.

https://media-cdn.sueddeutsche.de/image/sz.1.1195832/1200x675?v=1523581375
https://de.wikipedia.org/wiki/Caganer

Und schließlich diese ekstatischen Unterlängen in der jeweils letzten Zeile: selber dreinfahrende Boliden.




Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Jura01 am Juli 28, 2019, 19:07:59 Nachmittag
Salü zäme

Spannend, was da alles zusammengekommen ist!

Hier noch ein kleiner Berner Beitrag betreffend Friedrich Dürrenmatt: Dieser Autor kam offenbar schon sehr früh mit Meteoritischem in Kontakt (Schulaufsatz mit 13-14 Jahren, ca. 1935), dann als angeheiterter Student 1943 im Fragment „Die Brücke“. In seinem Stück „Der Meteor“ tritt der Begriff allerdings nur im Titel auf.

Interessant ist auch, dass die Handlung des Kriminalromans „Der Richter und sein Henker“ (1950-51) im Fundgebiet des damals noch unbekannten Twannberg-Meteoriten spielt. So lässt Dürrenmatt seine zwei Fahnder in unmittelbarer Nähe einer der Hauptfundstellen im Twannbach dem Mörder auflauern: „Sie schwiegen wieder und warteten; da leuchtete der Wald von Twann her auf. Ein Scheinwerfer tauchte sie in ein grelles Licht. Eine Limousine fuhr an ihnen Richtung Lamboing vorbei und verschwand in der Nacht.“


Aufsatz um 1935 (Archiv Centre Dürrenmatt, Neuchâtel):
Ein Naturereignis.
(Ein Meteor)
Es war in Adelboden. Wir machten eine Tour auf den Wildstrubel. 1 Uhr nachts ging es in Adelboden fort.
Zuerst eine Fahrt mit dem Velo, und nach einer halben Stunde waren wir schon am Fusse der Aengstligenalp. Der Aufstieg begann. Wir hatten Kerzen mitgenommen. Wir mussten aufpassen. Stockdunkle Nacht.
Der Pfad war zwar gar nicht so schmal, aber dafür ging es dann steil hinauf. Der Himmel war klar, wolkenlos.
Gerade im Zenith Wega, einer der hellsten Sterne, dann der Schwan, das nördliche Kreuz.
Sehr schön war auch der Grosse und der kleine Bär und der Drache zu sehen. So schön und so klar habe ich die Sterne nie mehr gesehen. Nichts war da, das das Licht der Sterne trübte. Wir hatten Rast gemacht. Ich sass auf einem grossen Stein. Wenige Meter vor mir der Abgrund. Ich schaute die Sterne an. Plötzlich taucht, etwa in Nordwest, ein Stern am“. Blitzsehnell überquert er den halben Himmel, einen langen Schweif mit sich ziehend. Sein Kopf ist etwa noch einmal so hell wie Venus. Ich glaube ihn zischen zu hören (Natürlich Einbildung.) In der Nähe der Wega ist er verschwunden. Sein Schweif ist etwa noch eine halbe Stunde lang zu sehen, dann ist alles wie vorher. Das war ein Prachtexemplar von einem Meteor. Der verdiente schon die Bezeichnung ”Feuerkugel" (so wurden die grossen Meteoren genannt, die manchmal so stark wie der Vollmond leuchten.) Ich habe schon viele Sternschnuppen gesehen, aber das war der schönste und grösste.


Die Brücke
Konkreter: Wenn der 22jährige Student F. D. am
15. Oktober 1943 drei Uhr vierzig Minuten und sieb-
zehn Sekunden Schweizer Zeit von einem Meteor
erschlagen worden wäre, als er nachts betrunken in
Bern über die Kirchenfeldbrücke in Richtung Hi-
storisches Museum nach Hause torkelte und dabei
durch das Eisengeländer auf den Fluß hinunterpin-
kelte, auf die Aare, als der Meteor zuschlug - zufällig
beobachtet vom Gurten aus, einem Hügel südlich
der Stadt, von einem ebenfalls betrunkenen Studenten
der Astronomie, der im Norden den Orionnebel
fotografieren wollte, der im Süden stand -, würde
diese Aussage im großen und ganzen mit der Wahr-
heit übereinstimmen und wäre nur insofern zweifelhaft,
als sich über die Genauigkeit einer Zeitangabe
streiten ließe und das „nach Hause“ eine bloße An-
nahme bedeuten würde. Doch wäre die Interpretation
der Aussage nicht leicht zustande gekommen.
Der verunfallte F. D. hätte genau untersucht und das
zufällig aufgenommene Foto des Astronomiestudenten
in einen unzweifelhaften Zusammenhang mit
dem Unfall gebracht werden müssen, eine sorgfältige
und lückenlose Indizienkette wäre notwendig
gewesen, somit eine beträchtliche Strapazierung der
Vernunft. Doch ließe sich anhand des Beobachteten
die Bahn des Meteors berechnen, trotz ihres nur se-
kundenlangen Aufleuchtens, es ließe sich nachweisen,
woher das kosmische Geschoß gekommen wäre, es
wäre ein Partikel der Protosonne gewesen, aus der
sich die Sonne entwickelt hätte. Die Interpretation
des unwahrscheinlichen Unfalls erwiese sich als deduktiv,
setzt doch die Möglichkeit, seine Bahn zu berechnen,
die Kenntnis der Gesetze der Schwerkraft
voraus. Der lächerliche Steinsplitter, der diesen lä-
cherlichen F. D. erschoß, war seit sechs Milliarden
Jahren im Sonnensystem herumgewandert, seit sei-
nem Anbeginn nämlich, bevor er, von irgendeinem
matterhorngroßen Miniplanetoiden abgelenkt, ins
Schwerefeld der Erde geriet und so unglücklich, aber
durchaus gesetzmäßig, niedersauste, daß der kosmi-
sche Unfall wie ein geplanter Mord aussah. Mit Ein-
schränkungen freilich: Je mehr wir vom Unfall, der
sich durch einen simplen Satz ausdrücken läßt und
eine ebenso simple, wenn auch wunderliche Interpretation
auslöst, auf die Faktoren zurückschließen,
die den Unfall auf der Kirchenfeldbrücke in Bern ermöglichten,
desto mehr geraten wir in immer kompliziertere
Interpretationen; sind die Gesetze der
Schwerkraft noch bekannt, wirft die Schwerkraft
selber schon Fragen auf, ebenso die Entstehung des
Meteors. Die Antworten auf diese Fragen, das heißt
die Interpretationen, werden nur noch wahrschein-
lich statt wahr, bis sie endlich ins bloß Mögliche,
Hypothetische führen. Sind Wahrheit und Interpretation
beim bloßen Faktum noch identisch, bei der
weiteren Rekonstruktion des Faktums klaffen sie
mehr und mehr auseinander. Das Mögliche braucht
ebensowenig wahr zu sein wie das Logische.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Thin Section am Juli 28, 2019, 19:23:51 Nachmittag
Passage aus dem Aufsatz von 1935: "...Sein Schweif ist etwa noch eine halbe Stunde lang zu sehen, dann ist alles wie vorher..."

Hmm, eine halbe Stunde lang ???  :gruebel:


Bernd  :winke:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 28, 2019, 22:41:41 Nachmittag
Ja früher hatten die Boliden eben noch eine Qualität...

Nun aber, sonntagsabends schreiben wir uns die noch kommenden einführenden Meteoritenbücher um.
Ihr kennt es ja, geht es um die Historie der Meteorite, kommt der Plinius d.J. mit seiner Historia Naturalis von 77 n.Chr. so sicher, wie das Amen in der Kirche,
als eine der ältesten Quellen, da dann auch immer der Fall von Aigos Potamoi/Gallipoli/Gelibolu.

Viel eindrücklicher fänd ich aber dieses Zeugnis in die Standardbücher aufzunehmen, weil als Original erhalten und 340 Jahre älter:

Der Parische Marmor von 264 o. 263 v.Chr,
 eine Steintafel, in die chronolgisch bedeutende Ereignisse von 1582 - 299 v.Chr eingemeißelt wurden.

Ein Fragment davon wird in Oxford aufbewahrt, so sieht es aus:
http://www.dh.uni-leipzig.de/wo/wp-content/uploads/2014/07/MarmorParium1.jpg

und das steht drauf:
https://chs.harvard.edu/CHS/media/viewImage/3305


Und man kann also lesen:

ἀφ’ οὗ ἐν Αἰγὸς ποταμοῖς ὁ λίθος ἔπεσε, καὶ Σιμωνίδης ὁ ποιητὴς ἐτελεύτησεν, βιοὺς ἔτη ...., ἔτη..... ἄρχοντος Ἀθήνησι Θεαγενίδου.

Hab ka Grichich ghabt  :crying:
d.h.
From the time a meteorite fell in Aegospotami, and Simonides the poet died, being 90 years of age, 205 years (= 468/7 BCE), when Theagenides was archon in Athens.

Ist doch toll, oder?

 :fluester:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 29, 2019, 00:06:32 Vormittag
Feine Texte.

"Leuchtete grell auf" und "verschwand in der Nacht" - Dürrenmatts Ermittler haben offenbar in einer Art Flashback oder deja vu den Twannberg daherzischen sehen. Oder es war ein extremer Zeitraffer vom vor- und wieder zurückrückenden Rhonegletscher. Es gibt solche Geisterseher in der Schweiz.

Der halbstündig nachleuchtende Lichtschweif ... gute Frage. Entweder, Bernd, ein klarer Fall von behäbigem Weltraumschrott der 30er Jahre
 : - )  Oder der Mettmann liegt richtig: das waren noch Feuerkugeln von echtem Schrot und Korn, sonnensystemische Qualitätsarbeit eben. Oder eben es handelt sich hier um die Beschreibung des nämlichen besoffenen Astronomiestudenten, eine alcoolbasierte Zeitdilatation.

Der in Stein gehauene Fallreport Aegospotami, eine Wucht. Wenn man bedenkt, was viel spätere Zeiten an - zum Teil durchaus charmanten - Fantastereien bemüht haben - hier im parischen Marmor ist die ganze causa knapp, nüchtern und straight auf den Punkt gebracht.

Einer geht noch:
"Thus the patriarch Photius informs us that 'Asclepiades ascended Mount Lebanon, near Heliopolis, in Syria', and that 'he saw there many of the so-called ... baetyli, concerning which he narrates countless prodigies.' And, according to Eusebius Pamphilos, 'the god Uranus conceived the baetyli, thus creating souled stones.' The same author also states that 'Astarte ... travelling over the earth, found a star that had fallen from heaven; she picked it up and consecrated it in the holy island of Tyre.'" (E.M. Antoniadi, On ancient meteorites, and on the origin of the crescent and star emblem. The Journal of the Royal Astronomical Society of Canada. May/June 1939.)
(Zu der Episode mit Astarte gibts, wenn ich mich nicht täusche, sogar eine geprägte Bronzemünze, die in einer meiner Schubladen sich irgendwo befinden muss - habe aber kein Foto parat.)

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 29, 2019, 19:11:52 Nachmittag
Pausanias schreibt in seinem Reiseführer Griechenland, Ἑλλάδος Περιήγησις, den er zwischen 160 und 175 n.Chr. abgefaßt hat,
im 38.Kapitel des neunten Buches:

At Orchomenus is a sanctuary of Dionysus, but the oldest is one of the Graces. They worship the stones most, and say that they fell for Eteocles out of heaven. The artistic images were dedicated in my time, and they too are of stone.

Orchomenos gibt es heute noch als Städtchen.

 :prostbier:

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 30, 2019, 21:51:48 Nachmittag
Wann es still ist, gibt es eben wieder Rilke.
Schreibt an Ilse Erdmann am 9.10.1915:

..Ich erinnere Rodins Unwillen über die von Francis Jammes wiederholte Behauptung van Tieghem's,
daß der Same gewisser Blumen, eingeschlossen in Meteorsteine, von anderen Sternen auf die Erde gekommen sei -:
so wenig wollte er, der wußte, wieviel uns hier zu leisten bleibt (ach was nicht?!) die Neugier hinaus
und hinüber gewendet wissen. Aber andererseits ist ja auch das möglich:
den gestirnten Himmel zugehörig ums Herz zu haben, so empfanden Sie ihn, denk ich mir,
neulich an jenen Abenden, da Sie über die Wiesen gingen und die früheren Sternkenntnisse in sich wieder aufsuchten.
Da wäre ich gern mitschauend, lernend, mit Ihnen gewesen, und was mag das für eine Zeit in Ihrer Kindheit
gewesen sein, daß man Ihnen die Namen der Sterne vorsagte - wer?
Mir fällt ein, ich weiß wenig von Ihrer Kindheit. Fast nichts.


https://kuerzer.de/vonstuckdecke


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 30, 2019, 23:15:39 Nachmittag
Ludwig Bechstein (der von den Märchen) besuchte im Frühjahr 1831 Aachen und besichtigte auch den dortigen gewaltigen Meteoriten:

Im Hofe des Regierungsgebäudes sah ich den merkwürdigen Aerolithen oder die gediegene Eisenmasse, welche im Jahre 1762 entdeckt,
und im November 1814 ausgegraben wurde. Dieser unförmliche Klumpen wiegt mehr als 7400 Pfund Gewicht.
 Es ist beinahe unmöglich, einen andern Ursprung dieser Masse anzunehmen, als daß sie, gleich andern Meteorsteinen,
vom Himmel gefallen sey, obgleich die gelehrten Untersucher und Beschreiber derselben diese Meinung zu äußern
vermieden haben, da die chemischen Bestandtheile derselben mit denen andrer gediegenen Meteormassen,
welcher zwar nickelhaltiges Eisen, Eisenoxyd, Kieselerde, Talkerde, Schwefel ec., aber keinen Arsenik enthalten,
nicht gänzlich übereinstimmen.
Allein auf welchem Wege sollte dieser ungeheure Klumpen nach Aachen gekommen seyn, das auch in den frühsten Zeiten
keine Schmelzwerke hatte, und in seiner Umgebung kein Arseniklager enthält? Sicher schleuderte die gebährende Weltkraft
ihn auf die Erde, der er auf ihrer Bahn begegnete, vielleicht wurde die polarische Masse mächtig angezogen
von dem magnetischen Strom, der von den Polen ausgeht, und das, was Kern eines Wandelsternes werden konnte,
fand durch einige Jahrtausende ein dunkles Grab im Schoos der Erde, bis ein Zufall und der Menschen Forschergeist
es an das Licht hob.
Die Masse ist erstaunlich fest, und nur mit Mühe gelang es mir, selbst von der sich leichter abblätternden oxydirten Rinde
einige kleine Stückchen zu erhalten; diese sind leberfarben, im Bruch von mattem Metallglanz, wie Brauneisenstein,
werden durch den Strich der Feile heller glänzend, wie Blei, und vom Magnet angezogen, ohne selbst
magnetische Anziehungskraft zu besitzen. Obgleich leicht gebrechlich und bröckelnd, widerstehen sie der Feile doch mehr
als gewöhnliches Eisen. Mir war es interessant, diesen muthmaßlichen Aerolithen zu sehen, und ich dachte
bei der räthselhaften Masse an die Masse des Räthselhaften in der Natur, das unser Blick noch nicht durchdrungen,
unsere Weisheit noch nicht ergründet hat, und wo wir uns oft nur mit dem Ausruf der Moslemin begnügen
und bescheiden müssen:  Masch Allah! Gott is groß!


Schaut,
da liegt der derselbige Klumpen vor der Uni Aachen und ist heut noch nicht ergründet
https://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/geheimes-aachen-der-raetselhafte-metallbrocken-vor-der-uni_aid-30744609


 :eek:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 30, 2019, 23:31:24 Nachmittag
und Fußnote für den Wunderkammerad:

Zuvor war Bechstein in Düsseldorf; in der Wallraffschen Gemäldegalerie hat ihm ein Bild besonders gefallen, er schreib:
Recht spaßhaft ist ein niederländisches Katzenkonzert, anzusehen. Mehre Kater singen kläglich einen in Noten gesetzten Kanon:
De Katers sollen de Katten huylen! Maun, Maun! 
Wenn jemand Lust dazu hat, mag er diesen Kanon componiren.
https://kuerzer.de/DuesKatz
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 31, 2019, 00:29:38 Vormittag
Also dieser Rilke ... dachte der hätt's nur mit Rosen und Engeln. Sapperment. Hätte aber gewarnt sein können. Wer sich leidenschaftlich mit der Kronennaht des menschlichen Schädels abgibt und diese am liebsten mit einer Grammophonnadel abgetastet hätte um welche Musik auch immer zu hören, dem kann mag auch Himmelssteine zutrauen.

Dank auch fürs Kleingedruckte zu Düsseldorf. Einen Kanon sehe ich bei diesen Protagonisten allerdings eher weniger. Zu wenig koordiniert, der eine guckt hier-, der andre dorthin. Lass eine Maus hindurchhuschen, und aus ists mit allen höheren Betrebungen. Chaos rules. Fressen geht über Gesang. (Wär's doch nur auch so bei dem Männergesangsverein, der jeden Freitag und vor Festen gern auch öfters hier direkt gegenüber trainiert  :wehe:  Auf jeden Fall ist jene Kazz die schlaue, die oben in der Loge kauert.


Lavinia Greenlaw, Islands

This passion for iron,
their metal from heaven,
the heaviest element
created by fusion
at the heart of a star
which then collapses,
folding and folding
till the core explodes
to scatter and settle
within the triangle
of past, present, future
- all possible worlds.


 
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 31, 2019, 01:58:46 Vormittag
Special Service for Mettmann: Kazzn - I can hear Music, sweet, sweet music - Himmelssteine !!! (obacht: sehr, sehr avantkazzistisch ...)
https://www.youtube.com/watch?v=YXkRxnOoOyc

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:30:24 Nachmittag
Heute gibt es ein aufklärerisches Lehrgedicht über Kometen, das der Mathematicus Abraham Gotthelf Kästner (der Doktorvater von Gauß) 1744 abgefasst hat
und welches der heilige Gottsched derart belobigt:
Dieß Gedicht ist wirklich schön; und stellet auch diese philosophische Lehre in einer so leichten Schreibart dar,
daß sie nicht nur Naturkündigern und Sternsehern, sondern auch mittelmäßigen Lesern verständlich wird,
die nicht einmal Halbgelehrte zu seyn begehren. Das ist nun aber das Amt der Poesie, daß sie die Philosophie der großen Welt
werden; nicht aber nur in die wenigen und engen Studierstuben der Gelehrten eingesperret bleiben soll.


Folglich mag ich kein Gestöhne hören, daß es nicht twitterkurz ist,
schließlich wollt Ihr doch mindestens mittelmäßige Leser und mindestens Halbgelehrte sein, gell?

Es heißt:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:31:55 Nachmittag
Philosophisches Gedichte von den Kometen

Mein Lied beschreibt den Stern, der weit von unsern Kraisen,
Nur selten sich uns naht, uns Kopf und Schweif zu weisen;
Und wenn er sich so tief in unsre Welt verirrt,
Des Weisen Neugier reizt, des Pöbels Schrecken wird.
möchte mir davon ein solches Werk gelingen!
Als, wenn es Opitz wagt, Vesuvens Brand zu singen,
Und durch sein Beyspiel zeigt, auch so ein Vers sey schön,
Der nur Gelehrte reizt, den Kinder nicht verstehn.

Das Volk, dem die Natur das Haupt umsonst erhöhet,
Das stets den trägen Blick zur niedern Erde drehet,
Vergißt sich doch manchmal, und sieht den Himmel an,
Wenn seine Schläfrigkeit was neues reizen kann:
Bald, wenn es dunkle Nacht, am heitern Mittag, schrecket,
Da uns der schwarze Mond das Sonnenlicht verdecket;
Bald, wenn bey Phöbus Glanz, da jeder Stern vergeht,
Mit kühnem Schimmer noch die lichte Venus steht;
Bald, wenn gebrochnes Licht, das durch die Dünste strahlet,
Der Einfalt Sarg und Schwerdt und Todtenköpfe malet.
Doch kann wohl nichts so sehr der Dummheit furchtbar seyn,
Als Sterne, die um sich die blassen Haare streun,
Und wo man sie erblickt, auf schreckensvollen Schweifen,
Krieg, Pest, des Fürsten Tod, und Hunger nach sich schleifen.
O hätte diese Furcht den Pöbel nur gequält,
Wo Fleiß und Unterricht dem blöden Geiste fehlt!
Wie aber, daß darinn ihn Männer selbst bestärkten,
Die auf des Himmels Lauf geschickt und ämsig merkten?
So viel kann Vorurtheil, von Andacht unterstützt!
Der Gottheit Rachschwerdt droht, wenn ein Komete blitzt,
Dieß glaubt man, und genug, daß vor dem Wunderzeichen
Die Kenner der Natur, wie dummes Volk erbleichen.

Doch ist die ietzt hin; kaum sind es funfzig Jahr,
Da noch Chaldäens Wahn der Meßkunst Schandfleck war;
Der Mensch ist nicht der Zweck von Millionen Sternen,
Die er theils kaum erkennt, theils nie wird kennen lernen;
Und daß ein Ländchen nur sein künftig Unglück sieht,
Schickt Gott nicht eine Welt, die dort am Himmel glüht.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:34:01 Nachmittag
Der weise Stagirit, der Wolf vergangner Zeiten,
Der oft, der Meßkunst treu, sich ließ zur Wahrheit leiten,
Doch der auch öfters fehlt, wenn den verwöhnten Geist
Die Metaphysik nur mit leeren Wörtern speist,
Glaubt, daß ein Schwefeldampf, der aus der Erde steiget,
Und Blitz und Donner wirkt, auch die Kometen zeuget.
Voll Eifer kämpft für ihn der Schüler Unverstand,
Fremd in Euklidens Kunst, am Himmel unbekannt.
Doch weit aus unsrer Luft, zu den Planetenkraisen
Führt Tycho den Komet mit siegenden Beweisen.
Nein, er ist etwas mehr, als irdscher Dämpfe Brunst.
Nein, Ordnung, Laufkrais, Zeit hält kein entflammter Dunst.
Vom bunten Nordlicht an, das das Zenith bekränzet,
Bis, wo im tiefen Sumpf ein feuchter Irrwisch glänzet,
Der Drache, der den Brand weit durch die Lüfte schießt,
Sanct Telmo, dessen Schein der Trost des Schiffers ist,
Der helle Balkenstreif, die angeflammten Ballen,
Der schwarzen Wolken Heer, aus dem betäubend Knallen
Auf blendend Licht erschreckt; dieß alles wird bewegt,
So, wie es innrer Trieb und Wind und Schwere regt:
Ganz anders ist der Lauf, den ein Komete zeiget,
Der stets vom Morgen her am Horizonte steiget,
Die Sterne nie verläßt, wo er beym Anfang steht,
Und unterm Horizont zugleich mit ihnen geht,
Und morgen wiederkommt, verrückt zu andern Sternen,
Doch ordentlich verrückt, daß, seine Bahn zu lernen,
Der Himmelskündiger nach wenig Nächten wagt,
Und seinen künftgen Ort, kühn auf die Meßkunst, sagt.
Wodurch wird ein Glut, die durch die Lüte fähret,
So richtig fortgeführt? so lange Zeit genähret?
Wie kömmts, daß ihn zugleich der Erde Hälfte kennt?
Daß Schweden ihn erblickt, wo er in Welschland brennt?
Umsonst, ein falscher Schluß, auf Vorurtheil gegründet,
Hat erst in unsrer Luft Kometen angezündet.
Der Himmel, sagte man, ist unzerstöhrlich, rein,
Und was vergänglich ist, das muß auch irdisch seyn.
Den Irrthum müssen wir der ersten Welt verstatten;
Viel ist uns helles Licht, ihr warens dunkle Schatten;
Ihr Fleiß verdienet Lob, der stets uns nützlich wird,
Lehrt, wenn er Wahrheit fand, und warnet, wenn er irrt.

So geht denn, weitentfernt von unsrer Athmosphäre,
Der leuchtende Komet dort durch des Himmels Leere.
Du, der unendlich mehr, als Menschen sonst gelang,
Ins Innre der Natur mit kühnen Blicken drang,
O Newton! möchte doch, erfüllt von deinen Sätzen,
Mein Lied der Deutschen Geist belehren und ergötzen.
Zwar nicht von Rechnung voll, nicht in Beweisen scharf,
Doch gründlich, wie man es in Versen werden darf.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:35:40 Nachmittag
Daß sechzehn Welten stets in unverrückten Kraisen,
Im weiten Himmelsraum, um ihre Sonne reisen;
Daß ein geworfner Stein, der durch die Lüfte dringt,
Im Bogen aufwärts steigt, im Bogen wieder sinkt;
Macht beydes eine Kraft. Es muß mit gleichen Trieben
Die Sonne, der Planet, der Stein die Erde lieben.
Der Schwung von unsrer Hand ist, was den Stein erhebt,
Vom Schöpfer kam der Trieb, der den Planet belebt,
Stets mit dem Zuge kämpft, der ihn zur Sonne senket;
Durch beyde wird der Stern ins runde Gleis gelenket.
Ein ähnliches Gesetz beherrschet den Komet,
Der nur in längrer Bahn auch um die Sonne geht,
Bald näher zu ihr kömmt, als kein Planet sich waget,
Bald hinflieht, wo es nie von ihrem Lichte taget.
Was jeder Erdball braucht vom Feuer und vom Licht,
Schickt ihm die Sonne zu, und mehr vertrüg er nicht.
Zu heiß wär es für uns dort, wo die Venus gehet,
Zu kalt in jenem Raum, wo Mars sich einsam drehet;
Ob gleich, wie Lybien nebst Grönland Menschen sieht,
Auch Wesen eigner Art, so Mars als Venus zieht.
Was aber würde wohl dort im Komet gebohren?
Ein widriges Gemisch von Lappen und von Mohren,
Ein Volk, das unverletzt, vom Aeußersten der Welt,
Wo Nacht und Kälte wohnt, in heiße Flammen fällt?
Wer ist, der dieses glaubt? Sind da beseelte Wesen:
So ist ihr Wohnplatz nur zu ihrer Quaal erlesen.
Vielleicht hat er vordem, Planeten gleich geziert,
Den ordentlichen Lauf um einen Stern geführt,
Und ietzo muß er erst, aus seiner Bahn gerissen,
Zerstöhrt, in Brand gesetzt, durch unsern Himmel schießen.
Des Sternes wahre Bahn blieb Keplern noch versteckt;
Den Britten hat zuerst ein Newton sie entdeckt;
Noch vor ihm hatte sie ein Deutscher schon gemessen:
Doch Newton wird verehrt, und Dörfel ist vergessen.

Ihr, die ihr stets den Blick nach jenen Höhen werft,
Ihr, den ein Glas das Aug, den Geist die Meßkunst schärft,
Sagt, was Verstand und Sinn sonst mehr an ihm erblicket,
Als einen heißen Ball, der Dämpfe von sich schicket.
Doch scheint uns keine Glut, die dicker Rauch versteckt;
Es ist entlehntes Licht, durch das er sich entdeckt,
Das zeigt sein matter Glanz, der jedem Sterne weichet,
Wenn er an Größe schon den größten Sternen gleichet.
Stark, heiter sehn wir dort die ewgen Sonnen glühn,
Die allerkleinsten selbst, die fast dem Aug entfliehn,
Da er, dem Kraft gebricht, nur mit der Menge streitet,
Und weit um sich herum den lichten Nebel breitet.
Mich dünkt, er zeige mir des Dichters wahres Bild,
Der manches Alphabeth mit leeren Reimen füllt;
Die Zeit, die nach uns kömmt, weiß kaum, daß er gewesen,
Doch Hallern wird man stets mit Hagedornen lesen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:38:07 Nachmittag
den hellen Wölkchen gleich, zeigt sich des Hauptes Schein,
Und einen dichtern Glanz schließt er im Mittel ein:
Doch nicht, wie ein Planet, den man stets rund erblicket;
Nein, höckricht, ungleich, rauh, ja öfters gar zerstücket.
Was zeigt uns dieses an, als einen Ball, der glüht,
Und den durch dicken Dampf kein Sternrohr deutlich sieht?
Was wäre sonst der Schweif, als Rauch, der von ihm eilet,
Und sich im weiten Raum von unsrer Welt zertheilet?
Weswegen wächst er sonst, je näher der Komet
Vom frostigen Saturn zur heißen Sonne geht?
Wie, daß er allemal am furchtbarsten sich zeiget,
Wenn sein erhitztes Haupt weg von der Sonne steiget?

Doch, wer er etwa wohl in reiner Himmelsluft,
Was er nicht hier soll seyn, nur ein entflammter Duft?
Vielleicht sehn wir in ihm in einen Haufen fließen
Nur Dünste, welche sich Planeten einst entrissen.
Zu unsrer Väter Zeit ward dieser Satz beschützt;
Und fällt er wohl so leicht, da ihn ein Hevel stützt?
Da ihn ein Kepler glaubt? der, ohne dessen Lehre
Ein Newton selbst vielleicht nicht ganz ein Newton wäre?
Doch könnte wohl ein Dunst so bey der Sonne seyn?
Wie plötzlich wird sie nicht den leichten Dampf zerstreun,
Da, wo die dichte Glut selbst Schwedens Eisen schmelzte,
Wenn unser Erdball sich ihr so nahe wälzte?

Auch zeugt kein Sonnenstrahl, der sich im Haupte bricht,
Wie Apian geglaubt, des Schweifes blasses Licht.
Hat er daran gefehlt, so hat er auch entdecket,
Daß von der Sonne stets der Schweif sich abwärts strecket.
Und der ist wenigstens noch keines Tadels werth,
Der uns, so oft er irrt, auch neue Wahrheit lehrt.
Wie aber, könnte man wohl da ein Licht erblicken,
Wo keine Körper sind, die es zur Erde schicken?
Füllt, ihr, die Newtons Schluß nicht überführen kann,
Den weiten Himmelsraum mit zartem Aether an;
Doch sollt er uns so stark das Licht zurücke senden,
So würd ein steter Glanz die Augen uns verblenden.
Wird doch von uns kein Licht in grober Luft gefühlt,
Als wo im Sonnenstrahl ein Haufen Stäubchen spielt,
Wie sollte dorten wohl ein dünner Aether glänzen?
Ein Wesen dichtrer Art strahlt in Kometenschwänzen.
Auch wird deswegen nicht der Körper bald verstäubt,
Weil er so weit, so stark die Dämpfe von sich treibt;
Ein ausgebreitet Heer von leicht- und zarten Theilen
Kann ohne viel Verlust beständig von ihm eilen.
So wie virginisch Kraut, so viel die Pfeife füllt,
Den ganzen Raufbold oft in dicke Wolken hüllt,
Der doch, wenn er darauf von neuem wieder stopfet,
Den unverrauchten Theil noch aus der Höhlung klopfet.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:40:21 Nachmittag
Welch Schicksal meynt man wohl, ist einer Welt bestimmt,
Wofern sie ihren Weg durch diese Dünste nimmt?
Gewiß, was ärgers noch, als was Sylvan verspüret,
Wenn ihn ein Unglücksfall in Raufbolds Dampfkrais führet.
Die Ordnung der Natur wird ganz und gar gestöhrt,
Mit Dünsten fremder Art die reine Luft beschwert,
Und wenn sie haufenweis auf den Planeten sinken,
Wird, wie in einer Flut, was Athem holt, ertrinken.
Die Kugel selbsten wird aus ihrer Bahn gerückt,
Wenn eingepflanzter Trieb sie zum Kometen drückt;
Und muß vielleicht, wie er, ins Sonnenfeuer fallen,
Vielleicht kalt, unbewohnt in größrer Ferne wallen.

Hier öffnet sich ein Feld, euch Dichtern, deren Geist
So gern ins weite Reich der Möglichkeiten reist,
Besingt die Wunder nur, die vom Kometen stammen,
Die Flut der ersten Welt, des letzten Tages Flammen,
Was Whiston vorgebracht, was Cluver uns gelehrt,
Und was der kühne Fleiß des muntern Heyn vermehrt.
Wie sollt euch nicht davon ein prächtig Lied gelingen,
Wo alles möglich ist, zum Beyfall nichts kann bringen.
So glaubte denn sonst nicht ohne Grund,
Es thu uns ein Komet den Zorn des Höchsten kund;
Und kann er gleich kein Land durch Krieg und Pest verheeren:
So könnte er wohl vielleicht die ganze Welt zerstöhren.
Wahr ist es, daß wir noch dergleichen nicht gesehn;
Allein, wie folgt der Schluß, drum könnt es nie geschehn?
Ich schelte nicht den Fleiß, der für die Wahrheit kämpfet,
Durch Gründe der Vernunft des Glaubens Feinde dämpfet,
Und zeigt, ihr kühner Spott seh als unmöglich an,
Was leicht durch die Natur der Schöpfer wirken kann.
Doch glaub ich dieses auch; der Erden Ziel zu kürzen,
Darf nicht die Vorsicht erst Kometen auf uns stürzen.
Denn wäre der Komet, der uns verderben soll,
Zuvor auch eine Welt, von Sünd und Menschen voll,
Und hätt ihn ein Komet aus dieser Bahn verdrungen:
So frag ich weiter fort, wo dieser her entsprungen?
Und endlich komm ich doch auf einer Erden Brand,
Der von was anders her, als vom Komet, entstand.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:42:51 Nachmittag
Und viele sind gewiß bestimmt zu andern Zwecken,
Die friedlich ihren Schweif in unsern Kraisen strecken.
Das Feuer, das der Ball der Sonne stets verliert,
Wird ihr durch sie vielleicht von neuem zugeführt,
Vielleicht, daß sie den Dampf durch unsern Himmel streuen,
Auf allen Kugeln stets die Säfte zu verneuen.
In feste Körper wird viel Feuchtigkeit verkehrt,
Wofern uns die Natur recht, wie sie wirkt, belehrt.
So sehn wir festen Schlamm in faulem Wasser gehen,
So sehn wir hartes Holz aus Wasser meist entstehen,
Vielleicht daß ein Komet, wenn er zu uns sich senkt,
Mit frischer Feuchtigkeit die trocknen Welten tränkt.
So zweifelt Newton hier, und darf man es ietzt wagen,
Wo Newton zweifelnd spricht, was sichres schon zu sagen?
Denn Himmel und Natur schleußt nach und nach sich auf,
Nur wenig kennen wir von der Kometen Lauf,
Und ihren wahren Zweck, wohin sie sich entfernen,
Wie lang ihr Umlauf währt, das mag die Nachwelt lernen.



Fertig ist die Ode.
 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 20:47:18 Nachmittag
Hups, und noch Kästners Fußnoten zu dem Gedichte:

Fußnoten
1 Aristoteles hielt die Kometen für Meteore, wie andere Luftzeichen. Der Grund dieser Meynung war offenbar die Voraussetzung, im Himmel sey Alles unveränderlich. Die Kometen schienen veränderlich zu seyn, also konnte man sie nicht in den Himmel setzen. Diese Voraussetzung war also ein heydnischer Wahn, daß der sichtbare Himmel göttlich wäre. Und diesen Wahn vertheidigten doch die christlichen Aristoteliker. So wenig zusammenhängend haben oft Diejenigen gedacht, welche verlangten, man sollte Sätze, die unser ewiges Wohl entscheiden, auf ihr Ansehen glauben. Tycho zeigte zuerst gegen Viele, die Kometen müßten über den Mond erhoben seyn; es geschah auf Veranlassung eines Kometen 1577. Tychon de Brahe de mundi aetherei recentioribus phaenomenis. Liber II. 1610.

2 Eine Flamme, die sich auf den Masten und Segelstangen der Schiffe zeigt. Die Schiffer nehmen sie als ein Zeichen an, daß der Sturm sich bald legen werde. S. des P. Tachard Reise nach Siam, 1.B 36. S.

3 Georg Samuel Dörfel, welcher als Superintendent zu Weida gestorben, hat, als Diaconus zu Plauen, eine: Astronomische Betrachtung des großen Kometen 1680; 1681; herausgegeben, wo er die Bahn dieses Kometen parabolisch angenommen und in einer Zeichnung vorgestellt hat. Ich habe von diesem Manne Nachrichten gesammelt, die sich in den Schriften der Leipziger Gesellschaft der freyen Künste, Theil III, Seite 252 (Leipz. 1756), befinden. Newton's Principia. sind erst 1687 herausgekommen. Beyde sind durch unterschiedene Betrachtungen auf diese Figur der Kometenbahnen geleitet worden. Dörfel durch seine, obgleich grobe Beobachtungen; Newton durch die Analogie, da er gesehen, ein Planet, der uns nur selten und kurze Zeit sichtbar seyn soll, müsse eine sehr lange Ellipse beschreiben, und von dieser lasse sich der Theil, in dem wir ihn sehen, beynahe für eine Parabel annehmen. Hr. Kies hat auch Dörfel's Andenken Gerechtigkeit widerfahren lassen. Hist. de l'Academie Roy. de Prusse. Année 1745. p. 47.

4 Zu Deutsch Bienewitz, aus Leisnig in Meissen gebürtig, einer der berühmtesten Mathematikverständigen des 16. Jahrhunderts, der auch bey Kaiser Carl V. in großen Gnaden gestanden.

5 Dethlev Cluver hat Whiston's Gedanken in einer Schrift vorgetragen, die den Titel führt: Geologia, oder natürliche Wissenschaft von Erschaffung und Bereitung der Erdkugel etc. Hamb. 1703.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 31, 2019, 22:19:41 Nachmittag
*stöhn* Hast Du hoffentlich nicht wie beim Paracelsus alles abtipsen müssen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 31, 2019, 22:27:57 Nachmittag
Nur ex negativo, aber immerhin auch sehr hübsch - Don DeLillo über die Hauptfigur in seinem Roman 'Omega Punkt' (Point Omega):

„Es geht Elster um etwas Abstrakteres als eine Zerstörung durch Mikroben, Flutwellen oder Meteoriten […] Es geht ihm um die Erschöpfung des menschlichen Bewusstseins, um dessen endgültige Auslöschung in eher mystischer Hinsicht, um die Vision, dass die Zeit selbst an ihr Ende gelangt.“
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: ironsforever am Juli 31, 2019, 23:01:31 Nachmittag
Hallo Forum,

au wei, das da oben ist wahrlich starker Tobak. Ich bin - zugegebenermaßen - zwischendrin ausgestiegen ob der mich doch in Teilen etwas überfordernden Lyrik. :weissefahne:

Deshalb ein kleiner Exkurs in die Comic-Literatur: Donald Duck beschäftigte sich bereits im Jahre 1947 mit Meteoriten. Allerdings in einem recht fragwürdigen Zusammenhang. Seine Gedanken zum Bau der Entenhausener Atombombe wurden in Anbetracht des damals noch recht präsenten Falls der Hiroschima-Bombe von Disney dann doch nicht veröffentlicht. Erst im Jahr 1995 wurde das Giftpapier aus den Tresoren geholt:

"Man nehme zwei Unzen gekörnte Meteoritensubstanz, zwei Eßlöffel Sternenstaub" und die "Energie eines Kugelblitzes", und schon - "Spit", "Blubber", "Blubb" - ist Donald Ducks Atombombe einsatzbereit.

https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-9259078.html (https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-9259078.html)

Aus heutiger Sicht nicht wirklich komisch.

Gruß
Andi

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am Juli 31, 2019, 23:57:18 Nachmittag
Krawupp:

http://vlcomic.com/read/comic-walt-disney-s-mickey-mouse-eng/97

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 01, 2019, 00:59:23 Vormittag
Gawrsh
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 01, 2019, 01:31:33 Vormittag
Einmal Perry Rhodan darf / soll /muss sein - aus Perrypedia, Meteoritenraumschiff:

"Das Meteoritenraumschiff von Asporc wurde etwa 46.566 v. Chr. im Paramag-Alpha-System als eines von insgesamt neun Raumschiffen gebaut. Grund dafür waren die Erkundungsergebnisse des Forschungsschiffes PARGAT, dass etwa 100 Jahre vorher mit den Angaben über einen weiteren, PEW-Metall-haltigen Planeten zurückgekehrt war. Der besagte Planet war der solare Zeut, und die lemurische Zivilisation stellte nach Ansicht der Paramags eine mögliche Bedrohung dar. Die Paramags beanspruchten alle PEW-Vorkommen für sich und würden dafür auch Krieg führen. Daher wurde ein geeignetes Trümmerstück des ehemaligen Planeten Pordypor zu diesem Raumschiff umgerüstet, mit dem der neue PEW-Planet erobert werden sollte. Durch einen Transmitterunfall gelangten der Haluter Icho Tolot, der Mausbiber Gucky sowie die terranischen Altmutanten in die Vergangenheit und konnten die Startvorbereitungen des Meteoritenraumschiffes verfolgen. Um die drohende Invasion des Solsystems durch die Paramags zu verhindern, wurde die Steuerung des Meteoriten durch Icho Tolot und Gucky umprogrammiert. Durch die neue Programmierung wurde das Meteoritenraumschiff nach Erreichen des Zielsystem in eine weitere Transition gezwungen, die mit dem Absturz auf den Planeten Asporc endete.

Dort verblieb das Raumschiff bis zum März des Jahres 3444. Die Paramag-Besatzung verblieb entweder in den inneren Räumlichkeiten des Meteoriten oder überdauerte die Zeit in entstofflichter Form im Zustand der Paratransdeformation. Ein möglicher Hinweis auf die Besatzung wurde in Form der Stadt im Lavameer gefunden. Tief im Inneren des Meteoriten, und mehrere Kilometer unter der eigentlichen Planetenoberfläche, wurde durch eine terranische Expedition eine Ruinenstadt an einem Lavastrom gefunden, die in der Nähe einer heiligen Stätte der Asporcos lag.

Als die Absturzstelle des Meteoritenraumschiffes Mitte März des Jahres 3444 durch die Terraner auf Asporc entdeckt worden war, steckte es tief in der Kruste des Planeten fest. Im Zentrum eines Kontinentes erhob sich ein 300 Kilometer durchmessendes, hufeisenförmiges Gebirge von bis zu 20 Kilometern Höhe, das möglicherweise durch den Aufprall des Meteoritenschiffes aufgetürmt worden war. Der Meteorit steckte in einem steilen Winkel in der Planetenkruste und überragte die Oberfläche am höchsten Punkt um 70 Kilometer. Etwa zwei Drittel der Gesamtmasse war in den Planeten eingedrungen.

Das PEW-Metall übte in der Folge eine außerordentliche Wirkung auf die Asporcos aus. Sie bauten in Bergwerken das PEW-Metall aus dem Meteoriten ab und benutzen das »Himmelsmetall«, wie sie es nannten, um Kopfspangen zu fertigen. Diese Spangen aus PEW-Metall förderten die geistige Entwicklung der Asporcos und kehrten sogar die Wirkung der Verdummungsstrahlung während der Schwarmkrise um.

Später wurde das Schiff durch die im PEW-Metall entstandene Paradox-Intelligenz, sowie der vorherigen Aktivitäten der Altmutanten aktiviert und kehrte in das Trümmersystem der Paramags zurück. Am 14. Juni 3444 hob sich der Meteorit mithilfe von Antigravfeldern und Strahltriebwerken und löste sich aus der Planetenkruste. Die folgende planetare Katastrophe kostete viele Asporcos das Leben und verwüstete die Umgebung des Startplatzes völlig. Erdbeben, Flutwellen, Kontintalverschiebungen und Stürme umliefen den gesamten Planeten. Das Meteoritenraumschiff selbst hatte den Aufprall und die Zeit in der Planetenkruste fast unbeschadet überstanden. Es wurde vermutet, dass der in das flüssige Magma reichende Teil durch Kraftfelder vor der Zerstörung bewahrt worden war.

Die ehemalige Besatzung war nicht mehr in der Lage, die Steuerung des Meteoritenraumschiffes zu übernehmen. Auch die Erinnerung über den eigentlichen Auftrag des Fluges war verloren gegangen. Aufgrund des bekannten Alters des Meteoriteraumschiffes und seines Kurses, der direkt in Richtung des ehemaligen Sonnensechseckes führte, gingen Perry Rhodan und Atlan zeitweilig von falschen Zusammenhängen aus. Ihre Vermutung war, dass sich das Meteoritenraumschiff über den Sonnentransmitter nach Andromeda absetzen wollte.

Die ursprünglichen Besatzungsmitglieder wurden von den Bewohnern des Trümmersystems als so genannte Zeitgeschädigte bezeichnet und vor dem Einflug in das Trümmersystem überwältigt. Dazu enterten sie mithilfe eines PEW-Bezugstransdeformators den Meteoriten auf eine Entfernung von einer Lichtwoche. Die Paramags des Heimatsystems übernahmen die Steuerung des Meteoriten für den Endanflug und dockten das Meteoritenraumschiff in der ursprünglichen Position an das bestehende PEW-Schienennetz an.

Das Meteoritenraumschiff von Asporc war möglicherweise eines von insgesamt neun Raumschiffen dieser Art."

"Zeitgeschädigte", ach ja ...

Und Gucky, der Mausbiber, sehr fein. Könnte sich auch die Kazz für interessieren. Und zack, Mutantenkorps führerlos.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 02, 2019, 01:37:32 Vormittag
„In den frühen Morgenstunden des 30. Juni 1908 konnten Zehntausende von Bewohnern Mittelsibiriens eine außergewöhnliche Naturerscheinung beobachten. Am Himmel stieg eine blendendweiße Kugel auf, die sich mit rasender Geschwindigkeit von Südosten nach Nordwesten bewegte. Sie überflog das Jenesseier Gouvernement - eine Strecke von mehr als 500 Kilometern - und brachte unter ihrer Bahn den Erdboden zum Beben, die Fensterscheiben zum Klirren; der Putz fiel von den Wänden, die Mauern bekamen Risse [...] Man hielt das Ende der Welt für gekommen. Kurze Zeit nach dem Verschwinden des glühenden Balles erhob sich hinter dem Horizont eine riesige Feuersäule. Und im Umkreis von 750 Kilometern waren Detonationen zu hören. In allen meteorologischen Stationen Europas und Amerikas registrierten die Seismographen die Erschütterungen der Erdrinde."

Beginn von Stanislaw Lems Roman 'Die Astronauten' (1951).
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 05, 2019, 15:50:01 Nachmittag
...und so ein Meteoriteneinschlag, der geht selten gut aus.
Wie wir aus der oft verfilmten Gute-Nacht-Geschichte des Gruselalttitanen H.P.Lovecraft lernen,
die zur Gänze hier zu lesen ist: The Colour out of Space von 1927:

https://ebooks.adelaide.edu.au/l/lovecraft/hp/colour/

oweh....
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 07, 2019, 16:49:58 Nachmittag
Meteorsteine sind an mehreren Orten gefunden worden, und auch sie gelten als Erinnerungszeichen von Thor.
Obgleich sie nicht immer besonders groß sind, so haben sie doch an sich eine solche Schwere,
daß in manchen Fällen ein Einzelner sie nicht zu heben vermag.
Dergleichen Steine soll Thor wie Spielbälle gehandhabt haben.
Von dem, bei Linneryd, im småländischen Kungadistrikt, gefundenen Meteorstein geht folgende Sage.

Als Thor mit seinem Diener einst hier vorbeiging, begegnete er einem Riesen, den er fragte,
wohin er wolle. "Nach Walhalla, um mit Thor zu streiten, weil er durch seinen Blitz
mein Viehhaus angezündet hat," gab der Riese zur Antwort.
"Es ist nicht der Mühe werth, daß Du Dich mit ihm missest," versetzte Thor; "ich traue Dir nicht einmal
so viel Stärke zu, um diesen kleinen Stein auf den großen da zu heben."
Den Riesen verdroß diese Aeußerung und er packte den Stein mit seiner ganzen Kraft,
vermochte ihn aber nicht vom Boden aufzuheben: eine solche Schwere hatte Thor dem Steine beigelegt. 
Da versuchte es Thors Diener und dieser hob den Stein mit einer Leichtigkeit,
als wäre es sein Fausthandschuh gewesen.
Jetzt schlug der Riese auf Thor dermaßen ein, daß er in die Knie sank;
aber sofort erschlug ihn der Gott mit dem Hammer.
Der Riese soll in dem daneben befindlichen großen Steinhaufen begraben sein.


Aus Arv. Aug. Afzelius: Volksagen und Volkslieder aus Schwedens älterer und neuerer Zeit, 1842
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 15:36:54 Nachmittag
Der späte August Strindberg hält in seinem "Blaubuch" 1907 diesen Gedanken fest:

GLEICHARTIGES WELTALL

Der Lehrer sprach : Wenn man nach der Berechnung
des eigentlichen Gewichts auf die Konsistenz der
Himmelskörper richtig schliessen könnte, so könnte
die Sonne mit 1,4 aus Anthrazit bestehen; der Mond
mit 3,4 aus Basalt, Olivin, Magnesia oder phosphor-
saurem Kalk. Die Erde mit 5,6 aus Eisen. Merkur mit
4,3 aus Chrysoberyll oder Granat. Venus mit 5,4 aus
Thorit (Th=Si O4+2 H2 O). Mars mit 4,1 aus Lievrit
(kieselsaurem Eisen), Kupferkies oder Zinkspat Ju-
piter mit 1,4 aus Kohle, Kiesel, gebranntem Lehm
(Ziegel). Saturn mit 0,7 aus Bimsstein oder Chlorkalk.
Uran mit 1,2 aus kieselsaurem Talk oder Seeschaum.
Neptun mit 1,1 aus gelöschtem Kalk oder Asphalt.
Dass dies der Fall ist, ist ja nicht gesagt; nur dass es
so sein könnte; in einigen Fällen erscheint es begreif-
lich. Dass zum Beispiel der Mond aus Basalt besteht
wäre beinahe anzunehmen. Doch wenn man ihn mit
einem scharfen Fernrohr betrachtet, scheint er aus
Gips zu bestehen; die Ringberge werden durch Guss-
blasen dargestellt, die Qipsgüsse zu zeigen pflegen.
Dass die Erde aus einer Art Eisen besteht, wäre
anzunehmen. Und so weiter. Dass aber die andern
Planeten aus ganz neuen und fremden Stoffen bestehen
sollten, ist unwahrscheinlich. Wir haben ja gesehen,
dass die Meteorsteine keinen der Erde fremden Stoff
enthalten, wenn auch die Verbindungen uns unbekannt
sind. Dieser Gedanke, dass wir überall zuhause sind
und mit dem Weltall zusammenhängen, gibt uns ein
Gefühl von Behagen und Sicherheit Aus Analogie
haben wir ein Recht zu schliessen , dass Wesen aus
ähnlichem Milieu gleichartig sind, wenn auch ver-
schieden. Es ist also unrichtig zu sagen, wir seien
Fremdlinge in der Welt
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 15:50:25 Nachmittag
...daß Strindberg im Alter zunehmend verpeilt und verschroben wurd,
zeigt sich ebendort:

AKKUMULATOREN

Der Lehrer sprach:
Wenn ein Stamm von wilden Menschen anfängt
einen Meteorstein zu verehren, und dieser Stein dann
von einer Nation Jahrhunderte hindurch verehrt wird,
so akkumuliert dieser Stein psychische Kraft oder
wird ein heiliger Gegenstand, der Kraft an die ab-
geben kann, die den Empfangsapparat Glaube be-
sitzen. Der kann also Wunder wirken, die für die
Ungläubigen ganz unbegreiflich sind.

Ein solcher heiliger Gegenstand heisst ein Amulett;
ist nicht merkwürdiger als eine elektrische Taschen-
lampe. Aber die Lampe gibt nur unter zwei Be-
dingungen Licht: dass sie geladen ist und dass man
auf den Knopf drückt. Amulette haben auch ihre
Bedingungen und fungieren nicht unter allen Um-
ständen.

Das Gleiche gilt von heiligen Orten, heiligen Bil-
dern und Gegenständen, auch von heiligen Hand-
lungen, die Sakramente heissen.

Aber es kann für einen Ungläubigen mit Gefahr
verbunden sein, einem Akkumulator zu nahe zu
kommen. Man hat auch erlebt, dass die Glaubens-
batterien von andern auf Nichtgläubige wirken. Diese
können dadurch umgebracht werden, wenn sie nicht
die Erdleitung besitzen, die das gröbere Irdische ab-
leitet.

Der elektrische Wagen fährt so sicher und gleich-
massig dahin, solange er Kontakt mit der Oberleitung
hat und die Verbindung mit der Erde unterhält.
Wird die Luftleitung unterbrochen, so bleibt der
Wagen stehen. Wird die Erdleitung gesperrt, so ent-
stehen Blitz und Donner im Wagen, wie für Paulus
auf der Reise nach Damaskus.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 15:56:17 Nachmittag
...und zuweilen auch recht grantig:

DAS ERSTE GEBOT: „DU SOLLST KEINE
ANDERN GÖTTER HABEN NEBEN MIR."

Der Heiden unausrodbares Bedürfnis nach Religion
äussert sich bekanntlich in Götzendienst. Sie
verehren Götzen: Weib, Kind, Jugend, Vaterland,
Karl XII.; ihre Unglückskameraden, wenn diese es
zu etwas gebracht haben; vor allem aber die Wissen-
schaft, das heisst die gottfeindliche Wissenschaft, die
gefälschte. Die Heiden sind die Männer des bösen
Willens. Der böse Wille macht Menschen dumm;
so dumm, dass man ihnen einreden kann, was man
will. Man hat ihnen eben eingeredet, die Chemie
habe bisher ohne Physik gearbeitet und man könne
ein grosser Chemiker sein, ohne eine Spur Physik
zu können. Sie haben eben „bewiesen'', dass die
Kometen aus Gasen bestehen, meist Kohlenwasser-
stoffen. Wenn nun ein geschmiedeter Eisenblock
mit einem Gewicht von eintausend Kilo niederfällt,
in den Nickel nach Damascener Arbeit eingelegt ist,
so glauben sie, Bielas Komet, der aus Gasen bestand,
habe den Eisenblock fallen lassen. Das ist dick-
köpfig. Die Meteorsteine kommen ja von oben auf
die Erde nieder. Aber die Äfflinge haben entdeckt,
dass es kein oben und unten gibt (und nicht hinten
und vorn). Darum wagen sie nicht, oben zu forschen,
vielleicht aus Furcht, etwas unbekanntes zu treffen.
Das könnte ihrer wissenschaftlichen Lehre, das Weltall
habe keine Rätsel, unbequem werden. Die Hindus
sollen einen Gott besitzen, der Basmaghut heisst.
Der verehrte sich selbst, bis er schliesslich vor Auf-
geblasenheit platzte. Die Wissenschaft wird jetzt auch
bald platzen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 16:06:17 Nachmittag
Tröstlich: auch die größten Literaten kochen nur mit Wasser und überheben sich, wenn sie in anderen Gebieten wildern, zu denen sie nur Halbwissen haben:

DIE GEHEIMNISSE DES HIMMELS

Der Lehrer fuhr fort:
— Es gibt aber doch ein Gesetz für die schein-
bare Unordnung der Sterne. Teilt man sie nur in
sechs Gruppen, nach der Lichtstärke, deren Differenz
mit der Zahl 5,1 ausgedrückt wird, so erhält man
die Anzahl in jeder folgenden Gruppe, wenn man
die vorhergehende mit drei vervielfältigt. (Andere
sagen 3,9.) Sie sind also nach den Gesetzen der
Zahlen entstanden und stehen den Planeten ziemlich
gleich, bilden wie diese eine Reihe. — Was sind denn
Nebel? — Das weiss ich nicht! Einen einzigen habe
ich beobachtet. Das ist eine bestimmte Figur im
Orionnebel. Den kannst du selber finden und mit
Schiaparellis Zeichnung des Merkur vergleichen; auch
mit desselben Autors Zeichnungen vom Mars, ehe 1877
die ,,Kanäle'' gesehen wurden. Die Figuren, die sich
auf drei so verschiedenen Stellen wiederfinden, sind
identisch. Was sie bedeuten, weiss ich nicht, wenn
nicht einen Zusammenhang in der Entstehungsart.
— Und die Meteorsteine? — Von einem zersprungenen
Kometen sind sie nicht. Kometen bestehen nicht
aus geschmiedetem Eisen mit Nickel in Nielloarbeit.
Denn sie sind aus Schmiedeeisen, nicht aus Guss-
eisen; sind auch von Schmieden sofort in der Schmiede
bearbeitet worden. Die Widmannstättenschen Figuren
sind nicht Kristallachsen, denn Schmiedeeisen kristalli-
siert nicht so. Von unserer Erde sind die Eisen-
meteore nicht, also sind sie von oben. Mehr weiss
ich nicht. Aber die eigentümlichen Figuren sehe
ich jeden Winter auf Wasserlachen, die sehr seicht
und nachts gefroren sind. Sie gleichen Latten, die man
in Winkeln aufeinander gelegt hat, und sind den
Kanälen des Mars nicht unähnlich. Mehr weiss ich nicht!



Na dann...
 :prostbier:
Mettmann
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 21:13:48 Nachmittag
Ja, Schnecken!
Bled wärmer, wamma ned bei der Saupreißn ihrem oberstem Gott, dem Immanuel Kant, nachschauen taten.
Und,
- wer hätte das gedacht? -, er kennt eine ganze Menge:
Pettiswood (uncl.), Barbotan (H5), Wold Cottage (L5), Benares (LL4), L'Aigle (L6), Ensisheim (LL6), Mässing (How), Mauerkirchen (L6)
und hat auch einige genaue Berichte über Feuerkugeln gesammelt.
Nur das Eisen scheint ihm nicht zu schmecken, nunja, Eisen pflegt ja nur äußerst selten vom Himmel zu fallen.

Folgendes schreib ich ab aus Kants Notizen und Anmerkungen aus dem Apparat zu seiner unbahnbrechenden Theorie der Winde,
aus:  Immanuel Kants neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde
        bisher in noch keiner der größern oder kleinern Sammlungen seiner Werke gedruckt.
herausgegeben von Gottfried Vollmer,  1805:     
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 21:34:11 Nachmittag
Im Jahre 1779 fielen bei Petriswood in der Grafschaft Westenrath in Irrland mit einem starken Donnerschlag
Steine herab die 3 1/2 Unze schwer, keinem in dortiger Gegend bekannten Foßil ähnlich, fast wie ein weicher
Sandstein von weißlich brauner Farbe, inwendig mit silberweißen glänzenden Puncten besprengt waren.
Als man sie aufhob, waren sie warm; nach dem Herabfallen war die Gegend mit Schwefeldampf
angefüllt.
S. im Gentlemen Magazin Sept. 1796.
Im Jahr 1789 ereignete sich ein gleicher Steinregen zu Barbotan bey Roqueton in Frankreich.
S. Remarks concerning stones, said to have fallen from the Clouds. by Ed. King. London bei Nicol. 1796.

Am 13ten Dec. 1795 fiel bei Woldnewton in Yorkshire ein Stein von 56 Pfund hernieder,
der indeß nur 21 Zoll tief in die Erde drang, vielleicht weil er noch weich und geschmolzen beim Niederfallen war.
Er war noch warm als man ihn anfühlte, von außen schwarz und hatte innwendig glänzende Theilchen
und roch nach Schwefel.
S. London Chronicle vom 7ten Jan. 1796. n. 5709.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 21:52:00 Nachmittag
Im Jahr 1800 fiel zu Benares in Indien bei der Explosion eines Meteors
ein starker Steinregen von denen auch Blumenbach einige Bruchstücke erhielt und untersuchte
Sie hatten was die Gemengstoffe betrifft mit keinem Foßil,
in der Grundmasse mit Puzzolan Brocken, und so auch mit manchen andern verwandten
vulcanischen Tuffwacken vom Vesuv Ähnlichkeit. Von außen waren sie mit einer schwarzen,
schwach und uneben gekörnten dünnen Rinde überzogen. Das Innere zeigt ein ungleichartig Gemenge,
das in einer gemeinschaftlichen Grundmasse zusammengebacken ist. Die Grundmasse war
aschgrau undurchsichtig, von mattem erdigem Bruch, ohne Geschmack und Geruch.
Die eingemengten Stoffe bestanden aus kleinen rundlichen Körnern, meist von der Größe
der Hirsenkörner die ziemlich los in der Grundmasse saßen und von dichtem Korn waren;
außerdem hin und wieder glasglänzende weißlich durchschneidende Stellen wie Hyalith
eckigte Stückchen Schwefelkies in denen gediegene Eisenpünktchen waren ec.
S. Voigts neues Magazin 2ten Bds. 26 St. S. 297
und 4tes St. S. 629.
 
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 22:26:57 Nachmittag
Im Jahre 1803 den 6ten Floreal (1.Mai) Nachmittags sah man zu Caen, Pont Audemer,
Alençon, Falaise und Vernevil besonders zu Aigle im Orre-Departement eine feurige Kugel,
die einen starken Glanz von sich warf, sich schnell in der Luft bewegte, gegen Norden flog,
und eine halbe Stunde von dem letzten Orte mit einem starken 5 bis 6 Minuten dauernden
Donner den man in einem Unfang von mehr als 30 Stunden hörte, zersprang.
Eigentlich waren es 3 bis 4 Schläge die starken Kanonenschüssen glichen,
auf welche gleichsam eine Art von Feuer mit kleinem Gewehr folgte. Hierauf hörte man
ein füchterlich Getöse, gleich als wenn viele Tambours einen Würbel schlügen.
Die Luft war ruhig und der Himmel bis auf einige Wolken, dergleichen man oft sieht, heiter.
Die Strecke in der diese meteorischen Steine an 3000 herabfielen, bildet eine elliptische
Fläche von ungefähr 2 1/2 Stunde in der Länge, und eine Stunde in der Breite,
deren größte Ausdehnung bei einer Abweichung von Südost nach Nordwest sich zieht.
Diese Richtung ist genau die Lage des Magnet Meridians von Aigle, welches ein bemerkenswerter
Umstand ist. Die größten Steine 17 1/2 Pfd. schwer fielen an dem südöstlichen Ende der
größten Achse der Ellipse, die mittlern in deren Mitte, und die kleinsten (von 2 Gran) an ihrem
andern Ende. Daher scheint es, daß die größten zuerst herabgefallen sind, welches auch
sehr natürlich ist. Das Herabfallen der Steinmassen that vielen Schaden, die Aeste wurden
von den Bäumen geschlagen, Dächer zertrümmert ec. die Erde rauchte um die größten Steinstücke,
und man konnte sie anfangs, weil sie brannten, nicht anfassen. Sie ließen sich einige Tage
nach ihrem Niederfallen zerreiben, rochen stark nach Schwefel, der sich nach und nach verlohr,
so wie sie einen betröchtlichen Grad von Härte annahmen.
S. Gazette National ou Moniteur universel 13 Thermid'or an XI de la republique française. (1.Aug. 1803.)
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 22:43:48 Nachmittag
Das neueste Beispiel dieser Art ist der Stein der den 13ten Dez. 1803
Mittags zwischen 10 und 11 Uhr fiel um den Bayrischen Markt Massing
ein schwarzer und so heißer Stein, in eine Hütte, deren Dach er zertrümmerte.
Der Schall glich 9 bis 10 Kanonenschüssen, und ist von mehreren umliegenden
Landbewohnern gehört worden.
Am 20 Nov. 1768 war Abends nach 4 Uhr unweit Maurkirchen (im jetzigen
Oestreichischen Innviertel) ein 38 Pfd. schwerer einen Fuß langer und 8 Zoll
dicker Stein heruntergefallen, und zwar unter sehr ähnlichen Umständen.
S. Imhof ausführliche Nachricht hierüber in dem kurpfalzbairischen Wochenblatt.
Drittes Stück.
- Ein artiges chronologisches Verzeichniß von diesem so merkwürdigen herabgefallenen Steinmassen
findet man in von Ende's Werke über Massen und Steine die aus dem Monde auf die Erde gefallen sind ec.
Ein schöner Nachtrag dazu von Blumenbach ist in Voigts Magazin für den neuesten Zustand der Naturk.
7ten Bds. 3tes St. S. 233 geliefert.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 08, 2019, 22:58:40 Nachmittag
Von den frühern Meteorsteinen will ich nur noch den Ensisheimer bemerken,
weil dessen Masse sich von allen andern unterscheidet. Er fiel 1492 den 7ten Nov.
zwischen 11 und 12 Uhr bei Ensisheim im Oberelsaß von 260 Pfd. schwer,
und wurde in die dortige Kirche aufgehangen, in der er sich noch befindet.
Wenn bekanntlich alle in so verschiedenen Zeiten und Weltgegenden vom Himmel
gefallenen Steine von einerlei Art sind, so weicht dieser am auffallendsten ab.
Seine graue Farbe ist dunkler, sein Korn deichter, sein Kies nicht wie in Körnern
eingesprengt, sondern diese adrig damit durchwachsen. Am meisten unterscheidet er sich
durch zahlreiche Risse und Spalten mit schwarzglänzenden spiegelnden Ablösungen,
mit denen er nach allen Richtungen regelmäßig durchwachsen ist, und nach welchen
beim Zerschlagen die Stücke am mehresten springen. -
 


Das wars von Kant zu den Steinen, ist ja 1804 verstorben.
Die Feuerballbeobachtungen gibts andern Tags.

 :hut:
Mettmann
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 09, 2019, 00:00:46 Vormittag
Huch, Metti - allmählich muss ich wohl auf Kleingeschiebe ausweichen  :dizzy:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 00:55:49 Vormittag
Nun da roll ich Dir so ein Steinchen hin, grad wo wir eine esoterische Debatte um Meteorsteine gestern beendet hatten,
zwar nur ein Zeitungsreport, aber durchaus von literarischer Qualität.

Aus „Der Beobachter“ No. 126 vom 26.Oktober 1852

Amerikanische Geisterseher.

Es ist für die geistige Entwicklung der amerikanischen Bevölkerung ein sehr beschämendes Zeugniß, daß die Secten der Spiritualisten oder Geisterseher sich täglich vermehren, selbst unter den besseren Classen der Gesellschaft Proselyten werben, mit ihrem Wahnsinn auf offenem Markte auftreten, und mit demselben eigene Journale füllen. Am 30. des vorigen Monats hielten sie längst angekündigtes Meeting in Worcester, und die Scenen, die dabei auftauchten, wären selbst für ein Irrenhaus noch zu barok gewesen. Zuerst wurde ein Mr.Davis der Versammlung vorgestellt, als ein Mann, den der „Geist“ zu wiederholten Malen mit einem Besuche beehrt hatte, und der einen getreuen Bericht über seine Zwiegespräche mit dem „Geiste“ abzustatten bereit sei. Der Fall war selbst für diese Versammlung, die doch ohnedies aus lauter Geistersehern bestand, abnorm, denn Mr.Davis erzählte, er sei, wie Keiner vor ihm, so glücklich gewesen, einen ganzen Geistercongreß gesehen zu haben. Sein Privatengel habe ihm nämlich ein aus Hagelschlossen bestehendes, in den Lüften schwebendes Kreuz und außer diesem ganze Massen eingesammelter elektrischer Elemente, Meteorsteine u.dgl. gezeigt, mit der Bemerkung, daß man noch sehr unklare Begriffe von den Gesetzen der Schwerkraft habe. Sein Engel zeigte ihm diese vergeistigte Materie, um ihm klar darzuthun, daß geistige Körper d.h. spiritualisirte Materie in der Luftregion wandeln und ruhen können, ohne gegen die Gesetze der Schwerkraft im geringsten zu verstoßen. Das Resultat dieser merkwürdigen Offenbarung war das alte, oft dagewesene. Der „Geist“ sagte ihm nämlich, daß der Untergang der Erde vor der Thüre sei, er möge sich aufraffen und seine Brüder zur Reue auffordern. – Ein anderer Namens Mr.Hewitt las eine Mittheilung von J.Hancock’s Privatgeist, bestätigt durch die Privatgeister der Herren Washington, Franklin, Henry u.s.w. Darin wird Mr.Spear als eine Art von Heiland der sündigen Welt angekündigt. Dazwischen rief eine Frau von der Gallerie, die auch viel mit Geistern zu thun hatte: O könnte ich meine Erlebnisse seit meinem zwölften Jahre verkünden! Thut Buße, denn der letzte Tag bricht an! Dann erhob sich ein breitmäuliger Schotte und rapportirte, eben sei Mr.Hancock’s Geist bei ihm gewesen und habe sich über einige Unrichtigkeiten in dem zu Anfang der Sitzung vorgelesenen Berichte beschwert. Eine Dame las eine Mittheilung von einem Geiste in Ohio vor. Ein anderes Mitglied schilderte die Ehe als die Wurzel alles Unheils; und während all dieser Wahnsinn vorgetragen wurde, sah man einzelne Männer und Frauen, „die eben mit ihrem Geiste in Widerspruch waren, sich wie Rasende geberden, sich im Kreisel drehen und die furchtbarsten Grimassen schneiden“. Der Präsident scheint noch der Vernünftigste gewesen zu sein, denn er hat zu wiederholten Malen dem tollen Treiben Einhalt zu thun. Vergebens. Die Geister geberdeten sich darum nur noch wüthender. Die Sitzung schloß wie sie angefangen hatte. Die Majorität der Geister scheint sich für den Weltuntergang ausgesprochen zu haben. Doch kam es zu keiner entscheidenden Abstimmung und die nächste Versammlung auf den December angesagt.



hihihi
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 09, 2019, 01:23:01 Vormittag
Hanno, unsere amerikanischen Freunde so aus dem Mittleren Westen greifen ja auch ganz gern mal in die stark klapperschlangenhaltige Kiste unter dem Altar. Kann man machen, muss man nicht. Da läge mir der Griff zum Handstück Willamette doch um einiges näher.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 01:30:33 Vormittag
Tja, die kannten eben noch nicht unseren Ingenieurs-Geist!.....und schon kommt noch ein Weltraumsteinchen übers Wasser gehüpft;
(ich fette absofort die Autorennamen, sonst findt man sich ja nimmer zurecht):

Willy Ley
hat im Reichsfilmblatt no. 41 vom 12 Oktober 1929 eine launige Kritik abgegeben zu Fritz Langs "Die Frau im Mond":

Die Kosmopiloten

Man hat also den Mut gehabt, die Weltraumrakete zu besteigen und zum Monde zu fliegen!
Wenigstens im Film.
Nun haftet dem Kino, auf Berlinerisch "Kientopp", seit Anbeginn etwas an, was, wie alle derartigen Dinge, jetzt schwer zu beseitigen ist. Nämlich ein gewisses Gefühl des Publikums, "was du da siehst auf der Leinwand -- die allerdings nicht mehr flimmert --, ist "Kientopp", na, und der Inhalt und die Art, wie er sich abspielt, ist es auch."

Bei dem ersten großen Raumfahrtfilm der Welt, die "Frau im Mond", wird das sicher auch bei vielen der Fall sein. Aber sie haben diesmal, Gott sei Dank, vollkommen unrecht. Es ist nicht "Kientopp", was hier gespielt wird, es ist eine, wenn auch praktisch noch nicht vollkommen erreichte Wahrheit. Als Thea von Harbou den Roman schrieb, der dem Film den Stoff lieferte, hielt sie Umschau nach den besten wissenschaftlichen Büchern über die Raketenfahrt, und als dann Fritz Lang, ihr Gatte, sich an den Film machte, da holte er sich den führenden Gelehrten dieser neuesten aller Wissenschaften, Professor Hermann Oberth selbst, als wissenschaftlicher Berater.

Oberth nahm sich der Probleme mit deutscher Gründlichkeit an, ich versichere jedem, der es hören will (und auch besonders denen, die es nicht hören wollen, obwohl das nicht ganz höflich ist) daß alle Einzelheiten ihre volle Berechtigung haben.

Ich erinnere mich noch genau, wie Oberth eines Tages eine zu einer ziemlich unwichtigen Nebenrechnung gebrauchte Formel krampfhaft suchte und dabei nicht ganz genießbar war; und es ist mir noch genau im Gedächtnis, wie wir -- Fritz Lang, Professor Oberth und ich -- bei einer Aufnahme auf der künstlichen Mondlandschaft in Neubabelsberg krampfhaft Kopfrechnen übten, ob denn die Lebensmittelkisten des Raumschiffes für einen Jungen auf dem Monde bei seiner verringerten Schwerkraft leicht zu regieren seien oder nicht.

Zum Schluß sagte Professor Oberth einmal: "Wissenschaftliche Fehler finde ich, bis auf die Mondatmosphäre, nicht mehr, es sei denn, daß der alte verrückte Mondprofessor sein eigenes Manuskript in 40 Jahren vollkommen zerlesen hat." Das wurde denn aber doch nicht geändert, schließlich muß Thea von Harbou über den Charakter und die Eigentümlichkeiten ihrer Romangestalten am besten Bescheid wissen.

Eins aber wurde doch nicht voll bedacht -- nämlich die Gefahren der Weltraumfahrt in der Riesenrakete.

Denn es ist ganz furchtbar, was dem Kosmopiloten im Raumschiff alles passieren wird.

Für den Anfang fährt das Ding nämlich überhaupt nicht ab, sondern der ganze Brennstoffvorrat explodiert auf einmal. Ist das aus purem Zufall nicht passiert, dann werden den Insassen durch die Anfangsbeschleunigung sämtliche Rippen eingedrückt, das Herz gepreßt, Darm und Magen zusammengeschnürt und die Gehirnwindungen verbogen, damit es nachher einen interessanten klinischen Befund gibt.

Haben die Raumfahrer die genügende Pferdenatur, um das alles zu überstehen, dann tötet sie die Andruckslosigkeit im Weltraum. Gleichzeitig machen sich die Meteorsteine bereit: 1. die Tanks zu durchlöchern, 2. den Vergaser zu zerschlagen, 3. die Passagierkabine siebähnlich zu gestalten, 4. ihre Insassen zu durchbohren und sie damit dem vierfachen Weltraumgespenst auszuliefern. Dann wieder 1. werden sie von dem Meteoriten totgeschlagen, 2. durch den Luftmangel erstickt und durch ihren inneren Überdruck zerrissen, weil ihr Organismus auf den äußeren Luftdruck von einer Atmosphäre eingestellt ist, 3. von der ultravioletten Strahlung der Sonne verbrannt, und endlich und 4. von der Höhenstrahlung der Mirasterne abgetötet.

Der Rest des Raumschiffes stürzt in die eisigen Lavatrümmer eines Mondvulkans oder endet im Glutmeer der Sonne.

Also Gerda Maurus, Fritsch, Rasp, Wangenheim -- fahrt nicht, wenn die Wirklichkeit kommt, es wäre um euch sehr schade. --

Nun aber das ganze noch einmal ohne die gegnerische pessimistische Beleuchtung.

Da ist die Gesamtexplosion beim Start -- ein richtiger Wunschtraum geborener Brandstifter, denn es liegt schon in der Natur der Brennstoffe, unvergast nicht zu explodieren. Weiterhin ist es der ganzen Konstruktion nach unmöglich, daß mehr passiert, als schlimmstenfalls der Bruch einer Zwischenwand. Sollte das eintreten, dann fährt die Maschine eben nicht ab, explodieren tut nichts. Was von den Gefahren des erhöhten und des fehlenden Andrucks geredet wird, ist auch Unfug, wie man schon experimentell auf der Erde nachgewiesen hat (die Raumfahrtspläne sind nämlich schon fertiger und sicherer, als sich auch die Techniker es denken) und es bleiben die Meteoriten.

Dafür aber sind ja die Astronomen zuständig, die man immerhin einmal befragen kann. Dann bekommt man zu hören, daß es tatsächlich gewisse Schwärme dieser kleinsten Weltkörper gibt, die wahrscheinlich die Reste untergegangener Kometen darstellen. Unter Schwarm stellt man sich für gewöhnlich eine dichte Wolke vor und man muß erst mitleidig belehrt werden, daß in den kosmischen Sternschnuppenschwärmen auch an den dichtesten Stellen die einzelnen Körper noch etwa 110 Kilometer voneinander entfernt sind.

Auf solche Weise zu verunglücken wäre also ein ganz großes Kunststück. Doch wollen wir noch einmal ein wenig zusammenfassen.

An dem Raumfahrtproblem sind interessiert die Techniker, die Ärzte, die Astronomen und die Physiker. Fragt man nun nach den Gefahren der Weltraumfahrt, dann schwört der Techniker -- soweit er informiert ist natürlich -- auf Konstruktionsmöglichkeiten und überlegt nur, ob der menschliche Körper . . . . Geht man dieserhalb den Mediziner an, so behauptet er, die Sache sei ungefährlich, wenn der Pilot gesund ist und nicht ein Meteorstein einschlägt. Der Astronom, der dafür zuständig ist, nennt diese Gefahr "gleich Null" (Prof. K. Graf von der Hamburger Sternwarte) und hebt warnend den Finger etwa vor der Höhenstrahlung. Der Physiker (ich habe Gutachten von den ersten Autoritäten, Freunden und Feinden des Raumfluges) schreibt, dies die geringste Gefahr -- wenn nicht etwas explodiert. Diese Frage ist wieder Sache des Technikers, der erklärt, -- siehe oben.

Ja, man darf das schließlich mal fragen, warum fürchten denn da die Leute überhaupt noch? Wenn die Menschen so wären, wie sie nicht sind, wie sie aber sein sollten, dann würden sie doch wohl eigentlich die Nörgelei so langsam sein lassen und dem großen Werke lieber irgendwie helfen, wie jeder es gerade vermag.

Damit Deutschland, das den ersten Raumfahrtfilm im Atelier drehte, bald auch den ersten wirklichen Raumfahrtfilm drehen kann! Aber ich fürchte, ich fürchte, die täglichen drei Briefe werden auch weiter noch kommen, mit Anfragen und Warnungen vor den "Gefahren der Weltraumfahrt".


 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 02:39:39 Vormittag
....bunte Steine...

Ota Filip in "Die Himmelfahrt des Lojzek Lapáček aus Schlesisch Ostrau"

In unserer Stadt hätte sich alles mögliche ereignen können, und es hat sich auch
alles mögliche ereignet.
 Die gipserne Jungfrau Maria aus der Schlesisch Ostrauer Kirche weinte, als
man ihr bei einer Prozession die rechte Hand abschlug. Zwar hat man sie ihr
wieder angeleimt, doch so stümperhaft, daß die Jungfrau Maria noch heute
weinen soll.
 Irgend ein Hauer aus Muglinov lehnte es ab, einen seltenen Meteorstein dem
Städtischen Museum zu überlassen, weil sich dieser so besonders gut als
Gewicht für sein Faß mit dem gärenden Sauerkraut eigne.
 "Von dem Moment an, seitdem ich mein Sauerkraut mit dem Meteorstein
beschwere", verkündete der Hauer, "hat es einen ausgezeichneten Geschmack."


Anmerkung,
die unüberprüfbare Geschichte des Eisens von Alt-Bela findet sich in der Erstveröffentlichung
eines etwas unbescheiden auftretenden Gelehrten:
https://www.zobodat.at/pdf/Verh-naturf-Ver-Bruenn_38_0029-0032.pdf

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 03:10:24 Vormittag
Ich finde,
heutzutage gibt man sich zu wenig Mühe mit den Streufeldkarten...


http://imageserver.mzk.cz/mzk03/001/065/608/2610352627


 :wow: :wow:
Weihnachtswunschtauglich.

...und zumindest ein Gewinn für die Steinläuse, die dieser Thread nervt, hihi.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: KarlW am August 09, 2019, 12:17:22 Nachmittag
Weihnachten gleich doppelt:

 :wow: 1. Karte glänzend ausgearbeitet; wie die Schmelzkruste 
 :wow: 2. Streufeld       
                                               
 :hut:
Karl
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 17:15:51 Nachmittag
Genau..und keine Ellipse wie zuvor bei Kant/Gazette National

Doch leider, leider ist dieser Traum von einer Karte nie in Druck gegangen,
das ist das handgezeichnete Original, sie ist ein Unikat geblieben  :crying:

Hab sogar eine Referenz für sie in der Literatur gefunden.
Im "Hesperus oder Belehrung und Unterhaltung für die Bewohner des österreichischen Staats."
ist folgender Leserbrief ohne Autorennennung (ui, ein Wort, daß man auch nicht beliebig trennen sollt, a la Urinstinkt, Spargelder...) abgedruckt:

Brünn, 8. März 1810

1. Grundriß der Gegend um Stannern.

Dieser Tagen sah ich für mich etwas sehr Interessantes, nämlich den Grundriß der Gegend um Stannern,
die durch den Steinregen vor 2 Jahren so berühmt geworden ist.
Es ist eine sehr saubere Handzeichnung, die der hier schon seit 4 Jahren die Funktionen
eines Landes-Ingenieurs provisorisch versehende geschickte Herr Bernier von Langwiesen,
auf Veranlassung der Regierung nach einer eigenen an Ort und Stelle vorgenommenen
Vermessung, verfertigt und auf derselben so treu als anschaulich Vieles von dem
wunderbaren Phänomen versinnlicht hat.
 Die Straße von Schelletau bis Iglau in einer Entfernung von 3 3/4 Meilen Wiener beiläufig,
ist in ihrer ganzen Länge nach einem sehr großen Maaßstab ( 6 Zoll circa auf die
Oestreichische Meile) dargestellt. Zu beiden Seiten der Straße sind westlich Triesch, Battelau
und Teltsch, östlich aber Oppatau und Pirnitz die Endpunkte.
 Dörfer, Straßen, Wälder, Berge sind nicht nur genau angegeben, sondern alle Punkte
bezeichnet worden, wo Steine gefallen sind. Zugleich ist der leere Raum, außer andern
Verzierungen, dazu benutzt; ein actenmäßiges Renvoi über diese Fundorte, die Finder,
nebst den Ortschaften, in deren Nähe sie ihren Fund machten, und dem Gewicht des
von jedem gefundnen ganzen Steins oder Stücks angegeben.
Aus dem allen ergibt sich
1) Daß 63 Personen, (darunter Herr Straßen-Controlor Pulpan und der städtische
   Oberjäger Wondraschek aus Iglau - ( alle Andere Landleute ) Steine gefunden haben,
   fast alle nur 1 oder 1 Stück; in allem aber 69 Stück.
2) Daß das gesammte Gewicht aller dieser Stücke 90 Pf. 25 Loth ausmachte.
3) Daß der schwerste Stein 13 Pf.; der leichteste 3 1/2 Loth wog.
4) Daß die äußerste bekannte Fallgränze südlich dicht am südlichen Ende des Dorfes
    Hungerleiden dicht an der Straße - und nördlich sehr nahe an der Westgränze des
    Dorf Neustift *) war, das nahe an der Straße nach Osten zu liegt - eine Entfernung
    von 6800 Klaftern; westl. 1000 Klafter von Stannern aus, da wo sich die 2 Straßen
    in diesem Ort kreutzen; östlich 1400° von eben diesem Punkt aus bis 700 Klafter
    von Hasliz.
5) Daß sich außer der Gegend bei Stannern die Steine nicht sehr im Fallen von der
    Straße entfernt und zerstreut haben; doch sind auch 3 nahe Proschiz gefallen.
6) Daß die meisten um Lang-Pirniz (einige 20) um Stannern (gegen 30) und zwar
    die allermeisten östlich der Straße gefallen sind.
    Beide Orte liegen 2900° auseinander.
Hiernach müssen Sie also einige Data im 1ten Stücke dieser Zeitschrift S. 28-33
berichtigen. Wenn es gleich sehr angenehm ist; sich durch eine solche nette Zeichnung
das Räumliche der Erscheinung zu vergegenwärtigen; so wird doch hoffentlich Niemand
in der Localität etwas Wesentliches zur Erklärung oder, was einerlei ist,
eine Causal-Verbindung zwischen dem Terrain Stannern und den Luftsteinen,
womit es besäet worden, suchen wollen.

*) Grade hier fiel isolirt der 13 Pf. schwere


....dooooch, dort wohnten bestimmt ein paar jener gotteslästerlichen Hussiten...... :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 09, 2019, 19:13:29 Nachmittag

Finde ja auch, dass der Karl mal damit anfangen könnte, sich im zeichnen und handcolorieren von Heroen, Grazien und Putti zu üben. Die Seitenwinde wären als bärtige Herren mit aufgeblasenen Backen zu geben.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 19:17:00 Nachmittag
..derweil:
Clemens Brentano in seiner Novelle: "Die Schachtel mit der Friedenspuppe", 1814:

...Und der Himmel schien das fromme Lied zu erhören. Gegen zehn Uhr erschien hoch im nördlichen Meridian eine Feuerkugel, sie zog von Süden nach Norden. Sie begann mit einem blitzähnlichem Glanze, der fast eine Viertelstunde den Weg der Kugel begleitete und langsam erlosch, und nun erhoben die Freudenfeuer der Deutschen, welche vor der himmlischen Erscheinung zu verlöschen schienen, um so sehnsüchtiger und dankender ihre Flammen zur Nacht empor. Es war, als habe der Himmel sagen wollen: »Ihr leuchtet mit Freudentränen, wenn ich aber mit meinem Lichte euch erleuchte und die Nacht euch nehme, so sinken eure Flammen ein. Seht, mir gefällt euer kindisches Spiel, und ich gönne euch die heilige Nacht; aber wie ihr alle meine Feuer gesehen habt, unter einander aber nur jeder das seine, oder das der nächsten Nachbarn, so gedenket, daß nur das Licht von oben ein einigendes ist, und seid nicht eigensinnig, und bedenket nicht jeder seinen Vorteil, sondern gehört euch alle einander an, denn nur in allen ist Friede, und Kraft, und Dauer!«

Kapitel 6
Die Erscheinung des Meteors hatte über die ganze Versammlung eine tiefe Feierlichkeit gebracht, alle sanken ohne Aufforderung auf die Knie nieder und sangen mit einer heiligen Rührung: »Herr Gott, dich loben wir!« und umarmten sich nachher unter Freudengejauchze und Tränen. – Wie muß die Erscheinung dieses Meteors die trefflichen Männer gerührt haben, welche aus eigner frommer Gesinnung diese Feste durch unser befreites Vaterland in Ausführung gebracht. In der wahren Begeisterung hört aller Zufall auf, sie ist unendliche Harmonie.

Dem Geiste aber war nun genug getan, und der Leib, der bei dem Kampfe für unsre Freiheit sich so tapfer auf das Spiel gesetzt, schien seine Freude auch zu fordern, daher ließ der Baron ein Faß treffliches Bier....


--->  :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 19:22:17 Nachmittag
Zitat
...sich im zeichnen und handcolorieren von Heroen, Grazien und Putti zu üben.

Und da hätter schon ein paar Vorbilder für die Streufeldbesorger:

http://ancientolympics.arts.kuleuven.be/picEN/slides/P0189.jpg.html

 :einaugeblinzel:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 20:02:12 Nachmittag
Goethe hat nicht nur den Ensisheimer gesehen,
sondern auch das Elbogeneisen zweimal besichtigt.
Aus den Tagebüchern:

16. September 1819
Nach Tisch auf Ellbogen. Carl ging um den Hornberg. In die Porzellanfabrik. Fand die drei Gebr. Haidinger. Der Freyberger gab mir einige Mineralien und nahm Abschied. In Ellbogen das Schloss und auf dem Rathaus den zurückgebliebenen Theil des Meteorsteines gesehen. Nach Karlsbad zurück. Der Tag war wolkig gewesen.

28. August 1823
Geburtstagsfeier in Anwesenheit Ulrike von Levetzov's. Man eilte um 7 Uhr fortfahren zu können. Gegen 9 Uhr kamen wir in Ellbogen an. Der Himmel hatte sich überzogen. Im weissen Ross eingekehrt, wo Stadelmann alles gestern bestellt hatte. Grosser Spaziergang erst am rechten Ufer der Eger, durch die neuen Felsengänge. Bertha mit dem Gestein beschäftigt. Zuletzt sehr warm. Rückkehrend fanden wir Stadelmann und John. Auf Rathaus den Meteorstein zu sehen. In die Porzellanfabrik. Erhielt Zwillingskrystalle. Nach 6 Uhr abgefahren.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 20:44:51 Nachmittag
Erich Arendt

Barcelona, März 1938

Aufseufzt die Nacht. Ein schwarzer Meteor
fällt tödlich aus den kalten Sternenräumen.
Die Dächer heben sich in Angst empor,
und Mütter fahren schreiend aus den Träumen.
 
Die Kinder aber sind nicht aufgewacht,
da schlagen schon auf sie die schweren Blöcke
der Mauern ein — und blutgetränkte Röcke
zerreißen unterm Steingewicht. Die Nacht
 
ist wie von weißen Dolchen aufgewühlt:
Scheinwerfer, die am Himmel zornig ziehen.
Die Bucht ans alte Bollwerk bangend klopft;

Staub weht aus Trümmern, schnell im Meer verspült.
Und während hoch die Mörder über Wolken fliehen,
das Blut der Kinder schwarz von dunklen Balken tropft.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 21:06:43 Nachmittag
Duljöh:  Grete Gulbransson

Als Meteor im roten Flammenschein
Flog meine Liebe dir vom Himmel zu
Und weint vor Glück im Staub, wenn nur dein Schuh
Sie flüchtig streift, als grauen Kieselstein.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 21:08:26 Nachmittag
da paßt dazu: Henrik Ibsen 

Stammbuchreim

Vom Glück ein Grüßen nannt' ich dich,
Den schönsten meiner Sterne.
Du wardst denn auch ein Gruß für mich
Vom Glück, der nahte wie entwich,
Ein Stern, – ein Meteor, das sich
Verlor in Nacht und Ferne.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 21:11:55 Nachmittag
...bei uns in Tyrol.  Bruder Willram alias Anton Müller

Das Meteor

Draußen sann die Sternennacht
Ihre gold'nen Wunderträume,
Und der Lenzwind wehte sacht
Durch des Waldes Eichenbäume.

Alles still! - Vom Hügelhang
Nur die Quelle rauschte leise,
Und im Herzen einsam klang
Eines Liedes dunkle Weise. -

Sieh, da flog ein Feuerstern
Glanzvoll durch des Himmels Weiten;
Auf der Halde sah ich fern
Funkelnd ihn zur Erde gleiten.

Und so sprüht mein Sang empor
Aus der Brust mit hellem Blinken: -
Glühend soll das Meteor
In die Herzen niedersinken!
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 09, 2019, 22:31:54 Nachmittag
Im Schwäbischen Merkur von 1859 veralbert man den Napoleon III.:

Paris den 17.Febr.   "Sehen Sie, meine Herren, den schönen Aerolith
(Meteorstein), den ich auf dem Spaziergang gefunden." Mit diesen
Worten richtet sich Kaiser Napoleon bei seinem letzten Aufenthalte
im Lager zu Chalons an seine Umgebund und insbesondere an
einem ihm als wissenschaftliche Autorität bekannten Oberbergbeamten.
"Sire", erwiederte dieser, "der Stein, den Ihre Majestät gefunden,
ist ein kugelförmiger Schwefelkies, wie sich deren eine große Menge
in der hierortigen Kreideformation vorfindet." "Sie irren sich, Monsieur,
es ist ein Aerolith!" und damit steckte der Kaiser den Stein wieder in
die Tasche und kehrte dem Gelehrten den Rücken.
"Nun haben Sie gesehen", fügte General L. ironisch bei, "wie leicht
seine Majestät zu belehren ist." Diese komische Anekdote, deren
Wahrheit wir glauben verbürgen zu können, giebt den Maßstab,
wie schnell die Ausübung der unbeschränkten Gewalt, begünstigt
durch eine ununterbrochene Reihe erzielter Erfolge das Gefühl
allgemeiner Unfehlbarkeit hervorzurufen geeignet ist...


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am August 09, 2019, 22:44:15 Nachmittag
Im Schwäbischen Merkur von 1859 veralbert man den Napoleon III.:
[...] Diese komische Anekdote, deren
Wahrheit wir glauben verbürgen zu können, giebt den Maßstab,
wie schnell die Ausübung der unbeschränkten Gewalt, begünstigt
durch eine ununterbrochene Reihe erzielter Erfolge das Gefühl
allgemeiner Unfehlbarkeit hervorzurufen geeignet ist... [/i]

Sehr schön! :super:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: herbraab am August 09, 2019, 23:35:07 Nachmittag
Ich finde,
heutzutage gibt man sich zu wenig Mühe mit den Streufeldkarten...

http://imageserver.mzk.cz/mzk03/001/065/608/2610352627

Wenn ich kurz von der Literatur zur bildenden Kunst abschweifen darf:
Der kräftige Herr in der rechten, unteren Ecke der Streufeldkarte erinnert mich an diese figürliche Darstellung im NHM Wien:

 :hut:
Herbert


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am August 10, 2019, 00:40:25 Vormittag
Einige transkribierte Auszüge aus einer BBC-Radio-Adaptation (2014) von Lavinia Greenlaws Kurzgeschichte 'We Are Watching Something Terrible Happening.' Die Geschichte wurde teilweise durch den Meteoritenfall von Tissint im Jahr 2011 inspiriert.

"I returned to work at the Museum and he complained of my long hours. It bothered him that my days were not easy to explain. [...] 'You take a peculiar pleasure in labelling and locking things away and in extracting their secrets. We are not all chunks of rock and balls of dust.' He knew what it meant to hold such things in your hands but now he refused to understand.[...]
There are many things contained in locked boxes, placed in locked cupboards, inside locked rooms. Gold, plutonium, diamonds, ashes, things that fix the making and unmaking of our lives.
It is objects that make sense, not the answer to the question, but the ring on the finger, the frame around the picture, the key to the lock, the door to the room. When my husband asked me what I did all day that made me so silent when I came home this is what I said. 'The boxes that come to me contain parts of other worlds. I hold a meteorite in my hands and have the same feeling I had lying on the beach and measuring everything I felt against the distance between Earth and Mars. Space opens up around me. Time too. It makes me think about what really matters.'
'What do you mean? 'What really matters.'', he said. 'Oh, what matters is what lies beyond us' and he smiled in the way that I chose not to understand.
The box I'm about to open contains a sample unlike anything else I've been given to work on before. Of the tens of thousands of meteorites that have landed on earth only 60 or so have been from Mars and only 5 of those have been witnessed. This is a piece of one of them. It was reported by nomads in the Tata region of Morocco last July. They described the fireball. At first yellow and then green. There were two great booms and a ball appeared to burst in two. We have a record of their statements. One remembered saying 'It is beautiful', another that 'we are watching something terrible happening'.
The story of this meteorite began on Mars with a collision or crash. Out there the scale of things is different. Think of a god throwing a stone in the air and that stone rising and falling over hundreds of millions of miles and 60 million years. In the vacuum of space it would neither rise nor fall but would just keep moving, frozen in its journey until it collided with something else or got caught up, as this one did, in the gravitational pull of another planet. Then it started a fall so fast it caught fire. The nomads were watching the end. So yes, it was terrible! [...]
And then I come to work, open a box and tell myself that what I am about to do is hold another world in my hands. I put on my gloves and lift out this lump of rock. It weighs about as much as a couple of bags of sugar. Its charred surface records how it burst into flame when falling at a speed at such odds with the thickness of our atmosphere that it scraped and ignited like a struck match. It contains an unusual amount of glass, probably formed in the explosion that propelled it into space and this glass may contain pockets of atmosphere which may contain the compounds that are evidence of life. Life persists. If life is found, it will be life that is long gone, of a kind I can't envisage and in a place I'll never go. Does that make my work pointless, desperate? My husband started to make things plain and still I wouldn't look at what he was trying to show me. [...] 'I'm here, he said, 'here on earth.' I didn't respond.
As soon as the scene of the impact was located the debris was being collected. The locals arrived first, then the dealers, then the scientists. All is business-like and intent as those who work their way through a battlefield, taking boots and guns and wedding rings. The value lies in provenance and documentation. Proof of its strangeness is what we're after. Some things like some people are made valuable by the fact that they aren't known. [...]
We will run the test as quickly as possible and then the meteorite will be sealed behind glass. I go back to my empty house and I watch more television, listen to more radio. Space will open up around me. This is life down here on the turning Earth. Here where other worlds fall. Where fire rains down. And still we walk out into the sky as if one thing will not lead to another. As if we're not here at all but out there watching something terrible happening. From an untouchable distance as if we will not be drawn in."

Greenlaws Gedanken zu ihrer Kurzgeschichte können hier (https://www.bbc.co.uk/sounds/play/p01hmfcs) gehört werden
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 00:42:01 Vormittag
Ui, der wirft eindeutig ein Eisen.

Mit dem Strahlenkranz und der Luna nebendran, wird das der Apoll/Helios sein,
die Wiener haben eben schon immer gewußt, wo die Steine herkommen, Wiener Klassik nach Anaxagoras.

Der Rübezahl auf der Stannernkarte scheint mir eher eine Art Vulcanus/Hephaistos vorzustellen
und im Hintergrund speien die Vulkane die Stannernsteine aus,

es wäre artig barok, wenn Steine aus dem Weltenraume vom Himmel fielen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 00:48:40 Vormittag
Respekt, Greenlaw hat sorgfältig recherchiert, sogar um die Schockgläser in Tissint weiß sie.
Muß ich mir mal ein paar Novellen von ihr kaufen.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am August 10, 2019, 00:55:00 Vormittag
Enter Wunderkammerad  :einaugeblinzel:

PS: Gerade gefunden: Die Geschichte kann teilweise hier (https://books.google.de/books?id=BJ5TAgAAQBAJ&pg=PT31&lpg=PT31&dq=%22We+Are+Watching+Something+Terrible+Happening%22+%22Lavinia+Greenlaw%22&source=bl&ots=FsJ9I1_mHh&sig=ACfU3U00phdBrfu1rZELWKJokVNjT2NOhw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjotbrF8fbjAhUNNOwKHX5XDTUQ6AEwA3oECAkQAQ#v=onepage&q=%22We%20Are%20Watching%20Something%20Terrible%20Happening%22%20%22Lavinia%20Greenlaw%22&f=false) gelesen werden.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 10, 2019, 01:34:37 Vormittag
Lawinia Greenlaw ist eine große Dichterin. Und Dichter sind per definitionem präzise, genau.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Wunderkammerad am August 10, 2019, 01:40:07 Vormittag
And on we go ...

Robert MacFarlane ... https://twitter.com/robgmacfarlane/status/1073110389737574400?lang=de
https://twitter.com/robgmacfarlane/status/896619879410872320


Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Thin Section am August 10, 2019, 12:55:24 Nachmittag
Wir erhalten durch einen Meteoriten
die einzig mögliche Berührung von etwas,
das unserem Planeten fremd ist.
Gewöhnt, alles nichttellurische nur durch Messung,
durch Rechnung, durch Vernunftschlüsse zu kennen,
sind wir erstaunt, zu betasten, zu wiegen,
zu zersetzen, was der Außenwelt angehört.

ALEXANDER VON HUMBOLDT
Kosmos, Bd. I. Cotta 1845, S. 142


Bernd  :winke:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 16:00:40 Nachmittag
Um die Wahrheit zu sagen, John war an diesem Tag auf der Barnesallmende gewesen
und hatte da unter einem Ginsterstrauch ein sehr bemerkenswertes Stück Eisen gefunden.
Von der Form her war es mit dem Glas nahezu identisch, massiv und kugelförmig,
nur so kalt und schwer, so schwarz und metallisch, daß es der Erde offensichtlich fremd war
und von einem jener erloschenen Sterne stammen mußte oder selbst die Schlacke eines
Mondes war. Es drückte seine Tasche herunter; es drückte das Kaminsims herunter;
es strahlte Kälte aus.
Und doch stand der Meteorit auf der selben Leiste mit dem Klumpen Glas und dem sternförmigen Porzellan.


So geht es in Virginia Woolf's short story "Solid Objects",
die man sich hier kostenlos auf die Festplatte laden darf - http://de.feedbooks.com/book/1386/solid-objects
und die auf seltsame Weise wie ausgerechnet dazu gemacht zu sein scheint, uns Sammler zutiefst zu erschüttern.

Ach, wir Armen!
 :eek:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 16:58:09 Nachmittag
Uh,jetzt les ich nach der Woolf noch gschwind Bartleby, Spielmann und Mantel ooooder..

... damit ich keine Pillen brauch, lieber Larifari und die Behandlung des Bätylien-Kultus der Alten bei
Franz Graf von Pocci: Der artesische Brunnen oder Kasperl bei den Leuwutschen

Verwandlung. Das Innere eines Tempels.
In der Mitte auf 3 – 4 Stufen steht ein großer steinerner Maßkrug mit zinnernem Deckel.
Anfangs der Scene ist der Krug noch von einem Vorhange verdeckt, der sich leicht aufziehen läßt. Nacht.
Raum ist von einer Hänglampe oder von ein Paar zu beiden Seiten stehenden Candelabern spärlich erleuchtet.
Halamilari tritt mit Casperl ein.

Halamilari.  So führe ich dich denn in das Heiligthum ein, junger, hoffnungsvoller Fremdling. Du hast hier die Prüfung zu bestehen.

Casperl.     Was – Prüfung? – Jetzt gibt's ja keine Schulpreis mehr; da will ich auch Nix von einer Prüfung wissen.

Halamilari.  Es ist die Prüfung, ob du würdig seist, in dem Lande des großen Schluwi zu weilen.

Kasperl.     Mich zu langweilen ; denn bisher hab ich nur Aengsten, aber keine Unterhaltung ghabt .

Halamilari.  Hier ist unser Heiligthum, unsere Gottheit, welche vor undenklicher Zeit als ein heiliges, wunderbares Meteor vom Himmel an diesem Platze
                 niedergefallen ist und über welches dieser Tempel gebaut wurde.

Casperl.    Hinter diesem Vorhangl da?

Halamilari. Ja. Ich habe den Befehl, dich nun allein zu lassen. Bist du ein Auserwählter, so wird es sich zeigen; wo nicht, so werden dich die bösen Dämonen zerreißen.

Casperl.    Oho, was nit gar? zerreißen? – Aber ich verlang mir ja nicht ein Auserwählter zu sein; am liebsten wär mir's, wenn Sie mir den Weg nach Haus zeigen ließen.

Kalamilari. Es ist zu spät. Du hast zu uns hergefunden, mußt also geprüft werden.

Casperl.    Lassen Sie mich nur mit der Prüfung aus, Sie Allerliebster.

Donnerschlag. Zugleich löschen die Lichter aus.

Casperl.    Pumps dich! Da hab'n wir's!

Kalamilari. Es ist das Zeichen der Gottheit. 

Casperl.   Das ist eine curiose Gottheit, wenn die immer einen solchen Plumpser macht.

Kalamilari. Lebe wohl! Sei weise und gefaßt! (ab.)

Casperl (allein.) »Sei weise und gefaßt!« – was heißt jetzt das wieder? Leben Sie wohl, angenehmes Mannsbild! – Was fang ich jetzt an? Ich glaub': ich leg mich nieder und
              schlaf a bißl.   

Tiefe Stimme hinter dem Vorhang. Casperl! Casperl!

Casperl. Wer ruft mich?

Stimme. Ich bin es.

Casperl. Wer bist du denn, der du dich »Ich« nennst?

Stimme. Ich bin ich und du bist du; aber in meiner Tiefe ruhet auch dein Geist; dieß ist das Geheimniß des Lebens.

Casperl.  Schlapperment! dahinten scheint's nicht ganz richtig herzugehen im Capitolium.

Stimme. Ziehe den Vorhang zurück und du wirst mich erkennen.

Casperl. Ich werde den Vorhang zurückziehen und – (indem er es thut, zeigt sich der Krug von magischem Schimmer erleuchtet.)

Casperl (ungeheuer erstaunt.) Ja-ja-ja – was erblick ich? Du bist also dieses »Ich« und ich bin dieses »Du« . Himmlische Erscheinung! Wonnevolles Zeichen der Heimath!
          Ha! (fällt auf den Bauch.)

Casperl (aufspringend.) O, sei gegrüßt! sei willkommen! (springt an dem Krug auf und ab, dann hinauf, öffnet den Deckel und schaut in den Krug.)

Von Innen. Prrrrrrr!

Ein Lerwutschenteufel, der aus dem Krug schaut, nimmt Casperl beim Schopf.

Casperl Auweh! Auweh! – Ist der auch wieder da?

Teufel. Wart Spitzbub! Was thust du da herunten?

Casperl (wieder unten.) Und was thust du da oben?

Teufel. Prrrrrrrrr!

Casperl Ja, »Prrrrrr!«
(springt zu ihm hinauf. Balgerei, Casperl reißt den Teufel herab, springt auf ihn zu, bis der Teufel todt da liegt. Ungeheurer Donnerschlag. Speifeuer aus dem Krug. Es wird hell.


--->Noch einmal gut gegangen.  :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 17:26:13 Nachmittag
Georg Heym,  (Langversion, 1912)

Umbra vitae

Die Menschen stehen vorwärts in den Straßen
Und sehen auf die großen Himmelszeichen,
Wo die Kometen mit den Feuernasen
Um die gezackten Türme drohend schleichen

Und alle Dächer sind voll Sternedeuter,
Die in den Himmel stecken große Röhren.
Und Zaubrer, wachsend aus den Bodenlöchern,
In Dunkel schräg, die einen Stern beschwören,

Krankheit und Mißwachs durch die Tore kriechen
In schwarzen Tüchern. Und die Betten tragen
Das Wälzen und das Jammern vieler Siechen,
Und welche rennen mit den Totenschragen.

Selbstmörder gehen nachts in großen Horden,
Die suchen vor sich ihr verlornes Wesen,
Gebückt in Süd und West, und Ost und Norden,
Den Staub zerlegend mit den Armen-Besen.

Sie sind wie Staub, der hält noch eine Weile,
Die Haare fallen schon auf ihren Wegen,
Sie springen, daß sie sterben <nun> in Eile,
Und sind mit totem Haupt im Feld gelegen.

Noch manchmal zappelnd. Und der Felder Tiere
Stehn um sie blind, und stoßen mit dem Horne
In ihren Bauch. Sie strecken alle viere
Begraben unter Salbei und dem Dorne.

Das Jahr ist tot und leer von seinen Winden,
Das wie ein Mantel hängt voll Wassertriefen,
Und ewig Wetter, die sich klagend winden
Aus Tiefen wolkig wieder zu den Tiefen.

Die Meere aber stocken. In den Wogen
Die Schiffe hängen modernd und verdrossen,
Zerstreut, und keine Strömung wird gezogen
Und aller Himmel Höfe sind verschlossen.

Die Bäume wechseln nicht die Zeiten
Und bleiben ewig tot in ihrem Ende
Und über die verfallnen Wege spreiten
Sie hölzern ihre langen Finger-Hände.

Wer stirbt, der setzt sich auf, sich zu erheben,
Und eben hat er noch ein Wort gesprochen.
Auf einmal ist er fort. Wo ist sein Leben?
Und seine Augen sind wie Glas zerbrochen.

Schatten sind viele. Trübe und verborgen.
Und Träume, die an stummen Türen schleifen,
Und der erwacht, bedrückt von andern Morgen,
Muß schweren Schlaf von grauen Lidern streifen
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 17:49:28 Nachmittag
Durs Grünbein

Tycho

Tycho tritt aus dem Schatten. Der mondene Tag
Fängt mit Enthüllungen an: nacktes Gestein,
Eine Landschaft, von Meteoriten zerhackt.

Das ist das Eine - reines, anorganisches Sein.
So viele Schlaglöcher, Krater, stumme Vulkane,
Und kein Empedokles, der den Weg hinab bahnt.

Licht fällt auf lila Gestein, das für keinen glänzt
Im Wechsel der Jahreszeiten - im Niemandsland.
Kosmisches Koma, Geröll ohne Transzendenz.

Der Tag geht auf über Tychos Kraterrand.
Das Meer legt Spitzensaum um die Küsten - da
Wird es Nacht, pechschwarz, am Horn von Afrika.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 10, 2019, 18:12:01 Nachmittag
https://www.dhm.de/fileadmin/medien/lemo/images/97002873.jpg

Halley.
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: karmaka am August 10, 2019, 19:17:13 Nachmittag
Für den offenbar von der Panspermie-Hypothese beeinflussten Sprecher in Thomas Hardys 'The Aërolite' (1925) begann das menschliche Leid mit der Ankunft eines auf einem Aeroliten reitenden exotischen 'Keims des Bewusstseins' aus einer anderen Welt.

The Aërolite

I thought a germ of Consciousness
Escaped on an aerolite
     Aions ago
From some far globe, where no distress
Had means to mar supreme delight,

But only things abode that made
The power to feel a gift uncloyed
     Of gladsome glow,
And life unendingly displayed
Emotions loved, desired, enjoyed

And that this stray, exotic germ
Fell wanderingly upon our sphere,
      After its wingings,
Quickened, and showed to us the worm
That gnaws vitalities native here,

And operated to unblind
Earth’s old-established ignorance
     Of stains and stingings,
Which grin no griefs while not opined,
But cruelly tax intelligence

“How shall we,” then the seers said,
“Oust this awareness, this disease
     Called sense, here sown,
Though good, no doubt, where it was bred,
And wherein all things work to please?”

Others cried “Nay, we rather would,
Since this untoward gift is sent
     For ends unknown,
Limit its registerings to good,
And hide from it all anguishment”

Offenbar hatte auch der Autor Hardy (1840 – 1928) entsprechende Naturvorstellungen:

Thomas Hardy (17.11.1883):  "We [human beings] have reached a degree of intelligence which Nature never contemplated when framing her laws, and for which she consequently has provided no adequate satisfactions."

Als Sprecher im reiferen Alter mag ich dagegen die 'stains and stingings' und bin dankbar für die existierenden 'satisfactions' der 'außerirdischen Infektion' durch den Meteoritenkeim, aber stimme auch Thomas Gray in seiner Haltung, zumindest der Jugend gegenüber, zu:

"Yet ah! why should they know their fate?
Since sorrow never comes too late,
         And happiness too swiftly flies.
Thought would destroy their paradise.
No more; where ignorance is bliss,
'Tis folly to be wise"

aus: Ode on a Distant Prospect of Eton College (1742)

 :einaugeblinzel:

 :prostbier:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 22, 2019, 02:58:01 Vormittag
Da schreibt der Wiener Redemptorist Anton Passy, den man nun wirklich nicht kennen muß, 1835 in seiner Novelle: "Zeitspiegel",
mit der er den Siegerkranz errungen bei einem Preisausschreiben des Vereins zur Verbreitung guter katholischer Bücher
und tritt am Bsp der Meteorite in diesem Monolog gleichermaßen Esoterik und Wissenschaft zusammen in eine Tonne gegenüber dem wahren Gottesglauben:

Fanfan hatte sich indeß den Sprechenden genähert, an deren Verhandlung er aus der Ferne schon,
lebhaft Antheil genommen hatte. "Ich staune", sprach er, " wie über ein seltenes Meteor, Georgeon  in
einer so monologen Expectoration begriffen zu sehen." - Sein Bruder aber, ohne sich stören zu lassen,
fuhr fort: "Wenn ich von Astrologie und Astrognosie rede, fällt mir immer so ein Fatalist ein,
der eigensüchtig und irdischer Berechnung wegen, starr und gefühllos gegen den Himmel hinaufglozt,
und dem nun eine Bälilie, ein Uranolith, ein Meteorstein, etwa von einer Feuerkugel blitzschnell
herabgeführt, auf die Nase fällt. Er untersucht die Stücke, die tief in die Erde dringen
oder über ihr zerplatzen, und findet sie ganz heiß mit einer schwarzen Kruste überzogen,
welche Stoffe verbirgt, von deren Existenz in der Luft kein Mensch auch nur geträumt hätte.
Oder ich stelle mir einen Steinregen vor, wie man so oft gesehen, und noch nie erklärt hat,
der auf ihn niederfällt. Er sagt, das sind chemische Processe, Erzeugnisse der Atmosphäre,
und bleibt mir die Antwort schuldig, wenn ich ihn frage, wie so feste Körpermassen in so
höchst verdünnter Luft, ja an der äußersten Gränze derselben sich bilden konnten?
Sagt er aber, daß es Mondsteine aus Mondvulkanen sind, die der stille Mond, der wie
stille Wässer betrüglich ist, auf die im Mondschein wandelnden schwärmerischen Liebhaber
des Mondes herabkippt, weil er sie nicht leiden kann, so scheint mir damit nicht viel gesagt:
denn die Entzündung und Zerplatzung derselben hat ja noch niemand erklärt,
frag' ich ihn, woher kommen die Feuerkugeln mit feurigen Schweifen, was ist ein
Sternschnuppen oder Sternschießen? so antwortet er, daß der gallertartige Schleim, den man
von ihnen herschreibt, von ihm oft zersetzt worden sei, und daß er darin halb verdaute Frösche,
Froschzehen, Froscheier, Schneckenhäuschen gefunden, und nennt sie eine Art Wetterleuchten
in höherer Region, so wie er das Nordlicht, durch die Wirkung der Sonnenstrahlen auf die
Lufttheilchen unserer Atmosphäre, durch phosphorescirende Dünste, durch Electricität u. dgl.
zu erklären meint. Bei dieser crassen Unwissenheit unterfängt er sich dennoch, den ganzen
inneren, freien, für Gott erschaffenen Menschen, für den Gott Alles, was erschaffen ist,
erschaffen hat, an den Einfluß der Gestirne zu binden.
Nein, das laß ich mir nicht gefallen, dem widersprech' ich, das ist zu viel verlangt."
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 23, 2019, 05:08:39 Vormittag
Nochn Gedicht.

von Oskar Loerke

Die Milde Gabe

Soll ich den Meteorfall schelten,
Steigt eine Wolke Müll aus seinem Sturz?
Was mir als Ernst gegolten hat, wird gelten.
Und meine Lust war nicht zu kurz.

Ich habe die wie eine milde Gabe
In ihrer Schüssel fortgestellt.
Ich habe nichts vor mir. Ich habe
Vor mir die ganze Welt.

Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 23, 2019, 14:45:26 Nachmittag
Der große Expressionist Klabund läßt seinen "Pjotr - Roman eines Zaren" von 1923 gleich mal so beginnen:

Pjotr ist geboren.

Don, Dnjepr, Wolga, Oka treten über ihre Ufer.

Schlamm wälzt sich über die Weizenfelder, und viele Menschen ertrinken.

Winterblumen neigen gebrochen ihre Häupter.

Die Haselmäuse pfeifen vor Angst. Der Wind nimmt ihre Pfiffe und bläst sie mit dicken Backen zu Posaunentönen auf, bis sie kreischend zerplatzen.

Die Bäume weinen Harz.

Auf tanzenden Eisschollen segeln erfrorene Schwäne. Ihre grünen Augen glänzen wie Smaragde.

Frösche treiben, die bläulichen Bäuche nach oben. Ihre Leiber sind durchbohrt von Wasserkäfern, die vollgefressen tot in den Löchern nisten: die braunen Rückenschalen weiß glasiert.

Es hat roten Schnee geschneit.

Auf der Waldai blüht mitten im Winter der Fingerhut.

Feuer fiel vom Himmel aus den Händen Gottes. Tausend Dörfer flammten. Die jungen Störche auf den Strohdächern wurden in ihren Nestern lebendig geröstet. In den Rauch- und Rußwolken strichen die alten Störche und klapperten grell und verzweifelt mit ihren langen Schnäbeln, als klirrten Schwerter aneinander.

Sie suchten ihren Feind und fanden ihn nicht.

Im Himmel saß der und schlief auf seinem Thron aus Lapislazuli. Er selber war anzusehen wie ein Diamant: klar und durchsichtig glänzend. Seine Augen helle Saphire, sein Herz ein dunkelroter Rubin. Um seine fröstelnde Schulter lag wie ein seidener Schal ein Regenbogen.

Sieben Fackeln brannten um seinen Thron.

Im Schlaf hatte er mit steinernem Arm eine Fackel, einen Stern vom siebenarmigen goldenen Leuchter herabgefegt. Prasselnd und funkenstiebend sauste der Meteor durch den ewigen Raum und schlug mit seiner roten blinden Stirn donnernd im Erdboden ein, eine ganze Landschaft entzündend und verwüstend.

Die Popen predigten:

»Wehe denen, die auf Erden wohnen! Die Sonne ist schwanger geworden und hat ein goldenes Kind geboren! Das wird uns peitschen mit feuriger Knute!«

Ein Rudel Wölfe heult nachts vor den Fenstern des Palastes Preobraschensk. Die Diener bekreuzen sich.

Sie wispern:

»Ein Wolfskind ist geboren, ein Wolfssohn. Die Brüder eilen, ihn zu begrüßen.«
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 23, 2019, 15:20:16 Nachmittag
Arthur Schopenhauer in seinem Die Welt ohne Brille als Vorstellung... schreibt folgenden langen Satz als Meteoritensuchrätsel...

Nein, natürlich in seinem Hauptwerk von 1819: Die Welt als Wille und Vorstellung:

Jeder, welcher aus den ersten Jugendträumen erwacht ist,
eigene und fremde Erfahrung beachtet, sich im Leben, in der Geschichte der Vergangenheit und des eigenen Zeitalters,
 endlich in den Werken der großen Dichter umgesehn hat,
wird, wenn nicht irgend ein unauslöschlich eingeprägtes Vorurtheil seine Urtheilskraft lahmt, wohl das Resultat erkennen,
daß diese Menschenwelt das Reich des Zufalls und des Irrthums ist, die unbarmherzig darin schalten, im Großen, wie im Kleinen, neben welchen aber noch Thorheit und Bosheit die Geißel schwingen:
daher es kommt, daß jedes Bessere nur mühsam sich durchdrängt, das Edle und Weise sehr selten zur Erscheinung gelangt und Wirksamkeit oder Gehör findet,
aber das Absurde und Verkehrte im Reiche des Denkens, das Platte und Abgeschmackte im Reiche der Kunst, das Böse und Hinterlistige im Reiche der Thaten,
nur durch kurze Unterbrechungen gestört, eigentlich die Herrschaft behaupten;
 hingegen das Treffliche jeder Art immer nur eine Ausnahme, ein Fall aus Millionen ist,
daher auch, wenn es sich in einem dauernden Werke kund gegeben, dieses nachher, nachdem es den Groll seiner Zeitgenossen überlebt hat, isolirt dasteht,
aufbewahrt wird, gleich einem Meteorstein, aus einer andern Ordnung der Dinge, als die hier herrschende ist, entsprungen.


Hätt auch schreiben können:  Unrecht Gut gedeihet wohl vor dem Rufer in der Wüste. Punkt.
Aber dann wär er kein großer Philosoph, sondern Miraxianer..
Die Deduktion aus diesem Satz könnte lauten:
Glück hat, wer ein Schwein gesehn,
der darf drei Felder weitergehn.
 :weissefahne:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 23, 2019, 18:29:39 Nachmittag
Johann Karl August Musäus (1735-1787),
den wirdt Euch was sagen - schließlich verdanken wir ihm das Wissen, warum der Rübezahl Rübezahl heißt.
Verfasser von Kunstmärchen; und die ein oder andere Gespenstergeschichte, pardong heut heißt das ja Gothic Novel, wird der ebenso ein oder andere von ihm noch in der Schul gelesen haben, z.B. Die Entführung.

Ietzo aus den Volksmährchen der Deutschen - seine:  Liebestreue oder das Mährchen á la Malbrouk

Bis zur schauerlichen Mitternachtstunde wurde in aller Fröhlichkeit bankettiret.
Kaum aber hatte der Schloßwächter die zwölfte Stunde abgerufen,
so erhob sich plötzlich im Schlosse ein fürchterliches Getöse, gleich dem Brausen
eines heftigen Windes; es rasselte an den Fentstern, die Mauern und Wände
erbebten, daß die Gläser auf der Tafel klirrten, die Balken krachten, es schlug mit den
Thüren auf und zu. Die Wachskerzen brannten so dunkel als Todtenlichter, dagegen
erhellte ein ungewöhnlicher Schimmer wie eine schnellauflodernde Flamme das Vorgemach,
welches alle die zur Tafel saßen in Schrecken und Verwunderung setzte.
Alle Gäste saßen da in stummer Bestürzung und keiner hatte das Herz
dieses ungewöhnliche Meteor aus natürlichen Ursachen zu erklären.



 :eek:
Titel: Re: Meteorite in der Literatur
Beitrag von: Mettmann am August 23, 2019, 21:36:37 Nachmittag
...und wenn wir schon bei den Gespenstergeschichten gelandet sind,
muß hier gleich der August Apel hinein. (1771-1816).
Bedeutendstes seiner Werke ist eine solche, nämlich der Freischütz.
Der hernach von Weber zur Oper gemacht und vor gar nicht allzulanger Zeit mit Tom Waits' Black Rider eine zweite Renaissance erlebt hatte.
Hat auch ein "Metrik" geschrieben, wo er als Merkwort bei Versfüßen für den Steigenden Ioniker ausgerechnet den "Meteorstein" angibt.

Nun und der hat eine humoristische, veritable Meteoritenerzählung abgefaßt, 1817 veröffentlicht.
Sie heißt:  Der Mondstein und der Stadtschreiber
und ist hier online zu lesen: https://books.google.de/books?id=uDYWAAAAYAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q=mondstein&f=false
Ab Seite 241 (oder einfach Mondstein ins Suchfeld linker Hand)

 :prostbier:
Mettmann