Man muß jedoch beachten, daß die Statistik des Bulletins stark gegenüber den wirklichen Fundzahlen verzerrt ist.
Der Satz:
classified by the Meteoritical Nomenclature were
recovered from the surface of Antarctica, representing 66.3%
of the world’s total number of collected specimens…
Dieser Satz stimmt nicht. In der Sahara wurden weit mehr specimens collected als in der Antarktis.
So man guckt:
Aus der Antarktis haben wir 48.202 Nummern, davon 197 Eisen.
In NWA-Landen ist der Bulletin bei Nummer 14.650 angelangt, worunter 154 ehern seind.
Nun gilt es zwei gravierende Unterschiede bei der Erfassung zu beachten:
1. In der Antarktis wird nicht gepairt, sondern das Feldnummernsystem verlangt, daß jeder ranzige und noch so kleine Chondritenpopel, auch wenn sie erkennbar zum selben ursprünglichen Fall gehören, klassifiziert und benummert wird.
Evatt, Smedley et al. kommen bei ihren Modellen für den Flux auf eine Pairing-Rate von 3,18:
https://pubs.geoscienceworld.org/gsa/geology/article/48/7/683/584575/The-spatial-flux-of-Earth-s-meteorite-falls-foundDas ist bei NWA anders, sieht man u.a. daran, daß die TKWs der Nummern größer sind. Nummernaufblähung haben wir dort v.a. bei den allerrarsten und teuersten Sorten - ist ja einleuchtend, es lohnt sich schlicht kommerziell nicht, einen 20g Eukriten oder einen einzelnen 30g CO3 klassifizieren zu lassen. Und dem individuellen Meteoritenagenten ist daran gelegen, möglichst seine Einkäufe zusammengefaßt klassifizen zu lassen aus Zeit- und Kostenersparnis.
Als bspw. kauft sich ein Händler ein Eimerchen mit 30 Stücken CV3ern, dann bekommt er dafür eine Nummer.
Oder holt er sich eine Kiste mit 200 Fragmenten, die er Kraft seines Wissens als NWA 869 identifiziert, so schlägt er die der vorhandenen NWA 869-Nummer zu - in der Antarktis bekämen die indes 200 eigene Nummern.
Oh, die mythischen NWA-Boomzeiten, wo ist nur der Oheim - da hat man nur eine einzige München-Messe gebraucht,
da kam der legendäre Dean Bessey mietete sich ein größeres Ecke, stellte Schwerlastregale im Karree auf und kippte seine Chondriten
auf die Fächer, dieweil bei jedem dritten marokkanischen Händler die Chondrite auf Knöchelhöhe stiegenweise vor den Tischen standen,
auf denen sie marktgängigeres feilhieten.
Da hatte man an einem verlängerten Wochenende mehr "collected specimens" als man in fünf Jahren Ansmet-Suchen zusammenbringen konnte.2. Die Dunkelziffer.
Gibt es bei Antarctica nicht.
Wiewohl aber bei NWA. Mit großem Abstand werden nun mal gewöhnliche Chondrite gefunden.
Die werden vom Bulletin jedoch nicht erfaßt, die Statistik dahingehend ist stark verzerrt.
Wenn ein gewöhnlicher Chondrit nicht unäquilibriert, also kein 3er ist oder wenn er nicht W0- oder W1-frisch ist, oder wenn er keine besonders schönen features, wie Melts, bunte Brekziierung ect. hat,
dann will ihn keiner haben und v.a. keiner klassifizieren. Das hat bei den NWA-Preisen noch nie Sinn gemacht.
D.h. das Gros der NWA-Funde, was nun mal die verwitterten Chondrite Typ Gleisschotter ausmacht, wurde und wird nie erfasst.
Im Oman sieht es etwas besser aus, was die Erfassung der gewöhnlichen Chondrite und der Koordinaten angeht und es wird weniger gepairt als bei den NWAs.
Da finden wir im Bulletin bei 4439 Einträgen 20 Eisennummern (die ihrerseits lediglich zwei Eisenfälle repräsentieren: den Shisr 043 und die restlichen 19 Nummern sind das Relikteisen Ramlat Fasad 059-591).
Zu Australien gibt es keine zuverlässige Daten,
was einmal an den Beschränkungen und Verboten, zum andern an dem institutionellen Desintresse liegt - rund 500 Funde aus früheren Suchcampagnen sind nach 30 Jahren immer noch nicht klassifiziert.
Und so beschleicht mich das Gefühl, daß im Verhältnis zu den "dense collection areas" der übrigen Welt keineswegs verhältnismäßig weniger Eisen in der Antarktis gefunden werden.
Mettmann