Die parallelen Linien in den Schrapnells kommen, und da muß man einen alten Sprengmeister fragen, allein durch das Zerreissen des Eisen
korrekterweise sollte man noch hinzufügen: "...und durch das dem Meteoriten immanente Kristallgitter, zu Stande". Massive Eisenkörper fragmentieren nämlich von Haus aus höchst unregelmäßig, ohne die Bildung geometrischer Risskanten. Diese sind, beispielsweise bei der Detonation von Bomben oder Sprenggranaten, erst durch die mannigfachen Fertigungs- und Bearbeitungsarten bedingt. Besonders Fräs- und Drehrillen oder Schweißnähte, aber auch Gießnähte, etwa bei aus Grauguss gefertigten Sprengmitteln, führen dann zu den bekannten Zickzack- oder Linienmustern beim Zersprengen.
Die sich aufbauenden Drücke wirken im Submillimeterbereich bereits auf kleinste Schwachstellen im metallischen Gefüge stärker als auf das Umgebeungsgefüge. Die genannten Werkzeugspuren bilden damit kleinste Sollbruchstellen, an denen entlang sich die Rißstellen bilden und der Metallkörper abschert. Bei Kampfmitteln ist eine möglichst gleichmäßige Splittergröße gewollt und die klassische Schokoladentäfelung, beispielsweise der amerikanischen MKII Splitterhandgranate, stellt dies sicher.
Doch zurück zu den Meteoriten.
Ob ein Gasdruck, wie bei Granaten, von innen auf eine Stahl- oder Eisenhülle wirkt, oder Massekräfte als Torsions- oder Scherdrücke, wie bei Meteoriten, von außen auf einen massiven Körper, ist dabei unerheblich. Bei der Fragmentation von Meteoriten sind die erwähnten Sollbruchstellen oder "Scherstellen" die Nähte zwischen den Kamazit und Taenitkristallen. Die geraden Linien, die man an den Sikhote-Schrapnellen aber auch (seltener) an ganzen Individuals beobachten kann, sind die von Außen sichtbare Fortsetzung dieser Bindenähnte. Dass Sie gerade an Sikhote oft und deutlich sichtbar zu finden sind, liegt an der grob oktahedritischen Struktur, bei der die durchlaufenden Bindenähte oft erhebliche Längen erreichen.
Doch nicht alle parallelen Linien auf den Sikhote Schrapnellen sind gitterbedingt. Linien mit einem Abstand deutlich unter der Bandweite des IIAB Eisens Sikhote Alin (9mm
+ 5mm) können ausgeschlossen werden und sind Scherspuren innerhalb des Gitters oder sekundäre Impaktprofilspuren.
Zur Verdeutlichung einer durch Bindenähte bedingten Struktur auf einem Sikhote Individual habe ich drei Bilder angehängt. Die abgebildetet Scherstelle ist bereits wieder teilweise überschmolzen.
Des weiteren können geometrische Strukturen auf der äußeren Rinde von Eisenmeteoriten aber auch durch Verwitterung enstehen. Chemische Verwitterung hat den selben Effekt wie fortgesetztes Ätzen. Die chemisch widerstandsfähigeren Legierungen bleiben dabei als Relieff stehen, während die leichter zu lösenden Legierungen auswittern. Übrig bleiben dann solche 3 D Muster, wie man sie von Muonionalusta kennt.