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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: MarkV am Januar 27, 2008, 15:58:34 Nachmittag

Titel: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: MarkV am Januar 27, 2008, 15:58:34 Nachmittag
Hallo,
die französische Presse berichtet über eine Feuerkugel am Freitag 25.1.2008 um 18:15 Uhr. In der Gegend von Bourges wird der Fall eines Meteoriten vermutet.

http://afp.google.com/article/ALeqM5hpahuwTbYHXlUWzz-IeHjbcH2dcg

Die Sache ist mit Vorsicht zu geniessen: Der Meteorit soll laut Augenzeugen 100m über dem Boden explodiert sein und an der Stelle wurde mit Polizei und Dorfbewohnern gesucht. :lacher:

Grüsse,
Mark

Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: APE am Januar 28, 2008, 23:03:43 Nachmittag
Hallo Mark!

die Feuerkugel soll ja von SO-Frankreich nach Zentral-Frankreich unterwegs gewesen sein ... :nixweiss:

Aber ist denn überhaupt ein Knall oder Donner gehört worden? Ich habe bis jetzt nicht´s davon gelesen!

Dann war es auch kein Met-Fall!!!

 :traurig2:
Thomas
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: APE am Januar 28, 2008, 23:10:34 Nachmittag
Oder gar ein Fall in Dänemark ...  :dizzy:
http://jp.dk/indland/article1247127.ece
 :prostbier:
So kann es weiter gehen! Da fällt bald wieder was richtiges ...
 :user:
Thomas
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 28, 2008, 23:48:53 Nachmittag
Met-Sucher und erst recht Met-Finder haben allerdings im Staate Dänemark
ganz schlechte Karten, jedenfalls wenn sie ein Eigeninteresse am Fundmaterial
haben. Soweit ich hörte, sind Funde auf dänischem Territorium grundsätzlich,
also "ohne wenn und aber", komplett nach Kopenhagen abzuliefern.

(PS: ...ob das auch so strikt in Grönland gilt, ist mir nicht bekannt)

Alex
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Speci-Man am Januar 29, 2008, 03:11:03 Vormittag
Hallo Alex!

Die Eskimos haben das Cape-York-Eisen schon über viele Generationen zur Jagdwaffen-und Werkzeugherstellung genutzt. Dieser kulturhistorische Anspruch hat ihnen aber bislang nichts genutzt. Außer einem kleinen Teilbrocken im Heimatmuseum ist ihnen nichts geblieben. Die Museen in New York und Kopenhagen werden auch gewiss nichts mehr zurückgeben. Kann mir deshalb nicht vorstellen, dass die Dänen da einen Fuß in die Tür lassen.
Momentan beschäftige ich mich mit der literarischen Geschichte des Cape-York-Eisens. Mit welchen Schlichen man den naiven Eskimos ihre Kultstücke abgeluchst hat, ist wahrlich kein Ruhmesblatt für den weißen Mann. Vor hundert Jahren waren die Met-Hunter (in persona: Rober E. Peary) nicht zimperlichbei der Durchsetzung ihrer ehrgeizigen Ziele. Besonders auch das naturhistorische Museum in New York hatte sich dabei unschön in Szene gesetzt.

Grüße
Gerhard
 

 
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Aurum am Januar 29, 2008, 07:32:15 Vormittag
Hallo Alex ,

Also das wundert mich so überhaupt nicht ,mehr Darf ich leider nicht schreiben , sonst muss Peter einschreiten   :einaugeblinzel:
Aber für alle die denken ich habe was gegen die USA , pustekuchen , ich mag die Menschen, das Land , nur mit den Politikern habe ich ein Problem , so wie die meisten Amerikaner auch  :lacher:

Bis dann Lutz  :winke:
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Haschr Aswad am Januar 29, 2008, 13:08:31 Nachmittag
Hallo Alex!

Die Eskimos haben das Cape-York-Eisen schon über viele Generationen zur Jagdwaffen-und Werkzeugherstellung genutzt. Dieser kulturhistorische Anspruch hat ihnen aber bislang nichts genutzt. Außer einem kleinen Teilbrocken im Heimatmuseum ist ihnen nichts geblieben. Die Museen in New York und Kopenhagen werden auch gewiss nichts mehr zurückgeben. Kann mir deshalb nicht vorstellen, dass die Dänen da einen Fuß in die Tür lassen.
Momentan beschäftige ich mich mit der literarischen Geschichte des Cape-York-Eisens. Mit welchen Schlichen man den naiven Eskimos ihre Kultstücke abgeluchst hat, ist wahrlich kein Ruhmesblatt für den weißen Mann. Vor hundert Jahren waren die Met-Hunter (in persona: Rober E. Peary) nicht zimperlichbei der Durchsetzung ihrer ehrgeizigen Ziele. Besonders auch das naturhistorische Museum in New York hatte sich dabei unschön in Szene gesetzt.

Grüße
Gerhard
 

Rein objektiv kann man bei der Nutzung der Cape York Meteoriten als Rohstoffquelle keinen "kulturhistorischen" sondern, wenn überhaupt, eher einen lokalen Ressourcenanspruch ableiten. Das Interesse der Inuit erscheint mir rückblickend auch eher pragmatischer Natur gewesen zu sein, was sich ja auch in der sukzessiven Zerstörung des Meteoriten durch die Praxis der Materialgewinnung widerspiegelt. Ein Kultobjekt oder ein Heiligtum wird in der Regel auch von den Naturvölkern anders behandelt. Man muss also fairerweise in diesem Zusammenhang festhalten, dass erst Pearys Intervention die Meteoriten der Nachwelt zugänglich gemacht und diese vor weiterer Zerstörung bewahrt hat. Von der beispiellosen Leistung der Bergung und den hohen persönlichen Risiken und Verlusten, die Peary in Kauf nahm, einmal ganz abgesehen.

Dann muss man wissen, dass die Inuit per se ein sehr eigenes Verhältnis zu persönlichem Besitz hatten und vereinzelt auch heute noch haben. Außer Messer, Harpune und Boot kennt der Eskimo des 19. Jhs. kein Eigentum. Auch Landbesitz oder der Besitz auf dem Land befindlicher Güter oder Ressourcen war ihnen fremd.

Als ethnische Gruppe auf Dänischem Territorium (seit 1814) werden auch die Inuit durch die Dänischen Institutionen vertreten. Demnach ist das geologische Museum in Kopenhagen auch der adäquate Aufbewahrungsort für die dortigen Cape York Meteoriten. Daran ist meiner Ansicht nach nichts auszusetzen.

Was die Cape-York Meteoriten im Museum of Natural History in New York angeht, so besteht auch hier meines Erachtens kein ernster Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Besitzes. Peary hat die Meteoriten seinerzeit auf eigene Kosten geborgen und für 40.000 $ an das MNH verkauft. Zwar gehörte Grönland seit dem Frieden von Kiel 1814 zu Dänemark, eine Gesetzgebung, welche die Ausfuhr von Meteoriten o.ä. geregelt hätte, war meines Wissens jedoch nicht in Kraft. Nach damals geltendem Recht hat Peary sich, das scheint aktueller Konsens zu sein, keines Verstoßes schuldig gemacht. Widerspruch der Dänischen Regierung gegen die von Peary weltweit rasch bekannt gemachte Verbringung der Meteoriten ist mir nicht bekannt, an diesem Punkt lasse ich mich aber gerne belehren.

Die Polarfahrten Pearys waren eine zu großen Teilen privat, bzw. selbstfinanzierte Aktion, die unter dem Strich gewaltige finanzielle Verluste für Peary und seine Frau mit sich brachten. So kann man ihm auch keine persönliche Bereicherung unterstellen. Auch hat Peary seinerzeit Proben der Meteoriten international an alle damals maßgeblichen Institute verschickt.

Zur Rolle der Inuit bei der Bergung und Verschiffung ist anzumerken, dass die Verbringung der Meteoriten ohne die aktive Mithilfe ganzer Inuit-Dörfer (Peary spricht streckenweise von mehreren hundert einheimischen Helfern) gar nicht denkbar gewesen wäre. Gegen einen Widerstand der Inuit wäre die Einschiffung jedenfalls nicht durchsetzbar gewesen. Im zweiten Band von "Northwards over the Great Ice" bemerkt Peary, dass während der ganzen, mehr als drei Jahre dauernden Aktion, seitens der Inuit nicht ein Wort der Kritik oder des Bedauerns, sondern Zustimmung zur Einschiffung der Massen geäußert worden sei. Kritisch sehe ich allerdings den Repatriierungsgedanken, der deutlich in Pearys Bericht mitschwingt ("Bringing home of the Saviksue" etc.) und der jeglicher Grundlage entbehrt.

Bevor man jetzt leichtfertig von Kulturraub und Rückgabe spricht, gebe ich zu bedenken, dass in deutschen und europäischen Museen abertausende Artefakte und auch Meteoriten aufbewahrt werden, die über die Jahrhunderte nach geltendem Recht in anderen Ländern gesammelt, getauscht und gekauft worden sind. Stellt man diese Inventare in Frage, bedeutet das das Ende des musealen Betriebs weltweit. Die entsprechenden Häuser wären von nun an mit der Abwicklung von Rückführungen beschäftigt. Schaut man sich beispielsweise die Wiener Sammlung an, müssten ca. 98% aller Meteoriten an ihre Ursprungsländer zurückgegeben werden, inkl. Cabin Creek. Für die privaten Sammlungen gilt natürlich dasselbe.

Unter dem Gesichtspunkt des internationalen Wissenstransfers und auch unter dem Aspekt der sicheren Bewahrung von kulturhistorischen bedeutsamen Gegenständen ist eine liberale, multinationale und dezentrale Herangehensweise das einzig Wahre.

Meine 2 Cent,
Haschr Aswad

Kurze Darstellung der Quelle: http://www.niger-meteorite-recon.de/de/Meteorite%20literature%20collection_4.htm





Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Mettmann am Januar 29, 2008, 14:24:40 Nachmittag
...wie auch von den Inuit (ich glaub die sibirischen Inuit und die aus Alaska darf man mittlerweile wieder Eskimo heißen)
auch heutzutage, wo es ja modern und günstig  ist - man denke an das Willamette-Eisen, nie ein Anspruch auf Rückgabe formuliert worden ist, weil die Cape York-Stücke eben nie eine kultische Bedeutung für die Inuit besessen haben, anders als bspw. bei amerikanischen Indianerstämmen,
sondern rein zur Werkstoffgewinnung gedient haben. Die Klingen und spitzen wurden ja auch die Jahrhunderte vorher getauscht, mit Walfängern z.B.
Und ich glaub, jeder Inuk hätt liebend gern einen Batzen von den Klötzen gegen fertige Messer und Werkzeuge getauscht, wenn man an die Plackerei denkt - um manche der Stücke wurden ja Halden von zerbrochenen Steinen gefunden, mit denen die Inuit mühsam Stücke von dem Eisen abgemeißelt haben.
Daher denke ich, kulturhistorisch argumentiert, wärs in etwa so, wie wenn man sich gegen die Verfüllung der Gruben aus dem Braunkohletagebau hierzulande wehren würd.
Die 40.000$ zu denen Pearys Frau den Klotz 1904 ans Museum verkauft hat, entspricht in etwa einer heutigen Million,
was hint und vorn nicht ausgereicht hätt, die Fahrten bis zur letztendlichen Bergung bezahlen zu können.
Aber bemerkenswert - damals haben die Museen noch ordentlich was springen lassen für Meteorite, sollten sich die heutigen mal ein Beispiel nehmen...

 :prostbier:
Mettmann
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 29, 2008, 19:47:37 Nachmittag
Aber bemerkenswert - damals haben die Museen noch ordentlich was springen lassen für Meteorite, sollten sich die heutigen mal ein Beispiel nehmen...

Viele der heutigen Museen müssen sich eigenfinanzieren oder mit äußerst geringen Zuschüssen
arbeiten. Zum Beispiel gilt das für das Wiener Naturhistorische Museum, wie Herbert schrieb,
und so kommt z. B. auch das Berliner Naturkundemuseum nur mit Mühe und Not überhaupt über die
Runden, wobei in letzter Zeit viel renoviert wurde, aber dennoch zahlreiche Wünsche offen blieben.
Deshalb gibt es hier ja solche Aktionen wie die privatfinanzierten "Patenschaften", die man für
die Pflege und den Erhalt bestimmter Präparate beantragen kann. Freie Mittel für Ankäufe von
Meteoriten? Da frag mal den Dr. A. Greshake, der klagt Dir schon sein Leid. Und übrigens: daß
speziell die Berliner nach Jahren auch des devisenbringenden Verkaufs zu DDR-Zeiten (bzw auch
nur regen Tauschhandels) ihrer Meteorite inzwischen die Hand auf ihre Schätze halten und nichts
mehr davon abgeben, kann ich durchaus nachvollziehen. Wer heutzutage ein Meteoritenexemplar
mit echtem alten Humboldt-Uni-Label in der Privatsammlung hat, kann sich glücklich schätzen,
denn er besitzt eine Rarität. Wer sowas möchte, muß lange suchen und/oder entsprechend horrende
Preise dafür am privaten Markt zahlen. Vom berliner HUB-Sammlungskurator selbst wird er es gewiß
nicht bekommen, "...und das ist auch gut so!", um mal eine in einem ganz anderen Zusammenhang
berühmt gewordene Satzpassage unseres Bürgermeisters zu zitieren...

Alex ("Bischtübe"-Pate)
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Speci-Man am Januar 30, 2008, 00:44:27 Vormittag
Hallo Haschr Aswad und Mettmann!
Wie ich schon andeutete, lese ich noch am Peary-Thema. Was ich vor mir liegen habe, schildert die Vorgänge eher aus Sicht der Eskimos. Wenn ich damit durch bin, schreib ich demnächst mal etwas unter "Literaturhinweise" dazu. Dort ist das Thema besser aufgehoben.
Grüße  :smile:
Gerhard
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: paragraf am Januar 30, 2008, 02:15:34 Vormittag
Hallo, Haschr Aswad, Mettman und gsac,

das gefällt mir gar nicht, was Ihr aus Eurer Händler- und Sammlersicht zum Cape York geschrieben habt!

Haschr Aswad: Was sind das denn für Überlegungen? Er hat viel investiert, der arme Peary, und nur einen Bruchteil gewonnen... und dann die Argumentation, es hätten ja alle (dummen???) Inuits dabei geholfen... gelinde gesagt, bin ich entsetzt über Deine Ansichten!

Beste - verärgerte - Grüße

Bernd

Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Mettmann am Januar 30, 2008, 05:03:15 Vormittag
Juhu Bernd,

das ist keine besondere Sammler- oder Händlersicht. Ich wollte nur nochmal unterstreichen, bevor politisch oberkorrekte Ruchungen losgelassen werden, daß Peary sicher nicht aus niedriger Geldgier sichs angetan hat, die Knödel nach USA zu verschleppen. Eine andere Sache wärs gewesen, wenn das Eisen irgend eine geartete kulturelle oder kultische Bedeutung für die Inuit besessen hätt. Aber sie hams halt als Rohstoffquelle genommen. Hättens bspw. wie die Kanadischen Inuit Kupferquellen und die Technik gehabt, hättens die Batzen garantiert links liegen gelassen.

Wie Du ganz generell die Bedeutung, die die Meteorite in heutiger Zeit haben, nicht auf die damalige Jahrhundertwende übertragen kannst. Da ham sich nämlich noch viel weniger dafür interessiert - und in USA fingen die großen Sammlungen eigentlich erst an. Guxx die Engländer hatten das Santa Caterina-Eisen z.B. verschifft, ums einzuschmelzen, des Nickels wegen, dito viel später noch Wagonladungen an Canyon Diablo zu solcherlei Behuf abtransportiert. Weil man mit dem Glump nix Bessers anzufangen wußt.
Nimm Gibeon Theutsch-Südwest. Die wurden zwar dann eingesammelt, heute liegens aber teilweis immer noch in der Alten Veste dort herum oder verrotten aufs schauderlichste als Monument in der Poststraß.
Odaoda die Sammlung vom Ward, als er verunglückt. Das Museum in New York,wo sie als Leihgabe ausgestellt, wollte sie partout jahrelang nicht kaufen, bis Chicago sich erbarmt.
Und bis in die Neuzeit hat sich soviel auch nicht daran geändert, frag mal das Forumsmitglied Walter Zeitschel, was er seinerzeit für seine weltgewaltige Sammlung bekommen hat.

Und auch heutzutage haben die Inuit keinerlei Ansprüche auf das Eisen angemeldet,
dyttis ihnen schnurz,
folglich kann man auch nicht sonderlich empört sein.

Und irgendwie käms auch gar nicht gut, wenn man die berühmten Sammlungen in London, Wien, Berlin nun auflösen müßt...
da solltest vorher lieber mir bayrischem Aborigine eine Entschädung zahlen, daß Ihr Preißen für ein paar Glasperlen dem depperten Kini seinerzeit das Bayernland herausgeleiert habt.

Man kanns ja auch übertreiben...

Prosit!
Mettmann


Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Haschr Aswad am Januar 30, 2008, 11:22:41 Vormittag
Hallo, Haschr Aswad, Mettman und gsac,

das gefällt mir gar nicht, was Ihr aus Eurer Händler- und Sammlersicht zum Cape York geschrieben habt!

Haschr Aswad: Was sind das denn für Überlegungen? Er hat viel investiert, der arme Peary, und nur einen Bruchteil gewonnen... und dann die Argumentation, es hätten ja alle (dummen???) Inuits dabei geholfen... gelinde gesagt, bin ich entsetzt über Deine Ansichten!

Beste - verärgerte - Grüße

Bernd


Ein Naturvolk ist nicht „dumm“, wenn es in einem eisernen Berg keinen kultischen, sondern einen praktischen Nutzwert sieht. Das Leben nördlich des Polarkreises im 19. Jh. spielte sich in Kategorien ab, die offenbar von der sicheren Warte des deutschen Sofas heute schwer zu verstehen sind. Was für die Inuit zählte, waren Überlebensfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit gegen die Naturgewalten. Alles andere hatte nachgeordnete Priorität. Eine solche Haltung ist keineswegs ein Zeichen von „Dummheit“ sondern eher von Intelligenz und hoher Anpassungsfähigkeit.

Peary und seine Männer kamen aus einem Kulturkreis mit gänzlich anderen Normen und Wertevorstellungen. Sein Ziel war nicht die Bergung der Cape York Meteoriten, sondern die Erforschung des Nordpolarregion. Peary verwendete darauf den größten Teil seines Lebens. Die Auffindung und Bergung der Meteoriten ist eine im Gesamtzusammenhang unbedeutende Episode. Was wir heute über die Kunstfertigkeiten, Traditionen und Lebensumstände der Inuit im 19. Jh. wissen, ist zu einem großen Teil Peary zu verdanken. Er sah in Ihnen nicht die „primitiven Wilden“, die seine Zeitgenossen in ihnen erblickten, sondern ein an Wissen und Fertigkeiten ungemein reiches Volk, dass sich über Jahrtausende seine Autarkie und Überlebensfähigkeit in einem Teil der Welt bewahrt hatte, in dem zahllose europäische Expeditionen, nicht erst seit Franklin, katastrophal an den Naturgewalten gescheitert waren.

Es ist immer leicht den moralischen Zeigefinger zu heben und sich aus der bequemen Position der Political Correctness über die Taten unserer Vorfahren zu empören. Dass damals gänzlich andere Wertevorstellungen herrschten, vergisst man dabei allzu leicht.

Du fragst, was das für „Überlegungen“ sind. Es sind keine „Überlegungen“ sondern es sind die Schilderungen Pearys jener Vorgänge, die sich seinerzeit abgespielt haben. Dazu gehört nun eben einmal die Mitwirkung der Inuit, daran ändert auch Dein „Entsetzen“ nichts.


Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: astro112233 am Januar 30, 2008, 12:36:05 Nachmittag
Es ist doch eigentlich gleichgültig, wäre es nicht Peary gewesen der die Teile abstaubte, so hätte eben ein anderer Erdenbürger über kurz oder lang diese exorbitante Tat vollbracht.   

Bedauerlicherweise zieht sich dieses „beschämende“ Verhalten wie ein roter Faden durch die unrühmliche Geschichte der Menschheit. Da nimmt Peary keine exponierte Sonderstellung ein, sonder fügt sich in das stereotype Muster bestens ein.

Man denke an den liebevollen Umgang :streichel: der spanischen und portugiesischen Land-Eroberer mit der südamerikanischen Urbevölkerung. Kommt ein Schifflein gesegelt, im Namen des Königs und so weiter und so fort. Du bekomme bunte Glasmurmel, ich bekomme gelbes Metall. Und beide „Partner“ sind zufrieden. Allerdings weiss der Eine nicht, was er gibt, noch was er „wertvolles“ dafür bekommt. Das ist der springende Punkt. Geriet der Eroberer dummerweise an einen intellektuellen Ureinwohner und der Glasperlentrick führte widererwartend nicht zum gewünschten Erfolg, dann gibt’s eben mal eben kräftig auf die ...  :aua:   Weil diese Methode so klasse funktionierte, wurde diese Variante gleich generell so durchgezogen und die Glasmurmel waren logischerweise auch noch eingespart. Das nennt man heute wohl elegante Gewinnmaximierung mit Kollateralschaden.  :gruebel:   

Eines steht felsenfest. Peary sicherte die legendären Meteoriten für die Nachwelt. Wie und mit welcher Raffinesse er die kindlich leichtgläubigen Inuit um den Finger wickelte wird uns Gerhard demnächst lebhaft schildern. Ob dieses Verhalten im Dienste der Wissenschaft moralisch Gerechtfertigt ist? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. 

Allerdings sind auch in unserer Zeit deutliche Parallelen und Verhaltensmuster zu erkennen. Zum Beispiel: Aktueller Carancas Fall. Es macht plumps. Diverse Meteoritenhunter fliegen ein. Statt Glasmurmeln gibt’s für die „meteoritisch“ unwissende peruanische Hochlandbevölkerung die moderne Variante, verlockende US Dollars und für die lieben Kleinen bunte Gummibärchen. Selbsterklärend nur einen verschwindend kleinen Bruchteil des später erzielbaren Verkaufspreises. Logo, die Risiko- und Unkostendeckung muss abgesichert sein. Jedoch bleibt ein rechter Batzen für den Profi hängen. Schätze aus dem Stehgreif, Faktor 20. Jedoch ohne Hunter hätte auch ich nicht ein bescheidenes Fragment abbekommen, folglich bezeichne ich mich als unmoralischer „Mittäter“.     

Und wir Deutschen brauchen aus archäologischer Sicht betrachtet gar nicht den Unschuldsknaben mimen. Schlagwort Nofretete.

Nofretete "Die schöne Berlinerin", Publikumsliebling aller Berlin-Besucher und eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt

Dieses vielbewunderte ägyptische Highlight befindet sich im Ägyptischen Museum in Berlin. In dieser Angelegenheit nutzten doch die Deutschen ihren damaligen intellektuellen Vorsprung ebenfalls rücksichtslos zu ihrem Vorteil aus. Die Deutschen griffen die Sahnestückchen und der eigentliche Besitzer, sprich der Staat Ägypten, wurde wohlwollend und gnädigerweise mit der zweiten Wahl abgespeist. In diesem Falle bat Ägypten über Jahrzehnte hinweg um die Rückgabe ihres historischen Besitzes, jedoch ohne Erfolg. Selbst zu einer großen nationalen Sonderausstellung wurde die Nofretete nicht an Ägypten ausgeliehen. Begründung. Die Hübsche könnte einen irreparablen Schaden erleiden. Deutsche Arroganz in Reinkultur. Für wie „Blöd“ halten die deutschen Verantwortlichen die ägyptischen Bittsteller eigentlich? Der reale Grund liegt glasklar auf der Hand. Es ist das festgefressene Trauma, dass Ägyptische Museum würde ihr „Eisbärchen Knut“ wohl nicht mehr von Ägypten zurück bekommen. Dieses Verhalten empfinde ich persönlich als überaus beschämend.     

Gruß Konrad.  :hut: 
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Haschr Aswad am Januar 30, 2008, 12:57:06 Nachmittag
@ Konrad,

wie der peruanische Staat das Carancas Material und den Krater für die Nachwelt zu bewahren im Stande sind, ist ja hier schon dargelegt worden. Fakt ist auch hier, dass erst die "hunter" die internationalen Institute, die nun über den Fall publizieren, mit Forschungsmaterial versorgt haben, und zwar unentgeltlich.

Zur Nofretete. Es handelte sich beim Erwerb der Nofretete vor 95 Jahren nicht um einen kolonialen Raub sondern ganz klar um einen rechtmäßigen Erwerb.
1911 hatte der Berliner Kunstmäzen James Simon Ausgrabungen in Ägypten finanziert. Die ägyptische Regierung hatte ihm dazu eine Grabungslizenz ausgestellt und darin alle Funde als Simons rechtmäßiges Eigentum erklärt. Auf alle späteren Ansprüche ist darin verzichtet worden. 1920 schenkte Simon die Büste dem Vorderasiatischen Museum in Berlin.

Deshalb gibt es auch keinen offiziellen Rückgabeanspruch der Ägyptischen Regierung. Auch die ägyptische Seite geht nämlich davon aus, dass keine rechtlichen Ansprüche bestehen. Ein offizielles Rückgabeersuchen des ägyptischen Staates hat es daher auch nie gegeben.

Von deutscher Seite sind darüber hinaus erhebliche Hilfen für den Erhalt von Tempelanlagen und archäologische Fundstätten in Ägypten geleistet worden. ich erinnere nur an die Rettung der Anlage von Abu Simbel.
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: herbraab am Januar 30, 2008, 14:20:48 Nachmittag
Allerdings sind auch in unserer Zeit deutliche Parallelen und Verhaltensmuster zu erkennen. Zum Beispiel: Aktueller Carancas Fall.
[...]
Jedoch ohne Hunter hätte auch ich nicht ein bescheidenes Fragment abbekommen, folglich bezeichne ich mich als unmoralischer „Mittäter“.     

Viel stärker als in Carancas sehe ich die Parallelen in Afrika. Da werden - teilweise auch unter tatkräftiger Mitwirkung der lokalen Bevölkerung - tonnenweise Meteoriten weggeschafft. Für die Finder sind's halt Steine, die ihnen wohl nicht viel bedeuten, also scheint es nur recht und billig zu sein, diese gegen Dollars einzutauschen.

Aber wie werden die Menschen in 50 oder 100 Jahren drüber denken? Wenn die Afrikaner nach Berlin, Wien oder New York reisen müssen, um "ihre" Meteoriten zu sehen - wenn sie überhaupt in einem Museum geladet sind, und sich ihre Spuren nicht irgendwo am Privatmarkt verlieren? Von einer ausführlichen Dokumentation von Fund und Bergung, wie bei Peary, will ich erst gar nicht reden.

Wer unter uns hier frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein...  :weissefahne:

Grüße, Herbert
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: astro112233 am Januar 30, 2008, 14:58:56 Nachmittag
Hallo Haschr Aswad,

mein etwas zynisch geprägter Beitrag begründet sich auf eine seriöse TV Dokumentation zum Thema Nofretete, den ich vor einiger Zeit sah und mich zum intensiven Nachdenken anregte.

Hier ist ein Link, wo das Thema professionell Abgehandelt und beleuchtet wird.

http://debatte.welt.de/kommentare/20823/warum+berlin+die+nofretete+streitig+gemacht+wird (http://debatte.welt.de/kommentare/20823/warum+berlin+die+nofretete+streitig+gemacht+wird)

Grüße sendet Konrad.  :hut:

PS. Deinen Beitrag über Wertvorstellungen etc. der Inuit/Naturvölker finde ich sehr aufschlußreich für den Leser. Im gleichen Atemzug sollte der negativ belastete Begriff Naivität und die Defination Intelligenz grundsätzlich getrennt werden. Ein Indio eines neu entdeckten Stammes im noch unberührten Regenwald des Amazonas kann genau so intelligent sein, wie ein Universitäts-Professor. Nur der erworbene Bildungsgrad der Beiden ist unterschiedlich.   
 
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Mettmann am Januar 30, 2008, 16:14:08 Nachmittag
Nunja,

man muß auch ein bisschen einmal aus der verengten Sicht derer wenigen Hundert aus dem erlauchten Seerosenteich der Meteoriterei herausgehen, die nämlich ist, daß Meteorite per se einen materiellen und einen ideellen Wert besäßen.
Ich kann an meinem Zehennagel ein Preischild befestigen, worauf 1 Million Euro steht,
nur stellt sich dann die Frage, ob dieser mein Zehennagel tatsächlich auch eine Million Euro wert ist.
Ich glaube, solange niemand ihn derartig bezahlt, eher nicht.

Mit den Meteoriten verhält es sich nicht grundlegend anders.
Und hahnebüchen ist es, sie mit Artefakten, Denkmälern, kulturell bedeutenden Gegenständen vergleichen zu wollen.
Zudem wie solle jemand Schaden erleiden, wenn er einer Sache verlustig geht, die er gar nicht kennt oder gar gar keine Ahnung hat, daß sie überhaupt existiert?  Hat mir sehr gefallen, das Neuschwansteinurteil, das unter anderem einen Beitzsanspruch der Gemeinde Reutte deswegen abgewiesen hat, weil zuvor kein Besitzwille erkennbar, da die Reutter weder nach dem Stein gesucht hatten, noch überhaupt gewußt hatten, daß da einer liegen könnte. Kurzum das Ding erstmal gefunden werden mußte, damit es da ist.

Zur Moral im Maghreb. Mich hat mal ein deutscher Mineralienhändler aus dem Maghreb angerufen. Er hatte das Problem,
daß er ständig von armen Einheimischen belagert wurde, die ihn anflehten, ob er ihnen ihre Meteorite verkaufen könne, fürs tägliche Überleben. Ihn dauerten die Leut, selbst wollte er nichts daran verdienen, da er sein Auskommen hatte.
So. Ich konnte ihm leider nicht weiterhelfen. Die Steine waren nämlich das, was 95% aller Funde dort ausmacht. Gewöhnliche verwitterte Chondrite. Als ich ihm die Preise gezeigt habe, die die Sammler für dieses Material zahlen, war er schlichtweg entsetzt und mußte erkennen, daß es überhaupt keinen Sinn macht und er den Leuten nicht weiterhelfen kann, weil die Sammler eben für solcherlei Steine nicht bereit sind, mehr als +/- 50$ pro Kilo zu zahlen, Preise, bei denen die Hälfte auf den Versand draufgeht, von Steuern und anderen Kosten gar nicht zu reden.
Er hat zwar trotzdem noch versucht - z.B. auf der US-Liste einen Fair-Trade für Meteorite anzufangen, es ist vollkommen gescheitert wegen der Sammler.
Deswegen stellen sich mir immer die Nackenhaare auf, wenn Meteoritesammler mit dem moralischen Zeigefinger wedeln, aber selbst nicht bereit sind mehr als einen Schweinepreis für ihre Dinger zu berappen.
Und das ist die Realität von Wert der Steine und der Ethik.

Tonnenweise - Herbert, hatten wir hier auch besprochen. In der Tat Tonnen. 6 Tonnen insgesamt seit Ende der 90er aus dem Oman. 700t seit Beginn der Aufzeichnungen an Meteoriten insgesamt einschließlich der Antarktis.
90% der 700t entfallen auf die 20 größten Eisenmeteorite, bei denen auch die Dunkelziffer zu suchen ist.
Die Verhältnisse der Häufigkeit der Klassen untereinander sind aus den beobachteten Fällen, der Antarktis und größenteils aus dem Oman bekannt.
Daher kann man versuchen zu spekulieren, wieviel überhaupt die Sahara hergegeben hat.
Ich würde schätzen, in den letzten 20 Jahren vielleicht 20 Tonnen. Damit kriegst einen Lastwagen einigermaßen voll, einen Eisenbahnwagon nicht. Von mir aus auch 30t.
80%-90% dieser Funde wiederum sind verwitterte gewöhnliche Chodrite. Also das Material wofür niemand auch nur einen Pfifferling ausgeben will und das auch die Wissenschaftler nimmer freiwillig klassifizieren wollen.
Das was solche Gestalten wie wir Euch vorsetzen, und seis hier im Forum, das ist die Schneeflocke auf der Spitze des Eisberges, jeder Eukrit, jeder CV und wenn er nur 10 Mücken kostet, das sind die Kronjuwelen der Königin von England. Nichts gibt es auffem Gobus, was an Seltenheit heranreicht.
Und hier gilt wieder das Reutter Axiom. Bei den meisten Rarlingen wüßte man ja überhaupt nicht, daß es welche sind, wenn sie nicht der Klassifikation zugeführt worden wären. Ihr könnt jeden NWA-Händler fragen, wie oft er schon daneben gegriffen hat und einen Erdenstein erwischt hat.
Fazit:
Wenn ihr von Moral sprechen wollt, dann zahlt 1000Euro fürs Kilo unklassifizierten Witterling und nicht 50Euro.

(wenn ich daran denke, daß selbst bei solchen absoluten Ausnahmefälle, bei solch einem Material wie Mali, Amgala, Bensour noch gegackert wird, ob den 3$ im Gramm nicht zu teuer sei, aber naja...)

Zitat
wenn sie überhaupt in einem Museum geladet sind, und sich ihre Spuren nicht irgendwo am Privatmarkt verlieren
Auch das haben wir durch. Niemand hindert die Museen daran, die Steine zu kaufen und zu sichern.
Die Beträge, die notwendig gewesen wären, alle Sahara- und Omanfunde der Welt komplett zu kaufen sind lachhaft im Vgl zu den Summen, die für 30 Jahre Antarktis ausgegeben wurden, ein atomarer Fliegenschiß im Vgl zur Weltraumfahrt und der erdgebundenen Astronomie oder zum Etat der MPIs hier in Deutschland. Die nötigen Summen wären durchaus auch von den Fundländern selber zu leisten, zwei drei Raketerln weniger im Jahr und einen Benz weniger für den König, fertig wär die Laube.
Teurer als die Meteorite wär das Haus drumrum zur Aufbewahrung.
Daß die Gschicht so ist, wie sie ist, ist im großen und ganzen ein Versagen der Wissenschaft. Wenn ich hör, daß für Ankäufe für die Mineralogie einer großen deutschen Universität 2000Euro Jahresbudget zur Verfügung stehen, dann ist das eben ein Forschungspolitisches Desaster.
Daß es anders gehen kann, sieht man an den Schweizer Unis, die seit Jahrzehnten mit dem Oman zusammen arbeiten.
Und immerhin wird ja nun eine Klassifizstelle in Marokko eingerichtet.

Meteorite pflegen vom Himmel zu fallen, wenn sie keiner sucht, findet sie keiner und sie gehen kaputt.

Anders gelagert ist der Fall natürlich, wenn so ein Klotz irgend eine kultische oder sonstige Bedeutung hat oder besessen hat und seis der Schönheit wegen wie er in der Landschaft herumsteht. Davon die Finger zu lassen versteht sich von selbst.
Oder wenn eben ein Land wie Namibia oder Kanada den Export von Meteoriten einschränkt.
Aber wie schon so häufig dargelegt, interessieren sich die allermeisten Länder einen Kehrricht für Meteorite.

Und nun zurück zu Pearys Zeiten, wenn heute schon so ein eklatantes Desinteresse kultureller und teilweise wissenschaftl. Natur - wirtschaftl. spielen Meteorite sowieso keine Rolle - besteht,
ist es doch ziemlich lächerlich die heutigen - wie gezeigt - überzogene Maßstäbe auf die Zeit anwenden zu wollen, wo die Meteoriterei sich gerade angeschickt hatte, aus den Kinderschuhen zu schlüpfen.

Was wenn es sich zugetragen hätte, wissmers?, daß der Peary die Inuit gfragt hätt: Sie, brauchts ihr den Klotz überhaupts? Und die gsagt hätten - na, des greislige Sauglump, nur Scherereien - nimms mit.
Hingebetet an die Klötz habens jedenfalls nicht.

Wenn wir also von Moral reden, dann nicht von Meteoriten, sondern dann redmer von einem anderen Kolonialismus,
dann redmer von solchen Mafien wie Monsanto udgl., die die Bauern in den Drittweltländern zwingen kein eigenes Saatgut mehr anbauen zu dürfen, damit wir Moralisten im Supermarkt immer billige Lebensmittel kaufen können, dann redmer von der Sklaverei und Kinderarbeit in Asien und Osteuropa, aufdaß wir in den Kaufhäusern immer billige Gewänder haben - puh, ich bin ja oft in Rumänien, wo die Nähereien für den Westen produzieren, neuerdings sind denen dort sogar die 100Euro Monatslohn für die einheimischen Näherinnen zu teuer, nun importierens Chinesen! In der Fabrik da arbeitens in einer Halle und in der Halle nebendran da schlafens - dann redmer davon, daß sich die Leut im Irak und in Nigeria auf unser Geheiß die Köpf einschlagen, damit wir immer billig tanken können und demnächst noch die Arktis angebohrt wird, daß mers immer schön warm in der Stube haben, dann redmer davon, daß die Weltmeere leergefischt werden vor der Nas der armen Küstenländer, damit wir immer unser Fischstäblein in der Pfanne brutzeln haben, dann redmer davon, daß halb Karelien abgeholzt wird, damit wir nimmer so schwere Flaschen schleppen müssen, sondern ois im Tetrapak haben und daß wir schöne billige Sitzmöbel haben, aus denen es sich so besonders gemütlich mit dem erhobenen Zeigefinger wedeln läßt.

Uff, jetzt muß ich erstmal wieder runter....
neeneenee was eigentlich damit sagen will,
daß die immer wieder auftauchenden Diskussionen um die Mets doch wirklich arg konstruiert, bemüht und weit hergeholt sind.
Und daß sich gerade auch ein Neuling nicht fürchten muß, etwas verwefliches zu tun, wenn er Meteorite sammelt.
Bei Fossilien, bei Artefakten, bei Kunst, bei antiquarischen Büchern usw.usw. da siehts in der Hinsicht manchmal leider ganz anders aus.

Das hab ich jetzt aber schön gesagt.
Mettmann

Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: herbraab am Januar 30, 2008, 17:03:25 Nachmittag
Metmann, ich bin eh ganz bei Dir. Und dass das alles hier schon durchgekaut wurde, ist mir auch klar.

Was ich zum Ausdruck bringen wollte, sind zwei Dinge:

Erstens, 50 oder 100 Jahre später beurteilt man vielleicht manches anders, als in der jeweiligen Zeit.

Zweitens, wir alle handeln nicht sehr viel anders als Peary damals: Für die Wüstenbewohner sind die Steine nicht von besonderem Wert, für uns Sammler schon. Also wird Geld gegen Steine getauscht, und beide Seiten sind zufrieden. Nur sollten wir, die wir uns alle über die NWAs freuen, nicht mit dem Finger auf Peary zeigen. Und zwar ganz unabhängig davon, ob wir dieses Handeln jetzt als "gut" oder "schlecht" bewerten.

Und dass wir alle in den reichen Industriestatten auf Kosten der weniger entwickelten Länder leben, sollten die meisten schon begriffen haben. Aber diese Diskussion würde den Rahmen hier wohl sprengen...

Grüße, Herbert
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Mettmann am Januar 30, 2008, 17:53:50 Nachmittag
Eben!
- und ein bisserl Polemik mußt aber auch sein, um die Verhältnisse gerader zu rücken.
Lesen ja auch andere mit...


Zitat
Erstens, 50 oder 100 Jahre später beurteilt man vielleicht manches anders, als in der jeweiligen Zeit.

Und weil dem so ist, und im einen anderen Sinne für die Privatsammler eher schon in 10Jahren,
betätigen wir uns ja (auch hier im Forum) auch als Rufer in einer leider immer noch ziemlichen Wüste.

Naja, ob die Wüstenbewohner sehr zufrieden sind....ich mein bei dem gegenwärtig untrirdischen Preisniveau bei den Endpreisen...da bleibt ihnen nicht gerade viel.

Huh, ich hörs schon wieder rumoren - Carancas, Carancas.....
Na wie oft plumpst schon ein neuer Fall im Jahr, der ein bisserl was hergibt und wo? Bei Meteoriten ist ein Fall ein Ausnhamefall.
Gibt übrigens auch Sammler, die die Meinung vertreten, daß man sich ans Hirn langen müsse, wenn jemand für einen zermanschten H-Chondriten 50Euro oder 100$ im Gramm hinlegt,
nur mal so als Einwurf eingeflochten,
daß die Preise bei Carancas o.ä. nicht unbedingt ein Naturgesetz darstellen
und vom Marktgesetz her auch nicht. Stellt Euch mal vor, der Jan hätte damals zugegriffen, als die Einheimischen, wie er schrieb, die Böllchen für umgerechnet 1Euro ihm angeboten hatten.  Man stelle sich vor, er hätte sie genommen, sich gedacht, jo die haben so um die 5g, schreib ich sie für 3Euro im Gramm ins Internet und er wär der erste gewesen.
Dann hätt er die Pace vorgegeben und Carancas würd entsprechend nurn Zehntel oder Zwanzigstel kosten.
Und sowas nach diesem Prinzip geschieht häufiger als man denkt...

Meinjammanur, tät der Oheim sagen.
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Tekti Jäger am Januar 30, 2008, 18:39:18 Nachmittag
Toll wie Ihr das alles hier so gesagt und geschrieben habt  :platt: :gruebel: :confused: :weissefahne:

ABER WAS IST NUN MIT DEN METEORITEN DER ÜBER FRANKREICH HERUNTER GEKOMMEN SEIN SOLL ?????   :neenee: :neenee: :neenee:


Peter der Tekti Jäger

Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 30, 2008, 19:02:29 Nachmittag
Höre ich jemanden "Oooooheim" rufen? Ja, hier, bei der Arbeit, wo auch sonst?!

Ich kann zur aktuellen Debatte nur so viel beitragen, daß ich finde, daß, wenn die
Dinge nun mal so sind wie sie sind, der "kleine gemeine Privatsammler so wie ich und
Du" kein schlechtes Gewissen haben müssen - so mancher Privatsammler kuratiert
seine Stücke doch liebevoller als ein Museum! Und so soll es ja auch sein - das ist
so eine Art "ethische Verpflichtung" bei der Sammelei: behüte, pflege und bewahre,
was Du hast, dokumentiere es für die Nachwelt, denn es ist von Natur her von viel
längerer Dauer als Du selbst! Und wer besonders altruistisch handeln will, gibt seine
gesammelten und gehüteten Schätze sogar weiter, wenn sein Ende naht, es bleibt
einem doch völlig unbenommen, auch diesen Weg zu wählen, wenn man denn will,
z. B. als Schenkung an ein Museum, oder als Stiftung. Niemand verbietet das!

Und man muß auch unterscheiden: den verwitterten, unklassifizierten hinterletzten
Stein aus der heißen Wüste - den darf man doch wohl zu recht, neugierig wie man nun
mal ist, zersäbeln, denn an ihm hängt keine Geschichte, er ist kein Kulturgut im engeren
Sinne. Man darf ein umlaufendes Tabor-Fragment vielleicht noch schneiden, aber da
sollte man sich schon wirklich dessen bewußt sein, was man tut (...ich würde es mit
meiner Scheibe nicht machen!), und man muß natürlich die Tabor-Hauptmasse in Ruhe
lassen. Man sollte bzw darf natürlich auch kein Hraschina oder Cabin Creek mehr von
den Hauptmassen schneiden, das verbietet die pure Einmaligkeit dieser Stücke, man
darf nicht mehr am Hoba schnippeln, das ist - und zwar zu Recht! - ein Kulturdenkmal,
man muß die Stimme der nordamerikanischen Indianer hören und respektieren, die das
Willamette-Eisen zu ihrem Anliegen machen. Was die Innuit und ihr Verhältnis zu den
berühmten "Grönländern" angeht, wurde oben schon genug geschrieben, das muß ich
nun nicht auch noch wiederkauen...

Und was die gigantische Ausbeutermentalität bei anderen Dingen angeht, die Mettmann
beschreibt, so möge sich jeder (hoffentlich!) seine eigenen Gedanken dazu machen und
sehr persönliche Konsequenzen im alltäglichen Leben ziehen - aber das muß man nicht
zwingend mit der Meteoriterei in einen Topf werfen.

Meinjamannur,
Alex
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Mettmann am Januar 30, 2008, 19:08:55 Nachmittag
...aber ob man den Hraschina den Eingeborenen in Kroatien.....

pssst Peter:  Operation Hinkelstein!  :eek: pssssssssssssssssssssssst......
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 30, 2008, 19:13:39 Nachmittag
...aber ob man den Hraschina den Eingeborenen in Kroatien.....

Dort, wo der Hraschina ruht, dort ruht er gut!

Sogar mit Binnenreim, also ein Merksatz!  :einaugeblinzel:
Alex

[PS: "er" möchte halt gelegentlich besucht und besichtigt werden!]
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 30, 2008, 19:43:21 Nachmittag
Toll wie Ihr das alles hier so gesagt und geschrieben habt  :platt: :gruebel: :confused: :weissefahne:

ABER WAS IST NUN MIT DEN METEORITEN DER ÜBER FRANKREICH HERUNTER GEKOMMEN SEIN SOLL ?????   :neenee: :neenee: :neenee:


Peter der Tekti Jäger



Korrekter Einwand! Die Grundsatzdiskussion hat sich halt daraus ergeben und so ist es
hier geblieben, aber vielleicht findet Peter einen Weg der Verschiebung in einen anderen,
neu zu generierenden Thread für den Fall, daß das noch weitergehen könnte - er ist ja
der Grand Master des Forums...

So ist das halt, wenn lebendige Individuen untereinander Meinungen austauschen - da
kann es dann auch schon mal ins Off-Topic eines Threads abgleiten, obwohl die Keimzelle
der Diskussion im Thread angesiedelt war. Sowas passiert nun mal.

Alex
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: herbraab am Januar 30, 2008, 20:15:36 Nachmittag
Dort, wo der Hraschina ruht, dort ruht er gut!
[PS: "er" möchte halt gelegentlich besucht und besichtigt werden!]

Wenn ich dort bin, wo er ruht, statte ich ihm immer einen Besuch ab. Ich würd' ihn sogar sanft streicheln, wenn ich nur dürfte.  :einaugeblinzel:

Grüße, Herbert
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 30, 2008, 20:30:59 Nachmittag
Dort, wo der Hraschina ruht, dort ruht er gut!
[PS: "er" möchte halt gelegentlich besucht und besichtigt werden!][/i]

Wenn ich dort bin, wo er ruht, statte ich immer einen Besuch ab. Ich würd' ihn sogar sanft streicheln, wenn ich nur dürfte.  :einaugeblinzel:

Grüße, Herbert

Herbert, Du sagst mal ein paar nette Worte zu Herrn Brandstätter, und er schließt
dann die Kabine auf und wir streicheln ihn gemeinsam - es wird sich schon jemand
finden, der ein Foto davon macht! Auch mit Zelimir Gabelica aus Mulhouse bzw einem
dieser Hochwohlgeborenen der Confrères in Ensisheim (...das kriegen wir schon geschickt
eingefädelt!)  könnte man mal reden, hinsichtlich einer ähnlichen Aktion mit dem großen
Ensisheimer, der will doch auch gestreichelt sein und nicht nur so rumliegen!  :einaugeblinzel:

Alex

Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: herbraab am Januar 30, 2008, 21:05:20 Nachmittag
Auch mit Zelimir Gabelica aus Mulhouse bzw einem
dieser Hochwohlgeborenen der Confrères in Ensisheim (...das kriegen wir schon geschickt
eingefädelt!)  könnte man mal reden, hinsichtlich einer ähnlichen Aktion mit dem großen
Ensisheimer, der will doch auch gestreichelt sein und nicht nur so rumliegen!  :einaugeblinzel:

Das musst aber dann Du, als Guardian, einfädeln, gelle...!  :smile:
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 30, 2008, 23:13:29 Nachmittag
Das musst aber dann Du, als Guardian, einfädeln, gelle...!  :smile:

Wächter können nix einfädeln, sondern haben die alleinige Aufgabe zu bewachen!
Sind zudem schlecht bezahlt! Aber Monsieur Blosser bewahrt z. B. auch den alten
Kasten auf, in dem der große Ensisheimer mal drin war, und wenn man mit ihm mal
klein bißchen Wein trinken geht am Stand, dann könnte er vielleicht geneigt sein...

"Man weiß das nicht!" [Dittsche]
Alex
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: Aurum am Januar 30, 2008, 23:35:04 Nachmittag
Hallo alle ,

Sorry , aber ich muss Peter (Tekti Jäger) recht geben die Diskusion läuft doch etwas aus dem ruder und Alex du hast natürlich Recht .
Ein Forum ist etwas Lebendiges und ich habe sicher auch mehr als einmal dazu beigetragen  :weissefahne:
Doch auch ich würde gerne wissen was aus diesem " Meteoriten " geworden ist .  :laughing:

Bis dann Lutz  :winke:
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: gsac am Januar 31, 2008, 02:39:57 Vormittag
Sorry , aber ich muss Peter (Tekti Jäger) recht geben die Diskusion läuft doch etwas aus dem ruder und Alex du hast natürlich Recht .

Das schließt sich jedenfalls nicht gegenseitig aus, widerspricht sich nicht, und ist
zu großen Teilen, besonders im Hinblick auf letzteres, imho auch richtig, Sir Lutz!!! :einaugeblinzel:

Doch auch ich würde gerne wissen was aus diesem " Meteoriten " geworden ist

Aber war das nicht bereits beim ersten Beitrag klar? Wenn nicht, dann wüßte ich
es auch gern.

Alex
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: APE am Februar 01, 2008, 07:34:04 Vormittag
Hallo Leute!

Mal was zum aktuellen Boliden in Frankreich   :fluester:
Soviel habe ich herausbekommen:
Bisher hat keiner der zahlreichen Zeuge einen Donner gehört! Damit ist ein Meteoritenfall zu 99% ausgeschlossen!
Der Meteoroide ist als Feuerkugel mit Schweif in sehr kurzer Zeit (ca. 2-3 sek) und eher recht steil vom Zentralmassiv in Richtung Mittelmeer gezogen. Der Eindringling scheint wohl in einem großartigen Boliden-Ereignis mit explosionsartiger Zerstörung und Funkenregen am Ende vollständig aufgerieben zu sein. Da das wohl noch ziemlich hoch war und die vielen sehr klein Splitter kaum einen guten Impuls mitbringen, ist wohl auch kein hörbarer Donner entstanden. Es wird gemutmaßt, ob vielleicht Staub bis zur Erde gelangt ist, den man auffangen könnte, aber darüber kann ich nur lächeln, bei den Windgeschw. dort oben ...
Damit gehe ich mal davon aus, daß es eine FK-Typ2 war, mit eher weichem Material. Vielleicht sowas wie Takish Lake ...
Ein Foto wurde von einer Meteorwolke gemacht, die sich aber sehr schnell aufgelöst hatte (sie war keine 5min zu sehen) so die Zeugenaussagen die ich kenne. Ob die linienartige Wolke eine Staubwolke oder nur Nachleuchten darstellt, bleibt unklar.

http://www.zimagez.com/zimage/photoovni0.php

Ich schätze mal, der Meteoroide war groß genug, nur das Material zu schwach und seine Eintrittsgeschw. zu hoch ...

 :user:
Thomas
Titel: Re: Meteoritenfall in Frankreich?
Beitrag von: aknoefel am Februar 02, 2008, 08:39:57 Vormittag
Bei mir ist ein Untersuchungsbericht von Karl Antier auf gelaufen:

Zitat
Hi all meteor enthusiasts !

After first analysis of the observing reports from the 25/01/2008, 17h12 UT
event, we managed to make a first estimation of the trajectory of the
fireball.
It was observed from nearly every place in France, and spotted in Spain and
Italy
too.

The magnitude of the object must be within -12 and -15 bounds, as it has often

been reported brighter than the full Moon, and was spotted while the Sun had
just
set.
The strange characterisitcs of the meteoroid paths are first its very steep
angle.
At first sight, it seems to be close to 70-80° ! The second interesting point
is
its high luminous path. It began to become visible while it was 110-120 km
high,
and fragmented at an altitude of 60-70 km. That's propably why it was so
easily
observed from everywhere, even from Northern France. It also explains why we
didn't
record any infrasound signature of the fragmentation.
The terrestrial projected path is very short, and is located in Southern
France.
It goes from North to South, and the end of the luminous path is close to
Beziers.
The beginning of the luminous path is only one degree in latitude more to the
North.
Reported observation lasting 4 seconds for the entire fireball let us guess
its
reentry speed should have been close to 15-20 km/s.

That's what we get from last week reports...
Waiting some more photos and reports now to confirm all that...

Clear skies and bright fireballs !
Karl