Hallo
Ich habe mir da nochmal ein paar Gedanken gemacht.
Eine Möglichkeit ist natürlich tatsächlich, dass es einen geringen Unterschied im Nickelgehalt der beiden Bereiche gegeben hat und dass dieser einen (unüblichen) Entmischungsprozess in Gang gesetzt hat, der Nickel (von rechts nach links) über die Grenzfläche transportiert hat.
Warum sehen aber die dabei entstandenen Strukturen so anders aus, als üblich?
Ich habe da irgendwie so meine Zweifel, dass ein Ungleichgewicht in der Nickelkonzentration der
alleinige Auslöser war. Solche Schwankungen sollte es doch öfter geben. Warum findet man solche Bilder dann so selten?
Vor allem: Welche Einfluss hat hier die Grenzfläche?
Möglicherweise spielen hier noch unterschiedliche Temperaturen und Temperaturverläufe mit. Aufgrund von anomalem Wärmetransport an der Grenzfläche könnte sich dort ein (wie auch immer gearteter) Temperaturgradient gebildet haben. Das könnte dann dort zu einer erhöhten Entmischungsrate (die ja temperaturabhängig ist) geführt haben. (Vielleicht lässt es sich auch nur über die Temperatur erklären.)
Eine völlig andere Idee ist mir noch gekommen:
Es hat vielleicht gar nichts mit unterschiedlichem Nickelgehalt zu tun, sondern seine Ursache in einer gestörten Kristallstruktur auf der rechten Seite. (Wenn man sich die Bilder ansieht, dann bemerkt man ja auch eine weitere Linie, im sehr spitzen Winkel rechts von der Grenzfläche.) Vielleicht hat sich (z.B. durch mechanische Einflüsse) die fcc-Oktaederstruktur im rechten Bereich verschoben.
Ein sehr kompetentes ehemaliges Forenmitglied, mit dem ich mich drüber unterhalten habe, spekulierte dazu, solche Anomalien könnten schockbedingt zustandegekommen sein, als zwei austenitische Ursprungskristalle (evtl. unterschiedlicher Temperatur) kollidierten.
So etwas könnte doch Auswirkungen auf die Mobilität des Nickels im Kristallgefüge haben und damit auf dessen Diffusionsverhalten. fcc und bcc nebeneinander führt ja auch zu Entmischung. Bei dieser Variante wären die Bündel durch Diffusion des Nickels
nach rechts entstanden und nicht durch Entmischung an der Grenzfläche (die möglicherweise sogar als Barriere gewirkt hat!)
Ich weiss nicht, in wie weit eine Deformation des Kristallgefüges so etwas auslösen kann, aber mir persönlich gefällt diese Variante (auch im Sinne von Ockhams Skalpell
) recht gut. Es sind weder Konzentrations- noch Temperaturschwankungen zwingend nötig (aber natürlich möglich) und die unübliche Struktur der Kamazitbündel erklärt sich dann allein durch die abgewandelte Kristallstruktur dort.
Ist aber alles reine Spekulation.
Gruß
Ben