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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: ironmet am Juni 15, 2008, 00:30:00 Vormittag

Titel: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 00:30:00 Vormittag
Hallo Meteoritenfreunde,

heute habe ich mir mal wieder etwas Zeit für etwas Abwechslung genommen und mich mal
wieder an einem Dünnschliff versucht.
Basis hierfür war eine kleine Vollscheibe vom letzten Chladni´s Spezial des NWA 5243  L3.
Ein paar Feinheiten kann man in Zukunft sicher noch verbessern aber sonst ist der Schliff doch
ganz gut geworden,finde ich.
Das Ergebnis könnt ihr auf den Bildern sehen.

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 00:46:38 Vormittag
und hier ist noch ein Dünnschliff,den ich 2 Wochen vorher fertiggestellt habe.
Basis hierfür war ein kleines Scheibchen des sehr frischen NWA 4769 LL3.7.
Das Scheibchen habe ich bei Philippe Thomas/Frankreich gefunden.
Hier die Scheibe in roh:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=360005970737&ssPageName=STRK:MEWN:IT&ih=023

und hier die Bilder vom fertigen Dünnschliff.
(...der jetzt auch schon beschriftet ist)

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: Dirk am Juni 15, 2008, 01:14:57 Vormittag
Hallo Mirko  :winke: ,

Deine Dünnschliffe sehen ganz gut aus  :super: . Kannst Du kurz berichten, wie man so dünne Scheibchen eigentlich herstellt? Ich weiß es wirklich nicht. Wird wohl anders funktionieren, als eine 3mm dicke Scheibe vom Stein zu schneiden, oder?

Gruß,
Dirk

Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 02:03:48 Vormittag
Hallo Dirk,

grundlegend muß ich erstmal sagen,das ich von Dünnschliffen nicht wirklich Ahnung habe und
gerade erst in die Sache etwas reinschnupper.
Und meine Schliffe,die ich hier zeige,kann man so ja auch wirklich nicht beurteilen.
Dazu müsste ich glatt mal den Alex überreden,sein Polarisationsmikroskop zum Stammtisch mitzubringen.
Wenn der Schliff dann die richtige Dicke hat und die Farben der einzelnen Minerale gut und klar zu erkennen sind,
ist der Schliff brauchbar.
Mich hat es ja nur interessiert,ob es möglich ist,solch einen Dünnschliff auch von Hand herzustellen.
Da diese Arbeit sonst Maschinen erledigen,die den Schliff ganz präzise auf 0,03mm herunterschleifen.
Diese Gerätschaften sind aber absolut unbezahlbar!
Dieses Thema hatten wir ja hier schonmal im Forum,wo der Willi uns sehr schön die Grundlegenden Arbeitsweisen
beschrieben hat.
Daraufhin hatte ich mich auch an die ersten Schliffe gewagt.
Das war ungefähr vor einem Jahr.
Die Ergebnisse waren aber eher schwer enttäuschend.
Kinderkrankheiten wie,sich im letzten Moment ablösende Probe,nicht blasenfrei geklebte Probe oder schlecht geklebtes Deckglas
waren da an der Tagesordnung.
Daraufhin hab ich mir ein nettes Buch und die richtigen Zutaten gekauft und nochmal ganz von vorn angefangen.
Grundlegend wollte ich erstmal eine relativ gute Verarbeitungsqualität anstreben.
Was eben ein blasenfreies Aufkleben der Probe,ein sauberer,gleichmäßiger Schliff sowie ein gut geklebtes Deckglas
sein sollte.
Das war dann nach endlosen Tests auch irgenwann mal gelungen und klappte auch weiterhin.
Nun war es an der Zeit,die Probe auch unter gekreuzt polarisiertem Licht zu beurteilen.
Die optimale Dicke eines Dünnschliffs ist 0,03mm.
Bei dieser Dicke zeigen die einzelnen Minerale in den Chondren die richtigen Farben.
Da ich jetzt noch nicht weis,wie tief ich je in diese Materie eintauchen will,sollte es nicht gleich ein Polarisations-Mikroskop
für etliche tausend Euro sein.
Und ich entschied mich für ein kleines Taschenpolarisationsmikroskop.
Das hat zwar nur ne 30 fache Vergrößerung aber um den Schliff während der Arbeit zu beurteilen,garnichtmal so schlecht!
Die optische Qualität von dem kleinen Gerät lässt aber wirklich zu wünschen übrig und daher muß ich mir meine Schliffe mal unter
einem echten Polarisationsmikroskop anschauen.
Da ich jetzt noch keine wirklich gute Maschine zum Steine schneiden zur Verfügung habe(was sich aber ändern wird),muß ich halt auf
kleine gute Scheiben zurückgreifen.
Habe ja sonst mehr mit Eisen zu tun.
Somit schaut man sich halt nach Scheiben in passender Größe (20-30 x 15-20mm) um.
Eine Seite,(am besten die,die optisch am meisten zu bieten hat) schleift man am besten auf einer Glasplatte mit losem
Siliziumkarbid Korn plan.
Ein Schliff von 500er,800er und 1000er Korn sollte reichen,denke ich.
Die Probe gut säubern und trocknen.
Dann klebe ich die Probe mit einem 2 Komponenten Epoxydharz auf(möglichst Blasenfrei!!)
Darauf achten,das das Harz einen möglichst guten Lichtbrechungsindex aufweist.
Die aufgeklebte Probe lasse ich jetzt mind. 2 Tage trocknen.
Danach schleife ich mit oben genannter Körnung die Probe,bis sie gute Farben zeigt.
Aschließend wieder gut säubern,trocknen und das Deckglas kleben.
Kleine Beschriftung rauf und fertig ist der handgeschliffene Dünnschliff.
Jedenfalls ist alles nicht so einfach.
Wer es selber mal probieren will,soll sich von den anfänglichen Tiefschlägen nicht
unterkriegen lassen!
Schliff für Schliff wird alles immer besser.
Und dabei auch etwas Ausdauer mitbringen!
Momentan brauche ich für den Schliff selbst etwa 4 Stunden.
Zuzüglich der Zeit der Probenvorbereitung,Vorbereitung des Trägerglases und die Deckglas Klebung.
Macht zusammen also etwa 5 bis 6 Stunden Arbeit.


Viele Grüße Mirko
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: Dirk am Juni 15, 2008, 02:18:19 Vormittag
Danke, Mirko, für die ausführliche Erklärung  :super: . Jetzt habe ich zumindest eine Vorstellung, wie man Dünnschliffe herstellt.

 :prostbier:
Dirk
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: paragraf am Juni 15, 2008, 02:27:47 Vormittag
Hallo Mirko,

BOW! Ich habe ja von Dünnschliffen nicht wirklich eine Ahnung, aber ich kann mir nicht helfen, das sieht verdammt gut aus! Ich seh es schon kommen, erst Ätz-Papst, bald Dünnschliff-Papst. Meine Verehrung! Wann kommen Deine Dünnschliffe in den Handel?

Gruß
Bernd
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 02:35:06 Vormittag
Hallo Bernd,

danke für die netten Worte.
Aber wie gesagt,die Experten,die sich den Schliff unter ihrem Mikroskop anschauen,
bekommen vielleicht das große Kopfschütteln,wenn sie sich den Dünnschliff anschauen.
Auf dem Gebiet der Dünnschliff-Herstellung gibt es ja,soweit ich weis,nur eine wirklich gute Adresse.
Dessen Erfahrung und Qualität zu toppen dürfte schwer,seeeehr schwer werden!
Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben!
Vielleicht bekommt man mal in den nächsten Jahren einen Schliff qualitativ so hin,als wäre der von besagter
Top-Adresse.
....und in den Handel kommen die erstmal nicht.
Die sind erstmal nur für mich selbst bestimmt.
Zudem bei 6 Stunden Arbeit an einem Schliff zzgl. Einkauf Meteorit,was sollte man da denn für einen Preis
ansetzen??

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: paragraf am Juni 15, 2008, 02:46:03 Vormittag
Hallo Mirko,

das stimmt wohl, zudem - wie ich zugehört habe - bekommt ein Normalsterblicher bei eben dieser einen Adresse wohl kaum einen Termin zur Audienz.

Ich fürchte den Tag, an dem Alex sein Polarisations-Stereo-Mikroskop zum Stammtisch mitbringt. Dann werden wir ALLE angefixed.

Das schlimmste ist, dass ich nun auch eine Auge auf die Steine geworfen habe - und ich dachte nie nicht!

Gruß
Bernd
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 02:49:39 Vormittag
Hallo Bernd,

ja,geht mir genauso.
Momentan habe ich aber nur die Steine im Visier,die optisch was zu bieten haben.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. :fluester:

Viele Grüße Mirko :prostbier:
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: paragraf am Juni 15, 2008, 02:56:18 Vormittag
Hallo Mirko,

Dein Thread hat mich endgültig überzeugt, der Trend war ja schon immer da. Ich konzentrier mich jetzt nur noch auf Mets, die höchstens in die Standard-Päsentationsbox passen.

Gruss
Bernd
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 03:01:39 Vormittag
...... :laughing:

ja,anders handhabe ich das auch nicht mehr!

Viele Grüße Mirko :prostbier:
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: paragraf am Juni 15, 2008, 03:02:24 Vormittag
 :super:
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: MetGold am Juni 15, 2008, 06:49:10 Vormittag
Hallo Mirko,

 :fluester:  gut, daß ich nicht im Meteoritengeschäft geschäftlich mitmische, vor dir könnte man ja richtig Angst kriegen!  :super:

Weiter so, ein ansehnlicher Anfang ist gemacht. Jetzt noch ein bischen Kosmetik und die Bearbeitungszeiten verkürzen ...

 :winken:   MetGold   :alter:
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 10:49:10 Vormittag
 :prostbier:
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 15, 2008, 11:16:36 Vormittag
Hallo Leute,

hat sich denn jemand von euch auch schon mal an nem Dünnschliff versucht?? :gruebel:
Wie waren die Ergebnisse?
Was waren die Schwierigkeiten?
Macht jemand von euch vielleicht heimlich Dünnschliffe und sagt es keinem?? :nixweiss:

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: gsac am Juni 15, 2008, 12:49:43 Nachmittag
Der berühmte "Dünnschliffmeister aller Klassen" (...der seinen Namen öffentlich nicht gern
lesen will, deshalb halte ich mich auch daran...) hat im wesentlichen aufgehört, Dünnschliffe
zu produzieren. Von der Seite ist also nicht mehr viel zu erwarten, außer die Verteilung von
Restbeständen, die noch zu haben sind (z. B. von Anne Black, John Kashuba, Jürgen Nauber).
Ein altbekannter Name in der Meteoritenszene ist Steve Schoner. Steve hat nun wohl auch
damit begonnen, Dünnschliffe zu erstellen. Mir wurde berichtet, die seien von sehr guter
Qualität, aber ich kann es nicht beurteilen, da ich sie noch nicht gesehen habe. Hanno und
Marcin haben Dünnschliffe im Sortiment, die sie aber meines Wissens nicht selber herstellen.
Falls inzwischen doch, Hanno, korrigiere mich bitte. Wenn Mirko mit seinen Schliffen nun noch
als Anbieter hinzukommt, haben wir Sammler ja alle eine Perspektive mehr...

Sich mit Dünnschliffen zu beschäftigen ist eine feine Sache! Sie sind schön anzuschauen,
wenn man das richtige Mikroskop hat, man kann viel daraus lernen über Meteorite und deren
Zusammensetzung (...also auch über Minerale), sie rosten nicht, man kann sie platzsparend
aufbewahren und leicht transportieren. Sie verdichten auf kleinstem Raum einen ganzen Kosmos
an Information über die präparierte Probe, wenn man so will, wobei der gemeine Dünnschliff-
sammler sich mangels weiterer teurer Ausrüstung zumeist auf die reine Optik beschränken wird.
In den klassifizierenden Instituten gehört das Erstellen und Spektroskopieren ungedeckelter Schliffe
hingegen zum Standardverfahren eines Klassifikationsprozesses.

Alex

[...der immer noch keinen neuen Compi hat und sich also derzeit hier rar macht]

Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: dellenit am Juni 16, 2008, 13:47:24 Nachmittag
Hallo Mirko,

ich oute mich als einer der "heimlichen" Dünnschliff Hersteller...
Ich produziere nun seit mehr als 15 Jahren Dünschliffe (sowohl von Meteoriten als auch von Impakt Gesteinen....). Ich hatte das große Glück bei Profis in die Schule zu gehen - die auch die Dünnschliffe der Apollo Mondproben hergestellt hatten. Es ist wirklich ein mühsamer Weg - voller Rückschläge...
Aber ein guter Schliff entschädigt lange für die Mühe. Aber selbst heute gibt es Ausschuss - leider, meist ist es aber auf Ungeduld und Unachtsamkeit zurückzuführen. Mein Resümee : bei Dünnschliffen muss man sich wirklich Zeit nehmen ! Und wenn man den Aufwand samt Material berechnet - die sind wirklich wertvoll  :smile:
ich mach aber nur für mich Dünnschliffe - sowohl als Hobby als auch für wiss. Arbeit... (z.B. PDF Suche in geschockten Quarzen, Imakt Nachweise, Schelzen Suche in Impakt gesteinen etc.)

Zu der Polarisations Einrichtung: man kann sich günstig mit Pol Folien einen Filter leicht selbst herstellen. Michael Blood aus den USA hatte, denk ich mich zu erinnern, mal so eine Anleitung, und hat auch günstig solche verkauft...

viele Güße dellenit
Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: gsac am Juni 16, 2008, 14:44:46 Nachmittag
Zu der Polarisations Einrichtung: man kann sich günstig mit Pol Folien einen Filter leicht selbst herstellen. Michael Blood aus den USA hatte, denk ich mich zu erinnern, mal so eine Anleitung, und hat auch günstig solche verkauft...

Hallo Harald,

das kann ich bestätigen. Die einfachste Polarisationseinrichtung, die ich bisher gesehen habe, sah aus wie ein Dia: zwei Polfolien, zwischen denen man einen Dünnschliff zur Grobbetrachtung einbetten kann.

An meinem russischen MBC-10, welches ich vor Jahren mal sehr günstig auf einem Flohmarkt in Hamburg erworben habe und welches mir immer noch gute Dienste leistet, nutze ich die Polfiltereinrichtung der Tobins. Mag sein, daß die immer noch via Michael Blood vertrieben wird. Kostet nicht die Welt und funktioniert problemlos, wie alle einfachen Dinge.

Alex

Titel: Re: NWA 5243 L3 Dünnschliff
Beitrag von: ironmet am Juni 16, 2008, 22:54:48 Nachmittag
Hallo Harald,

ja,ich habe schon von Deiner heimlichen Leidenschaft gehört.
Du kommst doch sicher nach Ensisheim,oder?
Wäre es vielleicht möglich,das Du mal ein paar von Deinen handgefertigten Dünnschliffen
mitbringst?
Da würde ich sehr gern mal ein Auge drauf werfen wollen.
Und wir müssen zu diesem Thema unbedingt ein paar Worte wechseln.

Viele Grüße Mirko