Vielen Dank für eure überwiegend positiven Kritiken zu meiner Meldung eines neuen deutschen Meteoritenfalles, von dem ich erst am Wochenende erfahren habe. Ich bin schon sehr überrascht, über welche Dinge ohne jegliche Hintergrundkenntnisse diskutiert wird! Wenn ich eine solche Meldung bringe, habe ich mit Sicherheit entsprechend recherchiert!
Um auf den mehrfach angeführten Königsbrück Meteoriten zurück zu kommen: er bleibt solange „Deutscher“ bis ihm die Staatszugehörigkeit aberkannt wird. Meine Untersuchungen an Königsbrück zeigen Verwitterungseigenschaften, die eher in ariden Gegenden auftreten und für Mitteleuropa schwieriger erklärbar sind. Aufgrund dieser Indizien kann ein Fundort Deutschland nicht eindeutig ausgeschlossen werden!
Bezüglich geografischer Fehlzuordnungen bei Meteoriten trifft den Klassifikateur absolut keine Schuld: In der Regel bekommt er die 20 g oder 20% Typmaterial und Klassifiziert nach Olivin- und Pyroxen-Zusammensetzung sowie Textur. Bezüglich aller Angaben zum Meteoriten muss er sich auf den Probenlieferanten verlassen! Wenn er sich nicht darauf verlassen würde, müsste jeder Meteorit als „Nova XXXX“ publiziert werden bzw. der Probenlieferant eine einwandfreie offiziell bestätigte Doku zum Fundort und den anderen Daten mitliefern oder aber das NomCom beim Fall dabei gewesen sein! Es gibt übrigens nur ca. 10 Klassifikateure, die 90% aller Meteorite klassifizieren, sollten diese auch noch Recherchen bezüglich Herkunft, Gewicht etc. anstellen, könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie lang es dann bis zum Eintrag in den MetBul dauern wird.
Ich bekomme hunderte von meteoritenverdächtigen Proben jedes Jahr zur Untersuchung, glücklicherweise waren auch einige Meteorite dabei (Podgrodzie, Zaklodzie, Digor, Alaer, etc.). Die Angaben musste ich einfach glauben und keiner hat je im Forum die Echtheit des Fundortes in Frage gestellt! Nun hat sich eine deutsche Probe als Meteorit bestätigt – und wird sofort angezweifelt!
Zum Glück ist ja fast immer Verlass auf die Daten der Finder, leider gibt es aber inzwischen einige schwarze Schafe, die nur auf Kommerz aus sind, es soll sogar Fälle geben, dass Klassifikateure dazu gedrängt werden, einen Meteoriten einem selteneren Typ zuzuordnen und nicht für die „Klassifikation relevanten Daten“ zu ignorieren. Es ist immer von Vorteil, wenn der Klassifikateur den Probeneinreicher persönlich kennen lernt, um dann auf einer vertrauensvollen Basis gemeinsam zu „arbeiten“.
Warum der Eigentümer und Finder des Braunschweiger Meteoriten den Fundort und damit Namen und Adresse nicht der Öffentlichkeit preisgeben möchte, wurden von einigen bereits klar dargestellt. Dazu kommt noch, dass er kein Material verkaufen, sondern alles selbst behalten möchte – es ist schon etwas Besonderes, wenn einem ein Bruchstück aus dem Asteroidengürtel vor die Tür fällt! Ich habe den Finder als Ehrenmann kennengelernt und stehe zu meiner Zusage, den exakten Fundpunkt noch nicht Preis zu geben.
Die ganzen Umstände belegen zweifelsfrei, dass es sich bei dem Braunschweiger Meteoriten um einen authentischen Fall handelt! Warum sollten Meteorite auf der ganzen Erde fallen, nur nicht in Deutschland? – so stabil ist der Euro-Schutzschirm nicht!
Beste Grüsse,
Rainer