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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: eb577 am August 26, 2014, 13:12:52 Nachmittag

Titel: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 13:12:52 Nachmittag
Hallo Forum,

Ich bin schon länger stiller Mitleser und habe mich nun endlich mal zum anmelden durchgerungen :wow:

Der Grund ist eigentlich dass ich diesen Jahr auf Meteoritensuche auf dem Muonionalusta Streufeld in Nordschweden war und dort auf der Liste mit den Inhabern der Suchgenehmigung ein paar deutsche Namen erspäht habe. Daher wollte ich mal in die runde Fragen ob hier noch jemand regelmäßig dort ist?

Da die Einheimischen Sucher kaum etwas verraten wäre ein Erfahrungsaustausch sehr interressant.


Nun zum eigentlich Bericht:

Seitdem ich vor ca. 3 Jahren die "Meteorite Men" Folge über das Muonionalusta Streufeld im gesehen haben ( gibts auch auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=YpGUceuOqiE ) hatte ich mir in den Kopf gesetzt selber einmal dorthin zufahren. Da die Meteoriten dort stellenweise extrem Tiefliegen (Streufeld wurde durch die Eiszeit durcheinander geschoben) werden dort hauptsächlich Großschleifen eingesetzt. Da mir die Geräte für einen dicht bewachsenen Wald wenig geeignet erscheinen habe ich mir Förstersonde (Magnetometer angeschafft).

Bis ich dann herausgefunden hatte wo und wie man die notwendigen Gehnemigungen bekommt und diese dann bei mir im Briefkasten lagen war es schon Herbst 2013, in Deutschland waren es noch angenehme 15 Grad also habe ich micht nicht davon abbringen lassen knappe 3000 Kilometer Richtung Norden zu fahren.

Als 1000km vor dem Ziel die Temperaturen langsam Richtung Null gingen und die Straßenverhältnise unangehm wurden dachte ich schon ans umdrehen aber ich wollte nicht die lange Strecke umsonst gefahren sein und soviel Geld zum Fenster rausgeworfen haben.






Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 13:31:45 Nachmittag
Weiter nördlich wurde es dann richtig abendteuerlich. Auf den Eispisten waren teilweise nur 30 Kmh drin. Nicht weil es so glatt war, sondern weil die FAhrbahn so uneben war.
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 13:36:36 Nachmittag
Trotz allem haben wir uns (ich hatte noch ein paar Begleiter) bis zum Streufeld ca. 300km nördlich des Polarkreises durchgeschlagen :bid:

Um 8 Uhr morgens begann die Suche in tiefster Dunkelkeit (Polarnacht) mit Detektor und Taschenlampe im Tiefschnee. Nachdem wir wegen mangelder Metallunterscheidung des Magnetometers zig Steine ausgebraben haben auf die der Detektor scheinbar anschlägt unser erster (und vorerst letzter Fund). Es handelt sich leider nur um ein ca. 100 gramm schweres Mini Fragement (für Munonionalusta Verhältnise) welches beim reingen komplett zerbröselt ist.
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 13:48:44 Nachmittag
Das ist alles was übrig geblieben ist...

Einen Vorteil hat es, man kann ich so gut aufteilen...

Aufgrund der wirklichen unangenehmen Witterungsverhältnise haben wir beschlossen umgehend die Heimreise anzutreten. Aber eins war klar: Im Sommer 2014 kommen wir wieder
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: Contadino am August 26, 2014, 14:03:14 Nachmittag
Aber immerhin wenigstens etwas gefunden :super: was bei den Bedingungen schon als sehr tapfer einzuschätzen ist :hut:
Danke für Deinen Bericht, macht echt Spaß zu lesen, besonders, wenn man wie ich gerade gemütlich im Warmen vor der Kiste sitzt :einaugeblinzel:
Ich war mit meiner Frau 2009 im Holbrook Streufeld suchen, was bei 45°C im Schatten und extremer Lufttrockenheit auch ganz schön 'anspruchsvoll' war und wir haben leider nix gefunden :crying:

Ciao, Heiner
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:13:25 Nachmittag
Neuer Versuch bei bestem Wetter, was in Nordschweden aber gleichbedeutet mit einer unerträglichen Mückenplage ist.
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:20:22 Nachmittag
Hostel in Kitkijörvi, quasi die Zentrale für alle Meteoriten Sucher. Im Vordergrund unsere Ausrüstung.

Als Detektoren kommen diesmal ein Protonenmagnetometer mit GPS Logging und eine Förstersonde zum Einsatz.

Für alle Interessierten die dort auch einmal Suchen wollen:

Ohne die Möglichkeit die Messwerte mit GPS aufzuzeichnen und später am PC auszuwerten ist mit Förstersonde etc. dort mur sehr schwer etwas zu erreichen. Die Geräte schlagen alle paar Meter auf Steine an.
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: MetGold am August 26, 2014, 14:25:46 Nachmittag
Hallo eb,

willkommen im Forum!

Tapferer erster Versuch!  :super:  Immerhin habt ihr schon einen echten Meteoriten gefunden, was sicher nicht jeder von sich sagen kann! War das dein/euer erster Meteoritenfund überhaupt?

Sehe mit Spannung deinen weiteren Bildbericht(en) entgegen!


 :winken:  MetGold
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:26:22 Nachmittag
Erste Fehlgrabung: Diesmal war es Eisenhaltiger Sand, neben den magnetischen "Hot Rocks" die zweite Große Plage
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:37:30 Nachmittag
Das Thermometer zeigt unglaucheliche 39 Grad! und das kurz vorm Nordkap! In der Nähe sind Waldbrände ausgebrochen.

Wegen der hohen Temperaturen und der dort vorherschenden Sümpfe sind Mücken eine echte Plage! Ohne zu übertreiben ist der Aufenthalt im freien trotz Mückenschutz und Mücknetzz zum überziehen eigentlich untererträglich.

Die beste Zeit zum Suchen ist dort Ende Mai bis Mitte Juni (dann kommt die Mückenzeit) und wieder ab Mitte August bist Mitte / Ende September
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:46:17 Nachmittag
Solche Sümpfe sind verteilt im ganzen Gelände anzutreffen.
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:49:06 Nachmittag
Graben ist wegen der Sümpfe leider auch nicht überall möglich: Wassereinbruch bei 0,5m

Ob darunter wohl ein Meteorit lag?
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 14:54:57 Nachmittag
Hier war schon einer vor uns!

Solche Löcher durchziehen das gesamte Gelände, teilweise wurde auch schweres Gerät eingesetzt
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 15:13:32 Nachmittag
Der vermeindliche Superfund! Förstersonde mit Vollauschlag auf kleinster Stufe so wie ich es bisher noch nie gesehen hab , ein genauer Mittelpunkt ließ sich nicht ausmachen da die Sonde im bereich von 5 Metern einen Vollausschlag produziert.

Mit Hilfe von Markierungsspray und Taschenrechner konnten wir das Zentrum, die Tiefe und das Gewicht bestimmen: ca. 300kg auf 2,5m Meter Tiefe!
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 15:20:05 Nachmittag
Nach einem halben Tag graben: Ein Ölfass und eine alter Baggerschaufer...

Vielleicht war die Kiesgrube doch der falsche Ort zum suchen...
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 15:22:41 Nachmittag
Mitternacht am Polarkreis
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 15:32:37 Nachmittag
Damit endet leider schon die Meteoritensuche, diesmal leider erfolglos wir hatten aber auch leider nur 5 Tage vor Ort,  was viel zu wenig ist.

Wir hatten den alten bekannten (aber komplett abgegrasten) Teil des Streufeldes abgesucht. Weiter im Osten soll es neue Fundstellen geben. Ich hatte eigentlich gehofft das wir uns vor Ort an andere Sucher "hängen" können die an den neuen Stellen aktiv sind. Leider war genau zu diesem Zeitpunkt "Mückenpause", erst seit August ist dort wieder was im Gange.

Noch nen paar Fotos von der Umgebung:
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: eb577 am August 26, 2014, 15:33:48 Nachmittag
Karte vom Streufeld mit alten Funden
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: ironsforever am August 26, 2014, 15:58:10 Nachmittag
Hallo eb577,

willkommen im Forum! Ein super Einstand :super:. Vielen Dank für die tollen Impressionen. Schade, dass ihr nicht mehr gefunden habt. Aber was nicht ist, wird wohl noch werden, oder? :einaugeblinzel:

Gruß,
Andi :prostbier:
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: lithoraptor am August 26, 2014, 16:02:33 Nachmittag
Moin eb577!

Vielen Dank für diesen tollen Bericht. Evtl. magst Du ja im Unterboard Vorstellungen noch ein paar Worte zu deiner Person erlieren. Es ist immer gut, wenn man weiß mit wem man es zu tun hat, obwohl wir über Dich ja inzwischen schon das Wichtigste wissen: abenteuerlustiger Vollblutsammler. :einaugeblinzel:

Was ich an deinem Bericht besonders gut finde ist, dass er sehr schön die Realität wiederspiegelt. Die Tatsache, dass man selbst in einem der höffigsten europäischen Fundgebiete nicht mal eben in ein paar Tagen einen veritablen Meteoriten finden kann, selbst wenn man ein Team und die nötigen Infos und Ausrüstung hat, sollte jedem Neuling eine Lehre sein.

Es ist eben nicht so, dass man nur mal kurz vor die Türe gehen braucht oder aus seinem Zelt fällt und gleich über hunderte von Meteoriten stolpert. Auch der physisch wie psychisch kräftezehrende Arbeitsaufwand kommt in deinem Bericht sehr gut zur Geltung. Es braucht eine Menge Kraft, wenn man nach stundenlangen oder evtl. auch tagelangem Geacker und Gekeule nur irgendwelchen Schrott ausgebuddelt hat - von sonstigen garstigen Widerständen von Mutter Natur (wie Wassereinbruch im Loch, Mücken oder nur schwerlich durchdringbarem Dickicht) ganz zu schweigen.

Ich kann mich nur wiederholen und ganz herzlich :danke: sagen. Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass die nächste Tour um Längen erfolgreicher verläuft.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: JFJ am August 26, 2014, 18:48:31 Nachmittag
Hallo eb577,

ein spannender Bericht - vielen Dank dafür  :hut:

Was mich freut, dass ihr einen Meteorit selbst gefunden habt (egal wie er aussieht).
Das ist schon etwas ganz besonderes, an das man sich später gerne erinnert  :super:
Finde es auch klasse, dass ihr nicht "gekommen - gebuddelt -gefunden" in den Vordergrund gestellt, sondern die bittere Wahrheit und Enttäuschungen beschrieben habt.

Gruß
Jörg
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: Murchison´s friend am August 26, 2014, 19:35:37 Nachmittag
Hallo eb577,

auch von mir ein herzliches Willkommen !
Grandios - Eure Leistung, Euer Enthusiasmus, und man liest so gut wie keine Enttäuschung aus Deinem Bericht !

Da kann ich nur den  :hut: ziehen !!!

LG,
Michael
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: Chondrit 83 am August 26, 2014, 20:44:16 Nachmittag
Hi eb577,

was für ein Einstand, da kann ich Andi nur zustimmen  :wow: :wow: :wow:

SUPER Bericht  :super:

Gruß

Marco
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: gsac am August 26, 2014, 21:51:27 Nachmittag
Sehr interessanter, lesenwerter Beitrag - und dies zudem genau zur richtigen Zeit hier.  :hut:




Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: SR-Meteorite am August 27, 2014, 00:12:16 Vormittag
Auch von mir herzlichen Dank für den interessanten Reisebericht. Das mit dem 300 kg in 2,5 m Tiefe klang aufregend.. schade, dass es nix war.

Gruss,
Stefan
Titel: Re: Reisebericht vom Muonionionalusta Streufeld in Nordschweden
Beitrag von: Flaggaman am August 27, 2014, 08:55:28 Vormittag
Danke für den schönen Bericht.

Zumindest konntet ihr doch hoffentlich die schöne Natur (von den Mücken abgesehen) genießen. Was das Finderglück anbelangt, darf ich an dieser Stelle eine älteren Link von Ingo bemühen: http://www.rolfware.de/grafik/niemals_aufgeben.gif (http://www.rolfware.de/grafik/niemals_aufgeben.gif)

Gruß Kally