Ojeh, jetzt soll ich wieder antworten und ich hab doch sowenig Zeit.
Vielleicht in unzusammenhängenden Stichpunkten.
Erfolgreiche Met-Hunter haben wohl allenfalls eine Zulieferer-Funktion
Sicherlich mehr als das. Vor den Antarktis-Kampagnen der 70er, waren es ausschließlich Laien und eben später auch Meteoritenjäger, die die Meteoriten überhaupt gefunden und der Wissenschaft zugänglich gemacht hatten. So ein Nininger hat durch sein wirken allein 400 Neufunde ans Licht gebracht zu einer zeit, als es vielleicht 800 Mets gab. Keene Zeit, die Anzahl nach zuschauen. Und daran hat sich nicht viel geändert, wenn ein neuer Mett fällt, dann fällt der ja nicht gerade einem Wissenschaftler oder einem Meteoritenhändler vor die Füße, sondern eben den Eingeborenen. Weiters hast eine Reihe von Hobbyjägern bspw. in USA und praktisch alles, was da in den letzten Jahren gefunden, geht auf diese Jäger zurück.
Den größten Anteil haben aber sicherlich die Sahara- und Omanjäger, erste Anfänge in den 80ern, dann verstärkt zwote Hälfte 90ern und seit der Jahrtausendwende ist eben in der Wüste die Hölle los. Den Wissenschaftlern geht es in erster Linie um seltene Klassen und wennde bspw. den Fundrekord der Wüstenjäger bei Mond und Mars hernimmst und sie den 30 Jahre Antarktissuche entgegenstellst, so wirst Du feststellen, daß der Beitrag der Jäger zur Meteoriterei bemerkenswert ist, hier findest eine aktuelle Liste aller Monde und Märse:
www.meteoris.deMan kann diskutieren über die Legitimität des Treibens jener Händler und Jäger, ein kleinerer Teil der Wissenschaftler sieht es nicht gern, daß Privatleute ihre Finger im Spiel,
unbestritten ist, daß der Anteil der raren Klassen, die sie aufgetan haben, gewaltig ist und bislang die offiziösen Stellen nicht in der Lage waren, auch nur annähernd solche Fundquoten zu erzielen in den Wüsten. Von all diesen raren Funden müssen die Privatjäger und -händler jeweils 20g der Forschung kostenlos zur Verfügung stellen, sonst kriegenses nicht klassifiziert.
Und wenn man die Ausgaben, die die jeweiligen Programme im Jahr für die Antarktissuche aufwenden, wäre es bei gutem Willen sicherlich sinnvoller, weil wesentlich ergiebiger und viel billiger, wennse die raren Klassen aus der Wüste einfach gekauft hätten.
Bei den klassischen Funden, also bspw. Sikhote, Munionalusta ect. über die Du Dich so echauffiert hattest, da wird praktisch ausschließlich von Privatleuten gefunden und aufgetan.
Und in den wenigen Fällen, wo offizielle Institute ihre Finger im Spiel hatten, gings manchmal übelst in die Hose. Nehmen wir den Fall von Tagish Lake. Kanada hat die striktesten Mettgesetze der Welt. Tagish Lake ist eine erzrare Klasse von allerhöchster Wissenschaftl. Bedeutung. Da das zeug so fragil ist, gibt es nur Material von beobachteten Fällen, derer es aber auch praktisch keine gibt. Viel auf einen zugefrorenen See. Ein Anwohner dort, hat geistesgegenwärtig Material geborgen (im eingefrorenen Zustand und ab in die Kühltruhe) und die Institute alamiert.
Ihm wurde untersagt, weiteres Material zu sichern und der Geolog. Survey hats in die Hand genommen. Daß sah dann so aus, daß sie solange das Streufeld kartiert haben, bis das Eis zu schmelzen anfing - und da konnt der Erstfinder warnen, was er wollte - und schließlich fast alles Material unwiederbringlich versank.
Aber dytt is nur ne Anekdote.
Massenware
vs.
Raritätenhändler...Archivar-Sammler....Elfenbeinturm-Warte
Bevor ich mal wieder wiederkäuen muß, sag ich Dir vorweg, daß Du als Einsteiger nur eine Momentaufnahme siehst.
Und, man kann es Dir aus verschiedenen Gründen nicht verdenken, zu ziemlichen Fehleinschätzungen kommst, was das Material selbst, was den "Markt", was die Sammler anbetrifft.
Das geht zunächst allen so.
Zunächst einmal, würg, nicht schon wieder: Meteorite sind keine Massenware, Meteorite sind keine Handelsware. Es ist anders als in allen anderen Sammelgebieten, die Du kennst.
Der allergrößte, der allerüberwiegende Teil aller Meteorite hat nie und wird nie den Handel berühren. Die sind unkäuflich.
Und insgesamt, selbst in diesen wenigen Jahren, wo es ein großes Vielfaches der Meteoritenmasse, die es in der 200 jährigen Meteoritengeschichte zuvor zusammengenommen gegeben hat, durch den Wüstenrausch, (der schon wieder am auslaufen ist), bleiben Meteorite unvorstellbar selten. Auch Dein Campo, auch Dein NWA.
Schreib, Schulübung, Datum, Wiederholung:
Zählung Ende 2006.
Alle Fälle, alle Klassifizierten Wüstenfunde, sämtliche Antarktis (zwodrittel aller Funde), alle Funde mit Namen seit Anbeginn der Zeit:
Gesamtgewicht 581t
(Meteorite sind recht dicht und kompakt, wenns die Wägen aushalten, dann bringst es in 20 Lastwägen unter).
Davon:
521t Eisen & Steineisen
52t Gewöhnliche Chondrite
3t Kohlige Chondrite
1t Howardite/Eukrite/Diogenite
1t Aubrite
naja und bei solchen Klassen, wie Rumurutite, Acapulcoite, Bencubinnite, Märse und Monde, da sprechen wir von wenigen Dutzend Kilogramm.
Die bringste jeweil in einem kleinen Koffer unter.
Jetzt wollen wir uns diese Zahlen genauer ansehen.
Antarktis ist über jeden Zweifel erhaben, da ist alles aufs Gramm genau erfaßt und die meisten Meteoritenfunde stammen aus der Antarktis.
Wüste, da man hier als Laie natürlich, weil im Moment alles voll mit Angeboten ist, die höchste Dunkelziffer erwarten möchte.
Da haben wir einmal den Oman und einmal die Sahara.
Neben den professionellen Europäischen Saharajägern, die stets die Funddaten nehmen, seit den 80ern, 90ern bis heute, haben wir die Meteorite, die den größten Teil des Handels ausmachen, die NWA-Geschichten, seit 2001. Diese werden von Nomaden, Halbnomaden und heutztage oft von bestallten einheimischen Suchtrupps in allen Sahara-Ländern gesammelt und nach Marokko gebracht ohne Funddaten.
Hier denkt der Laie nun, es müßten diffuse und gewaltige Mengen dort warten, auf den Markt geschmissen zu werden.
So. Gehen wir tiefer. Was Dir wenig bekannt ist, ist, daß Meteorite in den letzten wenigen Jahren sagenhaft im Preis gefallen sind. Daher werden vornehmlich und fast nur noch die seltenen Typen, angefangen von den Eukriten bis zu den Monden hin gehandelt. Die gewöhnlichen Chondrite rührt kaum einer mehr an, weil der Verkauf bestenfalls nur noch die Kosten und Spesen deckt. Um die raren Klassen aber gewinnbringend verkaufen zu können, müssen die Händler sie klassifizieren lassen, ohne offizielle Anerkennung zahlen ihnen die Sammler sonst keinen Preis.
Wir können nicht hergehen mit Material, von dem wir wissen, daß es Mond ist und sogar welcher und es als Mond anbieten, das kauft niemand bzw. nur zu einem lächerlichen Preis, wir müssen es erst klassifizieren und anerkennen lassen.
Daher ist die Dunkelziffer bei den Nicht-Chondriten aus der Sahara sehr klein - und daher hast auch die ganze Pairingsproblematik, weil viele Händler dasselbe Material von einem einstigen einzelnen Fund kaufen und dieses Material jeder klassifizieren lassen muß, sodaß Teile ein und desselben Meteoriten unter vielen verschiedenen NWA-Nummern kursieren. Von etlichen weiß man, dasse dasselbe sind, man spricht dann von "Pairings". Und da taucht eben der gleiche Acapulcoit oder der gleiche Mesosiderit unter 15 verschiedenen Nummern auf.
Das verzerrt allerdings stark die Verhältnisse der Klassen untereinander. Weil eben so die raren Klassen multipliziert, die gewöhnlichen Chondrite jedoch kaum erfaßt werden.
Anders sind die Strukturen im Oman, da gibt es keine einheimischen Händler und keine einheimischen Jäger und man kann die Meteorite dort nicht kaufen, sondern man muß sie selber finden.
Daß wurd hptsl. von russischen und europäischen Teams gemacht, die genau alle Funddaten nehmen. Da ist die Dunkelziffer sehr gering.
Willst also die wahren Verhältnisse der Seltenheiten der Klassen untereinander nicht nur Gewichtsmäßig herausfinden, mußt Dich an die beobachteten Fälle, die historischen Funde, am besten aber an die Antarktis halten (da dort in der Regel angegeben, wenn etwas gepairt ist).
Nun müssen wir aber noch etwas ganz wichtiges bemerken!!
In der Sahara und im Oman, findet man so gut wie überhaupt keine Eisenmeteorite!!!
Was bedeutet das nun für unsere Statistik, für die Abschätzung der fabelhaften Menge unerfaßten Materials?
Ja rrrrrrrichtig! Oben steht doch, daß praktisch 90% aller Meteorite Eisen oder Steineisen sind!
Wenn die schon keine Eisen finden in den Wüsten, und die san ja ned deppert, wie plausibel ist dann die Vorstellung, daß da aberhunderte und tausende Tonnen Chondrite in den letzten Jahren dort gesammelt worden wären, die nur darauf warten, das Sammlerherz auf alle Ewigkeit als billige Massenware zu erfreuen?
Wie wahrscheinlich ist das wohl, auch wenn man auf die Gesamtfundmenge von 30 Jahre Antarktis schaut, wo das Zeug so einfach zu finden ist, und mans nur noch einzusammeln brauch?
Eeeeeeeeeben. Es kann sich nur um ganz wenige vereinzelte Tonnen handeln und da fragst jetzt mal den Dean Bessey, wieviele Tonnen er im Laufe seinen NWA-Lebens wohl umgesetzt hat, denn das ist so ziemlich der einzige auf der Welt, der sichs angetan hat, in großem Stil unklassifizierte Chondrite zu exportieren und zu verkloppen (er läßts schon seit über einem Jahr auslaufen, weil der Nachschub zusammengebroche ist und er die Preise be seinen kleinen Margen nimmer halten kann, weil das Zeug sich in Marokko merklich verteuert hat).
Und nur mal räumlich vorgestellt, sone Tonne Stein ist nicht viel. Erinnere Dich an das kleene "Montagsrätsel", der Bollen am Seil über der Famille da, das war der Norton County-Aubrit, und der wog 1 Tonne! (Was im übrigen schon fast alles ist, was es an Aubrit gibt..).
Eisen sind ja mehr als doppelt so dicht, als Steinmets, da istne Tonne ein doch recht handlicher Klumpen.
So und nun wollen wir die Zahlen oben noch weiter zerpflücken. Das sind die Zahlen aus dem Catalogue und dem Bulletin. Also ziehmer da auch nur Zahlen aussem Catalogue ab:
3t kohlige Chondrite insgesamt, Allende steht mit 2t allein schon zu Buche - puffdi bleiben nur noch 1000kg für alle kohligen Klassen übrig, bringste innen Kofferaum.
52 Tonnen gewöhnliche Chondrite und zwo Drittel aller Meteoritenfunde/fälle sind gewöhnliche Chondrite. 4t, 2t NWA 869, 1.1t Tsarev, 1t Kunya-Urgench - merkst wie gschwind das zusammenschnurrt? Haste erstmal die 10-20 Mets durch, dann ist die Menge schon deutlich kleiner - es gibt aber 44.000 Meteorite, daher bin ich nicht der Elfenbeinfutzi, der irgendwelche abgedrehte Geheim- und Sonderlokalitäten verkloppt, sondern ich handle mit der breiteren Masse der Meteoriten und Du bist es, der sich auf nur ein Dutzend aus dem rieseigen Spektrum an Meteoriten kaprizierst.
Und jetzt wirds hart, nu müssmer zu den Eisen!
521t stehen da - nu zählen wir ein bisserl runter, und zwar brav mit den Cataloguewerten.
60t Hoba. Ein Monolith, ob da ein bisserl abgebröckelte Shale gesammelt, fällt buchstäblich nicht ins Gewicht.
58.2t Cape York - wohlbekannte einzelne Massen und in Grönland hüppen keene Hunter rum
50t Campo + man weiß es nicht
30t Canyon Diablo + man weiß es nicht
28t Armanty - ein Solitär in China, wennst da was absäbelst, kommst inn Knast.
26t Gibeon + man weiß es nicht
24.3t Chupaderos - das sind nur 2 Massen.
24t Mundrabilla - im wesentlichen auch nur 2,3 große Batzen. Sicherlich findst auf den zwo, drei großen Messen ab und zu ne kleine Steige kleiner Stücke, aber das ist vernachlässigbar. Ne brauchbare große Scheibe Mundrabill zu bekommen, da mußte schon sehr lang suchen und die sind gut bezahlt.
23t Sikhote-Alin + viel mehr
22t Bacubirito ebenfalls ein Einzelfund
16t Mbosi ein einziger Klotz (Naturdenkmal)
15.5t Willamette - hochberühmter Klotz, was man sammeln konnt, sind Rostbrösel am Fundort
10.1t Morito eine einzige Masse
9.5t Nantan + irgendwas + tonnenweise Fakes
8.6t Cranbourne mehrere große Massen, aber sonst auch nix, sonst wärs nu im ebay für lau
7t Santa Catharina waren wohl mal 20t mehr, wurden aber in England eingeschmolzen wegen em Nickel. Ja da hats auch nochn bissi was in neuerer Zeit gegeben, aber nurn paar Kilöchen (und durchgewittert)
5.4t Bendego ist auch ein Einzelknödel, wurd auch gesucht in letzterer Zeit, findt sich aber nur Shale-Bröckerl
3.8t Youndegin schönest Stück, kannste in Wien im Museum anschaun
3t Toluca - da ist sicherlich mehr gefunden über die Jahrhunderte, aber kein Vgl zu Sikhote oder Campo
3t Yingde ??? Hasse den mal zu kaufen gefunden?
2.75t Old Woman zwotgrößter Amerikaner, eine Einzelmasse
2.55t Wabar - Zungenschnalz, hammer im Programm. Da gibts auch keene Neufunde oder Hönter.
2.18t Navajo 2 Stücke
2.1t Coahuila etliche Massen, aber auch keine geheime Inflation, siehste ja am Netz und dessen Preise.
2t Henbury - ja schätzt man, daß über die Jahrzehnte 1t mehr gefunden - siehst ja selbst, Kilostücke sind einigermaßen rar.