Autor Thema: Die Kalkmergelabbaue von Hannover  (Gelesen 3031 mal)

Labrador

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Die Kalkmergelabbaue von Hannover
« am: Juli 22, 2008, 12:47:26 Nachmittag »
Die Gruben

Um die Stadt Hannover herum liegen einige Tagebaue, welche auf durch eine Salzstruktur emporgehobene Oberkreide-Kalkmergel zur Zementherstellung abgebaut wurden und teils noch werden. Das anstehende Gestein eignet sich hervorragend für diesen Zweck, da es keiner aufwendigen Aufbereitung bedarf. Die meisten der hier beschriebenen Fundstellen liegen (süd)östlich der Stadt Hannover, eines westlich.

Die bekannteste Grube ist sicherlich die Grube Alemannia bei Höver. Einen ebensolchen "Berühmtheitsstatus" weist die Grube Teutonia bei Hannover-Misburg auf. Etwas weniger bekannt sind die Werke Germania I-IV bei Hannover-Anderten und Wunstorf-Kolenfeld. Im Werk Höver werden hin und wieder Exkursionen abgehalten. Die Grube Teutonia ist größtenteils als Mülldeponie in Nutzung, das auf der anderen Seite der Bahnstrecke Hannover-Lehrte gelegene Werk Anderten ist noch in Betrieb. Wunstorf-Kolenfeld fördert jährlich einen gewissen Betrag an Kalkmergel zur Aufrechterhaltung der bergrechtlichen Konzession. Alle Gruben bedürfen der Betrittserlaubnis der zuständigen Werksbetriebe!

Die Minerale

Mittlerweile fast historisch sind die hervoragenden Markasite von Misburg. Dabei handelt es sich meist um "Speerkiese" - spitz zulaufende Kristalle bis 4 cm Größe und mehr, die aus dem Gestein herausgesäuert werden müssen. Auch zweckenartig aufeinander gestapelte xx-Aggregate wurden hier gefunden. Die Markasitstufen von Misburg zählen zu den besten in Deutschland. Ähnlich gute Funde wurden in Wunstorf-Kolenfeld gemacht. Hier kommen auch skelettartige "Morgensterne" vor, die aber kaum komplett und unbeschädigt aus dem zähen Gestein zu bergen sind. Zudem sitzen die Aggregate so gut wie immer mitten auf Rissstellen des Mergels, so dass sie mittig durchbrechen. Aber mit etwas Aufwand lassen sich in der Kolenfelder Grube noch sehr ansehnliche Vitrinenstufen finden, auch Markasitkkonkretionen mit kristalliner Oberfläche kommen hier relativ häufig vor. Selten sind markasitiserte Brachiopoden. Höver liefert ebenfalls Markasit, er ist aber nicht so spektakulär ausgebildet, wie an den vorherigen Fundorten.

Pyrit tritt gegenüber dem Markasit stark zurück. Aus dem Kreidemergeln kamen recht große Würfel bis zu einigen Zentimetern, das Vorkommen ist aber nicht allzu häufig.

Calcit und Aragonit bilden hübsche Kristalle von weißer oder gelblicher Farbe, bevorzugt in Hohlräumen versteinerter Seeigel. Hier kommt auch Coelestin vor. Dieser kam fast ausschließlich von Höver. Meist als blauer Fasercoelestin oder gräuliche xx in Seeigeln. Selten waren wasserklare hellblau getönte und spitz zulaufende Kristalle. In Wunstorf wurden aktuell auf komplett verwitterten Markasit-"Blechen" (Kluftfüllungen bis über Metergröße!) kleine typische Gipskristalle und gelblichweiße pustelige Aggregate gefunden, welche wohl zum Jarosit zu stellen sind. Auf diesen Stufen kommen auch grauweiße Krusten vor, deren Zuordnung bisher noch nicht geklärt werden konnte. In Drusen des in den Gruben östlich von Hannover auftretenden Feuersteins finden sich manchmal auch kleine Quarzkristalle oder Chalcedon.

Der Fossiliensammler findet hier auch ein reiches Betätigungsfeld. In Höver etwa gibt es Seeigel zum Zugreifen. Auch Ammoniten sind in den Brüchen relativ häufig, man kann sogar mit etwas Glück Exemplare von einigen Dezimetern Größe finden. Im Museum zu Hannover befindet sich ein Ammonit von knapp 4 (!) Metern Durchmesser. Auch Muschelfossilien sowie Fischzähne kommen vor.

Peter5

  • Gast
Re: Die Kalkmergelabbaue von Hannover
« Antwort #1 am: Juli 25, 2008, 17:53:08 Nachmittag »
.. und hier das passende Bild dazu ..  :smile:

eine Markasit-Stufe von Höver aus meiner Sammlung!

Gruß Peter5 .. :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Die Kalkmergelabbaue von Hannover
« Antwort #2 am: Juli 26, 2008, 15:34:53 Nachmittag »
Schön, einen Höveraner hab ich noch nicht. Dafür die hier:

Bräunliche Gips xx mit hellem Jarosit auf Limonit aus dem Bruch Kolenfeld (Eigenfund Juli 2008)

 

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