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Fundstücke => unbekannte Gesteine, auch meteoritenverdächtige => Thema gestartet von: Sideshow am November 12, 2007, 19:22:16 Nachmittag

Titel: Meteorit?
Beitrag von: Sideshow am November 12, 2007, 19:22:16 Nachmittag
Hallo,
ich habe vor kurzem einen etwas auffälligen Stein bei uns in der Region(nähe 65366 Geisenheim) gefunden.
Dieser Steintyp ist jedoch für unsere Region (kein Vulkangebiet) vollkommen untypisch (Schiefergebiet).
Da ich nur wenig Ahnung von der Materie habe bitte ich Sie um eine Frage.
Kann es sich dabei um ein Meteorit handeln?
Ich danke Ihnen für Ihre Antwort im Vorraus. Anbei finden Sie ein paar Bilder.
Viele Grüße

P.S.: Nochmals vielen Dank an Herrn Jäger
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: JaH073 am November 12, 2007, 20:07:52 Nachmittag
Hallo Sideshow,

wilkommen hier bei uns im Forum.

Ein recht interessantes Stück das du uns da zeigst.
Wundert mich auch, daß man in der Region am Rhein wo du wohnst gerade solch ein Stück findet.

Hast du mal überprüft, ob das Teil magnetisch ist ?
Dazu brauchst du aber nen starken Magneten. So einer von der Lego Eisenbahn ist oftmals zu schwach.
Sieht man an einer Seite an der evtl ein Stückchen abgebrochen ist silberne Metallflitter, so ähnlich wie Späne vom Feilen ?
Wie schwer ist denn das Teil in etwa? Ich kann es trotz des Lineales schlecht abschätzen, vermute mal so ca 1,5 kilo.
Was ist das für rosafarbener Belag an der Seite ? Normaler Schmutz ? Aber euer Schiefer hat nicht diese Farbe.
Wenn ich es nicht besser wüßte würd ich sagen es ist ne Art Kalkablagerung wie sie in der Wüste oft den Meteoriten angebacken ist.

Im Grunde hat er ja mit nem NWA keine Unähnlichkeit.
Vielleicht hat einer nen NWA bei Ebay gekauft und dann bei euch irgendwo "entsorgt" da er enttäuscht war, daß es sich um einen normalen Chondriten gehandelt hat und nicht um einen Mond- oder Marsmeteoriten.
Ob und wie meteoritisch das Teil ist, kann man eigentlich nur dann richtig feststellen, wenn man daran eine Ecke abschneidet.

Ich mach dir nen Vorschlag.
Ich wohne in Pirmasens, das ist nicht allzuweit weg von dir.
Schick das Teil her, und ich schneid fachmännisch eine Ecke ab, dann hast du es 100 %ig ob meteoritisch oder nicht.

Gruß

Hanno
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: MetGold am November 13, 2007, 15:02:44 Nachmittag
Hallo sideshow,

auch von mir ein herzliches Willkommen.  :einaugeblinzel:

Einen Magneten mal daran halten wäre schon eine gute Vorabinfo  vor dem Schnitt. Vielleicht kannst du auch mal seine Dichte durch Auslitern bestimmen.
Hanno's Angebot ihn zu schneiden würde ich an deiner Stelle annehmen, denn dann weißt du gleich woran du bist.

 :winken:   MetGold   :alter:
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Andreas Gren am November 13, 2007, 15:52:55 Nachmittag
Hallo,

ob magnetisch oder nicht,ein Fund in unseren Breitengraden mit Caliche, die sich nur in ariden oder semi ariden Gebieten bilden kann ?
da stimmt was nicht.

Gruß
Andi
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: pallasit am November 13, 2007, 17:50:09 Nachmittag
Hallo,

Diese Kalkanlagerungen kommen bei uns manchmal im Bereich des Grundwasserspiegels vor. In Kieswerken am Oberrhein habe ich sowas oft gesehen. Gesenheim liegt direkt am Rhein. Ist die Fundstelle im Bereich der Rheinschotter? Dann kann recht ungewöhnliches gefunden werden.
Wenn ich bei irdischen Gesteinen bleiben möchte, würde ich an eine hämatitführende Brekzie denken.

Am besten ist natürlich, wenn Hanno das Stück in die Hand nimmt.

Grüße Willi  :prostbier:
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Haschr Aswad am November 13, 2007, 18:38:10 Nachmittag
Hallo,

Diese Kalkanlagerungen kommen bei uns manchmal im Bereich des Grundwasserspiegels vor. In Kieswerken am Oberrhein habe ich sowas oft gesehen. Gesenheim liegt direkt am Rhein. Ist die Fundstelle im Bereich der Rheinschotter? Dann kann recht ungewöhnliches gefunden werden.
Wenn ich bei irdischen Gesteinen bleiben möchte, würde ich an eine hämatitführende Brekzie denken.



Kalksinterablagerungen kommen in der Tat auch in heimischen Gefilden vor. Hier handelt es sich aber meiner Ansicht nach um eine typische Caliche-Laminierung, wie sie ausschließlich auf sehr trockenen Fundhorizonten auftritt. Auch die Caliche-freien Partien der Rinde weisen auf eine aride und frostfreie Verwitterung. Der firnisartige Glanz der Oberfläche deutet in Richtung Fe-und Mn-Oxide in Verbindung mit Staubschliff (Wüstenlack). Auch die Rostbildung soweit sichtbar, hat m. E. in einem trockenen Milieu stattgefunden.

Dass es sich um einen Meteoriten handeln könnte will ich nicht abstreiten, im Gegenteil, das Fundstück sieht sogar stark danach aus. Lasse mich was meine Einschätzung angeht auch gerne eines Besseren belehren, aber da müssen schon harte Fakten her.

Svend
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Sideshow am November 13, 2007, 19:08:50 Nachmittag
Hallo,

vielen Dank schon einmal für die rege Beteiligung.
Also:
-der Stein ist nicht magnetisch (ein kleiner Magnet ca. 5-10g hat kein Ergebnis gebracht)
-der Stein wiegt ungefähr 1,7kg
-auslittern werde ich Ihn Morgen

"Was ist das für rosafarbener Belag an der Seite ?"
keine Ahnung, sehr festgebackener Dreck oder ähnliches; geht kaum ab

"Sieht man an einer Seite, an der evtl ein Stückchen abgebrochen ist silberne Metallflitter, so ähnlich wie Späne vom Feilen ?"
In der Sonne funkelt etwas ganz leicht silber, aber nur an der Bruchstelle

Der Fundort war nicht direkt am Rhein sondern ca. 2 km weit entfernt.

Wenn Zeit ist werde ich Ihn mal am Senkenbergmuseum vorbeibringen. Die haben doch eine Forschungsstelle. Hat jemand damit schon Erfahrung?

Viele Grüße

Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: JaH073 am November 13, 2007, 20:13:16 Nachmittag
Hallo,

mach doch mal eine Großsaufnahme von der besagten Stelle wo es so glitzert.
Vielleicht kann man dann etwas präzisere Aussagen machen.

Gruß

Hanno
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: gsac am November 13, 2007, 20:42:17 Nachmittag
Wenn Zeit ist werde ich Ihn mal am Senkenbergmuseum vorbeibringen. Die haben doch eine Forschungsstelle.

Ob die dort forschen, weiß ich nicht, aber ich hörte, Frau Jutta Zipfel habe da eine
Stelle nach ihrer mainzer Zeit - und die sollte sich eigentlich mit Meteoriten auskennen...
Kannst ja mal nach ihr fragen.

Alex
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: pallasit am November 13, 2007, 21:19:59 Nachmittag
Zitat
Kalksinterablagerungen kommen in der Tat auch in heimischen Gefilden vor. Hier handelt es sich aber meiner Ansicht nach um eine typische Caliche-Laminierung, wie sie ausschließlich auf sehr trockenen Fundhorizonten auftritt. Auch die Caliche-freien Partien der Rinde weisen auf eine aride und frostfreie Verwitterung. Der firnisartige Glanz der Oberfläche deutet in Richtung Fe-und Mn-Oxide in Verbindung mit Staubschliff (Wüstenlack). Auch die Rostbildung soweit sichtbar, hat m. E. in einem trockenen Milieu stattgefunden.

Wenn nun ein Wüstenmeteorit in unserem Klima rumliegt, wie schnell verändert er sich. Hat das mal jemand ausprobiert?

Willi
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Andreas Gren am November 13, 2007, 22:47:57 Nachmittag
Hi Willi,

Wie lange braucht den ein Stein in unseren Breitengraden um so eine Kalkschicht aufzubauen?
Wäre es nicht anzunehmen , dass ein Met in der Zeit die diese Kalkschicht braucht um sich aufzubauen , sich komplett in Wohlgefallen auflöst?
gerade wo es wechselnde Wasserstände bedarf und somit der Met für Frost Sprengung prädestiniert wäre.
Könnte man weiter daraus schließen, wenn ein Gestein in unseren Breiten Graden eine solch Kalkablagerung zeigt, es definitiv kein Met sein kann?

Was natürlich keine Garantie ist, dass nicht jemandem nach der Mineralienmesse ein Karton voll Wüstenmets von der Ladefläche fällt.

Andi
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: pallasit am November 13, 2007, 23:34:48 Nachmittag
Hallo Andi,

Zitat
Wenn nun ein Wüstenmeteorit in unserem Klima rumliegt, wie schnell verändert er sich. Hat das mal jemand ausprobiert?
Das war schon ernst gemeint. Ich stelle mir vor, dass ein Wüstenmeteorit in unserem feucht-fröhlichen Klima nicht lange durchhält.

Zitat
Wie lange braucht den ein Stein in unseren Breitengraden um so eine Kalkschicht aufzubauen?
Diese Kalkschicht müsste ich zuerst einmal genauer anschauen (wenigstens mit Lupe oder so).

Zitat
Wäre es nicht anzunehmen , dass ein Met in der Zeit die diese Kalkschicht braucht um sich aufzubauen , sich komplett in Wohlgefallen auflöst?
Das ist meine Vermutung, jedoch wie schnell würde mich interessieren. Müsste man ausprobieren.

Zitat
Könnte man weiter daraus schließen, wenn ein Gestein in unseren Breiten Graden eine solch Kalkablagerung zeigt, es definitiv kein Met sein kann?
Mag sein.

Mit Meteoriten kenne ich mich nicht so aus. Ich kenne mich ein wenig bei  irdischen Gesteinen aus. Im Bereich des Grundwasserspiegels, das bedeutet auch wechselde Wasserstände, gibt es Kalkausscheidungen die der Situation auf den Bildern gleichen. Diese Kalkbildung geschieht nicht an der Oberfläche (Kalsksinterbildung), sondern unter Sedimentbedeckung. Ebenso kenne ich aus Kiesgruben hier am Oberrhein dunkle, bräunliche Gerölle mit glänzenden Oberflächen. Nach dem aufschlagen ist makroskopisch nicht ersichtlich, weshalb sich diese Kruste gebildet hat. Es ist kein massives Eisenoxid- hyroxid oder so zu erkennen. Wenn es diese Gerölle hier oben gibt, gibt es sie auch weiter Rheinabwärts.

Grüße Willi  :prostbier:

Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: H5P6 am November 14, 2007, 16:30:47 Nachmittag
Hallo, :winke:

das beschriebene Material kenne ich gut.Es giebt hier eine Ecke,wo es in großen Mengen vorkommt.Das sich unter dieser mineralisierten Schicht verborgene Gestein ist überhaupt nicht mehr zu erkennen.Die Schicht sieht aus,wie eine Eisenablagerung ist aber absolut unmagnetisch.Diese mineralisierten Böden findet man in der von der Eiszeit weitestgehend von Überschüttungen verschonten alten Bodenverhältnissen.
Also Meteoriten mit Kalkablagerungen halte ich durchaus für möglich.Fossilien halten sich in diesen Schichten ja auch gut.Irgendwo müssen die Dinger ja bleiben,sofern sie sich nicht aufgelöst haben.Da fällt mir ein,ich wollte ja einmal das Steinelager der Braunkohlenaufbereitung inspezieren.Da kommen alle Steine auf ein Feld,die aus der Braunkohle ausgesiebt worden sind.Also alle Steine aus dem damaligen Waldboden des Tertiär (65 - 1,8 Mill. Jahre ),da sind bestimmt auch Mets`bei.

Gruß Jürgen :smile:
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Sideshow am November 14, 2007, 17:03:42 Nachmittag
Hallo,

Ich habe das Volumen des Steins ausgemessen. Der Stein wiegt 1636,5g  und verdrängt ca. 510 ml. Dies würde eine Dichte von ca. 3,2g/m3 bedeuten.

Viele Grüße

Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: MetGold am November 14, 2007, 17:15:50 Nachmittag
Hallo Sideshow,

das Ding würde ja fast fliegen.  :lacher:  Na ja, ich weiß schon, du meinst  3,2g/cm³  und das entspricht ganz gut einem Chondriten  :super: .  Irdische Gesteine sind ja meist etwas leichter, da aber z.B. schon Hämatit eine Dichte von 5,2-5,3 hat, könnte ein Gemenge natürlich jeden Wert dazwischen annehmen. - also heißt es abwarten und hoffen.

 :winken:   MetGold   :alter:

Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Andreas Gren am November 14, 2007, 19:59:49 Nachmittag
Hallo Jürgen,

soweit ich weiß ist bei Wüstenchondriten, die ja nun mit am langsamsten verrotten bei 50 000 Jahren Schluss, also in unseren Breitengraden auf einen Met aus einer Schicht die älter als 1,8 Milionen Jahre ist zu hoffen halte ich für illusorisch.

Andi
Titel: Re: Meteorit?
Beitrag von: Mettmann am November 14, 2007, 20:52:54 Nachmittag
Psst Andi manche Antarktismeteorite schaffen sogar 0,1 Mio Jahre!
Du sprichst da mit dem Jürgen, der hat bekanntermaßen da so seine eigenen Vorstellungen und Theorien
(und noch niiiiiiemals einen Met gekauft, um zu schaun, wie sowas ausschaut).

 :prostbier:
Mettmann