Hallo Christian,
als amtlich anerkannter NWA869-Freak melde ich mich hier mal kurz zum Thema. Obwohl es ja ums Schneiden von Meteoriten geht.
Teil1: zum Schneiden von Meteoriten; das habe ich früher auch so ähnlich versucht; jedoch schnell wieder aufgegeben. Wie du bemerkt hast - ist der Schnitt sehr mühsam, Meteorite-mordend und das Ergebnis trotz vieler Arbeit nicht wirklich zufriedenstellend (matte Oberfläche mit wenig Details, „rundgeschliffene“ Kanten, sehr viel Materialverlust). Ich muss jedoch sagen; dein erster Versuch ist sehr gelungen
Die ideale Lösung; entweder auf bereits geschnittene „Ware“ zurückgreifen oder ein geeignetes Schneidgerät anschaffen. Oder jemand kennen der so etwas besitzt. Am besten schneidet man wassergekühlt mit einem (möglichst dünnen) Diamantblatt. Als günstige Alternative etwa ein wassergekühlter Fliesenschneider...
Die Schnitte sind da teilweise je nach Blatt schon so schön, als hättest du sie mit 400er oder 800er Korn geschliffen. Und gerade. Übrigens: man sollte
nach dem Schneiden die Stücke unbedingt
zeitnah trocknen. Seit einiger Zeit bietet ein Engländer in Ebay Scheiben des NWA869 an. Diese sind nach dem Schnitt prima Luftgetrocknet; heisst; sie haben (un)schöne Rostringe. Sehr unfein. Ich mache das Trocknen so; zuerst lege ich die Stücke in reines H2O (Laborglas gefüllt mit H2O dest. und den Meteoriten) ins Ultraschall (Reinigung der Schnittfläche und Verdünnung des Chlors, welches im Schnittwasser der „Normalwasser“ -betriebenen Sägenun mal vorliegt. Danach lege ich die Scheiben einen Tag in Isopropanol / Äthanol ein (zieht das Wasser raus) und nochmals (im Laborglas) ins Ultraschall. Beide Alkohole bekommst du günstig in Ebay. Ich bestelle immer 5 Liter Gebinde. Sehr günstige Sache.... Danach ab in den Ofen und bei 80 Grad 2-3 Stunden Austrocknen. Voila´.
Ich selbst schneide kleinere Meteorite auf meiner Arbeitsstelle. Die Kappsäge steht zwar in einer anderen Abteilung, aber die Jungs sind so nett und lassen mich an ihrer Säge in den Pausen schneiden. So habe ich schon über 600 (!) Scheiben vom NWA869 „produziert“. Immer auf der Suche nach schönen Einschlüssen. Ja – ich gebe zu: der NWA869 ist mein absoluter Favorit. Ein Meteorit den sich jeder leisten kann – aber der auch eine absolut faszinierende Geschichte hat. Wobei ich hier zu Teil 2 komme; einige vielleicht noch unbekannte Infos zum NWA869.
Teil2: NWA869
Zuerst; wen mehr Details locken, kann mir gerne schreiben. Ich habe die Arbeit von Dr. Knut Metzler (Uni Münster) zum NWA869 eingedeutscht und von ihm Korrektur lesen lassen (vielen Dank nochmals, Herr Dr. Metzler!). Die Daten/Fakten aus meiner Übersetzung sind somit vom Autor des aktuellsten Forschungsberichts zum NWA869 als korrekt bestätigt. Gerne schicke ich diese Übersetzung jedem Interessierten zu. Aber hier kurz zu den Einschlüssen. Der NWA869 stellt eine Brekzie dar, dh. ehemaliges Oberflächengestein eines Chondriten – Mutterkörpers. Der NWA869 ist im Übrigen ein L3-6 und nicht wie in vielen Händler - Angeboten immer noch beschrieben als L4-6. Die beigen und hellgrauen Einschlüsse sind Achondritisch. Was nix anderes heißt als: ohne Chondren. Nun hat sich durch die Untersuchungen herausgestellt dass diese aber in der Regel ihren Ursprung auf dem Mutterkörper des chondritischen Materials um sie herum haben. Heißt; dieses Material wurde durch Einschläge auf den Mutterkörper aufgeschmolzen, das Eisen separiert und die aufgeschmolzenen Bröckelchen sind wieder auf die Oberfläche des Mutterkörpers zurückgefallen. Die dunkelbraunen Fragmente sind schockgedunkeltes Material des Mutterkörpers und der Impaktoren. Die schwarzen (sehr seltenen!) Einschlüsse sind ebenfalls meist chondritischer Natur. Interessant hierbei; ein von mir als (optisch vermutetem) kohligem Einschluss – hat sich als SiO- reicher L3,7 mit Reliktchondren (nur unter dem Mikroskop sichtbar)herausgestellt. Dr. Metzler vermutet dass der Ursprungschondrit eine wässrige Metamorphose durchgemacht hat – sich also vermutlich durch Wasser auf dem Mutterkörper verändert hat. Sehr faszinierend, finde ich.... Ich selbst habe noch keine reinen, kohligen Einschlüsse gefunden. Im NWA869 finden sich reichlich implantierte Edelgase von der Sonne. In seiner Geschichte war der NWA869 ca. 14 Mio Jahre lang als Regolith dem Weltraum ausgesetzt. Darum auch die bunte Mischung als Fragmenten und scharfkantigen Einschlüssen... Wer Bilder von Itokawa gesehen hat – kann sich vielleicht besser vorstellen wie so ein Asteroidenregolith aussieht... übrigens; nur 3% der bis dato gefundenen L-Chondrite sind Regolith-Brekzien. Was die Einmaligkeit dieses Fundes wiederum unterstreicht.
Viele Grüße – Michael Hofmann