Der Klassiker unter den mineralogischen Zungenbrechern ist mit Sicherheit der Haüyn. "Äh, wie jetzt?", denkt man schon bei der bloßen Betrachtung. Und Aussprachemöglichkeiten dieses schönen blauen Minerals, das als Material von der Eifel gern verschliffen wird, gibt es viele. Es ist nach einem Franzosen, Haüy, benannt. Das macht die ganze Sache nicht leichter. Die streng korrekte Aussprache müsste in etwa "Oüin" lauten, mit "Hauin" macht man es sich aber wohl leichter. Und da sind wir auch schon beim Punkt. Kaum jemand macht sich doch die Mühe, genau nachzuforschen wie dieses oder jenes Mineral nun ausgesprochen wird. Zumal man womöglich in gewissen Fällen nicht mal verstanden wird, spricht man´s korrekt aus. Gerade bei den aus dem Griechischen entlehnten Mineralnamen scheiden sich die Geister: Schabasit oder Kabasit (=Chabasit), Schalkopyrit oder Kalkopyrit (=Chalkopyrit), Uranokirkit oder Uranozirzit (=Uranocircit) usw. Letztlich ist es wohl gar nicht so wichtig, denn das ist das schöne am Mineraliensammeln: rund um die Welt versteht man sich (auch wenn den Schreiber dieser Zeilen doch arg interessieren würde, wie den der Japaner, bei dem der Haüyn in geschliffener Form sehr beliebt ist, diesen nun aussprechen würde). Bei vielen Mineralen muss man auch erst mal schauen, von wo es zum ersten Male beschrieben wurde oder nach wem es benannt wurde. Dann wird das Verständnis schon leichter. Beispiele: Meymacit. Ja, "Mäimäc" - gibt einen schönen Namen eines amerikanischen Mineralogen ab. Ist aber falsch! Der gelbe seltene Wolframocker ist nach dem französischen Ort Meymac benannt. Oder Gorceixit. Noch so ein krudes Ding, der Name stammt aus dem Brasilianischen. Nun ist Brasilien kein kleines Land und die Dialekte haben eine Bandbreite, die selbst der Spanne Albschwäbisch - Sächsisch den Rang abläuft. Den bescheidenen Kenntnissen meinerseits müsste man das in ungefähr "´Schorkédschit" aussprechen. Manche Mineralarten kann man auch bei richtiger Aussprache kaum mehr auseinanderhalten: Wavellit (nach dem Amerikaner Wavell) und Whewellit. Tja, genau. Da bleibt man dann doch bei Waaavellit. Aber es ist in der Mineralogie wie in der gesamten deutschen Sprache: jeder spricht´s aus wie er will und mitunter finden sich geradezu abstruse Nuancen. Spätestens bei "Schrüsokoll" (Chrysokoll) oder ähnlichem solte aber Schluss sein...
Gruß
Labrador