Hallo!
Ich habe inzwischen einige sehr informative Antworten von einem Experten in Sachen "silicated irons" bekommen.
Hier mal Auszüge aus den Erläuterungen die ich von M. Wilde erhalten habe:
Silicated Irons sind ein weiteres Bindeglied zwischen den Eisenmeteoriten [...] und der Gruppe der Winonaite. [...]. Der Entstehungsprozess ist alleinig Diffusion zu verdanken [...] Diese Prozesse sind sehr sehr langsam und bedürfen daher sehr langer Zeit. Antriebskraft für diese ist alleinig das Bestreben nach einem Zustand der geringsten Energie, dem ja alle Körper unterliegen. In diesem Falle wird durch die Trennung die Oberflächenenergie minimiert, die ja zwischen allen Grenzflächen - also auch zwischen Kristallen - besteht und um so höher ist, je größer der stoffliche Unterschied zwischen den Nachbarn ist.
Zunachst bildete das Eisen ein Widmannstätten'sches Gefüge aus, welches auch durch Diffusion (und nicht aus einer Schmelze) entsteht. Bei noch niedrigeren Temperaturen werden die Silicated Irons gebildet. Nun trennen sich die "im Eisen gelösten" Silikate und werden "abgesondert" und bilden isolierte winonaitische Bereiche, die sehr groß werden können und ja auch als Winonaite auf diesem Planeten gelandet sind...
Desweiteren wird das Eisen umkristallisiert: die Kristalle im Widmann'stätten sind lang und haben daher zueinander einer große Oberfläche. Nun kann aber die Oberflächenenergie auch minimiert werden, in dem man eine kleinere Oberfläche bildet [...]. Im umgewandelten Bereich, der silikatreich ist, wird das Eisen körnig und bildet gedrungene Kristalle. [...]
In den Transition-Pieces ist im Teil das Widmannstätten-Gefüge erhalten geblieben. Der Grund ist simpel: Der Umwandlungsprozess braucht eine Aktivierungsenergie und die ist um so leichter zu erhalten, wenn der Betrag der Verringerung der Energie durch eine Umwandlung groß ist. Folglich findet das zuerst dort statt, wo es sich als erstes "lohnt" - im silikatreichen Teil des Eisens.
[1. Foto, toluca.jpg]
Ein typisches Transition-Stück. [...] Das Silikat ist in "wolkigen Flecken" zusammengeschoben, weil die Oberflächenspannung zwischen Silikat und Eisen größer wäre als zwischen Silikat zu Silikat und Eisen zu Eisen. Ziel: möglichst wenig Grenzfläche Silikat zu Eisen.
[2. Foto, toluca s-i 0.jpg]
Zu sehen ist, dass die Korngrenzen zwischen den Eisenkörnern gerade Korngrenzen bilden.
Es gibt drei Zustände bei der Rekristallisation:
1. Eingefrorenes Ungleichgewicht (keine gerade Korngrenzen und keine kleinen Oberflächen)- keine Diffusion
2. kleinste Oberfläche (ein einzelner gedrungener und rundlicher Kristall in bester Ordnung) - Diffusionsprozess ist abgeschlossen
3. gerade Oberflächen im metastabilen Zustand, die durch ein Diffusionsgleichgewicht entstehen, d.h. Diffusion hin = Diffusion zurück.
Das Eisen ist in Zustand 3. und würde wenn möglich als Nächstes in der Korngröße wachsen...
[3. Foto, toluca s-i 1.jpg]
Hier sind gerade Korngrenzen zwischen Silikat und Eisen zu sehen; folglich ebenfalls ein Transportgleichgewicht [...].
[4. Foto, toluca s-i 2.jpg]
Detailaufnahme des Silikats; auch hier sind rundliche Körner mit relativ geraden Korngrenzen zu sehen. Dazu sind die typischen Spaltrisse zu sehen. [...]
Auch nochmal auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön!
Ich bin jetzt doch um einges schlauer.
Gruß
Ben