Hallo Jörg
da Du mich persönlich angesprochen hast, möchte ich Dir auch persönlich antworten.
Nicht mit allem, aber schon mal vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort! Ich hoffe es stört Dich nicht, wenn ich ebenso Punkt für Punkt darauf eingehe wo ich Widersprüche sehe? Die Punkte wo wir konform gehen, lasse ich aus?
Eben. Darum habe ich 1. ein Beispiel des Kalmarsund-Sandsteins gezeigt, bei welchem die Ausfällungen durch Eisen und Mangan entstanden sind, was zu einer anderen Färbung des Gesteins führt, und sich von den übrigen Jotnischen Sandsteinen abhebt.
Also, erstmal interessemäßig: Eisen und Mangan? Hämatit kann auch so dunkle Färbung hervorrufen, soweit ich weiß. Ich schaue heute Abend aber nochmal in die Literatur. Oder hast Du getestet? Die dunkle Färbung (bis hin zu Schwarz) hast Du aber auch beim Nexösandstein (der auch rein Weiß, farblich fein laminiert oder auch als Konglomerat ausgebildet sein kann).
In der Bestimmung von Geschieben stehen dem Laien nur makroskopische Mittel bis hin zur Lupe zur Verfügung. M. E. bietet der dunkle Typ wie auf dem Foto, genug Merkmale zur Bestimmung, was auch die Färbung mit einbezieht.
Das einzige Unterscheidungsmerkmal das mir bisher aufgefallen ist, ist das Fehlen (?) von Liesegangschen Ringen im Nexösandstein und farbige
Skolithos im "Kalmarsundsandstein".
Genau darauf habe ich doch hingewiesen (Ausfällungen von Fe u/o Mg). Da kann ich Deine Kritik jetzt nicht nachvollziehen.
Das war auch keine Kritik an dem von Dir geschriebenen, damit bin ich eher auf die Beiträge von Plagioklas und Lithoraptor eingegangen.
Ein wenig Ahnung vom geologischen Aufbau Skandinaviens möchte ich mir schon zugestehen.
Den gestehe ich Dir auch zu. Ich meinte damit eher die Generationen von Hucke und Schulz, die die Geschiebekunde maßgeblich, verdienstvoll, aber auch nicht immer richtig bereichert und geprägt haben.
Doch Grünsandsteine mit Glaukonit-Pellets innerhalb der Saale-Vereisung sind nun einmal Grünsandsteine aus dem Kalmarsund.
Da möchte ich doch widersprechen. Es gibt sie sehr oft auch in anderen Erdzeitaltern, am reichhaltigsten aus der Kreide. Und echte Pellets sind gerade in diesen nichtkambrischen Sandsteinen makroskopisch häufiger. Sind sie fossilarm/frei, ist es am Bild schwer, sie zu unterscheiden. Wenn Du möchtest, stelle ich Dir mal eine Liste zusammen.
Und wenn ein Sandstein diese typische dunkelbraune Färbung mit sich kreuzenden, dunkleren Schichten aufweist, stammt er aus dem Kalmarsund und ist ein Kalmarsund-Sandstein.
Das sehe ich nicht ganz so. Wie gesagt, die Färbung ist abhängig von Fazies und Diagenese, und da hatte man ähnlich Bedingungen auch an anderen Orten/zu anderen Erdzeitaltern.
Für die "alltägliche" Geschiebebestimmung reicht das m. E. aus.
Das tut es auch. Aber oft kommt es zu einer Überbestimmung und damit einer falschen Bestimmung. Dann lieber die eigenen Bestimmungsgrenzen zugeben. Damit erntet man zwar unzufriedene Gesichter bei denen die einem stolz ihren Fund präsentieren, aber wenn sie dabei bleiben haben sie es irgendwann verstanden. So von der rein pädagogischen Seite. ;)
Die Einordnung wäre politisch gesehen zwar korrekt, könnte jedoch für sich weniger intensiv mit der Materie beschäftigten Personen, durchaus zur Verwirrung führen, wobei dann wissenschaftlich korrekte Begriffe gegen sich eingebürgerte Begrifflichkeiten ausgetauscht würden.
Richtig. Wir stimmen also in der Aussage überein, aber nicht im Schluss daraus?
Doch bei den Farben sehe ich das etwas anders.
Nun ja, da hilft bloß: viel ansehen hilft viel. Dein Fokus ist ja eindeutig auf andere Gesteine gesteckt, bei denen ich Dir diese Aussage (alleine schon aufgrund Deiner Geländeerfahrung) erstmal widerspruchslos glauben würde. Aber bei den kambrischen Sachen eher nicht. Zumal ich mich mit denen gerade über zwei Jahre noch etwas intensiver auseinander gesetzt habe (siehe die beiden AfG-Artikel, gerade der kleine 50-Seiter in der letzten Ausgabe).
Was würde bei dem ersten Bild aus diesem Tread gegen einen Jotnischen Sandstein sprechen?
Nichts. Aber auch nichts dafür.
Die Schichtungen beim Nexö-Sandstein sind (soweit ich weiß) nie so linear wie bei z. B. den Dala-Sandsteinen.
Was meinst Du mit „linear“? Nexö-sdst. ist durchaus feinkörnig und farblich parallel feinlaminiert, und kommt auch in den unterschiedlichsten Farbstufen von weiß über gelb, orange und Rot bis hin zu braunschwarz vor. Ich weiß nicht ob Du es zum Tag der offenen Tür nach Sternberg schaffst, aber wenn, ich glaube da mal Proben von Nexö hinterlegt zu haben, da könnten wir dann mal schauen. Es dürften auch GfG-Leute aus Greifswald und Schwerin da sein, evtl. auch aus Rostock. K. Obst auf alle Fälle, so dass Du dich nicht nur mit „Softrockern“ rumschlagen müsstest. ;) Vielleicht bekommst Du ja auch Dirk aus Schwerin dazu, vorbeizuschauen. Wird dann fast ein kleines GfG-Treffen.
Eine 100%ige Sicherheit wird es mit rein makroskopischen Mitteln in den seltensten Fällen geben, gerade was die Sedimentite betrifft.
Och doch, sobald Du Leichen drin hast klappt das vorzüglich.
Mein Mentor, ein bekannter Professor aus der Geschiebeszene,
Der bei dem keiner eine Prüfung machen will und der das schon in mehreren Ausgaben erschienene Bestimmungsbuch geschrieben hat?
Doch wenn genügend prägnante Merkmale vorhanden sind, und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde, man sich auf eine Bestimmung verlassen sollte.
Ich widerspreche nicht der Aussage, sondern in diesem Fall hier der Prägnanz der von Dir aufgeführten Merkmale.
Ein jeder von uns hat seine eigene Intention und seine eigenen Möglichkeiten zur Gesteinsbestimmung. Worauf sich die Bestimmung in 99% aufbaut, ist und bleibt nun einmal die Lupe. Und mit dieser lassen sich nicht alle relevanten Merkmale erfassen.
Und damit kommt man an den Punkt: hier kann man evtl. nicht genauer bestimmen. Das heißt dass man im schlimmsten Fall halt keinen genauen (regionalen) Namen drunter schreiben kann (aber trotzdem alles das aufzählen kann, was einem lithologisch aufgefallen ist und damit letztendlich doch einen Gesteinsnamen).
Würden wir bei den Sedimentiten, bes. den Sandsteinen auf eine 100%ige Bestimmungssicherheit bestehen, wäre dieses nur (falls überhaupt) mit einem technischen Riesenaufwand zu verbinden. Und dann müssten diesen, da uns nur die Lupe zur Verfügung steht, ihr Status als Leitgeschiebe aberkannt werden.
Wie ist es nun richtig?
Sedimentgesteine sind per se als Leitgeschiebe ungeeignet, lediglich die gesamte Zusammensetzung eines Sedimentärgeschiebeinventars kann da etwas aussagen. Und: sobald man Fossilien enthalten hat, klappt das mit der Bestimmungssicherheit hervorragend, für den Kalmarsundstein sind das z.Bsp. farblich abgesetzte
Skolithos, siehe auch Hoffmann et al im jüngsten Archivheft (da wird auch „ein wenig“ auf die Färbung eingegangen. ;)
Ich sehe hier übrigens (völlig laienhaft) Parallelen zur Met-Klassifikation. Man kommt, nur über makroskopische und evtl. Dünnschliffmerkmale, auf eine Bezeichnung, aber für eine Klassifikaion und ein Pairing braucht's schon etwas mehr. Merkwürdigerweise reiben sich Metfreunde daran weniger auf, scheint mir.
Doch wir sollten versuchen, einen höflichen und angenehmen Umgangston walten zu lassen, was die meisten hier im Forum besonders schätzen.[…].
Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der gewollten (und fachlich korrekten) Aussage und der Art und Weise wie sie transportiert wird.
Da stimme ich mit Dir vollkommen überein. Ich bemühe mich stets zu vermeiden unhöflich zu sein. Sollte ich mit einer Textpassage jemandem gegenüber etwas Unhöfliches oder gar Beleidigendes geschrieben haben, würde ich bitten mir das (mit Zitat) zu schreiben. Sollte aber jemand in irgendetwas hineininterpretieren, das ich so nicht geschrieben habe, liegt das immer im Bereich des „Lesers“ und nicht des „Schreibers“, denn eigentlich habe ich es wahrscheinlich völlig anders gemeint.
Glück Auf!
J.