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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: phil am Juli 07, 2011, 21:03:28 Nachmittag
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Hallo an Alle !
Sieht man hier auf meinem Dronino Reste von Widmanstätten Strukturen welche später durch Hitze zerstört worden sind ?
Kann das sein ?
(http://i1033.photobucket.com/albums/a417/phil66ipp/CIMG50493.jpg)
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Hi Phil,
Widmanstättensche Figuren sind das keine. Dronino wird wegen seines hohen Nickelgehalts als "Ataxit" klassifiziert, erscheint also nach dem Ätzen, abgesehen von Einschlüssen, mit dem bloßen Auge weitestgehend strukturlos, weil er komplett aus dem Mineral Taenit besteht. (Allerdings beobachtet man bei manchen Ataxiten sog. Schlierenbänder, was auf eine inhomogene Nickelverteilung im Taenitgefüge zurückzuführen ist.) Ich würde daher eher auf Korrosionsstellen tippen, die um die Troilit-Einschlüsse herum entstehen (Lokalelement-Bildung!).
Grüße, D.U. :hut:
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Moin!
Fakt ist, dass diese Korrosionsstellen (für die ich es auch halte) eindeutig spezifische Winkel aufweisen - das spricht klar gegen einen Zusammenhang mit Troilit. Es wäre nicht undenkbar, dass in diesem Stück Reste von Widmännern zu finden sind, wenn auch unwahrschweinlich. Letztlich müsste man es anätzen um sicher sein zu können.
Gruß
Ingo
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... diese Korrosionsstellen ... eindeutig spezifische Winkel aufweisen ...Es wäre nicht undenkbar, dass in diesem Stück Reste von Widmännern zu finden sind, ...
Hallo Phil, D.U., Ingo und Forum,
Phil, ein herzliches Willkommen hier im Forum! :winke:
D.U., was den Dronino angeht, so ist er ja als Iron-ung eingestuft und das hat seinen Grund. Es ist richtig, daß der Nickelgehalt bei Ataxiten so hoch ist, daß sich keine Widmänner im eigentlichen Sinne mehr bilden können, es ist richtig, daß die mit roten Kreisen gekennzeichneten Stellen in Phils Scheibe wohl nicht die (Über-)reste von Widmannstättenschen Lamellen sind, aber, … der Kamazit im Dronino hat ja einen Nickelgehalt von gerade mal 7.0±0.5 wt% und nur der vereinzelt vorhandene Taenit hat einen Nickelgehalt von 26.5±0.5 wt%. Es ist also durchaus möglich, daß sich so etwas wie unscheinbare Reste einer Widmannstätten’schen Struktur erkennen lassen. Im MetBull. heißt es ja auch ausdrücklich, daß "the meteorite is most close to IVA irons in Ni"… also Eisen, wie z.B. Gibeon (Lamellenbreite: 0.30mm).
Bernd :prostbier:
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Hi Bernd,
danke für die tolle Expertise, man lernt doch nie aus! (Ich dachte, Ataxite, zu denen Dronino ja gehört, bestünden immer komplett aus Taenit, aber ein Blick ins MetBull hätte mich eines Besseren belehrt...)
Grüße, D.U. :prostbier:
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..hier mal ein Foto von meinem Dronino, als er noch lebte... :crying: :crying: :crying:
(http://berru.de/images/phocagallery/thumbs/phoca_thumb_l_dronino.jpg)
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Hallo,
Marcin von Polandmet hat ein gutes Foto von seinem geätzten Dronino gemacht.
Sehr schön die hier auftretenden Widmanstätter zu sehen.
http://www.encyclopedia-of-meteorites.com/test/dronino6.jpg
Liebe Grüße
Blaze
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Moin!
Das nenne ich doch mal eine Beweisführung! :user: Wir halten fest: Widmänner in Dronino sind möglich! :prostbier:
Gruß
Ingo
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Danke für euren professionellen Einsatz ! :super:
Auf größeren Bildern sieht man die Strukturen natürlich deutlicher ....
Ich hoffe das Stück (Dronino) noch ein Weilchen am Leben zu halten !!
Grüße Phil
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Moin!
Das nenne ich doch mal eine Beweisführung! :user: Wir halten fest: Widmänner in Dronino sind möglich! :prostbier:
Gruß
Ingo
Dann ist Dronino, entgegen der ursprünglichen Klassifikation, aber kein Ataxit (griech. ataxia, ἀταξία: Unordnung, Unregelmäßigkeit, Strukturlosigkeit). :nixweiss:
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Moin D.O.!
Das würde ich so nicht unterschreiben. Ausnahmen sind doch möglich. Warum soll es in einem hauptsächlich strukturlosem Mutterkörper nicht Bereiche geben, in denen noch eine reliktische Struktur (hier eben die Widmänner) vorhanden ist.
Wenn Du Dir etwa mal irdische Granitplutone anschaust, dann ist das Material auch nicht an jeder Stelle einheitlich. Denke mal an Campo del Cielo - da gibt es das klassische Material und auch silikatreiche Stücke. Niemand würde sagen, dass Campo deswegen eindeutig ein silikatreiches Eisen ist. Wie ist es mit Seymchan, da sieht man es doch auch mehr als deutlich - nicht alles ist mit Olivinen voll.
Es macht nur bedingt Sinn alles immer in ein starres Klassi-System zu pressen. Man muss sich immer vor Augen halten, dass ein System in der Natur nur höchst selten 100% rein ist.
Gruß
Ingo
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Hallo Miteinander,
Wie bereits erwähnt, würde Dronino mit 7.0±0.5 wt% Ni eigentlich in die Gruppe der IVA Eisen passen. Dagegen spricht aber die Breite der Kamazitbänder (0.23-0.43 mm) bei IVA Eisen.
Lenkt man jedoch sein Augenmerk zuerst auf die feine, schlierige Textur (IVB = 0.006-0.03 mm), würde er visuell eigentlich in die Gruppe der Ataxite, der dichten Eisen, passen. Geht jedoch auch nicht, denn dann müsste er statt 7.0±0.5 wt% Ni nämlich laut Buchwald* einen Nickelgehalt von 16-18 wt% aufweisen. Fazit: anomalous bzw. ungrouped.
* Buchwald V.F. (1975) Handbook of Iron Meteorites, Volume 1, p. 70.
Hier noch etwas interessantes mit Bezug auf Phils ursprüngliche Frage:
Hoba, like most ataxites, also has a few narrow spindles of kamacite oriented octahedrally with respect to one another [Wasson J.T. (1974) Meteorites: Classification and Properties, p. 163].
Bernd :hut: