Hallo,
ich bin erst jetzt auf diesen sehr interessanten Thread gestoßen (das Ries liegt bei mir ja sozusagen um die Ecke, und man kommt nicht umhin, sich damit zu beschäftigen, wenn man sich in die Geologie seiner eigenen Region vertieft). Auf die Gefahr hin, dass ich olle Kamellen wieder aufwärme: Ende 2009 wurde hier im Thread über die Färbung der Moldavite diskutiert und in dem Zusammenhang auch die Herkunft ihrer Ausgangsgesteine. Dabei wurde der Gedanke geäußert, dies wären silikatische Gesteine aus der vom Meteoriten durchschlagenen Kruste gewesen. Nach dem aktuellen Wissensstand entstanden die Moldavite aber bereits durch die dem Meteoriten vorauseilende Stoßwelle in der Atmosphäre, als diese auf die Sedimente der Albhochfläche traf und deren Verdampfung bewirkte. Zur damaligen Zeit dürften am Einschlagsort noch Sandsteine und Sande aus dem Tertiär (Molasse) die Juratafel überdeckt haben. Diese sind heute auf der offenen Albhochfläche ganz überwiegend spurlos wegerodiert.
Die Molassesandsteine unterschieden sich natürlich zeit- und liefergebietsbedingt deutlich in ihrer Zusammensetzung von solchen des Juras oder der Trias. Insgesamt wurde also eher "sortenreines" Material zu Tektiten verdampft, was die einheitliche Färbung beim Großteil der Moldavite erklärt. Wären jurassische oder triassische Sedimente oder gar Grundgebirge im großen Stil mit in die Dampfwolke gelangt, würde eine deutliche Gemengelage an Färbungen vorliegen.
Was den farbgebenden Eisenanteil angeht, dieser kann ohne weiteres direkt aus den tertiären Siliziklastika stammen. Verdampfter Weißjurakalkstein (von dem höchstens noch Calcium in Moldaviten nachweisbar sein könnte, leider entzieht sich das meiner Kenntnis) kommt ebenfalls als Fe-Lieferant in Frage; die gängigen Weißjurakalke enthalten selbst in ihrer reinsten Ausprägung 3 und mehr Prozent detritische Beimengungen, darunter ein nicht unerheblicher Anteil Eisenverbindungen.
Gruß,
Rainer