Was macht nun also der Regisor er versucht sich vorzustellen was das Publikum sehen will
Und da liegt der Hund nämlich auch begraben, in der mangelnden Phantasie (Ausbildung?) der Regisseure.
Es ist schrecklich zu sehen, wie dem Material, der Wirklichkeit nicht mehr getraut wird, sondern alles in eine
v e r m e i n t l i ch fesselnde Weise für die angeblichen Sehgewohnheiten der Zuschauer gepreßt werden muß. Handwerklich sicherlich gut, aber dieser Zwang zur Überhöhung und Dramatisierung macht jede Doku heutzutage keineswegs spannender, sondern austauschbar.
Dieser Trieb zu schnellen Schnitten, sloganhaften Floskel, Animationen, dramatischer Hintergrunsmusiken, Hektik, Stakkato, videoclip-Gerülpse, grausliche Betonung und hollywood-Timbre der Sprecherstimmen - man kann kaum mehr folgen. Endlose Stereotypen.
Also ich kann mir Discovery oder sowas nimmer anschauen, alle 5 Sekunden Schnitt, alle zehn Minuten Vorschauclip - da hab ich Angst, daß das epileptische Anfälle auslöst.
Und abgesehen von der reißerischen Mache, die keen Zuseher mehr hinterm Ofen vorholt, weil praktisch jeder Film nu so gemacht wird,
ist das schlimme, dasse sich anbieseln, daß das gedrehte Material selber nicht tragen würd.
Guxx - gehmer mal zu den Meteoriten selber. Jede, aber auch wiklich jede Doku zu diesem Thema, hat das Leitmotiv: Wuaaah, wir müssen alle sterben! Und die Filmlein unterscheiden sich nur noch in der Abfolge der zusammengekauften, immer gleichen Schnipseln. Animation New York, Eifelturm, oder Golden Gate Bridge wird zerdöppert; Saurier schaut blöd, weil er im Blitz zerkocht wird, Luftaufnahme Meteorcrater, mit etwas Glück dickes Haag-Gesicht erscheint zwischen echten Klötzen oder Shoemaker stapft am Kraterrand (bzw. Genosse Levy vor fernrohr), Schwenk über Observatoriumskuppel, Peekskill-Wackel-Video, Einblendung Komet kracht in Jupiter, 3 Sätze vom Japs, dasse alle sterben, wenn der Tsunami kommt und zwischenrein Weißer-Hai-Gedudel mit Micky-Maus-Asteroiden-Voebeiflug-Schwenk, wie er sich und großem Geknarz im All unausweichlich der Erde nähert - weil wir alle sterben müssen.
So damit und mit nix anderem werden 95% aller Meteoritenfabfenzidokumentationen der letzten 15 Jahre bestritten.
Die Krönung war mal ne Doku uff Kabel1 - eine Stunde minus Werbung, also wohl so 40 Minuten, über Meteorite.
In dem ganzen Film wurde kein einziger echter Meteorit gezeigt!! Stattdessen maln Foascha mit einem dieser Asteroidenmodelle, die früher der Bourland verkauft hat, in der Hand und hernach, eine Computer-Animation, wie just dieses Asteroidenmodell auf die Erde stürzt.
Daß den Zuseher ev. bei dieser Themenstellung vielleicht interessieren könnte, wie so ein echter Meteorit in natura ausschaut, darauf sindse gar nicht gekommen...
Und das hat man ja, Konrad wird ein Lied davon singen, bei jedem Astronomie- und Raumfahrtthema.
Die älteren von uns können sich noch erinnern, damals Voyager bei Jupiter, später Voyager bei Saturn - die Zeitungen, die Illustrierten haben endlos Farbdoppelseiten der Photos gedruckt, Fenzi, Nachrichten war voll mit Originalbildern.
Ja und nu guxx bspw. die Marsrovers und -orbiter. Die ötteln nun seit geschlagenen 3 Jahren uffe Mars herum und schießen Bilder, daß einem Hören & Sehen vergeht!
Aber was geschieht, wenn ich Discovery anschau, wenn Knallkopp Bublath vom Mars erzählt, wenn was in den Nachrichten kommt? Ich seh immer noch und nur noch dieComputeranimationen, die Werbefilme der Nasa von anno dunnemals!
Und warum? Weil die beschränkten Schixxen und Fritzen von Redakteuren, denken, die Originalbilder wären viel zu langweilig für den Zuschauer, da rührt sich nix, die sind zuwenig bunt, da ist zuwenig Lärm! Das ist doch krank! ich bin fest davon überzeugt, daß die Mehrheit der Zuseher von den Originalbildern mehr angezogen und fasziniert sein würd, als von den Computerfilmchen bzw. die, die es eh nicht interessiert, würden sich auch nicht daran stören.
Huhi, es ist abartig, nochma zurück zu DEM Doku-Genre schlechthin, dem Tierfilm.
Könnt Ihr Euch eigentlich noch an die Filme früher erinnern von dem Duo Arendt/Schweiger? Zurecht preisgekrönt.
Die gingen ne 3/4-Stunde lang jeweils. Unvorstellbar lange Sequenzen in immer nur einer Einstellung, wenige Schnitte, NULL Musike, selbst kommentiert, mit einer Stimme die man heut nimmer ans Mikrofon ließ,
relativ simpel strukturiert, also immer Kreislauf des Jahres und was das Viech so macht, sicherlich auch jede Menge stereotype Floskeln im Kommetar, aber auch einfach viel Stille
und das hat funktioniert, weil die Aufnahmen exzellent waren, das Material gut war und so sich ohne dieses ganze Geklimper und Gepimper sich die Leut voll auf die Bilder konzentrieren konnten
und dytt war perfekt, das wurd nie langweilig und die Filem kamen zur Primetime und hatten Monstereinschaltquoten.
Da wars wurscht, ob die da nun nen Nasenaffen oder mal ne dreiviertel Stund den Hausspatz gezeigt haben.
Wie würd denn heut sowas aussehen? Arendt/Schweiger: Die Kost der Amsel besteht aus Würmern, Larven, Insekten und Früchten und da siehst man dann eben 3 Minuten, wie Frau Amsel sich laben tut.
Discovery? Ev. so. "Gackernde Mörderkiller - Massaker am Gartenzaun". 7 Sekunden-Sog-Zoom mit Geigenwirbel von Galaxienhaufen, Lokale Gruppe, Milchstraße, Sternlein, Sonnensystem, Planeten, Erde, Kontinent, Europa, Insel, Vorgarten, englisches Landreihenhaus. Paukenschlag. Osterglocken, wie zufällig hingestreute Gartengeräte, ein verlorener Buntgemusteter Plastikball (ja hier wohnen Kleinkinder, die in ihrer Unschuld keene Ahnung haben, daß draußen neben ihrer Sandkiste minütlich ein grausamer Kampf auf Leben und Tod wüted). Milder Paukenschlag. Regenwurm in Großaufnahme windet im Close up sein Kopfende aus der supergrünen wiesen in den quietschblauen mit Schäfchenwolken besetzten Himmel. Grieg, Sonnenaufganggedudel. Er windet sich fröhlich, hat er doch keene Ahnung, welch jähes End ihm bevorsteht. Solang geschrieben, dauerts trotzdem nur 30 Sekunden. Schnitt.
Zack das umrandedet Auge der Amsel. (dräuende infraschallkontrabässe für Unwohlsein). Zack Amsel von vorn, zack Amsel von hinten. Kunstpause, unschuldiges Würmlein bibibibi. Amslum sagt Gack. Tut einen Hupfer.
Wurm. Amsel. Wurm. Amsel. Wurm. Iiiiiiih volles Zoom auf vordere Hälfte Amselkopf mit gelben Mord-Schnabel-Instrument. Zosch - Belehrung, Photoauslösernachhallklick. Animation Querschnitt-Amsel, Skelett mit Umriss - jahrhundertmilliarden Evolution hats gebraucht, um diesen perfekten, gackernden Killer herauszubilden. Uh Rückblenden, Amsel ist Hai, Amsel ist Tyrannosaurus.
Gefühlloser Sauropsid mit mechanischem Gesang, neiiijen, von nun an lassen wir uns nimmer täuschen, wir haben Massenmörder im Vorgarten.
Höhepunkt Amsel pickt zu, ein Blitz, mit Vergröberungsfilter und Farben raus, muß Aussehen wie kennedy-Attentat - mit 12-Ton-Quietschegeigentusch, daß es den inkontinenten unter den Kinderlein den Harn raustreibt und sie 3 Wochen nimmer Schlafen können, weil ein Amslum unterm Bett...
Wuah und nochma in Zeitlupe, und nun wieder schnell. In Großaufnahme, der Darm des Wurms peitscht durch die Gegend, und noch ein Pick.
Dann Stille. Einstellungswexxel. Ein letztes Wurmend verschwindt im Schnabel wie eine Nudel. Bienengesumm, die Sonne scheint wieder.
An der Welt ist diese skandalöse Tat anscheinend unbemerkt vorbei gegangen - doch wir wurden teilhaftige Zeugen dieses massakers und sehen nun die Welt mit neuen Augen, mit den Augen von Discovery, yeah!
Und drunter rauht und windet sich allzeit die Rober-de-Niro Synchronstimme mit falsch gesetzten Betonungen als Kommentar.
wuaaaaaah.
Mettmann