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Fundstücke => unbekannte Gesteine, auch meteoritenverdächtige => Thema gestartet von: Sprotte am Juni 04, 2013, 20:21:24 Nachmittag

Titel: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: Sprotte am Juni 04, 2013, 20:21:24 Nachmittag
Guten Abend,

das vorliegende Geschiebe (Abmessungen: 5,5 cm x 4 cm x 3 cm, Fundort: Nordwestmecklenburg) enthält in einer glasartig harten dunkelbraunen Matrix zahlreiche eckige, bis 3 cm große Bruchstücke von feinlaminiertem Gneis. In der Matrix befindet sich außerdem viel klarer geschmolzener Quarz bzw. Glas.

Viele Grüße
Sprotte

Bitte an den Administrator: Bitte den Beitrag nicht sofort in das neue Unterboard "Geschiebe" verschieben. Vielen Dank im Voraus.
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: speul am Juni 04, 2013, 20:40:01 Nachmittag
Moin Sprotte,
auf den ersten Blick erinnerts an Gardnosbrekzie. Aber dafür ist mir der Gneis zu grün oder zu gelb, jenachdem wie der Weißabgleich ist. Die Matrix sollte dann fast schwarz sein.
Was noch dagegen spricht ist der Fundort.
Also mein Daumen geht nach unten.

P.S. ist Dein Stück angekommen?

Grüße
speul
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: Plagioklas am Juni 05, 2013, 00:09:27 Vormittag
Der Gneis dürfte eigentlich weiß sein. Geschiebe werden sehr oft (auch innen) durch Limonit braun verfärbt.
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: Buchit am Juni 05, 2013, 09:19:03 Vormittag
Hallo,

könnte es sich nicht ggf. auch um eine tektonische Brekzie/Pseudotachylit handeln? Ich habe leider keine Ahnung, ob derartige Gesteine in Skandinavien bekannt sind oder wenn ja, wie weit sie verbreitet sind.

Ein Pyroklastit kommt mir dagegen auf den ersten Blick eher unwahrscheinlich vor, aber das will nichts heißen.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: JFJ am Juni 05, 2013, 09:40:40 Vormittag
Hallo Sprotte,

ich denke ebenfalls, dass Gardnos ausscheidet.
Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zu den vulkanischen Brekzien von Sevaldsrud bei Aurenhaugen im N Oslo-Gebiet.
Allerdings würde die Fundlokalität nicht gerade dafür sprechen, wäre allerdings auch nicht völlig ausgeschlossen.

Für einen Pseudotachylit wäre mir die Grenze von den Klasten zur Matrix eindeutig zu verwaschen.
Sieht aus, als wenn die Hitzeeinwirkung über einen längeren Zeitraum vorhanden war.

Tendiere zu einer vulkanischen Genese.

 :hut: Jörg
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: Buchit am Juni 07, 2013, 21:56:04 Nachmittag
Tendiere zu einer vulkanischen Genese.

Hallo Jörg,

wie immer gilt: bei fotografischen Gesteinsbestimmungen soll man Vorsicht walten lassen - aber eine vulkanische Genese würde ich fast ausschließen, wenn nicht außer den Gneisklasten noch irgend etwas anderes da drin steckt (Blasenhohlräume, Einsprenglingskristalle, oder etwa weitere Xenolithe, die eindeutig nicht aus dem Gneis-Muttergestein stammen). Denn was wäre das für ein Vulkanismus, der ein derartiges Gestein produziert? Die Matrix scheint (!) stark quarzhaltig zu sein, also saurer Vulkanismus. Der ist oft explosiv, so dass man an eine starke Fragmentierung denken könnte - aber das Magma ist dann selten völlig frei von Gasen oder Einsprenglingen. (Ich muss allerdings zugeben, dass ich die von Dir genannten Brekzien von Sevaldsrud nicht kenne und daher auch nicht unbedingt ausschließen möchte, dass diese Zurodnung stimmt.)

Just my 2 cents.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: JFJ am Juni 08, 2013, 08:17:14 Vormittag
Hallo Holger,

100% sicher bin ich mir da ja auch nicht.
Habe versucht im Konjunktiv I zu bleiben  :smile:

Hier mal ein Link zur Sevaldsrud Brekzie, die gibt es auch in einer schlierigen Variante mit an den Rändern angeschmolzenen Gneisklasten.
Habe aber leider kein Belegstück zur Hand.
http://www.skan-kristallin.de/norwegen/gesteine/vulkanite/eruptivbrekzie/l/l_vulk.brekzie_apm851_det.JPG (http://www.skan-kristallin.de/norwegen/gesteine/vulkanite/eruptivbrekzie/l/l_vulk.brekzie_apm851_det.JPG)

Vielleicht auch was mit leichter metamorpher Überprägung?

@ Sprotte
Ist gegen die Schnittfläche was in Richtung angedeutete Liniierung zu sehen?

 :prostbier: Jörg
Titel: Re: Pyroklastit oder Impaktit? (Geschiebe)
Beitrag von: Sprotte am September 21, 2013, 17:50:40 Nachmittag
Hallo,

vielen Dank für das rege Interesse. Ich denke auch, dass es sich nicht um eine Gardnosbrekzie handelt (auch aufgrund der Färbung der Matrix und des Fundorts). Auch wird es sich auch nicht um einen anderen Impaktit handeln, sondern wohl eher um eine vulkanische Brekzie (vorbehaltlich der gegebenen Einwände, wie der fehlenden Einsprenglinge u.ä.). Die Gneiseinschlüsse sind eckig, zeigen jedoch eine, allerdings nur mikroskopisch erkennbare Kontaktzone zur umgebenden Matrix. Eine Hitzeeinwirkung war also vorhanden (was auch am klaren geschmolzenen Quarz bzw. Glas erkennbar ist), allerdings nicht über einen sehr langen Zeitraum. Die dichte, leicht durchscheinende Matrix (mit winzigen, mikroskopisch unbestimmbaren Einschlüssen) selbst scheint viel SiO2 zu enthalten, was auch an ihrer großen Härte und Witterungsbeständigkeit ablesbar ist. Eine metamorphe Überprägung lässt sich nicht erkennen.

Viele Grüße
Sprotte