Hallo Forum,
auch auf die Gefahr hin, nun wieder anzuecken, möchte ich meine Bedenken an dieser Stelle gerne auch ausformulieren. Vielleicht entsteht ja diesmal eine zielführende Diskussion, wo meine Zweifel durch nachvollziehbare Argumente zerstreut werden.
Grundsätzlich ist heutzutage sicherlich veranlasst, jeden europäischen Fund besser nochmal zu hinterfragen, als alles zu glauben, was einem da so präsentiert wird. Auch ein Eintrag in der Metbull ist bekanntermaßen nicht der Weisheit letzter Schluss, insofern hätte ich mir zumindest etwas mehr Input im Rahmen der doch recht dürftig ausgefallenen Klassifikation gewünscht bei einer solchen Fundsensation.
In Zeiten von „Meteorite Men“ & Co. scheinen nicht wenige auf den Zug aufspringen zu wollen, und mal eben einen NWA, Schlacke oder sonstiges Material als europäischen Meteoriten zu „adeln“. Ruhm und Ehre eines Meteoriten-Finders sind offenbar sehr verlockend oder auch nur der schnöde Mammon. Solche Fälle wurden hier bereits ausgiebig im Forum diskutiert, ich spare mir jetzt weitere Ausführungen dazu. Diese Entwicklung veranlasst mich mehr und mehr, bei neuen Funden genauer hinzusehen. Ich will es ausdrücklich betonen: Mir geht es nicht darum, jemanden in die Pfanne zu hauen, sondern schlicht um die Authentizität auf unserem Sammelgebiet, das leider mehr und mehr durch Fakes zersetzt zu werden scheint.
In der Sache „Brandlecht stone“ und Brandlecht iron“ hüllt sich Rainer nach wie vor in Schweigen. Die angekündigte Publikation bis Weihnachten 2016 blieb aus, ebenso ein offizieller Eintrag in der Metbull. Vielleicht wäre es auch diesbezüglich veranlasst, Rainer, hier mal ein paar Worte zu verlieren. Schließlich hast Du den Stein hier im Forum ins Rollen gebracht… War das nun was, oder nicht?
Im Folgenden möchte ich konkret zu dem jüngst publizierten Fund „Hocheppan“ meine persönlichen Zweifel an dessen Authentizität wie folgt begründen. Die in der Metbull präsentierten Bilder sind ja recht aussagekräftig, man erkennt wunderbare Details. Der zweifellos echte Meteorit weist aber eine für mich nicht nachvollziehbare Oberflächenstruktur auf. Das Stück glänzt auffällig, eben wie ein NWA Meteorit mit dem typischen Wüstenlack. Solche Stücke stehen zuhauf in meiner Sammlung. Nehmen wir dann aber zum Vergleich frische H5-Fälle/ Funde aus europäischen Gefilden, z.B. Kosice oder Pultusk oder auch frische Wüstenfälle, so haben diese zumindest meiner Erfahrung nach stets eine matte (!), samtige Oberfläche.
Hinzu kommt, dass europäische H5-Funde, wie z.B. Pultusk und sogar schon die späteren Kosice Nachfunde witterungsbedingt regelmäßig sichtbare Rostspuren haben, insbesondere an den Bruchstellen. Bei Hocheppan erkenne ich auf dem 1. Bild zwei Bruchstellen (Bruchstellen sind auch bestätigt in der Metbull-Beschreibung). Bei der Größeren handelt es sich möglicherweise um eine Stelle mit Sekudärkruste, auch die schützt vor Rost, dort erwarte ich nicht unbedingt sichtbare Spuren. Die kleinere Bruchstelle ist aber augenscheinlich frisch – jedoch ohne sichtbaren Rost. Aber auch an den „concentration-cracks“ würde ich rotbraunen Rost erwarten. Den kann ich aber nicht erkennen...
Wenn man die ungewöhnlich glänzende Oberfläche eines frischen H5 mit dem Einfluss von Wind und Wetter begründen wollen würde, fehlt definitiv der Rost!
Augenscheinlich handelt es sich bei der Oberfläche des Hocheppan meiner Auffassung nach schlicht um typischen Wüstenlack, weshalb der angebliche Fundort fraglich scheint. Außerdem vermisse ich typische Rostspuren eines H5 aus unseren Breiten. Auch aus diesem Grund passt der angebliche Fundort nicht so wirklich zum Meteoriten. Vielleicht wurden ja entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen getätigt, die den Fundort zweifelsfrei bestätigen. Dies sollte heutzutage sicherlich die Regel werden bei europäischen Funden. Zumindest wurde aber dazu nichts in der Metbull erwähnt. Eine 08/15 Klassi nach Typ, Masse, Klasse, Schockstufe, etc. ist bei europäischen Funden heute wohl ein wenig unterdimensioniert und nicht mehr allein veranlasst.
Ein Fallereignis der jüngsten Zeit hätte bei so einem Stück wohl hör- und sichtbare Eindrücke hinterlassen. Auch hier ist eine Zuordnung nach Aussage von Dieter nicht möglich, wobei ich diesem Argument nicht allzu viel Gewicht beimessen will. Es ist m.E. durchaus möglich, dass bei bewölktem Himmel so ein Fall unbeobachtet bleibt.
Allerdings hoffe ich, dass man mir als Laien erklären kann, wie ein H5, den man in feuchten Breiten fand, eine derart ungewöhnliche Oberfläche aufweisen kann. Ich würde mich sehr freuen über eine objektiv geführte Diskussion.
Gruß
Andi