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Meteoriten => Tektite ... => Thema gestartet von: Mettmann am Juli 06, 2009, 15:51:50 Nachmittag

Titel: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Juli 06, 2009, 15:51:50 Nachmittag
Das hört sich interessant an - mal sehen, was dabei herauskommt.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Noerdlingen/Lokalnachrichten/Artikel,-Der-Eisen-Meteorit-von-Steinheim-_arid,1703961_regid,2_puid,2_pageid,4504.html


"Der Eisen-Meteorit von Steinheim

Nördlingen/Steinheim (RN) - Er sei überzeugt, dass „die bisherige Geschichte über die Entstehung des Steinheimer Beckens in wesentlichen Teilen umgeschrieben werden muss“. Diese Äußerung des Steinheimer Bürgermeisters Rainer Schaller war so in der lokalen Zeitung kürzlich nachzulesen. Eine derart grundlegende Aussage musste einen wissenschaftlichen Hintergrund haben. Um diesen zu klären und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hatte der Förderverein des Rieskrater-Museums zu einem Vortrag geladen mit dem Thema: „Ries/Steinheim-Event, Mehrfachtreffer und Impactcluster in der Erdgeschichte“. Vom Institut für Planetologie der Universität Stuttgart wurde dazu Dr. Elmar Buchner begrüßt, der in Zusammenarbeit mit Dipl.-Geologen Martin Schmieder ins Zerin nach Nördlingen eingeladen wurde.

   
Aktueller Sachstand

Vor rund 40 Zuhörern, die vom Leiter des Rieskrater-Museums, Dr. Michael Schieber, begrüßt wurden, erläuterte der Referent zunächst den aktuellen wissenschaftlichen Sachstand. Er führte aus, dass nach bisheriger Meinung beide Meteoritenkrater, das 3,5 Kilometer große Steinheimer Becken und der 25 Kilometer weite Rieskrater, gleichzeitig entstanden sind und zwar durch den Aufschlag zweier unterschiedlich großer Steinmeteoriten. Was für das Nördlinger Ries allerdings nach wie vor gilt, muss im Fall des Steinheimer Beckens nach Meinung von Buchner revidiert werden.

Zugang zu Bohrkernen

Was war geschehen? Auf Vermittlung der stellvertretenden Leiterin des Rieskrater-Museums, Dipl.-Geologin Gisela Pösges, erhielten die beiden Stuttgarter Geologen Zugang zu Bohrkernen aus dem Steinheimer Becken, die im Keller des dortigen Meteorkrater-Museums im Ortsteil Sontheim lagerten. Ziel war es, mithilfe modernster Untersuchungsmethoden Fragen nach der Natur des Impaktkörpers und nach dem Zeitpunkt des Aufschlags zu stellen.

Dabei wurden die Bohrkerne, die in den Beckenbreccien (Trümmergesteine) gewonnen wurden, in Verfahrensweisen, die zum Zeitpunkt der Bohrungen noch gar nicht bekannt waren, wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen.

Erhöhter Nickelanteil

Dabei stellte sich heraus, dass in den Kernen Schmelzkügelchen und Eisensulfidkristalle auftraten, die erhöhte Gehalte an Nickel und Kobalt aufwiesen. Da in vielen Eisenmeteoriten ähnliche Erscheinungen zu beobachten sind, nehmen die Geologen an, dass es sich dabei um die geochemischen Spuren des Steinheimer Meteoriten handelt. Die Sensation war perfekt: Nicht ein Stein-, sondern ein Eisenmeteorit soll die Bildung des Steinheimer Beckens verursacht haben.

Das bedeutet aber nun, dass das Ries und der Steinheimer Krater nicht vom gleichen Meteoriten herausgesprengt werden konnten, und damit verbindet sich auch die Frage der Gleichzeitigkeit. Während das Ries nach neuesten Methoden 14, 3 bis 14,4 Millionen Jahre alt ist, liegen die Steinheimer Daten noch nicht vor.

Lebhafte Debatte

Es stellt sich dabei aber auch die Frage, ob ein etwa ein Kilometer großer Steinmeteorit (Ries) einen etwa 100 Meter großen Begleiter (Steinheim), den man auch als dessen Mond bezeichnen kann, sich als einen derart schweren Nachbarn suchen und einfangen konnte.

Eine lebhafte Debatte, die vom 1. Vorsitzenden des Fördervereins, Dipl.-Geologe Ralf Barfeld aus Nördlingen, geleitet wurde, schloss sich an den Vortrag an, bei der der Referent mit Fragen regelrecht eingedeckt wurde."


 :prostbier:
Martin


Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: chief-impactor am Juli 06, 2009, 17:34:13 Nachmittag
http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2009/pdf/5075.pdf


sonstige neuerungen
http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2009/pdf/sess101.pdf
http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2009/pdf/sess108.pdf

gruss olaf
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: karmaka am Dezember 17, 2020, 11:33:46 Vormittag
Neues von heute:

New discovery of two seismite horizons challenges the Ries–Steinheim double-impact theory

Elmar Buchner, Volker J. Sach & Martin Schmieder

Scientific Reports 10 , 1–14
Published: 17 December 2020

LINK (https://www.nature.com/articles/s41598-020-79032-4)

PDF (https://www.nature.com/articles/s41598-020-79032-4.pdf)
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: OrgaMet am Dezember 17, 2020, 16:41:58 Nachmittag

Whouahou ! Change of paradigm !  :super:  x-09
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Gibeon2010 am Dezember 17, 2020, 18:13:03 Nachmittag
Sehr interessant.  :super:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Dezember 18, 2020, 01:23:32 Vormittag
Ehm, wär das jetzt bös, wenn ich anmerkte, daß Buchner und Schmieder die Autoren der Saarland-Impakt-Theorie sind?

menno...ich kann doch auch nix dafür...    :aua:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Met1998 am Dezember 18, 2020, 08:40:50 Vormittag
Moin Mettmann,
hättest ruhig nen Link dazu setzen können, gibt ja seit 2019 einige Neulinge im Forum!  :fluester:

https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=12444.msg148482#msg148482 (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=12444.msg148482#msg148482)
und
https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=12444.msg148517#msg148517 (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=12444.msg148517#msg148517)
und
https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=12441.msg148466#msg148466

Gruß Met1998  x-02
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: hugojun am Dezember 18, 2020, 13:58:56 Nachmittag
Ich musste erst mal zwei neue Begriffe lernen:

„Seismites“  und „liquefaction“ , keine Ahnung , wie man den zweiten Begriff aussprechen soll.

Der Beitrag ist erst einmal sehr schlüssig und interessant, setzt man alle Annahmen als Fakten voraus.
Die Hauptargumente verbergen sich hinter den beiden obigen Begriffen.
Nach einigen Recherchen habe ich folgende Aussage dazu gefunden:

“. Many triggering mechanisms can lead to a state of liquefaction (Fig. 16). At present, there are no unique criteria to distinguish
 liquefaction induced by earthquake from liquefaction induced by meteorite impact or sediment loading, or other triggers (Fig. 16).
Although researchers have acknowledged this trigger-related problem (Moretti, 2000; Owen, 1987; Owen et al., 2011),
 the continued application of the seismite nomenclature by researchers, emphasizing the earthquake as the sole trigger,
is rather disturbing (see articles in this issue)
. In nature, dish structures formed by liquefaction associated with earthquakes
will look the same as dish structures associated with sediment loading. Unlike primary sedimentary structures that can be used
to infer depositional processes, such as traction and suspension (Sanders, 1963), SSDS cannot be used to distinguish one trigger from the other.
However, there are claims of recognizing triggers (Moretti and Sabato,”

Den Volltext gibt es hier:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2095383616300530

Jeder möge sich seine Meinung bilden, vorurteilslos.

LG
Jürgen

Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: karmaka am Dezember 18, 2020, 14:44:23 Nachmittag
keine Ahnung , wie man den zweiten Begriff aussprechen soll.

[ˌlɪkwəˈfækʃən] (https://www.collinsdictionary.com/sounds/hwd_sounds/en_us_liquefaction.mp3)

liqui aus liquid und faction aus satisfaction  :einaugeblinzel:

Das Wort für eine Schmelze oder ein Schmelzen gab es im Englischen schon um 1400.
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: hugojun am Dezember 18, 2020, 17:10:23 Nachmittag
Dann hoffen wir mal,
 dass die Theorie sich nicht airfactioned ,
also in Luft auflöst. :weissefahne:
LG
Jürgen
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: OrgaMet am Dezember 18, 2020, 18:01:34 Nachmittag

"Liqui-faction" am Freitag vor dem 4. Advent ist schon mal ein gutes Weihnachtsbier !  x-09
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Dezember 18, 2020, 20:34:37 Nachmittag
Tach Met1998,
ich wollte nicht verlinken, bis das unlängst entdeckte tschechische Impaktkraterfeld von Buchner, Schmieder et al. ebenso hieb- und stichfest bewiesen sein wird, wie der von Hesiod besungene Chiemgau-Impakt.
Zumal ich meine mehrstündigen - ach man kann sagen im Grunde meine Lebensaufgabe - Forschungen zu dem Komplex noch nicht preisgeben wollt, aber… weil Weihnacht ist, es sei!

Ich meine (die mir eigene Bescheidenheit verbietet mir Sensationsheische), dieses neuentdeckte Kraterfeld philologisch datieren zu können
und darüber hinaus kann dieser Fund eine der rätselhaftesten ethnographischen Fragestellung lösen,
nämlich die oft verworfene Hypothese, daß der Ursprung der Bajuwaren/Bojer in Böhmen zu suchen wäre,
abschließend bestätigen!

Ebenso wie die Kelten, insbesondere die Chiemgau-Kelten, verfügten die Bajuwaren über keine schriftliche Überlieferung
(weswegen Hesiod ja auch Augenzeuge des Chiemgau-Impakts gewesen sein muß), sondern über eine rein orale Tradierung ihrer Mythen und Genealogie.
Dennoch bin ich auf diese, in der heimischen Impaktologie bislang unbemerkt gebliebene, uralte bairische Volksweise gestoßen:

Es war ein Schütz in seinen schönsten Jahren,
der wurd hinweggeputzt von dieser Erd;
man fand ihn erst am neunten Tage
bei Tegernsee am Peißenberg.


Wir können die volkskundlichen Interpretationen der Neuzeit beiseite schieben, getriggert durch das Verb „hinwegputzen“; da dieses im Gesamtbestand des alpenländischen Liedgutes völlig singulär ist.
Betrachtet man nun diesen uralten Sang der autochthonen Oberbaiern unter dem Aspekt des neuentdeckten Kraterfeldes in Tschechien,
gibt es einen erstaunlich präzisen Ablauf aus der frühen Südostmitteleuropäischen Völkerwanderung wieder,
der seinesgleichen sucht.
Es ergibt sich folgender Befund:

Nach der verheerenden Verwüstung durch das multiplen (kometaren s.u.) Impaktereignis,
führt der Kriegerkönig *Hindu-bin (->Jennerwein) die in Böhmen ansässigen Bajuwaren in ihr heutiges Stammesgebiet.
Sie finden dort die wohlbekannten Terrainformen der entgangenen Katastrophe wieder in den Impaktfeldern des Chiemgaus, das in den wenigen Generationen danach und durch den Kohlenstoffeintrag durch die Kometentrümmer mittlerweile üppig überwuchert, ihnen für den Ackerbau und die Viehzucht als besonders fruchtbar erscheint.
Da ihnen ersichtlich, daß diese Gegend auf völlig gleiche und gleich vernichtende Weise wie ihre böhmische Heimat durch den Zorn ihrer Götter bereits einmal heimgesucht worden sein muß, verspricht dieser Ort Sicherheit. (Anm. Das Diktum, der Teufel scheiße stets auf den gleichen Haufen, entstammt der urchristlichen Eschatologie - ist für den Endpunkt des Bajuwarenzug also unerheblich).
An den von dem Chiemseetsunami entvölkerten und von den heimischen überlebenden Kelten gemiedenen Gestaden des fischreichen Chiemsees lassen sie sich nieder.

In nur wenigen Generationen bilden die Bajuwaren über die Nachfahren der durch den Chiemgauimpakt zahlenmäßig dezimierten Restkelten das Superstrat.
Von diesen erlernen sie die Nutzung der Chiemitvorkommen zur Waffenherstellung.
Kurzer Rückgriff: das CIRT konnte ja nachweisen, daß dieses Chiemit von den Chiemgaukelten alsbald zur Herstellung eines besonders widerstandfähigen Stahls für den Gladius, das römische Kurzschwert, verwendet wurde und daß erst dieser waffentechnologische Fortschritt Rom in die Lage versetzte, sein Weltreich zu erobern.

Damit gelang es den Bajuwaren schließlich in rel. kurzer Zeit ihr neu besiedeltes Stammesgebiet beträchtlich zu erweitern und bspw. gegen die Gotenzüge zu halten.  (s.a. E.A.Quitzmann, 1873, der das bairische Schimpfwort „Gloiff“, „Gluife“ = Volldepp, auf die abgewehrten Agilolfinger zurückführen kann).

So bezeugt auch Venantius Fortunatus schon im Jahre 565 in seiner Vita Martini diese überlegene Wehrhaftigkeit der Baiern und die Ausweitung ihres Siedlungsbereiches auf die cislechischen Gebiete.
(IV, Vers 642-646):“… pergis ad Augustam, qua Virdo et Licca fluentant. Illic ossa sacrae venerabere martyris Afrae. Si vacat ire viam neque te Baiovarius obstat, qua vicina sedent Breonum loca, perge per Alpem, ingrediens rapido qua gurgite volvitur Aenus.“

"...wanderst du weiter nach Augsburg, wo Wertach und Lech fließen. Dort kannst du demütig die Gebeine der hl. Märtyrerin Afra verehren. Wenn der Weg frei zugänglich ist und sich dir kein Bajuware entgegenstellt, wandere über die Alpen weiter, wo sich das Gebiet der Brenoner anschließt und wo sich reißend und gurgelnd der Inn herabwälzt."

Ich weiß: der vorurteilsfreie Forumler wird diese lückenlosen Bestätigung und die Datierung des neuen böhmischen Kraterfeldes aus dieser ganz unerwarteten Richtung begeistert mit mir teilen;
allein gibt es solch notorischen Skeptiker wie den Orgamet,
der einwenden wird, es handele sich lediglich um eine Indizienkette, die die Qualität der Beweisführung in den Veröffentlichungen der CIRTnahen Wissenschaftler zur Enthüllung des Chiemgau-Impaktes als Wahren Kern und Initialfunke für die Phaeton-Sage nicht übertrifft,

aber warte Orga, bevor Du Dir die Konkursmasse der Glühweinstände einverleibst, gleich folgt der zweite Streich, der Dich restlos überzeugen wird!

Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: ironsforever am Dezember 18, 2020, 21:54:47 Nachmittag
Zitat
neque te Baiovarius obstat

Mettmann, an Dir kommt einfach keiner vorbei! :lacher: :super:

Sei gegrüßt von einem Mitbayern!  :prostbier:, nein ,wart, wir müssen unsrem Ruf gerecht werden :aua:

Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Dezember 19, 2020, 00:17:54 Vormittag
Andi, es kommt noch dicker, ja der Glühwein.....

Nun,
nach dem wir orale Tradierung und die externen Schriftzeugen abgehandelt haben,
werde ich mich des Handwerkzeugs eines jeden guten Völkerkundlers bedienen,
dem bei rein mündlichen Stammeskulturen eben die Bildwerke, der vestimentäre Code, die Ritualgegenstände, die Gebräuche zur interpretierenden Taxonomie zur Verfügung stehen.

Im folgenden werde ich nicht nur das tschechische Impaktfeld manifestieren, sondern in einen historischen Zeithorizont mit dem Chiemgauereignis und dem Saarlandimpaktfeld einordnen können und darüber hinaus sogar die genaue Natur der ursächlichen Meteroiden ableiten.

Mit erstaunlicher Konstanz wird in dem heutigen Oberbayern und insbesondere in der Chiemgau-Region noch heute ein ritueller Tanz
gepflegt und von Generation zu Generation überliefert:
Das sog. Plattln.

(platteln -> einebnen, gewaltsam plattmachen, zerstören).

Hartnäckig hält sich die Auslegung der fehlgehenden preußischen Expeditionen der 2.Hälfte des 19.Jhd, dieser Spezialtanz imitiere das Balzverhalten des einheimischen Auerhahns, doch betrachten wir uns den genauen Ablauf dieses Tanzes einmal näher:

Auf einer weitläufigen Kreisbahn schreitet das mannbare Mädchen, das „Dearndel“, in permanentem schnellsten Wirbel um die eigene Achse begriffen, langsam und stetig voran.
Zu Beginn verharrt der geschlechtsreife Knabe, der sog. „Bor“, zunächst an einem exzentrischen Punkt innerhalb dieses Kreises ruhend.

Langsam setzt er sich in Bewegung. Seine Tanzbahn wird eine Klothoide sein, mit der er schließlich das auf der äußeren Kreisbahn beständig vorrückende „Deandl“ erreicht – was einige Vorausberechnung impliziert.
Sobald er sich in Bewegung setzt, wird seine Drehung dergestalt sein, daß er dem Zielpunkt seines Bemühens stets das Gesicht zuwendet: Es handelt sich also um eine gebundene Rotation.
Den Beginn seiner Bewegung kündet er durch das Aufstampfen des Fußes, seine zerstörerische virile Kraft bekundend.
Nun tanzt er die Klothoide ab, dabei stampft er abwechselnd mit dem linken und rechten Standbein auf und klatscht im Wechsel mit der flachen Hand kräftig auf Oberschenkel und Absatz des freien Beines, um Knallgeräusche zu erzeugen.
Bezeiten beginnt der Bor zusätzlich schneidende Juchzlaute auszustoßen.

Je näher er dem Dearndel – und sie ist die fruchtbare Tochter- und Heimatgöttin *Zen-Zi  -  je enger die Spirale wird, desto höher wird die Klatsch- und Stampffrequenz, bis es sich zu einem infernalischem Getöse steigert.
Unschwer ist zu begreifen, daß es sich um die Imitation der unheilvollen Überschnallknälle, der Fragmentationen des Meteroiden und der grauenhaften Impaktexplosionen handelt.

Klimax der Darbietung ist das Erreichen des Ziels:
Der Bor fängt das Dearndel ein.  Der Todbringer *Zepyl plättet buchstäblich die *Zen-Zi ,
die Götterdämmerung der Heimat, das Verdorren allen Lebens. Die Katastrophe, deren Zeugnis nun nicht länger nur durch den Tanz auf uns gekommen ist, sondern dessen Spuren wir in dem böhmischen Kraterfeld offen vor uns liegen haben.

Er packt es, umwirbelt es, löst sich und schleudert sich selbst wieder fort ins Innere des Kreises.
Mit zunehmender Entfernung vom Dearndelgäum reduziert der Bor seine Geschwindigkeit konstant, der hölische Lärm ebbt ab, bis er wieder an seinem Ausgangspunkt zum Stillstand kommt. – Nun beginnt der Tanz von Neuem. Ad libitum.

Dem Dearndel werden von den verheirateten Stammesfrauen, die Bajuwaren pflegen die Einehe, Drogen verabreicht, um es in Trance zu versetzen
(„es darf sich nicht schpeim“), damit es seine schnellen Drehungen erträgt;
die Stammesältesten flößen dem Bor ein Sud aus vergorenem Getreide ein, ferner berauscht er sich durch seine Lautäußerungen während des Stammestanz.

Längst erkannt haben es die Forenastronomen:
Das Mädchen in seinem stetigen Umschwunge ist die Erde;
Die exzentrische, tempovariierende, sich wiederholende Darbietung des Jüngling ist die unzweifelhafte Imitation eines Kometen,
und zwar eines kurzperiodischen Erdbahnkreuzers.

Für die astronomisch weniger Bewandten sei noch ausdrücklich auf die rituelle Kopfhaube des Tänzers aufmerksam gemacht:
Je nach Region ist diese topf- oder radförmig, prominent an ihr ist immer ein besonderer Putz angebracht: Ein kegelförmig abgebundenes, dichtes Büschel bestehend aus den Genickhaaren der männlichen Gemse (Rupicapra rupicapra).

Ich stimme zu, in diese besondern Manneszier das Abbild eines Shatter Cone hineinlesen zu wollen, insbesondere da solche in den Kraterfeldern Tschechiens, dem Saarland und dem Chiemgau gänzlich absent sind, wäre hergeholt;
noch mag es plausibel erscheinen, der Haarbausch verbildliche die Leuchterscheinung des Meteors, schließlich ist das Phänomen des Nachleuchtens und der Rauchfahne äußerst dünn und langgestreckt und konnte von den Bajuwaren am Fallort perspektivisch gar nicht wahrgenommen werden,
nein,
dieses konische Haarbüschel ist letztlich von frappierender Ähnlichkeit mit der Form des Kometen am Nachthimmel in den Wochen vor dem Einschlag, wie sie sich dem unbewaffneten Auge darbietet.
Man denke an lat: Comes – das Haupthaar -> cometa: der Haarstern.

(dazu auch: Schimmelpech, Serensdottir, v. Finniken : The Orbit of Sirius B in the vestimental Habitus of the Dogon tribe; Pausback&Vortex-Verlag, Los Angeles, Sindelfingen 1978).

Wie konstant, ja nahezu hermetisch und damit für unsere Fragestellung im besonderen Maße zuverlässig die Tradierung dieses Tanzes ist, läßt sich an der vehementen Weigerung der zahllosen volkstanzpflegenden Vereine in den anderen Gauen, der heutigen Regierungsbezirke Bayerns ablesen, den Plattl-Tanz zu kanonisieren oder Wettbewerbe (sog. „Preisplattln“) abzuhalten.
Die Franken und die translechischen Sueben/Schwaben lehnen das Plattln rundheraus als bei ihnen nicht althergebracht ab; die Niederbayern verweisen darauf, daß es bei ihnen Auerhähne nie nicht gegeben hätte.

.....
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Dezember 19, 2020, 00:30:34 Vormittag
Und hier schließt sich nun der Kreis.
Es wurde der Nachweis erbracht, daß die Impaktkatastrophe in Tschechien stattgefunden hat und die Wanderungsbewegung der Bayuwaren auf ihr heutiges Gebiet ausgelöst hat. Und umgekehrt erlaubt uns die Ankunft der Bajuwaren im Chiemgau eine zeitliche Einordnung des Bohemian Impact Events in historische Zeit, in einem Zeitrahmen weniger Jahrhunderte nach dem Chiemgau-Ereignis.

Mit dem Saarland-, dem Chiemgau- und dem tschechischen Kraterfeld sehen wir eine räumliche Dichte solcher ausgedehnten Impaktstrukturenkontexte auf einem schmalen geographischen Streifen als auch eine zeitliche so eng begrenzte Eintrittshäufigkeit, wie beides für sich genommen auf der Welt einzigartig ist.

Diese beiden besonderen Gegebenheiten, wie auch der besondere Umstand, daß in allen drei Impaktfeldern weder Meteoriten/Impaktoren, noch planare Deformationen, noch shatter cones nachzuweisen sind, konnten erklärt werden.

Es wurde gezeigt und überzeugend belegt, daß diese periodischen eintretenden Katstrophen überhaupt nur durch einen kurzperiodischen Kometen eintreffen konnten.
Dies wird insbesondere durch den Nachweis des Impaktminerals Chiemit sowohl erstlich im Chiemgau, als auch im Saarland bestätigt.

Ausblick:
Ein Nachweis ebenfalls von Chiemit im böhmischen Feld wäre nicht überraschend. Sollte er wider Erwarten nicht gelingen,
mögen die Krater durch Airbursts des flüchtigen, wenig stabilen Kometenmeterials erklärt werden.

Nach der gelungenen zeitlichen Einordnung des Chiemgau- und des böhmischen Impaktevents, steht gleiches noch fürs Saarland aus.
Die im Impakthorizont geborgenenen archäologischen Artefakte ergeben noch kein abschließendes Bild.
Ich sehe es jedoch als letztes der drei Ereignisse, auf jeden Fall vorkarolingisch, aber nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches.
Die ansässigen gallo-keltischen Einheimischen waren mindestens so kunstfertig in der Stahlerzeugung wie die Chiemgaukelten, offensichtlich aber konnte das untergehende Imperium diese Ressource nicht mehr nutzen. Daß die Technik und das Chiemit vorhanden war, sieht man an der ungebrochnenen Tradition der Eisenverhüttung im Saarland bis zu ihrem Ende in der allerjüngsten postindustriellen Zeit.

Fönde man aber im Chiemgau mediomatrisch beeinflußte Eisenartefakte, wäre von einem regen Austauch der Kelten des Saarlands und des Chiemgaus auszugehen, das böhmische Feld wäre somit das letzte.
Die Airburst-Theorie für letzteres wäre u.U. zu belegen durch bislang als anthropogene Glasschlacken mißdeutete Funde,
es sei ausdrücklich auf das Libysche Wüstenglas verwiesen und den Umstand, daß das böhmische Glas seit Jahrhunderten einen ähnlichen Weltruf genaß wie die Chiemgauer Keltenklingen zur Römerzeit.

Schließlich sei noch auf den oberitalischen Impaktkrater hingewiesen, der das Resultat jenes Meteors ist, der Constaninus zum Christentum bekehrt hatte.
Still ist es um ihn die letzten Jahre geworden, doch lohnenswert wäre eine Neuüberprüfung hinsichtlich der jüngst gewonnenen sensationellen Erkenntnisse aus den drei neuen zentraleuropäischen Impaktfeldern. Die Aussicht ist gut,
ihn in diesen Kontext stellen zu können, der nicht nur die Weltgeschichte auf den Kopf gestellt hat, sondern dank der hier lobend erwähnten Autoren auch die komplette Impaktforschung zu neuen Ufern befördert hat.
Es gibt also noch viel zu tun.

Disclaimer, es handelt sich um keine wissenschaftl. Veröffentlichung; der vorurteilsfreie Leser bedenke, daß es sich um einen rein informellen Beitrag handelt.

Schnell zusammengezimmert, denn das stellt jeden Weihnachtsbetelgeuze in den Schatten,
eine Große Konjunktion zum Wintersolistiz!!!   :wow:

- d.h. ich muß schauen, ob Myrrhe zu den Gütern des tägl. Bedarfs gehört und ich morgen noch gschwind einen shutopenen Laden find!

(Außerdem beschäftigt mich die Frage:   Wenn ich zur kathol. Christmette geh und mich dort mit Covid infizier und hernach dran versterb –
bin ich dann ein Märtyrer und werd automatisch heilig auch ohne verifizierte Wunderheilungen nach postumer Anrufung?)

Derweil!
Euer Spekulatius.
 x-09
Mettmann

PS: Ich gestatte Buchner, Schmieder et al. und dem gesamten CIRT die obigen nahrhaften Früchte meiner Forschung für ihr Opus Magnus zu verwenden, unter einer einzigen Bedingung:  Meine Co-autorenschaft muß unter allen Umständen und auf alle Zeit verheimlicht bleiben.


Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: BlackLabel am Dezember 19, 2020, 01:39:53 Vormittag
@Mettman:
Du fasziniert mich immer wieder mit Deinen Beiträgen. Du bist irre oder ich versteh Dich falsch bzw. nicht (oder beides). Aber ich mag Dich...
Du bist einer der (Haupt-)Gründe, warum ich als Goldsucher auch die Met-Themen lese.
Mach bitte weiter so!

Beste Grüße
BlackLabel
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Riesgeologie am Januar 27, 2021, 12:38:50 Nachmittag
Hallo zusammen,

der der Vollständigkeit halber möchte ich auf den Albuch Boten vom 21. Januar 2021, No. 3 aufmerksam machen, der hier https://www.steinheim.com/fileadmin/Dateien/Website/Dateien/Rathaus_Service/Mitteilungsblatt/Albuch_Bote_2021/bote_03.pdf (https://www.steinheim.com/fileadmin/Dateien/Website/Dateien/Rathaus_Service/Mitteilungsblatt/Albuch_Bote_2021/bote_03.pdf) als pdf heruntergeladen werden kann.

Der populärwissenschaftliche Aufsatz erschien also im Amtsblatt der Gemeinde Steinheim mit Söhnstetten (Link: https://www.steinheim.com/rathaus-service/amtsblatt?tx_hwnews_hwnews%5B%40widget_0%5D%5BcurrentPage%5D=1&tx_hwnews_hwnews%5Baction%5D=list&tx_hwnews_hwnews%5Bcontroller%5D=Newsartikel&cHash=51859d8bd93c14f45c6c14d0d8124f3f (https://www.steinheim.com/rathaus-service/amtsblatt?tx_hwnews_hwnews%5B%40widget_0%5D%5BcurrentPage%5D=1&tx_hwnews_hwnews%5Baction%5D=list&tx_hwnews_hwnews%5Bcontroller%5D=Newsartikel&cHash=51859d8bd93c14f45c6c14d0d8124f3f) und wurde von E. Buchner, Sach, V.J. & Schmieder, M. als vorgefertigter Pressetext erstellt.

Herzliche Grüße

Oliver
 :hut:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Met1998 am Januar 29, 2021, 14:57:28 Nachmittag
Hallo Oliver,
nachdem ich Mettmann seine 3 „Bücher“ zum Thema gelesen, aber nicht viel verstanden habe, hätte ich eigentlich gedacht, dass du der im Ries- Einschlagskessel sitzt, die Goldsucher, Tektit-und Steinesammler, Mitleser, Gäste, usw.
mal aufklärst,
was von deinen beiden Links im Albuch Boten zu halten ist.
  :gruebel:

Schließlich geht der Thread ja schon seit 2009! :wow:

Met1998  :hut:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Riesgeologie am Januar 29, 2021, 16:58:42 Nachmittag
Hallo zusammen,

jetzt ist der Groschen gefallen  :laughing:
Bin einfach aus den privaten Mitteilungen nicht schlau geworden.

Nun zu der Hypothese:
Zur Entstehung des Nördlinger Rieses und zum Steinheimer Becken hat es viele Theorien gegeben. Die jetzt diskutierte Variante ist erst mal eine Annahme, die zukünftig von weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt oder verworfen werden wird. Paläontologisch gibt es eine gewisse zeitliche Diskrepanz, das wurde schon vorher beschrieben und ebenfalls diskutiert (z. B. Brackwassersee - Karstwassersee mit der jeweiligen Flora und Fauna) . Andererseits wären räumlich so nahe beieinander liegende Krater in geologisch relativ kurzem zeitlichen Entstehungsabstand schon ungewöhnlich. Zumal neuere Asteroidenbeobachtungen doch zeigen, dass die durchaus Monde haben können. Ich persönlich lasse das erst einmal als das, was es ist, nämlich eine Hypothese, stehen. Zukünftige Untersuchungen werden dann mehr zeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich die Lehrbücher nicht gleich umschreiben.

Herzliche Grüße
Oliver
 :hut:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 01, 2021, 11:47:26 Vormittag
Hm, die Fragen und persönliche Mitteilungen zu dem Thema reißen nicht ab ...


Nun also zu meiner persönlichen Meinung, ob das Steinheimer Becken und das Nördlinger Ries gleichzeitig oder durch zwei unabhängige Impaktereignisse entstanden sind:

Natürlich habe ich mir die Publikation von Buchner et al. (2020, 2021) durchgelesen und mir so meine Meinung gebildet. „nature research“ ist schon ziemlich weit oben aufgehängt. Allerdings ist keiner der drei Autoren ein wirklich anerkannter Sedimentologie. Zudem gab es von Herrn Buchner immer wieder sehr bemerkenswerte Hypothesen, Theorien und Papers (z. B. antiker Meteoriten-Buddha, der sich als Fälschung herausstellte, bis heute nicht gesichertes Meteoritenfragment des „Steinheim-Impaktors“ etc.). Mir sind das fast zu viele Forschungsschwerpunkte (Archäologie, Geochemie, Sedimentologie), um in einem Forschungspunkt wirklich tief verwurzelt zu sein.

Nun zu den Meteoriten-Events zum Steinheimer Becken – Nördlinger Ries:
In der Wissenschaft wird bereits seit langer Zeit darüber diskutiert, ob die beiden Krater gleichzeitig oder nacheinander entstanden sind. Diese Erkenntnis beruht vor allem auf paläontologischen Vergleichen der Flora und Fauna. Eine Erklärung könnte sein, dass sich die beiden Becken mit den entstandenen Kraterseen prinzipiell unterscheiden (Brackwassersee – Karstwassersee) und dadurch eine zeitlich verzögerte und sehr unterschiedliche Entwicklung stattgefunden hat. Sooo brandneu ist diese Vermutung der zeitlichen Diskrepanz also nicht.

Wenn ich mir die Fotos der Molasseablagerungen von Buchner et al. (2020; 2021) anschaue, dann könnte das meiner Meinung nach ziemlich viel sein. Natürlich kommt ein Seismit in Betracht. Oder diagenetsiche Prozesse des noch weichen, wasserhaltigen Sediments. Oder eben auch eine ehemalige subaquatische Rutschung, wie sie aus den Molasseablagerungen im Alpenvorland von mehreren Orten bekannt und gut dokumentiert sind. Diese Rutschungen können natürlich im Zuge der Orogenese der Alpen und der mit der Hebung stark einsetzenden Erosion und Sedimentation im Vorlandbecken immer entstehen. Auch können diagenetische Prozesse (Methangasbildung und Ausgasung, Entwässerung des noch weichen, stark wasserhaltigen Sediments) oder seismische Ereignisse (in Verbindung mit plötzlicher Entwässerung oder Sedimentverflüssigung durch tixotrope Prozesse), die ja auch immer in direkter Verbindung zu den orogenen Prozessen der Alpen stehen können, solche Rutschungen auslösen.

Die Alpenentstehung ist ja in mehrere Phasen gegliedert, die ihrerseits im Vorlandbecken zu Meereseinbrüchen und –rückzügen mit sehr unterschiedlichen Sedimentationsräumen und Sedimentationsraten im Kontext stehen (z. B. OSM, OMM etc.). In diesem Zusammenhang wird natürlich auch Sediment bewegt oder umgelagert, wodurch neue Ablagerungsräume oder Erosionsdiskordanzen entstehen. Und genau das wird letztlich in Buchner et al. (2020) abgebildet (z. B. Fig. 2, Fig. 4, Fig. 7). Der Brockhorizont ist ganz sicher die Zeitmarke „Impaktereignis“ (Nördlinger Ries/Steinheimer Becken), allerdings sehe ich da noch keinen direkten Zusammenhang zu dem „slump“, also einer subaquatischen Rutschung, die direkt unterhalb der Diskordanz angeschnitten ist. Die ist meines Erachtens älter und kann verschiedenste Ursachen haben (z. B. Erdbeben, Vulkanausbrüche, aber auch vermehrter Eintrag von Erosionsschutt durch die entgehenden Alpen und damit einhergehende Rutschungen). Für eine fundierte Theorie müsste da meines Erachtens sehr viel tiefer auf die grundlegenden sedimentologischen Prozesse eingegangen und die verschiedenen Prozesse Schritt für Schritt diskutiert und ausgeschlossen werden. Dies ist in einem Journal wie „nature research“ gar nicht möglich, hier soll ja eher auf neue, wegweisende multidisziplinäre Ergebnisse hingewiesen werden, nachdem zumindest Teile dieser Ergebnisse in Fachzeitschriften (z. B. Sedimentology) ausführlich diskutiert wurden. Selbst in ihrem eigenen Aufsatz „Enigmatic earthquake-generated large-scale clastic dyke in the Biberach area (SW Germany)“ (Sach et al. (2020) in dem Journal Sedimentary Geology) geben die drei Autoren als Grund für die Entwässrung des Molassesediments ein relativ starkes Erdbeben durch eine phreatomagmatische Explosion im Urach-Kirchheim-Vulkanfeld oder möglicherweise den Steinheimer-Becken-Impakt an. Und für die Angabe einer Magnitude sollte ohnehin erst einmal die Ursache und Wirkung und dann ein Modellierer für Impaktereignisse konsultiert werden. Meines Wissens hat dies aber nicht stattgefunden.

Und dann zu den „planaren Deformationsmerkmalen“ von Buchner et. al (2020): Die sollten meiner Meinung nach von einem absolut anerkannten Fachmann untersucht, ausgewertet und dann interpretiert werden (ggf. in einem einzelnen separaten Paper, nicht als mündliche Mitteilung). Ich erinnere nur an die über Jahre anhaltende Diskussion zur Graupensandrinne (Buchner – Schweigert – Seyfried) oder noch weiter zum „Chiemgau-Impakt“ (Ernstson und andere). Eine rein optische Ähnlichkeit führt sehr schnell zu einer Überinterpretation und schließlich Fehlinterpretation (z. B. „Chiemgau-Impakt“ und andere „Meteoritenkrater“, siehe auch Link: http://www.impaktstrukturen.de/publikationen/andere-publikationen/sind-gebogene-planare-deformationsstrukturen-pdfs-keine-pdfs/). Man möchte fast meinen, dass überall im Erosions- und Alpenschutt „planare Deformationsmerkmale“ gefunden werden; zumindest, wenn nach diesen gesucht wird. Nun ja.

Nach meiner Meinung gibt es bei dieser Hypothese noch viel zu viele zu viele offene und ungeklärte Fragen (Ähnlich wie bei dem Metallfragment, welches Teil des Steinheimer-Becken-Impaktor gewesen sein soll oder wie bei den erwähnten planaren Elementen aus der Molasse und andernorts mit Impaktereignissen in Verbindung gebrachte Beobachtungen.). Bemerkenswert ist allerdings, dass der Aufsatz bei "nature research" angenommen wurde. Vielleicht sollte ja so eine Debatte ja angeregt werden.

Und weiter:
In neuerer Zeit wurden verschiedene Raumsonden zu diversen Asteroiden geschickt. Hierbei hat sich gezeigt, dass Asteroiden mit einem kleineren Mond gar nicht so selten und unwahrscheinlich sind. Im Gegensatz zum Mond (hier werden Meteoritenkrater nicht gleich wieder erodiert oder zusedimentiert und hier können natürlich unterschiedlich alte Krater direkt nebeneinanderliegen) werden auf der Erde größere Impaktkrater sehr schnell wieder erodiert oder zusedimentiert. Auf der Erde sinkt folglich die Wahrscheinlichkeit, dass in unmittelbarer Nähe unterschiedlich alte Krater erhalten bleiben. Und dass innerhalb weniger tausend oder hunderttausend Jahre zwei unabhängige Impaktereignisse durch größere Asteroiden stattfinden ist natürlich möglich, dennoch halte ich es eher unwahrscheinlich. Dies ist meine derzeitige persönliche Meinung zu dieser Sache.

Wenn dieses unwahrscheinliche Ereignis tatsächlich stattgefunden haben soll und dies in einem renommierten Journal postuliert wird, dann sollte es unbedingt auch interdisziplinär und fundiert belegt werden (z. B. durch Modellierer, Sedimentologen, Paläontologen, Mineralogen etc.). Sonst wachsen Hypothesen durch schreibwütige Autoren in den Himmel (z. B. Chiemgau-Impakt, Tüttensee-Krater, bis hin zu dem nur als „traurig“ zu bezeichnenden Aufsatz „Nördlinger Ries (Ries-Krater) – Bunte Trümmermassen und die Gravimetrie“, siehe hier unter „5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen“, wo von einem eigenständigen, kleineren Krater auf Blatt Bissingen gefaselt wird, der durch eine abgetrennte kleinere Masse des Riesimpaktors entstanden sein soll. Link: http://www.impaktstrukturen.de/). Es sollten also nicht zu schnell die Fachfücher und die Entstehungsgeschichte eines Naturraumes wie dem des Nördlinger Rieses oder des Steinheimer Beckens umgeschrieben werden. Vielleicht sind solche ins Kraut schießende, wissenschaftlich nicht oder nur wenig belegte Hypothesen eine unschöne Entwicklung unserer modernen Zeit.

Herzliche Grüße

Oliver
 :hut:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Eckard am Februar 04, 2021, 11:59:37 Vormittag
Hallo Forum,

hier noch ein kleiner Beitrag zu dem Thema, den ich heute bekam.

Der Link:
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/noerdlinger-ries-und-steinheimer-becken-zwei-unabhaengige-asteroideneinschlaege-in-deutschland/

Viel Spaß beim Lesen und beim Video.

Besten Gruß
 :winke:
Eckard
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Eckard am Februar 05, 2021, 19:40:31 Nachmittag
Hallo Forum,

vielleicht noch für den einen oder anderen interessant, ein Kurzbericht (von 2015) über einen Doppel-Impakt in Schweden.

Der erste und der letze Link funktionieren nicht mehr, darum gebe ich hier die anderen 2 Links gleich mit an.

https://www.bbc.com/news/science-environment-26172181

https://www.spektrum.de/news/doppelter-volltreffer-in-schweden-nachgewiesen/1365870

https://www.nature.com/articles/ngeo.2007.37

Besten Gruß
 :winke:
Eckard
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Thin Section am Februar 05, 2021, 22:29:40 Nachmittag
https://www.bbc.com/news/science-environment-26172181

Ein Auszug aus dieser Quelle:

Dr Ormo and his colleagues studied two craters called Lockne and Malingen, which lie about 16 km apart in northern Sweden. Measuring
about 7.5 km wide, Lockne is the bigger of the two structures; Malingen, which lies to the south-west, is about 10 times smaller.

Siehe hierzu auch:

MELERO-ASENSIO I. et al. (2018) Geophysical signature of Maalingen, the minor crater of the Lockne-Maalingen double impact structure (MAPS 53-07, 2018, 1456-1475).


Bernd  :winke:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: karmaka am Februar 11, 2021, 22:02:32 Nachmittag
And the story continous...

Enter Ernstson & Claudin

The Steinheim Basin, the Ries crater "double disaster" and the mistaken Steinheim crater diameter

von Kord Ernstson & Ferran Claudin

PDF (http://www.impact-structures.com/wp-content/uploads/2021/02/The-Steinheim-Basin-the-Ries-crater-_double-disaster_-and-the-mistaken-Steinheim-crater-diameter-ERNSTSON-CLAUDIN-IMPACT-STRUCTURES-METEORITE-CRATERS.pdf)
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Moldavitarier am Februar 12, 2021, 19:27:54 Nachmittag
Um es kurz zu machen, ich schließe mich den Ausführungen von Oliver (Riesgeologe) an.

Ich bin nach wie vor von einem einzigen Impakt-Ereignis "Ries-Asteroid mit Steinheim-Mond" überzeugt. Ich habe dieses Thema in meinem Buch über Moldavite 2017 ebenfalls kurz aufgegriffen (siehe Bild). Anhand aller geologischen Belege kommt für mich nur eine Flugrichtung der beiden, sich zusätzlich um ein Baryzentrum drehenden Asteroiden in Frage, und das ist von W nach O!

Herr Buchner erkennt das offenbar sogar selbst in einem Beitrag über das Steinheimer Becken.

Buchner, E. (2017): An approach towards the projectile trajectory during the oblique Steinheim meteorite impact by the interpretation of structural crater features and the distribution of shatter cones

Leider zitiert Herr Buchner nach wie vor mein Buch bzw. meine Theorie in Bezug auf den Impakt nicht, was (nicht nur aus persönlicher Sicht) sehr unwissenschaftlich ist. So ist es leider oft verbreitet, dass im Vorfeld zu neuen Publikationen nicht ausreichend recherchiert wird oder "unliebsame" Literatur einfach unter den Tisch gekehrt wird, als ob sie nicht existiert.

Auch im Rieskratermuseum, in dem ich zum Thema sogar referiert (und dem Leiter des Museums ein Exemplar meines Buches geschenkt) habe, kennt man mein Buch offiziell bisher offenbar nicht (womöglich sollte ich nochmal ein Exemplar hinschicken?) Sei es drum. Das Rad der Wissenschaft dreht sich eben langsam und manchmal kommt es auch vom Weg ab...

Michael
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Moldavitarier am Februar 12, 2021, 19:29:47 Nachmittag
Hier noch die eigentliche Textseite
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Pinchacus am Februar 13, 2021, 18:02:57 Nachmittag
Hallo Michael,

Leider zitiert Herr Buchner nach wie vor mein Buch bzw. meine Theorie in Bezug auf den Impakt nicht, was (nicht nur aus persönlicher Sicht) sehr unwissenschaftlich ist. So ist es leider oft verbreitet, dass im Vorfeld zu neuen Publikationen nicht ausreichend recherchiert wird oder "unliebsame" Literatur einfach unter den Tisch gekehrt wird, als ob sie nicht existiert.

ohne den speziellen Fall genauer zu kennen, kann ich evtl. einige Gründe nennen, woran es noch liegt:

1. Wissenschaftliche Publikationsreihen akzeptieren bestimmte Veröffentlichungen als Referenzen nicht. Dazu können schnell auch mal Diplomarbeiten, unveröffentlichte Doktorarbeiten, Bücher im Eigenverlag (POD), aber (im Bereich Paläontologie zumind.) auch Publikationen deren Untersuchungsmaterial nicht in öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Sammlungen hinterlegt wurde (daher nehmen viele Zeitschriften mit einem Reviewverfahren solche Publikationen auch nicht mehr zur Publikation an).

2. Literatur die für Institutionen nicht verfügbar ist (weil sie "digital frei" (OA) ist, von Bibliotheken als hard Copy angekauft wurde oder Lizenzgebühren gezahlt werden), "existiert" oft nicht oder hat es zumindest schwerer wahrgenommen zu werden. Daher bemühen sich im Geobereich zumindest viele europäische Forschende Publikationen in OA zu publizieren und Vereine die noch selber publizieren ihre in Literaturdatenbanken geführten Zeitschriften (älterer Auflagen) digital frei zugänglich zu machen (zum Bsp. APH der Hannoveraner  aus dem Fossi-Bereich und "geschiebekunde aktuell" der GfG als geologisch etwas breiter getreuter). Das erste kostet die Institutionen aber zusätzliche staatliche Mittel, und bei den genannten Vereinen braucht es Leute, die diese Strukturen mit ihren Mitgliedsbeiträgen und ggf. auch mit schriftlichen Beiträgen* unterstützen. Bei ersterem ist, wie geschrieben, ein gewisses Umdenken da, bei zweiterem bräuchte es wieder einen Aufschwung an Mitgliedern.

Besten Gruß

Johannes

* bringt zwar nichts zu der angesprochenen Publikation, aber da die Moldavite ja in den südlichen pleistozänen Kiesen und Sanden vorkommen, würde es a) bei den Geschiebe-Interessierten sicherlich Interesse an einem aktuelleren schriftlichen Fundbericht geben und b) könnte man das Buch sicherlich auch in g.a. besprechen. Wenn wir uns dazu mal austauschen wollen, würde ich mich über eine PM freuen.

Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Februar 14, 2021, 13:52:04 Nachmittag
Sie gell,

das Buch steht aber in der Bayerischen Staatsbibliothek.
Damit ist es referenzfähig, duljöh.

Manches wundert mich an unserer neuen, elektrischen Welt.
Zu meiner Studienzeit mußte man für Quellensuche und Literaturrecherche teilweis zu den Bibliotheken hinreisen,
um deren Kataloge zu durchforsten bzw. einen schriftlichen Rechercheauftrag einreichen.
Heut macht man das uffe Sofa annem Nachmittag.
Insofern könnte man erwägen, daß bei der Beurteilung eines Aufsatzes es als ein tatsächlicher Mangel gewertet werden muß,
wenn für die Bewertung des Inhalts ev. nicht unwichtige Referenzen nicht angeführt werden.

Eh zu 1.), wie ist es denn mittlerweile?
War doch vor zwei, drei Jahren der große Streit, daß die Universitäten/öffentliche Hand, die Veröffentlichungen von den großen Fachverlagen, also die Forschungsartikel für sagenwirmal "kühne" Preise zurückkaufen müssen, die ja die Ergebnisse der Forschungsfinanzierung aus derselben öffentl. Hand sind?
Na, da lassmer 1.) nit gelten, für den Reibach sollen die reviewenden Peers auch was leisten, gell?

Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Pinchacus am Februar 14, 2021, 18:29:20 Nachmittag
Zu meiner Studienzeit mußte man für Quellensuche und Literaturrecherche teilweis zu den Bibliotheken hinreisen,
um deren Kataloge zu durchforsten bzw. einen schriftlichen Rechercheauftrag einreichen.
Heut macht man das uffe Sofa annem Nachmittag.
Insofern könnte man erwägen, daß bei der Beurteilung eines Aufsatzes es als ein tatsächlicher Mangel gewertet werden muß,
wenn für die Bewertung des Inhalts ev. nicht unwichtige Referenzen nicht angeführt werden.

Eh zu 1.), wie ist es denn mittlerweile?
War doch vor zwei, drei Jahren der große Streit, daß die Universitäten/öffentliche Hand, die Veröffentlichungen von den großen Fachverlagen, also die Forschungsartikel für sagenwirmal "kühne" Preise zurückkaufen müssen, die ja die Ergebnisse der Forschungsfinanzierung aus derselben öffentl. Hand sind?
Na, da lassmer 1.) nit gelten, für den Reibach sollen die reviewenden Peers auch was leisten, gell?


Ich gehe mal despektierlich davon aus, dass "meine Studienzeit" in eine Zeit fiel, in der man sich die Zeit dafür noch nehmen konnte. Heut ist die Zeit dafür zumindest weniger, goutieren tue ich das nicht, aber die Ökonomisierung der Wissenschaft darf man teilweise kaum ernsthaft kritisieren ohne amerikanesk als Kommunist tituliert zu werden...

Und zum Kleingedruckten: was bekommen denn die Peers so? (und ja, es gibt jetzt zusätzliche Mittel für OA. Oder evtl. werden nur weniger Forschungsprojekte oder stärker gekürzte genehmigt, damit das Geld dafür da ist.)
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Moldavitarier am Februar 17, 2021, 12:59:56 Nachmittag
Hallo Johannes, Hallo Mettmann,

um noch mal speziell auf Herrn Buchner zurückzukommen. Er kennt meine Theorie zur Impaktrichtung W-O der Ries-Steinheim-Meteoriten seit Oktober 2017. Da habe ich ihm die entsprechenden Seiten meines Buches per Email gesendet, die Emails existieren noch. Er hat dann 2019 eine weitere Veröffentlichung von mir, aus der das ebenfalls hervorgeht, Korrektur gelesen (siehe Danksagung dieser Veröffentlichung)

Hurtig, M (2019): Experimentgestützte Untersuchung zum Abrieb von Tektiten und anderen Gläsern im Zuge fluviatilen Transportes über lange Strecken

(Gibts als kostenlosen download über Google, einfach mal

hurtig 2019 tektite

eingeben).

Ich erwarte ja nicht von jedem, dass er sich jedes Buch oder jede Publikation besorgt, aber wenn man immer wieder zu einem Thema schreibt, dann sollte man entsprechende Literatur schon haben. Bevor ich mein Buch geschrieben habe, habe ich über Jahre hinweg von überall Literatur zusammen getragen, in Unis, in Bibliotheken, im Internet oder sogar als neu oder gebraucht gekauft, was man nicht anders ranbekommen hat. Autoren kann man auch anschreiben. Es gibt also genug Möglichkeiten, wenn man nur will.

Herr Buchner scheint aber seine eigene Theorie zu verfolgen (die der zwei Impaktereignisse, was aus meiner Sicht sehr sehr sehr unwahrscheinlich ist).




Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: hugojun am Februar 17, 2021, 14:18:06 Nachmittag


...Und dann zu den „planaren Deformationsmerkmalen“ von Buchner et. al (2020): Die sollten meiner Meinung nach von einem absolut anerkannten Fachmann untersucht, ausgewertet und dann interpretiert werden (ggf. in einem einzelnen separaten Paper, nicht als mündliche Mitteilung). Ich erinnere nur an die über Jahre anhaltende Diskussion zur Graupensandrinne (Buchner – Schweigert – Seyfried) oder noch weiter zum „Chiemgau-Impakt“ (Ernstson und andere). Eine rein optische Ähnlichkeit führt sehr schnell zu einer Überinterpretation und schließlich Fehlinterpretation (z. B. „Chiemgau-Impakt“ und andere „Meteoritenkrater“, siehe auch Link: http://www.impaktstrukturen.de/publikationen/andere-publikationen/sind-gebogene-planare-deformationsstrukturen-pdfs-keine-pdfs/). Man möchte fast meinen, dass überall im Erosions- und Alpenschutt „planare Deformationsmerkmale“ gefunden werden; zumindest, wenn nach diesen gesucht wird. Nun ja.


Hallo Oliver ,
etwas spät aber vielleicht noch nützlich ist der Hinweis zur Beurteilung von durch Schock verursachte PDF´s .
PDF´s sind nicht per se Indikatoren für Impakt Events.
Die erforderliche Energie eines solchen Ereignisses, schlägt sich nieder in der statistischen Verteilung der durch den Impakt hervorgerufenen
 planaren Gitter Translationen, entlang der kristallografisch möglichen Gitterscharen.
Der Translationen entlang einer Richtung bedürfen womöglich weniger Energie als die entlang einer Anderen.
Relevant für die Beurteilung der PDF´s ist die statistische Häufung der Translationen in den
Ebenen (101‾3 ) und (10‾12).

http://www.meteorimpactonearth.com/PDF%20files/Pub07_Ferriere%20et%20al_MAPS_2009_Universal-stage%20&%20SOM.pdf

Anhand ihrer Häufigkeit können sie gegen die nötig gewesene Energie kalibriert werden.
Die Auffindung von PDF´s  ohne Statistische Auswertung ist kein Beweis für einen Impact.

Nochmal , ich stelle nicht den Impact für ´s Nördlinger Ries in Frage ,es geht nur um die Einordnung der PDF´f

als Indikator.

LG
Jürgen
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 17, 2021, 17:10:33 Nachmittag
"... Anhand ihrer Häufigkeit können sie gegen die nötig gewesene Energie kalibriert werden.
Die Auffindung von PDF´s  ohne Statistische Auswertung ist kein Beweis für einen Impact.

Nochmal , ich stelle nicht den Impact für´s Nördlinger Ries in Frage ,es geht nur um die Einordnung der PDF´f
als Indikator."





Hallo Jürgen,

genau das ist der Punkt, den ich damit andeuten wollte. Bereits als Student habe ich gelernt, dass PDF´f nicht automatisch "Impakt" bedeutet. Leider haben dies auch studierte Leute nicht immer verinnerlicht. Wie Du schon geschrieben hast: PDF´f sind bestenfalls Indikatoren, noch kein eindeutiger Beweis! Diese Erkenntnis ist bisher noch nicht überall durchgedrungen. Leider.
Viele Grüße

Oliver
 :hut:
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: karmaka am Februar 05, 2022, 11:29:51 Vormittag
Neues zu Wahrscheinlichkeiten

The Probability for Independent Impacts of the Ries and Steinheim Craters

Schmedemann N., Hiesinger H.

LINK (http://www.hou.usra.edu/meetings/lpsc2022/pdf/1113.pdf)
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: hugojun am Februar 05, 2022, 13:18:21 Nachmittag
Hallo Martin,
danke für den Link zum Artikel.
Die Autoren beziehen sich bei den Wahrscheinlichkeits-Rechnungen auf Veröffentlichungen aus dem Jahr 1994.
Zum Paneth Kolloquium 2019 gab es einen Vortrag zur Berechnung der Alter von Oberflächen Planeten, Asteroiden und Monde.
Bei der klassischen Methode über die Anzahl und Größe der Krater auf Oberflächen verschiedenen Alters wurde die Verteilung
gegen die absoluten Alter der Apollo -Mondproben kalibriert. Diese klassische Methode erfuhr aber eine Korrektur hinsichtlich der
Zählung der kleineren Impakt-Krater. Ab einer bestimmten Größe (Kleinheit) ist es nicht mehr auszuschließen, dass ein Impakt
Krater einen sekundär Einschlag durch ein größeres Event darstellt.
Die statistischen Grundannahmen zur Verteilung haben sich also geändert, wahrscheinlich würden die neueren Annahmen die
Arbeit von Schmedemann und H. Hiesinger zu ihren Gunsten korrigieren,
da die Gesamtzahl der Einschläge  scheinbar geringer war.

Mich würde interessieren, ob die Ausdehnung (gegenseitige Abstände des Umlaufsystems, Hauptmasse und Begleiter ) des Asteroiden
mit Begleiter, die das Steinheimer Becken und den Ries Krater gebildet haben, bekannt sind, z.B. ab welcher Größe des Systems bestünde
die Möglichkeit, dass einer der beiden Asteroiden die Erde verfehlen würde? Ist ein solch „großes“ System   aufgrund der angenommenen
 Massen der beiden Körper möglich?

Vielleicht kennt ja ein Forumsmitglied veröffentlichte Arbeiten zu diesen Themen und Fragen und stellt sie hier im Forum vor?

LG
Jürgen
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: karmaka am November 03, 2022, 18:28:12 Nachmittag
Neues zum Thema, heute veröffentlicht.

Event- and biostratigraphic evidence for two independent Ries and Steinheim asteroid impacts in the Middle Miocene

Elmar Buchner, Volker J. Sach & Martin Schmieder

Scientific Reports, Volume 12, Article number: 18603

LINK (OPEN ACCESS) (https://www.nature.com/articles/s41598-022-21409-8)
PDF (OPEN ACCESS) (https://www.nature.com/articles/s41598-022-21409-8.pdf)

"For decades, the Nördlinger Ries and Steinheim Basin in southern Germany have been regarded as a textbook example of a terrestrial impact crater doublet, although the oldest crater lake deposits in both craters suggest a biostratigraphic age difference of ~ 0.5 to 1 Myr. We previously presented stratigraphic arguments that challenged the double impact scenario and favoured a model of two temporally independent impact events in the Mid-Miocene. We here present, for the first time, four localities within a distance of ~50–100 km from the Ries and ~50–70 km from the Steinheim crater that expose two independent seismite horizons, together unique within the Upper Freshwater Molasse of the North Alpine Foreland Basin, each one featuring impressive water escape structures. The seismite horizons are separated by ~ 10 to 15 m of undisturbed Molasse deposits and, biostratigraphically, by an entire European Land Mammal Zone, thus providing evidence for two independent major seismic events within a time span of ~0.5–1 Myr. Both the lower and the upper seismite horizons can be correlated litho- and biostratigraphically with the basal crater lake sediments at the Ries and Steinheim craters, respectively, deposited immediately after the impacts. From a biostratigraphic point of view, the impact event that formed the Steinheim Basin probably occured around 14 Ma, some 0.8 Myr after the ~14.81 Ma Ries impact event."
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Met1998 am November 04, 2022, 18:21:10 Nachmittag
Moin,
wenn man sich Figure 10 im genannten Link so ansieht,
stelle ich mir die Frage warum die Seismite-Horizonte-Messer nicht auch in der anderen Richtung (Osten) gemessen haben.  :gruebel:

Also in Tschechien, im Bereich/Richtung Moldavite-Fundgebiet MBB und MM.

Gruß Met1998
Titel: Re: Steinheimer Becken & Nördlinger Ries - Zwei unabhängige Impaktereignisse?
Beitrag von: Mettmann am Juli 08, 2023, 12:53:44 Nachmittag
Beim Googeln wegen Eckards LDG-Beitrag grad zufällig drüber gestolpert: (:lacher:)

Selbstzitat: 
Zitat
Ausblick:
Ein Nachweis ebenfalls von Chiemit im böhmischen Feld wäre nicht überraschend. Sollte er wider Erwarten nicht gelingen,
mögen die Krater durch Airbursts des flüchtigen, wenig stabilen Kometenmeterials erklärt werden.

Letztjähriges Paper zum böhmischen "Impakt"feld:
https://www.hou.usra.edu/meetings/lpsc2022/pdf/1558.pdf

"- As discussed for the neighboring German strewn
fields with increasing certainty so far, an airburst impact
event is to be assumed, which started from a very
loosely bound asteroid or a comet.
"

 :weissefahne: