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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: bolidechaser am Juni 18, 2025, 11:46:44 Vormittag
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Seit etwa 15 Jahren begutachte ich ja Zufallsfunde, die von den Findern
(zu allermeist irrtümlich) für Meteorite gehalten wurden. Dabei lernte
ich so manchen interessanten Zeitgenossen kennen und bekam auch ein
paar sehr merkwürdige Fund- und Fall-Stories zu hören.
Die Geschichte allerdings, die mir heuer ein Bulgare aufgetischt hat, ist
an Dreistigkeit und zugleich an Naivität wohl kaum zu überbieten.
Im Januar 2025 hat mir dieser junge Mann aus Bulgarien, der in Weil am
Rhein wohnt, ein Fundstück zur persönlichen Untersuchung vorgelegt, das
kein Meteorit war. In den Wochen danach folgten per Mail etliche Bilder
von weiteren Objekten, die der Mann in Deutschland gefunden hat. Alle
Fundstücke waren „meteowrongs“ (Schlacken bzw. irdische Gesteine).
Am 21. Mai, hat mich der Bulgare wiederum kontaktiert, diesmal per
WhatsApp, und mir vier Fotos eines Objekts zugesandt, zu dem er mir
folgende Informationen gegeben hat - und diese auf Nachfrage explizit
bestätigte und bekräftigte:
Dieser Stein von 2,2 kg Masse sei von seinem Cousin gefunden worden,
und zwar beim Wandern in Bulgarien, unweit der Stadt Sliven.
Bei dem Objekt auf den vier WhatApp Fotos handelte es sich ganz offen-
sichtlich um das Fragment eines echten Steinmeteoriten: siehe vier Anlagen.
Mich hat nicht nur der edle Stil der Fotos stutzig gemacht (denn Bilder
von Zufallsfindern sehen i.A. völlig anders aus), sondern vor allem die
Umstände, dass der Stein offensichtlich mit „Wüstenlack“ überzogen war
und dass neben dem Steinmeteoriten ein Maßstabswürfel lag!
Daher habe ich im Internet nach diesem Objekt recherchiert und bin auf
eine ebay Kleinanzeige gestoßen.
Im Hintergrund dieser (bereits deaktivierten) ebay Kleinanzeige fand ich
acht Fotos genau dieses Objekts! Den Meteoriten hatte ein ehrenwertes
Mitglied unseres Forums (Jens) korrekt beschrieben, als 2,2 kg schweres
Exemplar des „DaG 477“ Chondriten aus Libyen, und zum Kauf angeboten.
Wie mir Jens bestätigte, hat der besagte Bulgare diesen Steinmeteoriten
angekauft und persönlich abgeholt. Der junge Mann aus Bulgarien ersuchte
Jens bei der Übergabe des Meteoriten sogar noch, die ebay Kleinanzeige
bitte sofort zu löschen! Angeblich „damit der Vater des Käufers nicht
mitkriegt, wie viel Geld sein Sohn für einen Meteoriten ausgibt“…
Als der Käufer seinen frisch erworbenen Steinmeteoriten längst in Weil am
Rhein auf dem Tisch liegen hatte, hat dieser mir gegenüber behauptet, dass
sich das Fundstück noch bei seinem Cousin in Bulgarien befinden würde.
Und dass dieser Cousin nicht riskieren möchte, den Meteoriten mit der Post
von Bulgarien nach Deutschland zu schicken. Der Cousin würde aber eine
kleine Ecke des Meteoriten abschneiden. Von dieser Probe sollte ich dann
die Echtheit bestätigen, damit der Typ aus Weil am Rhein den Meteoriten
so teuer wie möglich als „Neufund aus Bulgarien“ verkaufen könne.
Der Bulgare hat mir diese Probe dann auch prompt zugeschickt. Ihm kam es
offensichtlich weder unrealistisch, noch unglaubwürdig vor, dass das Absägen
von Material, angeblich durch seinen Cousin in Bulgarien, der Postversand von
Bulgarien nach Weil am Rhein und dann der Postversand von Weil am Rhein
bis zu mir nach Augsburg weniger als 24 Stunden dauerte…???
Natürlich konnte ich dem Einsender der Probe bestätigen (und es auch mit
Röntgenfluoreszenzanalyen des Materials belegen), dass es sich dabei um einen
echten Chondriten handelt. Als ich dem Bulgaren aber unmissverständlich zu
verstehen gab, dass ich ihm seine Fundgeschichte nicht abnehme und diese als
dreisten Betrugsversuch werte, hat er ganz reumütig seinen diversen Lügen
eingestanden, um keine Strafanzeige wegen Betrugs zu riskieren.
Der Bulgare wird nun bestimmt versuchen, den Meteoriten gewinnbringend
zu verkaufen. Diesbzgl. sollten bitte alle Leser dieses Forums auf der Hut sein,
wenn dieser Steinmeteorit aus Libyen irgendwo auftauchen sollte. Gerne kann
diese Geschichte auch über andere Foren verbreitet werden.
Mit bestem Gruß Dieter
WhatsApp Bilder, die mir der junge Bulgare schickte:
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Zwei Fotos des Meteoriten von Jens, aus der (inzwischen deaktivierten) ebay Kleinanzeige:
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Noch zwei Fotos des Meteoriten von Jens, aus der (inzwischen deaktivierten) ebay Kleinanzeige:
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Und nun zwei Fotos aus der ebay Kleinanzeige von Jens, die mir der Bulgare aber nicht zuschickte:
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Angeschnitten sieht das Steinmeteoritenfragment so aus (Foto des Bulgaren vom 27. Mai 2025):
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Hallo Dieter,
gut gemacht, danke für die Darstellung eines erneuten Betrugsversuches. Super Recherchearbeit!
Und wieder ein Depp in der Reihe von Vollpfosten, der die Meteoritenszene massiv unterschätzt... :baetsch:
Gruß
Andi
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Das ist ja mal wieder eine Geschichte, die zeigt, wie verbissen mache Menschen versuchen, über einen Meteoritenfund Popularität zu erhaschen. Das ging aber wieder nach hinten los. Bei einigen Namen fällt uns immer der Meteoritenfake ein, mit dem vergeblich versucht wurde, Ruhm zu erlangen. In diese Reihe gehört jetzt auch der Bulgare.
Großes Lob an Dieter!
:winke: Sigrid
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:super:
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Moin!
Danke für diese Fake-Story. :unfassbar:
Und wieder ein Depp in der Reihe von Vollpfosten, der die Meteoritenszene massiv unterschätzt... :baetsch:
Sorgen müssen wir uns um die machen, die es smarter angehen! :fluester:
Gruß
Ingo
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Danke Dieter, dass du die Info mit uns teilst :hut:.
Das ist wirklich... :unfassbar:.
Mal sehen ob die Reumütigkeit anhält.
Beste Grüße
Ben
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Hej zusammen,
auch von mir einen grossen Dank an Dieter.
Er hat mich nach dem Ersuchen von dem Bulgaren umgehend kontaktiert und ich war von der Dreisigkeit wirklich schockiert. Meine Bilder aus meiner Anzeige an den Dieter zu senden, bevor er das Stück überhaupt hatte...
Der Bulgare wollte den Stein unbedingt persönlich bei mir abholen. Trotz des relativ weiten Weges von der Schweizer Grenze bis in die Südpfalz.
Ich hatte sogar eine kostenlose Zusendung mit Rückgaberecht bei 'Nichtgefallen' angeboten.
Als er dann da war hatte er sich das Stück max 15 Sekunden angeschaut. Wollte dann noch kurz verhandeln. Kommunikation war nur über Translator auf dem Handy möglich. So war das Treffen nach 10 Minuten, mit dem Hinweis auf die lange Fahrt auch schon vorbei.
In Absprache mit Dieter sollte die Warnung vor eventuellen weiteren Betrugsversuchen hier im Forum von ihm erfolgen.
Auf fb habe ich schon eine Auswahl an weiteren potentiellen Ansprechpartnern (die für den Bulgaren relevant wären) persönlich informiert.
Eine offentliche Warnung vor dem Typen und dem Stück kommt dann jetzt auch noch.
Und wenn ihr das Stück irgendwo angeboten bekommt, würde ich mich über eine Info freuen.
Jens :hut:
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Jetzt wird das Stück wieder bei Kleinanzeigen angeboten.
VB sollen 5€/g sein....
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Und er verwendet die Analysen verkaufsfördernd...
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Hallo
Die Geschichte hat sich auch am Naturhistorischen Museum Bern in völlig analoger Weise abgespielt... Tom Burri wurde der Meteorit am 21. Mai 25 als Fund aus Bulgarien angeboten, aber schnell als Wüstenfund erkannt, die Fotos auf dem Netz haben meine Kollegen auch gefunden....
LG Beda