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		Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Thema gestartet von: Labrador am August 01, 2008, 13:01:53 Nachmittag
		
			
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				Mit diesem Bergrevier endet meine kleine Reise durch die niedersächsischen Mineralvorkommen. Am Hüggel wird das Oberkarbon  durch Zech- und Buntsandsteinschichten  überlagert. In vielen Steinbrüchen dieses Höhenzuges wurde Kalk abgebaut sowie anstehende Eisenerze (Limonit und Siderit "Spateisenstein"). Daneben gibt es einige aufgelassene Kohlenschächte. Von den Steinbrüchen fördert nur noch derjenige am Silberberg südlich des Hüggels.
 
 Der Hüggel  lässt sich von Osnabrück  aus in südwestlicher Richtung auf der Lengericher Straße erreichen. Über den ganzen Bergrücken zieht sich ein gut angelegter Lehrpfad, der sich mit dem Begleitheft von Jürgen Harms "Hüggel - Geologischer Führer" verfolgen lässt. Der wanderlustige Sammler kann hier zwischen einem großen und einem kleinen Rundwanderweg wählen. Dies sei an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen, da sich sowohl Sammelziele als auch interessante geologische Profile gleichermaßen "am Wegesrand" besuchen lassen. Den geologischen Führer kann man im Museum am Schölerberg in Osnabrück erhalten. Zu genaueren geologischen Hintergründen seidem Sammler die Lektüre angeraten. Nachfolgende Einzelpunkte orientieren sich an dem Exkursionsführer (System des Wanderwegs).
 
 Einzig wirklich lohnendes Sammlerziel ist der Steinbruch am Westhang des Silberberges. Hier wird bisweilen noch abgebaut, alle anderen Brüche des Hüggels sind heute Mülldeponien, verwachsen und/oder Naturschutzgebiet. Großflächiger "Abbau" sollte hier auch unterlassen werden, da der Lehrpfad in seiner Schönheit erhaltenswert ist!
 
 Der Silberbergbruch  (Exkursionspunkt 28) ist unter den einheimischen Sammlern beliebtes Ziel. Er liegt südlich des Hüggels, der abgebaute Kalk stammt aus einer vom Hüggel-Komplex abgelösten Scholle. Im Kalk finden sich hier stellenweise gehäuft auftretende Barytgänge  oder mit Calcit  und Quarz  ausgefüllte Hohlräume. An diese gebunden sind die gesuchten Erzparagenesen. Die Sulfide kommen meist nur derb vor, kristallisierte Stufen mit Galenit  und Sphalerit  sind sehr begehrt. Vor wenigen Jahren konnten für das Gebiet herausragende Funde gemacht werden. Dabei traten in Calcitdrusen freistehende Galenitwürfel  bis knapp 4 mm Kantenlänge und rote, durchscheinende Sphalerite  von einem halben Zentimeter Größe vor. Dazu traten als Sekundärbildungen hochglänzende Kristallaggregate von Hemimorphit  (bis 3 mm), fast zentimetergroße Smithsonite  und grüner, filziger Aurichalcit. In den Drusen kommen zudem größere Calcite, kleine gelbliche Barytrosetten  und wasserklare Bergkristalldoppelender  bis 6 mm Länge vor.
 Die Sulfidmineralisation wurde hin und wieder bis zum Ende des 19. Jahrhunderts versucht abzubauen. In der Literatur wird sogar eine "Osnabrücker Zinkgesellschaft" erwähnt (!). Letztlich rührt auch der Name "Silberberg" vom geringen Silbergehalt des hier vorkommenden Galenits her.
 
 Von den übrigen Steinbrüchen sind nur noch die Tagebaue IV  (Exkursionspunkte 19 und 20) und IIIa  von bedingtem Interesse. Im erstgenannten Bruch lassen sich mit viel Glück noch Lesesteine mit Limoniterzgängen  (in Drusen mit Glaskopfstruktur) finden, die aufgeschütteten Halden in IIIa zeugen von einer wissenschaftlichen Grabung auf Kupferschieferfossilien, die wohl auch recht ansehnliche Exemplare von Fischen etc. zu Tage gefördert haben soll. Für den Mineraliensammler springt hier dennoch nicht viel mehr als gelbliche Calcitrhomboeder  in Drusen heraus, vielleicht mag er auch ein Stück Kupferschiefer  mitnehmen. Dieses lässt sich auch in etwas besseren Stücken am Rande des Tagebaues I finden. Es sei aber angemerkt, dass der Kupferschiefer hier nur etwa 0,05 % Kupfer im Durchschnitt enthält (im Mansfelder Raum sind es 2 % und mehr), Sulfidmineralisationen sind dem Verfasser vom Hüggel nicht bekannt.
 Der interessierte Mikromounter mag noch den Einschnitt der alten Schleppbahn am Heidhornberg  (Exkursionspunkt 15) besuchen. Hier wird klüftiger Stinkkalk angeschnitten, der reichlich Baryt enthält. Das Profil zeigt stark zersetzte Schichten mit Gesteinstrümmern. Darin lassen sich häufig weiße Barytbrocken  finden, die in Drusen auch kleine Kristalle enthalten. Auf dem Baryt aufgewachsen gibt es winzige limonitisierte Pyritoktaeder, die im Gebiet ziemlich selten sind. In dem Exkursionsführer werden von dieser Stelle auch Galenit und Sphalerit erwähnt.
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				Fototeil Hüggel
 
 Aurichalcit als blaugrüne lackartige Kruste auf Baryt vom Silberberg
 
 Hellblauer, strahliger Aurichalcit vom Silberberg
 
 Gelbliche Barytrosette (2 mm) auf Quarz vom Silberberg
 
 Calcitkristalle vom Silberberg
 
 Galenitkristall von 4 mm Kantenlänge vom Silberberg
 
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				Hemimorphit xx-Rosetten auf Quarz vom Silberberg (oben rechts und unten links)
 
 Pyritoktaeder vom Bahneinschnitt am Heidhornberg
 
 Diskusartiger Smithsonitkristall vom Silberberg
 
 Roter Sphalerit x (3 mm) vom Silberberg