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Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Thema gestartet von: JFJ am April 06, 2014, 08:04:55 Vormittag
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Zum Gestein des Jahres 2014 wurde diesmal der Phonolith gewählt: Gestein des Jahres 2014 (http://www.gestein-des-jahres.de/#&slider1=1)
Der wohl bekanntester Vertreter dieser Gesteinsgruppe ist unter Geschiebefreunden, der Särna-Tinguait.
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Zwei Beispiele für norwegische Phonolithe.
1. Tinguaitgang bei Graver.
2. Phonolithisches Gestein eines noch nicht beschriebenen kleinen Gangs Nähe Nisterund. Beide im westlichen Oslorift. Das Gestein steht chemisch gesehen zwischen Sølvsbergit und Lindöit. Es ist quarzfrei, und besteht aus Feldspäten, Klinopyroxen und Chlorit.
Auf den Bildern lässt sich die plattig-bankige Absonderung im dm-Bereich erkennen, wie sie für Phonolithe typisch ist.
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Und hier noch 2 schwedische Tinguaite (Särna-Tinguait) als Geschiebe.
Der Vollständigkeit halber:
Lt. IUGS werden Phonolithe als Extrusivgesteine beschrieben. Da das Magma in den meisten Fällen jedoch sehr zähfließend war, finden sich Phonolithe hauptsächlich im ehemaligen Schlot oder als Staukuppe. Tinguaite stellen eine Varietät von Phonolithen dar, welche in Gängen auskühlten und deshalb oft sichtbare Minerale aufweisen.
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Hallo,
zum Phonolith als dem Gestein des Jahres 2014 hat auch das LfU Bayern einige interessante Informationen auf seiner Homepage versammelt:
http://www.lfu.bayern.de/geologie/gestein_des_jahres/2014/index.htm (http://www.lfu.bayern.de/geologie/gestein_des_jahres/2014/index.htm)
Kaum zu glauben, dass die einzige Fundstelle für dieses Gestein im gesamten Bundesland Bayern der winzige Steinbruch in der Rückersbacher Schlucht im Spessart ist! Anfang des Jahres habe ich eine kleine Spritztour dorthin unternommen, um mir ein paar Proben für's Mikroskop zu sichern - und es lohnt sich in der Tat. (Bilder werden so schnell wie möglich folgen.)
Gruß,
Holger
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Hier die versprochenen Bilder: Der einzige bayrische Phonolith besteht aus einer Grundmasse mit einer schönen Fluidaltextur, die im Wesentlichen aus Sanidin (im XPL gut erkennbar) und Ägirinaugitkörnchen (in dieser Aufnahme nicht gut erkennbar) besteht.
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Diese Grundmasse umschließt im Wesentlichen drei Mieralphasen, die in größeren Kristallen vorkommen. Als wichtigste Sanidin (Kalifeldspat), der in manchen Fällen (wie hier auf dem Foto) Kerne von Plagioklas erkennen läßt...
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...als zweites ein Mineral der Sodalithgruppe (vielleicht Nosean), das im XPL durch seine fehlende Doppelbrechung gut sichtbar wird: Es sind die scheinbaren "Löcher" im Schliff mit den regelmäßgen Begrenzungen.
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...und schließlich der Ägirinaugit: Eines der wenigen Minerale, das bei Standarddicke im LPL noch eine kräftige Eigenfarbe (grün) zeigt:
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Besonders schön sind die (seltenen) Einschlüsse von brauner Hornblende (wohl Xenokristalle), die einen Ring von Ägirinaugit aufweisen, weil sie mit der Schmelze reagiert haben.
Viel Spaß beim Anschauen!
Gruß,
Holger
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...und schließlich der Ägirinaugit: Eines der wenigen Minerale, das bei Standarddicke im LPL noch eine kräftige Eigenfarbe (grün) zeigt
Hallo Holger,
Herrliche Aufnahmen sind Dir da wieder gelungen! :super:
Mir gefällt dieser Aegirinaugit beonders, vor allem wegen seiner deutlichen Zonierung!
Bernd :prostbier:
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Hallo Holger,
die beiden letzten Aufnahmen sind echt klasse.
Habe ich so noch nie gesehen :wow:
Gruß
Jörg
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Moin Holger,
sind ja wieder super Schliffbilder :super:
Auch wenn Ihr Südländer nur einen Phonolithaufschluß habt, so ist es doch ein recht ungewöhnlicher, denn bei mir ist Phonolith unter "helles Gestein" abgelegt.
Grüße
speul
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Hallo Speul,
ich vermute, Du beziehst Dich auf das Foto von dem polierten Stück auf der LfU-Webpage? Nun, das Gestein ist nicht immer so dunkel; meine eigenen Proben waren eher hellbraun. Allerdings hat sich schon bei den zwei Stücken, die ich mitgenommen habe, im Dünnschliff eine unterschiedliche Häufigkeit von Magnetitpartikeln in der Matrix gezeigt. Das Material ist also auch in diesem kleinen Aufschluß nicht völlig homogen; und wahrscheinlich haben die "Leute vom Amt" ein etwas dunkleres - mit mehr Magnetit - erwischt... :laughing:
Gruß,
Holger
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Hallo Holger,
Danke für die Erläuterungen, genau auf das Bild im LfU hatte ich abgezielt.
Grüße
speul
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Hallo Holger,
das sind schön Bilder und ein toller Beitrag über meine Heimat!
Super ..... danke!
Wenn Du wieder mal in die Ecke kommst kannst Du Dich, wenn Du möchtest gerne mal bei mir melden, da komme ich vielleicht auch mal an solch nahe Aufschlüsse. Wie oft wollte ich da schon hin.
Herzliches Glück Auf und schöne Grüße,
Spessartin
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Ich weiss ja nicht, ob es den Schluchthof noch gibt (bin schon mindestens 10 Jahre nicht mehr dort gewesen), wenn ja, dann wäre das ein prima Abschluss nach dem Besuch des Steinbruchs. Bin da früher beim Wandern in der Gegend öfter mal eingekehrt.
Kally