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Meteoriten => Tektite ... => Thema gestartet von: karmaka am Juni 02, 2014, 22:23:04 Nachmittag
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Polnische Moldavite
Discovery of the most distal Ries tektites found in Lower Silesia, southwestern Poland
Tomasz Brachaniec,
Krzysztof Szopa and
Łukasz Karwowski
Article first published online: 29 MAY 2014
DOI: 10.1111/maps.12311
ABSTRACT:
We report the first occurrence of moldavites in Poland. This discovery confirms the hypothesis that moldavites could have been distributed up to 500 km from the Ries crater in Germany. The tektites were reworked from Middle Miocene sediments and redeposited in Late Miocene (Pannonian) fluvial deposits of the Gozdnicka Formation in Lower Silesia. The Polish moldavites are represented by nine (<8 mm) fragments with a total of 0.471 g. The lack of the autochthonous tektites indicates that tektites investigated here had to be redeposited in a fluvial environment, probably from the Lusatian area. The chemical composition of the Polish moldavites plots in the same area with those from other localities.
LINK (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/maps.12311/abstract)
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Lese das gerade - scheint der Preprint eines MAPS-Artikels zu sein, oder!?
Das fügt den Moldaviten dann noch eine weitere "nationale Facette" hinzu,
die zwar in diesem Sinne von Belang, aber wenn man es von der jüngeren
Geschichte der Grenzen trennt, insgesamt doch relativiert erscheint, in einem
naturhistorischen Zeitrahmen von immerhin 15 Mio Jahren. Der Weg von den
Fundstellen der Lausitzer Moldavite bis dort hin beträgt Luftlinie weniger als
100 km weiter gen Ost-Nord-Ost, aber wenn sich das alles bewahrheitet und
auch nachfolgend verifiziert wird und etabliert, ist dies sicher schon eine sehr
interessante Erweiterung für die Erforschung der Moldavite und ihrer Fundgebiete,
und wird in die Lehrbücher Einzug halten. Somit sind´s dann fünf Länder in ihren
jetzigen Grenzen, in denen man Moldavite finden kann...
Vielen Dank, karmaka, für die aktuelle Notiz! Und insgesamt mal wieder ein großes
Lob an Dich für unermüdliche Chronistenarbeit mit immer sehr zeitnahen Ergebnissen.
:super:
Alex
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Hallo,
der Moldavitarier kann vielleicht etwas dazu sagen? :fluester:
VG
Kraussi
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Hallo,
zwar etwas verspätet, aber ja, ich kann etwas dazu sagen. Interessant finde ich den Artikel schon, obwohl es sich bei den neuen polnischen Moldaviten offenbar lediglich um 9 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von nur 0,471g (!!!) handelt. Also sind die Moldavite eher von wissenschaftlichem als von sammlerischem Interesse. Aufgrund der Größe der Fragmente und aufgrund des bisherigen Fehlens von größeren Moldaviten aus dieser Gegend halte ich eine Herleitung durch fluviatilen Transport aus der Lausitz für wahrscheinlich, so wie es die Autoren ebenfalls schreiben.
Anbei möchte ich anmerken, dass es sich jedoch nicht um die Erstbeschreibung von Moldaviten aus Polen handelt. M. BOHATÝ erwähnt bereits 1990 in einem Artiklel in tschechischer Sprache zwei polnische Moldavite, einen aus Jaksonów (Jackschönau) und einen aus Szczytna (der soll 20,3g wiegen). M. BOHATÝ bezieht sich seinerseits auf Schriften von GLOCKER (1848 !!! => als chrysolithartiger Obsidian bezeichnet ) bzw. JOHNSON (1906). Obwohl für diese beiden Stücke ein anthropogener Transport wahrscheinlich erscheint, handelt es sich dem Fundort nach um polnische Moldavite. Ich selbst bin davon überzeugt, dass es weitere Moldavit-höffige Fundstellen in Polen gibt :fluester:.
VG
Moldavitarier
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Hallo Moldavitarier,
danke für Deine Informationen! :user: :hut:
VG
Kraussi
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Hallo in die (Moldavit-) Runde,
Es gibt bei MAPS einen neuen Artikel von Tomasz Brachaniec: A scheme for moldavite fluvial abrasion based on observations from a natural river stream
In der Summary präsentiert er unter anderem folgende Schlussfolgerungen:
1. Moldavites/impact glasses have enough fluvial abrasion resistance to endure fluvial reworking over a distance of several 100 km.
2. Most of the weight loss of tektites does not take place during the early stage of reworking, as previously thought ...
3. The smallest moldavite that endured up to 300 km of reworking had an initial weight only 2.115 g.
Bernd :winke:
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Das muss ich unbedingt noch lesen!
Sehr spannend :smile:
Danke für die Info.
Hat eigentlich jemand von Euch einen oder mehrere Moldavite aus Polen? Die scheinen ja nicht nur kleiner, sondern auch seltener zu sein?
Einer aus Polen fehlt jedenfalls noch in meiner Sammlung :einaugeblinzel:
Viele Grüße
Oliver
:hut:
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Dieser letzte Artikel von Brachaniec ist dermaßen hanebüchen. Solche Transporte kann man nicht in einem Flüsschen nachstellen. Die Moldavite würden an Ort und stellen untergehen und auf Nimmerwiedersehen im Schlamm versinken, so wie der Fluss dort aussieht (siehe Bild in entsprechender Publikation). Wäre das so einfach, hätte ich das meinem "Betonmischer-Experiment" vorgezogen. Unglaublich, dass so ein Artikel in MAPS angenommen und publiziert wurde, auch wenn er die von mir zuvor veröffentlichte Theorie zum Abrieb von Moldaviten bekräftigt (bzw. bekräftigen soll).
Ich bin selbst davon überzeugt, dass Moldavite mehrere hundert Kilometer Flusstransport überstehen können/konnten, aber dazu bedarf es Flutereignisse, die sich nicht mal eben als Experiment rekonstruieren lassen. Im übrigen bin ich davon überzeugt, dass bisher noch kein gesicherter Moldavitfund in Polen gemacht wurde (auch wenn zumindest für Gozdnica möglich). Die von Brachaniec beschriebenen Stücke passen von der Oberflächenskulptur einfach nicht in die Sedimente, in denen sie gefunden worden sein sollen. Ich selbst und andere Sammler waren mehrfach in den beschriebenen Aufschlüssen in Polen. Moldavite Fehlanzeige, aber Herrn Brachaniec gelingt/gelang es immer wieder auf wundersame Weise, Moldavite aus Tonnen von Sediment auszusieben oder wie zuletzt sogar in situ im Ton zu finden. Naja, soll sich jeder sein eigenes Bild machen...
Hier mal der Link zu meinem Artikel bzgl. des Abriebes von Tektiten
https://naturforschende-gesellschaft-der-oberlausitz.de/sites/default/files/pdf/bd27-12_hurtig_experimentgestuetzte-untersuchung-tektitabrieb_web.pdf