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Meteoriten => Meteorite => Historische Meteorite bis 1849 => Thema gestartet von: schwede-jens am August 19, 2015, 12:11:00 Nachmittag

Titel: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: schwede-jens am August 19, 2015, 12:11:00 Nachmittag
Hej  :hut:

Ein weiterer sehr verbreiteter Meteorite ist Imilac, Pallasite-MG.
Fund 1822

Bei meinem 10,5g endcut gefällt mir besonders der geteilte Olivinkristall  :lechz:

Jens
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Thin Section am August 19, 2015, 14:32:56 Nachmittag
Bei meinem 10,5g endcut gefällt mir besonders der geteilte Olivinkristall

Ja, Jens, der sieht toll aus, dieser geteilte Olivinkristall!  :super:

Bei dem Imilac links im Bild sind die Olivine herausgewittert, sodaß nur noch das FeNi-Gerüst übrig ist.
Bei dem Imilac rechts ist Olivin die beherrschende Phase - kaum Nickeleisen vorhanden.

Bernd  :winke:
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Contadino am August 20, 2015, 18:30:24 Nachmittag
...und hier ein durchleuchteter Imilac aus meiner sammlung:

(http://up.picr.de/22874544bb.jpg)

Ciao, Heiner
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: MetGold am August 20, 2015, 19:12:50 Nachmittag
Also mein Imilac-Stück fand ich von Anfang an etwas unschön!  :bid:  Aber 1998 hatte ich da noch keine große Auswahl und war deshalb froh es bekommen zu haben. Anbieter war damals, der vielen von uns noch bekannte Rolf W.Bühler / Swiss Meteorite Lab.
Ich wollte dann zur Komplettierung immer noch ein größeres Fragment haben, aber es hat leider nie geklappt.

 
 :winken:  MetGold
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: herbraab am August 20, 2015, 19:33:49 Nachmittag
Ich wollte dann zur Komplettierung immer noch ein größeres Fragment haben, aber es hat leider nie geklappt.

Leider sind größere (nahezu)-Komplettstücke sehr schwierig zu bekommen. Alles, was groß genug ist, wird wohl salamisiert  :crying:, da Scheiben von den meisten Sammlern doch als attraktiver angesehen werden als Fragmente.

Mein Sammlungsstück ist ein flaches Fragment/Individual mit 70g Masse, das einseitig angeschliffen und poliert ist.

:hut:
Herbert

P.S.: Mich dünkt, ein werter Forumskollege hat da ein wesentlich größeres Stück mit Anschnitt vorzuzeigen...  :einaugeblinzel:
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Allende am August 20, 2015, 22:58:13 Nachmittag
Hoi Herb und andere

Imilac halte ich zwar nicht wirklich für historisches Material, weil das meiste in Verteilung geratene Material seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gesammelt wurde, aber lassen wir das jetzt mal auf der Seite. Bekannt ist das Material schon seit 1822.

Name: Imilac
F.O.: Atacama, Atacama Wüste, Chile
Klasse: Stein-Eisen, Pallasit, PAL-MG, Fa 12.3 mol%, kantige Olivineinschlüsse
Fund: Bekannt seit 1822
Gesamtgewicht: Ca. 920 kg, wahrscheinlich gegen 1200 kg

Mein grössteses Imilac-Sammlungsstück stammt von einer 19 kg Masse, die zusammen mit einem 5 kg und einem 35 kg-Individual in den mittleren 80er Jahren von  einem lokalen Met Hunter aufgespürt wurden. Ein recht detaillierter Beschrieb dazu mit zwei in-situ-Bildern ist 1987 unter dem Titel "New Meteorite Finds At Imilac" von Holger Pedersen in "The Messenger - El Mensajero", No. 47, März 1987, veröffentlicht worden. Hab jetzt auf die Schnelle keinen Internet Link dazu finden können, sorry.

Unten angehängt ist aber das in-situ-Bild aus dem Bericht mit der teilweise aus dem Boden herausragenden 19 kg-Masse im original Einschlagskrater. Das unten abgebildete 5.13 kg Endstück ist ein Teil der 19 kg Imilac-Masse.

Interessante Randinfo: Die grossen Imilac-Funde aus frühen Jahren, die den Weg ins BMNH gefunden hatten, sind in der Zwischenzeit nahezu komplett zerschnitten worden. Eine richtige Hauptmasse von Imilac gibt es damit heute gar nicht mehr, aber dafür grosse Scheiben, die weltweit in Museen und Sammlungen verteilt wurden. Das 5.13 kg Endstück stellt zwar bei weitem nicht das grösste Imilac-Stück dar, ist aber eines der grösseren Endstücke, das "überlebt" hat, respektive eines der wenigen heute noch nicht kleiner und kleiner geschnittenen Stücke. Ich werde es im jetzigen Zustand belassen und gegen weitere "Übernahme- oder Sägeangriffe" zu verteidigen wissen.  :ehefrau:

Hier ein schnelles Bild des 5.13 kg Endstückes. Vielleicht folgt morgen noch ein Bild von der Aussenseite. Muss es erst suchen.

Gruss, Allende
 :winke:
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: herbraab am August 21, 2015, 09:21:45 Vormittag

Danke, Allende, für die Bilder und die ergänzenden Informationen.

Interessante Randinfo: Die grossen Imilac-Funde aus frühen Jahren, die den Weg ins BMNH gefunden hatten, sind in der Zwischenzeit nahezu komplett zerschnitten worden.

Eine dieser großen Scheiben wurde bei den letzten Mineralientagen in München gezeigt - Foto anbei.

:hut:
Herbert
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Gibeon2010 am August 21, 2015, 09:27:28 Vormittag
Tolle Exemplare!  :super:
Mit solchen Stücken kann ich zwar nicht mithalten, aber ein kleines Eckchen aus den Anfängen meiner Sammlung hab ich auch:
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: herbraab am August 21, 2015, 10:42:45 Vormittag
Ein recht detaillierter Beschrieb dazu mit zwei in-situ-Bildern ist 1987 unter dem Titel "New Meteorite Finds At Imilac" von Holger Pedersen in "The Messenger - El Mensajero", No. 47, März 1987, veröffentlicht worden. Hab jetzt auf die Schnelle keinen Internet Link dazu finden können, sorry.

Hier gibt's das Paper (http://articles.adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-iarticle_query?letter=.&classic=YES&bibcode=1987Msngr..47....1P&page=&type=SCREEN_VIEW&data_type=PDF_HIGH&send=GET&filetype=.pdf) online als pdf-Dokument.

:hut:
Herbert
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Allende am August 21, 2015, 21:30:58 Nachmittag
Hier noch zwei Bilder von der Rückseite des 5.13 kg Endstückes

Und wie von Alexp in seiner persönlichen PM an mich gewünscht, das Besuchsbild vom ihm in Niederhasli, hier zusammen mit dem Imilac-Endstück. Die Farbe der Imilac-Olivine ist herrlich honiggelb bis gelbbraun. Am 11. Januar 2009 war das.

Imilac ist einer der stabilsten Pallasite überhaupt. Das hat wohl auch damit zu tun, das die hochgelegene Atacama-Wüste in Chile die weltweit trockenste Wüste überhaupt ist und die Imilac-Stücke seit ihrem Fall vor mehr als 1000 Jahren keinerlei irdische Verunreinigungen mangels Feuchtigkeit in Luft und Boden aufgenommen haben.

Gruss, Allende
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Allende am August 21, 2015, 21:36:17 Nachmittag
Im Buchwald "Handbook of Iron Meteorites, Vol. 3", ist Imilac - obwohl ein Pallasit und kein Eisen - auf den Seiten 1394 bis 1400 ausführlich beschrieben worden. Spannend zu lesen!
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: gsac am August 22, 2015, 07:45:01 Vormittag
Sackstarkes Stück, Dein Imilac! Und vielen Dank für das eingestellte
Foto mit dem "Maßstabswürfel"... :-). War ein sehr schöner Besuch im
CN in CH-Niederhasli, an den ich mich gern erinnere.

Alexp
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Schönedingesammler am August 22, 2015, 08:49:21 Vormittag
(http://images.tapatalk-cdn.com/15/08/21/fa5f3cf9d5eb89a8b8a5f08863dc7f35.jpg)
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Schönedingesammler am August 22, 2015, 08:53:01 Vormittag
(http://images.tapatalk-cdn.com/15/08/21/b86a10ec1ded024e4598299ab5992424.jpg)
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Schönedingesammler am August 22, 2015, 08:56:14 Vormittag
(http://images.tapatalk-cdn.com/15/08/21/fa5f3cf9d5eb89a8b8a5f08863dc7f35.jpg)
Die große Scheibe aus München steht aktuell in Freiberg. War vor 4 Wochen mal da. Beeindruckende Ausstellung!
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: Allende am August 25, 2015, 22:48:26 Nachmittag
Ich wurde gestern per E-Mail gefragt, „wie ich an ein solch ein grosses Imilac-Stück herankommen konnte“.

Die Frage möchte ich wie folgt beantworten: Zusammen mit einem damaligen Sammlerkollegen, der schon seit längerer Zeit nicht mehr als Sammler aktiv ist, hatten wir gleich zum Start unserer Sammlungen durch einen Zufall Kontakt zum Finder der drei Stücke (5 kg, 19 kg und 35 kg, siehe Link "The Messenger - El Mensajero", No. 47, März 1987) aufbauen können. Das "kleine" 5 kg Stück hatten wir zusammen aus studentischen Ersparnissen finanziert, aber ohne Möglichkeit zur Aufteilung in zwei Hälften. Pallasiten zu sägen war mit der kommerziell verfügbaren Werkstattsägetechnik der 80er Jahre (Band- und/oder Bügelsäge) nahezu unmöglich. Wir fragten herum und das NHM-Wien bot uns an den Schnitt zu machen, wollte nach der Zusendung des 5 kg Stückes das Stück aber lieber für das Museum behalten! Wir hatten daraufhin mit Rückläufergeld vom nach Wien verkauften 5 kg Stück und frisch gedrucktem Geld (huch!) das 19 kg Individual an der Angel. Es ging um wenige Tage, weil die Zeitschels sich auch um das Stück bemühten. Wir hatten Glück die Schnelleren zu sein und die Zeitschels "mussten" sich mit der 35 kg Masse begnügen. Die Teilung der 19 kg-Masse wurde später dann in Wien gemacht. Mein Stück wog nach dem Schneiden fast exakt 9 kg. Ein wegweisendes frühes grosses Sammlungsstück, so dass ich dann entschied, nach Möglichkeit lieber wenige grössere, statt viele kleine Stücke sammeln zu wollen. An dieses Vorgehen halte ich mich bis heute.

Ein Traum-Endstück und ich habe diesen Koloss bis Anfang der 00er Jahre gegen jeden „Angriff“ von aussen verteidigt. Jeder Tausch- oder US-Ankaufsofferte auf das 9 kg-Endstück habe ich teils mit Tränen in den Augen widerstehen können und es wie eine Glucke, die ihre Küken beschützt, behütet und komplett gelassen. Der Sammlerkollege hatte sein Endstück schnell einmal verkauft und weg war es, in dünne Scheiben zerlegt und aufgesogen vom US-Markt in den späten 80er Jahren und das Geld dann sicher auch recht bald. Anfangs der 00er Jahre bin ich dann doch ins Wanken geraten und habe das Endstück dann doch auf ein Hochglanz poliertes 5.15 kg Endstück plus eine beidseitig toll polierte, planparallele und transparente XL-Vollscheibe mit knapp 500 g verkleinern lassen.

So, das war meine Imilac-Geschichte. Once in a lifetime! Heute sind so grosse Imilac-Stücke nicht mehr zu bekommen, alles weg (und zerschnitten)…  :fingerzeig:

Gruss, Allende
 :hut:
Titel: Re: Imilac, Pallasite-MG, Fund 1822
Beitrag von: gsac am August 25, 2015, 23:19:10 Nachmittag
Once in a lifetime! Schon eine spannende Geschichte! Jetzt muß Dich aber
jemand Anderes als ich gefragt haben - ich weiß gar nicht, warum ich damals
bei meinem Besuch nicht gefragt hatte, aber habe vermutlich alles vergessen.. :-)

:super: Alex