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Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Geschiebe => Thema gestartet von: Jedensteinaufheber am September 21, 2016, 22:44:20 Nachmittag

Titel: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Jedensteinaufheber am September 21, 2016, 22:44:20 Nachmittag
Hallo, :hut:

ich war dieses Jahr mal in Norwegen im Urlaub.
Neben fischen, wandern, und Pilze suchen waren natürlich auch Gesteine und Geschiebe sammeln angesagt.
Neben Graniten, Syeniten,  Serpentiniten und sogar 3 Eklogiten fand ich jenes Stück an einem Strand auf der Insel Leka.
Es handelt sich dabei um einen Amphibolit, das ist mir klar, nur was mich nicht in ruhe lässt ist das grüne Mineral das darin enthalten ist.
Mal der Meinung es könnte sich um grünen Granat handeln, dann wieder es könnte auch Diopsid sein. Da hab ich mir gedacht ich zeige es euch eimal vielleicht habt ihr ja eine Idee was es sein könnte
Das Gestein kann eigentlich nur als Geschiebe oder Nahgeschiebe auf die Insel gelangt sein weil es meines Wissens nirgendwo auf der Insel ansteht.


Vielen dank im voraus und Grüße
Alexander
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: karlov am September 22, 2016, 00:54:09 Vormittag
Moin Alex,

kann es sich nicht auch um Alterationsprodukte (von Plagioklas?) handeln? Auf der Schnittfläche ist auch noch braunes Material zu erkennen.
Im Zentrum der Schnittfläche steckt ein großes grünes Mineral, ist das Pyroxen?
In der Detailaufnahme erscheint das grüne Mineral kleinkörnig und xenomorph, was eher für Granat als Pyroxen spräche. Aber grüner (Ca-)-Pyroxen in einem Amphibolit? Grossular wird es wohl nicht sein. Da müßte doch genug Eisen (in der Hornblende) enthalten sein, um wenigstens einen Ca-Fe-Granat (rot/rotbraun?) zu generieren.

Grüner Omphacit (Eklogitfazies, Granulitfazies) würde mit noch einfallen. Den kenne ich nur aus Eklogiten, das wäre ein schon besonderes Auftreten. Schöner Fund!

Grüße  :hut:
karlov

Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am September 22, 2016, 06:55:10 Vormittag
Hallo Alexander,

hm, also nach meiner Sichtweise ist dieses Material nicht "grün" genug, um als Omphacit durchzugehen (die Paragenese passt auch gar nicht), und einige der Kristalle sind deutlich länglich ausgebildet - das passt überhaupt nicht zu dem kubischen Granat.

Wie wäre es denn mit Bronzit (Orthopyroxen)?

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: speul am September 22, 2016, 21:32:06 Nachmittag
Moin moin,
ich würde Dir ja gern helfen, aber ...
also für Omphazit halte ich es auch nicht, außerdem stimmt die Paragenese nicht.
Mir spukt immer irgendwie Prehnit durch den Kopf, aber da stimmt die Paragenese auch nicht; oder auch was anderes aus den Bereichen der Grünschieferfazis oder Prehnit-Pumpellyit-Fazies.
interessante Gegend da auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leka_(Norwegen)#/media/File:Steinstid_sommer.JPG

Grüße
speul
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Jedensteinaufheber am September 22, 2016, 22:19:18 Nachmittag
Hallöchen,

ich hätte da noch zwei Fotos von einer Bruchfläche sie sind hoffendlich gut genug.

Grüße
Alexander
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: lithoraptor am September 22, 2016, 22:26:33 Nachmittag
Moin!

Was spricht für Euch denn gegen den anfänglich vermuteten Diopsid? Diopsid-Amphibolite gibt es.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Jedensteinaufheber am September 22, 2016, 22:55:36 Nachmittag
Hallo Speul,

eine richtig tolle Landschaft. Die Fundmöglichkeiten sind auch recht nett.http://www.jgr-apolda.eu/Smileys/default/super.gif
Da hab ich noch einige andere schätzchen mitgebracht

Bei Bild 103 ist der alte Herr auf der Jagt.

Bei 125 einen Serpentinit. Die Größe ist ca 7,5 cm

Dann hätte ich noch ein Serpentinit-Brekzie. Das interessante dabei ist das das Alter dieses Gesteins auf ca 10000 Jahre bestimmt wurde, es ist recht schwer zu bearbeiten, da die Bindung noch recht weich ist. Daher ist es recht schwer zu bearbeiten.
Die Größe ist ca 8,5 x 4cm.

Dann hätte ich noch einen schönen Eklogit, da hatte ich Glück und gleich 3 Stück gefunden.
Das Gefüge ist recht spektakulär finde Ich. Die Dichte beträgt 3,5.
Der Bildausschnitt ist ca 4x3,5cm.

So dann wünsche ich noch einen schönen Abend
Alexander
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am September 23, 2016, 06:41:34 Vormittag
Was spricht für Euch denn gegen den anfänglich vermuteten Diopsid? Diopsid-Amphibolite gibt es.
Hallo Ingo,

da spricht grundsätzlich nichts dagegen; allerdings habe ich auch kein Bild von Diopsid als gesteinsbildendem Mineral so unmittelbar vor Augen, dass ich sagen könnte: Ja, das habe ich so ähnlich schon einmal gesehen. (Ist kein echtes Gegenargument, nur ein Grund, warum ich nach etwas anderem gesucht habe.)

Und noch eine Frage: Muss das tatsächlich ein Amphibolit sein? Die dunklen Mineralien könnten ja auch Klinopyroxene sein.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: lithoraptor am September 23, 2016, 13:07:12 Nachmittag
Moin!

Ja Holger, mit dem Cpx hast Du natürlich Recht. Letztlich wird man diese Fragen rein über ein Foto auch nicht vollumfänglich klären können. Hier braucht man schon einen Dünnschliff. Für so ein spannendes Gestein lohnt das auf alle Fälle...

Gruß

Ingo
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: karlov am September 23, 2016, 19:55:51 Nachmittag
Moin in die Runde,

wenn ich mich nicht täusche, sieht das schwarze Mineral eher wie Amphibol aus (Glasglanz), während Cpx meines Wissens nach solchen Glanz nur in Vulkaniten aufweist.

Zitat
Diopsid-Amphibolite gibt es

war doch ein guter Tip. Habe darüber überhaupt nichts gefunden.

Holger, warum passt Omphacit nicht in die Paragenese? Weil kein Granat zugegen ist? Oder weil es wegen der vermuteten Anwesenheit von Amphibol retrograd in symplektitische Verwachsungen übergehen müßte (nach Vinx´Gesteinsbestimmung dann aus diopsidischem Pyroxen + Plagioklas)?

Vom Gefüge her sieht das Gestein metamorph aus. Es gibt einige migmatitische Schlieren.

Wer macht denn nun den Dünnschliff?  :smile:

Grüße,
karlov
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am September 24, 2016, 08:05:50 Vormittag
Öhhm...Omphacit ist meines Wissens nach ein Mineral der Eklogitfazies. Es tritt zudem fast nur in dem Gestein Eklogit auf, daneben - selten - in reinen Omphaciititen, und noch als Umwandlungsprodukt von Glaukophan in eklogitfaziell überprägten Blauschiefern (so zumindest laut Tröger). Typische Begleitminerale sind - neben dem in Eklogiten obligatorischen Granat - etwa Quarz, Zoisit, Disthen. Und diese Paragenese sehe ich auf dem Bild nicht. Das Gestein ist auch mit ziemlicher Sicherheit kein Eklogit.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: JFJ am September 24, 2016, 20:06:15 Nachmittag
Moin,

schließe mich dem Holger bezüglich seiner Zweifel eines Eklogits an.

Das vorliegende Gestein sieht für mich eher nach was metasomatischem aus ...
Die roten Einsprenglinge könnten tektonisch gebrochen sein.
Irgendwas am Rande eines Schlots - erst zerbrochen, dann durch Hitze umgewandelt?
Gruß
Jörg
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: karlov am September 26, 2016, 23:58:17 Nachmittag
Hallo Holger,

gut, makroskopisch erkennbarer Omphacit am besten nur bei vorheriger Bestimmung des Gesteins als Eklogit, so wie in Bild 045.
Wie käme denn Diopsid da "rein", angenommen es ist ein Amphibolit?

Welchen Schlot meinst Du, Jörg? Metasomatose am Rande eines z.B. Granitplutons? Und welches rote Mineral?
Können dann in Plutoniten diopsidische Pyroxene entstehen wie in z.B. Skarnen?

Grüße  :winke:,
karlov
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am September 27, 2016, 07:10:16 Vormittag
Wie käme denn Diopsid da "rein", angenommen es ist ein Amphibolit?
Ich erlaube mir mal, die Frage an Ingo weiterzuleiten :einaugeblinzel:
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: lithoraptor am September 27, 2016, 17:42:12 Nachmittag
Moin!

Soweit ich mich erinnern kann ist Diopsid ein typisches Mineral der Amphibolit-Fazies (neben Erdmantelgesteinen versteht sich). Ein Blick in den Vinx (2005) S. 73f bestätigte mir das auch gerade. Diopsid lässt sich danach unter allen p/T-Bedingungen der Amphibolit-Fazies bilden - vorausgesetzt, dass das jeweilige Edukt Ca-, Mg- und Si-reich, aber Fe-arm ist.
Im weiteren Verlauf führt Prof. Vinx aus, dass diese Bedingungen besonders gut von Silikatmarmoren erfüllt werden, welche aus dolomitisch-silikatischen Sedimentgesteinen hervorgegangen sind. Nun ist das vorliegende Gestein sicherlich kein Silikatmarmor, denn ihm fehlt das typische granoblastische Gefüge, aber wenn es sich bei dem grünen Mineral wirklich um Diopsid handelt (und die können je nach Cr-Gehalt extrem grün sein -> man denke an den auch als Schmuckstein bekannten Chromdiopsid) und wir liegen mit der Ansprache Amphibol bzw. der Annahme eines Amphibolit-faziellen Gesteins richtig, dann hätte man zumindest schon mal eine grobe Vorstellung vom Edukt.

Daher schrub ich ja, dass ein Dünnschliff nötig wäre, denn das ist sicher kein alltägliches Gestein.

Gruß

Ingo

P.S. Wir müssen aufpassen, dass wir die unterschiedlichen Gesteine in diesem Thread hier nicht im Diskurs mixen.
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: JFJ am September 27, 2016, 18:39:03 Nachmittag
Moin zusammen,

@Karlov:
Ich dachte zuerst an hydrothermale Phase ... kann aber verworfen werden.
Habe zwei Gesteine zusammen geschmissen.
Pfui.

Andere Idee: Ich habe gerade die neue Ausgabe vom Per Smed 2016 (Sten i det danske landskab).
Abb. 122, auf Seite 224 zeigt einen Halland-Eklogit.
Hat einigermaßen Ähnlichkeit mit Bild 045.
Alexander, kannst Du mit der Lupe evtl. was an Kyanit-Körnchen ausmachen?

Gruß
Jorg
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: lithoraptor am September 27, 2016, 20:20:44 Nachmittag
Moin Jörg!

Da ich den Halland-Eklogit nicht kenne, musste ich den mal schnell googeln und bin dabei auch auf Bilder vom Ullared Retro-Eklogit gestoßen. Die symplektitischen Koronen erinnern auch sehr an das Bild 045. Siehe hier:
http://kanalmusik.de/wordpress%202/?p=6901

Gruß

Ingo
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am September 27, 2016, 21:11:13 Nachmittag
Hallo,

also, der neue Vinx ("Steine an deutschen Küsten") hat nicht nur ein Bild vom Halland-Eklogit, sondern er schreibt auch, dass Halland in Südwestschweden liegt - kann denn Material aus dieser Region nach Mittelnorwegen verfrachtet worden sein :confused: Doch wohl eher nicht, oder :gruebel:

Und um nochmal auf das erste Gestein aus diesem Faden zurückzukommen: Ich werfe jetzt mal noch eine Interpretation in den Raum - es handelt sich um einen grobkörnigen Olivingabbro, und das grüne Zeug ist Olivin :wow: :laughing: :weissefahne:

Außerdem benehme ich mich jetzt mal wie Yul Brunner in der Eingangsszene zu "Die glorreichen Sieben" und sage: "Zum Teufel nochmal! Wenn das alles ist, dann mache ich diese Fuhre!" Will sagen, wenn mir jemand zwei "Chips" von diesem Gestein zur Verfügung stellt, dann mache ich diesen Dünnschliff...

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: karlov am September 27, 2016, 21:15:12 Nachmittag
Danke für die Verlinkung :) . Leider habe ich kein Direktlink einrichten können (Anker). Aber mittlerweile habe ich den Eklogit, den ich in Ullared fand (und der meines Wissens nach der einzige bekannte Aufschluß von Retroeklogit in Halland ist), polieren lassen, eine grob- und eine feinkörnige Variante.

In der grobkörnigen Variante ist wohl blauer Kyanit enthalten. Der kann aber auch fehlen in Eklogiten, soweit ich weiß. In der feinkörnigen bin ich mit nicht sicher, weil das blaue Mineral symplektitische Verwachsungen zeigt, was auch Sapphirin+Plag sein könnte.

Zugeben muß man, daß die norwegischen Eklogite viel hübscher sind als der Retroeklogit von Ullared.
@Holger: Olivin?? "Nein!Doch!Oh!" Aber ich würde ein Sixpack dagegen wetten :D
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Jedensteinaufheber am September 27, 2016, 21:41:48 Nachmittag
Hallo Jörg,

ich konnte leider keine Kyanitkörnchen entdecken in dem Eklogit 045.Jpg(könnte ich aber nicht unbedingt ausschließen, da ich es Live noch nicht gesehen habe).
Da hab ich für euch noch ein paar Bilder

Da kommt sonst noch etwas Quarz hinzu. (Foto 1)

Da hab ich auch noch ein Foto von meinem ersten Eklogit der leider eingemauert ist (den Hammer hatte ich fast schon in der Hand). Die Größe ist ca. 25 cm.(Foto 2)

Und noch eins von der polierten Schnittfläche.


Viele Grüße und Dankeschön  :hut:
Alexander
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: lithoraptor am September 27, 2016, 22:21:36 Nachmittag
Moin!

Sind denn jemandem hier überprägte Eklogit-Vorkommen in Norwegen (nördlich von Leka) bekannt, die überhaupt in Frage kämen?

Holger, so abwägig finde ich Olivin nicht. Dachte auch schon darauf rum, habe es dann aber aus irgendeinem Grunde, der mir gerade nicht mehr präsent ist, verworfen. Der Dünnschliff wird es zeigen...

Gruß

Ingo
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Jedensteinaufheber am September 28, 2016, 16:27:09 Nachmittag
Hallöchen Holger,

wie groß müsste denn der Chip sein ?

Viele grüße aus Hessen
Alexander
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am September 28, 2016, 17:31:03 Nachmittag
Hallo Alexander,

am besten wäre ein Ausschnitt aus einer mit der Steinsäge herausgeschnittenen, dünnen Gesteinsscheibe von 1,5 mal 2 bis 2 mal 2 cm Kantenlänge.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: speul am September 29, 2016, 16:02:33 Nachmittag
Moin,
lohnt sich mal durchzusehen in diesem Zusammenhang
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0024493714004435
Greüße
speul
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Murchison´s friend am September 29, 2016, 22:43:21 Nachmittag
hoi speul,

was heißt denn Greüße auf deitsch ??? :weissefahne:

LG,
Michael
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Nordnugget am Oktober 02, 2016, 09:29:51 Vormittag
Moin,
Ich finde es super, das hier so viel über Geschiebe diskutiert wird. Ich habe einige Jahre lang Mineralien aus dem Geschiebe gesammelt. Sind hier unter den Anwesenden vielleich auch andere Geschiebe Mineralien Sammler ?

Fotos von meiner Sammlung habe ich leider nicht, aber meine persönlichen Highlights sind Manganit, Fluorit und einige mehr.

Viele Grüße Jens
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am Oktober 07, 2016, 19:32:06 Nachmittag
Eine Probe für den Dünnschliff ist heute hierorts eingetroffen und ruht zum Aushärten des Kittmittels gerade auf einem Objektträger (Dank an Alexander) - der Tag der Aufklärung des Rätsels um das "Grüne Mineral" ist nah! :auslachl:
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am Oktober 08, 2016, 15:32:54 Nachmittag
 :groll: :peinlich: :groll:
Der erste Schliff hat genau das getan, was ich befürchtet hatte, nämlich: Sich auf dem Objektträger mehr oder weniger zerlegt :ehefrau:

An dieser Stelle folgen daher keine Fotos, sondern erst einmal eine Beschreibung der Mineralphasen, die dessenungeachtet einigermaßen sicher zu identifizieren waren, nebst einigen Anmerkungen zu ihrem Erscheinungsbild. Ich werde morgen (wenn ich wieder eine einigermaßen ruhige Hand habe) mit dem zurückgehaltenen Restmaterial der Probe einen zweiten Versuch starten und dann hoffentlich auch einige gute Bilder präsentieren können.

Also zunächst die alles in den Schatten stellende Frage: Was ist das "Grüne Mineral"?

Es ist...Trommelwirbel...ein...Trommelwirbel...Klinopyroxen! Ob es tatsächlich um Diopsid handelt, kann aber nicht bestätigt werden, da eine Messung der Auslöschungsschiefe bisher nicht in Frage kam.

Interessant an diesem Klinopyroxen ist aber noch etwas anderes: Im Dünnschliff zeigt er sich komplett xenomorph (jedenfalls bei den Mineralkörnern, die ich bisher gesehen habe), und - was vielleicht noch interessanter ist - er ist stark durchsetzt mit kleineren, z.T. idiomorph ausgebildeten Kriställchen der hellen Mineralphasen (zu diesen später).

Die im Gesteinsbild einheitlich erscheinende dunkle Mineralphase erweist sich unter dem Mikroskop sicher als aus zwei Phasen bestehend: Biotit und ein Amphibol (Hornblende?), beide wenigstens teilweise idiomorphe Bereiche ausbildend.

An hellen Mineralphasen sind bisher mindestens zwei verschiedene sicher nachzuweisen, wovon die eine ein frischer, von keiner Alteration betroffener, teilweise idiomorpher Plagioklas ist. Ob neben dem Plagioklas noch Alkalifeldspat vorliegt, bzw. um was es sich bei der zweiten hellen Phase handelt, muss vorläufig offenbleiben. Ich hatte zuerst gedacht, einen sehr niedrigen Brechungsindex zu bemerken (und tendierte daher zu Nephelin); das muss aber z. Zt. ausdrücklich noch offen bleiben!

Bleibt also die Frage: Was ist das für ein Gestein? - Das Rätselraten kann in die zweite Runde gehen :einaugeblinzel:

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: karlov am Oktober 08, 2016, 16:24:38 Nachmittag
Moin,

puh, da bin ich aber erleichtert, daß ich mein Bier alleine trinken kann  :super:
Super, daß die Minerale trotz Zerlegung des Dünnschliffs ermittelbar waren. Würde man makroskopisch vorgehen, so könnte man den Pyroxen doch zumindest als diopsidischen Pyroxen bezeichnen, weil er grün gefärbt ist. Ebenso den Amphibol als Hornblende, weil er schwarz ist. Aber nun gibt es ja einen Schliff.

Wie kommt grüner, vermutlich deutlich Fe-armer Pyroxen in einen Gabbro/Diorit? Wenn doch die Hornblende deutlich Fe enthalten müßte. Ist eine Metasomatose doch denkbar? Xenomorpher Pyroxen ist später dazu gekommen? Aber woher? Außerdem schreibst du ja, Plag wäre frisch und unalteriert. V.a. enthalten Biotit und Amphibol OH-Gruppen, hätte dieses Wasser nicht auch von Pyroxen aufgenommen werden müssen, wenn es zum primären Mineralbestand gehörte? Soweit meine Mutmaßungen mit bescheidenen petrologischen Kenntnissen.

 :winke:
karlov
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Jedensteinaufheber am Oktober 08, 2016, 16:39:53 Nachmittag
Hallo Holger,

das ist ja schon mal was.
Aber wenn du noch mehr Material brauchst sag bescheid. Das mit dem zerbröseln kann ja immer mal passieren  :nixweiss:
Da wo das Steinchen herkommt (Strand auf Leka) liegen noch mindestens 3 weitere die allerdings nicht ganz so viel "Grünes" enthalten.
Aber immerhin sind wir jetzt ein stückchen weiter als vorher, vielleicht gibt es ja jetzt  mehr Ideen von den anderen Experte.
Ich Danke dir auf jeden Fall, für die mühe die du dir da machst.

@ Karlov das mit dem Bierchen, könnten wir ja nächstes Wochenende mal klären.  :super:

Grüße
Alexander
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am Oktober 08, 2016, 20:38:02 Nachmittag
Hallo,

nach nochmaliger Betrachtung und zwischenzeitlichem Literaturstudium bin ich inzwischen zu folgendem vorläufigen(!) Ergebnis gelangt:

Das Gestein zeigt imho keine Anzeichen für ein Vorliegen einer Metamorphose unter gerichtetem Druck (vulgo: keine erkennbare Einregelung irgendeiner Mineralphase). Klinopyroxene diopsidischer Zusammensetzung sind zudem lt. Wimmenauer in Gabbros oder Dioriten nichts Ungewöhnliches.

Conclusio: Es handelt sich um einen Magmatit, und wir bewegen uns im Streckeisen-Diagramm irgendwo auf der Verbindungslinie A-P, und das wahrscheinlich rechts der Mitte, irgendwo zwischen Monzonit und Diorit/Gabbro bzw. ihren Quarz- oder Foidhaltigen Vertretern.

Der Rest ist nicht Schweigen, sondern zählen: Wie viele helle Mineralphasen sind nun tatsächlich vorhanden? Und welche sind das? Welchen Anteil machen sie am Gestein aus? Wie hoch ist der An-Gehalt des Plagioklases (das wird wahrscheinlich ohnehin offenbleiben müssen)?

Wenn ich jetzt ein Label an das Gestein heften müsste, würde ich aufgrund des doch recht hohen Gehalts an Hornblende und Biotit mit Vorbehalt sagen: Diorit.

Fortsetzung folgt...

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am Oktober 09, 2016, 21:29:08 Nachmittag
Hallo,

auch Schliff 2 ist noch nicht fertig, zeigt aber folgende interessante Eigenschaften:

Es gibt mindestens drei helle Phasen, nämlich Plagioklas, Mikroklin und Quarz. Der Mikroklin ist tw. nicht mehr völlig frisch, könnte demnach zum ursprünglichen Mineralbestand zu gehören.

Der Klinopyroxen ist nicht nur reichlich xenomorph, er scheint auch eine neuere Bildung zu sein, welche auf Kosten der bestehenden Phasen gewachsen ist. Siehe dazu das Bild unten: Die violette Masse ist Cpx, die darin eingebetteten Bruchstücke scheinen aber eher reliktisch zu sein - keine frischgewachsenen Kristalle, die der Cpx nachträglich umhüllt hat, sondern vielmehr Reste des ursprünglichen Mineralbestandes, die noch nicht umgewandelt wurden.

Im Ergebnis wäre das Gestein also doch metamorph überprägt. Und der Cpx wäre eine Neubildung. Aber was war das Gestein vorher, und was ist es jetzt? Meinungen sind willkommen.

Fortsetzung folgt.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am Oktober 15, 2016, 21:14:07 Nachmittag
Hier jetzt die Übersichtsbilder für den fertigen Dünnschliff. Die Detailbilder folgen noch.

Diese Probe wird von den xenoblastischen Diopsidpartien ziemlich dominiert, wie im XPL zu sehen. Im LPL ist dagegen die Hornblende das auffälligste Mineral.
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: karlov am Oktober 19, 2016, 19:58:15 Nachmittag
Moinmoin,

mittlerweile lag mir das gute Stück auch vor und ich konnte es nochmal in Augenschein nehmen.
Es ist meiner Meinung nach kein primäres magmatisches Gefüge, dafür ist die Verteilung der Minerale zu irregulär. Zwei Fotos verdeutlichen dies nochmal.
Vielmehr dürfte es sich um einen Migmatit handeln, der grünen Klinopyroxen als metamorphe Mineralneubildung führt.
Ein Blick auf die geologische Karte von Leka zeigt, daß neben Peridotiten (Ophiolith-Komplex) auch Metagabbros und Metadiorite vorkommen, s. researchgate.net:

https://www.researchgate.net/figure/254888942_fig2_Fig-2-Geological-map-and-cross-section-of-Leka-The-Leka-Ophiolite-Complex-consists-of (https://www.researchgate.net/figure/254888942_fig2_Fig-2-Geological-map-and-cross-section-of-Leka-The-Leka-Ophiolite-Complex-consists-of)

Die Position dieses Gesteins innerhalb eines Ophiolith-Komplexes läßt vermuten, daß sie unter intensive tektonische Einspannung gerieten. Allerdings reichten diese Bedingungen wohl nicht aus für eine Metamorphose (Klinopyroxen i.d. Granulitfazies), v.a. wenn es sich um "echte" Ophiolithdecken, also auf die Kontinentalkruste überschobenen Ozeanboden handelt?

Grüße  :hut:
Karlov


 
Titel: Re: Geschiebe aus Mittelnorwegen
Beitrag von: Buchit am Oktober 20, 2016, 06:38:49 Vormittag
Hallo karlov,

danke für die neuen Bilder und den Link zu der geologischen Karte. Wenn Du recht hast und das Stück aus einem dieser Komplexe von "layered"-Gesteinen kommt, dann wundert es mich nicht mehr, dass wir mit der Paragenese aus einem einzigen Handstück (bzw. einem halbwegs verwertbarren Dünnschliff) nicht viel weiterkommen.

Gruß,
Holger