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Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Thema gestartet von: Steinpilz am März 24, 2017, 17:40:27 Nachmittag

Titel: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 24, 2017, 17:40:27 Nachmittag
Hallo Gemeinde,
das hier gezeigte Steinchen halte ich für einen Klast, den ich in einem schön abgerollten Kalkstein (in Strandsandfarbe) fand, welcher aus einem Geschiebehaufen bei Neubrandenburg stammte.

Da ich schon öfter solch hellen Kalkstein in eiszeitlichen Geschieben gefunden habe und ich diese bisher weder zeitlich noch geografisch verorten konnte, hoffe ich, dass Ihr Mineralien-Experten hier, vielleicht etwas über die Matrix des Klastes mitteilen könnt. Ein Versuch halt. :smile:

Der Klast: Farbe grau bis weiß, Abmessungen (LxBxD)  31mm x 18mm x 4mm, Gewicht: 2g,
                   Dichte: rund 1,3 – 1,4, nicht magnetisch, Strichfarbe weiß, Härte hoch.

Es ist definitiv kein Flint und die weißen Kristalle halte ich für Quarz (reine Annahme).

Beste Grüße!
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 24, 2017, 17:43:52 Nachmittag
. . . und noch ein Foto.
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Met1998 am März 24, 2017, 18:20:50 Nachmittag
Hallo Steinpilz,
dieses sedimentäre Gestein sieht für mich wie Oolithischer Kalk aus.
Strichfarbe weiß, geringe Dichte, nicht magnetisch.

Gruß Ehrfried
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Buchit am März 24, 2017, 19:18:30 Nachmittag
Hallo,

und warum sollte es kein Flint sein?

Gruß,
Holger
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Met1998 am März 24, 2017, 20:06:25 Nachmittag
Hallo Buchit = Holger, :hut:

1. Steinpilz wird seine Behauptung sicherlich noch begründen.  :nixweiss:
Der Bruch seines Stückes sieht mir aber sehr körnig aus.

2. Nur mal so zur Info: Farbiger Flint aus Brandenburg und Mecklenburg sieht so aus (außer 19 und 20).
Hat eine glatte Oberfläche und einen scharfkantigen, muscheligen Bruch.

Gruß Ehrfried
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Victoria2 am März 24, 2017, 20:13:50 Nachmittag
Met 1998 hat recht. Körnigen Feuerstein hab ich ebenfalls noch nie gesehen. Und Feuersteine gibts in der Lausitz reichlich.

Gruß aus der Niederlausitz
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Met1998 am März 24, 2017, 20:28:29 Nachmittag
Ich habe eben nicht nur eine private Kollektion Meteorwrongs (verwitterte, irdische Eisen – Splitter),
sondern auch von splittrigen Flinten.  :fluester:

(...eines meiner Fotos genommen und in seine Kollektion über Meteorwrongs aufgenommen...“
 ... und eigennützig und forsch zu irdischem Eisen entfremdet.)
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Buchit am März 24, 2017, 21:15:42 Nachmittag
Hallo,

nun ja, Flint aus der Schreibkreide ist üblicherweise kryptokristallin, splittrig, und dicht - dieses Stück jedoch stammt ganz sicher nicht aus der Schreibkreide... Und hier in Süddeutschland haben wir mehr als ein Vorkommen von Silex oder Hornstein in dichten Kalkgesteinen (meistens aus dem oberen Jura)...und ich kann Euch versichern, dort habe ich noch nie ein Stück gefunden, das man mit Kreideflint verwechseln könnte - aber schon einige, die dem hier gezeigten zum Verwechseln ähnlich sehen...

Nicht jeder Flint muss Kreideflint sein.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: lithoraptor am März 24, 2017, 23:06:21 Nachmittag
Moin!

Wer als aufmerksamer Sammler durch norddeutsche Kiesgruben streicht, kennt Flinte in diversen Variationen. Da Flint eine syn- bis postsedimentäre Bildung ist, die in ganz unterschiedlichen Kalken zu finden ist, kann die Oberfläche solcher Knollen durchaus auch grisselig sein.
Wer etwa mal im anstehenden Dan nach Fossilien gesucht hat (etwa im Bryozoenkalk) kennt kleine und grössere Knollen dieser Art recht gut. Es gibt ebenfalls Kalke, die so stark verkieselt sind, dass sie beim Anschlagen fast so hell klingen, wie ein Flint.
Ich möchte anregen beim Besuch der nächsten norddt. Kiesgrube das Augenmerk mal auf die grauen Dan-Flinte zu richten. Nicht nur wegen ihres Fossilieninhalts, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass in diesen viele solcher grisseligen Knollen zu finden sind. Diese sind dann häufig insgesamt etwas weniger stark verkieselt bzw. kalkiger. Ja, auch das gibt es.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 25, 2017, 00:31:58 Vormittag
Hallo Gemeinde

und es tut mir leid Ehrfried, dass ich Nase ganz vergessen hatte zu erwähnen, dass sich der Klast natürlich einem Test mit 25 %iger HCL unterziehen musste. :bid: An diesem perlte die Säure ab wie Wasser, während sein „Bett“ vor Wut schäumte, ob meiner respektlosen Behandlung seiner Art. :laughing:

Ein paläozoischer oder anderer Kalk ist also für unseren unbekannten Freund auszuschließen.

Flint:  Muss meine „jugendlich, forsche“ wie unüberlegte, rigorose Negierung einer mineralischen Grundsubstanz von SiO2 etwas, aber nur etwas, nennen wir es variieren. :smile:
 
Flint, wie wir ihn auf jedem Quadratmeter Boden in Brandenburg,  MCP und wohl auch in der Lausitz  finden, also Kreide-/Dan-Flint ist es mit Sicherheit nicht. Und zwar aus den von Euch hier zuvor genannten Gründen. Aber ich habe auch auf Euren Foren inzwischen gelernt, dass chemisch identische Minerale wie Flint, Silex und Hornstein ganz unterschiedlich aussehen können.
Deshalb finde ich Deinen Einwand - Holger - besonders interessant. Vielleicht hast Du ja ein Bild bei der Hand und kannst uns mal die süddeutsche Variante unseres norddeutschen Flints/Hornstein zum Vergleich zeigen. Der die Schönheit unserer Feuersteine – selbst redend – auch bei größtem Bemühen nie erreichen kann. :laughing:

Nur zur Klarstellung, hier hat ein Rentner nicht einfach Langeweile, sondern ich versuche das „Bett“des Kalkes zu verorten. Diese strandsandfarbenen Kalksteine überfluten nicht gerade unsere Kiesgruben und Endmoränen, aber man findet sie immer wieder. Und sie enthalten erstaunlich oft – wie ich finde – Fischknochen bzw. Kochenreste. Bisher ist mir nur gelungen festzustellen, dass unbestimmbare Brachiopoden in dieser Matrix aufzufinden sind. Ein Leitfossil konnte ich bisher nicht sicher ausmachen. Deshalb versuche ich jede Möglichkeit zu nutzen, um mich langsam an den „Uterus“ des „Bettes“ heranzupirschen. :google:

Hallo Jens, ich war noch nie im anstehenden Dan unterwegs, aber mit Bryozoenkalk hat das "Bett" nicht das Geringste zu tun, wie auch der Dan nicht. Bryozoenkalk stammt aus dem Paläozoikum (Ordovizium/Silur) und hat mit dem Dan aus der Kreide nichts am Hut. Du verwechselst da sicher etwas, denn Ordovizium ist mein Fossiles-Spezialgebiet. Der Kalkstein ist weit älter als die Kreide (denke ich), nur ich weis leider nicht, um wie viel? :confused:

Flint, Silex oder Hornstein sind Ausfällungen der Kieselsäure, von der bis heute nicht endgültig wissenschaftlich geklärt werden konnte, was und wie dieser Vorgang ausgelöst wurde. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann liegt die Entstehung unserer wie auch immer genannten Feuersteine in der Kreide. Bitte belehrt mich eines Besseren, wenn ich da was falsch verstanden habe.
Deswegen kann es auch nicht stimmen, dass Flinte in unterschiedlichen Kalksteinen der Erdgeschichte zu finden sind. Ich persönlich, habe jedenfalls in den 40 Jahren meiner fossilen Sammertätigkeit noch nie einen Flint im paläozoischen, devonischen und triastischen Kalk gefunden.

Wenn ich mich irre - was natürlich auch möglich ist - und dieser Kalk aus der Kreide stammt, dann wäre eine Kieselsäureausfällung denkbar, aber nur dann.

Für Eure Mithilfe bedanke ich mich schon jetzt ganz herzlich und wünsche eine erholsame Nachtruhe!

 
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 25, 2017, 12:23:29 Nachmittag
Muss noch eine ergänzende Berichtigung vornehmen:

Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann liegt die Entstehung unserer wie auch immer genannten Feuersteine in der Kreide. Bitte belehrt mich eines Besseren, wenn ich da was falsch verstanden habe.
Deswegen kann es auch nicht stimmen, dass Flinte in unterschiedlichen Kalksteinen der Erdgeschichte zu finden sind. Ich persönlich, habe jedenfalls in den 40 Jahren meiner fossilen Sammertätigkeit noch nie einen Flint im paläozoischen, devonischen und triastischen Kalk gefunden.

Das stimmt so nur für unseren norddeutschen Dan-Flint. Denn Hornstein wird sehr wohl in älteren Kalksteinschichten gefunden. Habe selber noch irgendwo zwei aus dem germanischen Muschelkalk des Rüdersdorfer Trias.
Hatte wohl schon halb geschlafen, sorry! :imsorry:
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: lithoraptor am März 25, 2017, 15:31:37 Nachmittag
Moin Steinpilz!

Hier schreibt Jens, der tatsächlich Ingo heißt und auch immer so unterschreibt. :einaugeblinzel:

Wie auch immer, hier geht gerade sehr viel durcheinander und es ist wesentlich wichtiger dabei Ordnung zu schaffen, als eine Namensverwechselung zu klären. Also legen wir mal los.

Im Grunde war mein Geschreibsel hier nur gedacht um die Annahme zu widerlegen, dass Flint immer eine glatte Oberfläche haben müsse. Dem ist nicht so. Das gilt auch für verwandte Bildungen.

Diese Aussage von Dir ist falsch bzw. widerspricht sich auch selbst:
Muss noch eine ergänzende Berichtigung vornehmen:

Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann liegt die Entstehung unserer wie auch immer genannten Feuersteine in der Kreide. Bitte belehrt mich eines Besseren, wenn ich da was falsch verstanden habe.
Deswegen kann es auch nicht stimmen, dass Flinte in unterschiedlichen Kalksteinen der Erdgeschichte zu finden sind. Ich persönlich, habe jedenfalls in den 40 Jahren meiner fossilen Sammertätigkeit noch nie einen Flint im paläozoischen, devonischen und triastischen Kalk gefunden.

Das stimmt so nur für unseren norddeutschen Dan-Flint. Denn Hornstein wird sehr wohl in älteren Kalksteinschichten gefunden. Habe selber noch irgendwo zwei aus dem germanischen Muschelkalk des Rüdersdorfer Trias.
Hatte wohl schon halb geschlafen, sorry! :imsorry:

Das Danium (kurz auch Dan genannt) gehört nicht mehr in die Kreide, sondern ins Tertiär (Paläozän). Damit sind wir mit dem Dan sogar nicht mehr im Mesozoikum (Erdmittelalter, endet mit der Kreide), sondern bereits im Känozoikum (Erdneuzeit). Schau hier: http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/abteilung/aquazool/mala/skt/stdk_2012_auszug_tertiar.pdf
Flinte im engeren Sinne sind demnach in Kalken unterschiedlicher Erdzeitalter zu finden. Nimmst Du Hornstein, Chert und wie man diese Silexgesteine noch so nennt als genetisch verwandt noch dazu, dann erst recht und Du beziehst sogar Paläozoisches mit ein. :user:

Was nun deine Ausführungen zum Thema Bryozoenkalk betrifft, so muss ich zugeben, dass ich da einen Fehler gemacht habe, denn ich hätte besser Bryozoen-Kalk schreiben sollen (obwohl man in einschlägiger Literatur durchaus beide Schreibweisen findet, ist die mit Trennung klar die Bessere - auch für mich war es schon spät). Das hat sicher zu deiner Verwirrung beigetragen. :imsorry: Ich meine damit den Bryozoen-Kalk aus dem Dan. Das Material hier: http://www.strandsteine.de/Bryozoen-Kalk.htm
Bekannt etwa vom Stevens- Klint oder Faxe (gibt aber sehr viel Aufschlüsse mehr). Das ist nicht nur eine Fazies, sondern auch eine lithostratigraphische Einheit.

Die Zuordnung von Flinten im Geschiebe ist übrigens gar nicht so leicht. Ohne fossilen Inhalt häufig auch nur Raterei oder eine pure Wahrscheinlichkeitsabschätzung. Wer etwa sagt, dass jeder graue Flint ein Dan-Flint ist, der macht eine unwahre Aussage.

Gut, damit haben wir viel geklärt und können uns wieder deinem Stück zu wenden. Hast Du mal ein Bild der unbestimmbaren Brachiopoden, von den Du sprichst?

So als Schuß ins Blaue muss ich doch sagen, dass mich das Material sehr an Beyrichienkalk erinnert, der übrigens nicht zwangsläufig Beyrichien enthalten muss.

Gruß

Ingo

Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Pinchacus am März 25, 2017, 16:55:39 Nachmittag
Hallo Jens, ich war noch nie im anstehenden Dan unterwegs, aber mit Bryozoenkalk hat das "Bett" nicht das Geringste zu tun, wie auch der Dan nicht. Bryozoenkalk stammt aus dem Paläozoikum (Ordovizium/Silur) und hat mit dem Dan aus der Kreide nichts am Hut. Du verwechselst da sicher etwas, denn Ordovizium ist mein Fossiles-Spezialgebiet. Der Kalkstein ist weit älter als die Kreide (denke ich), nur ich weis leider nicht, um wie viel? :confused:

Flint, Silex oder Hornstein sind Ausfällungen der Kieselsäure, von der bis heute nicht endgültig wissenschaftlich geklärt werden konnte, was und wie dieser Vorgang ausgelöst wurde. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann liegt die Entstehung unserer wie auch immer genannten Feuersteine in der Kreide. Bitte belehrt mich eines Besseren, wenn ich da was falsch verstanden habe.
Deswegen kann es auch nicht stimmen, dass Flinte in unterschiedlichen Kalksteinen der Erdgeschichte zu finden sind. Ich persönlich, habe jedenfalls in den 40 Jahren meiner fossilen Sammertätigkeit noch nie einen Flint im paläozoischen, devonischen und triastischen Kalk gefunden.
 

Hallo, ein paar Sachen, die Du durcheinander bringst:

Der Geschiebetyp "Bryozoen-Kalk / Bryozoenkalk" stammt aus dem Danium und nicht dem Ordovizium. Und das Danium gehört ins Paläogen, nicht in die Kreide.

Das einzige doch recht bryozoenreiche Gestein aus dem Ordovizium ist der estnische Kuckersit, den Du aber im Geschiebe kaum finden wirst.

Im Silur git es einige bryozoenreiche Gesteine, die werden jedoch i.d.R. von Leuten die sich damit auskennen/beschäftigen nicht "Bryozoenkalk" benannt.

Die Unterscheidung von "Flint, Silex oder Hornstein" ist geologisch leider nicht stringent und wird gerne wirr durcheinander von Archäologen und Hobbyarchäologen verwendet.

Die Entstehung dieser Gesteine kann recht vielfältige Ursachen haben, viele davon wurden auch schon wissenschaftlich geklärt, man muss sich nur durch die entsprechende Literatur kämpfen.

"Feuerstein" ist ein (nord)deutscher Lokalbegriff für einen Gesteinstyp, der in Europa (incl. d. Mittelmeerraumes) von der Oberkreide bis ins Eozän in der Schreibkreidefazies vorkommt. Ähnliche Kieselgesteins-Bildungen, die man gerne unter dem etwas weiter verbreiteten Begriff Flint zusammen fassen kann, gibt es schon im Präkambrium, im Skandinavischen Raum sind ordovizische Flinte garnicht mal so selten (z.B. oft in Verbindung mit den mittelordovizischen Backsteinkalken zu finden). Man muss sie im Geschiebe allerdings erkennen können, für Anfänger ist das oft schwer.

edit: das eingangs gezeigte Stück sieht sehr nach einem verkieselten Sandstein aus. Im Geschiebe gibt es mit dem gezeigten Stück vergleichbare aus einigen Abschnitten der Oberkreide.

Besten Gruß

Johannes
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 25, 2017, 18:29:11 Nachmittag
Hallo Ingo, :weissefahne:
Du hast keinerlei Grund Dich zu entschuldigen, auch hast Du mich nicht durch die Schreibweise von Bryozoen-Kalk verwirrt. Es war doch gestern ganz offensichtlich noch viel, viel später als ich gedacht habe. :bid: Bei all dem Blödsinn, den ich da verzapft habe, ist die absolute Krone, dass ich Bryozoen-Kalk mit Beyrichienkalk verwechselt habe. Mein Gott wie  :peinlich:.

Ich hoffe Ihr entschuldigt mich und ich verspreche, dass ich so spät keine Tastatur mehr anfassen werde.  :user: :fingerzeig:

So jetzt wieder sachlich zum Objekt. Habe mir jetzt nur mal schnell ein paar Bilder vom Bryozoen-Kalk angesehen. Und Du hast recht, denn diese Kalksteine haben schon sehr große Ähnlichkeit mit dem „Bett“ unseres „Klastischen Freundes“.
Bei der zeitlichen wie geografischen Verortung dieser Kalkart würde eine Kieselsäureausfällung ebenso wie der Fundort wunderbar passen. Auch wenn uns alten Geschiebesortierern bei Flint immer der schwarze und gelbe Feuerstein aus den Dan und/oder Kreide in den Sinn kommt. :laughing:
Zwei Brachiopodenschalen habe ich aufgehoben (wegen der schönen Perlmutterhaltung) muss sie nur finden, dann mache ich Dir Fotos. Hast Du vielleicht davon gehört, dass in dieser Kalkart häufig Fischreste gefunden wurden? :gruebel:
In vielen dieser Kalksteine habe ich nämlich Fischknochen bzw. Knochenreste gefunden, auch wenn diese bisher immer klein und auch stark zerstört waren.

Habe hier noch mal zwei Bilder von der Klastoberfläche angehängt, von denen ich hoffe, dass Ihr besser die Struktur erkennen könnt. Auf jeden Fall werde ich mal etwas intensiver in den Bryozoen-Kalk einsteigen, von dem ich bisher noch nie gehört hatte. Könnte die Lösung meines Problems sein.

Auweia, das wird dann schon wieder eine lange Nacht! :prostbier:

Hallo Johannes,

edit: das eingangs gezeigte Stück sieht sehr nach einem verkieselten Sandstein aus. Im Geschiebe gibt es mit dem gezeigten Stück vergleichbare aus einigen Abschnitten der Oberkreide.

meinst Du das Muttergestein oder den Klast ???

VG
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: lithoraptor am März 25, 2017, 19:00:09 Nachmittag
Moin Steinpilz!

So jetzt wieder sachlich zum Objekt. Habe mir jetzt nur mal schnell ein paar Bilder vom Bryozoen-Kalk angesehen. Und Du hast recht, denn diese Kalksteine haben schon sehr große Ähnlichkeit mit dem „Bett“ unseres „Klastischen Freundes“. [\quote]

Halt! STOPP!!! So war das nicht gemeint - meinte da nur die vorkommenden Flinte und ihre Oberfläche. Das hier vorliegende Stück ist sicher kein Bryozoen-Kalk.

Muss jetzt schließen, später mehr...

Gruß

Ingo
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Pinchacus am März 25, 2017, 20:47:07 Nachmittag
Hallo Steinpilz

ich meinte beides. Mir sieht das eher nach einer synsedimentären Bildung aus als nach einem Klasten.

Zwei Brachiopodenschalen habe ich aufgehoben (wegen der schönen Perlmutterhaltung) muss sie nur finden, dann mache ich Dir Fotos.

Brachiopoden haben keine Perlmuttschale.
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 25, 2017, 21:23:36 Nachmittag
Hallo Ingo,
schade hatte das Bier schon kaltgestellt :traurig:. Nebenbei, die in Internet und bei den "Strandsteinen" gezeigten Bilder von solchen Steinen, sind in der Farbe und Körnigkeit schon meinem Stein sehr ähnlich.

Hallo Johannes,
kann ich als Laie natürlich nicht beurteilen, aber reagiert denn ein Sandstein mit HCL? Ich dachte immer die sind silikatisch, da hat doch Salzsäure keine Chance. :gruebel:
Ja, wenn Brachiopoden kein Perlmutt bilden, dann sollten es Muschelschalen sein. Schau mal bitte die Bilder. Die unterschiedliche Farbe des Kalksteins (Foto 0010) zu den Fotos 0012 und 0013 kommt daher, das letzteres Stück drei Tage gewässert wurde. Sie sind aber alle von unserem "Mutterstein" aller erstes Bild.

VG
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: lithoraptor am März 27, 2017, 15:51:19 Nachmittag
Moin Steinpilz!

Zwei Brachiopodenschalen habe ich aufgehoben (wegen der schönen Perlmutterhaltung) muss sie nur finden, dann mache ich Dir Fotos.

Brachiopoden haben keine Perlmuttschale.

So ist es. Bei Perlmutt handelt es sich um eine Biostruktur aus Aragonit mit eingelagertem organ. Material. Wiki erklärt es ganz gut. Perlmutt tritt nur bei Mollusken (Weichtieren) auf - denk etwa an die polierten Schnecken und Muscheln in Souvenir-Shops oder die Ammoniten (etwa Cleoniceras sp.) aus Madagaskar.
Bei deinem Tier handelt es sich durchaus um einen Brachiopoden, allerdings hast Du den braunsilbernen bis grausilbernen Schiller, welchen Brachiopoden-Schale im Bruch hat (besonders, wenn Schale im Negativ und im Positiv haften bleibt), mit Perlmutt gleichgesetzt/verwechselt.

Um welche Gattung/Art es sich bei dem Exemplar handelt, kann ich nicht sagen. Aber es handelt sich hier um einen Kalkstein. Diese roten bzw. rotbraunen Flecken sind typisch für mittelordovizischen Macoura-Kalk (=Rollsteinkalk), aber ich bin mir nicht sicher, ob das hier welcher ist und nur an den Flecken kann man das nicht festmachen. Da brauchen wir mehr an Fossilinhalt. Was ist denn z.B. an Trilobiten darin? Aber wenn die Stücke die Du findest auch immer rundlich (niemals plattig) sind, dann spräche ggf. ein weiteres Indiz dafür. Sicher geht es nur über die Fossilien.
Wir müssen auch davon ausgehen, dass in deinem Sammelgebiet ggf. unterschiedliche Kalke auftreten, die alle recht ähnlich aussehen und da müssen wir sauber trennen. Nicht das wir da was mischen oder verwechseln.

Du sprichst etwa von Fischresten in deinen Kalken - was für Fischreste? So können etwa in dem bereits erwähnten Beyrichienkalk durchaus Fischreste vorkommen und der ist schon silurisch.

..., aber reagiert denn ein Sandstein mit HCL? Ich dachte immer die sind silikatisch, da hat doch Salzsäure keine Chance. :gruebel:

Nein, Sandstein kann auch karbonatisch gebunden sein. Solches Material reagiert dann natürlich auch auf HCl. Das kann man testen - am besten mit einer stark verdünnten HCl. Mit der Lupe (VORSICHTIG!!!) oder dem Bino gucken, ob die Reaktion über die ganze Oberfläche verteilt abläuft oder ab es nur aus dem Bindemittel heraus eine Reaktion gibt. Das braucht etwas Übung, aber es geht.

Hast Du dieses Büchlein: http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=5701.msg71899#msg71899 ? Wenn nicht, so sei es wärmstens empfohlen.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am März 27, 2017, 23:07:18 Nachmittag
Hallo Ingo :hut:,
Zitat
Wir müssen auch davon ausgehen, dass in deinem Sammelgebiet ggf. unterschiedliche Kalke auftreten, die alle recht ähnlich aussehen und da müssen wir sauber trennen. Nicht das wir da was mischen oder verwechseln.

ja leider oder auch spannend, aber das macht eben die Suche nach dieser Kalkart so schwierig. Ich bin eigentlich nur im Brandenburger-Geschiebe unterwegs. Dort stellt sie nur etwa 5% meiner Kalksteinfunde dar. Die Steine sind fast immer glatt wie ein Kinderpopo gerollt und relativ groß (gute Männerfaust). Plattig habe ich den noch nie gefunden.

Und sie sind vergleichsweise arm an Fossilien. Auffällig ist die „Strandsandfarbe“, ihr relativ hohes Gewicht – was auf eine entsprechende Dichte schließen lässt – und die „Krümligkeit“ an den Bruchstellen. Beyrichienkalk würde ich ausschließen. Den finde ich sehr häufig und er passt weder von seiner Farbe, Struktur oder Fossilinhalt. Beyrichienkalk ist sehr reich an verschiedensten Fossilresten, wie Chrinoiden, Brachiopoden, Schnecken, Trilobiten usw..

Der hier als „Mutterstein“ für den vorgestellten Klast, bezeichnete Stein, war der Erste, in dem ich relativ gut erhaltene Brachiopoden-Reste gefunden habe. In diesem Stein sind auch noch andere Fossilien-Reste, was schon eine kleine Ausnahme darstellt. Ich bin dabei diese vorsichtig sichtbar zu machen, allerdings fürchte ich, dass auch die Freilegung der – wahrscheinlichen – Schalenreste, zur Erhellung kaum beitragen dürfte. Denn was ich jetzt sehe, kann ein Trilobitenrest, Crinoidenteil oder ganz etwas anderes sein.

Das Freilegen geht auch nur sehr langsam vor sich, da man keine Bruchstücke des Steines inklusive Fossilienreste in 25 %iger Essigsäure komplett auflösen kann. Übrig bleibt nur ein bräunlich, feinsandiger Bodensatz, der keine 5% des ehemaligen Volumens des aufgelösten Stückes ausmacht. Weshalb ich der Sandstein-Hypothese nicht so recht näher treten kann.

Die Präparation erfolgt deshalb durch vorsichtiges Auftragen von 25%iger Essigsäure mittels Wattestäbchen, einwirken lassen und kratzen. Mit Wattestäbchen aufragen, einwirken lassen, kratzen und immer so weiter. Das ist sehr zeitaufwendig, und wenn dabei nur ein Rest freigelegt wird, der sich nicht sicher zuordnen lässt, auch gelegentlich etwas frustrierend. :crying:   

Die Fischknochen bzw. das was ich dafür halte, sind ein besonderes Problem. Sie sind farblich kaum vom Kalk zu unterscheiden. Einige sehen aus wie beschädigte bzw. zerbrochene Wirbel. Andere erinnern mich an Kopfknochen. Einige habe ich aufgeschnitten und ein homogenes Gefüge festgestellt, ob das für einen Fischknochen typisch ist, weis ich nicht, muss das noch an einem rezenten Knochen überprüfen. Bei einem anderen habe ich ein Schliffbild gesehen – ich traue mich fast nicht, es zu sagen -, dass mir bisher nur einmal in ähnlicher Weise untergekommen ist, und zwar bei einem Pflanzenrest aus der Trias (Rüdersdorf). :confused:

Es wird mir wohl nichts anderes Übrig bleiben als weiter zu machen und demnächst gezielt nach diesen Kalksteinen auf die Pirsch zu gehen. :lechz:

Ich gebe nicht auf und bleibe dran! :super:
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am April 03, 2017, 19:14:49 Nachmittag
Hallo Gemeinde, :hut:
wenn man unbedingt eine bestimmte Steinart finden will, dann klappt es bestimmt nicht. Habe deshalb zwei alte Bilder von diesem Stein bearbeitet, sodass sie hier reinpassen.

Außerdem noch zwei meiner „Fischknochen“, aus Selbigen, experimentell geopfert. Den Test habe ich zwar gemacht, aber war mir nicht sicher, was ich da gesehen habe (obwohl es wirklich nicht spät war). :lacher:
Habe Euch die Bilder ebenfalls angehängt (jeweils Ober- u. Unterseite). Ersteren halte ich für einen Schädeldachknochenrest und den Zweiten für einen Wirbelrest/-teil.

Wie weiter oben beschrieben, habe ich kleine Bruchstücke des Steines (die keine „Fossilienreste“ enthielten kompl. in Essigsäure auflösen können, das funktionierte bei den „Fischknochenresten“ nicht.
Die hier zwei abgebildeten Reste, habe ich nochmals einem 5%igen Säurebad, für etwa 5 Stunden ausgesetzt. Danach konnte ich eine offensichtlich angelöste dünne „Rinde „ relativ einfach abkratzen. Das Material darunter war hart und wurde bei weiterem Kratzen glänzend und glatt. Dieser Prozedur mussten sich beide Teile je dreimal unterziehen. Jedes Mal konnte ich wieder etwas Kalk abkratzen.

Natürlich enthalten Fischknochen einen hohen Kalkanteil, der sich immer weiter aus dem Knochenmaterial lösen könnte. Aber vielleicht kratze ich auch den „Bindekalk“ aus dem, dann nur teilweise verkieselten Kalk-/Sandstein, wie von Johannes vermutet. :gruebel:

Also meine Frage an Euch: Ist es möglich, dass ein Kalksteinbrocken nur teilweise – punktuell bzw. Klast ähnlich oder als synsedimentären Bildung, wie Johannes denkt  - verkieselt und damit z. B. Fossilestrukturen vorgetäuscht werden? :nixweiss:

Da hilft nicht mal Pils dem Pils! :neenee:
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am April 03, 2017, 19:17:25 Nachmittag
der Rest.
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am April 12, 2017, 17:06:21 Nachmittag
Zitat
Ist es möglich, dass ein Kalksteinbrocken nur teilweise – punktuell bzw. Klast ähnlich oder als synsedimentären Bildung, wie Johannes denkt  - verkieselt

Kann wirklich keiner der Mineralienspezialisten diese Frage beantworten??? :gruebel:
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: lithoraptor am April 13, 2017, 20:14:15 Nachmittag
Moin!

Ich sehe hier nichts, was an einen Fischknochen erinnert.

Bei der Präp mit Essigsäure bildet sich auf der Oberfläche der Stücke immer eine Schicht aus Ätzungsrückständen, welche die weitere Reaktion mit der Säure hemmt. Die muss man immer entfernen. Das macht die Präp damit schonender, aber auch langwieriger.

Nimm statt Essigsäure mal HCl, dann wirst Du schnell sehen, ob da überhaupt eine Verkieselung vorliegt.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Klast aus???
Beitrag von: Steinpilz am April 15, 2017, 14:31:19 Nachmittag
Hallo Ingo,
habe ich gemacht, und zwar mit allen „Fischknochen“ , die so im Laufe der Jahre aus dieser Gesteinsart gekratzt hatte. Die Salzsäure hat sie in relativ kurzer Zeit dahin verfrachtet, wo sie wohl schon immer hingehört haben, ins Reich der Fantasie. :crying:

Das relativiert mein Interesse an dem Muttergestein schon erheblich, was nicht bedeutet, dass ich jetzt nicht mehr wissen will, wie diese „Burschen“ heißen und woher sie kommen. Beim nächsten Fund eines solchen Gesteinsbrockens bin ich besser vorbereitet.
Werde mich mal jetzt mit den von Johannes angesprochenen Kreide Sandsteinen im Geschiebe beschäftigen und gleichzeitig den sandfarbenen Kalksteinen mehr Aufmerksamkeit schenken. Sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich die dann nicht zu unterscheiden lerne. :google:

Meine letzte Anmerkung soll noch mal dem Klast gelten. Den habe ich mir mal richtig zur Brust genommen und jede Zurückhaltung abgelegt. Heißt, mit Schleifmaschine die Oberfläche geglättet. Jetzt sieht er zwar Sch. . .  . . aus, aber man kann die dichte und sehr harte Oberfläche besser sehen, weil nun die oberflächlich, wie angeklebt aufliegenden Körner/Kristalle, entfernt sind.
Das sieht schon sehr nach einer Flint ähnlichen Kieselsäureausfällung aus. Sodass die Vermutungen von Holger und Ingo wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffend sein sollten. :super:


Also Klappe zu Affe tot und besten Dank an die Gemeinde für die Lehrstunde! Frohe Ostern allen Mineralien- und Meteorjägern. :laola: