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Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Geschiebe => Thema gestartet von: Hydroxylapatit am April 30, 2017, 11:29:05 Vormittag

Titel: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am April 30, 2017, 11:29:05 Vormittag
Angeregt durch eine gute Rückkopplung bei der Bestimmung möchte ich hier einen neuen thread eröffnen. Ich habe sehr viele Geschiebefunde aus der mittleren Jammerbucht (Svinklöv +/- 10km) in den letzten 15 Jahren gesammelt und nun wird es Zeit, diese richtig zu bestimmen.

Viele Geschiebe konnte ich bisher bestimmen (Bücher, Inet) jedoch bleiben etliche Unklarheiten bei anderen.

Ich hoffe das Forum weiß Rat oder gibt Denkanstösse:

Geschiebe 1:

es ähnelt Kjelsasit oder Tönsbergit, Quarz ist aber nicht erkennbar und es ist nicht magnetisch (mit straken Neodym getestet ... Gesteinsgrundfarbe ist rosabraun bis leicht lila.

Vielen Dank für Hinweise.

 
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am April 30, 2017, 11:37:44 Vormittag
Geschiebe 2:

graue Grundmasse mit hellen Feldspäten... viele dunkle Einsprenglinge, die teilweise an den Spatflächen reflektieren.

eine ganz weite Vermutung event. Pyroxen-Camptonit???
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am April 30, 2017, 11:42:29 Vormittag
Geschiebe 3:

charakteristisch 1-2 cm lange dunkle Feldspät , teilweise hell zoniert,
scharze Minerale vorhanden (Biotit?)
event. Nephelin? siehe Bilder

Lardalit?
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am April 30, 2017, 11:46:54 Vormittag
Geschiebe 4: sehr schöne Farbe: Epidotfleckenreicher Oslobasalt?
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am Mai 03, 2017, 10:08:58 Vormittag
Erst einmal eine Antwort zu Geschiebe 2: Ich würde das Gestein der Gangfolge einer der derzeit (2003) bekannten 15 Gabbro-Vorkommen ("Oslo-Essexite") im Oslosgebiet zuordnen (allerdings nehmen diese Gabbro-Vorkommen oberflächlich nur eine Fläche von 15 Quadaratkilometern ein - Ganggesteine wohl noch viel weniger). Bei der Bezeichnung als Camptonit (ein Lamprophyr) würde ich jedoch vorsichtig sein, da ich Plagioklaskristalle zu erkennen glaube. Laut Definition führen Lamprophyre nur Einsprenglinge dunkler Minerale (d.h. Pyroxene, Amphibole, Glimmer). Speziell bei Camptonit muss - mindestens in der Grundmasse - Amphibol vorhanden sein. Bei den Camptonit-Varitäten aus dem Oslo-Gebiet ist das Ferro-Hornblende (früher als "Barkevikit" bezeichnet). Falls diese in der Grundmasse vorkommt, sind die dunkelbraunen nadelförmigen Kristalle nur ca. max. 1 mm lang und daher nur bei mindestens 10-facher Vergrößerung überhaupt erkennbar. Außerdem ist der "Oslo-Camptonit" stark magnetisch (ein Schulmagnet haftet), während "Oslo-Basalt" - mit dem er leicht zu verwechseln ist - nur relativ schwach magnetisch ist.

Viele Grüße
Sprotte

PS: Bei den schwarzen Einsprenglingen handelt es sich um Augit.
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: speul am Mai 03, 2017, 17:49:03 Nachmittag
Moin,
nur mal ne Frage zu den Fotos:
Ist der Hintergrund original fliederfarben, hellblau oder weiß?
evtl. mal am Weißabgleich der Kamera was verändern, so kann ich eigentlich nur helle und dunkle Mineralien auseinanderhalten.
Grüße
speul
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am Mai 03, 2017, 18:52:30 Nachmittag
Ja, die Bilder - bis auf das letzte - sind stark farbstichig. Hier einmal ein farbbereinigtes Bild.

Viele Grüße
Sprotte
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: speul am Mai 04, 2017, 15:22:07 Nachmittag
Ja, die Bilder - bis auf das letzte - sind stark farbstichig. Hier einmal ein farbbereinigtes Bild.

Viele Grüße
Sprotte

 :einaugeblinzel:
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 04, 2017, 17:45:14 Nachmittag
Ich habe die Bilder mit Photoshop verkleinert und etwas Kontrast verstärkt...im Vergleich zu den Orginalen sind die Bilder aber nur unwesentlich verändert. Leider zeigt die Verkleinerung nur eingeschränkt die Details.

Trotzdem vielen Dank für das Anschauen und die bisherigen Antworten.
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: JFJ am Mai 05, 2017, 19:57:21 Nachmittag
Moin zusammen,

ich gebe mal meinen Senf dazu:
1. Tönsbergit
2. Schlöieße mich Sprotte an
3. Übergang (auf 1/2 Höhe im Schlot ausgekühlt) zwischen larvikit und RP
4. stammt eher aus Schweden

Gruß
Jorg
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 12, 2017, 13:33:01 Nachmittag
Vielen Dank für die hilfreichen Kommentare.
Schönes Wochenende

Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 12, 2017, 18:41:45 Nachmittag
Zum Geschiebe 1 würde ich folgende Ergänzung vornehmen: Der Quarzanteil (Lupe) ist höher als erwartet und weit über 10%. Das Zentrum und der Rand der Alkalifeldspäte sind unterschiedlich gefärbt. Kein Biotit feststellbar, die dunklen Mineralareale habe ich näher untersucht und nach dem Erhitzen des Materials trat Magnetismus auf. Deutet auf Magnetit oder Hämatit hin - also Eisenhaltig...deswegen auch die Grundfarbe. Bei größeren Konzentrationen im Geschiebe ist sicherlich auch der Magnetismus deutlicher messbar. In Korrespondenz mit dem Autor von "Strandsteine" Dr. Frank Rudolph und den o.g. Merkmalen könnte es eine Ekeritvariante sein... auf jeden Fall ein Alkalifeldspatgranit als am wahrscheinlichsten.
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 21, 2017, 11:15:35 Vormittag
Hier wieder einige zu verifizierende Geschiebefunde aus der Jammerbucht und ich würde mich über eure Meinung freuen:
Geschiebe 1:

Ich würde das Geschiebe als einen VAGGERYD-SYENIT einordnen, da Verwitterungsgruben der dunklen Minerale, orange gesäumte Feldspäte...

Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 21, 2017, 11:17:47 Vormittag
Geschiebe 2: Uthammar-Granit ?
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 21, 2017, 11:20:22 Vormittag
Geschiebe 3:
Rhombenporphyr-Ignimbrit ?
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 21, 2017, 11:22:36 Vormittag
Geschiebe 4...  zähes dichtes Gefüge mit Schichtungszeichen... braun-lila, nicht magnetisch
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 21, 2017, 11:29:25 Vormittag
Geschiebe 5:

Vielen Dank für eure Vorschläge.




Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am Mai 22, 2017, 13:34:03 Nachmittag
Geschiebe 3:
Rhombenporphyr-Ignimbrit ?

Ja, sieht ganz danach aus.

Viele Grüße
Sprotte
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Met1998 am Mai 22, 2017, 20:12:36 Nachmittag
Hallo Zahnschmelz = Olaf,
Hallo Sprotte,

Nr. 3 würde ich als RP24V oder RP Hoyjord Typ einstufen!
Jörg könnte dazu vielleicht Näheres sagen?  :gruebel:

Gruß Ehrfried
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: karlov am Mai 22, 2017, 21:28:03 Nachmittag
Moin,
zur 2. "Fuhre":
Geschiebe 1: das sieht auf dem Bild so nach reichlich grauem Quarz aus. Dann kann es kein Syenit mehr sein, eher ein Granit. Kenne das Gefüge aber nicht, keine Ahnung also, woher der stammt.
Geschiebe 2: auf keinen Fall ein Uthammar-Granit, der ist undeformiert, mit klaren Korngrenzen, ohne Bröselquarz ;-)
Geschiebe 3: nettes Stück! Die Rhomben sind Feldspäte und keine Klasten?
Geschiebe 4: blasige Lava mit feinen parallelen Blasenzügen. Wahrscheinlich dann aus dem Oslograben.
Geschiebe 5: unklare Korngrenzen, ist Alkalifeldspat oder Plagioklas enthalten? Tippe auf ersteres, bei (weitgehendem) Fehlen von Quarz dürfte es ein (Quarz-)Syenit sein.

Grüße  :winke:
karlov

Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am Mai 23, 2017, 12:15:37 Nachmittag
Zu Nr. 3. Also ich erkenne u.a. auch (braun)rote eckige Klasten mit hellen Feldspäten.

Viele Grüße
Sprotte
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: JFJ am Mai 28, 2017, 19:25:56 Nachmittag
Moin zusammen,

Bild 3 ist ein Glitre-Ignimbrit (vorgestellt in Ga, Mai 2015, 31. Jahrg., Heft 2, S. 41). Bin ich mir sowas von sicher.
Bild 5 = Biri-konglomerat (Biskopasen-Konglomerat) ?

Beste Grüße Jörg
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: JFJ am Mai 28, 2017, 19:28:33 Nachmittag
Idee zu Bild 4
Die Farbe passt gut in Richtung Särna.
Die Gegend hat massenhaft Porphyre und Ignimbrite hervor gebracht.
Die Löcher = Gasblasen in Strom?
Klasten sind oft sehr klein und manchmal nur mit Lupe erkennbar.

Beste Grüße nochmal
Jörg
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Mai 30, 2017, 19:25:37 Nachmittag
Vielen dank für eure Beiträge...hat mich sehr gefreut.

Euch noch eine schöne Woche.

Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: karlov am Mai 30, 2017, 20:16:55 Nachmittag
Moin,

Geschiebe 5 = Konglomerat hatte ich gar nicht in Erwägung gezogen. Ist das Gestein denn magmnatisch oder sedimentären Ursprungs, Hydroxylapatit?

Geschiebe 4: Särna-Porphyr: das Gestein sieht doch gar nicht aus wie ein ansprechbares Gestein von Särna. Wie sollten außerdem die parallelen Blasenzüge 1,7 Ga überdauern, bei dem Kompaktionsdruck? Das Gestein sieht so frisch aus wie in Gebieten mit rezentem Vulkanismus und dürfte ein Neovulkanit aus dem Oslograben sein.

Grüße  :winke:
karlov
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Juli 29, 2017, 10:53:41 Vormittag
Habe hier zwei  rapakivi-ähnliche Geschiebe von der Jammerbucht... es könnte sich um Aland-Granit bzw. Aland -Rapakive handeln...ich bin mir nicht sicher?

Bild 1 und Bild 2 (941)
Bild 3 und Bild 4 (991)
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Met1998 am Juli 29, 2017, 14:42:37 Nachmittag
1. Fotoqualität: (unbelehrbar?)
Deine Fotos hauen mich nicht gerade vom Hocker!
Du wolltest doch den blau/grauen Hintergrund abändern, der verfälscht alles !!! :belehr:
Im Freien (in der Hand), bei Sonnenschein (nass, trocken) gelingen dir bessere Fotos!

2. Geschiebe:
Ansonsten würde ich die auch so benennen:
Nr. 941 a+b  Granit (Åland), evtl auch Rapakiwi, schlecht zu erkennen!
Nr. 991 a+b  Rapakiwi (Åland)

3. Schreibweise:
Schreibt man in Deutschland eigentlich Rapakiwi oder Rapakivi.  :gruebel:
Dazu gab es schon mal ne Diskussion!?

Gruß Ehrfried  :winke:
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Juli 29, 2017, 17:33:27 Nachmittag
Hallo Ehrfried,

danke für den Kommentar und es bestätigt meine Erstmeinung.

Ich schätze die Fotoqualität als durchaus akzeptabel ein...der graue Hintergrund lässt sich leider mit der Kamera nicht ändern...das Wesentliche kommt im Vergleich zum Orginal gut rüber. Ich habe schon einiges ausprobiert...auch bei Sonnenschein, vor der Hauswand.... etc. ... leider gibt es hier bei der Mac(k)roeinstellung mit weißem Hintergrund diese "Verfälschung" .

Rapakiwi... deutscher Sprachgebrauch... danke für den Hinweis... einige der mir vorliegenden deutsche Literatur bzw. bekannte Webseiten verwenden auch Rapakivi. Ich kenne bzw. kannte die Schreibweise im Forum nicht, aber es sollte nicht unbedingte ein Diskussionsproblem darstellen.

VG Olaf
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: JFJ am Juli 29, 2017, 20:12:51 Nachmittag
Geschiebe 4: Särna-Porphyr: das Gestein sieht doch gar nicht aus wie ein ansprechbares Gestein von Särna. Wie sollten außerdem die parallelen Blasenzüge 1,7 Ga überdauern, bei dem Kompaktionsdruck? Das Gestein sieht so frisch aus wie in Gebieten mit rezentem Vulkanismus und dürfte ein Neovulkanit aus dem Oslograben sein.

Möchte nochmal kurz Stellung zum Särna-Porphyr nehmen.
Ist schon einer, und zwar als Ignimbrit.
Die parallelen Blasenzüge benennen die Ablagerungebene.
Es gibt in Dalarna viele ähnliche Ignimbrite, z.B. Såvald-Dysberg-Ignimbrit; Klittberg-Ignimbrit; Bölsås-Ignimbrit; u.a. Eine gute Übersicht haben die dänischen Sammelkollegen auf ihrer Seite des Vendsyssel Stenklub.
Typisch für Ignimbrite aus Dalarna, so auch Särna ist die sehr dichte, violett-(braune) Matrix, die es so im Oslo-Rift nicht gibt.

Noch kurz zur Foto-Qualität
Ein Blaustich im Hintergrund (Fotos im Tageslicht) erschwert die Beurteilung schon ein wenig.
Ich musste erst einen manuellen Weißabgleich durchführen, um eine symplektitische Verwachsung von FS in einen korrodierten gerundeten Quarz zu erkennen.
Schließe mich somit Aland an.
Aber mir ist schon klar, dass Gesteinsfotografie echt nicht einfach ist.

Beste Grüße in die Runde
Jörg
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am Juli 29, 2017, 21:38:26 Nachmittag
VIelen Dank Jörg für deinen fundierten Beitrag.

Ich versuche am Weißabgleich meiner Bilder zu arbeiten, jedoch ist in der Makrofunktion der RX100 dieser nur automatisch möglich und ideales Wetter hat man meist nicht in dem Moment, wenn man es braucht (event. Tipp für nachträgliches Bearbeiten via Software? - habe Photoshop 8.0...und eben über die Auto-Tonwertkorrektur ein Bild "aufbereitet" (siehe Anhang).

Schönes Wochenende und Danke für die ausführliche Begründung zum Särna-Porphyr/Ignimbrit

Olaf
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Pinchacus am Juli 30, 2017, 11:26:44 Vormittag
Hallo Olaf,

bei Photoshop hast Du auf alle Fälle die Möglichkeit eine manuelle Tonwertkorrektur durchzuführen.
Da würde ich Dir einen reinweißen Hintergrund und einen Maßstab mit Schwarz empfehlen, daran kannst Du dann die manuelle Tonwertkorrektur ausrichten. Wenn Du gut bist, legst Du beim Photographieren auch noch eine Graukarte daneben (die Du dann später via PS wegschneidest).

Allgemein ist Dein neutraler Hintergrund aber gut gewählt (ich würde evtl. eher einen dunkleren Grauton wählen). Bilder mit Fingern drauf mag zwar individuellen Vorlieben entsprechen, werden allgemein aber eher als unprofessionell gesehen, ähnlich wie bunte Tischdecken oder Fliesen im Hintergrund.
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am August 13, 2017, 16:48:34 Nachmittag
Könnte es sich hier um einen Särna-Tinguait handeln?

Vielen Dank.
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Met1998 am August 13, 2017, 18:53:31 Nachmittag
Hallo Hydroxylapatit,
wo hast du das Stück gefunden, Jammerbucht?
Aus dem Norden könnte es Särna-Tinguait sein, evtl. etwas grüner.
So etwa sieht bei uns Särna-Tinguait aus. (Bild 1)

Für mich sieht dein Stück eher wie südliches Basaltgerölle aus.
Bei uns in der Lausitz nennt man diese schwarzgrauen Ergussgesteine Tephrit,
also Basaltgerölle aus dem Süden (Elbeläufe)!
Sie kommen häufig vor und an jedem Stück haftet der Magnet.
Guck mal hier Punkt 2.3:
http://www.kristallin.de/suedliche/suedliche.htm (http://www.kristallin.de/suedliche/suedliche.htm)

Gruß Ehrfried
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am August 14, 2017, 09:43:55 Vormittag
Die Bestimmung eines Gesteins nur anhand eines Bildes ist bekanntlich immer eine schwierige Sache:

(1) Die Variationsbreite des Särna-Tinguaits bzgl. Farbe und Gefüge ist sehr groß; siehe: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/ganggesteine/saernait/saernaittext.html
(2) Falls dieses Stück auch von der Jammerbucht stammt, bietet sich auch eine ganz Bestimmung an: http://www.skan-kristallin.de/norwegen/gesteine/ganggesteine/camptonit/camptonit_text.html

Auf jeden Fall muss geklärt werden:
(a) Handelt es bei den dunklen Einsprenglingen um Ägirin oder (Ferro-)Hornblende?
(b) Ist das Geschiebe STARK magnetisch (Schultafelmagnet haftet)?
(c) Gibt es in der Grundmasse kleine (ca. 1 mm lange) nadelförmige Kristalle von (Ferro-)Hornblende?
(d) Welche hellen Minerale liegen vor?

Viele Grüße
Sprotte (Ralf)

 
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am August 15, 2017, 19:01:15 Nachmittag
Vielen Dank für die bisherigen Beiträge.

Das Geschiebe stammt von der zentralen Jammerbucht...Fund 2017 und war bisher mein erster Fund in diese Richtung. Viele Grorudite habe ich bereits bestimmt (kleine Ägirin-Nadeln...).

Das o.g. Gestein ist grau-grün und hat eine recht feine Grundmasse, die nach meinem Dafürhalten angewittert ist. Erkennbar sind neben den schwarzen (grünschwarzen) Nadeln, die im Sonnenlicht teilweise irridisierend sind auch kleinere dunkle Punkte. Blass-grüne und rosa (Cancrinit ?) Einsprenglinge sind sichtbar, aber nicht häufig.

Magnetismus ist ausgeprägt... schon der Eisenmagnet haftet gut.

Ich habe noch 2 Vergrößerungen gemacht.

Im folgenden Link ist ein Bild, dass zumindest meinem Fund sehr ähnelt.  -->   http://www.kristallin.de/s2/ting4_v.jpg    ( http://www.kristallin.de/s2/f_ting.htm  )

http://www.kristallin.de/s2/ting4_v.jpg (http://www.kristallin.de/s2/ting4_v.jpg)
http://www.kristallin.de/s2/f_ting.htm (http://www.kristallin.de/s2/f_ting.htm)


Wie kann ich mit einfachen Mitteln Ägirin und Ferro-Hornblende unterscheiden (Magnet?) ... ?

Beim jetzigen Stand würde ich zum Särna-Tinguait tendieren.





 
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: JFJ am August 16, 2017, 18:57:29 Nachmittag
Moin,

was haltet ihr von Hornblende-Fels (Amphibol-porphyroblastischer Gneis)?
Sieht ziemlich passend aus.
Ist sehr variantenreich, gerade auch was die Hornblede betrifft (oft als Klinoamphibol).

Gruß
Jörg
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am August 16, 2017, 21:37:16 Nachmittag
Moin Jörg,

die Grundmasse ist mir im Vergleich zu den anderen Hornblendefelsen deutlich abweichend... die dunklen Einsprenglinge aber erinnern mich aber sehr daran.

VG Olaf
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am August 17, 2017, 10:54:57 Vormittag
Hallo,

Amphibol-porphyroblastischer Gneis ist das nicht - allein schon aufgrund des hohen Magnetitgehalts. Soweit anhand der letzten Bilder erkennbar - handelt es sich aufgrund der rauhen Bruchflächen (was auf eine vergleichsweise schlechte Spaltbarkeit hindeutet) der Einsprenglinge auch nicht um Amphibol sondern um Pyroxen, möglicherweise um Ägirin oder Ägirin-Augit.

Ich halte das Geschiebe durchaus für ein Gestein, das im Streckeisendiagramm (QAPF-Diagramm) im Bereich der Felder 11 bis 13 eingeordnet werden kann, wobei ich das Feld 13 (Tephrit) für weniger wahrscheinlich halte, weil mir aus dem hier geschiebekundlich relevanten Bereich Fennoskandias keine diesbezüglichen anstehenden Vorkommen bekannt sind (was aber nichts heißen soll).

Meine Erfahrungen mit Geschieben von Alkaligesteinen belegen, dass im nordischen Geschiebe Alkaligesteine auftreten, die (noch) keinem bekannten Anstehenden zugeordnet werden können.

Viele Grüße
Sprotte (Ralf)
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: karlov am August 17, 2017, 21:31:12 Nachmittag
Moin allerseits,

auch der ausgewitterte Charakter der dunklen Minerale läßt auf (Alkali-)Pyroxen schließen, genau so kennt man es von den südlichen Tephriten. Das vorliegende Stück stammt natürlich nicht aus dem Süden. Die Ausbildung bzw. die Dicke der stengeligen Pyroxene weicht etwas ab von den Särna-Tinguaiten, die ich bisher gesehen habe. "Irgendwas mit Alkali"-Gestein aus dem Oslograben? Man müsste mal schauen, ob die magmatische Differentiation auch Richtung Tephrit ging. Tinguaite gibt es jedenfalls von dort.

Grüße  :winke:
karlov
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Hydroxylapatit am August 18, 2017, 13:28:42 Nachmittag
Vielen Dank für die interessanten und fundierten Beiträge.
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: JFJ am August 18, 2017, 18:25:06 Nachmittag
Moin,

ich muss noch einmal was einwerfen: http://www.vendsysselstenklub.dk/gallerioversigt.html (http://www.vendsysselstenklub.dk/gallerioversigt.html) Auf "Oslofeltet" - "Basalter" - 2. Reihe, linkes Bild
Die Dinger haben wir in der Jammerbucht regelmäßig gefunden.
Dazu passt auch die gegenüber der Matrix geringere Härte der dunklen Minerale.

Gruß
Jörg
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Sprotte am August 21, 2017, 16:43:47 Nachmittag
Hallo Jörg,

allerdings wird auf dieser Seite auch "Camptonit" (ein Lamprophyr) einfach den Basalten zugeordnet (vorletzte Zeile links - nach unten scrollen).  Und ob der augitporfyrische Oslobasalt (4. Zeile, zweiter von links) wirklich einer ist (d.h. ein Basalt), wäre zu prüfen (die kleinen dunklen Kristalle in der Grundmasse erscheinen mir viel zu langgestreckt für Augit). Ich bin also recht skeptisch bzgl. dieser Seite und habe meiner Einschätzung (erst einmal) nichts hinzuzufügen.

Viele Grüße
Ralf (Sprotte)
Titel: Re: Geschiebefunde Jammerbucht
Beitrag von: Met1998 am August 21, 2017, 20:19:11 Nachmittag
Moin,
hier noch drei "schöne" Stücke, nicht aus der Jammerbucht sondern aus der Lausitz.
Diese untermauern die von Sprotte in Antwort #33 erwähnte Variationsbreite des Särna-Tinguait.
Eine Zuordnung ist für mich unmöglich.
Zumal makroskopisch die Zugehörigkeit, ob aus dem Norden (Schonen) oder Süden (Böhmen),
nicht unterschieden werden kann – Doppelgänger.

Ehrfried