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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: Impakt am Januar 08, 2018, 23:28:30 Nachmittag

Titel: 2018 AH
Beitrag von: Impakt am Januar 08, 2018, 23:28:30 Nachmittag
 Über 100 m großer Asteroid 2018 AH passierte die Erde am 2. Januar 2018 innerhalb der Mondbahn und wurde erst zwei Tage danach entdeckt! https://watchers.news/2018/01/08/asteroid-2018-ah/ (https://watchers.news/2018/01/08/asteroid-2018-ah/)
 :gruebel: :bid: :platt: :fingerzeig:
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Pauzi am Januar 10, 2018, 10:25:45 Vormittag
Hi Impakt
es lebe das Frühwarnsystem... (gibt es eigentlich eins?)
Leider ist es hier in Bayern meist oder fast immer bewölkt in letzter Zeit, sonst hätte ich Ihn gewiss "gefilmt"
 :einaugeblinzel:
Gruß Pauzi
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Mettmann am Januar 11, 2018, 09:23:08 Vormittag
Freilich gibt's das:
https://www.nasa.gov/planetarydefense/overview

Nuuur 100m ist schon ein säähr kleines Bröckchen und helfen täts eh nix, weils noch keinen Spray gegen Asteroide gibt.
Und schau, eine Warnung, so würde unser Innenminister meinen, wäre nur dazu angetan, die Bevölkerung zu verunsichern.
Außerdem gäbs nur Beschwerden, selbst wenn es möglich wäre noch kurzfristig ein einigermaßen eingegrenztes Einschlagsgebiet von ein paar 1000qkm einzugrenzen, da bei der Evakuierung eh nur alle im Stau stünden.

Einen unschätzbaren Vorteil genießt das Planetary Defense Office allerdings schon,
nämlich, daß sich keiner wegen einer zu spät erfolgten Warnung dort beschweren kann,
weil, genau, sich darob keiner beschweren kann.

Und bis der technische Fortschritt soweit ist, aktiv gegen NEOs angehen zu können uuund bis die Daten weiter angewachsen und die Finanzierung gesichert ist, immer größere Geräte zum Aufspüren einzusetzen, sind wir mittem im Leben vom Tod umgeben und
halten wirs mir dem verehrungswürdigen Heinz Erhardt:

Hätte man sämtliche Berge der ganzen Welt
zusammengetragen und übereinandergestellt
und wäre zu Füßen dieses Massivs
ein riesiges Meer, ein breites und tiefs.
Und stürzte nun unter Donnern und Blitzen
der Berg in dieses Meer
            ... na, das würd’ spritzen.


 :si07:
Mettmann
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Impakt am Januar 11, 2018, 09:42:05 Vormittag
@Pauzi
Es gibt Programme der Himmelsüberwachung die ausgebaut werden http://www.esa.int/ger/ESA_in_your_country/Germany/NEO_Gefahren_aus_dem_All (http://www.esa.int/ger/ESA_in_your_country/Germany/NEO_Gefahren_aus_dem_All).
Wenn 2015 AH die Erde getroffen hätte, dann hätte ich das gern einige Monate vorher gewusst und wäre dann zu dem Zeitpunkt mindestens 50 km entfernt gewesen.
Der Asteroid kam im Januar aus Richtung Sonne und war deshalb da nicht zu sehen. Allerdings frage ich mich warum er nicht entdeckt wurde als er noch am Nachthimmel war? Nach den Bahndaten war der Asteroid am 16. August 2017 in Opposition in einer Entfernung von 0.7 AE. Die Marsbahn hatte er um den 19. September erreicht und war dann noch bis Ende Oktober am Nachthimmel.
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: herbraab am Januar 11, 2018, 09:52:22 Vormittag
Allerdings frage ich mich warum er nicht entdeckt wurde als er noch am Nachthimmel war?

Weil er da eine scheinbare Helligkeit von nur 24mag hatte. Einen 100m-Brocken sieht man aus über 100 Millionen Kilometer Entfernung nicht so leicht.  :eek:

 :hut:
Herbert
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Impakt am Januar 11, 2018, 10:08:37 Vormittag
@herbraah
Die absolute Helligkeit ist 22,5 https://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=2018%20AH;orb=1;old=0;cov=0;log=0;cad=1#cad (https://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=2018%20AH;orb=1;old=0;cov=0;log=0;cad=1#cad) in einer Entfernung von 1 AE. Bei 0,7 AE müßte die Helligkeit größer gewesen sein.

@Mettmann
Beschwerden werden sich nicht die Toten, aber die vielen Verletzten und Angehörigen werden den Innenminister zum Teufel jagen.  :wehe:
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Mettmann am Januar 11, 2018, 10:10:10 Vormittag
Denn die einen sind im Dunkeln Und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht.

Eh, ich glaub, Ihr sehts zuviel Science Fiction. Einen Brocken kleiner als ein Kreuzfahrtschiff aus einer Entfernung von Einhundert Milliarden Metern orten zu können - wemmer das könnt, hätt man sich die ganze Raumfahrt sparen können,
weil man bequem von hier aus, dem Marsmännlein in die Suppenschüssel schauen könnt.

Hausaufgabe:
Die Stadt sucht einen Mörder:

Dieses nichtselbstleuchtende           M

von 2mm auf Deinem Bildschirm sei der Asteroid von 100m Durchmesser.
In welcher Entfernung stündest Du, so Du im gleichen Verhältnis entfernt Dich beföndest, wie 0,7 AE von dem Asteroiden a 100m?

(Und des dann noch durch den wabernden Luftozean der Atmosphäre).
Was die Helligkeit so eines Objektes (normale Albedo, Kugelgestalt) beträfe,
dazu übergeben wir an die Astonomibus wie den Hörb, den Rob oder den Bernd.
Uuuuund was für eine Öffnung das Rohr haben müßte und unter was für einem Winkel der Asteroid erschiene).

Ich muß..

 :prostbier:

PS: Hops, der Hörb war aber schnell! rrreschpeckt.

@Impakt:
Die Natur kennt keinen Anspruch auf Vollkasko.
Und es gibt nun mal keine höhere Gewalt als einen Asteroideneinschlag.
Uns Menschen hienieden ist ebensowenig ein Kraut dagegen gewachsen, wie seinerzeit den Sauriern
und das wird sich zu unseren Lebzeiten und der unserer Kindeskinder nicht ändern.
Also immer einen Helm tragen.
Haftbar wäre i.Ü.  für die Auslöschung Bielefelds niemand.
Anders wäre es z.B. in Teilen Australiens, wo Meteorite, sobald sie den Boden küssen (oder wohl sogar den Luftraum durchqueren) Staatseigentum sind.
Schlägt also der nächste Global Killer in down-under ein, können sich unsere mehrzelligen Nachfahren zur Schadensregulierung an die Regierung des be- und getreffenden Bundesstaat wenden.

PPS: Gibt es eigentlich einen Meteoritenkatastrophenfilm in dem der Satz:  "Officer, mein Sohn ist noch da drin!" nicht vorkommt?
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: herbraab am Januar 11, 2018, 10:26:18 Vormittag
@herbraah
Die absolute Helligkeit ist 22,5 https://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=2018%20AH;orb=1;old=0;cov=0;log=0;cad=1#cad (https://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=2018%20AH;orb=1;old=0;cov=0;log=0;cad=1#cad) in einer Entfernung von 1 AE. Bei 0,7 AE müßte die Helligkeit größer gewesen sein.

Die absolute Helligkeit gilt für eine Entfernung von 1 AE sowohl zur Erde als auch zur Sonne. In Opposition war der Asteroid zwar nur 0,7 AE von der Erde entfernt, aber 1,7 AE von der Sonne (weil er ja 0,7 AE außerhalb der Erdbahn stand).  Laut dem Minor Planet Ephemeris Service (https://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html) betrug die scheinbare Helligkeit zum Zeitpunkt der Opposition 23,8mag.

 :hut:
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Wunderkammerad am Januar 11, 2018, 11:08:53 Vormittag
Ein Schlenker bleibt uns im Zweifelsfall immer noch:
https://www.youtube.com/watch?v=yM25-lz1Yms
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Impakt am Januar 11, 2018, 12:18:04 Nachmittag
@Herbert,
danke für die Antwort. Bis zu welcher scheinbaren Helligkeit sind die Objekte denn heute überhaupt zu erkennen?
Könnte 2018 AH eventuell auf Aufnahmen vom letzten Herbst nachträglich gefunden werden?
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: MetAur am Januar 11, 2018, 14:54:50 Nachmittag
Die Grenzgröße der Helligkeit lässt sich in sehr weiten Bereich verschieben; das Problem ist jedoch, dass man nicht weiß, wo man suchen muss.
Auch beim Nachweis auf früheren Aufnahmen müsste man ja genau die richtige Stelle am Himmel erwischt haben. Gerade, wenn das Objekt sehr lichtschwach ist, ist die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Zufallstreffer eher gering.
Auch bei den ständigen automatisierten Suchen im NEO-Programm muss man wegen der begrenzten Zahl der Bildpunkte einer CCD-Kamera immer einen Kompromiss zwischen Größe des Blickfelds und Grenzgröße eingehen. Letztlich vergleicht das Programm ja zwei Bilder, die in einem zeitlichen Abstand von ein paar Minuten aufgenommen worden sind, um die Eigenbewegung des Objekts zu erkennen.
 
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Mettmann am Januar 11, 2018, 18:52:31 Nachmittag
Zitat
Die Grenzgröße der Helligkeit lässt sich in sehr weiten Bereich verschieben

Na eigentlich nicht,
z.B.
das LSST mit seinem 8,4m-Hauptspiegel
https://www.lsst.org/sites/default/files/photogallery/Group_photo-full.jpg

soll im Mittel Asteroiden mit 24.6mag packen können,
entnehme ich dem etwas nichttrivialen Artikel hier:
https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1506/1506.07085.pdf

 :prostbier:
Mettmann


Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: herbraab am Januar 11, 2018, 18:59:07 Nachmittag
danke für die Antwort. Bis zu welcher scheinbaren Helligkeit sind die Objekte denn heute überhaupt zu erkennen?

Die derzeit aktiven NEO-Surveys reichen bis etwa 20-21mag. Das 8m LSST wird deutlich tiefer kommen, aber da müssen wir erst abwarten. Aber auch das LSST kann nicht in alle Richtungen gleichzeitig sehen, und es wird auch mit dem LSST etwas Glück bedürfen, dass ein solches kleines Objekt ins Netz geht.

Könnte 2018 AH eventuell auf Aufnahmen vom letzten Herbst nachträglich gefunden werden?

Theoretiusch wäre das möglich, praktisch eher unwahrscheinlich, weil bei 24mag müsste schon ein recht großes Teleskop zufällig zur richtigen Zeit auf den richtigen Ort am Himmel geblickt haben...

 :hut:
Herbert
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: MetAur am Januar 11, 2018, 19:54:56 Nachmittag
Zitat
Die Grenzgröße der Helligkeit lässt sich in sehr weiten Bereich verschieben
Na eigentlich nicht,
z.B. das LSST mit seinem 8,4m-Hauptspiegel [...] soll im Mittel Asteroiden mit 24.6mag packen können, [...]
Mit "sehr weit" verschieben meinte ich nicht "grenzenlos" und auch nicht für alle Anwendungen.
Soweit ich mich erinnere, lag zumindest vor ein paar Jahren der Rekord irdischer Teleskope bei fast 28 mag, und zwar auf Hawaii, mit mehreren Stunden Belichtung und der Ausreizung der Auswertungsverfahren. Außerhalb unserer Atmosphäre hat das Hubble Space Telescope sogar mindestens 31 mag geschafft.
Das Problem der NEO-Suche ist m.M. der Kompromiss zwischen Grenzhelligkeit, Suchfeldgröße und Suchgeschwindigkeit.
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Andyr am Januar 11, 2018, 21:19:05 Nachmittag
Ich nehme zudem auch an, dass das 8m LSSD überwiegend für andere Zwecke eingesetzt werden soll, als für das Aufspüren von NEOs.
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Impakt am Januar 12, 2018, 00:09:04 Vormittag
@Mettmann
Zitat
Uns Menschen hienieden ist ebensowenig ein Kraut dagegen gewachsen, wie seinerzeit den Sauriern
und das wird sich zu unseren Lebzeiten und der unserer Kindeskinder nicht ändern.

(https://s3.amazonaws.com/lowres.cartoonstock.com/animals-dinosaur-extinct-extinctions-positive_outlook-positive_attitude-bfrn350_low.jpg)

Zitat
Anders wäre es z.B. in Teilen Australiens, wo Meteorite, sobald sie den Boden küssen (oder wohl sogar den Luftraum durchqueren) Staatseigentum sind.
Schlägt also der nächste Global Killer in down-under ein, können sich unsere mehrzelligen Nachfahren zur Schadensregulierung an die Regierung des be- und getreffenden Bundesstaat wenden.
Was ist mit Dänemark?  Nach Danekrae gibt es sogar noch Finderlohn  :si03:
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: herbraab am Januar 12, 2018, 09:37:43 Vormittag
Zitat
Die Grenzgröße der Helligkeit lässt sich in sehr weiten Bereich verschieben
Na eigentlich nicht,
z.B. das LSST mit seinem 8,4m-Hauptspiegel [...] soll im Mittel Asteroiden mit 24.6mag packen können, [...]

Der Unterschied zwischen 21mag und 24,6mag klingt vielleicht nicht nach sehrt viel. Tatsächlich leuchtet ein Himmelsobjekt mit 21,0mag aber 27-mal so hell als ein Himmelsobjekt mit 24,6mag. Der unterschied ist also erheblich.

Ich nehme zudem auch an, dass das 8m LSSD überwiegend für andere Zwecke eingesetzt werden soll, als für das Aufspüren von NEOs.

Wie der Name schon sagt, das Teleskop und sein Beobachtungsprogramm sind synoptisch. Das LSST wird zwar nicht nur nach NEOs ausschau halten, aber die Suche nach NEOs ist eine der wesentlichen Aufgaben: https://www.lsst.org/science/solar-system/neo_faq

:hut:
Herbert
Titel: Re: 2018 AH
Beitrag von: Mettmann am Januar 12, 2018, 13:29:17 Nachmittag
Nuja
@Impakt
bei Dänemark wäre die juristische Frage zu klären, ob, wenn Kopenhagen mit seinem Museum innerhalb so eines Chixculub-mäßigen Kraters läge, was sehr wahrscheinlich, schließlich ist Dänemark nicht eben groß, der Global Killer als im Sinne des Dannekraes ordnungsgemäß zugestellt oder abgegeben gälte.

@Hörb
Eben das meinte ich, auch anhand des Artikels, daß es entgegen womöglicher Vorstellungen überhaupt nicht so ist, wie etwa bei den Vorhersagen, aufdaß die Schifflein nicht versinken und die Zeppeline vom Himmel fallen, man eben nicht mal die Orbits mit Spielzeugen zur Wetterprognose vollstellen kann,
sondern daß man auch mit der ausgetüfteltsten CCD-Technik optische und physikalische Gesetze nicht betrügen kann
und man für so einen kleinen 100m-Brocken in jenen gewünschten Distanzen trotzdem eine geeeewaltige Öffnung braucht.
(und zur Einordnung; in Hörbs und meinen Jugendbüchern war noch das Mt.Palomar mit seinen 5m das absolute Nonplusultra)

Hops, wobei mir grad eine andere assoziative Blase im Hirn aufgeht...