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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:05:26 Nachmittag

Titel: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:05:26 Nachmittag
Hallo zusammen,

ich hatte vor Kurzem die Gelegenheit, die nicht öffentliche Meteoritensammlung von Emil Cohen an der Universität Greifswald (http://www.universitaetssammlungen.de/sammlung/528) zu besichtigen. Gerne möchte ich einige Eindrücke mit euch teilen (mit freundlichem Einverständnis des zuständigen Kurators).

Hier aber zunächst das Haus mit der Gedenktafel in der Wolgaster Str. 144.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:06:41 Nachmittag
Der Schrank mit den Schätzen.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:07:54 Nachmittag
Portrait Emil Cohens und altes Foto eines Meteoriten.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:08:55 Nachmittag
Hunderte von Dünnschliffen.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:10:38 Nachmittag
Persönliche Dokumente.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:12:00 Nachmittag
Eisenmeteoriten ...
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:13:46 Nachmittag
... Eisenmeteoriten.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:15:14 Nachmittag
Steineisen
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:16:54 Nachmittag
Steinmeteorite ...
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:18:13 Nachmittag
... Steinmeteorite.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 20:22:01 Nachmittag
Vergleichsproben verschiedener Elemente für die chemischen Analysen.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: ironsforever am April 16, 2019, 20:32:59 Nachmittag
 :super: Danke, Jens, fürs Einstellen! Macht wirklich Spaß, da mal drin rumzustöbern. Der Flair einer historischen Sammlung mit all den Violen und alten Labeln und Schächtelchen ist kaum zu toppen!
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: karmaka am April 16, 2019, 20:33:20 Nachmittag
Großartige Einblicke!  :wow:

Ganz herzlichen Dank, Jens!  :super:

 :prostbier:
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 16, 2019, 21:07:22 Nachmittag
Danke euch. Freut mich, wenn's gefällt.

Spannend fand ich auch die handschriftlichen Originaldokumente. Da hätte man viel mehr Zeit gebraucht, um darin zu lesen. Langfristig soll das ja mal digitalisiert werden. Aber wie überall fehlt es an Personal, Zeit und Geld.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Pinchacus am April 16, 2019, 21:15:08 Nachmittag
Hi,

hast Du auch Bilder von den Mets bei denen das zugehörige Label fehlte/verlegt/entfernt wurde (aus der untersten Schublade)? Meine Bilder dort sind das letzte mal nix geworden, und Stefan freut sich ggf. über Hinweise....
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Thin Section am April 16, 2019, 22:51:12 Nachmittag
Danke euch. Freut mich, wenn's gefällt.

 :super: :wc: :super:

Bernd
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Wunderkammerad am April 16, 2019, 23:00:48 Nachmittag
Ganz wunderbar, besten Dank für diese Einblicke.

Allein schon das Atmosphärische einer solchen alten Sammlung - wollte gerade was von Schächtelchen und handgeschriebenen Labeln schreiben, hat aber ein Vorredner bereits erledigt. Bleibt mir nur noch, auf die alchimistisch anmutenden Glasphiolen mit Korkverschluss hinzuweisen.

Zum Teil könnten die eisernen Sammlungsstücke etwas Pflege gebrauchen.

Nicht vergessen: in hundert Jahren (nein, ich komm jetzt nicht mit dem singenden Dachdecker Ernst Neger aus Mainz und seinem "in hunnert Jahrn is alles weg" - okay, das sicher auch), in hundert Jahren also werden unsere Sammlungen mit ähnlicher historischer Patina faszinieren.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 17, 2019, 08:01:20 Vormittag
Hi,

hast Du auch Bilder von den Mets bei denen das zugehörige Label fehlte/verlegt/entfernt wurde (aus der untersten Schublade)? Meine Bilder dort sind das letzte mal nix geworden, und Stefan freut sich ggf. über Hinweise....

Aus der untersten Schublade habe ich nur ein Foto. Hab's dir geschickt.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: gsac am April 17, 2019, 08:19:19 Vormittag
Vielen Dank, Jens! Cohen hat ja seine berühmte "Meteoritenkunde" in drei
Bänden geschrieben. Ich habe das mal (als unaufgeschnittenes Original)
erwerben können, und mir das von einem Fachhändler schön einbinden
lassen (siehe Bild).

:hut: Alex
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Andyr am April 17, 2019, 08:25:14 Vormittag
Hallo Jens,

vielen Dank für die interessanten Einblicke. Nur dass das Ganze nicht-öffentlich ist, finde ich schon ein bisschen schade. Die Uni Greifswald sollte schon erkennen, wie viel Potential in dieser Sammlung steckt und dass sich eine öffentliche Ausstellung durchaus positiv für die Uni auswirken sollte. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es auch dort an Personal mangelt.

Grüße

AndyR
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 17, 2019, 10:04:42 Vormittag
Vielen Dank, Jens! Cohen hat ja seine berühmte "Meteoritenkunde" in drei
Bänden geschrieben. Ich habe das mal (als unaufgeschnittenes Original)
erwerben können, und mir das von einem Fachhändler schön einbinden
lassen (siehe Bild).

:hut: Alex

Sehr schön. Glückwunsch. Übriges, als Nachdruck sind die 3 Bände heute immer noch erhältlich.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: gsac am April 17, 2019, 10:51:50 Vormittag
Hallo Jens,

vielen Dank für die interessanten Einblicke. Nur dass das Ganze nicht-öffentlich ist, finde ich schon ein bisschen schade. Die Uni Greifswald sollte schon erkennen, wie viel Potential in dieser Sammlung steckt und dass sich eine öffentliche Ausstellung durchaus positiv für die Uni auswirken sollte. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es auch dort an Personal mangelt.

Grüße

AndyR


...und das mit dem Personal ist dann wieder eine Geldfrage, wie oft an solchen Institutionen. Ich gebe Dir völlig recht, AndyR, da steckt wirklich viel Potential drin. Greifswald ist ja geografisch etwas abgelegen, aber mit schönem Umland trotzdem. Eine öffentliche Ausstellung würde sich nicht nur positiv für die Uni auswirken, sondern auch für die Stadt und en passant damit auch für das Umland. Man/Jemand muss das nur professionell organisieren! Hier bei uns in Nordniedersachsen haben selbst kleine Städte zuweilen ein sog. "Stadtmarketing", das so etwas zumindest mal in die Gänge bringen könnte, während die Ausstellung selbst dann vom Fachpersonal eingerichtet und begleitet werden müsste. Ich weiss nicht, ob Greifswald so etwas hat - es wäre jedenfalls nicht verkehrt.

Alex
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Sikhote am April 17, 2019, 11:00:14 Vormittag
Vielen Dank, Jens,

für den Bericht mit den vielen Fotos. In so eine alte Sammlung zu schauen ist schon ein besonderes Erlebnis!

Schmerzlich habe ich die vielen Roststellen erkennen müssen. :crying: Das tut weh, auch wenn man bedenkt, wie alt die Stücke sind. Etwas mehr Pflege in der heutigen Zeit wäre bestimmt möglich und ich würde mir das sehr wünschen, sonst ist in 100 Jahren von dem einen oder anderen Stück nicht mehr viel übrig.  Schon die Aufbewahrung in einem luftdichten Schrank mit Trockengel würde helfen, weiteren Verfall zu verringern. Leider wird in öffendlichen Sammlungen das Material in den Schubladen oft sträflich vernachlässigt.

Überzeugt hat mich mal wieder Vaca Muerta, sehr stabil und schön anzusehen. :wow:

Das Stück Chassigny ist ja riiiiiesig, obwohl unter 2g schwer!  :dizzy:

Jens, du hast schon auf ein paar Spezialitäten extra hingewiesen, darfst aber gerne noch weitere Fotos ergänzen.  :wc:

Alex, deine Cohen-Bände sind super!

Grüße
Sigrid
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Thin Section am April 17, 2019, 11:06:23 Vormittag
Alex, deine Cohen-Bände sind super!

Meine drei Cohen Bände sind leider nicht in einem so einwandfreien Zustand wie die von Alex !  :crying:

Bernd  :winke:
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 17, 2019, 11:09:32 Vormittag
Schmerzlich habe ich die vielen Roststellen erkennen müssen. :crying: Das tut weh, auch wenn man bedenkt, wie alt die Stücke sind. Etwas mehr Pflege in der heutigen Zeit wäre bestimmt möglich und ich würde mir das sehr wünschen, sonst ist in 100 Jahren von dem einen oder anderen Stück nicht mehr viel übrig.  Schon die Aufbewahrung in einem luftdichten Schrank mit Trockengel würde helfen, weiteren Verfall zu verringern. Leider wird in öffendlichen Sammlungen das Material in den Schubladen oft sträflich vernachlässigt.

Die Roststellen sind anscheinend schon ziemlich alt. Vor ein paar Jahren ist die Sammlung in die heutigen Schränke umgezogen. Und diese stehen in einem komplett klimatisierten Raum. Es dürfte also nicht weiter rosten.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 17, 2019, 11:11:22 Vormittag
Meine drei Cohen Bände sind leider nicht in einem so einwandfreien Zustand wie die von Alex !  :crying:

Bernd  :winke:

Das hat aber auch einen gewissen Charme.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Sikhote am April 17, 2019, 11:16:09 Vormittag
Ich finde sie auch prima! :super:

Grüße
Sigrid
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Dirk am April 17, 2019, 11:39:15 Vormittag
Hallo Jens,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: vielen Dank für die Bilder dieser alten Sammlung  :super:  So einen Einblick bekommt man ja nicht alle Tage und ist damit wirklich etwas Besonderes!

Auch die Bilder vom "dreibändigen Cohen" von Alex und Bernd sind schön anschaulich. Ich besitze sie auch in der alten, originalen "Hardcover"-Ausgabe mit Lederrücken und dem für die damalige Zeit typischen marmorierten Papier auf den Buchdeckeln. Habe aber gerade kein Foto parat zum Zeigen.

 :winke:  Dirk
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: gsac am April 17, 2019, 12:21:21 Nachmittag
Meine drei Cohen Bände sind leider nicht in einem so einwandfreien Zustand wie die von Alex !  :crying:

Bernd  :winke:

Das hat aber auch einen gewissen Charme.


Das sehe ich auch so mit dem Charme, und wenn die Bände schon etwas "angestossen" sind, nennt man es halt morbiden Charme. Charme ist und bleibt Charme! Ich fahre übernächstes Wochenende mal wieder nach Prag. Das ist dort, wo die Touristen hauptsächlich flanieren, jetzt reichlich bunt, eigentlich übertrieben bunt geworden. Ich war allerdings auch schon und erstmalig 1971 dort auf Abi-Klassenreise, als es noch alles grau in grau war und hinter dem sog. Eisernen Vorhang lag - da fand ich es auch schon morbide charmant. Es liegt halt alles im Auge des Betrachters...

@Bernd: lasse Deine drei Originalbände doch professionell aufschneiden und binden, dann hast Du was sehr Hübsches fürs Bücherregal, und es macht die Originale ja nicht wirklich kaputt, wenn Du sie zwischen solide Buchdeckel packst und die Titelseiten etc dabei nicht weglässt. Zudem wird es dann gut lesbar, weil nicht mehr unaufgeschnitten. Ich habe meine drei Bände noch unaufgeschnitten von Mettmann gekauft vor ziemlich genau 15 Jahren lt. alter beiliegender Rechnung für 200 Euro. Etwa diese Summe musste ich dann noch mal an den Profi in Berlin zahlen, der wirklich gute Arbeit abgeliefert hat, mit einem ledernen Rücken und schöner Titelbeschriftung dort und sauberer Verarbeitung. Wenn es, wie ich las, die Bände im Nachdruck gibt, ist es natürlich preiswerter, aber Original bleibt Original, so wie Charme eben Charme bleibt...

:einaugeblinzel: Alex

PS: übrigens gilt das mit dem "Charme des Originals" z. B. auch für so ein berühmtes Meteoritenwerk wie Vagn Buchwalds Dreiteiler "Handbook of Iron Meteorites", ein ganz toller grossformatiger Klassiker. Den kann man inzwischen, glaube ich, auch umsonst digital lesen, und es gab (oder gibt noch?), u. a. hier mal im Forum beworben vor einigen Jahren, auch einen Nachdruck dazu, aber es geht natürlich nichts über die schön gebundenen Originale im passenden Grauleinen-Schuber, die dann allerdings auch ihren Preis haben.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: ironsforever am April 17, 2019, 12:26:18 Nachmittag
Schmerzlich habe ich die vielen Roststellen erkennen müssen. :crying: Das tut weh, auch wenn man bedenkt, wie alt die Stücke sind. Etwas mehr Pflege in der heutigen Zeit wäre bestimmt möglich und ich würde mir das sehr wünschen, sonst ist in 100 Jahren von dem einen oder anderen Stück nicht mehr viel übrig.  Schon die Aufbewahrung in einem luftdichten Schrank mit Trockengel würde helfen, weiteren Verfall zu verringern. Leider wird in öffendlichen Sammlungen das Material in den Schubladen oft sträflich vernachlässigt.

Die Roststellen sind anscheinend schon ziemlich alt. Vor ein paar Jahren ist die Sammlung in die heutigen Schränke umgezogen. Und diese stehen in einem komplett klimatisierten Raum. Es dürfte also nicht weiter rosten.

Hallo,

etwas problematisch ist vielleicht die Lagerung der Stücke in alten Schachteln bzw. auf alten Labeln - so schön bzw. authentisch das aussieht. Altes Papier hat oft einen recht niedrigen ph-Wert (Stichwort: Papierzerfall) und das ist im Zusammenhang mit Eisen eher kontraproduktiv.

Einige Stücke rosten zwar, aber ich würde eine zurückhaltende (!) Renovierung kommenden Generationen überlassen. Blankpräparierte und neugeätzte Eisen passen jedenfalls nicht zum Gesamtensemble dieser schönen, historischen Sammlung.

Gruß
Andi
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: gsac am April 17, 2019, 12:54:08 Nachmittag
Ich steuere noch ein altes Cohen-Label bei. Das zugehörige Stück "Hainholz" war
mal lange in meiner Sammlung und hat mich dann mit dem Label verlassen, aber
ich weiß es dort, wo es jetzt ist, in guten Händen...

Alex
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: hugojun am April 17, 2019, 13:59:41 Nachmittag
Hallo in die Runde,

leider kann ich nur ein Sammlungs-Verzeichnis aus dem Jahre 1904 vorweisen. 34 Seiten und von E. Cohen
verfasst.
Ich hatte mich mal vor Jahren an den früheren Kurator gewendet, um einen Termin zu einer Besichtigung
zu bekommen. Leider beantwortete meine Anfrage die Tochter des Kurators mit der traurigen Nachricht, dass ihr Vater verstorben war und die weitere Betreuung der Sammlung ungewiss sei.
Schön zu sehen, dass es weiter geht. Im Juli bin ich einige Tage im Raum Rostock, vielleicht (sicherlich) lässt sich ein
Besuch in Greifswald einplanen.
Gruß
Jürgen




(https://www2.pic-upload.de/img/36418999/SammlungGreiswald1904.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Mettmann am April 17, 2019, 15:11:03 Nachmittag
Psssst,

gottseidank haben die Nazis die Sammlung und die Unterlagen nicht weggeschmissen;
mir kamen immer wieder Cohen-Separatdrucke unter mit dem Bibliotheksstempel der Uni Greifswald
und dem Nazi- + aussortiertstempel unter.
Muß man sich mal vorstellen, aus seiner Heimatuni, wo er 20 Jahre lang tätig war...

...und man lasse sich nicht durch den provinziellen Charakter der Greifswalder Uni täuschen,
Cohen war ein Forscher von absolutem Weltrang. (weiß irgendeiner einen anderen Kopf, der aus dieser Uni hervorgegangen, der an ihn heranreichen könnte?)
Cohen war zu seiner Zeit unangefochten und bienenfleißig DER Weltexperte für Eisenmeteorite (und hat nebenbei die mikroskopische Photographie in die Petrographie eingeführt, daher die vielen Dünnschliffe).

Ich persönlich vermute ja, daß er die kompletteste Eisensammlung der Welt zusammengetragen - in Greifswald -
und dabei London, Paris, Berlin usw. ausgebrunzt hatte.

Zwar waren keine Riesenklopper darunter, sondern es war eher eine Referenz- und Arbeitssammlung,
dennoch halte ich die Einschätzung in der Datenbank der wissenschaftl. Sammlungen für völlig verfehlt,
daß sie "ohne musealen Charakter" sei.

Die Bestandsaufnahme der Cohen-Meteoriten-Sammlung von 1975 ergab: 388 Lokalitäten in 511 Stücken,
davon 340 Stein-, 27 Steineisen- und 217 Eisenmeteorite - nebst 400 Dünnschliffen.

Emil Cohen war 1885-1905 an der Uni,
schmeißen wir die MetBull-Database an (nur ganz geschwind, die "doubtfull" und erst spät nach Fund anerkannten weglassend):
spuckt sie aus bis 1905:   304 Eisen und 28 Steineisen  !!
Derart war Cohen aufgestellt.

Naja - die Unterbringung in den offenen Pappschachteln mit lose herumfliegenden Originaletiketten lässt jeden erfahrenen Sammler und Händler entsetzt ausrufen: Die spinnen, die Greifswalder!!
Das ist viel zu riskant.
Einerseits können die Originalzettel so leicht verloren gehen - und hier haben wirs ausnahmsweise mit Meteoriten zu tun, die als historische Sammlung ganz im Sinne der UNESCO-Konvention tatsächliches Kulturgut sind;
zum andern - wie oft kommen einem Meteorite mit Zettelverlust unter, die man nur noch mit der Mikrosonde zuordnen könnte!
Und schließlich haben wirs mit alten Stücken einer gewaltigen Arbeitssammlung zu tun, sodaß nicht mehr gesichert ist, sei es durch Materialentnahme, sei es durch Oxidation und Zerfall, daß sie nach ihren Gewichten gemäß des über 100 Jahre alten Katalogs identifiziert werden können.

Und abphotgraphiert, was im digitalen Zeitalter ja nix mehr koscht, scheinen sie auch nicht worden sein.

Ehrlich gesagt verwundert dann dieser stolze Zeitungsartikel von 2016,
daß die Cohen-Sammlung "aufgearbeitet" worden sei  :gruebel:
http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Greifswald/Schaetze-aus-dem-All-Meteoritensammlung-aufgearbeitet

Wo ist die Publikation dazu?
Wurde digitalisiert?
Und wie erklärt sich die heutige schlampige Aufbewahrung?

(Restauration wäre eine andere Frage - ob es nicht sinnvoller ist, da es sich ja nicht um eine Schausammlung, sondern es sichvielmehr, um es katholoanalogon auszudrücken, Heilige Cohen-Reliquien Erster Klasse handelt, sie ggfs. im rostigen Zustand zu belassen und den Zustand zu konservieren und nur bei Verlustgefahr einzugreifen).

Zitat
..und das mit dem Personal ist dann wieder eine Geldfrage

Na hör mir auf, wenn die in der vorlesungsfreien Zeit einen historisch- verkleideten Seppl haben, der gegen Eintritt den Karzer zeigt
und zu Zeiten, wo in anderen Zweigen qua Exzellenzinitiativen Millionenblankoschecks verteilt werden,
kann mir keiner erzählen, daß es Ding der Unmöglichkeit wäre, zwei oder drei Standvitrinen einzukaufen, um einen Teil auszustellen und den Rest ORDENTLICH für die nächsten 100 Jahre aufzubewahren.

Und was die Digitalisierung angeht, also bitte, was es allein kostet, Bücher aus dem 19.Jhdt zu entsäuern, daß sie nicht zerfallen..
.. da nehm ich drei, vier Studenten her, versprech denen einen Pro- oder Hauptseminarschein mit Bestnote
und dann knipsen die in den Semesterferien alle Stücke von hint und vorn und die Labels ab
und die pflegens dann in eine stinknormale Sammlerdatenbank für 19,99Euro ein
und schon ists gerettet für lau.

Oder ich tu allen unrecht und es hat nach 2016 bereits eine Publikation, die "Aufarbeitung" betreffend gegeben.

(Aber in Gottes Namen, die hempelsofamäßige lose Zettelwirtschaft - das geht überhaupt nicht!!).

Bestürzter

Mettmann
 
PS: die Gedenktafel wurd erst 1992 aufgehungen.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Mettmann am April 17, 2019, 16:55:02 Nachmittag
https://kuerzer.de/GoldCohen

Cohen (re.) in Südafrika 1872.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Thin Section am April 17, 2019, 17:04:37 Nachmittag
Noch einmal Cohen - diesmal aus dem Jahre 1902: Ein Meteoreisen von Mukerop, Bezirk Gibeon, Grossnamaland (von A. Brezina und E. Cohen)

Bernd  :winke:
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 17, 2019, 17:55:54 Nachmittag
... etwas problematisch ist vielleicht die Lagerung der Stücke in alten Schachteln bzw. auf alten Labeln - so schön bzw. authentisch das aussieht. Altes Papier hat oft einen recht niedrigen ph-Wert (Stichwort: Papierzerfall) und das ist im Zusammenhang mit Eisen eher kontraproduktiv ...

Ich glaube nicht, dass sich das so stark auswirkt. Die Säuremengen sind nur sehr gering und direkt im Papier. Wenn überhaupt was auf die Meteoriten übergehen soll, müssten diese großflächig direkten Kontakt haben. Die meisten Stücke sind aber auf der Unterseite recht uneben, so dass sie nur an wenigen Stellen aufliegen. Es war aber zwischen diesen Kontaktstellen und den übrigen Bereichen kein Unterschied in der Korrosion zu sehen.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Gibeon2010 am April 17, 2019, 18:07:08 Nachmittag
Hallo Mettmann,

2009 ist alles neu katalogisiert worden (siehe Bild), auch in digitaler Form. Und die fotografische Dokumentation ist geplant, wie mir mitgeteilt wurde.

Was die Kosten angeht, da stimme ich dir zu, dass sicher Geld da wäre. Aber wir alle wissen, wie hoch bürokratische Hürden sind und dass ganz oft die Prioritäten nach irgendwelchen, nur nicht logisch nachvollziehbaren, Gesichtspunkten gesetzt werden.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Pinchacus am April 17, 2019, 18:19:22 Nachmittag

Cohen war ein Forscher von absolutem Weltrang. (weiß irgendeiner einen anderen Kopf, der aus dieser Uni hervorgegangen, der an ihn heranreichen könnte?)


ggf. Michael Succow: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Succow
Andere Disziplin, aber nicht weit dahinter.

2009 ist alles neu katalogisiert worden (siehe Bild), auch in digitaler Form. Und die fotografische Dokumentation ist geplant, wie mir mitgeteilt wurde.

Einige Exemplare des genannten Katalogs hatte ich hier mal zum Tausch angeboten...
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Andyr am April 18, 2019, 09:02:40 Vormittag

...und man lasse sich nicht durch den provinziellen Charakter der Greifswalder Uni täuschen,
Cohen war ein Forscher von absolutem Weltrang. (weiß irgendeiner einen anderen Kopf, der aus dieser Uni hervorgegangen, der an ihn heranreichen könnte?)


Das Problem ist, dass viele Forscher nur für eine gewisse Zeit an einer bestimmten Uni wirk(t)en und nicht selten auch die Uni wechseln. Johannes Stark und Gerhard Domagk (beide Nobelpreisträger) sollten vielleicht noch erwähnt werden. Ferdinand Sauerbruch war eine kurze Zeit in der Uniklinik in Greifswald tätig. Zu dieser Zeit trug er aber noch keinen Professortitel.
Und auch Ernst Moritz Arndt war als Professor in Greifswald tätig, auch wenn dieser in erster Linie als Schriftsteller berühmt wurde.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Andyr am April 18, 2019, 09:08:43 Vormittag
Vielen Dank, Jens! Cohen hat ja seine berühmte "Meteoritenkunde" in drei
Bänden geschrieben. Ich habe das mal (als unaufgeschnittenes Original)
erwerben können, und mir das von einem Fachhändler schön einbinden
lassen (siehe Bild).

:hut: Alex

Besessen habe ich dieses Werk nie. Aber ich konnte mir die 3 Bänder einmal bei der Uni-Bibliothek ausleihen. Eigentlich unvorstellbar, dass eine Universitätsbibliothek so ein Werk im Rahmen der Buchausleihe so einfach raus gibt. Nun ja, mir war's recht.
Titel: Re: Cohen-Sammlung an der Uni Greifswald
Beitrag von: Mettmann am April 18, 2019, 21:16:55 Nachmittag
Hei Andyr,

einen habe ich vergessen, der Cohen in den Schatten stellt und den zumindest die Uni Greifswald ausgespuckt hat,
und der von allen dorten Studierten der Menschheit das bedeutendste Geschenk gemacht hat:

Karl Reimer,

der Mann, dem 1876 eine wahrhaft titanische Ingenieursleistung erstlich gelang: die Vanillin-Synthese!

(Wie gern würde ich einen Ulkus mit Schenzinger bringen, aber wer verstünde den heute noch?).