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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: metnet am Juni 26, 2019, 19:03:25 Nachmittag

Titel: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 26, 2019, 19:03:25 Nachmittag
Hallo Leute,

ich habe hier eben ein Beitrag gelesen, der eine schwermütige Note zu bekommen scheint, weil das Forum nicht mehr ganz so spannend scheint wie früher, weil sich die merkwürdigen Diskussionen häufen, Fachkompetenz eventuell verwässert wird usw. Da habe ich mich gefragt, ob ich mich einschalten sollte, ob ich mich trauen sollte, obwohl mir schon mal jemand attestierte etwas nassfosch und naseweis zu sein. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich vor so etwas Angst hätte, darum meine Frage: Ist das Interesse für Meteoriten eine Generationenfrage?

Ich habe hier mehrfach ungemein geistreiche, manchmal auch sehr bissige Beiträge von Leuten gelesen, die nicht nur ihr gesammeltes Meteoritenwissen, sondern auch ihre geballte Lebenserfahrung in die Waagschale geworfen haben. Und - nein, nein, nein - ich will nicht und niemals behaupten, dass diese Experten zu alt seien, ich möchte nur diskutieren, ob und wie es gelingen kann, auch junge Menschen für so etwas zu interessieren. Und - nein, nein, nein - ich will keineswegs behaupten, dass ich nun dieser junge Mensch sei, der den Laden aufmischen kann, denn ich habe auch schon die 50 hinter mir. Aber wo sind die 20-, 30- und 40-Jährigen, die sich begeistern lassen? Und wo sind die Frauen? Es kann doch nicht sein, dass wir (wenn ich mal dreist "wir" sagen darf), einfach immer älter werden und nach uns nur nach Campos gekauft werden oder die Heilsteinfraktion das Ruder übernimmt. Gibt es Ideen, Konzepte, Anregungen, Vorstellungen, dem Meteoritenthema etwas jugendliche Frische einzuhauchen? Wie können "wir" vermitteln, was daran toll und zeitlos ist?

Viele Grüße
Jürgen
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 26, 2019, 19:40:55 Nachmittag
Das ist eine interessante Überlegung...

Meine Antwort:

1.) die Ganz- oder Halbjungen sind inzwischen oft in den sozialen Medien unterwegs
2.) die Ganz- oder Halbalten oder auch Vollalten interessiert vieles dort eher wenig
3.) es gibt zu viel Hass und Hetze, zu wenig Fakten, Information, Wesentliches
4.) man kann Kleinausstellungen an Schulen machen, habe ich auch gemacht
5.) wenn man ganz mutig ist, trommelt man in der örtlichen Presse für so was
6.) der Hahn kräht, wenn er krähen muss

6.) war jetzt nicht antifeminin gemeint. Ich kenne eine sehr begeisterte Sammlerin
und schätze die auch ganz besonders und hoffe, sie bald mal wieder zu sehen!

Alex

PS1: vor 20 oder so Jahren war mal ein noch ganz junger Mike Farmer in meinem
Wohnzimmer. Wir haben über Dies und Das geschnackt. Er sagte, die Zukunft gehöre
dem Internet, und er hat ja offenbar Recht behalten. Ein anderer "grand old man",
nämlich David New, verabschiedete sich damals so allmählich. Es scheint tatsächlich
eine Generationensache zu sein...

PS2: Meteorite halten das alles aus - die haben schon Jahrmilliarden durchgehalten!!!
Und brauchen den Menschen nicht, ausser vielleicht doch die guten Kuratoren.

:hut: Alex (66.7 so in etwa)
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 26, 2019, 20:02:48 Nachmittag
1.) die Ganz- oder Halbjungen sind inzwischen oft in den sozialen Medien unterwegs
2.) die Ganz- oder Halbalten oder auch Vollalten interessiert vieles dort eher wenig
3.) es gibt zu viel Hass und Hetze, zu wenig Fakten, Information, Wesentliches
4.) man kann Kleinausstellungen an Schulen machen, habe ich auch gemacht
5.) wenn man ganz mutig ist, trommelt man in der örtlichen Presse für so was

Soziale Medien. Instagram? Ich weiß, dass viele Sammler sich auf Facebook tummeln und dass Facebook in den USA weiterhin eine große Nummer ist. Aber in Deutschland habe ich ein bisschen Zweifel. Eher Instagram würde ich tippen.
"Zu viel Hass und Hetze" verstehe ich in Bezug auf Meteoriten nicht.
Ausstellungen in Schulen klingt gut und vernünftig. Örtliche Presse wohl dann, wenn mal wieder ein Bolide über Deutschland fliegt, was leider nicht so häufig ist (und zudem nicht unbedingt ein "junges" Medium).

Nach meinem Eindruck, haben ganz viele Leute vor 20 bis 25 Jahren angefangen, Meteoriten zu sammeln. Oder täuscht mein Eindruck? Was waren die Bedingungen und Auslöser des damaligen Hypes? Vielleicht kann man daraus für die Zukunft lernen. Ich habe noch ein zweites Hobby (und schon viel länger): Ich spiele Schach. Auch beim Schach mangelt es an Nachwuchs, es gibt fast ausschließlich Männer usw. Das Szenerie ähnelt sich also. Beim Schach versucht man viel über die Online-Schiene und über charismatische Einzelpersönlichkeiten (wobei ich Magnus Carlsen im Grunde nur mittel-charismatisch finde).
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Gibeon2010 am Juni 26, 2019, 20:21:22 Nachmittag
Es gab hier auch einige Newcomer, aber leider haben die sich in letzter Zeit ziemlich rar gemacht. Ich persönlich finde, man kommt um die sozialen Medien nicht drumrum. Sicher wird dort oft nicht so tiefgründig diskutiert wie hier im Forum, aber manche Infos findet man eben nur dort oder manchmal auch viel schneller dort. Ich bin in beiden unterwegs, Forum und Facebook. Und wenn es mir wichtig erscheint, poste ich Infos, die ich auf FB (oder anderswo) gefunden habe auch hier.

PS: Und zu den Alten zähle ich mich noch lange nicht. Ich sage immer: ich bin über 50, sehe aus wie 40 und fühle mich wie 30!  :laughing:

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juni 26, 2019, 20:23:23 Nachmittag
In der Tat ein interessanter Aspekt, der mir neulich just auch mal durch den Kopf gegangen ist. Gemessen an den noch frischen Ensisheim-Erfahrungen kann ich nur sagen: sowohl bei den Händlern wie auch beim Publikum gab es ein breites Alters-Spektrum von Jungspunden bis hin zu Grau- oder gar Weißbärten. Verglichen mit Besuchen von Konzerten oder Museen durchaus erfrischend und schön.

Noch zwei kurze Adnoten:

Ja, gutes Alter haben sie schon, die Metis; aber selbst wir, geschätzter Alex, hätten ungeachtet fortgeschrittenen Alters beste Chancen, einen soeben erworbenen Admire locker zu überleben. Da bröselt er hin - die Rache der Greise eben.

Und: der Hahn kräht, wenn der Backofen die vorgeschriebene Temperatur von 220°C erreicht hat. Und das mit Recht.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Muschgard am Juni 26, 2019, 20:36:24 Nachmittag
Hallo,

in Zeiten des Metalldetektors ist das Interesse an Meteoriten in diesen  von überwiegend jungen Sondengängern geprägten Kreisen sehr hoch.

Es werden dabei unzählige Meteoriten gefunden  :eek: :crying: was man sehr gut in diversen Facebook-Gruppen sehen kann.

Allerdings lassen sich nur sehr wenige davon "bekehren" und in die richtigen Bahnen leiten.
Einige davon versuchen ihre Funde auf z.B. eBay  zu versilbern, zu oft klappt das sogar  :dizzy:
Und ein gewisser Anteil findet sogar bis hierher - was dabei manchmal rauskommt wisst ihr ja selbst  :laughing:

Grüße,
Michael

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 26, 2019, 20:41:05 Nachmittag
Was waren die Bedingungen und Auslöser des damaligen Hypes?

Dieses Modewort existierte damals gar nicht. Es war die Begeisterung von ein paar ganz
wenigen Interessierten am Thema, bei mir von der Astronomie her. Es gab kein Internet.
Es gab nur ganz wenige Händler, Bob Haag einer der ersten, und die haben ihre Listen
per Post (..und später auch per Fax) verschickt, mit kurzen, prägnanten Bescheibungen
der angebotenen Sammlungsstücke, und handgemalten "Umrissskizzen", also ohne Foto.
Es gab kaum einen, z. B. nur mal, LL4 zu ergattern. Der Zahlungsverkehr war umständlich
und entsprechend teuer. Es war völlig anders. Das Internet hat dann alles auf einen anderen
Pfosten gestellt, das kann man sich in Zeiten der Ensisheim-Börse kaum noch vorstellen, wenn
man es nicht selbst erlebt hat. Und in den nordafrikanischen Wüsten lagen noch all die später
aufgefundenen Steine rum, ja, auch die ersten Monde, die dann eine echte Sensation waren.
Wenn ich mich recht entsinne, waren die Labennes die ersten, die das vermarktet haben, aber
noch früher gab es einen Allerersten, der den Allerersten gefunden hat, und sich dann mehr
oder weniger aus der Szene verabschiedet hat. Der hatte u. a. einen guten Kontakt zum
Walter Zeitschel aus Hanau, einem unserer "Altvorderen" hier, der auch immer was im
Angebot hatte. Was "Mond" damals gekostet hat, sage ich jetzt lieber nicht mehr... :-)

Das Kürzel "NWA" kam erst viel später, und dazu gab es viel kontroverse Diskussion!
Mindestens mal zwei, drei langjährige Mitleser hier könnten das bestätigen, wenn sie
wollten, denn sie waren auch damals schon dabei.

:hut: Alex

Nachklapp: ach ja, da war noch die Frage nach dem "Auslöser"... Ich persönlich glaube,
das hatte viel mit der Begeisterung für die Raumfahrt zu tun, mit den Apollo-Flügen
zum Beispiel. Auch ich hab damals vollfasziniert vor der Glotze gesessen und gesehen,
auf welchem Boden die Astronauten da rumlaufen! Sie haben ja auch einige hundert
kg heimgebracht, welche allesamt aber nicht der privaten Sammlergemeinde zugänglich
sind, bzw auch da gibt es Histörchen bis hin zu Prozessen, aber das führt hier zu weit.
Die Begeisterung für´s All, für den Mond, war, glaube ich, der Booster für die "moderne"
Meteoriterei nach Nininger...

 
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Met1998 am Juni 26, 2019, 21:06:52 Nachmittag
Moin,
das Thema Generationsfrage taucht hier alle 5 Jahre mal wieder auf!  :fluester:
Z.B. Was ist los.… Hier steht allerhand Wahrheit! 
https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=10986.msg133172#msg133172 (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=10986.msg133172#msg133172) :super:

Ich bleibe bei meiner damaligen Meinung, Antwort #13
Und Rückschläge muss man verkraften, Beispiel:

Der Enkel (11 Jahre) in Stuttgart begleitete mich auf mehreren Ostseetouren (Geschiebe) und Tagebau-Suchaktionen (Achate)
Als ich ihm jetzt eine kleine Kiste Achate schenken wollte, sagt er:
Opa, ich sammle keine Achate mehr, ich habe jetzt zwei Hamster!  :unfassbar:

Also locker bleiben!

Met1998  :winke:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 26, 2019, 21:24:42 Nachmittag
Ich kann von mir sagen, dass ich völlig verbüfft war, als ich quasi zufällig feststellt habe, dass man Meteoriten tatsächlich zu akzeptablen Preisen kaufen kann. Hätte ich das früher geahnt, hätte ich mit Sicherheit schon vor Jahren damit begonnen. Natürlich: Wer keine Begeisterung für Naturwissenschaften, das Weltall etc. in sich spürt, wird niemals zum Sammler. Aber man sollte definitiv mehr "herumerzählen", dass die Träume käuflich sind  :smile: Und das Internet ist definitiv der Ort, wo "man" die Leute erreichen kann. Meinetwegen über soziale Medien. Ich denke, da besteht wirklich noch Nachholbedarf.

Wahrscheinlich sind Micromounts der richtige Ansatz. Denn gerade wer jung ist, wird sich kaum ein "Prestige-Stück" für einen vierstelligen Eurobetrag leisten wollen - schon gar nicht zum Einstieg.

Jürgen

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 26, 2019, 21:27:49 Nachmittag
Opa, ich sammle keine Achate mehr, ich habe jetzt zwei Hamster!  :unfassbar:

Na ja, angeblich können die ja auch bohnern, also cool bleiben...!! :-)
Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 26, 2019, 21:36:50 Nachmittag
Wahrscheinlich sind Micromounts der richtige Ansatz. Denn gerade wer jung ist, wird sich kaum ein "Prestige-Stück" für einen vierstelligen Eurobetrag leisten wollen - schon gar nicht zum Einstieg.

Das ist völlig einsehbar und richtig. Es ist natürlich auch immer eine
Frage der finanziellen Ressourcen - für viele spielt das keine Rolle, für
mich war es eher schon so.

Meine Erfahrung: wenn Du mit Deiner Sammlung alt wirst, willst Du
eigentlich keine hunderte von Kleinproben, sondern möchtest Dich an
ein, zwei Dutzend eher grösserer Proben erfreuen! Das sollte das Ziel
sein, aber das hat eben auch was mit Erfahrung oder Vorbildung zu
tun, was sich ggf erst entwickeln muss, wenn man es nicht in die
Wiege gelegt bekommt vom Elternhaus oder so oder überhaupt...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: KarlW am Juni 26, 2019, 21:41:44 Nachmittag
Du hast ja so recht, Alex. Die alten Augen wollen etwas sehen.
 :prostbier: Karl
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 26, 2019, 21:52:56 Nachmittag
Du hast ja so recht, Alex. Die alten Augen wollen etwas sehen.
 :prostbier: Karl

Prost,Karl  :prostbier:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 26, 2019, 23:03:13 Nachmittag
Hallo,

in Zeiten des Metalldetektors ist das Interesse an Meteoriten in diesen  von überwiegend jungen Sondengängern geprägten Kreisen sehr hoch.

Es werden dabei unzählige Meteoriten gefunden  :eek: :crying: was man sehr gut in diversen Facebook-Gruppen sehen kann.

Allerdings lassen sich nur sehr wenige davon "bekehren" und in die richtigen Bahnen leiten.
Einige davon versuchen ihre Funde auf z.B. eBay  zu versilbern, zu oft klappt das sogar  :dizzy:
Und ein gewisser Anteil findet sogar bis hierher - was dabei manchmal rauskommt wisst ihr ja selbst  :laughing:

Grüße,
Michael

Ja, wobei es aber auch positive Beispiele gibt, unter den vielen negativen, z. B. siehe hier bei mir vor Ort, ganz aktuell:
https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-panorama/das-gold-des-kaisers_a144359
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Ben Austria am Juni 27, 2019, 02:31:57 Vormittag
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich hoffe ich darf mir das raus nehmen und als 33jähriger was dazu schreiben. Ich bin ja auch seit 15 Jahren in meiner Freizeit in einer Jugendarbeit tätig und habe selbst 3 Kinder. Vielleicht kann ich das ein oder andere Nützliche einwerfen wenn es um die Frage geht: „Ist das Interesse für Meteoriten eine Generationsfrage?“.
Ich selbst schreibe nur ab und zu etwas im Forum und lese mehr, was aber nicht meinem mangelnden Interesse geschuldet ist sondern eher meinen begrenzten Zeitressourcen, die zwar bei jedem Menschen mit 24 h gerecht aufgeteilt sind, aber bei mir gut mit Familie, Arbeit und vielen weiteren Interessensschwerpunkten gefüllt sind. Darunter fallen eben auch meine Sammelleidenschaft im Bereich der Meteorite aber auch Mineralien, Fossilien und Archäologie (Neolithikum bis Römerzeit).
Das kann also auch schon einer der Gründe sein, warum man nicht ganz so aktiv im Forum schreibt: „Zu viele Interessen oder Verpflichtungen (wenn auch positive)“.

Nicht nur euch als langjährige Meteoritensammler mag es so vorkommen, dass immer weniger jüngere Sammler und Interessierte nachkommen, das gleiche Thema haben wir auch im Mineralienverein – wenn nicht noch etwas eindeutiger. Hier liegt das Durchschnittsalter nämlich bei ca. 75 – 80 (ohne zu übertreiben). Lange Jahre war ich der einzige Jüngere und vor einem Jahr kam ein ca. 25 Jähriger hinzu. Schon oft haben mich die älteren Mitglieder gefragt, woran dies liegen würde...

Ein Grund ist vielleicht – und hier beißt sich die Katze in den Schwanz - dass Jüngere leichter den Zugang zu Jüngeren finden nach dem Sprichwort „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Man kann sich gegenseitig mit Interesse anstecken aber es wird schwierig wenn niemand Gleichaltriges das Interesse teilt und so flaut das Interesse allmählich ab. So habe ich das öfter bei den jungen Leuten mitbekommen. Dabei können die verschiedenen Generationen ja von einander profitieren und lernen.

Ein weiterer Grund - denke ich - ist das Sammelangebot, was mit der Zeit immer vielfältiger wurde und aufgrund eBay und Konsorten immer leichter zugänglicher. Früher war das Sammelangebot vielleicht noch etwas überschaulicher - jetzt muss man dieses schon in Kategorien und Unterkategorien einteilen und es gibt nahezu nichts was nicht gesammelt wird. Aus „Jägern und Sammlern“ wurden eher „Konsumenten“ und es werden inzwischen Interessen geweckt von denen man vor 10 Jahren noch gar nichts wusste.
Vermutlich fragte sich vor 25 Jahren der ein oder andere Postkaren- oder Briefmarkensammler, warum den immer weniger Leute Postkarten- oder Briefmarken sammeln oder sich dafür interessieren. Dann hörte man doch tatsächlich von einigen Interessierten, die begonnen haben Meteorite zu sammeln und später sogar als „Meteoritenjäger“ Meteorite zu suchen... und heute fragen sich nun diese Meteoritensammler warum es so scheint, als würden immer weniger jüngere Interessierte nachkommen....

Was auffällt und was vielleicht viele auch hier im Forum schade finden ist, dass die Interessen der jüngeren Generation sich mehr und mehr von der Natur entfernen (jetzt mal von dem Klimaschutz abgesehen, der durch verschiedene Bewegung wohl gerade „im Trend“ ist). Wo man früher im Wald oder über die Felder spazierte oder in den Bergen wanderte, um einen guten Ausgleich zu finden, sucht man heute all zu oft den Ausgleich vor dem Fernseher, PC oder Smartphone (auch ich nutze alle 3 gerne aber mit Maß). Das wirkt sich auch darauf aus, was die jungen Leute sammeln (wenn sie überhaupt noch etwas sammeln bzw. für ein Sammelgebiet Interesse zeigen).
Da gibt es Mädls und junge Frauen mit einer Schuhsammlung größer als die Auswahl bei Deich...nn oder einer Nagellacksammlung so groß, dass man einen LKW lackieren könnte. Die Burschen sammeln Autoteile, die dann eingebaut auf dem Kinoparkplatz mit offener Motorhaube den mehr oder weniger beeindruckten „Nagellacksammlerinnern“ präsentiert werden. Wieder andere ziehen sich lieber vor dem PC zurück und zocken ihre Spielesammlung durch. Bitte nicht falsch verstehen, ich rede keinesfalls von allen und möchte keinesfalls alle in einen Topf schmeißen... Natürlich ist es auch jedem selbst überlassen, was er sammeln möchte (sofern gewisse Grenzen nicht überschritten werden).

Aber wie das Interesse der jungen Generation an Meteorite wecken?
„Begeisterung ist ansteckend“. So wurde ich zB als Kind von der Begeisterung und den Wanderungen mit meinen Eltern oder auch durch die Aufgaben meiner Biologielehrerin so motiviert, dass ich - während meine Freunde Bücher der Knickerbocker-Bande lasen – mich lieber in diverse Lexika vertiefte. Mein Biologieheft glich mehr einem Bildband und ich freute mich über die Spezialaufgaben meiner Biologielehrerin irgendwelche seltenen Tier- oder Pflanzenarten zu suchen, zu finden und zu beschreiben. Das prägte meine Hobbys und Interessen bis heute und sorgte mit den Jahren schließlich auch für gute Bekanntschaften und Freundschaften mit Wissenschaftlern und Interessierten in den verschiedenen Bereichen und auch mit verschiedenen Weltanschauungen - wobei ich wohl besser nicht näher eingehen werde was aus verschiedenen Gründen meine Überzeugung dazu ist zumal ich da in diesem Forum in der Unterzahl bin und es kürzlich eine rege Diskussion unter einem anderen Beitrag gab  :einaugeblinzel:. Die mich kennen wissen was ich meine und ich bin dankbar für den freundschaftlichen und respektvollen Meinungsaustausch auch wenn das nicht immer heißen muss, dass man konformer Überzeugung ist. Auch das kann motivieren, sich in das gemeinsame Interesse für Meteorite zu vertiefen, auch wenn man „noch“ der jüngeren Generation angehört.
Es ist immer wieder spannend verschiedene Beiträge zu lesen, von eurer Erfahrung zu lernen, mit dem ein oder anderen Meteorite zu tauschen und seine Sammlung weiter auszubauen. So wie unter anderem eure Begeisterung mich angesteckt hat - bei der gemeinsamen Suche nach Mets im Streufeld - bei Vorträgen - beim gegenseitigen Besuchen und zeigen der Sammlung - durch ein Meteoritenkolloquium - bei einem Treffen auf der Messe München (Meteoritenstammtisch)…- so steckt diese hoffentlich auch weitere "neue" Meteoritensammler an.

...dachte nicht, dass das jetzt so ein Aufsatz wird, hoffe dennoch, dass für den ein oder anderen was dabei war, was im Zuge dieses Beitrages hilfreich war.

In diesem Sinn wünsche ich euch allen eine gute Nacht und eine schöne Restwoche und auch künftig spannende Foren-Beiträge und Diskussionen  :talk:!

LG  :hut:
Ben
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: MetAur am Juni 27, 2019, 08:55:21 Vormittag
Die hier aufgeworfenen Frage beschäftigt mich auch immer wieder. Meine Teil-Ansicht dazu:
Sieht man von einer immer noch bei vielen vorhandenen Phase in der frühen Jugend (z.B. Fußball-Bildchen) ab, ist die Sammelleidenschaft insgesamt stark zurückgegangen. Was haben früher Erwachsene nicht alles gesammelt? Briefmarken, Münzen, Schallplatten, Serienhefte, Postkarten, Bierdeckel, Streichholzdöschen usw. usw. Hierzu gehört auch Geduld, ein Kümmern, nicht zuletzt die Suche, die beim Finden erst die Freude auslöst. Heute fällt vieles davon weg - man geht davon aus, dass man im Internet stets alle Infos "on demand" bekommt und alle Gegenstände bei Bedarf kaufen kann. Man kauft ja auch keine CD mehr und lädt nicht einmal mehr eine Musikdatei herunter, sondern streamt per Flatrate, was man gerade will. Ähnliches gilt für Bücher. Durch dieses digitale "Klonen" verschwindet der Zauber des Originals, der mich persönlich immer noch einfängt. Durch die Gewöhnung an Bildschirme wird der haptische Reiz des Gegenstands selbst kaum noch nachempfunden.
Meine bescheidene Sammlung betreibe ich daher nur zu meinem persönlichen Vergnügen. Für mich ist nicht einmal ausgeschlossen, ob die Nachfrage nach und damit der Verkaufswert von Meteoriten sich nicht sogar ähnlich entwickeln wird wie die der Briefmarken: Hier sehe ich immer die traurigen alten Rentner, die auf dem Flohmarkt ihre über Jahrzehnte mit viel Zeit und Geld auch als Wertanlage gesammelten Alben nicht einmal für den Heizwert des Papiers verscherbelt bekommen.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 10:53:17 Vormittag
Zwei bemerkenswerte Beiträge, Ben Austria und MetAur, mit viel Wahrheiten drin!  :super:

Das ist allerdings nicht nur auf Meteorite beschränkt. Klar, bei Briefmarkensammlern
und Tauben- oder Kaninchenzüchtern o. ä.  weiss man das schon lange, dass es eine
aussterbende Spezies ist - nahezu ausschliesslich alte Leute! Aber das gibt es auch
in anderen Bereichen. Ich war neulich in einem Konzert mit einem bekannten Blues-
und Boogie-Pianisten. Man sollte meinen, das ist immer noch oder wieder aufregend,
weil es fortgetragen wird. Und was siehste da: lauter alte Säcke, so wie ich einer bin.
Das ist doch traurig! Ich habe viel auch mit der Jugend zu tun, meine Frau hat vier
Kinder und die haben auch schon wieder 5 Kinder, meine (Stief)enkel. Die werde ich
nie für ihr Eigenleben verurteilen, aber ich habe insgesamt schon den Eindruck, dass
sich eine gewisse "Beliebigkeit" breitmacht. Klar, via Internet ist alles verfügbar auf
Knopfdruck, so man es denn bezahlen kann, zack, aber wo ist oder bleibt "der Reiz der
Jagd"? Das ist eben verloren gegangen, deshalb ist es so wie es ist und von meinen
Vorrednern gut zum Ausdruck gebracht wurde. Et is halt wie et is. Das muss man auch
nicht wirklich betrauern, da muss ich mich selbst korrigieren zum statement oben, denn
das wäre implizit eine Wertung, und Werte ändern sich nun mal. Panta rhei, alles fliesst.
Erfreuen wir uns halt an unseren Dingen, so lange es geht. Also ich mach das so!

Ja, Mettmann, wir sind tatsächlich die alten Zauseln!  :einaugeblinzel:

:hut: Alex :prostbier:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juni 27, 2019, 11:31:54 Vormittag
An meinem eigenen Sohn wird mir immer wieder klar, dass der Unterschied zwischen Generationen größer ist als von mir erwartet. Immerhin, was unser Thema anbelangt: er spricht zwar nicht groß drüber, mir scheint aber, er mag die Meteoriten schon.

Der springende Punkt, so scheint mir, auf allen Gebieten, ist das Erzählen. Das merke ich an mir selber: ein Bild zum Beispiel, eine alte Skulptur, ein alter persischer Teppich interessieren mich, vom Ästhetischen mal abgesehen, mehr, wenn sich besondere Details, eine Geschichte oder gar Geschichten damit verbinden (und dafür ist das "alt" eben nicht ganz ohne Belang). Selbstverständlich gilt das auch für die Himmelssteine. Kann ich einen ins Kabinett stellen, von dem ich erfahren habe, von wem, wann und wo er gefunden wurde, und unter welchen Umständen, was alles an schönen Worten etwa einheimische Führer der Expedition dazu gefunden haben, dann ist das eine besondere Freude - nebenbei bemerkt, ist dies auch ein wesentlicher Aspekt bei Haschrs schönem Buch.

Was wir also direkt und persönlich tun können, um unsere Faszination teilen und einer jüngeren Generation vermitteln zu können, ist möglichst gutes Erzählen. Es macht einen entscheidenden Unterschied, ob ich einen Imilac auf den Tisch knalle mit den Worten, hier, Meteorit, von da draußen, sehr selten, sehr schön. Oder ob ich etwas weiter aushole, vom Ursprung des Sonnensystems erzähle, die Geschichten vom Eisen und seinen geometrischen Mustern, und von den Kristallen, von Farben, Schmelzkrusten, Fließlinien, Atmosphärenflug nebst Geräuschen und Lichterscheinungen etc.; von der plötzlichen Intuition, die den Sucher bewogen hat, seine Laufrichtung zu ändern, was schließlich zum Fund führte, vom Pfeifton der Sonde, vom Umgang früher Kulturen mit diesen merkwürdigen Steinen usw. usf. Meiner Erfahrung nach kann es so eher gelingen, Interesse zu wecken. Und wenn man dann noch einen kleinen meteoritischen Vorrat parat hat, aus dem heraus Geschenke gemacht werden können - umso besser.

Und wenn auch das mal nicht mehr weiterhelfen sollte, auch kein Problem. Der blaue Planet wird sich weiter drehen, Himmelssteine werden weiter herab fallen, auch wenn's keinen weiter juckt, und natürlich auch ohne uns.



Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 11:53:22 Vormittag
Well said, Wunderkammerad!

"Der blaue Planet wird sich weiter drehen, Himmelssteine werden weiter herab fallen, auch wenn's keinen weiter juckt, und natürlich auch ohne uns."

Genau so ist es. Dazu braucht es nicht den Menschen, es passiert auch ohne den! Aber wenn der Mensch sich dafür interessiert, muss es ja nicht schaden, es sei denn, er penetriert mit missionarischem Eifer die Gedanken aus seiner eigenen Kopfschale, um Andere von krudem Gedankengut "überzeugen" zu wollen. Das Erfreuliche am Internet ist andererseits auch: man kann sich informieren, man kann sich ein Bild machen und nachstöbern. Und man kann abseits vom Internet und sollte das auch tun, schöne Bücher lesen, wie z. B. das neue Buch von Svend. Neben den alten Büchern... Auch ich empfehle da gern "den Bühler", oder die alten Bände von Heide/Wlotzka "Kleine Meteoritenkunde". Die waren mal mein Starter, bzw noch früher "Erde von anderen Sternen" von Boschke, kennt niemand mehr. Ich habe alle, ich glaube es sind vier, Auflagen/Buchversionen von Heide/Wlotzka aus den Jahrzehnten in meinem Regal...

Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 27, 2019, 12:06:05 Nachmittag
Der springende Punkt, so scheint mir, auf allen Gebieten, ist das Erzählen.

Diesen Ansatz finde ich auf jeden Fall gut und richtig. Ich würde aber noch weiter gehen.

Warum Menschen Briefmarken sammeln, habe ich nie verstanden. Mir erschien dieses Hobby immer seltsam passiv: Da ordne ich Marken nach Jahrgängen, Themen etc. - und dann klappe ich das Album zu. So etwas kann im schlimmsten Szenario auch mit einer Mineralien- oder Meteoritensammlung geschehen. Ich kaufe ein kleines Stück, was mir noch zu "fehlen" scheint, sprühe es vielleicht noch mit Waffenöl ein, lege es in eine Box, und fertig. Jungen Leuten ist das zu wenig - und ich kann sie verstehen.

Mag sein, dass die Jugend kein Bock auf Natur hat und gerne an Smartphone oder Gaming-PC hängt. Aber Computerspiele sind eines garantiert nicht: sie sind nicht langweilig. Im Gegenteil bieten sie eine Fülle von Erlebnissen in komprimierter Abfolge. Die Kids verabreden sich sogar zu virtuellen Abenteuern. Da kommt keine physische Realität mit. Wie können wir mit Meteoriten gegen diese Konkurrenz anstinken?

Erstens, indem wir, wie Wunderkammerad  schreibt, Geschichten erzählen. Zweitens, indem wir ein bisschen mehr Event bieten. Mein Sohn (10 Jahre) mag nicht wandern, aber wir waren schon zweimal auf einer geologischen Exkursion. Da hat er sich zwar ein bisschen über die Natur mokiert (Spinnen überall!), aber er hat den Hammer genommen und auf die Steine draufgekloppt. Mein Sohn würde niemals eine Mineralienaussstellung besuchen, aber wahrscheinlich eine interaktive Meteoritenshow (die noch zu erfinden wäre). Und ehrlich: Wahrscheinlich würde ich auch lieber die Show besuchen, falls die wirklich gut gemacht wäre.

Ich glaube nicht, dass das Interesse "der Jugend" an Naturwissenschaft, "Steinen" oder anderen physisch-realen Dingen zu gering ist. Ich denke aber, dass die Ansprüche an Aufbereitung und Präsentation gestiegen sind. Sicher hat das auch etwas mit Bequemlichkeit zu tun - aber so ist das eben. Vielleicht ist das der Generationenumbruch, der stattfinden sollte. Das hat im Übrigen nur wenig mit dem biografischen Alter zu tun, sondern damit, ob jemand Lust hat, sich auf neue Wege einzulassen. Oder, was meint ihr?

Viele Grüße
Jürgen
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: KarlW am Juni 27, 2019, 12:11:59 Nachmittag
Zitat
Wunderkammerad: Oder ob ich etwas weiter aushole, vom Ursprung des Sonnensystems erzähle, die Geschichten vom Eisen und seinen geometrischen Mustern, und von den Kristallen, von Farben, Schmelzkrusten, Fließlinien, Atmosphärenflug nebst Geräuschen und Lichterscheinungen etc.; von der plötzlichen Intuition, die den Sucher bewogen hat, seine Laufrichtung zu ändern, was schließlich zum Fund führte, vom Pfeifton der Sonde, vom Umgang früher Kulturen mit diesen merkwürdigen Steinen usw. usf. Meiner Erfahrung nach kann es so eher gelingen, Interesse zu wecken. Und wenn man dann noch einen kleinen meteoritischen Vorrat parat hat, aus dem heraus Geschenke gemacht werden können - umso besser.

Genauso.   :super: Saint-Exupery hat's gesagt: "... lehre den Männern die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer."
Und so sind für meinen größeren Enkel ein paar kleine glänzende (weil leicht überputzte) Campos aus Ensisheim mitgekommen.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 12:18:27 Nachmittag
Das ist unbestritten, metnet (Jürgen). Und es wird ja auch getan, z. B. durch moderne und fesselnde Literatur zum Thema, siehe oben Svends neues Buch als neuestes Beispiel. Oder man macht Ausstellungen, bei kleinen Sammlungen eher lokal, bei grösseren Sammlungen auch mal weiträumiger. Oder man bietet sich an, mal einen Vortrag zu halten an einer VHS o.ä. Und man erzählt es den Kindern und Enkeln, da bin ich voll bei Dir.

Was ich nicht machen werde, obwohl es vielleicht auch keine ganz schlechte Idee ist: ein youtube-Video etc einzustellen. Ich muss mir ja nicht "den rezo" geben, um das mal etwas provokant zu formulieren, und dafür bin wohl ich jedenfalls wirklich auch zu alt und nicht mehr internetaffin genug.

Aber Du hast recht: man sollte es "rüberbringen", kommunizieren auf eine auch für den Nachwuchs attraktive Art. Das kann nicht nur Facebook etc sein...

Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: speul am Juni 27, 2019, 15:47:23 Nachmittag
Moin moin,
da will ich dann auch mal meinen Senf dazugeben. Zwei Punkte sind bisher noch gar nicht zur Sprache gebracht wurden.
Interesse für Natur (Wissenschaften) entsteht durch erleben. Und das ist das Gegenteil von überbehütet, überwacht und vor allen möglichen Gefahren geschützt zu sein. Aber was wächst heran: Überbehütete, nicht für sich selbst verantwortliche, na ich spar mir das letzte Wort.
Und der zweite Punkt: Die immer mehr zunehmende Kriminalisierung des Sammelns. Sammle ich Steine, Zutritt zu Kiesgruben/Steinbrüchen verboten, videoüberwacht. Selbst wenn der Betreiber freundlich gesonnen ist, natürlich muß JEDER Besucher dem Bergamt gemeldet werden, na, irgendwann gibt dann auch der freundlichste Betreiber ob der Bürokratie auf.
Na, ziehe ich halt über die Felder und Wiesen und sammle Vogelfedern; HALT NEIN, darf ich nicht, ist nämlich verboten. Ach so, Sondeln, ja außer im Süden auch nicht wirklich erlaubt, wenn ich dann noch was finde, dann bin ich natürlich der Extraböse Spekulant. Die Himmelsscheibe von Nebra würde niemand ausgegraben haben von den Profis...
Was solls, verlege ich mich halt auf Kunst, aber nein, auch da ist alles mit Verboten versehen, ich sag mal nur Kulturgüterschutzgesetz, auch wenn die einzelnen Stücke nicht darunter fallen, wenn die Sammlung in Summa einen bestimmten Wert überschreitet: Verfügungsverbot!
Münzen, Briefmarken, da sind schon Händler verurteilt wurden, weil sie vergessen haben, das Hakenkreuz bei den Ausstellungsstücken zu verdecken - klar, welches Gesetzt das greift, auch wenn es halt unsere Geschichte ist.
Chemie oder Elementensammler: Aufpassen, alles giftig, nein hochgiftig, dieser Vorsatz muß IMMER davor geschrieben werden.
Die Mikroskopiker klagen, bekommen nicht mehr die benötigten Lösungsmittel, meine da z.B. das "hochgiftige" Xylol, Färbemittel dto.
Was bleibt nach diesem Verdummungsfeldzug: Pokemonjäger, Zollstock- und Kulisammler und Vereine denen die Mitglieder aussterben.
Armes Deutschland

Grüße
speul
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 16:16:10 Nachmittag
Was bleibt nach diesem Verdummungsfeldzug: Pokemonjäger, Zollstock- und Kulisammler und Vereine denen die Mitglieder aussterben.

Zollstocksammeln klingt eigentlich interessant - kann man Zentimeter vergleichen.
Graf Zahl aus der Sesamstrasse würde das mögen, weil man auch viel zählen kann.
Oder Kronkorken auch hochspannend - kann man Zacken zählen und vergleichen...

Im Ernst, Du hast natürlich vollkommen recht. Und das mit der Überbehütung durch die
"Propeller"-Eltern sehe ich auch so, obwohl ich dazu nun wahrlich kein Experte bin, aber
immerhin ganz früher im letzten Jahrtausend, als ich noch ganz jung war, allein losziehen
und auf Bäume klettern konnte etc, oder Schlittenabfahrten zu einer Durchgangsstrasse
hin machen - oweia, was da alles hätte passieren können... Abends dann zufrieden nach
Hause, Muttern hatte den Ofen an (Kohleherd noch) und es gab Makkaroni oder sowas,
das Wort bzw die Pastavariante Spaghetti kannte man noch nicht (...oder hiess es nur
Nudeln? Nein, Arno Schmidt´s Frau hat noch vorher Makkaroni erwähnt), Pommes gab
es maximal in Belgien, aber bei uns noch nicht. Alles Hochgefährliche jedenfalls überlebt,
soeben noch mal Schwein gehabt!  :-)

Alex

PS: Vogelfedern auch verboten? Das ist mir neu...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 27, 2019, 16:18:29 Nachmittag
Ach so, Sondeln, ja außer im Süden auch nicht wirklich erlaubt, wenn ich dann noch was finde, dann bin ich natürlich der Extraböse Spekulant. Die Himmelsscheibe von Nebra würde niemand ausgegraben haben von den Profis...

Auch wenn ich mich deiner Kulturkritik nicht so weitgehend anschließen möchte, stößt mir die Verbotswut auch sauer auf. Tatsächlich hatte ich mir eine Metallsonde zugelegt, um damit nach Münzen und anderem Archäologischem zu suchen. Ich wäre sogar bereit gewesen, mich den äußerst regiden Vorschriften Niedersachsens zu unterwerfen. Dann war ich bei dem vorgeschriebenen Sondengängerkurs aber leider im Urlaub - nächster Termin 2020! So kann man vernünftige und vernunftbegabte Menschen wie mich auch verprellen...

Außerdem habe ich mich aufklären lassen, dass das Sondeln nach Meteoriten ebenfalls verboten sei. Hier lese ich aber, dass die Meteoritenfreunde schon manchmal gemeinsam im (erhofften) Streufeld unterwegs sind. Macht ihr das trotz offiziellem Verbot? Oder gibt es da Grauzonen/Sondergenehmigungen? Sorry, dass ich das so offen frage, denn selbstverständlich hätte ich an solchen Aktionen großes Interesse. Der Detektor will schließlich bewegt werden  :einaugeblinzel:

Jürgen
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 16:49:58 Nachmittag
Tatsächlich hatte ich mir eine Metallsonde zugelegt, um damit nach Münzen und anderem Archäologischem zu suchen. Ich wäre sogar bereit gewesen, mich den äußerst regiden Vorschriften Niedersachsens zu unterwerfen. Dann war ich bei dem vorgeschriebenen Sondengängerkurs aber leider im Urlaub -

Interessant, darf man das nicht? Ich bin kein Sondengänger und weiß sowas nicht, aber wohne auch in Niedersachsen, ganz knapp "unterhalb" der schönen Elbe, wo sie schon ziemlich breit ist und dicke Pötte vorbeifahren. Schau Dir bitte noch mal meinen Link dazu von gestern 20:36:24 an. Da hat ein Sondengänger auf einem Acker in Fredenbeck, hier ganz in der Nähe, gerade eine ganz alte römische Münze zutage gefördert. Brauchte der vorher eine Genehmigung für sein Sondeln, oder geht das jetzt mit dem tollen Fund einfach unter? Oder habe ich was überlesen? Disclaimer: nein, ich kenne den nicht und mache hier deswegen natürlich auch keine Fässer auf, aber neugierig bin ich nun schon.. Ich schau mir das Ding demnächst mal in unserem "Schwedenspeicher"-Museum an.

Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 27, 2019, 17:00:20 Nachmittag
Ich bin kein Sondengänger und weiß sowas nicht, aber wohne auch in Niedersachsen, ganz knapp "unterhalb" der schönen Elbe, wo sie schon ziemlich breit ist und dicke Pötte vorbeifahren. Schau Dir bitte noch mal meinen Link dazu von gestern 20:36:24 an. Da hat ein Sondengänger auf einem Acker in Fredenbeck, hier ganz in der Nähe, gerade eine ganz alte römische Münze zutage gefördert.

Den Link finde ich nicht. Aber eines ist ganz sicher: Wer in Niedersachsen einen Metalldetektor bewegen will, braucht eine Genehmigung, die an ein "Erstgespräch" mit den zuständigen Archäologen und an einen Kurs gekoppelt ist. Das Erstgespräch war sehr nett und der Kurs klang interessant - aber eben nur einmal jährlich. Zudem gibt es etliche weitere Auflagen, wie eng begrenzte Suchareale, nur einen Spatenstich tief graben und ständige Rapports an die Denkmalschutzbehörde. Da kann man Lust zu haben, muss man aber nicht...

Jürgen
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Sikhote am Juni 27, 2019, 17:08:08 Nachmittag
Hallo Freunde,

ich habe in Ensisheim ein paar junge Sammler getroffen, von denen sich eine Gruppe gleich im Anschluss an die Börse  auf den Weg nach Schweden machte, um weiteres Eisen zu finden. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es immer weniger Sammler gibt, was mich nicht stören würde, da dann die Preise sinken würden. Aber das Gegenteil ist der Fall, in China geht´s gerade erst richtig los. Und die wenigen Stücke europäischer oder sogar deutscher Fälle und Funde sind eh knapp im Angebot für die recht große Sammlergemeinde. Ich stimme Gsac zu: Ich mag die Krümel auch nicht sogern wie die Handstücke.  :winke:

Warum sammeln so wenige Frauen Meteorite? Ich weiß es nicht, ich habe mich zuerst auch nur für schöne Mineralien in ihren vielfältigen Erscheinungsformen interessiert. Mein Mann, der sich seit seiner Jugend für Meteorite interssierte, hatte die ersten Eisenmeteorite gekauft. Die Vorstellung, dass man ein Stück aus einer anderen Welt in den Händen hat, das auch noch 4,5 Milliarden Jahre alt ist, hat mich schon fasziniert. Und dass es 30 Jahre nach dem Fall sogar noch Material von Allende zu kaufen gab, hat uns beide sehr gefreut. Richtig gepackt hat mich dann ein Gibeon mit Loch, den ich von meinem Weihnachtsgeld 1998 gekauft hatte. Na und wie es dann mit Hilfe des Internets weiter ging, könnt ihr euch ja denken.  :lechz:

Grüße
Sigrid
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 17:12:25 Nachmittag
Den Link finde ich nicht. Aber eines ist ganz sicher: Wer in Niedersachsen einen Metalldetektor bewegen will, braucht eine Genehmigung, die an ein "Erstgespräch" mit den zuständigen Archäologen und an einen Kurs gekoppelt ist. Das Erstgespräch war sehr nett und der Kurs klang interessant - aber eben nur einmal jährlich. Zudem gibt es etliche weitere Auflagen, wie eng begrenzte Suchareale, nur einen Spatenstich tief graben und ständige Rapports an die Denkmalschutzbehörde. Da kann man Lust zu haben, muss man aber nicht...

Sorry, war mein Fehler, ich habe die falsche Zeit genannt... Also hier noch mal:
https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-panorama/das-gold-des-kaisers_a144359
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 17:22:31 Nachmittag
Habe es nochmal gelesen, da steht dann auch, dass der Sondler im Auftrag des
Kreisarchäologen unterwegs war (huch!) und es aus geringer Tiefe (!) geholt hat.
Dabei soll der Kreisachäologe mit den Augen gezwinkert haben, siehe Text...
 
[Nun ja, Hosenbandorden "honi soit...", hmm hmm... :-)]. Für den Finder sicher
der Fund des Lebens, es sei ihm gegönnt...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juni 27, 2019, 19:01:53 Nachmittag
Zitat
Außerdem habe ich mich aufklären lassen, dass das Sondeln nach Meteoriten ebenfalls verboten sei.

Auf welcher gesetzl. Grundlage soll das denn verboten sein? Wär mir neu; schließlich sind Meteorite weder Schätze, noch archäologische Gegenstände, noch bewegliches Kulturgut - und, so sie nicht rekordgroß, wohl auch keine Bodendenkmäler.
Weiß da wer mehr?
(Prophylaktische Falschauskünfte sind keine Seltenheit).

 :hut:
Mettmann
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 27, 2019, 19:34:48 Nachmittag
Zitat
Außerdem habe ich mich aufklären lassen, dass das Sondeln nach Meteoriten ebenfalls verboten sei.
Auf welcher gesetzl. Grundlage soll das denn verboten sein? Wär mir neu; schließlich sind Meteorite weder Schätze, noch archäologische Gegenstände, noch bewegliches Kulturgut - und, so sie nicht rekordgroß, wohl auch keine Bodendenkmäler.
Weiß da wer mehr? (Prophylaktische Falschauskünfte sind keine Seltenheit).

Na ja, wenn´s eh erst mal schon grundsätzlich verboten ist ohne Ausbildung oder Bescheinigung, dann isses wohl so. Ich kenne mich da auch nicht aus, auch nicht mit der örtlichen Gesetzeslage in Niedersachsen, da ich selber kein Sondengänger bin oder beabsichtige, einer zu werden. Sagen wir mal so: wenn es von der Induktionsschleife her piept, weiss man ja (a priori) auch noch nicht, was das Piepen verursacht, das stellt sich erst nach dem Nachgraben dar. Ein Meteorit wäre dann schon eine Sensation (..könnte man ja mal auf den Acker bei Bremervörde fahren oder so). Aber wenn man´s eh nicht grundsätzlich darf ohne Genehmigung schon lange vor dem Piepen bzw bevor man die Sonde überhaupt einschaltet auf dem abgegrenzten Suchgelände, ist es gesetzlich auch egal, ob das nun ein Meteorit ist, eine Münze, eine Blechbüchse, eine Wikinger-Feuerstelle oder ein WKII-Relikt, weil man ja - ohne Genehmigung - den Gesetzesbruch schon bei Inbetriebnahme des Geräts und Beginn der Suche begehen würde, egal ob´s nun piept oder nicht, weil die Fundsache dann eine nachgeordnete Nummer ist...

Insofern ist der aktuelle Stader Fund interessant. Land Niedersachsen, superstreng! Obwohl ich da Niemandem was unterstellen will, hat man sich vielleicht undercover geeinigt, ohne das gross an die Glocke zu hängen. Mag so sein oder nicht. Letztlich zählt der Fund und das sei dem Finder gegönnt, und allen, die sich das Stück jetzt im Museum angucken können so wie ich das tun werde. Immerhin ist es doch honorig, dass der Finder es abgeliefert hat, statt es für sich zu behalten, das muss man dabei auch sehen...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: speul am Juni 27, 2019, 20:11:20 Nachmittag
Moin,
lieber mettman,
leider ist Sachsen Anhalt nicht Bavaria:
sondeln erlaubt, aber finden darf man nichts. siehe z.B. hier. https://www.mdr.de/nachrichten/vermischtes/raubgraeber-100.html
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juni 27, 2019, 20:54:06 Nachmittag
Täch,

aber falls es dieses Gesetz ist,
kann man die sächsisch-anhaltinischen Mets eigentlich schon behalten:
http://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/jportal/?quelle=jlink&query=DSchG+ST&psml=bssahprod.psml&max=true&aiz=true

..weil Sie von der Begriffsbestimmung "Kulturdenkmal" nicht erfaßt werden. Oder?
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juni 27, 2019, 23:56:20 Nachmittag

(...)  kann man die sächsisch-anhaltinischen Mets eigentlich schon behalten:
http://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/jportal/?quelle=jlink&query=DSchG+ST&psml=bssahprod.psml&max=true&aiz=true

..weil Sie von der Begriffsbestimmung "Kulturdenkmal" nicht erfaßt werden. Oder?

Das gilt wahrscheinlich nur so lange es keine gibt ... wollte ich gerade schreiben. Glücklicherweise nochmal nachgeschaut. Erxleben, Salzwedel, Wernigerode (das gabz als Schloss in meinem alten Deutschlandquartett selig). Es gibt sie also doch.

Um den Link obenst nochmal aufs Thema zu beziehen: man dürfte sich nicht wundern, wenn eine junge Generation, selbst wenn prinzipiell durchaus interessiert, von solchen Ausführungen sich abschrecken ließe. Plädiere sehr gelassen auf Ingnore Function.


Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juni 28, 2019, 01:37:05 Vormittag
Vielleicht sollte man ja tatsächlich den jungen Leuten entgegenkommen, indem man dieses neumodische Videozeuchs einsetzt. Hätte da einen brandheißen Tip - zeitige Abhärtung schadet bekanntlich nicht ...
https://www.youtube.com/watch?v=zBWbpFz3wac
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Buchit am Juni 28, 2019, 07:03:18 Vormittag
Vielleicht sollte man ja tatsächlich den jungen Leuten entgegenkommen, indem man dieses neumodische Videozeuchs einsetzt.
Guten Morgen,

das halte ich für sinnlos. Es gibt dort schon gutes und interessantes Material - aber es versinkt in den unendlichen Weiten des "Gehirnmülls" (wie einer unserer Deutschlehrer das genannt hätte, wenn es zu meiner Jugendzeit schon aktuell gewesen wäre). Ohne ein Anfangsinteresse der Konsumenten (so muss man sie wohl nennen) wäre das schlicht eine Aufblähung des Datenvolumens diverser Anbieter...

Vielleicht müssen gewisse Interessen mit der Zeit reifen - erzwingen kann man da nichts. Von den Schwierigkeiten, wie sie Speul hier schon genannt hat, mal ganz abgesehen.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juni 28, 2019, 09:17:25 Vormittag
Vielleicht sollte man ja tatsächlich den jungen Leuten entgegenkommen, indem man dieses neumodische Videozeuchs einsetzt.
das halte ich für sinnlos. Es gibt dort schon gutes und interessantes Material - aber es versinkt in den unendlichen Weiten des "Gehirnmülls" (wie einer unserer Deutschlehrer das genannt hätte, wenn es zu meiner Jugendzeit schon aktuell gewesen wäre). Ohne ein Anfangsinteresse der Konsumenten (so muss man sie wohl nennen) wäre das schlicht eine Aufblähung des Datenvolumens diverser Anbieter...

Ich glaube, hier genau liegt ein Schlüssel, ein Problem, oder wie auch immer man das nennen sollte. Das Problem ist nicht der Datenmüll (den es natürlich gibt - ohne Zweifel), sondern die Resignation vor eben diesem. Wie immer und überall im Leben muss man damit klarkommen, dass es viel Dummheit auf der Welt gibt, aber einfach so abzuwarten und anderen Leuten die Hoheit über Informationskanäle zu überlassen, ist aus meiner Sicht keine Option. Gerade der Neuprominente Rezo sollte das deutlich gezeigt haben.

Sicherlich ist ein Anfangsinteresse notwendig, aber in diesem Forum stoße ich alle Nase lang auf Meteoriten-Wahnsinnige, die in jedem Uferstein einen außerirdischen Besucher erkennen. Und da draußen (also außerhalb des Forums und der wissenschaftlichen Welt) gibt es jede Menge Leute, die glauben, dass Meteoriten Heilkräfte besitzen - oder in einem schlimmeren Fall - ihnen auf den Kopf stürzen. Da scheint mir mehr als ein Anfangsinteresse gegeben zu sein... Auch wenn es für manche Meteoritenfreunde seltsam klingt: Ich finde, damit kann man arbeiten. Im Grunde bin ich nun durchaus optimistischer als zu dem Zeitpunkt, als ich diese Diskussion angestoßen habe. Mir sind wirklich ein paar Zusammenhänge deutlicher geworden - und das sollte ja ein Sinn von Diskussionen sein.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Buchit am Juni 28, 2019, 09:43:08 Vormittag
aber einfach so abzuwarten und anderen Leuten die Hoheit über Informationskanäle zu überlassen, ist aus meiner Sicht keine Option.

Auch das könnte eine Altersfrage sein - mit zunehmendem Alter hält man es eher mit der Mona Lisa aus Tucholskys bekanntem Gedicht:

"Du lehrst uns still, was zu geschehen hat,
weil uns Dein Bildnis, Lieschen, zeigt:
Wer viel von dieser Welt gesehen hat,
der lächelt, legt die Hände auf den Bauch und - schweigt."
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juni 28, 2019, 13:02:59 Nachmittag
Mecht meinen de Juuuchend hats heut schwerer als wirs hatten; sie ist viel schneller getaktet.

Wenn ich allein an das G8 denk, was das für Mühsal und/oder Zeitfresser ist, hernach noch ein verbolognisiertes Studium - alles um die Schrazen schneller der wirtschaftl. Verwertbarkeit zuzuführen. (Was ein Blödsinn, wo der Wehrdienst ausgesetzt ist - während meiner Zivilfron und das war schon nach Mauerfall, als die Historiker das Ende der Geschichte ausriefen, sollte dieselbe gar auf 24 Monate ausgedehnt werden - und mit unserer demographischen Altersentwicklung werdens sowieso bis jenseits der 70 schaffe müsse). In ihrer "Freizeit" sinds dann ganz anderen Obligationen unterworfen. Eifern bspw. dem amerikanischen Körperideal nach und betreiben freiwillig Leibeserziehung, was unserer Elterngeneration noch zuwider & suspekt war, hattens doch nicht selten die Ertüchtigungen zur Gebärfreudigkeit und zur paramilitärischen Ausbildung für den Rassenkampf über sich ergehen lassen müssen. Mir ham halt Forsboi oder Tischtennis gschpuit zur reinen Gaudi. Zudem hat die heutige Elterngeneration der Horror Vacui befallen, seis weil sie meinen, den Kindern für den darwinistischen Überlebenskampf möglichst viel Rüstzeug mitzugeben, sei es, um ihnen all das zu bieten, was sie selbst nicht gehabt und so verplanen, überbehüten und bespaßen sie sie rund um die Uhr. Wir ham noch machen dürfen, was wir wollten - und ehrlich, hätten uns die Eltern zur Schul chauffiert, wir hätten uns geschämt...
Und - nicht zu vergessen, vor zwanzig, fuffzehn Jahren - da mußte man sich noch vors Internet setzen. Jetzt trägt jeder das Internet in einer flachen Schachtel mit sich herum und die Kinder müssen jeden Wimpernschlag eine Äußerung absondern, um sich ihren sozialen Gruppen als zugehörig zu versichern. Wir hatten Commodore 64 und Sinclair ZX 81 - faszinierend ja, aber nicht gut für jede Minute - und wenn wir telefonieren mußten, brauchten wir dafür einen triftigen Grund.
Kurz, se ham doch gar keine Zeit mehr für nix.
Einstein soll ja ein rechter Faulpelz und exzessiver Langschläfer gewesen sein, Kant nahm seine tägliche Hauptmahlzeit jeweils über vier Stunden ein...
Die wären doch nie auf ihre Trichter gekommen, wenn alle zwo Minuten das Kästlein gerappelt und sie Entenmaulbilder, Haustiervideos oder Schlimmers entgegnen hätten müssen.
Kurz, die Grauen Herren haben doch obsiegt und den Kindern fehlt heute etwas enorm Wichtiges:    Müßiggang und Langeweile.

Zwotens, Meteorite als Hobby kosten enorm viel Kohle.
Die Ausstattung, die ein Schraz heute braucht, ist sehr teuer.
Wir konnten uns noch begnügen: Irgendeiner hat immer einen Fußball gehabt, sonstige Grundausstattung: Ein Fahrrad (ohne Helm, aber mit Dynamo). Ein Kassettenrecorder resp. a gescheite Anlag, letztere, sowie, wenns unbedingt sein mußte ein Mofa oder als Möst in ruralen Gegenden die erste Schrottschüssel mit 18, hat man sich eben zammgespart und mit Ferienjobs finanziert.
Heut müssens ja z.B. vestimentäre Codes erfüllen, um sich sozial zu verorten und um nicht ausgeschlossen zu werden. Ich kann bei den 40.000 Plastikschuhmodellen heute nicht entscheiden, welches Modell angesagt ist, welches verboten und v.a. warum. Bei uns gabs nur 3 Firmen - adidas, Romika, Puma und die Handvoll Modelle hießen "Uwe Seeler" oder "Bremen" und das Hauptkriterium war die Haltbarkeit.
Zu unserer Zeit war das Gewand völlig egal, niemand wurde ob seiner Kleidung gedisst oder ausgeschlossen, auch taten sich die 10 und 12jährigen nicht die Haare färben oder Make-Up verwenden.
Das alles koscht einen Haufen Geld, nebst den ganzen Aktivitäten und den Smartphoneverträgen und der elektronischen Grundausstattung, was soll da noch groß für Mets übrigbleiben?

Drittens - wir hatten zur Information/Unterhaltung: Drei bis Vier Fenzi-Kanäle mit nächtlicher und vormittäglicher Sendepause, Tageszeitung, Bücher, Leihbücherei, ev. noch ein Magazin fürs Hobby, feddich.
Heute prallt auf die kleinen Scheißer ein Super-GAU an Informationen (und Informationspflichten) ein, die zunächst ihnen zudem noch gleich relevant erscheinen,
daß da so eine extreme Nische wie die Meteorite aufmerksamkeitstechnisch untergehen muß, ist unvermeidlich.
(Da müßt die IMCA schon ein paar reichweitenstarke Impfluenzer bezahlen, daß die einen Mett in die Kamera halten).

Kurz, heut möcht ich kein Teenager mehr sein müssen
und Mets werden das Hobby wütender alter weißer Männer bleiben.

   :prostbier:
Mettmann

Pfft. Sonde bei Pluto. Da hab isch besser Bilder im Star-Wars-Prequel gesehn...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 28, 2019, 13:43:36 Nachmittag
"Kurz, heut möcht ich kein Teenager mehr sein müssen und Mets werden das
Hobby wütender alter weißer Männer bleiben." (Zit. Mettmann)

Da bin ich bei Dir, das hast Du blumig wie stets, aber auch korrekt beschrieben.

Wobei ich noch einen kleinen Zusatz machen möchte, den nur meine Frau nicht
lesen darf, weil ICH ja kinderlos geblieben bin und nur 1 Haufen Kinder und jetzt
auch einen schon grossen Haufen Enkel geerbt habe, der sich dann noch weiter
vergrössern wird, und die wiederum die "alten weißen Männer" irgendwann mal
ersetzen müssen - wie es sich auch gehört und der natürliche Lauf der Dinge ist,
und das allein schon freut mich natürlich auch.

Sagen wir es mal so, nicht ganz direkt und selbstverständlich ohne Identifizierung
der Person(en):

Wenn ich von vollausgebildeten Pädagogen, nennen wie sie mal so, oder es dürfen
auch Psychologen sein, diesen juvenilen Sprech, der einen ja ständig auch umwabert,
höre: "cool, das", "krass, ey", "voll die Ansage, jetzt mal" oder Ähnliches, ja was will
man dann denn hinsichtlich der nächsten Nachwuchsgeneration, die ja mit dem ganzen
Hyperflow von den Flachdingens aufwächst, ernsthaft erwarten? Na, was denn? Wo
wollen die vor lauter Coolness und Krassheit denn jemals zur Ruhe kommen? Und
was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr ist ein schon ziemlich altes Gesetz...

Insofern, Mettmann, sehe ich das so ähnlich wie Du es dargestellt hast. War das jetzt
ungerecht? Mag sein, aber da ich ja schon älter als die Berge bin, muss ich auch nicht
mehr alles verstehen (..solange es für Wesentliches ansonsten noch reicht..). Gäbe es
jedenfalls eine Instanz, die bestimmen könnte, ob ich noch mal in die Jugendschleife
zurück will, und dürfte ich da mitwirken, würde ich klar ablehnen. Auch hatten wir
Älteren das ganz grosse Glück, zwar mit sehr sparsamen Mitteln, aber immerhin ohne
Krieg aufwachsen zu dürfen, dafür bin ich sehr dankbar. Stepping off the generation box.

Oheim Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juni 28, 2019, 14:03:07 Nachmittag
Zitat
Coolness und Krassheit denn jemals zur Ruhe kommen?

Da hilft das segensreiche Wirken der Pharmaindustrie, frag die Pädagogen!

Aber Vorsicht Oheim! Sich über die Unzulänglichkeit der Jugend zu mokkieren, ist ein untrügliches Zeichen von Vergreisung.
Die Jugend war schon in der Antike schlecht...

Zitat
weil ICH ja kinderlos geblieben bin
Damit bist Du der Star auf der Fridays-for-Future-Demo und derfst fortan 16 Stunden am Tag mit Deiner 8-Liter-Hubraum-Schüssel um den Block röhren und fliegen, soviel Du willst.
Deine Sammlung aber wirst dem Tierheim vermachen...

Und wenn Du jetzt vorschlägst, um das Meteoritesammeln weiblicher zu machen, jährlich die Miss Meteorite zu wählen,
kriegst hier soowas von eins über die Rübe!

Hihi
Nephew

...der gestern die Zahnfee erschlagen hat,
weils die bei uns noch nie nicht gem hat.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 28, 2019, 14:16:39 Nachmittag
Zitat
Coolness und Krassheit denn jemals zur Ruhe kommen?

Da hilft das segensreiche Wirken der Pharmaindustrie, frag die Pädagogen!


Darf ich auch den Arzt oder Apotheker fragen? Die Pädagogen bzw. -innen
würden da extremst empfindlich, um ein schlimmeres Wort zu vermeiden,
reagieren. [Problem: ich darf´s nicht verschreiben, bin doch kein Arzt und
könnte ich es verschreiben - wer nähme es zu sich?]

Aber Vorsicht Oheim! Sich über die Unzulänglichkeit der Jugend zu mokkieren, ist ein untrügliches Zeichen von Vergreisung.
Die Jugend war schon in der Antike schlecht...

Man muss zu seinen Dingen stehen, wo ist da das Problem? "Trau keinem
über Dreissig" ist ein uralter Spruch, ggf noch von den Altachtundsechzigern.

Zitat
weil ICH ja kinderlos geblieben bin
Damit bist Du der Star auf der Fridays-for-Future-Demo und derfst fortan 16 Stunden am Tag mit Deiner 8-Liter-Hubraum-Schüssel um den Block röhren und fliegen, soviel Du willst. Deine Sammlung aber wirst dem Tierheim vermachen...

1. Satz: wird nix
2. Satz: wird auch nix (...wird mal entweder verkauft oder doniert oder zerkleinert verspeist - oder vergraben, hihi)

Und wenn Du jetzt vorschlägst, um das Meteoritesammeln weiblicher zu machen, jährlich die Miss Meteorite zu wählen,
kriegst hier soowas von eins über die Rübe!

Ich finde, wir haben ganz hervorragende weibliche Sammlerinnen, da muss man nix wählen! Mir fallen spontan gleich
fünf ein! Selbst meine Frau besitzt einen gelöcherten Sikhote Alin am Lederband, den habe ich neulich mal als MPOD
von Paul Swartz vorstellen lassen. Und die sind echte Schätze, also die Frau doch sowieso, wie auch der Meteorit.

Oheim Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juni 28, 2019, 15:20:39 Nachmittag
Vergraben? Bloß net. Am Ende kommt wieder einer von den Spezialisten daher und beschwört, dass die allesamt zusammen auf den Punkt da  runtergefallen sind.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 28, 2019, 15:44:09 Nachmittag
Vergraben? Bloß net. Am Ende kommt wieder einer von den Spezialisten daher und beschwört, dass die allesamt zusammen auf den Punkt da  runtergefallen sind.

Mei, lieber M, werter Wunderkammerad, was interessierte es mich dann noch?  :einaugeblinzel:

Es wäre jedenfalls eine ziemliche "Bunter-Hund"-Mischung. Aber keine Sorge, ich
mache das schon nicht. Das hat ein sehr respektables Mitglied hier aus dem Forum
gemacht, wie ich las, und ich gab neulich zu, auch "etwas" im Familiengrab versenkt
zu haben,  aber das war´s dann auch. Täte ich es hier in meinem niedersächsischen
Garten verbuddeln (...fast 100 Jahre altes Haus mit Garten), dürfte ja eh kein Sondler
ohne Genehmigung ran, jedenfalls nicht mit meiner Erlaubnis als Eigentümer, und für
den Fall, das später mal die alten Gesetze von heute nicht mehr gelten und ich selber
längst verwittert bin, würde ich auch posthum keine Verwirrung stiften und erst recht
schon gar keine Sehnsüchte nach Ruhm oder Reichthum des Finders wecken wollen.

[Irgendwann steht´s anderswo zur Disposition, das muss sich aber noch weisen...]

:prostbier: Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juni 28, 2019, 23:44:54 Nachmittag
Vergraben? Bloß net. Am Ende kommt wieder einer von den Spezialisten daher und beschwört, dass die allesamt zusammen auf den Punkt da  runtergefallen sind.

Mei, lieber M, werter Wunderkammerad, was interessierte es mich dann noch?  :einaugeblinzel:

Nun ja - cheers, Alex - , Rotieren in der Gruft soll, wie man so hört, durchaus mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden seyn. Aber gegen so kleine metaphysische, gar mystische Gesten ist ja nunmal schon garnichts einzuwenden. Ganz im Gegentum.





Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juni 29, 2019, 19:41:12 Nachmittag
Nun ja - cheers, Alex - , Rotieren in der Gruft soll, wie man so hört, durchaus mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden seyn. Aber gegen so kleine metaphysische, gar mystische Gesten ist ja nunmal schon garnichts einzuwenden. Ganz im Gegentum.

Cheerio, Wunderkammerrad! Na ja, die Hüter der Friedhofsordnung hätten da schon was einzuwenden, aber der Verblichene rotiert da wohl eher ruhig. Sollte ich in 10 (oder so) Jahren noch leben, werde ich mal kurz nach dem Zustand des neulich Verbuddelten gucken, um ihn dann sogleich wieder bei Nacht und Nebel zurück zu legen...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Chrisl am Juli 12, 2019, 18:24:06 Nachmittag
Hallo zusammnen,

ich kann Eure Gedanken und Schlußfolgerungen nur zu gut nachvollziehen!

Als Mit-Vierziger hab ich sowohl Kontakt zu "alten Säcken", als auch z.B. beruflich mit Jugendlichen.

Meine Erkenntnis ist, dass all diese Sammelhobbies Geduld und Ausdauer erfordern - also Tugenden, welche bei der "ich will alles und das sofort"-Generation de fakto nicht mehr vorhanden sind. Jahrelang einem bestimmten Stück hinterherzulaufen ist heutzutage nicht mehr drinn....

Zudem ist wissenschaftliche Neugier oder/und das Interesse, seine Allgemeinbildung erweiteren zu wollen, eine Voraussetzung dafür, überhaupt so ein exotisches Hobby anzugehen.

Allgemeinbildung, bzw. was die junge Generation dafür hält, ist jedoch jederzeit per Knopfdruck aufs Smartphone verfügbar und somit eine Bildung "offline", bzw. "auf Vorrat" scheinbar unnötig.
Dieses Manko sieht man insbesondere bei politischen Themen, wo eine Einordnung und Bewertung von politischen Vorgängen von vielen gar nicht mehr vorgenommen werden kann - meiner Meinung nach eine sehr bedenkliche Entwicklung.

Die überwiegende Mehrheit der unter-20-jährigen beschäftigt sich in seiner Freizeit fast ausschließlich mit "sozialen" Themen am Smartphone.
"Sozial" ist deshalb unter Anführungszeichen, weil es sich dabei zu 99% um belanglosen Bullshit handelt.
Meine Generation - und da schließe ich mich selbstkritsich ein - hat damals seine Zeit mit Fernsehen oder Computerspielen vergeudet.

Ab 20, wenn die Leute dann ihr erstes eigenes Geld verdienen, kommen langsam ein paar echte Hobbies dazu. Aber auch hier wird die zwischenmenschliche Komponente sehr hoch bewertet. Soll heißen, alleine im Kämmerlein zu sitzen und seine Steine zählen, iss nich.

Was bleibt?
Wenn wissenschaftlich interessant, kann man seine Sammlung am Lebensabend einem Museum vermachen.
Allen anderen Sammlern wird es so ergehen, wie den Leuten mit den Briefmarken und den Telefonwertkarten: Ab in die Tonne damit!

Ich laß mir die Freude an meinen Stücken trotzem nicht verderben und bleibe fasziniert!

LG
Christian




Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 12, 2019, 23:33:17 Nachmittag
Dieser Thread ist interessant und hat durchaus eine gute Fragerichtung. Ich teile auch in vielerlei Hinsicht, Christian, Deine Beschreibung und Einschätzung der Hingabe zu den Himmelssteinen vor dem Hintergrund von Social Media und deren Bedingungen.

Dennoch komme ich zu einer klar positiveren Ansicht. Diese gründet sich darauf, dass Meteoritensammeln schon seit jeher eine Beschäftigung für Einzelgänger und Liebhaber von Nischen war. Nimmt man das mal an, dann kann man heute konstatieren, dass dieser kleine aber feine Kreis dabei ist, sich zu erweitern. Und zwar erheblich. Die Sammlergemeinde wächst, das hat man ganz deutlich dieses Jahr in E'heim gesehen, das ich in dieser Vielfalt, Dichte und auch Breite des Angebots so noch nie erlebt habe. Und es war ein durchaus nicht kleiner Anteil an jungen, jüngeren Leuten dabei. Deutlich mehr als früher, meinem Eindruck nach.

Dazu kommt das gerade erst beginnende Erwachen der Meteoriterei in China - warten wir mal ein paar Jahre ab, und wir werden zahlreiche und gerade auch junge Chinesen erleben, die damit befasst sind. Auch hier waren in E'heim schon einige anzutreffen, mit högschder Konzentration.

Meteoriten sind dabei, in der öffentlichen Wahrnehmung auch auf Auktionen großer Häuser wie Christie's ihren Platz zu behaupten, oder auf seitenlangen Darstellungen etwa in der Financial Times. D.h. auch ihr Sammelwert wird zunehmend anerkannt. Und wenn man die Ergebnisse verfolgt: er wächst.

Zum Schluss der vielleicht wichtigste, weil so glaube ich noch nicht gesehene Punkt. Wir leben in einer Zeit, in der sich allmählich, ganz allmählich und vor allem eben wiederum bei der jungen Generation das Bewusstsein eines globalen Miteinanders auf diesem Planeten einstellt. Dinge müssen zunehmend weniger für sich, sondern in ihrer weltweiten Verflechtung gesehen werden, wenn es noch für eine längere Zeit Menschen auf diesem Planeten geben soll. Dieses Bewusstsein des Eingebundenseins in einen großen Kontext spricht sehr vital und bewegend etwa aus den Texten von Astronauten, die die kleine, verletzliche blaue Kugel in der kalten, tiefschwarzen Leere hängen sehen, mit ihrer Atmosphäre, dünn und zerbrechlich wie eine Eierschale. Und genau dieses Bewusstsein wecken, jedenfalls meiner persönlichen Erfahrung nach, auch die Metis, die Jahrmillionen durch dieses dunkle Vakuum gedriftet und irgendwann auf unserer Erde gelandet sind - ohne Einwanderungserlaubnis, ohne jegliche Ahnung, in welchem Land sie nun angekommen sind. Mein erster Eindruck: unglaublich! Unmöglich eigentlich, sowas in Händen halten, und mehr noch, auch erwerben zu können.

Also: es mag durchaus sein, dass die Generation Facebook, Twitter, Whatsapp & Co. da nicht weiter interessiert ist. Aber die übrigen, mögen es auch prozentual mit Abstand keine Mehrheit sein, werden mehr, werden engagierter, kenntnisreicher. Sie werden die Fahne hochhalten. Und höher.




Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: DCOM am Juli 14, 2019, 00:11:09 Vormittag
Was bleibt?
Wenn wissenschaftlich interessant, kann man seine Sammlung am Lebensabend einem Museum vermachen.
Allen anderen Sammlern wird es so ergehen, wie den Leuten mit den Briefmarken und den Telefonwertkarten: Ab in die Tonne damit!

Ich laß mir die Freude an meinen Stücken trotzem nicht verderben und bleibe fasziniert!

Warum in die Tonne, was meinst denn damit? Glaubst Du, dass Meteoriten in geraumer Zeit nicht mehr nachgefragt werden / nichts mehr wert sind? Deine Worte lassen mich etwas ratlos zurück. Wenn Du recht hättest, wäre das ein Schlag ins Kontor, da ich einen Teil davon durchaus als Rücklage fürs Alter sehe. (Zumindest die Chinesen sehen das ähnlich, wenn freilich nicht jeden Gleisschotter-Fitzelmet als Wertanlage...)

Gruß, DCOM
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 14, 2019, 01:33:42 Vormittag
Hart gesagt: die Absicht der Altersrücklage allein schützt vor Debakel nicht.

Hatte da neulich eine sehr lehrreiche Unterhaltung. Eine Bekannte erzählte, wie ihre - durchaus vermögenden - Großeltern in bester Absicht gesammelt haben. Alte Autos. Briefmarken. Pelzmäntel. Auch Schmuck. "Das wird später alles mal Dir gehören." Nix war's. Sie kriegen jetzt dies alles selbst für umme fast net los.

Nun, die Großeltern, die auch ich kannte, waren weit davon entfernt, Kenner ihrer Sammlungsgebiete zu sein. Kennerschaft aber schützt vor Reinfall, in erheblichem Maße.

Außerdem denke ich, wie oben dargelegt (was aber offenbar nicht besonders interessiert), dass aus vielerlei Gründen die Debakel-Hypothese auf Meteoriten nicht so bald zutreffen wird.

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Met1998 am Juli 14, 2019, 09:21:18 Vormittag
Generationsfrage (Bilderrätsel)
Passend zur Generationenfrage konnte ich gestern beim Besuch einer Anglerveranstaltung im Spreewald,
an einem Nebenarm der Spree, dieses Hinweisschild (Bilderrätsel) entdecken:
?...Gasse

Da kam mir passend zum Thread die Idee, man könnte über dem oberen Gegenstand noch eine Schild anbringen und einen zusätzlichen Hinweis erstellen:

Alter…?
Met1998
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Eckard am Juli 14, 2019, 09:42:10 Vormittag
Hallo Ehrfried,

wie wäre es mit Alter Sack?

Schönen Sonntag
Eckard
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Muschgard am Juli 14, 2019, 10:30:54 Vormittag
Was bleibt?
Wenn wissenschaftlich interessant, kann man seine Sammlung am Lebensabend einem Museum vermachen.
Allen anderen Sammlern wird es so ergehen, wie den Leuten mit den Briefmarken und den Telefonwertkarten: Ab in die Tonne damit!

Ich laß mir die Freude an meinen Stücken trotzem nicht verderben und bleibe fasziniert!

Warum in die Tonne, was meinst denn damit? Glaubst Du, dass Meteoriten in geraumer Zeit nicht mehr nachgefragt werden / nichts mehr wert sind? Deine Worte lassen mich etwas ratlos zurück. Wenn Du recht hättest, wäre das ein Schlag ins Kontor, da ich einen Teil davon durchaus als Rücklage fürs Alter sehe. (Zumindest die Chinesen sehen das ähnlich, wenn freilich nicht jeden Gleisschotter-Fitzelmet als Wertanlage...)

Gruß, DCOM
...die Erben, soweit überhaupt vorhanden, müssen erst einmal den potentiellen Wert erkennen.
Das stelle ich mir bei  "Steinen mit schwarzer Kruste" noch schwieriger vor als bei glitzernden Mineralien.
Im Bereich Mineralien und Fossilien wandert aktuell so viel in die Tonne dass es ein Jammer ist.
Erschwerend kommt da natürlich oft hinzu dass sich in aktiven Zeiten nur unzureichend um eine adäquate Katalogisierung gekümmert wurde, so dass die Dinge jetzt, ohne nachvollziehbare Fundortangaben praktisch wertlos sind.

Grüße,
Michael
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 14, 2019, 12:15:45 Nachmittag
Hallo Ehrfried,
wie wäre es mit Alter Sack?
Schönen Sonntag
Eckard

Liebe "alte Säcke" Eckard und Ehrfried, ist es nicht gut, dass es die "alten Säcke" noch
gibt? Also ich habe damit keinerlei Problem, ich schaue auf eine schöne Vergangenheit
und gern auch auf die Zukunft, jetzt bin ich Rentner und selber längst einer dieser Spezies.

Dem irdischen Gestein wohnt Magie inne, da nenne ich gern "Nuvvuagittug", auch bekannt
als "ältestes Gestein der Erde". Ich habe ein nettes Scheibchen in der Sammlung. Ich habe
auch ein Pröbchen der tiefsten Kontinentalbohrung ever in der Sammlung, sowas finde ich
einfach faszinierend. Plus irdisches Impaktgestein, Tektite, ja auch Gesteinsproben von der
Ostsee, verlagert aus dem Norden. Sowas kann rein optisch schon sehr ansprechend sein.

Dem ausserirdischen Gestein wohnt indes noch mehr Magie inne, weil das ja nicht von hier
kommt, sondern per Zufall hier gelandet ist, nachdem es Jahrmilliarden woanders verbracht
hat. Und davon sind mir wiederum am Allerliebsten die möglichst wenig metamorphierten
Proben, weil sie die beste Signatur einer ganz frühen Epoche unseres Sonnensystems haben.
Natürlich auch ein paar schöne Eisen, klaro.

Sie werden uns alle überleben, hoffentlich nicht bis ins Unendliche kleingesägt für die neue
grosse Sammlerschaft. Ich weiss noch nicht, wie ich das mit meiner eigenen Sammlung mal
anstelle, aber was ich weiß: es gehört erhalten und an gute Bewahrer übergeben! Und by
the way: ich habe es niemals als "Rücklage fürs Alter" begriffen [@DCOM], sondern immer
eher als persönliche Bereicherung und Freude, solange ich mir mal "dit un dat" leisten konnte,
wie man es hier bei uns im Norden sagt.

Ich empfehle an dieser Stelle ausdrücklich auch noch mal gern folgendes kleines Büchlein:
"Das Buch vom Stein" Untertitel "Texte aus fünf Jahrtausenden". Das hat jemand heraus-
gegeben, der hier auch einen Rang und Namen hat foral, wenn auch nicht seinen Klarnamen
nennt, was ich wirklich gut verstehe. 2005 Jung und Jung Verlag, ISBN 3-902497-02-05.

:hut: Alex

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Eckard am Juli 14, 2019, 13:20:30 Nachmittag
Hallo Alex,

zunächst: ich hoffe, es geht Dir gut(er). :einaugeblinzel:

Auch ich habe mit meinen bald 1000 Monden damit kein Problem, und nennt mich einer ‚alter Sack’, dann sage ich mir, so ganz Unrecht hat er nicht, und lächle. Die Antwort auf Deine Frage also lautet: JA!

Danke für den Hinweis auf ein sicher sehr interessantes Buch. Es wird bald in meinem Regal stehen, und es wird gelesen. Ich war, bin und bleibe ein Büchernarr. Dass der Autor seinen Klarnamen hier nicht nennt, stößt allerdings nicht auf mein Verständnis. :imsorry: Das ist leider eine Angewohnheit, die sich durch viele deutschen Foren zieht. Warum nur? – Ich lobe mir die Offenheit der Skandinavier, speziell der Dänen, durch deren Foren ich schon manche Wanderschaft gemacht habe. Sie nennen ihre Namen und man kann auch deren Profile einsehen. Vor was hat man hier nur Angst? :gruebel:

Du sprichst von Magie in den unseren irdischen Steinen, und davon noch mehr in den außerirdischen Wanderern, die plötzlich auf der Erde landen. Ich verstehe Dich sehr gut. - In meiner Signatur schreibe ich: …, ein Stein der kann erzählen. Das hat seinen Grund, und wird in einem kleinen Gedicht (noch Torso) niedergeschrieben. Gut Ding will Weile haben.

Das für den Moment.

Herzlichen Gruß
Eckard
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: MetAur am Juli 14, 2019, 13:26:23 Nachmittag
Was wäre das Sammeln ohne Suchen, Finden, der intensiven Beschäftigung mit den Objekten und ihrer Systematik?
Als Kind macht es auch mehr Freude, Fußballbildchen oder Briefmarken nach und nach durch Zufall und Geschick zu ergattern, als einfach einen kompletten Satz mit Album zu kaufen.
Ich verstehe mich in dieser Hinsicht eher als großes Kind und nicht als Anleger, der sein Geld statt in Wein, Whisky oder Gin und statt in Gold oder Silber eben in Meteoriten als Kapitalanlage steckt. Die vielen hier bereits aufgezählten Beispiele von mittlerweile nahezu toten Sammelgebieten sollten Warnung genug sein.
Wenn ich Sendungen wie "Bares für Rares" sehe, finde ich es oft erschreckend, welche lächerlichen Beträge für liebevolle kleine Sammlungen und schöne alte Einzelobjekte aller Art über den Tisch gehen - und noch erschreckender, dass die Verkäufer meist die paar Euros für ihre Erbstücke und Dachbodenfunde auch noch strahlend entgegennehmen, weil man für das Prunkstück des Opas ja einmal gut Essen gehen kann. Nur wenn jemand von ihm selbst hart zusammengetragene Stücke anbietet, willigt er am Ende nur mürrisch ein oder nimmt sein Stück sogar lieber wieder heim.
Uns allen sollte klar sein, dass Seltenheit eine Bedingung, aber keine Garantie für die Wertschätzung durch andere bedeutet.   
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 14, 2019, 17:41:39 Nachmittag
Scheene Greisengesänge...

...schaumer doch in die Gegenwart. Ich mach tatsächlich einen Generationswexel aus und zwar fest an:
Nächsten Sonntag ists soweit: Echtes Jubiläum: 50 Jahre Mondlandung.
Und? Und was ist los? Fast nix!

Verglichen mit dem unechten Jubiläum vor 10 Jahren.

Vor 10 Jahren das Fabfenzi voll mit Dokumentationen und zwar Neue, aber auch etliche fast nie gezeigte alte. Dazu das ganze Arsenal abgefeuert an mond- und/oder apollobezogenen Spielfilmen. Ui, die stundenlange Livesendung von dunnemals zichma wiederholt. Gar einen neuen prachtbombastaufbereiteten Staunekinofilm.
Bildbände, Hochglanz, Luxusartikel von Neuauflage Hasselblad, Uhren, Lampen bis hin zum Prachtbuch mit Landerfüßen und echtem eingelassenen Saharamondbatzen für 5stellige Summen, Sondereditionen von Möbeln, Schuhen, Lego, Playmobil, Kaffeetassen und Sach und Zeug. Zig Interviews mit den Astronauten und Missionsbeteiligten. Sonderaustellungen in naturhist. und technikgeschichtl. Mussen, aber auch in Kunstgalerien, Performances usw. usf. In der Tageszeitung, die ich les, mindestens zwomal die Woch ein Mondthema.
Und das alles das gesamte Jahr über.

Und dieses Jahr?  Wie still es ist!!!
Fast nix. Einen einzigen psychologisierenden Armstrongspielfilm und eine Doku nur für Fexe&Nerds aus kommentarlos zusammengestopseltem Archivmaterial in, nunja, sehr ausgewählten Kinos.
Merchandise? Hype? Fehlanzeige.
Im Fabfenzi? Die Wochen, wos nun ansteht, eine einzige neuproduzierte Doku gesehen; Thema: Welche schwerstschuldbeladene Nazis außer Wernher von Braun haben sonst noch die Amis auf den Mond geschossen. Und in den Nebenkanälen...nur die turnusmäßige Wiederholung von meist Mondverschwörungswiderlegungskrempel, in einer Frequenz als wärs das 42. das 47. das 148. Jubiläumsjahr.
Versteh einer den Handel! Vor zehn Jahren ein Riesenbohay - heute die derbe Fehleinschätzung und nix, weil der Oheim aus der werberelevanten Konsumgruppe rausgealtert ist. Wie saudumm, hihi, sitzen in D, A, CH statistisch erwiesen doch just die alten Säcke, die das alle noch miterlebt haben und die mit Apollo noch kiebich&kirre zu machen wären, auf den mit Abstand größten Privatvermögen.
Versteh auch die Mett-Dealers nicht. 50 ist allemal runder als 40 und just jetzt, da Mond durch den Mehrzentnerfund so billig wie Briketts und so billig, wie er die nächsten 500 Jahre nicht mehr sein wird, hergeht - die müßten doch, wenn bei Verstand, alle möglichen und unmöglichen Kanäle von früh bis spät mit Monden zuscheißen, hypen und apollonisieren bis alle Schwarten krachen.

Ja, es ist mittlerweile schon soweit - nen, man weiß eigentlich gar nicht, ob - also will sagen: Seit Clinton gehört es zum Standardprogramm, daß der amerikanische Präsident eine baldige Rückkehr zum Mond (und ggfs. eine mittelfristige Erstfahrt zum Mars) ausruft..
So ,nunjah sagmermal "wissenschaftsfern", wie die aktuelle dortige Regierung ist, weiß ich gar ned, ob der Trump diesen Ritus bedient hat?
(Naja, muß man warten, bis der Chines handfestere Ankündigungen macht, dann wird er schon krähen - die Welt ist ein Kindergarten geworden).

Räusper: Nicht weil es leicht ist,  sondern weil es keinen interessiert... :crying:

Kurz (warum, hab ich dieses Wort jetzt geschrieben?): Es ist definitiv festzustellen: Die Apollo-Ära und die Apollo-Generation ist zu Ende und abgeschlossen.

Für unsere heutigen Scheißerlein ist die Mondlandung nur noch so etwas,
wie es der Lindberghflug für uns war,
ein Schulterzucken wert
und höchstens noch fürs Amüsemang über Trivialkuriosa interessant, a la dem Tanzstil des Lindihops oder dasser Bigamist war.

Allerdings, was die kleinen Rotzer nicht kapiern, mit dem großen Unterschied:
Heut kann jeder für den Gegenwert des Lohns von vier, fünf Arbeitstagen über den Ozean fliegen.
Bei der bemannten Raumfahrt hammer uns zurückgezogen und seit zwei Generationen nix mehr geschafft, als auf dem Fußabtreter knapp über der Atmosphäre herumzukrauchen.

Also - diese Prägung, die für viele ein nicht unbedeutender Anteil am Momentum war, fasziniert worden zu sein von außerirdischen Steinen,
die gibts heute nicht.
(Und den Marsflug, der eine Rennaisance einer solchen Prägung zweifelsohne erbringen wird - den werden wir nimmer erleben).

Mei, was bin ich heut wieder altklug,
mir wird ja gleich selber schon schlecht...

 :prostbier:
Mettmann
 
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Muschgard am Juli 14, 2019, 18:48:16 Nachmittag
... die Inder starten eine Mondmission zum Jubiläum:

https://www.tagesschau.de/ausland/mondmission-indien-101.html

Grüße,
Michael
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 14, 2019, 20:49:29 Nachmittag
Naja Michael,

Uranus Vorbeiflug hatte in den Printwochenmagazinen noch die Titelseite bekommen,
Neptun immerhin noch mehrseitig in Farbe die Mittelseiten
und da war i.Ü. die Welt noch viel mehr am Untergehen als heut mit Greta, Trump und Hartz.
Was aber dann der Pluto...kein Vergleich.

Hubble, selbst Huygens&Cassini noch, die Rovers, da war im Fenzi immer noch viel mehr los als heut.
Was hammer uns aufgeregt, daß in den Beiträgen der Hauptnachrichten, sie zu 80-90% die animierten Werbefilmchen der Nasa gespielt haben, statt viel mehr von den sensationellen Originalbildern, Bilder die die Menschen unheimlich viel gekostet und Bilder, wie sie die Menschheit zuvor nie gesehen hat, zu zeigen.

Heut wird eigentlich überhaupt nix mehr zur Kenntnis genommen. Die sensationellsten Missionen und Ergebnisse nimmer.
Höchstens erratisch - muß Saure-Gurken-Zeit, ein Redaktionspraktikant mit hobbymäßiger Astronomieaffinität und Werbegetrommel von Raumfahrtagentur ob mögl. Budgetbedrohung zusammenkommen - daß nochmal was in die Nachrichten kömbt. So kommts mir vor.

Oder aber die zweite Schiene - über die Person. Nix für ungut - meinen Reschpekt für den Peter Lustig der Weltraumfahrt, unsern Astro-Alex Gernst, mit welch Gleichmut er im Fenzi die einzige kosmologische Frage, die uns Deutsche zu bewegen scheint, zum viertausendsten Male beantwortet:
Wie is das, wenn Sie im All aufs Klo müssen...
Bei so einer Berichterstattung, auwei, da wäre es von Unheil, wenn die erste dt. Astronautin ev. eine zu große Nase hätt und ohne Castingshow ausgewählt..
Und sonst, gibts anstelle der Wissenschaft, immer einen Beitrag wie das Amen in der Kirche:  - wenn der neue Dr.Mabuse & Messias Musk erfolgreich ein Raketel mit einer Nutzlast ohne Nutzen gezundt.
Ich bin da wohl zu alt, als daß das Themen wären, die mich allzu sehr begeistern.

Erratisch - lies es ab, dank Kepler haben wir ja nun jede Menge:  Wann schaffts ein neu entdeckter, kleinerer Exoplanet in die Tagesthemen, heute journal ect. und wann nicht? Es gibt kein Muster, kein Kriterium.
Es ist ein Niveau..

als ob die Königin Isabella von Kastilien den Kolumbus nach dessen Wiederkunft gefragt hätt:  Und was gabs da zum Essen? Achso. hmm. Ja dann. Wiedersehn. Bis zum nächsten Kontinent amal.

Red ich nur von den Anstalten, die von mir, nur wie es ein Staat oder eine Kirche darf, eine Zwangssteuer erheben dürfen, allein aus dem Grunde, daß ich eine Wohnstatt habe. Sie dürfen das, weil sie dem Staate versprochen haben, mich zu bilden.

Schalt ich am späteren Nachmittag ein, berichten mir fast immer wohlfrisierte Moderatorinnen von Kinderschändungen und vermissten Kindern unisono auf beiden Sendern, über tödliche Verkehrsunfälle und über Belanglosigkeiten von mir oft unbekannten Menschen, die aus mir noch unbekannteren Gründen prominent sein sollen.
Was soll mich das bilden? Seit 1970er sind die Kindsmißbrauchfälle und die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich und stark gesunken, und damals gab es viel weniger Prominente, die von viel mehr Menschen gekannt wurden und ihre Prominenz andersgearteten Taten als heute verdankten. Wo ist der Sinn? Wo ist die Unterhaltung daran?

Schalt ich Abends ein, ist fast immer Gesprächsrunde. Das Thema ist letztlich immer das Gleiche in mäßigen Variationen und lautet:
Müssen wir alle sterben und zugleich: wer soll das bezahlen?
(Antwort1: Ja. Antwort2: Der kleine Mann oder der Deutsche --> auf jeden Fall wir.)

Ich fühle mich unter Wert gebildet.
Und fabuliere, nähme man meinem Heimatbundeslandsender, der lediglich 13 Millionen von den bald 7 Milliarden Erdenbürgern bebilden und bespaßen soll, die Hälfte seines Anteils aus jenm Gebührenpott weg,
so könnte man davon alle ein bis zwei Jahre einen Rover mit Gamsbart und Radischneider auf den Mars schießen.

Den Eishauch der Ewigkeit aus den leeren Fernen, zu denen wir nicht gelangen können,
der einen Schaudern läßt, wenn wir ein Stück einer tatsächlich ganz eigenen anderen Welt in die Hand nehmen,
der kann ein Kind von heute nicht mehr ergreifen.

Und Schuld daran sind - da hatter recht, der Wunderkammerad, - nur wir,
weil wir ihnen nicht mehr davon erzählen.

Mettmann


Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: MetAur am Juli 14, 2019, 21:03:47 Nachmittag
Ja, Mettmann, die "50 Jahre Mondlandung" werden nur gebremst begangen.
Gerade komme ich aus dem Kino, in dem ich mir mit der Dokumentation "Apollo 11" mit beeindruckenden Originalausschnitten eine nostalgische Gänsehaut gegönnt habe. Obwohl der Film nur einmal gezeigt wurde, war der Saal eher halbleer als halbvoll. Das Publikum war gemischten Alters, mein von mir mitgenommener Teenager-Sohn senkte das Durchschnittsalter deutlich.
Desinteresse? Ich glaube eher, heute gibt es eine Flut an Bildern "on demand", so dass das Besondere eines historischen Ereignisses nicht mehr so deutlich wird. Man schaut nicht mehr gebannt gleichzeitig auf einen Bildschirm, sondern jeder ruft das ab, was er möchte und wann er es möchte.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 14, 2019, 22:05:48 Nachmittag
Zitat
sondern jeder ruft das ab, was er möchte und wann er es möchte.

Aber wie&woher soll ich ungefestigter und unfertiger, kindischer Mensch denn wissen, was ich und wann ich es möchte?
Wie, wenn ich nicht mehr Wissen und Lebenserfahrung habe, als einem 10, 15, 20jährigen zu Gebote steht?
(je früher der Grundstein für die Meteoritenliebe gelegt, desto nachhaltiger...)

Gerade jetzt, wo mein Tag kürzer wird.
Pers.Bsp.: Dieser Tage hatt ich beschlossen, vielleicht doch noch 10 Jahre dranzuhängen und hab mich umgestellt von Tabakrauch auf Dampf.
Zu diesem Zweck braucht man ein Drogenappliziergerät, das Dampf erzeugt. Hab dann ein solches ausgewählt aus diversen Empfehlungen und Testrankings,
und zwar das, welches u.A. für Anfänger als am Besten geeignet gerühmt wurde, da es am unkompliziertesten zu bedienen sei.
Ach MetAur! Als ichs dann in der Hand, fand ich heraus, daß es über 36 verschiedene Grundeinstellungsmöglichkeiten verfügt.
Über 30 Jahre kannte ich nur zwei: Entweder ich zünd mir eine an oder aber nicht.
Ich seh keinen Nutzen. Ich will nicht einstellen müssen, wie mich meine Waschmaschin begrüßt und ob sie La Paloma oder die Marseillaise pfeift, wennse fertig ist.
Will, daß meine Wäsche sauber wird.

Sollen wir unseren erstaunlichen Lebensspannenzugewinn der letzten Hundert Jahre wirklich drangeben, zu suchen und auszuwählen zu versuchen, was wir wollen könnten und wollen müßten? Werden wir in ewige Agonie verfallen, in ein Larvenstadium, weil sich unsere Wahlmöglichkeiten alle Augenblicke vervielfältigen?

Das Internet, die Bilder - es ist schwierig. Wir müssen Maschinen benutzen, die für uns heraussuchen und auswählen, was wir wollen könnten.
Nur funktionieren diese Maschinen noch nicht richtig. Sie spucken entweder das aus, was möglichst alle gewollt haben könnten (oder ggfs. sollten)
oder aber immer jeweils gleichartiges zu dem, was wir - und zwar jeder für sich individuell schon einmal - gewollt hatten.

Die Ergebnisse dieser Maschinen sind für unsere Welt tiefgreifend - und für vernunft- und verstandesorientierte Menschen oft bizarr anmutend. Fangen an, sogar unsere Gesellschaft auf ungute Weise zu erodieren.

Zwar bringen diese Mechanismen zuhauf Schräte hervor, also Sonderlinge,
doch bedingen diese Algoritmen, daß sich die Majorität dieser Schräte aufs Haar gleicht.

Meteoritenfreunde sind sicherlich sonderlich. Nur wie soll man mit den gegenwärtigen Mitteln dieser Internet/Medienwelt die nötigen Sonderschräte erzeugen, die es für unsere hochspezialisierte Liebhaberei nunmal braucht?

Ich weiß es nicht und staune.
 :nixweiss:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 14, 2019, 22:23:38 Nachmittag
Und Schuld daran sind - da hatter recht, der Wunderkammerad, - nur wir,
weil wir ihnen nicht mehr davon erzählen.

Das gehört ein wenig präzisiert. Also wir, die sog. "alten Säcke" (s.o.) erzählen durchaus
oder organisieren sogar Ausstellungen für Schulen und Museen, indes:

Es interessiert die kids nicht mehr so sehr wie dunnemals! Es ist etwas "beliebig" geworden.
Das sehe ich ja z. B. an meinen eigenen Stiefkindern, die sehr nett und auch ziemlich klug
sind, die Generation "nach mir". Was wohl erst die Enkel machen werden...??

Sie haben auch andere Werte/Maßstäbe: aus dem Nähkästchen geplaudert "oh, Du hast einen
Mond? Wo steht der denn? Wo kann man den später mal verkaufen, wenn Du nicht mehr..."
Das meinen sie sicher witzig, aber in jedem Witz steckt auch ein Kern, oder Keim oder sowas,
und der ist schon hintergründiger.

Und wisst ihr, was ich glaube: das hat alles mit "Überreizung" zu tun, mit den modernen
Medien, gefühlten 1 Million Fernsehprogrammen, deren es früher nur drei, ganz früher nur
zwei gab, nur s/w-Glotze kurz vor Apollo 11. Und kompletter Überhypung des hektischen
Fortschritts, statt der Ruhe und Kontemplation. Für die Jugend hat sich die Skala verschoben,
aber das ist eben (üblich?) so und das war schon immer so. Man hat andere Interessen - und
schlimmstenfalls schimpfen die "alten Säcke" über die Frischlinge oder es passiert umgekehrt.
Kennt ihr noch den Spruch "trau keinem über 30?" Ca. 50 Jahre alt. Tja, "the times they are a
changin´" (Bob Dylan).  :einaugeblinzel:

:hut: Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 14, 2019, 23:06:00 Nachmittag
Oheim,
ich weiß wie man das Leben Deiner Fernsehgeneration um durchschnittlich 3 Jahre verlängert.
Ab Lebensjahr 55 Fernbedienungen staatl. verbieten. Spart den Hund.
 :aua:

(Nix gegen kostenlose Kanalvielfalt. In meinen schlaflosen Nächten bleib ich öfters in 80iger Jahre-Filmen hängen.
Die Kleidung, die Frisuren, die Musik, die Farben, die Dialoge... hat schon was Fremdes angenommen.
Und auffällig: Wie langsam die geschnitten sind!!!
Das trauen sich heute nur noch sehr große Regisseure (oder hoffnungslos von sich überzeugte).
Auch ein heutiger, junger Zuschauer würd eine so langsame Schnittfolge kaum mehr ertragen - oder meinen, es müsse sich um Kunst handeln, hihi).

Früher wars schon deutl. anders.
Wenn man weniger Möglichkeiten zur Verfügung hat,
muß man sich damit arrangieren,
was einerseits Phantasie, andererseits Flexibilität (eigentl. eine Eigenschaft, die als heutige besondere Tugend gerühmt) erfordert.

Meteoritesammeln war in dieser Hinsicht eigentlich schöner, damals.
Man mußte viel größeres Engagement an den Tag legen, um überhaupt an Stücke zu kommen,
und je mehr Mühe, desto größer die Befriedigung und Freude, die man dann an dem hatte, was man hatte.

Naja, Oheim, das fing aber schon früher an, sich drastisch zu ändern,
so ab Beginn der Nuller Jahre auf jeden Fall. Kanns ja nu gefahrlos gestehen,
wie's so war aus der Sicht von der anderen Seite des Tisches aus.
Hat mir damals schon oft sehr weh getan, wenn ich das Gegenüber da um ein paar Mark oder Zehner feilschen sah, und maulen, daß da für das Geld aber noch ne Schockader oder ne CAI mehr im Stück sein müßt - wo ich mir gedacht, oGott, wenn Du wüßtest, was Du vor 20 oder zehn, oder lasses nur fünfe sein, Jahren für dieses Stück getan oder gegeben hättest...
Aber mei, was wollt man machen, es waren halt Neusammler, die konnten es nicht wissen und hatten es nicht verinnerlicht (manche wohl bis heut nicht),
daß sie beim Seltensten auf Erden gelandet waren.
Sie waren getäuscht durch die plötzliche allgemeine Sichtbarkeit im Netz - und die internationale Mettanbieterschaft ist ja nahezu komplett sehr schnell online gegangen,
und so verstanden die Neusammler es damals nicht. Für die war das im Grunde ein um nichts anderer Einstieg, als ein Einstieg ins Zinnkrug-, Briefmarken-,Märklin-, Porzellanfigurensammeln - sie konnten eben nimmer fühlen, daß es kein Massengut war.

Konstatiere: Vor 20 Jahren war die Meteoritenwelt anners, aber auch schlecht.
Vor 30 Jahren wieder anners, auch schön zwar, aber Vieles hatte auch gefehlt, also auch schlecht.
Und so ist dieses Thema ein Ewigkeitsthread.

 :baetsch:


PS: Nachtrach, zu jenen obig ausgeführten Maschinen - die sind gnadenlos schnell und effizient. Ich kann mein Cache leeren wie ich will,
ich hätt besser nie den Ulk mit der Typologie der Nazi-Raumschiffe machen sollen - was seither auf Seiten mit Werbung, ebay, amazon aufpoppt und was sich im Spamordner findet- DAS GRAUEN!!  Wie gut, daß ich kein Facebook, Whatsapp, Instagram tralala mach, sonst müßt ich einen Identitätenhändler aufsuchen...sonst zelten bald die Reichsbürger, der BND und andere Hohlweltler unter meim Balkong, neneneneee, da sollma unparanoid bleiben...  Wir war das Leben ehedem, im Analogen so bequem..
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 14, 2019, 23:49:26 Nachmittag
Man mußte viel größeres Engagement an den Tag legen, um überhaupt an Stücke zu kommen,
und je m hr Mühe, desto größer die Befriedigung und Freude, die man dann an dem hatte, was man hatte.

Ich will mal etwas zugeben, was ich selber intensiv erlebt habe: ich hatte von ca. 1968 bis ca. 1985 zwei
registrierte COSPAR-Stationen (Committee on Space Research) mit den damals verfügbaren genauesten
geografischen Daten, heute geht es noch eine Größenordnung genauer mit jedem GPS. Ich habe von dort
ca. 2500 Satelliten optisch mit starken Feldstechern beobachtet und RADEC-Positionen gemessen, die nach
Greenbelt/MA zur NASA oder nach Farnborough in England gemeldet wurden. Dafür habe ich täglich (!!),
was heute so gar nicht mehr möglich wäre, einen sehr dicken Expressbrief mit sog. Two Line Orbital Elements
bekommen, also im wesentlichen den sechs Parametern plus noch paar, die einen Satellitenorbit auszeichnen.
Da ich zunächst noch nicht berufstätig war, habe ich mir mühseligst mit den damals verfügbaren kleinen
wissenschaftlichen Taschenrechnern ausgerechnet, wo wann welcher Satellit an meinem Standort sichtbar
sein wird - eine echte Herausforderung, weil der Satelliten gab es schon damals viele und man musste ja
auch erst lernen, wo gucke ich jetzt denn hin. Immerhin hat es mir zwei Reisen zu Dr. Desmond King-Hele
an der Royal Society als Einladung gebracht. Was ich aber eigentlich damit sagen will: es war damals eine
echte HERAUSFORDERUNG! Und heute: guckste auf heavens-above.com und hast all das ohne Rechnerei
auf Tastendruck. Langweilig. Folge: aufgehört, ist ja keine Herausforderung mehr... "The times they are
a changin´"

Ähnlich auch mit den Meteoriten. Es war damals, also als ich anfing, mich mit Meteoriten zu beschäftigen,
eine echte HERAUSFORDERUNG! Internet für Alle gab es noch nicht. Es gab nur wenige Händler, und die
schickten Beschreibungen ihrer Angebotsstücke. Keine Fotos, höchstens mal Umrisszeichnungen, so wie
es Bob Haag, der US-Nachfolger von Nininger und Vorgänger von Farmer heutzutage gemacht hat. Meine
alten oder noch älteren Kollegen, z. B. Bernd Pauli (huhu!) wissen sowas noch sehr gut und haben diese
alten Listen sicher auch noch archiviert. Es gab nur sehr wenig angebotene Achondrite, es gab natürlich
noch keine lunaren Meteorite, und ich erinnere mich genau, dass ich sehr, sehr lange nach bestimmten
Lokalitäten oder z. B. einem klassifizierten LL4 suchen musste, den mir schliesslich, dafür bin ich immer
noch dankbar, der (reich gewordene) Finder des ersten DaG-Mondes geschenkt hatte. Sein Name tut
hier nichts zur Sache, ich glaube, er hat sich dann zurückgezogen. Ja, und wie isses heute: ALLES ist
verfügbar, jeder noch so seltene Meteoritentyp bzw Meteoritenklasse. Durch eine Vielzahl von Anbietern,
durch die Entdeckung der Wüsten als gute potenzielle Fundorte - vor allem durch das Internet, was
eine schnelle Kommunikation ermöglicht. Es hat sich also verschoben! Viele gehen heute selber in
die Wüsten und suchen, das waren früher ganz wenig Leute, jedenfalls aus der privaten Szene. Was
ja auch völlig ok ist. Aber die Perspektive hat sich verschoben - und ich kann es den jüngeren Sammlern
nicht übel nehmen, dass sie die alten Dinge nicht kennen oder kennenlernen konnten. Es ist wie es ist.
Heutzutage ist es schon eher eine Frage des Geldes: wieviel muss ich ausgeben, um an xyz zu kommen.
OK, das gab es auch früher schon (Wülfing), aber die Frage ist nicht mehr so sehr: komme ich denn
überhaupt an Typ xyz? Den gibt´s nämlich seit NWA-Zeiten an jeder Händlerecke. Das ist ja auch nicht
verkehrt und ich will das gar nicht negativ bewerten, ganz im Gegenteil. Das Argument ist: die Dinge
ändern sich, panta rhei, wenn man so will, und deshalb haben es hier die Jungen manchmal schwer
mit den "alten Säcken" [tm], oder auch umgekehrt. "The times they are a changin´"

:hut: Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 15, 2019, 00:44:50 Vormittag
Ebend, Oheim!

Und neu ist auch - gerade für uns beide intellektuell Beschränkte:

Heute kann man Meteorite in einem Tempo sammeln, daß man geistig nicht mehr hinterherkommt.

Damals, wenn man ein neues Stück bekam, hat man doch alles, was man Literatur und Bildmaterial über diese Lokalität bekommen konnte, versucht zu recherchieren und mitzusammeln. Ohne Strom, in sog. Bibliotheken (das is, liebe Kinners, wie ein Discothek, nur mit Büchers (das sind so pods, bloß aus Pappe und Papier) statt Schallplatten, und Schallplatten wiederum, das waren...).

Haben schöne Sprache. Das Sammeln, ein Hobby, das war ein echter -  Festhalten jetzt kommts - ein echter Zeitvertreib  !!!

Heut haben oder glauben die Meisten ja, nix mehr zum Vertreiben zu haben.
Seltsam, der Fortschritt hat uns eigentlich die Erwerbsarbeitszeit von 6-Tage-Woche mit 12Stunden-Tagen auf 40-50 die Woche verkürzt.
Die schwere körperliche Arbeit, die uns besonders ermüdet, vielfach abgenommen.
Dahorm, die vielen lästigen zeitfressenden Haushaltsarbeiten erleichtern uns die Maschinen. Immer weniger Leute bereiten sich Mahlzeiten selbst zu. Kindererziehung -betreuung hammer auch bald weitgehend ausgelagert. Um Konsumgüter zu erwerben brauchen wir immer seltener das Haus zu verlassen, bringen uns Lohnsklaven.
Immer behindertengerechter richten wir uns ein...

Also eigentlich haben wir mehr Zeit denn je.
Was machen wir damit? Zum einen springen und quälen wir uns herum, weil der Körper ob des gewonnenen Bewegungsmangels sunst verkümmert.
Und sonst fühlen wir uns trotzdem dauernd unter Druck, irgendetwas zu versäumen und haben einen Zwang zum Erleben-müssen oder zur Selbstoptimierung.
Also verwenden wir die gewonnene Zeit dazu, Ratgeber zu lesen, wie wir eine Work-Life-Balance herstellen, ein erfülltes Leben leben oder kriegen Medikamente verschrieben...
und stressen uns, zu planen, wohin der vierte Jahresfernurlaub hingehen soll und was wir an Krempel konsumieren müssen und alle 5 Minuten müssen wir auf diese flachen Schachteln schauen, in denen, so sagen es die Jungen, die ganze Welt verpackt sei und die warte nicht auf uns...es nimmt nie ein End.

Lob des Nixtuns.
Früher gab es weniger Zeit, dafür aber Zeitvertreibe.

Oheim ganz ähnlich, der Herr Bernd wirds kennen,
das astronomische Fernrohr. Hatte man ein mobiles, mußte man es mühsam Nivellieren und Einnorden. Dann saß man da, des Nächtens mit Rotlich, Atlant und Aufsuchkärtchen und hangelte sich mühsam von Sternlein zu Sternlein bis endlich zum schwachen Objekt hin. Oder plante hin auf ein und erwartete fiebernd auf ein Ereignis, was ein sog. Jahrbuch oder die Hobbyfachzeitschrift ankündigte...
Und heut? Heut schmeißt das Teleskop, wiede lustig bist in den Garten, holst genau einen Stern in den Sucher.
Alle Einstellungen macht das Gerät daraufhin selbsttätig, sodann hast einen Computer dabei mit 100,000+ eingespeicherten Objekten - druckst aufs Knöpferl, und das Ding fährt von allein hin, schon biste da.
Und das Beste:
Man braucht heute nicht einmal mehr selber durchs Okular zu schauen!
So stellt mans in die Laube, hängt einen Chip vors Okular, zieht eine Schnur, ach was sag ich, drahtlos - eine Verbindung ins warme Kämmerlein.
Und nachts aufbleiben brauch man auch nicht, weil die Bilder auffem Rechner gespeichert werden.
Man spaaart sich soviel Zeit - und die Bilder schaut man sich dann nicht einmal mehr an, weil man ja nie Zeit dafür findet.


Aber macht das dann noch Spaß?
Welch Fortschritt...

 :hut:


 
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 15, 2019, 00:48:32 Vormittag
Ha, Kleingläubige! Wir befinden uns im Jahr 2019 n. Chr. Der ganze Planet ist von Mondignoranten besetzt. Der ganze Planet? Nein! Ein von unbeugsamen Bajuwaren bevölkerter Winkel der Welt hört nicht auf, der Ignoranz Widerstand entgegen zu setzen. Die SZ Wochenendausgabe 13./14. Juli, was haben wir denn da?! 3 (in Worten: drei!) ganze Seiten Mondlandung, mit 5 nicht unhübschen Fotos. Nicht schlecht, oder? Vor allem wenn man bedenkt, dass das eh alles vom Kubrick inszenierter Fake war, in einer Nacht abgedreht in einer schrengschd geheimen Besenkammer des Pentagons. Da gibts nun wirklich nix zu meckern.

Wobei, Mond, Mars, wird eh alles überschätzt. Und Meteoriten kommen demnächst auf Bestellung aus dem 3-D-Drucker. Dann wirds so kommen, geschätzter Mettmann, wie von Dir über den Verkaufstabel geraunt: Schockäderchen hier, CAIle da und dort, hier würden sich noch paar Chondrulen gut machen, bisserl orientiert sollt er schon sein, ist unser Jüngster schließlich auch. Bitte sehr, bitte gern.



Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 15, 2019, 01:11:39 Vormittag
...hab ich noch nicht angeschaut.

Aber bevor wir uns die Mets selber drucken oder Bull's Eye Chondren in den Muonionalusta lasern,
müssen wir erst ein paar Leben retten und dem nachtblinden, astigmatischen Gsac zu einem o.g. Autoskop verhelfen.

"Kubrick inszenierter Fake war.."
Ja, das war übrigens vorgestern der Mondjahresbeitrag im Koffeinbrausehersteller seim Sender:  Unternehmen Capricorn


Also:
Nehmt Euch ein Bsp am Oheim!
Der braucht keinen 120-Zoll-Flachbildschirm.
Nichma ein ranziges oder edles Bäng&Olafseimsohn-Vintageröhrengerät.
Weil... bis er die Fernsehzeitschrift mit allen Programmen für den Tag durchgelesen hat, um auszuwählen, was er sich ansehen möcht,
ist er schon bettschwer.
Das wollen wir auch auf unsere Smartphones übertragen.
Die aktuelle Statistik sagt: Ihr könnt damit 4 Stunden Wachzeit pro Tag gewinnen!
Für diesen Tipp bekommt der Oheim 0,9 cent pro gewonnener Stunde von Euch gutgeschrieben.

Und ich eröffne dann für Euch mit dem Wunderkammerad den ersten Mitteleuropäischen Zeitvertrieb,
(geht nicht zu den Amerikanern, durch die Zeitverschiebung zahlt Ihr nur drauf!)
wo Ihr - gegen Entgelt - einen Teil Eurer gewonnenen Stunden wieder abgeben könnt,
denn nichts ist sozial verdächtiger
als immer Zeit zu haben!  :eek:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 15, 2019, 01:49:54 Vormittag
Oh fein, Grauer Herr der Zeit war schon seit Sandkastenzeiten mein präferierter Berufswunsch.

Allerdings, es stimmt: Zeit haben ist extremst uncool.

Dann mach ich's mal wie die Kazz, die, in die Enge getrieben und gestresst, hektisch anfängt sich die Pfoten zu lecken, und sag, mit Kundry: Schlafen, schlafen. Ich muss.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 15, 2019, 17:02:45 Nachmittag
Nehmt Euch ein Bsp am Oheim! Der braucht keinen 120-Zoll-Flachbildschirm.

Schtimmpt!

[Wobei, wir haben auch so ein Ding, aber höchstens 1/4 so gross in unserem alten Häuschen,
welches ich zumeist für die aktuellen Tagesnachrichten nutze und meine Frau gern zusätzlich
für die Tatort-Krimis, während ich schon mal in meine Kemenate abwandere, denn "Tatorte"
habe ich schon genug erlebt in meinem Leben...]


Für diesen Tipp bekommt der Oheim 0,9 cent pro gewonnener Stunde von Euch gutgeschrieben.

Gehen da nicht auch 9,0 cent? Fragjamalnur.

Und ich eröffne dann für Euch mit dem Wunderkammerad den ersten Mitteleuropäischen Zeitvertrieb

Die Glöckner von Notre Dame schlagen die Glocke? Pardon, ihr beide seid viel ansehnlicher, sowohl
in optischer als auch naturhistorischkultureller bzw. will sagen überhaupt gesamtkultureller Hinsicht.

:hut: Alex

...der auch weder auf FB oder Instagram etcetc, also in den sozialen Mädchen ansonsten unterwegs ist,
oweia oweia, ist das noch erlaubt?

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 15, 2019, 17:18:58 Nachmittag
Allerdings, es stimmt: Zeit haben ist extremst uncool.

Weißt Du, werter Wunderkammerad, was mein mir allerliebster Bratwursthändler, mit eigenen Buden
und auch Catering, der hatte vor Urzeiten auch mal bei mir einen Geburtstag ausgerichtet, mir schon
vor Monaten mal sagte?

"Rentner kommt von Rennt er!" So sprach er es feierlich aus und hat es schon mehrfach wiederholt
und sich beschwert, dass ich bei ihm zu wenig einkaufe, weil ich nie Zeit habe. Allerdings mit einem  :einaugeblinzel:

[Wer es wissen will, muss mich fragen: die beste Bratwurst Norddeutschlands und auch die besten
T-Bone- und überhaupt Rindersteaks, von örtlicher Provenienz]


:hut: Alex
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 15, 2019, 18:02:47 Nachmittag
(...) will sagen überhaupt  w e l t kultureller Hinsicht (...)
War mal so frei.

Dein Bradwoschdmann - wäre er verwegen genug, um die Norddeutsche Goldene Bratwurst gegen die Grillstation in den Ring zu steigen?!
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 15, 2019, 18:22:43 Nachmittag
Dein Bradwoschdmann - wäre er verwegen genug, um die Norddeutsche Goldene Bratwurst gegen die Grillstation in den Ring zu steigen?!

Ich sachma: es ist eine "reine Weltbratwurst"! Wunderkammerad, das versteht jetzt niemand ausser uns
beiden, da bin ich mir sicher, selbst die im "reinen Weltimbiss", den es ja gibt und wo ich auch schon 3x
auf Krötis Stuhl sass, kommt dagegen nicht an! Wenn es gewünscht würde, täte ich einen Link einstellen,
aber dann würde gleich wieder der Vorwurf der Verwässung des Threads laut, was ich aus Sicht eines
Admins auch durchaus nachvollziehen kann. Man kann mich dazu privat befragen. gsac@gmx.net

Abgesehen von der Bratwurst haben wir das Thema aber doch schon "weltordentlich" behandelt, oder?
Die Generationen sollten sich einig sein: Meteorite sind kostbar, sog. schöne Meteorite sind noch kostbarer
sowohl für Händler als auch Sammler, seltene Meteorite sind kostbar für die Wissenschaft! Und alles sollte
erhalten bleiben und nicht für neue Sammlergenerationen zerschnibbelt werden.

:hut: Alex

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: metnet am Juli 15, 2019, 18:30:01 Nachmittag
Außerdem denke ich, wie oben dargelegt (was aber offenbar nicht besonders interessiert), dass aus vielerlei Gründen die Debakel-Hypothese auf Meteoriten nicht so bald zutreffen wird.

Doch mit interessiert das. Und es freut mich.

Ja, ich weiß, dass die Diskussion mittlerweile weitergeschwappt ist - über das Farbfernsehen, das Internet und die "neue", schnelllebige Zeit. Da weiß ich gar nicht, wo ich mich zuerst einklinken soll. Eines kann ich sagen: das Fernsehen ist tendenziell dem Untergang geweiht. Nun ja, das ist vielleicht etwas dramatisch formuliert, aber Netflix, Youtube und Co werden das Fernsehen in Nischen drängen. Um eine gewisse Quote zu halten, wird dann womöglich der Bildungsauftrag geopfert, den die öffentlich-rechtlichen Medien durchaus haben. Wenn wir Pech haben, bleibt irgendwann nur noch Unterschichten-TV übrig, in dem die Mondlandungs-Jubiläen eben kaum noch Platz finden.

Das Internet gibt dem Nutzer viel mehr Selbstbestimmung, braucht aber auch Selbstdisziplinierung, die aber kaum einer hat. Hier gibt es Falsches und Richtiges, Mondlandung und Verschwörungstheorie, Heilsteine und Meteoriten direkt nebeneinander - und kein freundlicher Moderator mit Fliege ist zur Stelle, um die Dinge zu ordnen und zu erläutern. Wer also mag bzw. ignorant bwz. uninformiert ist, kann prima rote Moldavite aus China kaufen, wird aber nicht enttäuscht sein, weil er den Fehler niemals merkt.

Aber ich denke, das Interesse für Meteoriten ist nicht linaer abhängig vom Intelligenzquotienten. Es ist eben nicht alleine Wissenschaft, sondern auch Ästhetik und Inspiration. Auch "dumme" Leute können sich faszinieren lassen. Die Frage ist vielmehr, wer wo welche Informationen in welcher Qualität anbietet. Ich denke, das sollte der bestimmende Ansatz sein. Vielleicht "unser" Ansatz, auf jeden Fall aber mein Ansatz.

Viele Grüße
Jürgen
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 15, 2019, 18:33:06 Nachmittag
Bratwürst sind auch eine Generationenfrage.

Frag Greta. Würste sind soooowas von voll Nullerjahre.

...und Ihr könnt schwärmen was Ihr wollt. An de Werschd von meiner Omma seelich kommt keiner ran, auch der Bömmi nich. Es besteht Hoffnung, daß das Geheimrezept noch irgendwo bewahrt.. wann ichs find, schick ich Euch welche zum Test


Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 15, 2019, 18:51:10 Nachmittag
...und Ihr könnt schwärmen was Ihr wollt. An de Werschd von meiner Omma seelich kommt keiner ran, auch der Bömmi nich. Es besteht Hoffnung, daß das Geheimrezept noch irgendwo bewahrt.. wann ichs find, schick ich Euch welche zum Test

Dem Bömmi ihm seine Wurst kann keiner toppen, ausser vielleicht noch ein Nürnberger, zack!
[....aber dort auch sicherlich nicht der Heimatsöder! Kennt jetzt niemand, egal]

Musste sein, sorry Admin.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 15, 2019, 19:38:19 Nachmittag
Back!

Ich seh das Problem in der Schnellebigkeit unserer Zeit,

allein dieses fauchende Stahlroß, das auf eisernen Wegen den Passagier mit der Geschwindigkeit eines Rennpferdes, als wäre die Welt verrückt geworden....

Alles steht und fällt mit dem Erstkontakt, in den das potentielle Meteoritenopfer tappen muß.
Und da haben  Altsäcke ihre Schwierigkeit, weil die Juuuchend derart alert, dienstlich beschäftigt und so ungleich größerer Zerstreuung als früher ausgesetzt ist.

Direkt mit dem nackerten Ar... ins Gesicht, äh mit den Meteoriten anzukommen, würde eh die Opfer verscheuchen.
War früher schon so, daß die Sammlers zumeist über benachbarte Interessengebiete zu den Meteoriten gekommen,
die zwo größten Gruppen - spiegelte sich auch im Forum wieder - waren die Lithophagen, die eben über die Mineralogie, Geologie, Paläontologie (und dank Metgold übers Goldwaschen) zu den Mets gekommen, die andere waren die Astronomes und Raumfahrtfreunde.

Schwierig heute.
Hihi und man kann oft völlig daneben liegen. Meinerzeit dachte ich, es läge auf der Hand, daß man aus der Gruppe der Trekkies
und der Star-Wars-Eskapisten (letzteres wäre brrrrrandaktuell, mit drei Prequels und drei Sequels und drei in der Mitten - die Kids fahren grad voll drauf ab) rekrutieren könne.
Omei, tut es nicht. Stelltest Dein Standerl auf eine Konvention, Hungers stürbest!
Abgesehen davon, daß es die geizigste Fangemeinde des Universums ist, Meteorite sind denen viel zu wenig fiktiv.
Denen könntest höchstens diese grünen Bröckerl vom Wüstenplaneten Tatahouine andrehen und danach nix mehr.
Da müßtest schon die Carrie Fisher oder den Mark Hamill für ein Werbephoto mieten, auf denen sie die Steine segnen, und das kann sich kein Schwein leisten.

Wollt ich meine Truhen heute füllen und den Knirpsen das Pausibrotgeld abziehen, würd ichs so probieren:
(Ich kann es grad nicht, weil ich Zwangspause hab und keine zur Selbstgefährdung geeignete Gegenstände, also Meteorite, in der Zelle haben derf.)

Ich tät so einer Youtube-beauty-queen mit mindest 1.8 Mio Followern mein Produkt, also z.B. einen Mars oder Mond als Gratisgabe zuschicken,
aufdaß sie sich ihn vor der Kamera in die Haare schmiert.

Zack, klingelt die Kass und wenn von den Dusenden Opfern ein paar Dutzend zu echten Metsammlern von Euch und mir gehirngewaschen werden können,
hat sichs bezahlt gemacht.

Der Erstkontakt...
Früher, die Apollogeneration, die kamen ohne eines Zutun von allein. Die waren aus anderem Holz geschnitzt.
Und war ja auch eine populärkulturelle Ära, mit scharfer Apollo-Mucke:
https://www.youtube.com/watch?v=8cxWZfI50Sw

- Now, don't you think it's a miracle?
- A miracle?
- That we are the generation...
- oh we'll be!
- that's goin to one day populate the Moon
- we are?
- and that's going to be very fun!
Hehehehehe


Mettmann
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 15, 2019, 21:17:47 Nachmittag
Bei der offensichtlichen Gefährlichkeit von Meteoriten müsst aber sehr akkurat drauf geachtet werden, dass sich die YoutubeBeautyqueen am Ende nicht vor ihren 1.8 Followern mit einem Marskrümel versehentlich derschlogn tät.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: gsac am Juli 15, 2019, 21:56:48 Nachmittag
Bei der offensichtlichen Gefährlichkeit von Meteoriten müsst aber sehr akkurat drauf geachtet werden, dass sich die YoutubeBeautyqueen am Ende nicht vor ihren 1.8 Followern mit einem Marskrümel versehentlich derschlogn tät.

...oder diesen öffentlich im Schunkelcamp von RTL2, oder wie heisst das Selbstbespiegelungsdingens der persönlichen Eigenresteverwerter da, vor den juvenilen Bewunderen der Seifenoper abschluckt! So cool, but then again way too cool...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 15, 2019, 23:12:42 Nachmittag
Zitat
... derschlogn tät.

So ungeschickt war noch keiner.

„Don Pedro Esteban, der Apotheker von Valleras, wurde von einem herabsausenden erbsengroßen Stein an der Stirn leicht verwundet. Ein Herr Soravilla spazierte, ein Zeitungsblatt lesend, auf der Castellana. Da schwirrte vom Himmel eine feurige Kugel herab, durchlöcherte, Brandspuren zurücklassend, das Blatt, und rollte etwa 40 Meter über den Boden dahin. Der Stein gleicht einem Stück Schwefeleisen, ist von regelmäßiger Form und wiegt ungefähr 150 Gramm.”

(Madrid, 19.Feb.1896, 9h30).

 :eek:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 15, 2019, 23:40:23 Nachmittag
Zitat
... derschlogn tät.

So ungeschickt war noch keiner.

„Don Pedro Esteban, der Apotheker von Valleras, wurde von einem herabsausenden erbsengroßen Stein an der Stirn leicht verwundet. Ein Herr Soravilla spazierte, ein Zeitungsblatt lesend, auf der Castellana. Da schwirrte vom Himmel eine feurige Kugel herab, durchlöcherte, Brandspuren zurücklassend, das Blatt, und rollte etwa 40 Meter über den Boden dahin. Der Stein gleicht einem Stück Schwefeleisen, ist von regelmäßiger Form und wiegt ungefähr 150 Gramm.”

(Madrid, 19.Feb.1896, 9h30).

Das komplette Zitat lautet bekanntlich: "Herr Soravilla spazierte, ein Zeitungsblatt lesend, auf der Castellana. Da schwirrte vom Himmel eine feurige Kugel herab, durchlöcherte, Brandspuren zurücklassend, das Blatt, und rollte etwa 40 Meter über den Boden dahin, wo es hurtig von Herrn Miguel Agricultor aufgehoben und in den Mantelsack gesteckt wurde. Diesem Herrn gelang es anschließend auch, Senor Soravilla das Zeitungsblatt unter dem Vorwand, es weise ja nun ohnehin Loch und Brandflecken auf, um den Preis einer nagelneuen Ausgabe von 'El Mundo' abzukaufen."
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 15, 2019, 23:51:24 Nachmittag
Derweil, so berichtet Ganghofer in "Der hohe Schein", trug es sich andernorts so zu:

»Komm, hock dich her zu mir! Ich muß dir ebbes verzählen.« Neben dem Stein, zu Füßen einer Buche, setzten sie sich nieder. »Jetzt hab ich a bißl ebbes aussikitzelt! D' Stern sind keine Lichter, d' Stern sind Steiner. Dös hab ich aussibracht.«

Mathild schüttelte den Kopf. »Die Sterne sind Sterne. Wem sie leuchten, dem sind sie Trost und Freude.«

»D' Stern sind Steiner!« wiederholte die Sennin. »Jetzt hab ich's derpackt. Mit die himmlischen Sterndln is mir's gradso gangen wie mit die irdischen Lichtln. Sooft ich a Fensterl glanzen hab sehen in der Nacht, hab ich mir allweil denkt: da hocken jetzt wieder zwei beinand in der Freud! Bin ich drauf zugangen und hab einigschaut, so hab ich a Kammerl voll Elend gsehen. Und gestern auf d' Nacht, da hock ich vor der Hütten und schau, wie's glanzt da droben, und denk mir allweil: da droben muß 's Glück hausen, weil's auf der Welt kein' Platz hat, und da droben muß alles von Gold sein! Da macht's an Sauser in die Luft, und gahlings fallt a Sterndl abi gegen meiner. Gnau hab ich mir den Platz gmerkt, wo's einigrumpelt is in Almboden. Im Wasen is an Endstrumm Loch gewesen. Ich denk mir schon, jetzt hab ich an Brocken Gold, und fahr eini mit der Hand. Ja, Schnecken! Die Pratzen hab ich mir verbrennt. Und mein Sterndl is a Kohlstein gwesen. Da, schau her!« Sie zog aus der Rocktasche einen faustgroßen schwärzlichen Klumpen und hielt ihn auf der Hand. »Kannst ihn schon anrühren, jetzt brennt er nimmer.«

Ohne den Stein zu berühren, betrachtete Mathild den von schwarzen Schlacken umkräuselten Meteoriten. »Das ist kein Stern, Lies, das ist Weltenstaub, der in Sehnsucht umherfliegt. Asche vernichteter Sterne, sagt Papa, und Bausand für neue Sonnen.«

»So? Steht dös ebba in dem dicken Buch?«

Schweigend blickte Mathild über den Weiher hinaus, in dessen Klarheit sich das zu Gold verwandelte Grün der Wipfel spiegelte.

Die Hirtin kratzte mit dem Daumennagel an ihrem »Stern« und roch an ihm. »Nix als Ruß und Kohlstein! Z'erst plagst dich wie a Narr. Und bringst ebbes aussi, so is nix dahinter. Da herunt is alls a Schmarren, und droben is auch nix! Überall 's gleiche! Fahr zum Tuifi!« Mit diesem Segenssprüchlein schleuderte sie den Meteoriten in den Weiher hinaus.

Das klatschte, als wäre eine große Forelle aufgesprungen. Mit feuchten Augen betrachtete Mathild die Wellen, die in Ringen auseinander liefen. »Sein dickes Buch. Und mein goldener Stern.«



Ja Schnecken!
Meppmo
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 16, 2019, 00:17:52 Vormittag
Derweil, so berichtet Ganghofer in "Der hohe Schein", trug es sich andernorts so zu:

»Komm, hock dich her zu mir! Ich muß dir ebbes verzählen.« Neben dem Stein, zu Füßen einer Buche, setzten sie sich nieder. »Jetzt hab ich a bißl ebbes aussikitzelt! D' Stern sind keine Lichter, d' Stern sind Steiner. Dös hab ich aussibracht.«

Mathild schüttelte den Kopf. »Die Sterne sind Sterne. Wem sie leuchten, dem sind sie Trost und Freude.«

»D' Stern sind Steiner!« wiederholte die Sennin. »Jetzt hab ich's derpackt. Mit die himmlischen Sterndln is mir's gradso gangen wie mit die irdischen Lichtln. Sooft ich a Fensterl glanzen hab sehen in der Nacht, hab ich mir allweil denkt: da hocken jetzt wieder zwei beinand in der Freud! Bin ich drauf zugangen und hab einigschaut, so hab ich a Kammerl voll Elend gsehen. Und gestern auf d' Nacht, da hock ich vor der Hütten und schau, wie's glanzt da droben, und denk mir allweil: da droben muß 's Glück hausen, weil's auf der Welt kein' Platz hat, und da droben muß alles von Gold sein! Da macht's an Sauser in die Luft, und gahlings fallt a Sterndl abi gegen meiner. Gnau hab ich mir den Platz gmerkt, wo's einigrumpelt is in Almboden. Im Wasen is an Endstrumm Loch gewesen. Ich denk mir schon, jetzt hab ich an Brocken Gold, und fahr eini mit der Hand. Ja, Schnecken! Die Pratzen hab ich mir verbrennt. Und mein Sterndl is a Kohlstein gwesen. Da, schau her!« Sie zog aus der Rocktasche einen faustgroßen schwärzlichen Klumpen und hielt ihn auf der Hand. »Kannst ihn schon anrühren, jetzt brennt er nimmer.«

Ohne den Stein zu berühren, betrachtete Mathild den von schwarzen Schlacken umkräuselten Meteoriten. »Das ist kein Stern, Lies, das ist Weltenstaub, der in Sehnsucht umherfliegt. Asche vernichteter Sterne, sagt Papa, und Bausand für neue Sonnen.«

»So? Steht dös ebba in dem dicken Buch?«

Schweigend blickte Mathild über den Weiher hinaus, in dessen Klarheit sich das zu Gold verwandelte Grün der Wipfel spiegelte.

Die Hirtin kratzte mit dem Daumennagel an ihrem »Stern« und roch an ihm. »Nix als Ruß und Kohlstein! Z'erst plagst dich wie a Narr. Und bringst ebbes aussi, so is nix dahinter. Da herunt is alls a Schmarren, und droben is auch nix! Überall 's gleiche! Fahr zum Tuifi!« Mit diesem Segenssprüchlein schleuderte sie den Meteoriten in den Weiher hinaus.

Das klatschte, als wäre eine große Forelle aufgesprungen. Mit feuchten Augen betrachtete Mathild die Wellen, die in Ringen auseinander liefen. »Sein dickes Buch. Und mein goldener Stern.«


Ja Schnecken!
Meppmo
Was für eine Prosa, chapeau! Solcherlei sollte gesammelt und zwischen zwei e-book-Deckeln untergebracht werden. Aber was ist das: "Die Pratzen hab ich mir verbrennt"? Und: "Fahr zum Tuifi!« Mit diesem Segenssprüchlein schleuderte sie den Meteoriten in den Weiher hinaus." Huch! Der Weiher muss hernach tauchgesiedert gewallt haben, die Forellen entstiegen fix und fertig blau.

Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am Juli 16, 2019, 00:34:19 Vormittag
Seit der Bayerischen Rumpfunk den Ganghofer vor vielen Jahrzehnten in die Reißen bekommen hatte, ist er in der öffentl. Wahrnehmung in die Schublade 70er-Jahre-Lederhosensoftporno einsortiert worden, was er nicht verdient hat.
Schreib den Jäger vom Fall in ein Drehbuch um und biets dem Tarantino an, der wird begeistert sein.

Wir haben irgendwo im Forum noch so einen alten Zombiethread, in dem man solche Trouvaillen ablegen derf,
...ohne derschlagn zu wern...

Jetzt muß ich aber...
Muß Laßwitz zur Guten Nacht lesen...
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Wunderkammerad am Juli 16, 2019, 00:47:38 Vormittag
Wünsche dem Herrn eine gesegnete Nachtruhe.
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Thin Section am August 12, 2019, 19:01:54 Nachmittag
... ich empfehle da gern "den Bühler", oder die alten Bände von Heide/Wlotzka "Kleine Meteoritenkunde"...

Hallo Zusammen,

habe gerade ein wenig in der zweiten Auflage von F. Heide, Kleine Meteoritenkunde (1957) geblättert und was findet man selbst 1957 noch auf Seite 50 erstaunlicherweise:

Zum Schluß dieser Zusammenstellung über die Meteoritenkrater sei noch eine Liste der Krater ... angeführt,
für die ... die meteoritische Natur in Anspruch genommen worden ist, die aber sicher keine Meteoritenkrater sind
:

Europa: Nördlinger Ries; Steinheimer Becken; ...

Bernd  :winke:
Titel: Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
Beitrag von: Mettmann am August 12, 2019, 21:12:54 Nachmittag
Salü,

wie gut daher, daß der Eugene Shoemaker vier Jahr später am Nördlinger Daniel gekratzt und Coesit dabei gefunden.
(sonst wären auch die Mondfahrer nie in den Genuß eines gescheiten Bieres gekommen.
https://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/Astronauten-jpg-id40329332.html?aid=40329342 )

 :prostbier:
Mettmann