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Fundstücke => unbekannte Gesteine, auch meteoritenverdächtige => Thema gestartet von: Tinnumer am Oktober 07, 2019, 17:47:10 Nachmittag

Titel: Stein von Sylt
Beitrag von: Tinnumer am Oktober 07, 2019, 17:47:10 Nachmittag
Hallo liebe Forunsgemeinschaft,
Ich bin Christoph, 32 Jahre, Agrarwissenschaftler und Sylter. Dies hier ist mein erster Beitrag und ich bin wirklich gespannt was ihr zu meinem Fundstück sagt. Der Stein ist zirka 5 cm im Durchmesser und 1,5 cm hoch. Eine Seite sieht für mich so aus, als wäre sie angeschmolzen. Die andere Seite ist porös.. . Ich habe den Stein an der Hörnum Odde gefunden, das ist die Südspitze von Sylt. Wassererosion hat den Stein freigelegt. Ich hoffe auf den Bildern sind genug Details zu sehen.

Vielen Dank für eure Antworten und liebe Grüße
Christoph
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 07, 2019, 18:01:08 Nachmittag
Kreide-Flint würde ich meinen. Aber Du liegst trotzdem nicht so falsch, war mal flüssig nur nicht durch Hitze sondern Ausfällung von Kieselsäure glaube ich. Aber die Geologen hier, können Dir das viel korrekter erklären.

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Dirk am Oktober 07, 2019, 18:18:57 Nachmittag
Spontan dachte ich an einen angewitterten Glättstein.

Schau mal hier:    https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=11172.0  (https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=11172.0)


Könnte das passen?

 :winke:

Dirk
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: JFJ am Oktober 07, 2019, 18:39:24 Nachmittag
Moin Christoph und herzlich willkommen hier im Forum!

Ich gehe grundsätzlich von einem Feuerstein aus.
Die Form könnte darauf zurück zu führen sein, dass er in einer Gletschermühle (https://de.wikipedia.org/wiki/Gletscherm%C3%BChle) gelegen hat.
Die Entstehung wäre dann ähnlich einem Wallstein, also durch natürliche Vorkommnisse rund geschliffen.

Gruß von der Küste
Jörg
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 07, 2019, 19:14:23 Nachmittag
Die "Gletschermühle" auch Strudelloch genannt, erklärt nur die äußere Form des Steins, aber nicht die Fließstruktur innen, siehe Bild 2. Das Zeug war vor seiner Verfestigung schlicht flüssig bzw. gelartig.

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Muschgard am Oktober 07, 2019, 20:35:30 Nachmittag
Hallo,

das mittlere Bild zeigt für mich eindeutig Glas, bzw. Schlacke...

Grüße,
Michael
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 07, 2019, 21:01:59 Nachmittag
Hallo,

das mittlere Bild zeigt für mich eindeutig Glas, bzw. Schlacke...

Grüße,
Michael

Dann sieh Dir mal Bild 3 genauer an. Da siehst Du eindeutige Druckmarken, typisch für Flint. Nix Glas, nix Schlacke, sondern Kreide Flint. :winke:

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Tinnumer am Oktober 07, 2019, 21:26:43 Nachmittag
Hallo Zusammen,
Könnte der Glanz vielleicht durch Windpolitur verursacht sein? Dann wäre es wohl Flint. Mir kommt der Stein dafür aber recht schwer vor. Druckmarken sollen sichelförmig sein (laut Strand und Steine. De). Das sehe ich nicht.
Ein Glättstein kann ich mir gut vorstellen, manche Bilder aus dem Netz erinnern sehr an meinen Stein :)
Im Anhang noch je eine Aufnahme von der eisenreichen und der porösen Kante.

Bin gespannt wie es ausgeht.
Viele Grüße
Christoph
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 07, 2019, 21:53:46 Nachmittag
Lieber Christoph,
1. Wäre Dein Stein ein Glättstein, sollte es eindeutige Spuren auf der glatten Seite Deines Steines geben, die durch den Gebrauch entstanden sind. Dein Flint würde dort glänzen wie ein Kinderpopo. Min. 90% aller mir bekannten Glättsteine sind Sedimentsteine. Du hast aber einen Flint vor Dir. Hau drauf und an den muschligen, scharfkantigen Bruchstellen wirst Du es erkennen. Wie auch schon Jörg vermutete, ist der Stein sehr wahrscheinlich in einem Gletscherstrudel geformt worden. Ich kenne die Bilder von Strandsteine und auch in den Rudolphs werden sie so dargestellt. Das ist auch richtig, aber nicht vollständig, denn auf Flint sind diese Gletschermarken oft rundlich wie bei Deinem Stein. Wenn ich morgen etwas Zeit habe, mach ich mal ein Foto von einem "vollkommenen"
Strudelflint mit den gleichen Gletscherdruckmarken.

2.Wo bitte, ist an Deinem Stein eine "eisenreiche Kante"? Was Du siehst sind evtl. Kreidereste, an der sich lange nach der Gesteinsbildung etwas Eisensulfit angelagert hat, was zu der bräunlichen Verfärbung geführt haben dürfte. Halte mal einen Magneten an die Stelle und Du wirst feststellen, dass da kein Eisen ist.   

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Muschgard am Oktober 07, 2019, 22:36:06 Nachmittag
Mit Verlaub, ich habe noch nie so einen Flint gesehen - und ich habe schon viel Flint gesehen.

Den letzten Fotos nach sage ich Schlacke.

Zumal dem Finder selbst das hohe Gewicht und die fehlenden typischen Schlagmarken auffallen...

Grüße,
Michael
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Tinnumer am Oktober 07, 2019, 23:37:36 Nachmittag
Hallo Steinpilz,
Gut das die Oberseite nicht glatt genug sein mag kann auch daher rühren, dass man in der Gegend nimmt was man kriegt, aber ok :)
Mit eisenreich meinte ich wirklich die Ecke, ist für mich aber klassischer Rost und kein Sulfid.

Magnetisch ist das Ganze aber auch nicht...
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Nordnugget am Oktober 08, 2019, 08:55:15 Vormittag
Hallo Zusammen,
vielleicht kann ich euch auf eine neue Spur führen.
Ich habe schon einige Zeit mit dem Fossilien sammeln auf Sylt verbracht.
Bei dem Fundstück handelt es sich meiner Meinung nach um einen ordovizischen lavendelblauen Hornstein.
Die lavendelblaue Farbe ist nur an verwitterten Stücken zu erkennen. An frischen Bruchflächen ist die Farbe sehr dunkel Blau bis Schwarz.
Auf Sylt kommen gehäuft Geschiebe aus dem Erdaltertum vor.
Viele Grüße Jens
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Buchit am Oktober 08, 2019, 09:10:23 Vormittag
Hallo Zusammen,
vielleicht kann ich euch auf eine neue Spur führen.
Ich habe schon einige Zeit mit dem Fossilien sammeln auf Sylt verbracht.
Bei dem Fundstück handelt es sich meiner Meinung nach um einen ordovizischen lavendelblauen Hornstein.
Die lavendelblaue Farbe ist nur an verwitterten Stücken zu erkennen. An frischen Bruchflächen ist die Farbe sehr dunkel Blau bis Schwarz.
Auf Sylt kommen gehäuft Geschiebe aus dem Erdaltertum vor.
Viele Grüße Jens
Hallo Jens,

Volltreffer, würde ich sagen - es handelt sich imho wahrscheinlich um ein reichlich abgerolltes Exemplar eines Aulocopium aurantium (Schwamm aus dem Ordovizium). Kommt an der ganzen Sylter Küste hin und wieder mal vor; aber seit die Kiesgruben von Munkmarsch nicht mehr fördern, ist die Chance auf ein halbwegs gut erhaltenes Exemplar von Sylt ziemlich niedrig.

Hallo Christoph,

schau' mal, ob in der Bücherei von Westerland das Buch "Fossilien von Sylt" von Ulrich von Hacht noch zu finden ist; da sind einige interessante Abbildungen drin zu finden, die Dir vielleicht weiterhelfen.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Pinchacus am Oktober 08, 2019, 13:13:10 Nachmittag
Jens hat Recht.  :super:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Muschgard am Oktober 08, 2019, 13:17:51 Nachmittag
Hallo,

nachdem man sich hier, wie ich finde vorschnell, auf einen Ordovizischen Schwamm einigen möchte, plädiere ich dafür, dass der Finder eine einfache Dichtemessung vornimmt.

Auf das Ergebnis bin ich mal gespannt...

Grüße,
Michael

Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 08, 2019, 15:29:17 Nachmittag
Was gabs denn bei Euch zum Frühstück? Ich will das auch  :lacher: Sorry, aber der musste sein! Jetzt wieder ernst:

Also bei den hier vorliegenden Bildern, ohne auch nur ansatzweise erkennbare Sklerite, eine Bestimmung bis auf Artebene vorzunehmen, halte ich, mal vorsichtig ausgedrückt, für mutig. Nur weil Aulocopium aurantium auf Sylt nicht so selten ist, kann man doch nicht so fahrlässig eine Bestimmung vornehmen.

Chert ist bekanntermaßen Flint sehr ähnlich, aber nach meiner Ansicht hier auszuschließen, wegen der deutlich erkennbaren Druckmarken auf Bild 3. Außerdem sind die Kreide-Flinte auf Sylt wesentlich häufiger anzutreffen.

Dichte- und  Härtemessung bringt nix. Chert und Flint sind sich da zu ähnlich, deshalb draufhauen und den Bruch fotografieren.

Habe mal drei Bilder von einem schönen „Strudelflint“ hier angehängt, da könnt Ihr die gleichen Druckmarken sehen wie auf Bild 3. Meiner hatte nur das Glück die ca. 70 Mill. Jahre ohne Abplatzung – wie bei dem hier diskutiertem Stück – zu überstehen.

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Muschgard am Oktober 08, 2019, 17:15:06 Nachmittag
Dichte- und  Härtemessung bringt nix. Chert und Flint sind sich da zu ähnlich, deshalb draufhauen und den Bruch fotografieren.
...nee, doch, der Sinn der Dichtebestimmung ist, Flint/Chert auszuschließen und Schlacke zu bestätigen oder umgekehrt... :einaugeblinzel:

Grüße,
Michael
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 08, 2019, 18:06:31 Nachmittag
. . . , aber die Schlacke ist doch schon raus Michi. :baetsch:

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Eckard am Oktober 08, 2019, 21:23:02 Nachmittag
Hallo Steinpilz,

würdest Du diesen Stein ebenfalls als 'Strudelflint' bezeichnen.

Ich fand ihn in einer Kiesgrube. Dank an die Saale-Gletscher. Er wiegt 730 Gramm und ist ebenfalls ziemlich heil geblieben.

Besten Gruß
 :winke:
Eckard
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 08, 2019, 22:33:54 Nachmittag
Nö, Du? Entschuldige verstehe Deine Frage nicht Eckard, denn das Dein Stein kein Flint ist siehst Du doch selber und ob es ein Strudelstein oder Flussgeröll ist hängt vom Fundort ab.
Natürlich wurden in den Gletscherstrudel oder -mühlen, alle möglichen Gesteinsarten aufgearbeitet und wenn der Fundort keine andere Erklärung zulässt, ist es schon wahrscheinlich, dass ihn die Gletscher so geformt haben. Was aber natürlich noch kein Beweis ist. Wenn aber noch zusätzlich auf den Flinten deutliche Gletscherdruckmarken zu sehen sind, ist halt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er von einem solchen Strudel geformt wurde.

   :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Eckard am Oktober 08, 2019, 23:10:07 Nachmittag
Dass Du meine Frage nicht verstehst, das wundert mich. Hatte doch lediglich das Fragezeichen vergessen. :smile:

Dieser Stein ist mir zu einer Zeit, da ich diese Forum noch nicht kannte, von zwei Seiten als 'Flint' bestimmt worden. Ich weiß, es gibt eine mehrere hundert Kilo wiegende Flintkugel, die völlig anders aussieht. - Ich verstehe nichts von Gletscherdruckmarken, habe in meiner Ecke auch keinen Menschen, der sich mit Steinen auskennt, dem ich diesen Stein mal zeigen könnte. (Und das ist mehr als blöd.)

Ich weiß, dass es nicht immer leicht ist, etwas nach einem Foto zu bestimmen. Ich habe auch schon erlebt, dass Experten bei ein und dem selben Objekt grundverschiedene Meinungen haben. Aber das gibt es wohl auf jedem wissenschaftlichen Gebiet.

Dass dieser Stein auch muscheligen Bruch zeigt, das dürfte Dir sicher nicht entgangen sein.

Biete mir doch mal eine Alternative. Ich lerne noch immer gerne hinzu.

Besten Gruß
 :winke:
Eckard

PS: Hast Du auch einen Namen?
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Eckard am Oktober 08, 2019, 23:52:54 Nachmittag
Hej,

vielleicht helfen Dir diese Bilder weiter, auch, wenn sie nicht von der hier u. a. O. oft geforderten Perfektion sind. - Solltest Du etwas anderes sehen als Flint, dann lass es mich bitte wissen. Ich möchte ja schließlich wissen, was ich da habe.

Gute N8
 :winke:
Eckard
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Muschgard am Oktober 09, 2019, 00:21:51 Vormittag
Hallo Eckard,

selbstverständlich ist Dein hier gezeigter Stein ein Flint.

Grüße,
Michael
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Buchit am Oktober 09, 2019, 09:16:42 Vormittag
Was gabs denn bei Euch zum Frühstück? Ich will das auch  :lacher: Sorry, aber der musste sein!
Bei Dir gab's dafür erkennbar rohe Pilze - die können im Gehirn mitunter ganz schönen Schaden anrichten und haben das offensichtlich auch schon getan :ehefrau: (Das musste ebenfalls sein...)

Zudem solltest Du dringend an Deiner Lesekompetenz arbeiten - ich habe geschrieben, dass es sich WAHRSCHEINLICH um einen Aulocopium aurantium handelt...das war also KEINESWEGS eine eindeutige und endgültige Bestimmung.

Draufhauen bringt gar nichts - die Fossilien des Lavendelblauen Hornsteins sind oft sehr feinkörnig rekristallisiert, und der Bruch ist von Chert, Radiolarit oder auch manchen Feuersteinen nur schlecht bis gar nicht  zu unterscheiden. Auf Skleriten darf man ohnehin bestenfalls bestenfalls nach einer Flußsäurebehandlung hoffen, und selbst dann nicht immer - die Rekristallisation läßt (ähnlich wie beim Feuerstein) meistens nichts von der Mikrostruktur übrig, dafür oft genug die äußere Form. Dessen ungeachtet läßt das Stück noch zumindest ansatzweise die typische Form dieser Fossilien erkennen.

Ich sammle seit bald 30 Jahren auf Sylt - und ich kenne solche Stücke.
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Eckard am Oktober 09, 2019, 09:50:59 Vormittag
Moin Michael,

 :danke: für Deine Bestätigung. Hat mich gefreut.

Besten Gruß
 :winke:
Eckard
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Steinpilz am Oktober 09, 2019, 14:18:11 Nachmittag
Bei Dir gab's dafür erkennbar rohe Pilze - die können im Gehirn mitunter ganz schönen Schaden anrichten und haben das offensichtlich auch schon getan :ehefrau: (Das musste ebenfalls sein...)

Schön, dass Du Dich um meine Gesundheit sorgst, wer weis evtl. hast Du ja Recht. Nur bei den Pilzen liegst Du definitiv daneben, die mag ich nicht besonders.

Ich sammle seit bald 30 Jahren auf Sylt - und ich kenne solche Stücke.


Ja, dann . . .  :eek: Ein schlagendes Argument, dagegen kommen offensichtliche Merkmale des Fundstückes natürlich nicht an. :super:

Jo, dann hätten wir es doch, ein ordovizischer Schwamm mit Gletscherdruckmarken. :wow:

Und bevor, die Sache hier mal wieder eskaliert, bin ich dann mal weg. :winke:

 :hut:
Titel: Re: Stein von Sylt
Beitrag von: Buchit am Oktober 09, 2019, 14:23:45 Nachmittag
[Und bevor, die Sache hier mal wieder eskaliert, bin ich dann mal weg. :winke:
Joa, eine Entziehungskur könnte nicht schaden... :baetsch: