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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: Himmelskörper am Dezember 08, 2019, 01:36:24 Vormittag

Titel: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am Dezember 08, 2019, 01:36:24 Vormittag
Hallo liebe Meteoriten-Profis  :winke:,

ich dachte, ich wende mich mit meinem Anliegen mal an euch. Ich habe mich vor einigen Jahren in Meteoriten, insbesondere Eisenmeteoriten mit Widmannstätten-Pattern, verliebt. Ich kaufte mehrere und polierte und äzte auch schon etwas - mit Erfolg, wie ich glaube.

Nun... Einestages im Frühjahr 2017 sah ich auf ebay, dass jemand aus den USA einen ca. 900 Gramm schweren Eisenmeteoriten mit (meiner Meinung nach) sehr schöner Form versteigerte. Allerdings konnte er den Meteoriten nicht genauer spezifizieren. Ich machte Screenshots der Artikelbeschreibung und der Fragen, die andere Interessenten unter dem Artikel stellten, sowie den Antworten des Verkäufers (siehe Anhang). Ein Nutzer spekulierte, dass es ein Costilla sein könnte. Er behauptete auch, dass dieser für 18 cent pro Gramm gehandelt werde, was ich für Quatsch halte, da die Masse vom Costilla wohl nur 35kg war und er somit recht selten wäre (https://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?code=5453). Ich wage es also zu bezweifeln, ob der andere Nutzer und seine Vermutung (Costilla) für voll genommen werden können.

Ein anderee Nutzer fragte, wo der Meteorit gefunden wurde. Der Verkäufer gab an, den Meteoriten vo einem Bekannten als Gegenleistung für arbeiten bekommen zu haben, der angab, dass der Meteorit aus dem Südwetsen der USA kam. Er hat ihn im Pritzker Institut untersuchen lassen, was laut Veräufer ergab, dass der Fundort wohl stimmen könnte - um dies allerdings mit Gewissheit sagen zu können, hätte man den Meteoriten wohl an einer Stelle anschneiden müssen, was der Verkäufer nicht wollte. Er gab an, dass er die Person, die die Untersuchung durchführte als "excited" (in diesem Kontext am ehesten "begeistert") erlebt habe. Detals siehe angehängte Screenshots.

Da es rein optisch für mich eindeutig nach einem Eisenmeteorit aussah und der Preis mit etwas über ca. 400 Euro inkl. Zoll gerade noch vertretbar war, schlug ich zu. Zugegeben auch aus Interesse und der Hoffnung, vielleicht eine seltene Sorte zu bekommen.

Der Verkäufer stellte mir nach dem Kauf noch eine Email vom Pritzker Center / Field Museum zur Verfügung, die er zu dem Meteoriten bekommen hat. Auch diese hängt an. Er gab an, Infos zu dem Meteoriten vom ebay Mitglied stonesbonesom bekommen zu haben.

Ich habe Bilder des liebgewonnenen Prachtstücks angehängt (ein paar noch in einer Antwort, weil sonst die Anhänge zu groß wären). Mittlerweile habe ich ihn "Ufo" getauft, da er ja - zumindest momentan - noch unbekannt ist  :laughing:.

Spaß beiseite: Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr mir helfen könntet, zu bestimmen, was das für ein Eisenmeteorit ist. Oder mir Tipps geben, wie ich das herausfinden kann.

Beste Grüße

Der Himmelskörper
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am Dezember 08, 2019, 01:44:42 Vormittag
Hier noch ein paar mehr Bilder von "Ufo"...
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Mettmann am Dezember 08, 2019, 04:59:43 Vormittag
O mei, ein Waisenkind.

Costilla Peak ist natürlich Blödsinn, denn das war eine einzelne Masse, wird zudem auch nicht gehandelt (und wenn, dann eher zu 18$ als zu 18ct. im Gramm).

Nun gut, das Stück ist äußerlich schwer gereinigt und runtergeputzt, nach seiner fetzenartigen Form und dem runden Loch, wo wohl eine Graphitknolle herausgewittert ist,
würde ich , so es denn aus dem Süden der USA stammen soll (und nicht nur die Person, die es dem Verkäufer überbracht hat),
versucht sein, es am wahrscheinlichsten den Masseneisen Canyon Diablo oder Odessa zuzurechnen, wozu auch der Nickelgehalt einigermaßen gut paßt (Co naja einerseits schwankts von Stück zu Stück, zum andern war es ja keine genaue quantitative Analyse, wie in der Mail steht, sondern es ging ja drum, Ni nachzuweisen).
Und letztlich, weil diese beiden Eisen äußerst weit verbreitet sind.

Zuordnen könnte man es nur durch die Messung der Spurenelemente Ge, Ga, Ir und Au, denn deren Werte sind am diskriminierensten.
Allein würden die Kosten für eine solche Analyse den Kaufpreis/Wert dieses Stückes bei Weitem übersteigen (insbesondere, wenn hernach rauskäme, es wäre Canyon oder Odessa).

Mit solchen Waiseneisen ists letztlich immer das Gleiche, sie haben so gesehen mit ihrer verlorenen Identität auch keinen eigentlichen (Meteoriten-)Sammlerwert,
sondern müssen letztlich allerhöchstens mit dem Preis des billigsten verfügbaren Eisenmeteoriten (also Campo oder Nantan) angesetzt werden.
Insofern macht ein Erwerb eigentlich nicht viel Sinn, weil es nicht viel zu erhoffen gibt. Es sei denn der Preis wäre symbolisch oder die Masse so groß, daß man die Kosten für die Messungen rechtfertigen könnte.

Also am Besten der Länge nach aufsäbeln, polieren, ätzen, vielleicht kann man dann besser einschränken.

(Baß erstaunt bin ich allerdings, daß das Fieldmuseum den überhaupt angeschaut hat, da es ja kein Fund, sondern nur ein Irrläufer ist, wie er zu Dusenden herumschwirrt).

 :streichel:
 :weissefahne:
Mettmann
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Wunderkammerad am Dezember 08, 2019, 12:11:57 Nachmittag
Schließe mich meinem Vorredner weitestgehend an. In Anbetracht dessen, was man in etwa über das Stück weiß oder besser ahnt (SW-USA), würde ich auf Canyon Diablo tippen, gerade auch von der Gestalt her. Klar, das Stück wird nicht durch die Autorität eines anerkannten Dealers gestützt, die Fundumstände sind nicht bekannt. Das ist ein Manko. Andererseits finde ich die Form als solche recht ansprechend, ist jedenfalls keine undifferenzierte Eisenknolle wie etwa die meisten der angesprochenen Nantans. Schade, dass das Stück so stark gereinigt wurde - persönlich ziehe ich die mit Patina klar vor. Räume aber auch ein, dass das in einem gewissen Maße Geschmackssache ist. @Himmelskörper, wenn er Dir gefällt, und das scheint ja so zu sein, wenn Dich der "Waisenkind"status nicht entscheidend stört, und auch in Anbetracht des Preises (CDs tummeln sich inzwischen ja auch schon so um die 1$/g Marke herum) - nichts wirklich falsch gemacht.

Dennoch wäre mein Rat: besser von einem seriösen Händler kaufen. Dann zahlst Du für ein hübsches Exemplar mit Patina von annähernd derselben Masse - z.B. sowas https://www.ebay.com/itm/927-gram-Sculpted-Canyon-Diablo-Meteorite-Arizona-USA-original-patina/323890533228?hash=item4b6961536c:g:P24AAOSwRMhdXX3n  nach etwas dealen immer noch ein Stück mehr, aber Du weißt was Du hast.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Thin Section am Dezember 08, 2019, 13:00:55 Nachmittag
Hallo "Himmelskörper"

Betrachte ich nur den angegebenen Gehalt an Nickel, würde ich auf Odessa tippen. Habe in meiner Datenbank folgende Nickelgehalte für Odessa abgelegt: 7.25 %Ni, 7.24 %Ni, 8.73 %Ni, 7.2 %Ni. Für Canyon Diablo liegen die Werte niedriger. Auch die Form erinnert mich ein wenig an einen Odessa aus meiner Sammlung (siehe Bild). Muß allerdings gestehen, dass mein erster visueller Eindruck Canyon Diablo war.

Bernd
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am Dezember 08, 2019, 17:38:12 Nachmittag
Leute, 1000 DANK SCHONMAL für eure freundlichen und sehr aufschlussreichen Antworten! "Odessa" und "Costilla" klingen ja auch gar nicht SOOO unterschiedlich, die Namen könnten ja evtl. auch verwechselt worden sein...

Wie auch immer, ich denke die Idee mit dem Aufschneiden und ätzen ist gut. Denn die Ätzmuster des Canyon Diablo und Odessa unterscheiden sich meinen Recherchen nach schon deutlich, vielleicht wird dadurch Bernds durch den Nickelgehalt begründete Einschätzung bestätigt.

Geschnitten habe ich selbst bisher noch nicht, aber ich hatte ohnehin vormal zu einer Metallwerkstatt zu fahren, in der ich hoffe, einen geeigneten Rahmen zu finden... Falls das nichts wird, würde ich hier evtl. noch mal rumfragen. Würde mittelfristig aber schon gerne selbst die Kunst des Schneidens lernen (bzw. lokal in Mittelfranken Anlaufstellen finden), und zwar auch für größere Exemplare...

Danke noch mal für die Antworten!
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am Dezember 09, 2019, 11:50:24 Vormittag
Ich hatte auf de Webseite der Kollegen die die Nachsuche des Saint Aubin organisiert haben gesehen wie die die großen Trümmer geschnitten haben. (http://www.siderite.fr/coupe.html?lang=en)
Grob gesagt wurden die Dinger einzeln mit Epoxidharz in eine Sperrholzkiste gebettet und dann auf der Wasser- oder Ölgekühlten Metallbandsäge in der Schlosserei sektioniert.
Anschließend muss man die Sägeriefen natürlich vor dem Ätzen planschleifen. Alles recht rustikal und günstig gehalten, was bei der großen Fundmasse natürlich auch irgendwo gerechtfertigt scheint.

Abzuwägen ob der Materialverlust durch Sägen, Planschleifen und Polieren die Anschaffung eines teuren Isomet Präzisionstrennschleifers ausgleicht mit dem man dann auch dünnere Scheibchen und somit mehr Belegstücke für evtl. Handel hätte. Je dicker die Stücke sind, desto größer und teurer wird eine solche Säge auch und somit macht es wieder nur bei extrem teuren und seltenen Stücken Sinn... :einaugeblinzel:

Gruß Mario.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: lithoraptor am Dezember 10, 2019, 11:49:11 Vormittag
Moin!

!!! ACHTUNG!!!

Eine Metallwerkstatt wird Dir bei meteoritischem Eisen vermutlich nicht helfen können (auch wenn die Leute vor Ort dies anders sehen mögen). Man kann Eisenmeteorite nicht mit herkömmlichen Diamant-Sägeblättern sägen!!! Dafür braucht es spezielle Sägeblätter mit kubischem Bornitrid (CBN / β-Bornitrid). Diamant-Sägeblätter fressen sich an meteoritischem Eisen fest, nehmen Schaden und können dadurch auch das Stück selbst schädigen.

!!! ACHTUNG !!!

Mein Tipp wäre, dass Du dich da eher an einen Eisen-Profi hier im Forum wendest - etwa Andi aus Hamburg oder Mirko aus Berlin. :fluester:

Gruß

Ingo
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am Dezember 10, 2019, 12:33:16 Nachmittag
Hi Ingo,

Ja, es sollte mit harten mineralischen Abrasiven (Bornitrid, Tungstencarbid, Siliciumcarbid etc.) geschnitten werden.

Wie die Franzosen gezeigt haben geht vieles, wie die Standzeiten am Hartmetall-Sägeblatt der Bandsäge nach dem Schnitt waren kann ich aber nicht sagen.  :einaugeblinzel:

Älterer Literaturauszug in diesem Zusammenhang angehängt.

Gruß Mario.

EDIT: Hilfreich ist vielleicht auch dieser Artikel: https://nuggetshooter.ipbhost.com/topic/7933-secrets-to-cutting-etching-and-preserving-iron-meteorites/
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am Dezember 10, 2019, 16:11:31 Nachmittag
Danke für eure Hinweise!

Ich weiß, dass das Schneiden von Eisenmeteoriten ein komplexes und auch umstrittenes Thema ist. Ich werde mich in jedem Fall vorher ausgiebig erkundigen.
Da ich aber irgendwann mal ohnehin ein größeren Met in Scheiben schneiden möchte, ist meinen bisherigen Recherchen nach ein Sägeautomat ohnehin so ziemlich der einzige "way to go" (zumindest ab einer bestimmen Schnitttiefe). Deshalb wollte ich mir diesen Betrieb ohnehin mal ansehen, denn er verfügt wohl über einen Sägeautomaten.

Falls sich der betrieb als unpassend erweist oder nicht möchte bzw. zu teuer ist, würde ich mich mit "Ufo" mal an einen erfahrenen "Schneider" ( :laughing:) des Forums wenden!

Danke nochmals!!
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am April 25, 2020, 15:08:28 Nachmittag
Wollte diesen Thread noch mal aufgreifen.

Weiß, jemand, was es kosten würde, diesen Met der LÄNGE nach aufscheiden und polieren zu lassen und wie groß (in mm) dabei der Materialverlust aufgrund er Sägebreite und des Polierens wäre?

Wäre für Infos oder auch Angebote dankbar!

Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am April 26, 2020, 09:17:41 Vormittag
Ich hatte kürzlich Kontakt mit Riccardo Cataldi der einen Muonionalusta gefunden hat. Er lässt ihn in Russland sektionieren und Ätzen, weil vergleichbare Dienstleistungen in Europa nicht bezahlbar wären.  :nixweiss:

Gruß Mario.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Metspass am April 26, 2020, 14:44:24 Nachmittag
Hallo Himmelskörper,

mein Rat:  weitere Kosten vermeiden!
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Mettmann am April 27, 2020, 09:01:00 Vormittag
Hiho Himmelskörper,

Du kommst wirklich besser hin, wenn Du Dir fertig präparierte Muonionalusta-Scheiben zu den 1-1,5$/g Endhandelspreis oder was sie gerade kosten, wenn sie billig sind,  besorgst.
Alles andere ist in Deutschland..räusper, Modesprache: "finanziell nicht darstellbar" - in gutem Deutsch: lohnt sich nicht.

Wir leben in einem Hochsteuer-&-abgabenland mit hohen Lebenshaltungskosten und damit naturgegebenermaßen hohen Arbeitskosten.
Bitte guxx - eine durchschnittliche Handwerkerstunde kostet daher bei uns ca. 50Euro, wenn man Sie einkauft.
Rechnest grob, daß Du für die Herstellung einer fachgerecht präparierten Scheibe in der Größe einer Hand ca. 4 Stunden benötigst, bist schon bei 200Euro Kosten - noch ohne alle anderen Faktoren, die noch obendrauf kommen, wie Rohmaterialpreis, Schnittverlust, Verbrauchsmaterialien, ect.
Daher können die hiesigen Meteoritenprofis auch keine geätzten Eisen aus den unteren Grammpreisregionen anbieten; es sei denn, sie lassen sie in Ländern mit billigerem Kostenniveau sägen oder tauschen/kaufen sie mehr oder weniger fertig ein - oder fertigen eben aus reinem Spaß an der Freud bzw. mit Quersubventionierung welche an, ums Sortiment fülliger zu gestalten.
Denn die Sammler zahlens ihnen nicht.

Die Erwägungen des locastan hülfen Dir auch nicht weiter, da Du mit den Kosten nicht nur nicht  hinkämest, sondern den Gewinn aus den zusätzlichen Scheiben im Verkauf vom ersten Euro an sogar versteuern müßtest, also Deinem "normalen" Arbeits- und sonstigen Einkommen zurechnen müßtest, da Du diese Scheiben mit Gewinnerzielungsabsicht anfertigen würdest. (So etwas wie "Liebhaberhandel" mit etwaigen Freigrenzen gibts in D nicht).
Wobei Du natürlich den Nachteil hast, als Nichtgewerblicher bspw. den Anschaffungspreis Deiner Säge und Deiner Schleifmaschin nicht abschreiben zu können.
(Zudem erwarten Sammler i.d.R. eine sehr hohe Qualität, die sich konstant auch erst nach einiger Zeit und Probieren einstellen wird, alles andere bestrafen sie mit heftigen Preisabschlägen und bei den Laien, also ich bin ein Vertreter der Meinung, daß wenn sie überhaupt nur einmal ein Stück aus dem All besitzen wollen, es handwerklich von bester Qualität sein sollt).

Kurz, wie mag man die Optionen für Dich vergleichen - es wäre eben so, wie wenn Du entweder zum Schneider oder gar Couturier mit Deinem selbstgewählten Stoff gingest, um Dir einen Bademantel anmessen und nähen zu lassen - oder aber Du käuftest den Bademantel aus dem gleichen Stoff von der Stange und in Bangladesch genäht.

Oder - und perfektes ABER,
Du siehst es als Freizeitvergnügen.
(bin richtig stolz auf diese Idee!)

Wir geben hierzuland einen beträchtlichen Teil unseres Einkommens für unsere Freizeit, die ja mittlerweile zu unseren Grundbedürfnissen zählt, aus
 - der eine mag einen schönen Garten haben, kauft Pflanzen, Geräte, Terrassenmöbel und Zeug, die andere unternimmt gerne Reisen in ferne Länder, der Dritt betreibt Sport mit Kleidung, Geräten, Platzmieten, Auswärtsspielen  ect. und der Uropa Gsac hat eine Rrriesenmodelleisenbahn im Keller über die Jahrhunderte zusammengetragen (für die er heut keinen müden Pfennig mehr kriegte) usw. usf.
Das kostet alles selbstverständlich Geld, trägt sich in keinem Falle selbst und refinanziert sich monetär zu keinerlei Anteil.
Denn Gewinn, den man gleichwohl daraus zieht, mag so mancher nicht mit Gold aufwiegen.

Daher sieh es also als ganz normales Hobby, für das Du ohne über die Maßen zu hinterfragen, selbstredend Geld ausgeben würdest.
Und daher, sei mir nicht bös, versteh ich oft die Leut nicht, die, so sie unbedingt selber Eisenmeteoriten schrauben wollen, immer so harsche Kalkulationen fahren wollen,
wo sie doch in einem der reichsten Länder leben,
wo man das Glück hat, nicht vom Brot allein leben zu müssen.

Und Meteorite sind etwas so Faszinierendes, Spannendes und Exquisites, daß die Beschäftigung mit Ihnen doch wirklich die Ausgaben eines jeden Allerwelthobbies allemal rechtfertigt!

Hops, seh grad, ist ja ein Odessa, kein Muoniona...wurscht, gesagtes gilt für jedes Niedrigpreiseisen.

Damit Du ganz praktisch etwas mitnehmen kannst, ist mein Rat:
Dein Stück hat eine sehr hübsche Form.

1) Ich würde es daher schlicht ganz lassen und mit Geduld eine billige, weil womöglich schlecht präparierte Scheibe der verdächtigten Lokalität aus den ebays erringen,
um, wenn es Dir eben solche Freude bereitet, diese dann neu zu überarbeiten und selber zu schleifen und zu ätzen.
2) alternativ - allerdings bringts bei einem Eisen dieser Balkenbreite natürlich nicht ganz den Aha-Effekt, wie bspw. bei einem Muoniona oder Gibeon - laß Dir am stumpfen, dicken Ende eine wirklich nicht zu große Kappe absägen - wär ein einziger und nicht zu großer Schnitt, also nicht sooo teuer - diese Fläche präpariert - und Du hast ein 1A-Schaustück von ästhetischem Anspruch.
je nach dem, wie mans eingespannt kriegt möglichst schräg, um etwas Fläche zu gewinnen und auf keinen Fall zuviel, um nicht den Gesamteindruck der Form zu stark zu beeinträchtigen.

Wär meine Ansicht,
hab zwar überviel mit Löffeln gefressen
doch wahrlich: nicht alles darunter war von Weisheit...

 :prostbier:
Mettmann

(PS: Frag mich grad: Darf man eigentlich mit einer Gesichtsmaske eine Bank betreten.....??)
   
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am April 27, 2020, 12:08:32 Nachmittag
Hallo,

sehr schön geschrieben Mettmann.

Als Zusatzinfo vielleicht noch zu erwähnen:
- In D gibt es die Kleinunternehmerregelung mit der auch Abgeschrieben werden kann. Es liegt nahe, dass er bei der Anschaffung einer so teuren Maschine wie der erwähnten automatischen Trennsäge auch ein (Klein-)Gewerbe anmelden sollte. Man darf im falles des Kleinunternehmens allerdings nicht international, sondern nur in D verkaufen, was ein Hindernis sein könnte.

- Eine Ecke abschneiden, um ein "Fenster" zum ätzen und präparieren zu haben, kann man pragmatisch auch mit der Flex, Trennständer (dann wird's auch recht gerade) und einer dünnen SiC Trennscheibe machen (Wasserkühlen mit dem Gartenschlauch) und die Schnittenden schön polieren. Danach das gute Stück ordentlich in destilliertem Wasser baden, damit sich keine bösen Chloride einnisten.

Gruß Mario.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am April 28, 2020, 13:28:49 Nachmittag
Vielen Dank, Leute!

GAAAANZ tolle Tipps sind das...

Ich habe mal bei einem Met-Profi nachgefragt. Ein Längsschnitt würde 500 Euro plus MwSt. kosten. In Anbetracht des Aufwandes und benötigten Materials natürlich nachvollziehbar - in Relation zum Grundpreis aber natürlich trotzdem ein harter Brocken.

Ich habe noch eine Idee: Einen Teil des Meteoriten "freizulegen", also ohne Schnitt zu polieren und diese Stelle dann zu ätzen. Stelle ich mir, wenn gut gemacht, auch sehr schön vor.

Habe das jetzt allerdings mal an einem ganz kleinen, verwittertern Canyon Diablo an einer Seite ausprobiert. Mit Hand-Eisenfeilen und Schleifpapier. Ist aber unrealistisch, wie ich merke. Würde ewig dauern, da die Fläche ja nicht flach ist. Auch kann man die Oberfläche, zumindest mit Eisen III-Chlorid, nicht einfach wegätzen.

Gäbe es dafür einen einfachen Weg? Falls eine nicht zu kostenintensive Maschine benötigt würde, wäre das auch kein Problem.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am April 28, 2020, 14:40:20 Nachmittag
Hi,

für solche Teilpolituren fallen mir spontan nur Sandstrahlen oder Bürstenschleifen und anschließend mit immer feineren pulverförmigen Schleifmitteln (SiC) oder Pasten auf Filzscheiben/Fell polieren.

Hier mal als Beispiel wie sowas dann nach der Ätzung ausschaut:
https://www.ebay.de/itm/3-8-kg-XXL-Meteorit-Muonionalusta-teilpoliert-geatzt-137x111x62mm-3811g/392282035772

Gibt eben keinen Querschnitt durch die Struktur wie es sonst bei richtigen Scheiben zeigt.

Gruß Mario.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: RiccardoSalento am April 28, 2020, 17:09:23 Nachmittag
Ich hatte kürzlich Kontakt mit Riccardo Cataldi der einen Muonionalusta gefunden hat. Er lässt ihn in Russland sektionieren und Ätzen, weil vergleichbare Dienstleistungen in Europa nicht bezahlbar wären.  :nixweiss:

Gruß Mario.

Hi Mario! Das bin ich.  :winke:

Bei „uns“ sind es allerdings etwas über 100kg die zersäbelt werden müssen.

Ich habe dort schon mal schneiden lassen und das Ergebnis war perfekt. (Preis Leistung unschlagbar)


Für einen Schnitt lohnt es sich natürlich kaum mit dem ganzen Versand etc.


Mit freundlichen Grüßen

Riccardo
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Mettmann am April 28, 2020, 20:15:13 Nachmittag
Wobei man aber schon noch anmerken muß,
daß kein Sammler der Welt ein derart zu- und hingerichtetes Eisen auch nur mit der Kneifzange anrühren wollen würde:
www.ebay.de/itm/Meteorit-Muonionalusta-teilpoliert-und-geatzt-137x96x78mm-2891-4g/392282034455?hash=item5b55d4d117:g:Xo8AAOSwOTpZzggT

Bzw. nur in zwei Ausnahmefällen, nämlich als Schnittrohmaterial (dann sicherlich nicht zu diesem illusorischen Preis) oder wenn es sich um eine seltenste Lokalität handelte,
die so gut wie nie erhältlich ist - wobei er/sie es zweifelsohne dann von Profihand in eine anständigere, präsentablere Form bringen lassen würde,
was dann auch wegen des hohen Materialwertes nicht im Gilbbeutel schmerzen dürfte, da er/sie die Präparationskosten mit Material begleichen könnte.

(Und aus Händlersicht, war mal einer; kein Fachhändler, der auch nur ein bisserl auf seine Reputation bedacht ist, würde sich gestatten, solche Unfälle anzubieten.)

Also ich find da den Ansatz vom Mario mit Trennschleifer und Fixiereinrichtung ihn zu fensterln viel besser,
(zumal das ja sehr günstige Gerätschaften sind, die man immer wieder mal in Haus&Hof gebrauchen kann bzw. irgendein Spezl hat immer eine Flex, die man sich leihen kann),
bevor Du sowas wie oben draus machst oder ihn in immer schärferen Säuren nach 4,43 Mrd Jahren ins Nirwana entließest...

 :prostbier:
Mettmann

(PS:Steinmeteorite sind feins viel vielfältiger und repräsentativer fürs Sonnensystem, da hat man viiiiiiiiiiiel weniger Ärger, Arbeit und µ..)
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Himmelskörper am April 28, 2020, 21:45:17 Nachmittag
Danke noch mal, Leute!

Ich muss sagen, obwohl ich echt ein Widmannstätten-Fan bin, dass die beiden Muonas, die ihr verlinkt habt, mir jetzt auch nicht zusagen. Wirken schon recht kahl, der zweite gar wie ein gerupftes Huhn :laughing:.

Ich hatte mir das, wenn überhaupt, für eine kleine Stelle überlegt... Tendiere jetzt aber dazu zu glauben, dass man das einfach nicht sonderlich ästhetisch hinbekommen kann. Ich werde es an meinem kleinen Versuchsobjekt, wo ich schon mit der Handfeile dran war, aber zunächst trotzdem mal probieren mit dem Bürstenschleifen. Vielleicht ist es, wenn an der richtigen Stelle und örtlich begrenzt gemacht, doch schöner als erwartet.

Ich gebe ein Update, wenn ich das mal probiert habe!

Danke für euren tollen Input!


NACHTRAG: Hatte jetzt gerade noch eine Eingebung. Ich habe ein Graviergerät zuhause, dass ich mal sehr günstig für unter 20 Euro gekauft hatte. Ich habe es gerade mal verwendet, um das Metall meines kleinen Versuchobjekt dort freizulegen, wo ich mit der Feile nicht hinkam.

Es machte den Eindruck, als würde das recht gut funktionieren! Das wäre super, da das relativ einfach ist. Es ist nur 22 Uhr jetzt und das Gravieren recht laut, weshalb ich den Nachbarn zuliebe wann anders damit weitermache. Ich gebe euch ein Update!!
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: speul am April 28, 2020, 22:22:49 Nachmittag
Zitat
www.ebay.de/itm/Meteorit-Muonionalusta-teilpoliert-und-geatzt-137x96x78mm-2891-4g/392282034455?hash=item5b55d4d117:g:Xo8AAOSwOTpZzggT

schnell weg, kriegste ja Augenkrebs davon
Ist für solche Bilder nicht ein Beipackzettel erforderlich
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Mettmann am April 29, 2020, 00:08:02 Vormittag
Hast recht,
mein Fehler - solche Bilder sollte man erst nach 22Uhr zeigen.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Wunderkammerad am April 29, 2020, 01:02:56 Vormittag
Also diese geschälten Eisen erinnern mich immer ein bissle an https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/Titian_-_The_Flaying_of_Marsyas.jpg   (Tizian, „Die Häutung des Marsyas“, circa 1570–1576, Öl auf Leinwand, 212 cm × 207 cm)

ZuRisikenoderNebenwirkungenfragenSieIhrenArztoderApotheker.

Zum antiken Kontext: der Satyr Marsyas war unvorsichtig genug, Apollon selbst zu einem musikalischen Wettstreit herauszufordern. Marsyas spielte die archaisch-phrygische (= Pans-) Flöte (sic!), Apollon die klassische Kythera. Begehrend-unmittelbarer Atem also vs pythagoräisch-mathematische Klampfe, hybride Triebhaftigkeit vs maß-verpflichtete Bändigung, sterbliches Aufbegehren vs Unsterblichkeit, Zeitlosigkeit. Marsyas, klar, unterlag - die richtenden Musen waren schließlich Apollon verpflichtet. Fair? Forget it. But, man, it works.

Und das hat er itzo davon, der gefallene Sternenengel: geschunden der Katharsis überantwortet  :platt:
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am April 29, 2020, 09:10:30 Vormittag
Ja, diese rundgelutschten Eisen sieht man leider im Moment öfter auf Auktionsplattformen. Aber auch Kugeln, Würfel und komisch "Mainzelmannförmige" Anhänger aus Meteoriten.   :gruebel:

Oft trifft es gerade den Canyon Diablo, der sich wegen seiner harten Cohenite auch vom geschäftstüchtigen Chinesen wohl schlecht schneiden lässt. (s. Anhang  :eek:)

@Riccardo: Ich dachte mir schon, daß du hier auch unterwegs bist. :)  :winke:

Gruß Mario.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Muschgard am April 29, 2020, 16:19:13 Nachmittag
Moin!

!!! ACHTUNG!!!

Eine Metallwerkstatt wird Dir bei meteoritischem Eisen vermutlich nicht helfen können (auch wenn die Leute vor Ort dies anders sehen mögen). Man kann Eisenmeteorite nicht mit herkömmlichen Diamant-Sägeblättern sägen!!! Dafür braucht es spezielle Sägeblätter mit kubischem Bornitrid (CBN / β-Bornitrid). Diamant-Sägeblätter fressen sich an meteoritischem Eisen fest, nehmen Schaden und können dadurch auch das Stück selbst schädigen.

!!! ACHTUNG !!!

Mein Tipp wäre, dass Du dich da eher an einen Eisen-Profi hier im Forum wendest - etwa Andi aus Hamburg oder Mirko aus Berlin. :fluester:

Gruß

Ingo
Hallo,

eine normale Metallwerkstatt arbeitet mit Bandsägen und mehr oder weniger hochwertigen Sägebändern.
Weiterhin sind oft Trenngeräte mit SiC- oder Korundtrennscheiben zu sehen.
Im Labor kommen wassergekühlte Trennmaschinen mit dünnen SIC-Trennscheiben zum Einsatz.

Diamanttrennscheiben habe ich im Metallbereich noch nicht gesehen...

Grüße,
Michael
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Mettmann am April 29, 2020, 16:56:17 Nachmittag
Cohenit ist nicht soviel härter als Taenit und bröslig. Morasko, Odessa, Toluca haben bei den "Massen"eisen mindestens so viel Cohenit wie Canyon Diablo drin
und scheinen für Eisen nicht exzeptionell schwer zu sägen zu sein. Bei Canyon werden, wenn überhaupt wohl eher die Mikrodiamanten das Problem sein, (siehe auch bei den Steinen die Ureilite, worunter viele schreckliche Sägeblatttöter sind.)

Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: locastan am April 29, 2020, 17:05:26 Nachmittag
Danke Mettmann,

ich hatte auf dieser Seite drüber gelesen: http://www.meteoritemarket.com/CDinfo.htm

Da stand schon beim Schreibersit, es würde Sägeblätter töten und Cohenit wäre noch härter. Mikroskopische Schockdiamanten sind natürlich nochmal eine andere Klasse für sich!

Gruß Mario.
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Mettmann am April 29, 2020, 17:33:04 Nachmittag
Ja der besonders hohe Diamantgehalt ist eine Spezialität Canyon Diablos unter den IAB-Eisen und zwar genauer jener Exemplare, die man am Kraterrand fand. Da ist also einiges seines Graphits durch die enormen Drücke beim Einschlag selber in Diamant verwandelt worden. Die Canyons, die weiter um den Krater verstreut gefunden, sind deutlich weniger geschockt und dürften daher auch besser zu sägen sein.

 :prostbier:
Titel: Re: Rätselhafter Eisenmeteorit unbekannter Art... Kann jemand helfen?
Beitrag von: Hungriger Wolf am April 29, 2020, 23:21:07 Nachmittag
Jeder Eisen-Met kann beim Aufschneiden zu Überraschungen führen (gilt aber auch z.B. für Steinmeteorite/Ureilite etc.)!

Eine der potentiellen Gefahren in Eisenmeteoriten, sind tatsächlich auch enthaltene Diamanten und ev. verborgene weitere harte Kristalle!

Ob Lonsdaleit in Eisenmeteoriten wohl noch härter als Diamant ist?     

Grüsse  :hut:
Achim