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Fundstücke => unbekannte Gesteine, auch meteoritenverdächtige => Thema gestartet von: Nordnugget am Dezember 17, 2020, 10:13:27 Vormittag

Titel: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Nordnugget am Dezember 17, 2020, 10:13:27 Vormittag
Hallo Zusammen,
nach dem ich einige Wochen schon an deiner Probe knabbere, hoffe ich bei euch eine Hilfestellung zu finden.
Die Vorgeschichte: Im Zuge einer mirkopaläontologischen Untersuchung der Schichten des Turonium (Oberkreide) im Harzvorland wurden an 6 Fundorten schwarze Schlacken gefunden die alle mehr oder weniger der gleichen Schicht zugeordnet werden können. Es sind graue Mergelschichten, vermutlich mit einem ehemals anoxischen Bodenmilieu. Die Proben wurden aus dem anstehenden Gestein entnommen.
Von 2 Fundorten wurden Schliffe angefertigt, mikroskopiert und mittels EDX analysiert.
Die Körner haben ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild und zeigen unterschiedliche Mineralbildung. (Bildcollage 1)
Aufgrund des Erscheinungsbildes hatte ich erst auf vulkanische Produkte getippt, aber der Vulkanismus in dieser Zeit beschränkt sich weitgehend auf den Pazifischen Raum. Im Teuteburger Wald wohl die gleichen Schichten aufgeschlossen sind, sind zwar Tufflagen gekannt, die bestehen jedoch nur aus Tonmineralen und Schwermineralen im Mikrometer Maßstab.

Das Korn oben mitte und unten rechts zeigen Einschlüsse von metallischem Eisen. Lokale Messungen zeigten Gehalte von 1,2 wt% Ni und 0,9 wt% Co. Dieses metallische Eisen liegen in Fe-Oxiden (Pyrit) vor, welcher Entmischungen von Ni- Mineralen zeigt, vermutlichen Pentlandit. (Bild 2)
Das Auftreten von Ni und Co bestärken mich erstmal in meiner Vermutung des es sich vielleicht um extraterrestrisches Material handelt.
Das Grundmaterial zwischen den Kristallen oder wie rechts unten in der Bildcollage in der glasigen Grundmasse entspricht aber in keinster Weise einer chondritischen Zusammensetzung. Die Werte der glasigen Grundmasse des Bildes rechts unten mit 10 Mikrometer Strahlweite gemessen:

wt% O: 38,07;    Mg: 2,24:    Al: 14,85:    Si 19,78;    S: 0,21;    K: 1,70;    Ca: 3,49;      Fe: 14,76        ges: 95,1.

Andere Messungen in der Matrix zeigen ähnliche Verteilungsmuster.
Und das ist der Teil bei dem ich überfragt bin. Ich habe gelesen, das Versuche im Plasma Kanal gezeigt haben, das die Zusammensetzung der Ablationsprodukte etwa dem des Gesamtkörpers entspricht. Nur habe ich Probleme überhaupt ein Gestein, irdisch wie extraterrestrisch zu finden, das nur etwas in die Richtung geht.
Wenn die Aluminiumwerte in die richtige Richtung gehen, liegt der Siliziumwert deutlich zu hoch.
An Mineralien konnten identifiziert werden: Magnetit (teils Al / Si haltig), Spinell, Hypersthen, Hämatit, Pyrit, Anorthit, Celsian (ungeordnete Reihenfolge).
Ich habe bestimmt einen Denkfehler welcher, wenn erstmal gelößt das ganze plausibel macht. Hoffe ihr könnt meinen Ausführungen halbwegs folgen.
Hat einer von euch eine Idee wie ich hier weiter vorgehen kann ? Sind weitere Analysen notwendig ?
Das ganze führe ich für ein Praktikum durch, woraus ein Vortrag entstehen soll.

Viele Grüße Jens
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Sikhote am Dezember 17, 2020, 13:07:25 Nachmittag
Interessante Sache, Jens,

ich kann dir leider nicht weiterhelfen. Der Nickelgehalt im Eisen mit 1-2% scheint mir aber sehr niedrig, zu niedrig für Eisen von Meteoriten? Das können dir Andere beantworten.

Grüße
Sigrid
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: speul am Dezember 17, 2020, 14:03:00 Nachmittag
Moin,
kannst Du den Fundort genauer miteilen?
Grüße
speul
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: hugojun am Dezember 17, 2020, 15:03:41 Nachmittag
Hallo Jens ,
kann da nicht ganz folgen „…. Dieses metallische Eisen liegen in Fe-Oxiden (Pyrit) vor, welcher Entmischungen von Ni- Mineralen zeigt,…“ :gruebel:

Wie denn jetzt ,  metallisches Eisen oder Eisen. Oxyd oder Eisen Sulfid ?

LG
Jürgen
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Nordnugget am Dezember 17, 2020, 15:37:11 Nachmittag
Hallo Jürgen, jo mein Fehler. Sind natürlich Sulfide  :bid:
das Bild 2 zeigt einen Tropfen. Darin sind 3 Phasen. Die Grundmasse (dunkelgrau) ist Pyrit. In der Grundmasse sind winzige weiße Flocken, dies ist meiner Meinung nach Pentlandit. Die großen hellen Phasen sind metallisches Eisen mit Ni und Co Anteilen.
Hoffe das macht es klarer.

@ Speul: Der Fundort liegt bei Langeslheim. Ist da was bekannt ?

Viele Grüße Jens
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Nordnugget am Dezember 17, 2020, 17:26:23 Nachmittag
Ich muss ich gleich noch einmal Korrigieren.
Das mit dem Pyrit war ein Schnellschuss.
Es liegt eine Massenverteilung von wt%  Fe: 69,04  S: 26,67  Gesamt: 96,51
Damit liegt das Sulfid eher im Bereich von Troilit ( Fe: 63,52   S: 36,84) als im Bereich von Pyrit ( Fe: 46,55   S: 53,45 ).
Oder wie sehr ihr das ?
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: speul am Dezember 17, 2020, 17:37:34 Nachmittag
Moin,
meiner Meinung nach stimmt da hinten und vorn nichts!
1. metallisches Eisen: terrestrisch bisher nur in Basalten wenn Kohlevorkommen berührt werden und ein natürlicher Hochofenprozeß stattfand, wenn das richtig bestimmt ist, dann eher Schlacke
2. was Celsian ist mußte ich erstmal nachsehen: Celsian entsteht durch Regional- oder Kontaktmetamorphose in mangan- bzw. bariumreichen Amphiboliten: paß nicht zu den anderen Angaben. Kommt nach
https://www.mindat.org/min-928.html dort auch nicht unbedingt vor
3. Pentlandit ist nicht weiß
4. Der Fundort schreit förmlich nach Schlacke! Kennst Du das hier:https://de.wikipedia.org/wiki/Schlackenhalde_Bredelem
darum bezweifle ich mal die Aussage:
Zitat
Die Proben wurden aus dem anstehenden Gestein entnommen

Grüße
Speul
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Nordnugget am Dezember 17, 2020, 18:06:29 Nachmittag
Hallo Speul, danke für eine Anmerkungen.
Da gebe ich dir Recht das da was nicht zusammen passt. Ich bin da selbst skeptisch, kann aber nur mit den vorgegebenen Parametern arbeiten.
1. Ja, in der Gegend war viel Hüttenwesen, jedoch ist der Probennehmer ist hoch spezialisiert auf die Mikropaläontologie. Somit weiß er wie man Horizontgebundene Proben nimmt und verunreinigungen vermeidet.  Teil stammen die Proben aus 1m unter Flur aus einem Kabelgraben. (Ausschließen kann man das dennoch nicht.)
2. Ich auch, passt auch eher zur Schlacke. Tritt bei der Bleiverhüttung auf. Ist übrigends das Bild in der Collage oben Links.
3. Es ist es BSE Aufnahme. Muss also etwas mit hohen Ordnungszahlen enthalten sein. Was es ist, kann ich bei sub Mikrometer Größe auch nur Vermuten.
4. Ja tut er. (Welche Gegend in Deutschland tut das nicht  x-07)
Grüße Jens
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Buchit am Dezember 17, 2020, 18:18:27 Nachmittag
Hallo Jens,

bei "Celsian" klingelt bei mir im Kopf der Umstand, dass dieses Mineral als Bestandteil von Bleischlacken beschrieben wurde - vgl etwa https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacke_(Metallurgie) (https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacke_(Metallurgie)).

Gruß,
Holger
Titel: Re: Ablationsprodukte ? Bitte um Einordnung
Beitrag von: Nordnugget am Dezember 17, 2020, 18:39:55 Nachmittag
Hi Holger,
Ja das ist so, sieht oben. Es tritt ein mal bei 43 untersuchen Körnern auf. Lässt mich auch stark Zweifeln.