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Meteoriten => Meteorite => Historische Meteorite 1850-1899 => Thema gestartet von: speul am Februar 10, 2021, 19:48:53 Nachmittag

Titel: Braunfels
Beitrag von: speul am Februar 10, 2021, 19:48:53 Nachmittag
Moin,
mal wieder was historisches. Leider nur als Link:
http://microscopist.net/HensoldtH.html

hervorzuheben da die Abb. 4.

Grüße
speul
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Thin Section am Februar 10, 2021, 20:12:17 Nachmittag
... mal wieder was historisches. Leider nur als Link ...

... und leider auch: "To the best of our knowledge, the origin of the Braunfels Meteorite remains uncertain."

Weder im MetBull. noch in meiner Datenbank ist etwas dazu zu finden  :nixweiss:

Bernd  :winke:
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: stollentroll am Februar 11, 2021, 08:52:18 Vormittag
"Sections of the meteorite of Braunfels, containing fluid cavities with vacuoles in perpetual motion .... " ist auch kein gutes Zeichen.

Im Verzeichnis der Meteoriten in der Sammlung in Wien von 1902 ist Braunfels als Pseudometeorit gelistet, aber ohne weitere Information

https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_18_0001-0090.pdf (https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_18_0001-0090.pdf)
S. 47
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: locastan am Februar 11, 2021, 09:25:22 Vormittag
Der gute Heinrich war wohl so geschäftstüchtig, dass er zeitlebens einige Decknamen verschlissen hat. Das zeichnet nicht gerade ein vertrauenswürdiges Bild auf seine Schilderungen. Ich glaube der Guimaraens war ihm da schon auf der Spur.

"However it was rapidly noticed that the material was very similar to common quartzite (De Souza Guimaraens, 1882)."

https://www.worthpoint.com/worthopedia/historic-meteorwrong-fake-1879-1937463187

Gruß Mario.
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 11, 2021, 13:13:59 Nachmittag
 Hallo zusammen,

von diesen historischen Schliffen habe ich 2. Es handelt sich um Kristallingestein und nicht um einen Meteorit. Das ist eine Fälschung aus historischer Zeit. Bin gerade unterwegs. Kann später ein paar Fotos einstellen.
Viele Grüße

Oliver
 :hut:
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: speul am Februar 11, 2021, 20:37:02 Nachmittag
von diesen historischen Schliffen habe ich 2. Es handelt sich um Kristallingestein und nicht um einen Meteorit. Das ist eine Fälschung aus historischer Zeit. Bin gerade unterwegs. Kann später ein paar Fotos einstellen.

cool, dann hat er die ja als Massenprodukte hergestellt. Ich dachte das sind Einzelpräparate. Hätte ich aber auch genommen, wenn sich die Gelegenheit geboten hätte.

Grüße
speul
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 12, 2021, 12:03:50 Nachmittag
Nun, ich habe die beiden Dünschliffe mit der angebotenen Literatur genommen  :einaugeblinzel:

Dünnschliffe aus dem Viktorianischen Zeitalter sind rar, zumal ich die Story um den Pseudo-Meteorit Braunfels als spannende Anekdote der Geschichte erachte. Gerne würde ich über diesen historischen Meteorwrong schreiben, derzeit komme ich aber einfach nicht dazu. Vielleicht will ja jemand etwas schreiben?  :einaugeblinzel:

Nun zur Literatur und den bisher erstellten Fotos der Dünnschliffe. Wie aus der Literatur hervorgeht, hatten bereits damals, als die Dünnschliffe entstanden und publiziert wurden, die Spezialiten berechtigte Zweifel. Natürlich hat es sich nicht um einen "echten Meteoriten" gehandelt. Auch damals war echtes Meteoriten-Material sehr selten und nicht an jeder Ecke erhältlich. Gestern hatte ich auf die Schnelle etwas von Kristallin ins Handy geschrieben. Nun, ich denke, dass es sich eher um ein Sedimentgestein (z. B. einen Sandstein o. ä.) handelt.

Nun zu den historischen Dünnschliffen:
Beat Booz war so freundlich und hat mir da ein paar Fotos von den Dünnschliffen und ein Vergleichsfoto eines Dünnschliffs vom Meteorit Happy Canyon (EL6/7) erstellt. Auf den Meteorit Happy Canyon sind wir damals gekommen, weil dieser gewisse optische Ähnlichkeiten mit dem Dünnschliff des Pseudo-Meteorit Braunfels aufweist.

Da ich nicht so viel Daten einstellen kann, hier nun mehrere kleinere Tranchen:
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 12, 2021, 12:05:34 Nachmittag
Literatur Pseudo-Meteorit Braunfels
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 12, 2021, 12:07:13 Nachmittag
Und nun das eigentlich Spannende: Der Objektträger 1
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 12, 2021, 12:09:36 Nachmittag
Und nun das eigentlich Spannende: Der Objektträger 2
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Riesgeologie am Februar 12, 2021, 12:11:38 Nachmittag
Und der Vergleich zu einem Original-Meteorit (Happy Canyon, EL 6/7) aus der Sammlung von Beat Booz.

Viel Spaß beim Betrachten

Oliver
 :hut:
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Thin Section am Februar 12, 2021, 12:47:51 Nachmittag
Hallo Oliver,
Hallo Beat,

Herzlichen Dank für diese ausführlichen und anschaulichen Details zum Braunfels Pseudometeoriten!  :super:

Bernd  :winke:
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: karmaka am Februar 12, 2021, 12:51:38 Nachmittag
Herzlichen Dank für diese ausführlichen und anschaulichen Details zum Braunfels Pseudometeoriten!  :super:

Ich schließe mich an. Vielen Dank für die gute Dokumentation!  :super:
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Sikhote am Februar 12, 2021, 14:37:57 Nachmittag
 Danke, Oliver, für die Bilder und Texte! :super:

 :winke: Sigrid

Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Pauzi am Februar 12, 2021, 16:42:26 Nachmittag
Hi Oliver
bin schon auf die ganze Geschichte gespannt.
(Wenn du Zeit hast )
Gruß Pauzi
Titel: Re: Braunfels
Beitrag von: Andyr am Februar 12, 2021, 21:39:35 Nachmittag
Gestern hatte ich auf die Schnelle etwas von Kristallin ins Handy geschrieben. Nun, ich denke, dass es sich eher um ein Sedimentgestein (z. B. einen Sandstein o. ä.) handelt.


Das halte ich auch für wahrscheinlicher. Ist aber, wenn man nur eine oder zwei Übersichtsaufnahmen vorliegen hat, schwierig zu beurteilen. Im Falle eines Sandsteines wären die Interferenzfarben der Quarzkörner aber tlw. ziemlich hoch. Vermutlich war der Schliff in diesen Bereichen etwas dicker als die "heutige Standarddicke" von 30 Mikrometern und hatte insgesamt auch nicht eine einheitliche Schliffdicke. Dies könnte aber der Tatsache geschuldet sein, dass es damals noch deutlich schwieriger war, präzise zu präparieren. Das ist auch ganz gut im zweiten Schliff zu sehen. Die Interferenzfarben der Körner ist im Bereich oben links deutlich höher als im Bereich unten rechts. Die Schliffdicke ist also nicht homogen; man hat vielmehr einen leicht keilförmigen Schliff.
Wir haben hier also nebenbei auch eine anschauliche Dokumentation darüber, wie aufwendig und schwierig die Dünnschliffpräparation damals noch war und wie sehr sich die Präparationsmethodik weiterentwickelt hat.

Grüße

AndyR