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Sonstiges (hobbyspezifisch) => Literaturhinweise => historische Meteoritenliteratur => Thema gestartet von: Mettmann am Januar 20, 2022, 21:53:22 Nachmittag

Titel: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 21:53:22 Nachmittag
Guten Abend,

heut möcht ich mal zwei ältere Stücke präsentieren und zwar zum Fall von Aigos Potamoi

Ich weiß, ich weiß,.... einfach wischen zu den Posts mit den Bildern, wems graust.

Aigos potamoi, „Ziegenfluß“ war eine kleine Siedlung am gleichnamigen Flüsschen,
 - weniger sperrig würd das Örtchen bei uns wohl „Geißbach“ heißen -,
gelgen nordöstl. Sütlüce, wo heute das Dorf Kara-kova steht, an der Ostküste der Gelibuli/Gallipoli-Halbinsel,
die je her von überragendem strategischen Interesse war, von Alexander bis Churchill/Atatürk.
Hält man sie, ist sie leicht zu verteidigen und man kontrolliert nicht nur die Ein- und Ausfahrt zum/vom Schwarzen Meer,
sondern den Zugang zu Kleinasien auf dem Landweg, nicht nur militärisch,
sondern in Friedenszeiten einen der wichtigsten Handelswege und nicht zuletzt die Pilgerströme ins Gelobte Land.
Wir alle kennen übrigens indirekt diese Halbinsel,
hat sich doch dort die Tragödie aus dem schönen alten Küchenlied von den zwei Königskindern zugetragen.
 
Der Stein und sein Fall 467 v.Chr. findet Erwähnung bei zahlreichen antiken Autoren:
Diogenes, Aristoteles, Daimachos, Aetius, Plinius, Plutarch..,
wohl vor allem, weil Aigos potamoi der Stein des Anstoßes war für Anaxagoras‘ höchst umstrittener Hypothese
über die physisch Natur von Sonne und Mond – die Sonne wär ein entzündeter Stein, der Mond bestünde in Wahrheit aus Erde und habe Berge und Täler (und über die Herkunft der Meteorite) - und die Legende, er sei in der Lage gewesen, seinen Fall vorauszusagen,
aber auch weil er für eine lange Zeit als Sehenswürdigkeit ausgestellt worden war;
schließlich schreibt noch 500 Jahr später Plinius,  daß man den Stein immer noch besichtigen könne
und daß er (entgegen den übertriebenen Angaben anderer Autoren) nur mittelprächtig groß sei.
 
Und nicht zuletzt, weil der Aigos potamoi ein Prodigium gewesen sein soll,
für das Ende des Peleponnesichen Krieges, wo die Spartaner die komplette Flotte des Attischen Bundes
in einer Seeschlacht just vor der Küste bei Aigos Potamoi vernichtet und damit den endgültigen Untergang Athens besiegelt haben.

Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 21:59:16 Nachmittag
Womit wir endlich zu den beiden Blättern kommen :
 
Sie stammen aus Conrad Wolffharts „Prodigiorum ac Ostentatorum Chronicon“ von 1557,
also der Chronik der Wunder- und Vorzeichen.
 
Oder, wart, machmers geschickter, Weitschweifigkeit wird von Teilen des Forums nicht gern gesehen
(oder als ostentum drohender geistiger Umnachtung gedeutet),
besprechmer die Blätter kompakt am End, dann kann man das Geschwafel wegscrollen).
 
Ein Prodigium ist ein selten auftretendes, ungewöhnliches Naturephänomen, das transzendental als Ankündigung eines künftigen,
in der Regel üblen Erignis.
Prodigien gabs schon in der Königszeit, waren aber eine ausgesprochene Spezialität der römischen Republik.
Der Senat muß sich mit dem jeweiligen Prodigium befassen und entscheiden, ob es der ganzen Republik gilt, also eine Staatsaffäre, mithin ein prodigium publicum ist,
oder von lokaler Natur, ev.gar nur Privatpersonen betrifft,
sodann im ersteren Fall welch Gott/Göttin da grad zürnt, sodaß man ihr/ihm recht heropfern muß, um das angekündigte Unheil abzuwenden.
In der Kaiserzeit scheints ihnen dann zu blöd geworden zu sein, da ist man dazu übergegangen, vorsorglich und turnusmäßig den einzelnen Göttern zu opfern.
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 22:03:03 Nachmittag
In der zweiten Hälfte des 4.Jhdts gabs einen Juilius Obsequens, zu dem außer seinem Namen nichts weiter bekannt ist,
der dann die historischen Prodigien chronologisch zusammengeschrieben und sie den politischen Ereignissen und sonstigen Katastrophen gegenübergestellt hatte, in seinem:
Liber prodigiorum.
 
War je her nur als Fragment erhalten, die Handschriften sind verlorengegangen – Achtung, jetzt bin ich nicht firm –
das den Zeitraum von 190 bis zur Titelverleihung des Augustus an Octavian 23 umfasst.
Ob das Liber ursprünglich ab urbe condita begonnen, weiß ich nicht.
 
Bedient hat sich Obsequens ausschließlich bei Livius,
(der wohl als bedeutendster röm. Geschichtsschreiber gelten würd, da seine römische Historie 42 (!) Bücher umfaßte,
von denen aber Dreiviertel verloren gegangen).
 
Im christl. Abendlande wurden die Prodigien entsprechend christlich aufgeladen,
Vorboten grauslichen Untergangs a la Sodom&Gomorhra, Ägyptische Plagen, Johannes-Apokalypse.
 
Haben wir ja schon öfters im Forum gehabt, anhand Beispielen von Einblattdrucken und Flugblättern,
wo von jeder natürlich das von Sebastian Brant zum Ensisheimer kennt, in dem der Fall Vorzeichen sei,
daß Maximilian dem Franzos nun tüchtig auf die Mütze gebe.
 
Der Julius Obsequens, wurde sodann erstmals 1508 von Aldus Pius Manutius in Venedig gedruckt.
 
Wolffhart packt sich den Julius und nach bester Humanistenart sammelt er aus vielen anderen historischen Quellen,
illustriert mit zahlreichen Holzschnitten, so wie ihr es aus der brühmtesten aller Chroniken kennt,
und hat am End ein Prodigienhistorie, die vom Anfang der Welt bis auf seinen heutigen Tag reicht;
bringt sie 1557 im Folioformat in Basel heraus
und gleichen Jahrs und Orts noch übersetzt von Johann Basilius Heroldt auf deutsch.
(soll sich ja auch gut verkaufen.)
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 22:28:26 Nachmittag
Endlich die Blätter!
Seite 75.
 
Sehen wir also die Holzschnitte und ihnen zur Seite gestellt,
um was für ein Vor- oder Wunderzeichen es sich gehandelt
und welche historischen Vorkomnisse sich danach geeignet.
 
An den Seiten haben wir die Zeitleisen,
links nach dem jüdischen Kalender vom Schöpfungstag an gezählt,
rechts nach christlicher Zeitrechnung.
Getrennt werden die Jahre im Text durch große Initialen.
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 22:33:23 Nachmittag
Nun, da sehen wir den Meteoriten fallen, bei einer Stadt am Fluß oder am Meer.
Aus dem Text daneben erfahren wir:
 
Ein Stein ist in (oder bei) dem Ägisfluß vom Himmel herabgestürtzt.
In demselben Jahr wurde Themistokles dem Stierblut* unterzogen,
Sokrates geboren.
Bald darauf verstarb der Perserkönig Artabanus, an seiner statt
folgte Artaxerxes, der unter dem Beinamen „Langhand“ bekannt ist,
nach.
Hermann der Krüppel.
 
*Stierblut – das war eine Hinrichtungsart;
es wurd ein Stier geopfert und dem Deliquenten ein Becher mir seinem Blut unter Zugabe eines Giftes gereicht.
Also eine andere Version des Schierlingsbechers,
den wer trinken mußte? Genau! Sokrates.
 
Hermann der Krüppel, da sagt man feiner, Hermann der Lahme
Und heute pc: Hermann von Reichenau.
(Mein Lieblingsuniversalgelehrter. Hatte das gleiche Leiden wie Stephen Hawkings)
Das ist die Quellenangabe.
Steht immer dabei, sehts ja für 463 drunter, Livius und Julius Obsequens.
 
Der Holzschnitt drunter ist ein brennender Himmel.
(Farbige Sonnenuntergänge durch Vulkanasche oder Saharastaub, Leuchtende Nachtwolken, Polarlichter, die südl. als üblich beobachtet…und was es da alles gibt).
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 22:42:40 Nachmittag
Schön auch auf der Rückseite,
ein Ochs in Rom, dessen Gebrüll sich in menschliche Sprache verwandelt hat.
Was er zu sagen gehabt – leider nicht überliefert.
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 22:58:39 Nachmittag
Mit einmal Aigos Potamoi ist es jedoch nicht getan!
Auf Seite 83 brauchen wir ihn nochmal, weils für ein Vorzeichen halt doch ein bisserl lange gedauert….
 
Da ist er wieder.

In dem abgeschnitten Satz geht’s darum, daß steuer- und backbords Admiral Lysander Schiffes bei der Zermalmung
des Attischen Seebundes die himmlischen Zwillinge Castor und Pollux erschienen seien.
 
(auwei, Quidam et, ein ACI…soo lang her, glaub das „&“ kann man vorziehen….. Versierte Lateiner bitte greift ein!)
 
Und manche verbreiten, daß der Fall des Steins ein Prodigium zum Eintreffen dieser Ereignisse gewesen sei.
Denn es steht nach Meinung vieler fest, daß ein Felsblock von erstaunlicher Größe bei Ägospotamos aus dem Himmel gefallen sei.
Weswegen er seit Generationen am dem Ort des Wunders zur Schau gestellt wird, damit ihn die Einwohner von Cherronesus*
nach ihrer besonderen Religion verehren.
Plutarch, in der Vita des Lysanders:
Lysander besiegte die Athener in der Seeschlacht bei Geißbach,
in der alle Männer der Athener gefallen sind. Die Mauern Athens wurden
unter Posaunenklang geschleift.
Zur Verwaltung der Republik wurden die Dreißig Tyrannen eingesetzt.

*Cherronesus ist ein anderer Name für Gallipoli-Halbinsel
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 23:01:04 Nachmittag
Fast Vergessen,

Conrad Wolffhart wurde 1518 in Rouffach Elsass, nur 16km von Ensisheim entfernt, geboren.
Nach Mode der Humanisten nannte er sich griechisch Lycosthenes,
mit nur 36 Jahren muß er wohl einen Schlaganfall erlitten haben, jedefalls war er danach halbseitg gelähmt.
Verheiratet war er praktischerweis mit der Schwester des Basler Buchdruckers Johannes Oporinus.
Und er war ein wahres Urbild eines humanistischen Gelehrten.
Die Renaissance ist ja das Zeitalter der Philologie, nach der Einführung des Buchdrucks
wurd der ganze Wissenschaftsschatz der Handschriften, allen voran die antiken Autoren, explosionsartig gedruckt, ediert, gesammelt, kommentiert.
So hat auch Wollfhart zig Sammlungen antiker Autoren, Schwerpunkt Sentenzen, herausgebracht.
Am populärsten dürfte aber eben seine Prodigienchronik gewesen sein.
Weit übertroffen hätt er sich, hat es aber leider nicht mehr erlebt, er starb schon mit 42,
mit einem Werk, das dann sein Stiefsohn herausgab,
das Theatrum Vitae Humanae – die umfangreichste Enzyklopädie ihrer Zeit.


Bemerkenswert find ich,
daß er als Elsässer – und er wird ihn sicher persönlich gesehen haben – dem Stein von Ensisheim
keinen Holzschnitt zur Seite stellt. Dort findet sich nur einer, zu einem gleichen Jahrs erschienenen Kometen.

Könnt man vielleicht deuten, daß er selbst nicht an den ganzen Prodigienzauber geglaubt hat,
sondern sein Interesse rein philologischer Natur war?
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 23:03:20 Nachmittag
Soderla,
das Internet ist besser als sein Ruf im Internet.
Die Bairische Staatsbibliothek hat ja ois.

Hier die komplette deutsche Ausgabe (damit ihr nicht so ins Schwimmen kommt wie ich oben) online:
https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00090910/images/index.html?id=00090910&seite=1&fip=193.174.98.30&nativeno=&groesser=100%25

Und die Lateinische:
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00087675?page=92,93


Hmm vielleicht... hatte schon früher unser Universalhumanist kamarka angeführt,
ein recht neuer Artikel aus MAPS,
was die wohl bei Obsequens gefunden haben? Ich seh nirgends einen Volltext.
 
Julius Obsequens’s book, Liber Prodigiorum: A Roman era record of meteorite falls, fireballs, and other celestial phenomena
Annarita Franza,Giovanni Pratesi
 
Müssmer selber die Italischen Meteorite bei Julius Obsequens identifizieren,
vermute der Text ist aus einer Ausgabe des 19.Jhdt:
http://www.thelatinlibrary.com/obsequens.html#1


Das non-plus-ultra zum Forschungsstand über die römischen Prodigien dürfte sein:
https://elibrary.steiner-verlag.de/book/99.105010/9783515115414
Mit 100€ etwas für später.

So, vom Prodigium zum Podagra,
das wars doch schon.

Mettmann
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: karmaka am Januar 20, 2022, 23:21:27 Nachmittag
Hmm vielleicht... hatte schon früher unser Universalhumanist kamarka angeführt,
ein recht neuer Artikel aus MAPS,
was die wohl bei Obsequens gefunden haben? Ich seh nirgends einen Volltext.
 
Julius Obsequens’s book, Liber Prodigiorum: A Roman era record of meteorite falls, fireballs, and other celestial phenomena
Annarita Franza,Giovanni Pratesi

Nein, nicht an dieser Stelle, aber hierzu eine kleine Zusammenfassung der für uns hier wichtigsten Prodigien:

Im Liber Prodigiorum wurden zwischen 188 und 17 v. Chr. 18 von insgesamt 72 Prodigien gelistet, die von Franza und Pratesi als Boliden- oder Meteoritenfallerscheinungen gedeutet werden. Außer Gaul alle über Zentralitalien.

Im Jahr (v. Chr.)

188 in Rom (Steinregen, lapidibus pluit)
186 in Piceno (Steinregen, lapidibus pluit)
167 in Lanuvio (brennende Fackel, fax ardens)
166 in Lanuvio (brennende Fackel (fax ardens) am Nachthimmel)
163 in Pesaro (eine am Nachthimmel aufleuchtende Sonne, nocte species soli )
162 in Anagni (eine am Nachthimmel aufleuchtende Sonne, nocte species soli )
152 in Ariccia (Steinregen, lapidibus pluit)
147 in Cerveteri (brennender Nachthimmel, nocte caelum ardere)
137 in Preneste (leuchtende Fackel und Donner am klaren Himmel, fax ardens in caelo visa [...] sereno intonuit)
113 in Gaul ('Gallien') (brennender Nachthimmel, caelum ardere)
106 in Rome (Brüllen und fallender Ball am Himmel, fremitus caelestis [...] pila caelo cadere)
102 in Etruria (Steinregen, lapidibus pluit)
100 in Tarquinia (schnell fallende leuchtende Fackel, fax ardens subito lapsu cadens)
94  in Volsces und Vestini (Steinregen, lapidibus pluerat)
92  in Spoleto (goldener Feuerball stürzt zu Boden, colore aureo globus ignis ad terram devolutus)
63  in ? (brennender Strahl den Himmel von Westen bis zum Himmel überziehend, trabis ardens ab occasu ad caelum extenta)
44  in ? (vom Himmel nach Westen überquerende Fackel, fax caelo ad occidentem)
17  in ? (himmlische Fackel vom Himmel nach Norden überquerend, fax caelestis a meridian ad septemtrionem extenta lucem diurnae similem in nocte fecit)

Quelle:
Julius Obsequens’s book, Liber Prodigiorum: A Roman era record of meteorite falls, fireballs, and other celestial phenomena
von Annarita Franza, Giovanni Pratesi
(MAPS, 19. Juni 2020)

Schöne Vorstellung, Mettmann! Danke! :super:
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 20, 2022, 23:42:38 Nachmittag
Da sind sie aber für meinen Geschmack recht großzügig,
wenns lapidibus pluit, (der Obsequens ist oben verlinkt) Steine geregnet hat,
sind damit in der Regel Hagelsteine, also verheerende Hagelschauer mit besonders großen Körnern gemeint.
Gibts ja auch häufig im Lycosthenes, mit zwei verschiedenen Holzschnitten, wo Tierlein auf dem Feld mit den Bäuch nach oben alle Viere von sich strecken,
die erschlagenen Menschen aber mit dem Gesicht nach unten liegen.
Im deutschen Text wechselt er die Bezeichnungen, aber man merkt, daß es Hagel ist.

Den Steinregen vom 12.Juli 1984 in München - der war schon beeindruckend, mehr Scheiben zu Bruch gegangen als bei Tscheljabinsk
und die Autokarosserien sahen danach handgetrieben aus.

Naja und die Brennenden Himmel sind was anderes, siehe oben. Das ist ein länger anhaltendes, stationäres, flächigeres Phänomen.

Bei den Hüpfenden Ziegen des Aristoteles!
Hier macht Kant Werbung für Chladni:  https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB10709648?p=96&cq=Ari%C5%BFtoteles&lang=de

Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: karmaka am Januar 20, 2022, 23:47:14 Nachmittag
Da sind sie aber für meinen Geschmack recht großzügig,
wenns lapidibus pluit, (der Obsequens ist oben verlinkt) Steine geregnet hat,
sind damit in der Regel Hagelsteine, also verheerende Hagelschauer mit besonders großen Körnern gemeint.

Das ist wohl wahr.

Seht euch im Originaltext im Netz auch die Bilder zu den Ereignissen der Jahre 162, 152, 17 an, wenn irgendwo verfügbar.  :nixweiss:

Die vermutlichen Boliden von 162 und 17 v. Chr. werden tatsächlich auch als fliegende Fackeln dargestellt.
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 21, 2022, 00:13:49 Vormittag
..und von de Fischerl warn hernach nur noch die Steckerl übrig!

https://www.youtube.com/watch?v=ojuS0bWc6XI

Mei, was haben wir gelitten!!

 :prostbier:
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 21, 2022, 01:34:56 Vormittag
Findet allerdings nur kurz Eingang bei Altmann dem Tröpfler, (Senex stillans), Lib. VIII, 29:

Vil häuß & Volcks wegen gentzlich zerüdt, auch fordt, do man ze Latein Caprese hayßet,
unnd opeln. Von Vischlin, da man het pret, stekken bliebn.
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 21, 2022, 16:50:37 Nachmittag
Noch ein kleiner Tipp für die Bibliothek:
Damit die Inspectio Prodigiarum nicht so staubtrocken,
sondern eine große Augenlust:

https://looselyanalogous.wordpress.com/2014/12/23/heavenly-sights/

Der Taschen-Verlag  produziert ja immer sehr schöne, wenn auch sehr teure Bücher,
und hatte 2013 das Augsburger Wunderzeichenbuch faksimiliert (2.Aufl. 2017), das in Privatbesitz und daher digitalisiert nicht online zu finden ist:

Till-Holger Borchert, Joshua P. Waterman: The Book of miracles. Facsimile of the Augsburg manuscript from the collection of Mickey Cartin.

Die Edtion ist dreisprachig (die Texte unter den 169 Malereien eh deutsch).

Habs immer verschoben, weil genügend Restexemplare erhältlich, doch nun scheinen die Preise für solche anzuziehen.
(in Übersee teilweis schon mehrere Hundert Dollares!).

Dennoch sollte man mit ein wenig Geduld schon noch hie und da ein günstiges Exemplar finden.
Ich hab mir heut eins für 40€ bestellt.

 :wow:
Martin
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Wunderkammerad am Januar 22, 2022, 01:43:33 Vormittag
heißt dat dingens, wo die thrakischen hexxn tanzn, nicht recht eigentlich aigos potamos?

habs so in erinnerung, aber nicht gegurgelt.
Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 22, 2022, 04:11:43 Vormittag
Müssmer die noch Älteren fragen,
an meiner Schul war Griechisch nurmehr freiwillig.

Kann auch nur vermuten.
aix ist die Geiß, der Gen. Sg. aigos  - Aigos passt also.

Wenn man den Donnerkeil schwingt und ihren Pelz schüttelt, damit daraus die Blitze fahren, dann ist das eine Aigis.
Die Goldwascher ziehen ihr den Pelz ab, um ihn in die Flüsse Georgiens zu legen, damit ein goldenes Vlies draus wird.
Wie man das heißt - gut, daß das hier ein Goldwascherforum ist, da können wir fragen.
(Und warum die sich soviel Mühe mit Schaufeln, Pfannen, Rinnen..)

potamos ist der Fluß, potamoi ist der Nominativ (und Vokativ) Plural.

Also wären es die Ziegenflüsse - aber wie gesagt, ich bin ahnungsfrei.
Vielleicht gibt es ja Spezialitäten bei der Ortsnamensbildung.



Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Wunderkammerad am Januar 22, 2022, 20:49:08 Nachmittag
noch älter? wird schwierig, habe daher rasch bei pythia angeläutet. hat sich zunächst verleugnen lassen, aber als sie mitbekam, dass es um ziegen und damit um ihren sonntagsbraten geht, war sie denn doch geneigt.

sie ist der auffassung, dass ihr ziegen im plural lieber sind: mehr flüsse, mehr ziegen. merkte dann aber noch an, dass beides geht. lieber die ziege im maul als die ziegen auf dem dach wie bei chagall. chapeau dafür  :hut:

wir lernen also: "Aigos Potamoi, auch Aigos Potamos (griech. für »Ziegenfluss«) war in der Antike ein Fluss und eine Stadt auf der Thrakischen Chersonesos, der Halbinsel Gelibolu, am Hellespont (Dardanellen).

mos oder moi, ja mei. dangge, alte schlange.

Titel: Re: 2x Aigos Potamoi bei Lycosthenes, 1557
Beitrag von: Mettmann am Januar 22, 2022, 22:08:21 Nachmittag
Früher mußt immer der schlauste Bub, besonders wenn er bei der Hofübergabe leer ausgehen würde, Priester werden und daher das Graecum haben.

Heut heißt der Bach Münipbey.
Zum Gedenken an die gewaltige Seeschlacht hab ich dieses Monument vorgefunden:

https://lh3.googleusercontent.com/proxy/tonpTR7AiBirhyCOQiWR72xtsiqhztDQFW0Tc8MbqiQ8lyBjr3w1FuC-wKIhFNEqCbHHzjdsvatK0SgrqSAA7Qalp1EQu43lnzT5h_w9WzBuoo8kXPdlUcLv86Y8mUhKp-rrwqPM6aH1wNI6GpGXy1cvVuIwRA=w408-h272-k-no

Vielleicht trumpft es so wenig auf, weil nicht nur der Untergang Athens so fürchterlich,
sondern es auch für Sparta eine große Schande war, einerseits die Einsetzung der 30 Oligarchen mit ihrer Terrorherrschaft,
zum andern war Lysander von den Persern gekauft.

(Gut daß der aktuelle wunderliche Tyrann in seinem albernem Palast mit seinen karnevalesquen Wächtern nix von genauer Historie hält,
 sonst tät er am End noch dort ein geschmackloses nationalistisches Denkmal hinklotzen).