Meteorite-Mineralien-Gold-Forum.de

Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: paragraf am September 25, 2008, 01:25:42 Vormittag

Titel: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: paragraf am September 25, 2008, 01:25:42 Vormittag
Hallo,

das Teil habe ich Anfang 2007 aus den USA als einen Toluca von einem non-IMCA-member erworben. Wie ich jetzt aber in der Meteoritical Bulletin Database, gleich das erste Foto, sehe:

http://www.encyclopedia-of-meteorites.com/test/toluca2.jpg

kann das ja wohl nicht sein, oder? Andererseits beruhigen mich die derzeitigen internationalen Toluca-Ebay-Angebote wieder...

Kann mal wer seine Meinung äußern...

Gruß
§Bernd
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: MarkV am September 25, 2008, 01:48:40 Vormittag
Hallo Bernd,
mein Toluca sieht sehr ähnlich aus. Von daher denke ich, dass es sich bei deinem auch um Toluca handelt.

Grüsse,
Mark
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: lithoraptor am September 25, 2008, 06:03:28 Vormittag
Moin Bernd,

würde bei Deinem Stück auch auf einen Toluca tippen...  :prostbier:

Gruß

Ingo
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ironmet am September 25, 2008, 07:40:23 Vormittag
Hallo Bernd,

weshalb machst Du Dir Sorgen??
Dein Stück sieht doch eindeutig nach Toluca aus!

Du darfst nicht Dein Foto mit dem von der Encyclopedia vergleichen.
Das Stück vom Foto der Enzyclopedia ist ein wirklich großes Teil,daher
täuscht Dir das Bild eine feinere Struktur vor!
Ich schätze das war es,was Dich kurz zweifeln ließ,oder?

Viele Grüße Mirko :prostbier:
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: JaH073 am September 25, 2008, 09:11:05 Vormittag
Moin Bernd,

kannst dich wieder beruhigen.
Auch ich bin der Meinung daß es sich bei deinem Stück um Toluca handelt.

Gruß

Hanno
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: gsac am September 25, 2008, 10:41:51 Vormittag
"Wo Toluca drauf steht, ist Toluca drin!" Nein, nun ernsthaft: das ist mit sehr
hoher Wahrscheinlichkeit ein Toluca - mein Toluca (244 g Endstück) zeigt auf
der Anschnittfläche recht ähnliche W-Figuren und ist übrigens seit mindestens
13 Jahren superstabil, was bei Toluca nicht ganz selbstverständlich ist...

Alex
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: astro112233 am September 25, 2008, 11:28:11 Vormittag
(http://www.meteoriten-panorama.de/bilder/toluca_154g_eisen_meteorit_geaetzt_ka2007.jpg)


Hallo Bernd, mein 154g Toluca Endstück. Stammt noch von Rolf Bühler. Übrigens mein erster Meteorit.  :super:

Gruß Konrad  :winke:
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: Schönedingesammler am September 25, 2008, 11:49:43 Vormittag
hallo bernd,

also meiner is noch vom ollen nininger, sieht aber auch aus wie deiner.

cu, uwe
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: paragraf am September 25, 2008, 19:04:11 Nachmittag
Hallo Mirko,

das scheint die Erklärung zu sein, genau das waren meine Zweifel. In dem 10 bis 30 g-Kosmos fühl ich mich halt so wohl, dass ich das Bild in der Encyclopedia automatisch "reduziert" habe. Erst nachdem ich diese Anfrage gestellt hatte, ist mir aufgefallen, dass da ja kein Maßstabswürfel auf dem Bild zu sehen ist. Dann muss das aber eine wirkliche Riesenscheibe sein. Kann man mal sehen, wie wichtig so ein Würfelchen ist.

Man müsste den Vorschlag von Steffen mal realisieren: 1 mm^3-Würfel!  :lacher: Einen 0,2mm Fräser hätte ich....  :lacher:

Dank auch an die anderen mit ihren tollen Fotos. Echt klasse das Forum, da werden sie geholfen...  :super:

Gruß
§Bernd
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: Thin Section am Oktober 02, 2008, 12:04:16 Nachmittag
Hallo Tolucaner, :winke:

Die meisten geätzten Toluca Eisen (IAB-sLL) erkennt man leicht an der "wolkigen" Struktur etlicher Bänder des Widmanstättenschen Gefüges und in manchen geätzten Scheiben am zahlreichen Vorhandensein von Schreibersit (Fe, Ni)3P und Cohenit (Fe,Ni)3C. Die wolkige Struktur ist in dem beigefügten Bild vor allem in der oberen Scheibe (470 Gramm) gut zu erkennen. Die darunter abgebildete, 140 Gramm wiegende Scheibe ist wegen ihres großen, länglichen Troilit-Graphiteinschlusses von 4.7 cm Länge mit einem Saum aus "swathing kamacite" ein Highlight meiner Sammlung. Beide Stücke stammen noch aus der Heidelberger Zeit von Hans Rodewald.

Tolucanische Grüße,

Bernd
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: Thin Section am Oktober 02, 2008, 15:19:07 Nachmittag
Noch einmal Toluca  :einaugeblinzel:

Einige wenige Toluca Eisen zeigen große Austenit-Zwillinge. Bei dieser 150 Gramm wiegenden Scheibe sieht man (durch eine rote Linie markiert) von solch einem Zwilling eine der ursprünglichen Taenitkristallgrenzen - zwei unterschiedlich orientierte Kristalle stoßen aneinander und das Widmanstättensche Gefüge ist daher in den beiden Teilbereichen verschieden orientiert.

 
Hier ist ein weiteres, recht rares Toluca Fragment von 55 Gramm. Wie bei manchen Gibeons ist das Widmanstättensche Gefüge deformiert und geschert. Laut Buchwald (p. 1213) enstand diese plastische Deformierung und Scherung, als die Hauptmasse beim Durchgang durch die Atmosphäre in Einzelstücke zerbrach.

BUCHWALD V.F. (1975) Handbook of Iron Meteorites, Volume 2, pp. 587+588
BUCHWALD V.F. (1975) Handbook of Iron Meteorites, Volume 3, p. 1213
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ionutz am Oktober 02, 2008, 15:45:16 Nachmittag
Hi, zum gescherten und deformierten Gibeon ein nettes Beispiel.
In Buchwald´s "Handbook of Iron Meteorites" Vol. 1. page 128. Fig. 206 hat er ein tolles Bild von einer großen, heftig
gescherten Gibeon Scheibe.
Beste Grüße
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: paragraf am Oktober 02, 2008, 17:32:51 Nachmittag
Hallo Bernd,

ist dann diese Deformierung (Bild unten, nach rechts) auch beim beim Durchgang durch die Atmosphäre deformiert worden oder beim Aufschlag?!

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=698.0

Gruß

§Bernd
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ionutz am Oktober 02, 2008, 17:51:49 Nachmittag
Hallo, diese Art von Krümmungen habe ich meistens am Rand gesehen. Ich denke, sie entstehen dadurch, dass das Stück auseinander gerissen wurde.
Das ist (nach Buchwald) in der Regel beim Flug durch die Atmosphäre geschehen. Doch kann ich mir durchaus vorstellen, dass man so etwas auch beim Einschlag
erzeugen kann.
Ich habe etwas Ähnliches bei einem Gibeon gesehen. Da sind die Kamazitlamellen ähnlich gebogen; und zwar am Rand wie bei dem erwähnten Taza auch.
Also wird wohl die gleiche Entstehung zugrunde liegen. Nur..wo das genau passiert ist - in der Atmosphäre oder beim Impakt- die Frage wird sich nicht beantworten lassen.
Beides ist möglich, und wahrscheinlich.

Beste Grüße
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ionutz am Oktober 02, 2008, 18:00:50 Nachmittag
Hab noch zwei Bilder aus dem Buchwald. Das erste von Cape York und das zweite zeigt eben den Ausschnitt aus der Gibeon Scheibe.
Buchwald datiert das eindeutig auf einen atmosphärischen breakup und folgende Separation einer Masse von einer anderen.
Beste Grüße
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: Peter5 am Oktober 02, 2008, 19:54:51 Nachmittag
Zitat
Ich habe etwas Ähnliches bei einem Gibeon gesehen.

Hallo ionutz,

herzlich willkommen im Forum!  :smile:

das ist richtig bzw. ein ähnliches "Muster" konnte ich auch bei meinem noch recht neuen Gibeon feststellen. Meine ich zumindest.

Also neben meinem Gibeon und dem Seymchan interessiert mich jetzt auch ein Toluca sehr.. werde demnächst noch mal "tiefer" in das "mb" (Meteor.. Bulletin) einsteigen, denn da liegen auch noch schöne Detaillinfos zum "Studium" der einzelnen Meteoriten vor!  :laughing:

Gruß Peter5 .. :winke:
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ionutz am Oktober 02, 2008, 20:19:41 Nachmittag
Hallo Peter,

herzlichen Dank für das "herzliche Willkommen" :)
In der Tat, Toluca ist sehr interessant. Und nicht nur Toluca als Oktaedrit. Noch viel "schöner" und interessanter sind die wenigen Partien, die
man als Silicated Iron ansprechen kann. Und da auch speziell die Übergangsbereiche.
Ich habe mal ein Bild von einem sehr außergewöhnlichen Toluca angehängt.
Rechts ungestörtes Widmannstätten´sches Gefüge und links silikatreich und rekristallisiert. Also kein normaler Oktaedrit mit Silikateinschlüssen,
sondern wirklich ein rekristalisiertes silicated iron, bei dem lange nach der Bildung der Widmannstättenschen Figuren dieselben in eng
begrenzten Bereichen durch eine Rekristallisation und Teil-Resorbtion des Taenit völlig verschwunden sind. Das ist spannend :)

Beste Grüße
Harald
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: Peter5 am Oktober 03, 2008, 14:27:38 Nachmittag
Hallo Harald,

ich befasse mich erst seit Kurzem mit der Materie der Meteorite und bin noch im Vergleich zu den anderen hier "blutiger Laie". :laughing: (nicht so bei den Mineralien.. :laughing:)
Frage: Wo befindet sich jetzt der "Plessit" bei den abgebildeten Stücken? Der müsste eigentlich bei dem letzten Bild auch verschwunden sein - genauso wie der Taenit..sehe ich das richtig? Ich habe früher gelernt, dass es sich bei Plessit um die "Füllmasse" zwischen Taenit und Kamacit handelt. Gilt diese Definition auch heute noch? :smile: ..möchte jetzt auch nicht jedes Mal googlen..dafür habe ich ja hier die Spezialisten.. :laughing:

Gruß Peter5 .. :winke:
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ben.g am Februar 23, 2009, 12:15:27 Nachmittag
Hallo!  :winke:

Ich habe mir jetzt auch so ein Stück zugelegt, das den Übergang zwischen dem normalen oktaedrischen Toluca und dem rekristallisierten "silicated" Toluca B zeigt.
 
Ich hab natürlich auch gleich mal ein paar Aufnahmen mit dem Digimic gemacht.  :einaugeblinzel:
Jetzt würde mich doch mal interessieren, was ich da eigentlich alles abgelichtet habe, so ganz klar ist mir das noch nicht.  :gruebel:
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ben.g am Februar 23, 2009, 12:17:14 Nachmittag
Gruß
Ben
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ben.g am Februar 23, 2009, 16:54:03 Nachmittag
Aaalso...
Ich mach mich einfach mal an den vorsichtigen Versuch einer Deutung.

1. Foto (toluca.jpg)
Rechts unten: Normales oktaedrisches Toluca mit intakten Kamazitbalken.
Links oben: Toluca B mit grobkörnigem rekristallisiertem Eisen. Darin irgendwelche Silikatinklusionen. Der Farbe nach könnte es Troilit sein.

2. Foto (toluca s-i 0.jpg) ca 30x
Der Übergangsbereich. Teilweise noch ungestörtes Kamazit. Teilweise rekristallisiert mit Einschlüssen.
In der Mitte irgendein größeres Silikatbröckchen.

3. Foto (toluca s-i 1.jpg) ca 100x
Auch hier glattes intaktes Kamazit mit Neumannschen Linien neben grobkörnigen umgewandeltem Eisen. Das Taenit wurde absorbiert.

4. Foto (toluca s-i 2.jpg) ca 100x
Find ich besonders interessant!
Sieht für mich aus wie Reste der Neumannschen Linien. Als wäre hier der Umwandlungsprozess mittendrin steckengeblieben.

5. Foto (toluca s-i 3.jpg) ca 100x
Ist wohl nur ein langweiliges Silikat im umgewandelten Bereich.

6. Foto (toluca s-i 4.jpg) ca 100x
?

So, das war mal jetzt mal ein "first guess"
Schau mer mal was die Experten sagen...

Gruß
Ben
Titel: Re: Ist das nie nicht ein Toluca oder ja?
Beitrag von: ben.g am März 06, 2009, 20:36:48 Nachmittag
Hallo!

Ich habe inzwischen einige sehr informative Antworten von einem Experten in Sachen "silicated irons" bekommen.
Hier mal Auszüge aus den Erläuterungen die ich von M. Wilde erhalten habe:



Silicated Irons sind ein weiteres Bindeglied zwischen den Eisenmeteoriten [...] und der Gruppe der Winonaite. [...]. Der Entstehungsprozess ist alleinig Diffusion zu verdanken [...] Diese Prozesse sind sehr sehr langsam und bedürfen daher sehr langer Zeit. Antriebskraft für diese ist alleinig das Bestreben nach einem Zustand der geringsten Energie, dem ja alle Körper unterliegen. In diesem Falle wird durch die Trennung die Oberflächenenergie minimiert, die ja zwischen allen Grenzflächen - also auch zwischen Kristallen - besteht und um so höher ist, je größer der stoffliche Unterschied zwischen den Nachbarn ist.

Zunachst bildete das Eisen ein Widmannstätten'sches Gefüge aus, welches auch durch Diffusion (und nicht aus einer Schmelze) entsteht. Bei noch niedrigeren Temperaturen werden die Silicated Irons gebildet. Nun trennen sich die "im Eisen gelösten" Silikate und werden "abgesondert" und bilden isolierte winonaitische Bereiche, die sehr groß werden können und ja auch als Winonaite auf diesem Planeten gelandet sind...

Desweiteren wird das Eisen umkristallisiert: die Kristalle im Widmann'stätten sind lang und haben daher zueinander einer große Oberfläche. Nun kann aber die Oberflächenenergie auch minimiert werden, in dem man eine kleinere Oberfläche bildet [...]. Im umgewandelten Bereich, der silikatreich ist, wird das Eisen körnig und bildet gedrungene Kristalle. [...]

In den Transition-Pieces ist im Teil das Widmannstätten-Gefüge erhalten geblieben. Der Grund ist simpel: Der Umwandlungsprozess braucht eine Aktivierungsenergie und die ist um so leichter zu erhalten, wenn der Betrag der Verringerung der Energie durch eine Umwandlung groß ist. Folglich findet das zuerst dort statt, wo es sich als erstes "lohnt" - im silikatreichen Teil des Eisens.

[1. Foto, toluca.jpg]
Ein typisches Transition-Stück. [...] Das Silikat ist in "wolkigen Flecken" zusammengeschoben, weil die Oberflächenspannung zwischen Silikat und Eisen größer wäre als zwischen Silikat zu Silikat und Eisen zu Eisen. Ziel: möglichst wenig Grenzfläche Silikat zu Eisen.

[2. Foto, toluca s-i 0.jpg]
Zu sehen ist, dass die Korngrenzen zwischen den Eisenkörnern gerade Korngrenzen bilden.
Es gibt drei Zustände bei der Rekristallisation:
1. Eingefrorenes Ungleichgewicht (keine gerade Korngrenzen und keine kleinen Oberflächen)- keine Diffusion
2. kleinste Oberfläche (ein einzelner gedrungener und rundlicher Kristall in bester Ordnung) - Diffusionsprozess ist abgeschlossen
3. gerade Oberflächen im  metastabilen Zustand, die durch ein Diffusionsgleichgewicht entstehen, d.h. Diffusion hin = Diffusion zurück.
Das Eisen ist in Zustand 3. und würde wenn möglich als Nächstes in der Korngröße wachsen...

[3. Foto, toluca s-i 1.jpg]
Hier sind gerade Korngrenzen zwischen Silikat und Eisen zu sehen; folglich ebenfalls ein Transportgleichgewicht [...].

[4. Foto, toluca s-i 2.jpg]
Detailaufnahme des Silikats; auch hier sind rundliche Körner mit relativ geraden Korngrenzen zu sehen. Dazu sind die typischen Spaltrisse zu sehen. [...]



Auch nochmal auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön!
Ich bin jetzt doch um einges schlauer.

Gruß
Ben