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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: skywatch am September 17, 2009, 20:52:04 Nachmittag

Titel: The Desert Fireball Network
Beitrag von: skywatch am September 17, 2009, 20:52:04 Nachmittag
The Desert Fireball Network is an array of observatory cameras located in the Nullarbor desert, in Western Australia. It is a scientific project; its purpose is to watch for incoming meteors, and track any possible meteorite down to the ground, so that scientists can go and recover it. This is a “poor man’s sample return”, as the scientist ends up with a sample of the solar system, and knows where it comes from (from the observed incoming orbit) at a fraction of the cost of a space mission sample return (but we can’t choose our target's origin!).

http://www3.imperial.ac.uk/earthscienceandengineering/research/iarc/collection/cameranetwork

Hierzu auch:

http://astronomie.scienceticker.info/2009/09/17/exotischer-meteorit-in-der-kamerafalle/

Gruß

Siegfried
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: APE am September 21, 2009, 14:03:23 Nachmittag
Ja super Sache! :super:
Respekt, denn Gefunden ist Gefunden!

Dies war übrigens ein Aten-Meteoroide! Der kam eben nicht direkt aus dem Asteroidengürtel zu uns geflogen. Er konnte gerade noch von Innen her die Erdbahn kreuzen und brachte dann auch noch ein Eukritmaterial mit. Das ist schon interessant nicht!
He, der ist sogar nur 73 Tage nach dem La Mancha-Eukrit-Fall in Spanien gefallen. Hat das was zu bedeuten?
Ich glaube, so eine Feuerkugelberechnung mit Aten-Typ hatten wir hier in Europa noch nicht ...
 :wow:


 :belehr:
Aha - da fällt mir sofort noch etwas auf und das möchte ich vor allem jenen Nörglern mitteilen, die im Zusammenhang mit dem Kärntenfall und meiner Info-Sperre vom Juni ´09 den Informationsfluß des ERFM kritisierten. Wie gefällt Euch den nun diese Informationspolitik hier vom Desert Fireball Network? Dieses Projekt ist übrigens bezahlt von der EU! Auch interessant nicht?!
Ist aber doch ein tolles Beispiel, wie es normalerweise funktioniert. Da ist also im Juli 2007 etwas gefallen und fotografiert worden, was mit Sicherheit einen oder zwei Monat später berechnet war. Fall und Berechnung wurden aber nicht öffentlich vorgestellt oder gar zur Diskussion gestellt. Zum Suchen wurde bestimmt auch niemand eingeladen. Nein, warum auch! Man hat also niemanden außerhalb der Gruppe informiert. Okay, das wäre so in Europa nicht möglich gewesen, denn das Ereignis hätten die Menschen schon mit bekommen. Bei der Berechnung allerdings wäre das schon wieder anders. So, dann hat man Ende 2008 erstmals gesucht und gleich was in der Wüste gefunden. Ja auch gleich noch andere Meteorite, aber die zählen hier nicht. Und nun der aktuelle Artikel in Science (Philip Bland [Imperial College in London] et al.: Science [Bd. 325, S. 1525]) und der restliche Pressetrubel. ... das ist doch zeitnah! Was?  :dizzy:

 :fluester:
Hihi, na das nenne ich persönlich: Aufklärung pur! Das ist aber auch alles für jedermann wirklich 1a nachvollziehbar dokumentiert worden! Stimm´ts?!
Aber eine Frage sei noch gestattet: Was hat man eigentlich im Zeitraum zwischen Mitte 2007 bis Ende 2008 beim DFN gemacht? War Australien für das europäische Forscherteam so unerreichbar? Hatten die zu trainierenden Studenten Ferien oder mußten Sie erst arbeiten gehen, um die noch fälligen Studiengebühren zahlen zu können? Also ich weiß es ja nicht!
 :nixweiss:
Thomas

PS: Alle ERFM-Infos zum Kärnten- bzw. Slowenienfall muß das European Research Center for Fireballs and Meteorites leider bis Ende Oktober weiterhin zurückhalten. Glaubt mir, das liegt nicht an mir. Wir hatten schon eine Pressemitteilung gemacht, aber wir mußten alles wieder offline setzen ... das nennt man Rücksicht und nicht Geheimniskrämerei!
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Hungriger Wolf am September 21, 2009, 20:02:07 Nachmittag
Hallo Thomas und Siegried!

Ich finde es schon sehr interessant, das die möglichen Fundpunkte von Meteoriten durch die Bildauswertung mathematisch, so exakt, ermittelt werden können! :super:

Leider sind jedoch die ermittelten Fundpunkte (Ergebnisauswertungen), nicht öffentlich zugänglich (leider)!
Als Amateur ist man für eine eigene Suche, wie immer?, aussen vor...... :dizzy:

schöne Grüsse von :prostbier:
Achim  
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am September 19, 2012, 00:24:18 Vormittag
Die ersten der 60 neuen Kameras des Desert Fireball Network
werden in Kürze in Western Australia installiert:

http://au.news.yahoo.com/thewest/a/-/wa/14889193/bid-to-catch-falling-stars/

http://translate.google.de/translate?sl=en&tl=de&js=n&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&layout=2&eotf=1&u=http%3A%2F%2Fau.news.yahoo.com%2Fthewest%2Fa%2F-%2Fwa%2F14889193%2Fbid-to-catch-falling-stars%2F
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Oktober 06, 2015, 17:49:11 Nachmittag
Offenbar wird am Department of Applied Geology der Curtin University in Perth demnächst wieder ein field trip durchgeführt, um die 'Früchte' des Desert Fireball Network zu ernten.

In focus: meteorite search about to begin


LINK (http://www.sciencewa.net.au/topics/space/item/3817-meteorite-search-about-to-begin#k2Container)

Walking: the most ancient exercise and still the best modern exercise.
(Carrie Latet)

PS: Auch in Alberta sucht man weiterhin nach einem möglichen Fall (http://www.e-know.ca/wp-content/uploads/2015/01/20-Dec-2014-Fireball-Fall-Area.jpg) dieses hübschen Boliden von Banff (http://i.imgur.com/rWgDhTL.jpg) (am 20.12.2014 aufgenommen von Brett Abernethy) und vertreibt sich inzwischen die Zeit mit dem Anfertigen 'simulierter kohliger Chondrite'.
Bon appétit !

LINK (http://calgaryherald.com/news/local-news/whats-it-like-to-chase-a-meteorite)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Dezember 17, 2015, 21:24:57 Nachmittag
und vertreibt sich inzwischen die Zeit mit dem Anfertigen 'simulierter kohliger Chondrite'.
Bon appétit !

LINK (http://calgaryherald.com/news/local-news/whats-it-like-to-chase-a-meteorite)

Sieht schon lecker aus, so eine 'carbonaceous chondrite mud pie'! (https://smileyshack.files.wordpress.com/2010/12/seating_fork_100-101.gif?w=150&h=95)

carbonaceous chondrite mud pie (https://pbs.twimg.com/media/CWXc6a0XAAAcI6Y.jpg)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Dezember 18, 2015, 20:13:14 Nachmittag
Desert Fireball: Finding meteorites

Interview mit Professor Philip Bland, Curtin University
Naked Scientists Interview, 25.8.2015

"that would be quite exciting... and Philip is right"

AUDIO (MP3) (http://nakeddiscovery.com/downloads/split_podcasts/15.09.01/Naked_Scientists_Show_15.09.01_1004046.mp3)

INFO & Transkript (http://www.thenakedscientists.com/HTML/interviews/interview/1001426/)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Januar 05, 2016, 11:38:24 Vormittag
So muss das aussehen!  :einaugeblinzel:

Zitat
"This is what it looks like when you find a meteorite from a network built on years of research and hard work!"

Professor Phil Bland vom Desert Fireball Network der curtin University findet einen Meteoriten im Bett eines australischen Salzsees.  :super:

FOTO (https://pbs.twimg.com/media/CX7exgQUoAAcVTG.png)
FOTO (https://pbs.twimg.com/media/CX7F80aWQAAN-Cj.jpg)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Januar 06, 2016, 10:17:13 Vormittag
Das Herz des Salzsees   :wow:

Die Trajektorie und der Fallort des 1,7 kg-Meteoriten, gefallen am 27. November 2015 auf den Kati Thanda-Lake Eyre, wurde mit Hilfe der Daten von fünf Kameras des Desert Fireball Network berechnet!  :super:

Der Name des Meteoriten soll durch die örtlichen Arabana-Ureinwohner bestimmt werden.  :super:

So bekommt der Meteorit vermutlich einen Namen in der vor dem Verschwinden stehenden Arabana-Sprache, die nur noch von sehr wenigen Menschen gesprochen wird.  :traurig2:

Amazing New Year’s Eve gift for fireball researchers (http://news.curtin.edu.au/media-releases/amazing-new-years-eve-gift-for-fireball-researchers/)

Curtin University meteorite discovery could hold clues to solar system creation (http://www.watoday.com.au/wa-news/curtin-university-meteorite-discovery-could-hold-clues-to-solar-system-creation-20160106-gm0hon.html)

Ancient meteorite 'older than Earth' from beyond orbit of Mars found at Lake Eyre (http://www.abc.net.au/news/2016-01-06/ancient-meteorite-found-at-lake-eyre-by-curtin-university-team/7071952)

FOTO (https://pbs.twimg.com/media/CYBlie8UwAAkpKW.jpg)

FOTO (https://pbs.twimg.com/media/CYBkcUYUsAASDBV.jpg)

FOTO (https://pbs.twimg.com/media/CYAvXeZVAAEA2p-.jpg)

Der Fallort während der Entdeckung

FOTO (http://www.watoday.com.au/content/dam/images/g/m/0/j/m/3/image.related.articleLeadwide.620x349.gm0hon.png/1452070630418.jpg)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Januar 06, 2016, 12:19:55 Nachmittag
Hier noch ein VIDEO (https://www.youtube.com/v/2JM3cpcWmHU?version=3&autohide=1) (WAtoday, 6.1.2016)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Sikhote am Januar 14, 2016, 13:22:52 Nachmittag
Hallo,

hier ein Video in deutscher Sprache zum Fund:

Berliner Morgenpost
E-Mail aus dem All: Meteoritenfund im australischen Outback

http://www.morgenpost.de/web-wissen/article206920041/E-Mail-aus-dem-All-Meteoritenfund-im-australischen-Outback.html

Grüße
Sigrid
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Januar 15, 2016, 16:02:40 Nachmittag
Der kalkulierte Orbit (orange und dunkelblau) zum 'Kati Thanda' Meteoriten

FOTO (DFN) (http://i.imgur.com/VNMwXrT.png)

Ein Drohnenfoto der Fundregion. Die eigentliche Fundstelle (rote Ellipse oben, bitte zoomen) wurde bei der ursprünglichen Inspektion der Aufnahme am Abend des 29. Dezembers übersehen.

FOTO (DFN) (http://i.imgur.com/GfrAAzX.jpg)

Als 'property of the Crown' wird der Meteorit nach erfolgter Analyse dem South Australian Museum in Adelaide übergeben, in dessen Sammlung er aufbewahrt werden wird.
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Januar 18, 2016, 19:44:38 Nachmittag
'Kati Thanda' im 3D scan (https://pbs.twimg.com/media/CY9ZQOGVAAEnfUs.png) der CSIRO
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Januar 20, 2016, 07:02:23 Vormittag
Der Meteorit im X-ray CT scan des National Geosequestration Laboratory

VIDEO (https://www.youtube.com/v/kkfzizENdRc?version=2&autohide=1)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am März 31, 2016, 16:18:24 Nachmittag
Der Meteorit wurde nun offiziell Murrili genannt und heute im MetBull registriert

LINK (http://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?code=63101)

Zitat
Murrili        29.26089°S, 137.53765°E

South Australia, Australia

Confirmed fall: 2015 Nov 27

Classification: Ordinary chondrite (H5)

History: The Murrili fireball was imaged by observatories of the Desert Fireball Network, and witnessed by local people at William Creek and Maree, as it blazed through the skies of South Australia around 9:15 pm on November 27, 2015. The object encountered the Earth close to its perihelion point, entering the atmosphere at 13.7 km/s. The object stopped ablating at an altitude of 18.32 km over Kati Thanda-Lake Eyre South. Its darkflight and fall position were modelled using a WRF climate model. An initial aerial search (2 weeks after the fall) revealed a small crater-like impact in the surface of the salt lake. The Arabana people are the traditional custodians of this land. Just after Christmas, with their permission and help – two Arabana men assisted with the search – the ground-based search team set out to collect the rock before rain erased evidence of the fall. On New Year’s Eve, a second aerial reconnaissance pinpointed the fall site. After some digging, the meteorite was pulled up through the salt-rich clay mud of the lake.  It was recovered 218 m from the calculated fall line. The meteorite had punched a cylindrical hole through the mud and came to rest 43 cm below the surface.

Physical characteristics: Murrili fell as a single stone with a mass of 1.68 kg measuring approximately 13 × 7 × 6 cm. The mass was originally heart shaped. It is entirely covered with a matte looking fusion crust, aside from one small broken corner revealing a lighter gray interior. Two smaller wedges were cut from the mass for study. The cut surface shows extensive alteration with rusty staining heterogeneously distributed. The alteration does not affect the entire rock, there are areas that preserve the unaltered nature of the meteorite.

Petrography is based on investigations of a small polished thick section, which samples both the altered and unaltered materials in the sample. The overall texture is typical of ordinary chondrites having some chondrules (barred olivine, the remnants of porphyritic olivine, and possible radiating pyroxene) with distinct outlines, as well as large single mineral crystal clasts. Murrili contains olivine, orthopyroxene, plagioclase, metal and sulfide. Phosphate and chromite also occur in minor abundances. Metal and sulfide are randomly distributed throughout the sample. Some metal grains are altered on the edges, but the majority of metal grains are clean. There are fine-grained intergrowths of chromite-plagioclase.

Geochemistry: Olivine composition ranges from Fa18.5 to Fa20.4 (Fa18.8±0.5, n=15). Orthopyroxene ranges from Fs16.1Wo1.8 to Fs16.9W1.1 (Fs16.4±0.3Wo1.1±0.3, n=8). Chromite compositions range from Cr/Cr+Al = 0.850 to 0.868 (n=7); and Fe/Fe+Mg = 0.843 to 0.860.

Classification: The above compositions are consistent with classification at a type H ordinary chondrite. The texture, along with the Wo composition of OPX (Scott et al. 1986) and the chromite composition, indicates a petrologic type of 5.

Specimens: Main Mass is also type specimen at SAM. Two smaller pieces (137.2 g and 86.9 g) plus a cut slab (38.6 g) as well as one polished thick section are held at CUWA with the Desert Fireball Network team.
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am Mai 03, 2016, 07:12:43 Vormittag
Neue Videos der Curtin University zum Fund von Murrili

VIDEO 2 (https://www.youtube.com/v/VN6go1dgX7w?version=2&autohide=1)
VIDEO 3 (https://www.youtube.com/v/KODqDg5wrIc?version=2&autohide=1)
VIDEO 4 (https://www.youtube.com/v/oWfiAg7TtIk?version=2&autohide=1)
VIDEO 5 (https://www.youtube.com/v/-IalUGqFKyE?version=2&autohide=1)
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am August 15, 2020, 14:20:38 Nachmittag
Murrili (https://sketchfab.com/3d-models/murrili-meteorite-75bb08ccf407448e8dae1d9abc3995ba) und Mundrabilla (https://sketchfab.com/3d-models/mundrabilla-meteorite-d102cd5f069e4d75b3f40edab0df5475) modelliert vom Hub for Immersive Visualisation and eResearch (HIVE) (https://humanities.curtin.edu.au/research/centres-institutes-groups/hive/) der Curtin University.
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: ironsforever am August 15, 2020, 18:01:56 Nachmittag
Hallo,

der Mundrabilla ist fantastisch! :wow: Danke, Karmaka, für den Link.

Gibt es eigentlich noch andere vergleichbar große Individuale in Euren Sammlungen? Ich meine nicht die knochigen Knorzen mit einem Gewicht von ca. 50 bis 200 g, sondern vergleichbare, noch größere Exemplare mit natürlichen Löchern etc.

Gruß
Andi :prostbier:
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Mettmann am August 15, 2020, 22:05:06 Nachmittag
Humm,
ich hab nach wie vor Bauchschmerzen bei dem Nullarbor Fireball Network.

Für das Netzwerk sind erhebliche EU-Mittel geflossen und Australien nimmt zwar am Grandprix der Eurovision teil, gehört aber nicht zur EU.
Bei der Mitteleinwerbung haben die Wissenschaftler auf die extremen Kosten der Raumsonden zur Gewinnung extraterrestrieller Proben verwiesen
(Dank für die Legitimation, ich hab das früher auch gemacht, hihi):
AAAABER: Rundheraus verschwiegen haben sie, daß die kruden Restriktrionen, die dieAustralier in den 1970ern und 80ern eingeführt hatten,
die Eigentum, Suche und Export einschränken oder ganz verunmöglichen,
Australien vom historischen Fundnation N°2 der Welt innerhalb nur weniger Jahrzehnte auf einen der letzten Plätze weltweit zurückgeworfen haben,
und daß bemerkenswerterweise, währen parallel in allen anderen Flächenländern mit Wüsten, die Fundzahlen merklich gestiegen oder gar explodiert sind.

Und freimütig gestehen die federführenden Wissenschaftler dieses Feuerkugelnetzes in ihren Publikationen ein, daß sie gar nicht über die Möglichkeiten und die Kräfte verfügen, jeden garantierten "Dropper", den sie aufgenommen und berechnet haben, zu suchen und zu finden, weil sie nicht die nötige Anzahl an Leuten auf den Boden bringen.

So faszinierend und toll die Methodik und die analytischen Möglichkeiten dieses Netzes sind,
dieses - im Grunde alberne Manko - konterkariert die Zielsetzung des Projekts erheblich.

Unter Bevan ist das Fachgebiet in Australien - und Down-Önder war einmal das NWA der Welt! - völlig verkümmert
und während in USA in Europa und nicht zuletzt auch in Nordafrika die Sammlerszene zu einem Niveau erblüht ist,
wie nie zuvor in der Geschichte,
ist der Privatsektor in Australien wegen der Gesetzeslage verkümmert und unterentwickelt geblieben.

Es wäre doch ein Leichtes und gelacht, den Output des Netzes zu vervielfachen. Man müßte nur das Gesetz ändern, daß einem Sucher oder Finder nichts anderes garantiert, als das Busticket hin und zurück zum Abgabemuseum zu ersetzen, oder man rufe unter der Federführung des Netzwerkes eine lustige Schatzsuche aus mit einem Preisgeld (das dann gern aus EU-Mitteln) für den Fund.

Wenn ich daran denke, daß sich bei uns in Europa und in USA noch jedesmal Dutzende Sucher aufmachen, wenn auch nur die geringste Chance besteht, auf einen Neufall bzw. erst recht, wenn das europäische Netz ein Streufeld eingrenzt - und diejenigen dann insgesamt auch nicht nur einmal 1-3 Tage bleiben, sondern teilweis noch monatelang hinfahren - und wie viel bei den letzten möglichen Fällen gefunden wurde - trotz des ungleich schlechteren Geländes als in Australien...

....dann finde ich, ja schön und gut, sie haben Zeisslinsen gekauft, ein bisserl was ist in die Wirtschaft zurück abgeflossen,
und mag mich durch die zwei, drei Erfolgsfällen in der langen Zeit nicht blenden lassen,

die EU-Gelder nicht eben gut angelegt;
erst recht, wenn ich daran denke, wie man mit diesen Mitteln das europäische Netz nach- und aufrüsten hätte können.

Federführend scheint ja London zu sein beim desert network - jetzt ist UK auch noch aus der EU ausgetreten,
so wächst in mir der Zwiespalt, angesichts der interessanten wissenschaftl. Ergebnisse, die die leider strukturell wenigen Treffer zweifelsohne erbracht haben,
ob wir unser Steuergeld weiterhin in eine Sache, die von Anfang an wegen der Gesetzgebung nicht richtig funktionieren konnte, hineinbuttern sollten
...oder ob zumindest die Briten wenigsten ihr Vergnügen allein finanzieren sollten.

Naja, was meinst Andi, was es für Mundrabillen heut gäb, hätte man die freischaffenden Künstler ans Werk gelassen  :einaugeblinzel:


Aber mei, ich bin zu naiv für diese Welt,
Skol
 :prostbier:
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: ironsforever am August 16, 2020, 09:03:22 Vormittag
Zitat
Naja, was meinst Andi, was es für Mundrabillen heut gäb, hätte man die freischaffenden Künstler ans Werk gelassen 

Hallo,

ja, Mettmann, mit freischaffenden Meteoritenjägern würde sich eindeutig mehr tun, als nur den Xten L oder H Chondriten auf den Forschertisch zu bekommen. Seien wir doch mal ehrlich: Meteoritisches 08/15-Material gibts mittlerweile weltweit mehr als genug. Darum wird sich kein Forscher mehr reissen.

Was ist mit dünn gesätem und aus Forschersicht viel interessanterem Material, wie z.B. mit Märsen oder ungruppierte Achondriten? Solche Juwelen kann man doch nur finden, wenn breit gesucht wird mit entsprechendem Personaleinsatz! Allein die wenigen Wissenschaftler mit Suchlizenz sind da doch völlig überfordert und sollten doch eigentlich eher forschen als suchen, nicht? Wissenschaftlich interessantes Material wird in Australien wegen der Restriktionen nicht mehr gefunden, oder ist einem von Euch ein entsprechender Fund/ Fall der letzten 2 Jahrzehnte bekannt geworden?

Mich wundert in diesem Zusammenhang ein wenig die Praxis, die Australien beim Prospektieren nach Bodenschätzen an den Tag legt. Es scheint wohl möglich zu sein, legal bzw. mit einer einfach zu erwerbenden Lizenz mit dem Detektor nach Nuggets zu suchen. Einer unserer Forenmitglieder hat sich damit mehr oder weniger seinen Urlaub rückfinanziert. Auf DMAX läuft gerade eine Serie, in der gezeigt wird, wie das erfolgreich in großem Stil funktioniert: Einfach großflächig mit dem Caterpillar Flora und Fauna abkratzen, bis man die goldführende Schicht erreicht...

Was für ein Wahnsinn im Vergleich zum Meteoritenjäger, der sein Begehr in der Regel von der Oberfläche pflückt, ohne die Umgebung zu verändern und der - im Gegensatz zum Goldsucher - ohnehin 20% bzw. 20 gr. jedes Fundstückes ersatzlos der Forschung übereignet, damit er eine Nummer bekommt.

Jedes Gesetz braucht eine Begründung. Mettman, Du bist ja recht tief in diese australische Materie eingedrungen: Welche Begründung gab es damals eigentlich, ein solches Gesetz auf den Weg zu bringen? Diese Begründung würde ich gerne mal im Lichte der gängigen Praxis bei der Gold- oder auch Opalprospektion beleuchten.

Gruß
Andi :prostbier:


Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Met1998 am August 16, 2020, 10:46:41 Vormittag
Hallo Andi,
gehört zwar nicht ganz zum Thema, aber:
Ich gucke ja auch regelmäßig diese Goldgräber-Sendungen im australischem Busch.
Wie die „Buddelflinke“ mit ihren Großgeräten die Landschaft verwüsten.  :wow:

Sind zwar bloß gewisse Quadratmeter Fläche von dem Kontinent und die Buschfeuer sind auch nicht zu verachten.
Aber das die Bundesstaaten das genehmigen, da staune nicht nur ich! :ehefrau:

Gruß Ehrfried  :hut:
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Wunderkammerad am August 16, 2020, 11:35:40 Vormittag
Wobei, um nicht gleich alle Antipoden mit dem Bade auszuschütten: freilich gibt es auch in Australien den Typus des über Jahrzehnte hin geduldig, erfolgreich und schonend explorierenden Jäger-Sammlers, der seine Funde und Lokalitäten akribisch archiviert und damit nicht zuletzt auch der Wissenschaft einen großen Dienst erweist. Don McColl sei als ein ehrenvolles Beispiel dafür genannt: als Co-Autor hat er die Resultate seiner Recherchen im Henbury Kraterfeld in Svend Buhls Henbury-Monographie einfließen lassen, und aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass er, wann/was immer man ihn zum Thema fragt, stets freundlich, umfassend und passioniert Auskunft gibt.
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Sikhote am August 16, 2020, 13:16:36 Nachmittag
Ich teile die Einschätzungen von Martin und Andi.

Das Gesetzt, und die damit verbundenen fehlenden Suchaktionen, verhindert vor allem, dass die neuen Fälle schnell gefunden werden. Und ganz frisches, neues Material zu haben, ist für die Wissenschaft besonders wertvoll.

Ein Umdenken der australischen Regierung wäre sinnvoll.

Grüße
Sigrid
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: karmaka am August 16, 2020, 13:37:51 Nachmittag
Wissenschaftlich interessantes Material wird in Australien wegen der Restriktionen nicht mehr gefunden, oder ist einem von Euch ein entsprechender Fund/ Fall der letzten 2 Jahrzehnte bekannt geworden?

Bunburra Rockhole, gefallen am 20. Juli 2007 (UTC), ist kein 'gewöhnlicher' Eukrit, weil vermutlich kein Bezug zu (4) Vesta, und hatte einen Aten-Orbit! :einaugeblinzel:
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Sikhote am August 16, 2020, 13:51:35 Nachmittag
Und das war vor 13 Jahren!
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: ironsforever am August 16, 2020, 15:35:16 Nachmittag
Und das war vor 13 Jahren!

Genau, und das bei DEN vergleichsweise perfekten Suchbedingungen. :crying:
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Mettmann am August 17, 2020, 22:37:51 Nachmittag
Zitat
Jedes Gesetz braucht eine Begründung. Mettman, Du bist ja recht tief in diese australische Materie eingedrungen: Welche Begründung gab es damals eigentlich

...oh jeh Andi, xundheitsbedingt hatt ich ja nicht nur die Metts an den Nagel, sondern meine Rolle als internat. Wetterzwerg,
sodaß ich alles nochmal recherchieren müßt..

Nur aus der verschwommenen Erinnerung, recht seltsam ist - und ich bin wirklich kein Kenner der australischen Geschichte, daß die Bundesstaaten eine starke gesetzl. Autonomie zu haben scheinen,
komisch, weils, wohl ähnlich wie bei uns; doch unser Nationalstaat ist ja erst 150 Jahre alt und die zig Kleinstaaten aus denen die heutigen Bundesländer gebildet, hatten sich ja jahrhundertelang in unterschidelichsten Paarungen gegenseitig die Rübe um Macht, Geld und Religion eingeschlagen.

In Australien ists ja so, daß in einigen Bundestaaten die Meteorite automatisch Staatsbesitz sind, in anderen nicht. Glaub das früheste wat 1972... jenes, Gesetz, was jeden Finder verpflichtet, seinen Meteorit beim nächsten Museum abzugeben, ohne Entschädigung oder Finderlohn, lediglich die Fahrtkosten gibts ersetzt.

Ich sah da einen Zusammenhang mit der UNESCO Working Group on Meteorites - das war eine Zusammenarbeit des Who-is-who der großen historischen Sammlungen (und damit der Mettforschung), die Zweite Hälfte 60iger Richtlinien für den Umgang mit Meteoriten ausarbeiten sollten in Vorbereitung der 1970er UNESCO Konvention für bewegliches Kulturerbe.
Vielleicht hat da schon ein Voreiliger sein Süppchen in einem Bundesstaat gekocht?
Müßt ich recherchieren, nur ob so alte lokale Schriften digitalisiert sind? (Hab zwar auch Verwandschaft in Down-Under, doch die interessieren sich nicht für randständige Meteoriten-Barbarei).
Von den Engländern, die diese Strafkolonie gegründet, kanns nicht stammen, den Brittanien hat nie ein Metgesetz gehabt (und auch keines in der Kolonie Indien).

Die andere Sache ist dann die gesamtnationale Regelung, die Ende der 1980iger kam, das war die Umsetzung der 1970er Konvention, wo eben sodann die Meteorite in das Inventar australischen beweglichen Kulturerbes eingetragen wurden, sodaß man nun (zweierlei unterschiedliche gibts) Exportfreigaben braucht.
Da war man sich sichtlich nicht bewußt, wie die Meteorite der Welt überhaupt ins Museum kommen und hat eben einen Fehler begangen, der nie korrigiert wurde.
Da mag auch die Wut in der Sache Calcalong Creek mit hereingespielt haben, dem ersten Mond der Welt (winzig und teuer wie ein Edelstein).
Mittlerweile und das ist allein und genuin Verdienst des privaten Sektors und von uns allen, hat man Mondmets Zentnerweis in den unterschiedlichsten Sorten und das schon ab 100$ im Gramm.

Wenn Du einen Namen hören willst, dann sag ich frei heraus "Bevan".
Der war damals der Meteoritenoberboss und ists wohl heute noch.
Und der weiß/wußt ganz genau um die Problematik.

Hier 1996 frohlockt er noch, daß sich die Fundrate in Australien verdoppelt habe und daß die Nullarbor Plain das Potential habe, die Antarktis zu übertrumpfen!
Und er schreibt auch hinein, wer die Meteorite findet: Farmer, Viehzüchter, Prospektoren und "rabbitters" (was wohl das australische Pendant zum nordamerikanischen Trapper sein wird).
Dann jammert er noch ein bisserl, daß so viele Australische in ausländischen Sammlungen, sein Moby Dick, der Calkalong kommt auch zu seinem Recht.

Und, das werden wohl die Funde der einzig erfolgreichen instituionellen Expedition gewesen sein, der der Kalgoorlie School of Mines, Schlagmichtot war die 92 oder 91?
(die Euromet Expedition hat ja im Grunde nix gebracht), daß etliche Hundert Funde aus der Nullarbor Plain noch nicht klassifiziert sind;
um euphorisch zu enden: "Like all fundamental scientific research, one never knows, how useful it will be, until it is done!"
(und sich anschließend in der Literaturliste bescheiden am Häufigsten als Autor anzuführen...)

Ach Andi, und what is done?
Vor 15 Jahren schon hatte ich auf der Website des Museum in Perth gesehen, daß die 500 Steine, in den 15 Jahren auch noch nicht klassifiziert waren,
heute schau ich, neue Website mir Geschichte der Sammlung - 30 Jahre nach dem Fund hat die immer noch niemand klassifiziert!
(Und es ist ja absolut nicht so, daß Perth mit NWAs und Dhofars zugeschüttet worden wär, wie die europäischen und amerikanischen Klassifikateure!)

Bevan kann Statistik, ausweislich des Artikels. Es ist ausgeschlossen, daß ihn der völlige Zusammenbruch der Fundzahlen (wo er doch fohlockte, er könne bald Antarktica ausbrunzen) entgangen ist.

Und bitte, Klassifikation - das sind die absolutem Basics der Meteoriterei, das A und O!
Kein Forscher kann einen Artikel über Meteorite veröffentlichen, also nicht an ihnen arbeiten, die nicht im Bulletin veröffentlicht sind, denn sonst fehlt die Referenz!
Jeder der schon mal mit Unis gehandelt weiß das, da mußte man immer hoch und heilig versprechen, daß der Stein zumindest schon in der Pipeline für die Klassifiz oder des NomCom wartet.

Stell Dir vor: Blaubeuren, Machtenstein  phhht!  Ranzige, anräudige Gewöhnliche Chondrite, sofort hergeben ja, aber ab ins Depot damit, die können die Enkel immer noch klassifiziern.

(Damit wird auch die Begründung für die Exportreglementierung der nationalen UNESCO-Inventarliste (und die Empfehlungen der Arbeitsgruppe) ad absurdum geführt.
Meteorite sind in Australien nicht Gegenstände von übergeordnetem oder besonderen wissenschaftlichen Interesse, wenn die führende zuständige Institution für Meteorite in 30 Jahren nicht fertig bringt, ihre Chondrite zu klassifizieren und die leise wimmernd in der Schublad vor sich hin suppen.
Und - so sich Australien als demokratischer Rechtsstaat begreift - ist die de-facto-Enteignung-Regelung hinfällig (die Rechtstaaten wie der unsrige mit seiner Geschichte und solche mit Kolonialgeschichte aus historischen Gründen schon nicht ausüben können), weil kein übergeordnetes Interesse der Allgemeinheit nachweisbar ist, wenn nicht einmal die hochspezialisierten Leut vom Fach sich dafür interessieren.)


Es ist eine völlige Bankrotterklärung und es ist tragisch, weil eines der bedeutendsten Neufundländern, und es ist ja keine Diktatur oder Banananenrepublik, sondern ordentlich verfaßt und ein Erstweltland, innerhalb kürzester Zeit in Grund und Boden gewirtschaftet worden ist.

Na und auuuuuuuuuusgerechnet da nun das modernste Feuerkugelnetz hinzusetzen?

Sehen wirs optimistisch als Entwicklungshilfe und zwar hoffentlich im Stile der "Hilfe zur Selbsthilfe".
Nja, wer wird Bevan beerben? Bland? Vielleicht wendets sich dann zum Besseren...

Aber was weiß ich schon in meinem Lehnstuhl..
 :nixweiss:
Mettmann

Hops vergessen, Bevans Bestandaufnahme 96:
https://www.rswa.org.au/publications/Journal/79(1)/vol%2079-1(33-42).pdf

Und huh, die McColls müssen doch in ihren 90igern sein?

Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Wunderkammerad am August 18, 2020, 00:04:05 Vormittag
Und huh, die McColls müssen doch in ihren 90igern sein?
Das Ehepaar dürfte tatsächlich nicht mehr ganz jung sein. Korrespondiert habe ich mit Don McColl vor vielleicht 2-3 Jahren. Kollege Svend weiß diesbezüglich sicherlich bestens Bescheid.
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Mettmann am August 18, 2020, 00:29:27 Vormittag
Ich hab Don McColl mal vor etlich Jahren in München auf der Messe getroffen,
da war er auch schon über 80, sah aber eher aus wie sechzig.

Apropos Zahlen, weil die in fast allen Publikationen ausgespart bleiben:
Die Curtin University schätzt den Wert des Desert Fireball Networks, gemeint ist wohl die reine Hardware, auf 4 Mio $,
(macht also rund 80.000 pro Station).
Dieser Wert ist doppelt so hoch, wie alle anderen Fireball Networks zusammengenommen gekostet haben, mit denen das Desert Network sich zu einem Global Fireball zusammenschließen möchte, schreibens weiter.

Nuja, einerseits so viel wie eine Doppelhaushälfte in Möllenbeck, wo ich nicht wohnen mag, denn seine Nachbarn kann man sich nicht aussuchen,
andererseits kriegt man dafür auch nur eine durchschnittliche Panzerabwehrrakete, die nur rumliegt, bis man sie kostenpflichtig entsorgen muß, dann schon lieber eine Kamerastation.

Wieder andererseits - bisserl peinlich ist dann schon, das Bland und das Desert Network im Web um Freiwillge für die Suche betteln.....

Nejnejnej,
ist halt speziell, Studenten kosten doch sonst nix....
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: ironsforever am August 18, 2020, 12:20:03 Nachmittag
Hallo Mettmann,

wenn ich also recht versteh, war die Begründung für das restriktive Meteoritengesetz, dass Meteoriten ein "Kulturerbe" Australiens seien.

Erinnert mich ans dt. Kulturgütergesetz und die gleiche Diskussion: Kultur ist definiert als "Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung". Anders gesagt: Mensch muss da irgendwie mitgemischt haben, damit sowas wie Kultur entstehen kann.

 :nixweiss:

Nun kenn ich nichts Kulturloseres als einen Meteoriten, der in irgendeiner Wüste herumliegt. Dem Meteoriten wars scheißegal, wann und wo er niederging, und die Einheimischen - sofern in diesen Gegenden überhaupt vorhanden - haben mit Sicherheit nichts Wesentliches dazu beigetragen, dass er dort landete.

Ich würde zustimmen, dass ein bestimmter Stein Kulturgut ist, sofern ebendieser in der Vergangenheit eine besondere Rolle in der Geschichte wenigstens eines Menschen spielte, sei es religiös, künstlerisch oder sonst in kultureller Weise. Nicht aber im Fall herrenloser Steine, die noch nichtmal von Menschenhand berührt wurden.

Gruß
Andi

Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Andyr am August 18, 2020, 14:15:17 Nachmittag
Hallo zusammen,

die UNESCO hat im Zusammenhang mit dem Welterbe ganz klar Weltkulturerbe von Weltnaturerbe differenziert. Diesen Schnitt kann man ganz klar nachvollziehen.
Genauso ist es auf kleinerem Maßstab mit anderen Gütern: Es gibt Kulturerbe und Naturerbe. Und man muss kein Fachmann sein, um die zwei Begrifflichkeiten unterscheiden zu können. Demzufolge können Meteoriten nur Naturgut bzw. Naturerbe sein. Genau so wie alle anderen natürlichen Dinge (Gesteine usw.) auch, sofern sie nicht von Menschenhand umgestaltet worden sind, wie z.B. das Khazne al-Firaun in Petra.
Insofern ist es auch für mich unverständlich, wie manche Gesetzgeber natürliche Gegenstände wie Mineralien, Fossilien, Meteorite usw. mit aller Gewalt in das Korsett eines "Kulturguts" reinprügeln wollen. Muss wohl daran liegen, dass wir als Meteoriten-Liebhaber (das gleiche gilt auch für Mineralien, Fossilien, usw.) KULTIVIERTE Leute sind. Das kann dann so manchen Politiker doch schnell mal überfordern  :einaugeblinzel: :einaugeblinzel: :einaugeblinzel:

Grüße

AndyR
Titel: Re: The Desert Fireball Network
Beitrag von: Mettmann am August 18, 2020, 17:58:25 Nachmittag
Nja, nicht ganz,
ich würde die Steine und Eisen, die in einer althergebrachten großartigen Sammlung, die durchgehend kuratiert und beforscht, ausgestellt und über die viel publiziert, egal ob institutionell, national oder privat,
sehr wohl in ihrer Eigenschaft als Bestandteile der kulturellen Anstrengung eine solche Sammlung anzuhäufen und zu unterhalten, insbesondere wenn es dann noch ganz oder teilweise aus Steuermitteln finanziert worden,
durchaus als nationales, bewegliches Kulturgut klassifizieren wollen.

Zwoter Denkansatz wäre ein historischer..
guckt, die frühen 1960iger - "geo"logische Fernerkundung durch Raumsonden gabs praktisch nicht, von sample-return Missionen oder robotischen In-Situ-Analysen gar nicht zu reden; und es war ja das Jahrzehnt des Wettlaufs zum Mond, wo so irre Mittel aufgewendet wurden, wie zuvor höchstens in der Entwicklung der Atom- und Wasserstoffbomben,
sodaß die Meteorite tatsächlich das einzige außerirdische Material war, das man beforschen konnte;

 daß man ihnen dann, diesen Zeitgeist vorausgesetzt, schon eine derartige Prägnanz und Wichtigkeit einräumen konnte, daß sie von nationaler Bedeutung - oder im Falle der UNESCO, von internationaler Bedeutung wären.

Nur, retrospektiv war das womöglich nicht die einzige Begründung,
die großen Sammlungen waren gut bestückt, und bereits in den 30igern hatte man sich bei US-Gott-Nininger beschwert, daß er ja nur olle langweilige gewöhnliche Chondrite anschleppe, und sicherlich waren historisch die Dealers, sagmer Krantz, Ward als völlig ehrbare Bezugsquellen geschätzt,
doch mag der ein oder andere da schon im Hinterkopf gehabt haben, bei allem löblichen Gewese, wie der Anweisung, jedes Land möge eine National-Meteoritensammlung aufbauen, Volksbildung betreiben ect., den Gedanken, die Händler zu ruinieren und die Laienfinder hinter die Fichte zu führen und die Steine und Eisen umsonst und per Gesetz frei Haus geliefert zu bekommen.
Kann man ja versuchen - ging aber in die Hose.
Und spätestens mit der Aufnahme der erzteuren Antarktiscampagnen in den 70ern war dieser (doch etwas arg sparsame - um das Wort "mißgünstig"  zu vermeiden -) Ansatz obsolet geworden.

Naja und so UNESCO-Konventionen wurden i.Ü. gern auch von Diktaturen umgesetzt, weil sie nix kosten und man sich den Anschein eines vorbildlichen Rechtsstaates geben konnt.
Nehmer als spaßiges Bsp. die Philippinen, die haben auf die 1970er-Konvention noch unter dem frühen Marcos-Regime sofort ein Mettgesetz eingeführt, daß es eine Art hatte!
Alles nur pro-forma natürlich - weil schon von Verwaltungsseite völlig unpraktikabel. Theoretisch müßtest heute noch dort jeden 3Euro-Tektiten, also die Sackware auf großen Messen, einzeln mit Photodokumentation beim Nationalmuseum freigeben lassen (+ 4 weitere Genehmigungen, was Suche, Besitz, Ausfuhr ect. angeht, sind nötig nach den Gesetzen). - Na die täten sich bedanken...

Und großer Nachteil, worauf ich schon vor langen Jahren hingewiesen und was jetzt immer aktueller wird (Siehe Macron, Benin-Bronzen, Grüttersgeeiere und Reitpeitsche zurück in die Namib) - wenn ich Meteorite dem UNESCO-Regime als Kulturgut unterstelle, muß ich auch die Folgekonventionen anwenden, was hieße Paris, London, Wien, Washinton ect. leerzuräumen und den ehem. Kolonien die Mets wieder zu restituieren.

Gut, das trifft jetzt nicht auf Australien zu,
wer aber in Australien staatl. bestallt sich als Meteoritenwissenschaftler ausgibt
und den Zusammenhang zwischen Gesetz und Fundzusammenbruch nicht erkennt
und nix unternimmt, den Schlamassel zu beenden,
der ist,
tut mir leid:

Zu schwach im Fach!

Es sei denn, man argumentiere diversifiziert, Fachidiotie sozusagen:
Das Feuerkugelnetz interessiert sich nur für Feuerkugeln, ihre Dynamik, ihre Phänomenologie, die Spektren, die Orbits, die Streufeldberechnung, die Häufigkeit -
nicht aber für das, was hernach am Boden liegt.
Man bliebe also auf halbem Wege stehen.

 :prostbier: