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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: ironmet am November 18, 2009, 21:06:41 Nachmittag

Titel: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: ironmet am November 18, 2009, 21:06:41 Nachmittag
Hallo Met-Freunde,

angeregt von Alex seinem Foto des NWA 2900 auf dem letzten Zippel der Balkon-Umrandung,
dachte ich,vielleicht hätten einige von Euch auch schon ein paar schreckliche Erlebnisse gehabt?
Natürlich braucht es etwas Mut,seine eigene Dummheit hier niederzuschreiben.
Aber unterhaltsam kann es werden.

Leg ich gleich eine Geschichte vor.

Aus Ensisheim brachte ich mir von Marc Jost drei Vollscheiben eines wirklich sehr schönen CV3 NWA 5561 für
meine Sammlung mit nach Hause.
Zu Hause angekommen,dachte ich,vielleicht könne man gleich die Boxen nutzen,in der sich die Scheiben befanden.
Leider war auf der Aussenseite ein Aufkleber mit allen wichtigen Daten aufgeklebt.
..na gut,wenn dieser gutmütig abgehen mag,kann man die Dose gleich nutzen.
Gesagt getan,mit Fingernagel einen Anfang gepult,den Aufkleber gegriffen und gaaaanz langsam gezogen.
Hm,scheinen keine Klebereste auf dem Deckel zu bleiben,also weiter.
Auf einmal und mit einem Ruck,löst sich der Deckel von der Dose,die Scheibe rutscht aus der Dose,fällt auf den Fußboden und zerspringt in 5 gleichmäßige Teile!
Der Graus für jeden Sammler!!
Da war ich natürlich erstmal bedient!
Zum Glück hatte ich noch zwei....
Und die Moral von der Geschicht: kümmere dich immer erst um den Met und nicht um die Dose!!

Viele Grüße Mirko

...wer hat denn ein ähnlich schreckliches Erlebnis zu berichten??
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Dave am November 18, 2009, 21:24:13 Nachmittag
Gut dann mal was von mir,

ich habe mal versucht einen meiner NWA´s in etwa einzuteilen, also ob es ein L oder H ist. Das alles mit einem recht starken Magneten. Ich hatte zum Vergleich eine kleine Scheibe eines L3 mit dabei. Als ich also schauen wollte wie stark der L3 angezogen wird, passierte es, irgend etwas anderes wurde auch vom Magneten angezogen, weiß nicht mehr genau was es war. Na auf jeden Fall, war die Scheibe zwischen Magnet und dem Objekt im weg, sodass durch die starke Anziehungskraft ein Stück der L3 Scheibe abgebrochen ist. Das abgebrochene Stück wurde so stark zerstört, das ich nichts mehr davon finden konnte. Wie gesagt war es eben nur eine kleine L3 Scheibe. :crying:

Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 18, 2009, 21:33:06 Nachmittag
Schrecklich wäre zu viel gesagt, aber ich habe - als ich mich noch im Experimentierstadium befand - einen kleinen 120-Gramm-Campo so ziemlich vermurkst...

Als ich meinen ersten Campo erwarb, dachte ich, erst mal die schwarze stinkende Rostschicht entfernen zu müssen, um ihn anschließend mit PUR-Lack zu überziehen. Gesagt getan kochte das gute Stück erst mal eine halbe Stunde lang in EDTA-Lösung und ließ sie dann 2 Tage lang stehen, bis der ganze Rost ab war. Dann entsalzte ich das Stück ein paar Wochen lang in dest. Wasser und rieb es mit der Drahtbürste blitzeblank.

Anschließend stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass eine ziemlich große Fläche mit einem grünlich-schwarzen Mineral überzogen war (vermutlich Eisenchlorid + Graphit oder was auch immer), das ich dann mit dem Dremel meinte, abschleifen zu müssen. Also schliff ich und schliff ich, bis ich merkte, dass gut und gerne 10 Prozent des Campos aus diesem Mineral bestand, was optisch nicht sonderlich gut aussah. Also schliff ich kurzerhand das ganze Eck weg, bis in dem Campo eine grauenvolle Kerbe klaffte. :platt:

Um die Widmannstädtschen Figuren zur Geltung zu bringen, polierte ich noch eine Seite und ätzte sie dann, aber das Ätzbild war nicht überragend - die ganze Astetik des Campos war versaut. :crying:

Naja, typisches Anfängerverhalten halt (bzw. der überschäumenden Experimentierwut eines Chemikers geschuldet). Inzwischen weilt das gute Stück nicht mehr unter uns - die 40,- € habe ich abgeschrieben. Da ich inzwischen einen 2-kg-Campo in meiner Sammlung beherberge, dessen schwarze Kruste ich jeden Abend hätschle und tätschle und regelmäßig brav einfette, kann ich den Verlust verschmerzen. :einaugeblinzel:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Schönedingesammler am November 18, 2009, 22:06:03 Nachmittag
Hallo Leute,

mein schlimmstes Erlebnis habe ich schon mal hier beschrieben.

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3536.0

cu, Uwe
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: ironmet am November 19, 2009, 00:42:49 Vormittag
Hallo Leute,

 :lacher: :lacher: :lacher: :lacher: :lacher: :lacher: :lacher: :lacher:

na da sind doch schon ein paar schöne Geschichten zusammengekommen!

@Uwe: das Thema sehe ich heute zum ersten mal!
          ich bin geschockt!
          Du praktizierst ja die Massenvernichtung!! :crying:
          .....aber scheinbar hielt sich der Schaden ja in Grenzen..

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: gsac am November 19, 2009, 00:55:40 Vormittag
Mein bisher "schrecklichstes Met-Erlebnis" war die hier schon mal
bekannt gemachte Brenham-Skelettierung! Da hat ein wunderschönes (!)
Brenham-Scheibchen ganz einfach die Frechheit besessen, sich quasi
vor meinen Augen und Ohren binnen weniger Wochen von selbst in seine
Einzelteile zu zerlegen: das übriggebliebene Eisengerippe halt und die
rausgeploppten Olivine.... All die Einzelteile habe ich noch in meiner
Kuriositätensammlung! Tja, das Scheibchen hat nicht sehr lange gehalten.
Daher werde ich mir nie wieder Brenham zulegen, auch wenn es durchaus
stabile Stücke davon geben soll.

Meine bisher "schrecklichste Met-Entscheidung" war die, mal ein sehr
schönes und auch frisches Mount-Baldr-Scheibchen aus der Antarktis
fortzutauschen, auch wenn der eingetauschte Meteorit ein Teutone war
(Steinbach). Einen Meteoriten aus der Antarktis ohne Not wegzugeben,
sowas tut man einfach nicht! Find sowas erst mal wieder, da kannst Du
ziemlich lange oder vielleicht/wahrscheinlich sogar vergeblich suchen....

Die zweitschrecklichste Met-Entscheidung war die, ein fantastisches
Sikhote-Alin-Individual nicht eingekauft zu haben, weil gerade das nötige
"Kleingeld" fehlte. Dafür hätte man sich sogar kurzfristig verschulden sollen
- es hätte sich längst schon wieder amortisiert. Und man hätte immer noch
seine Freude an dem tollen Schaustück. Ja, ich sag nicht, wem das jetzt
gehört, es ist wohl noch im Lande, aber nicht hier in preußischen Gefilden.
Steht bestimmt in irgendeinem Kanzleivorzimmer und beeindruckt sehr die
Mandanten, oder vielleicht sogar in einem begehbaren Kleiderschrank..??
Da sind der kühnen Phantasie des "Losers", der es leider nicht kaufte, als
ein Kauf fällig und angesagt gewesen wäre, kaum Grenzen gesetzt <heul>.

Alex

@ironmet: den "Balkontest" haben bisher noch alle Mets unbeschadet überstanden!  :einaugeblinzel:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Plagioklas am November 19, 2009, 01:51:54 Vormittag
Mein zweitschrecklichstes Erlebnis waren Say al uhamir 001 und ghubara, die damals beide anfingen zu nässen. Kurz drauf fielen aus meinem Gibeon auch noch die Troilite raus und ein oder zwei andere exemplare bekamen auch erste feuchteflecken.

Kurz darauf erledigte es sich dann als ich meine Sammlung wegen Geldmangel und umzug verkaufen musste. Bis auf wenige stücke (2 Marskrümel, nen Mondkrümel und einen winzigen gibeonstück) ging alles irgendwo über ebay richtung schweiz.  :crying:

Ist aber schon ewigkeiten her (2001) und jetzt hab ich wieder eine neue schöne Sammlung.  :wow:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 19, 2009, 21:40:59 Nachmittag
Mein zweitschrecklichstes Erlebnis waren Say al uhamir 001 und ghubara, die damals beide anfingen zu nässen. Kurz drauf fielen aus meinem Gibeon auch noch die Troilite raus und ein oder zwei andere exemplare bekamen auch erste feuchteflecken.

Kurz darauf erledigte es sich dann als ich meine Sammlung wegen Geldmangel und umzug verkaufen musste. Bis auf wenige stücke (2 Marskrümel, nen Mondkrümel und einen winzigen gibeonstück) ging alles irgendwo über ebay richtung schweiz.  :crying:

Ist aber schon ewigkeiten her (2001) und jetzt hab ich wieder eine neue schöne Sammlung.  :wow:

Hi Plegioklas,

wie bringt man denn einen Gibeon dazu, so zu rosten, dass die Troilite herausfallen? Autoklavieren in konzentrierter Salpetersäure?  :gruebel:

Gruß, D.U.
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Plagioklas am November 19, 2009, 21:55:06 Nachmittag
Nein,.... ich geh von aus, dass esdaran lag, dass ich den gibeon 2 oder 3 mal mit der bloßen hand berührt hab.

Jedoch wurde er gut gepflegt und geölt (Ballistol).
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 19, 2009, 22:05:49 Nachmittag
Nein,.... ich geh von aus, dass esdaran lag, dass ich den gibeon 2 oder 3 mal mit der bloßen hand berührt hab.

Jedoch wurde er gut gepflegt und geölt (Ballistol).

Was, das soll schon ausgereicht haben? Ich habe mein geschocktes Scheibchen, das jetzt im Besitz vom Konrad ist, hunderte Mal mit Dreckfingern angelangt, offen in der Vitrine gelagert (ohne Balistol) und nach 6 Jahren sah man darauf mit viel Phantasie gerade mal ein kleines Rostfleckchen, das ich locker hätte heraus polieren können.
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: MarkV am November 19, 2009, 22:09:00 Nachmittag
Hallo,
so richtig schlimme Erlebnisse hatte ich bisher noch nicht. Das schlimmste war wohl die 730g Seymchan Scheibe (sollte mein Pallasit für's Leben sein) http://www.parhelia.de/mets/seymchan05.jpg , bei der man zusehen konnte, wie sie rostete, obwohl sie lackiert war. Da Seymchan normalerweise nicht rostet wurde ich skeptisch, ob es überhaupt Seymchan ist. Der Verkäufer hat dann bei seiner Bezugsquelle nochmal nachgefragt und dann stellt sich heraus, dass es tatsächlich Brahin ist und nicht Seymchan. Ich habe den Kauf dann rückgängig gemacht, wobei die Rücküberweisung des Betrags via Paypal wieder massive Probleme brachte, weil ich bei PayPal plötzlich als Händler geführt wurde und aus steuerrechtlichen Gründen irgendwelche Angaben zu meiner "Firma" machen sollte. Diverse Mails an Paypal wurden wurden nur per automatischer Standard-Mail beantwortet. Ich habe schliesslich einen neuen PayPal-Account erstellt. Seitdem hab ich keinen Pallasiten mehr angerührt.

Ärgerlichster Nicht-Kauf war wohl ein schönes Murchison Individual, das es vor etwas über einem Jahr mal vergleichsweise günstig im Ebay gab. Inzwischen ist Murchison kaum noch unter 100$/g zu haben.

Grüsse,
Mark

Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Mettmann am November 19, 2009, 22:16:15 Nachmittag
Mein schrecklichstes Met-Erlebnis war, nicht Briefmarkensammler geworden zu sein....
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 19, 2009, 22:18:33 Nachmittag
Mein schrecklichstes Met-Erlebnis war, nicht Briefmarkensammler geworden zu sein....

Dann würdest Du jetzt an mich den Sachsendreier oder die Blaue Mauritius verhökern  :w-gesch:

http://www.jacweltweit.de/images/ereignisse/prominenz/jac+blaue_mauritius.jpg
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Mettmann am November 19, 2009, 22:24:11 Nachmittag
...und dann nach Mauritius fahrn
http://www.bigtravelweb.com/images/mauritius_l.gif

statt nach Bad Kohlgrub.
http://www.gunnis-eisenbahnwelt.de/Bhf_Bad_Kohlgrub.jpg
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 19, 2009, 22:26:47 Nachmittag
...und dann nach Mauritius fahrn
http://www.bigtravelweb.com/images/mauritius_l.gif

statt nach Bad Kohlgrub.
http://www.gunnis-eisenbahnwelt.de/Bhf_Bad_Kohlgrub.jpg


Oh lala! Das ist doch gleich was anderes als der flotte Sachsen-Dreier, da ließe ich sogar den Rumuruti für sausen

:lechz:

Hier übrigens die seltenste Briefmarke der Welt (kommt auch noch aus Deutschland)!

http://www.briefmarken.de/allgemein/aktuelles_detail.php?pAlt=_alt&pId=89
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Mettmann am November 19, 2009, 22:33:37 Nachmittag
Ja, Bad Kohlgrub hat schon seine Reize..

http://www.alpenverein-starnberg.de/Hornlehutte_Winter.JPG

Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 19, 2009, 22:34:46 Nachmittag
Ja, Bad Kohlgrub hat schon seine Reize..

http://www.alpenverein-starnberg.de/Hornlehutte_Winter.JPG



Ich glaub, Du hast da was falsch verstanden  :laughing:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: ironsforever am November 19, 2009, 22:43:40 Nachmittag
Zitat
Beiträge: 288



   Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
« Antworten #16 am: Heute um 22:34:46 » Zitat  

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Zitat von: Mettmann am Heute um 22:33:37
Ja, Bad Kohlgrub hat schon seine Reize..

http://www.alpenverein-starnberg.de/Hornlehutte_Winter.JPG
Ich glaub, Du hast da was falsch verstanden  


Nö, der Mettmann verdrängt damit grad den ungereinigten 6 kg Sikhote, den er annowasweisich für n Appel und n´Ei vercheckte. Ich find den nimmer, aber der geistert irgendwo bei M. Johnson auf der Met-of-the-day - Website rum... Mettmann - auch wenns weh tut - kannst kurz aushelfen? :weissefahne:

Gruß,
Andi :prostbier:

Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: ironsforever am November 19, 2009, 22:49:08 Nachmittag
Hi Marc,

Zitat
Das schlimmste war wohl die 730g Seymchan Scheibe (sollte mein Pallasit für's Leben sein) http://www.parhelia.de/mets/seymchan05.jpg , bei der man zusehen konnte, wie sie rostete, obwohl sie lackiert war. Da Seymchan normalerweise nicht rostet wurde ich skeptisch, ob es überhaupt Seymchan ist. Der Verkäufer hat dann bei seiner Bezugsquelle nochmal nachgefragt und dann stellt sich heraus, dass es tatsächlich Brahin ist und nicht Seymchan. Ich habe den Kauf dann rückgängig gemacht, wobei die Rücküberweisung des Betrags via Paypal wieder massive Probleme brachte, weil ich bei PayPal plötzlich als Händler geführt wurde und aus steuerrechtlichen Gründen irgendwelche Angaben zu meiner "Firma" machen sollte. Diverse Mails an Paypal wurden wurden nur per automatischer Standard-Mail beantwortet. Ich habe schliesslich einen neuen PayPal-Account erstellt. Seitdem hab ich keinen Pallasiten mehr angerührt.


Das war ein gutes Erlebnis! Stell dir vor, Du hättest heute einen Seymchan-Metwrong in der Sammlung, wenn der Brahin nicht zerfallen wär.  :einaugeblinzel:

Gruß,Andi :winke:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 19, 2009, 23:37:04 Nachmittag
Es war einmal ein wunderschöner, nicht klassifizierter NWA (462 gr), den Dean Bessey einst (2004) für n’ Appel und n’ Ei anbot. Er wurde zwar klassifiziert, aber nie offiziell anerkannt, obwohl er sich in der Datenbank des Met.Bull. befindet. Ich sah sofort, daß er eine Form hatte, die einen orientierten Flug vermuten ließ. Und ich sollte Recht behalten, denn seine schildförmige Form zeigte neben einer Schmelzlippe am Übergang von der Vorderseite zur Rückseite sogar einen zweiten Fliesrand bzw. Fliessaum zwischen dem Apex und der Schmelzlippe (siehe die beiden Pfeile). Ausserdem erinnerte mich die Form frappierend an die schildförmige Sikhote-Alin Hauptmasse von 1745 kg.
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 19, 2009, 23:40:16 Nachmittag
Als der Meteorit ankam, zog es mir schier die Schuhe aus, nicht nur, weil er die Spuren eines orientierten Fluges durch unsere Atmosphäre zeigte, sondern weil er nur so von Chondren und metallischen Partikeln strotzte. Letztere waren sowohl auf der Apex-Seite durch die verwitterte Kruste hindurch zu erkennen als auch auf der Rückseite des Meteoriten und er war im Verhältnis zu seiner Größe extrem schwer. In einer Regmaglypte war sogar noch die ursprüngliche, intakte Schmelzkruste zu erkennen.

Jetzt ergab sich die heikle Frage, ob ich ihn wegen seiner schönen Form so lassen sollte, oder ob ich ihn bei Prof. Addi Bischoff klassifizieren lassen sollte, weil es entweder ein unequilibrierter, FeNi-reicher H-Chondrit sein mußte oder aber sogar ein E(H)3 Chondrit. Ich entschied mich deshalb für die Klassifizierung.
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 19, 2009, 23:42:14 Nachmittag
Gesagt, getan! Prof. Bischoff erklärte sich dankenswerter Weise bereit, ihn in Münster klassifizieren zu lassen und weil ich ihm mehr als die übliche Menge an Belegmaterial überließ, mußte ich für die Klassifizierung nichts bezahlen und bekam sogar noch einen DS dazu, der für die Klassifizierung verwendet worden war. Hier ist zu sehen, was an das IfP Münster ging, was für Dünnschliffe verwendet wurde und was bei Pauli blieb.
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 19, 2009, 23:44:46 Nachmittag
Prof. Bischoff war sehr angetan von diesem NWA, weil er unter anderem darin etliche primitive Komponenten entdeckte, die er unbedingt näher untersuchen wollte. Auch er vermutete, daß es sich um einen H-Chondriten handeln würde, schloß aber auch einen E-Chondriten nicht aus. Im DS fand er einen sehr interessantes Fragment, das er noch messen wollte, bevor er mir den DS zuschickt.
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 19, 2009, 23:49:17 Nachmittag
Die Klassifizierung ergab, daß es ein H3-5 Chondrit ist. So, und jetzt kommt der Hammer, der zeigt, daß auch ein langjähriger Sammler von Meteoriten Dummheiten begeht, für die er links und rechts geohrfeigt gehört! Dieser Meteorit erscheint nicht als offiziell anerkannter NWA, obwohl er eine NWA-Nummer trägt, weil, …  :traurig:, weil, …  :dizzy:, weil ich ihn mit Motoröl gereinigt habe  :bid:, damit er besser aussieht  :bid:  :bid:. Originalton Prof. Bischoff: "Mit Öl bringen sie viele ungewünschte organische Substanzen in die Probe. Das könnte bei echt wichtigen Proben wissenschaftlich schlimm sein."

Ach ja, ach ja, …

 :crying: Bernd  :crying:

P.S.: Es ist NWA 3346, falls jemand im Met.Bull. nachsehen will!
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 20, 2009, 00:20:47 Vormittag
Das kapier ich jetzt nicht. War die "Reinigung" mit Motoröl ein Versehen? An Steinmets würde ich nicht mal mit Propanol dran gehen, geschweige denn mit so was klebrigem wie Öl...

Oder wolltest Du damit erreichen, dass er glänzt? :gruebel:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 20, 2009, 00:22:16 Vormittag
Nein, das war schlicht und einfach Dummheit!!!


Bernd
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: DCOM am November 20, 2009, 00:28:05 Vormittag
Naja, es wurde ja immerhin eine provisorische NWA-Nummer vergeben.

Übrigens, auch der NWA 5476, von dem ich die Hauptmasse habe, hat bislang nur eine provisorische NWA-Nummer erhalten. Warum eigentlich kann man den nicht wissenschaftlich erwähnen, und wie lange dauert es, bis sich daran etwas ändert? Ist es bei jedem NWA so, dass er zunächst nur provisorisch klassifiziert wird?

:nixweiss:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Mettmann am November 20, 2009, 00:31:08 Vormittag
Hi Andi,

Zitat
Mettmann - auch wenns weh tut - kannst kurz aushelfen?


Meinst den da?

http://www.spacerocksinc.com/Dec1.html


Naja. Ein bisserl weh hats schon getan, aaaaaber

Ich hab es nie bereut.

Er hat das beste Heim gefunden, das ich mir vorstellen kann. Bei dem großartigsten Kerl, den ich unter den Meteoritenleuten kenne. War genau richtig, denn wir wurden Freunde und er der größte Spender für Rumänien, und hat ihn sicherlich mehr verdient als ich.
Und so hat dieser Sikhote dazu beigetragen, Licht in den düsteren Alltag hunderter Kinder zu bringen, die Gesundheit einiger wieder herzustellen und einigen eine Ausbildung zu ermöglichen.
Dafür würde ich jederzeit wieder und seis der beste Sikhote der Welt fahren lassen.
Denn es gibt weißgott wichtigeres im Leben als Steine.

 :prostbier:
Mettmann
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Thin Section am November 20, 2009, 00:52:04 Vormittag
auch der NWA 5476, von dem ich die Hauptmasse habe, hat bislang nur eine provisorische NWA-Nummer erhalten. Warum eigentlich kann man den nicht wissenschaftlich erwähnen, und wie lange dauert es, bis sich daran etwas ändert?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

1. Das NWA Bonanza hat uns Sammelrn zwar Meteorite zu einem Preis beschert, von dem man in der Prä-NWA Zeit nur hätte träumen können aber die klassifizierenden Institute sind nun mal total überlastet mit dieser "Schwemme". Und wenn's dann "nur" ein "ordinary chondrite" oder ein recht "normaler" Eukrit ist, dann widmen sich die Profis erst einmal den aussergewöhnlichen Meteoriten.

2. Schau' Dir nur mal die Bilder zum NWA 5476 im Met. Bull. genau an! Fällt Dir etwas auf? Bild #1 vor allem? So etwas verlängert natürlich zusätzlich die Zeit, bis er endgültig und offiziell klassifiziert ist.

3. Kein Wissenschaftler von Rang und Namen erklärt einen Meteoriten für offiziell klassifiziert (Ausnahmen bestätigen die Regel!), solange nicht absolut sicher ist, worum es sich handelt. Stell' Dir nur mal vor, Prof. Bischoff hätte wissenschaftlich publik gemacht, daß es in meinem 3346 organische Komponenten gibt (=> Motoröl!), er hätte seinen wissenschaftlichen Ruf gefährdet!

Was die Dauer der Klassifizierung betrifft, so kann es, glaube ich, mehrere Jahre dauern, bis ein Met. endgültig klassifiziert ist und offiziell im Met.Bull. erscheint!

So, das war's

Meinereiner,

Bernd  :winke:
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: Mettmann am November 20, 2009, 01:48:55 Vormittag
Im wesentlich dauert es so lange, weil der Meteoritical Bulletin nur einmal jährlich erscheint.

Die Deadline, müßt ich nachsehen, ist glaub ich immer im Herbst und im nächsten Frühjahr erscheint dann der Bulletin.
D.h. wenn man die Deadline knapp verpaßt, wartet man anderthalb Jahre, bis eine Nummer dann im Bulletin offiziell gemacht worden ist.

Vor Jahren stand im Raum, den Bulletin wegen der hohen Zahl an Wüstenmeteoriten zweimal im Jahr herauszugeben,
das hat sich dann aber wieder verlaufen.

Technisch läuft das so ab, daß die Klassifikateure ihre Ergebnisse und Kenndaten mit dem Typvorschlag beim Nomenklatur-Komittee der Meteoritical Society einreichen, ausgefallenere Meteoriten als die gewöhnlichen Chondrite, da schreiben die Klassifikateure in der Regel noch einen etwas ausführlicheren deskriptiven Text dazu, den "separate entry".
Und das wird dann abgenickt im NomCom, um im nächsten Bulletin veröffentlicht zu werden.

Das ist in der Regel eine reine Formalität, wenn nicht gerade bedenklicher Unfug in den eingereichten Daten steht oder wenns eingereicht wird von Klasssifikateuren, die noch nicht besonders viel Erfahrung mit Klassifikationen gesammelt haben.

Das heißt im Klartext, die Klassifikation der Meteorite ist meistens schon lange vorher abgeschlossen, bevor sie im Bulletin erscheinen, wodurch man dann das "prov." vor der Nummer streichen kann, was eine Formsache ist.

Wennst schaust in die Database, da simmer eigentlich erst bei Nummer 5000, danach ist alles provisorisch,
derweil die Klassifikationen schon für die beginnenden 6000er vielfach schon fertig sind.

Nun, und alles, was seltener als ein äquilibrierter gewöhnlicher Chondrit ist, also auch die Eukrite, werden zumeist relativ schnell klassifiziert, da das einerseits das interessanteste Material ist, andererseits weils trotz der vermeintlichen Wüstenflut, gar nicht soviele sind - wenn man mal so reinschaut in die Database und die Anzahl der NWA-Einträge der Rarlinge auf die 9 Jahre verteilt.  Nehmer mal grad die EUCs her als häufigste Achondritenklasse, da haben wir aus NWA in den 8-9 Jahren grad mal 169 Nummern auf alle Klassifikationslabs der Welt verteilt.


Lange dauert es nur bei absolut kniffligen Fällen
(oder wenn ein schwieriger Met bei einer Uni landet, die damit überfordert ist und auch nicht mit den anderen Klassistellen vernetzt ist).


Zu Bernds Erklärung N°2  - das hat freilich nix mit dem Klassifikationsprozeß zu tun.
Die Bilder in der Database stammen aus der Encyclopedia of Meteorites der IMCA und sind automatisch verlinkt.
D.h. wenn ein Sammler dort einen Zahlendreher oder Schreibfehler bei einer Nummer produziert, dann erscheint das Bild  unter eben dieser falschen Nummer in der Database.


Wie es mit dem Zitieren gehandhabt wird, weiß ich nicht - wahrscheinlich individuell. Den es gibt öfters bereits Papers bevor ein Meteorit im Bulletin erscheint.

Oiso, Du kannst völlig beruhigt sein, was da draufsteht, auch wenn ein "prov." vor der Nummer steht, ist auch drin.
Und bei dem "prov" handelt es sich um eine Formalität.
Nicht bspw. der neue Mars, da haben wir die type und deposit mass Ende Oktober eingereicht, der ist z.B. so bahnbrechend auf seinem Feld, daß der sofort bearbeitet wird und er schon Anfang März auf die Konferenz kommt, dann wohl auch schon mit ersten Papers - obwohl er nach dem Gang der MetSoc, wenn er nicht vorher als Sonderfall schon in die Database implementiert wird, erst im Frühjahr übernächsten Jahres mit dem Erscheinen des Bulletins sein "prov." verlieren wird.

Mußt sehen, die MetSoc ist keine Zertifizierungs- und Anerkennungsanstalt für kommerzielle Zwecke, sondern eine rein wissenschaftliche Veranstaltung, wo eben die Mühlen gelegentlich etwas langsam mahlen.
Echte Nachtteile kann das auch für die Forscher mit sich bringen, wenn sie an bestimmtem Material arbeiten wollen, der Fund oder die Nummer so klein ist, daß das Depositspecimen nicht für alle reicht bzw. wenn besonders viele Einrichtungen daran arbeiten wollen und die Gesamtmasse klein ist - aber erst auf Konferenzen, durch Papers oder schlimmstenfalls dann eben nach anderthalb oder mehr Jahren von dem neuen Fund im Bulletin erfahren,
wenn die Nummer längst schon vollständig verteilt ist.

Darum müssen wir eben mit den wiss. besonders wichtigen, aber gering-tkwigen unserer Entdeckungen zunächst bei den Istituten anfragen, bevor wir es den privaten Sammlern anbieten können.


 :prostbier:
Mettmann

 
Titel: Re: Eure schrecklichsten Met-Erlebnisse
Beitrag von: APE am November 20, 2009, 09:49:03 Vormittag
Hm! Ich habe schon einiges mit den Gefundenen Meteoriten erlebt, doch finde ich es in letzter Zeit immer schrecklicher, diese Eigenfunde dann auch wieder zu verkaufen und damit für immer wegzugeben.  :nixweiss: Das war früher anders ...
Aber was macht man nicht alles für Geld ...  :einaugeblinzel:

Ansonsten hatte ich beim Maribo-Met am meisten Angst bekommen, denn da hatten wir schon mal den kleinen in den Fingern und mühsam nach Italien zum Messen gebracht, dann kommt just in dieser Woche das große Erdbeben nahe L'Aquila am 7. April 2009 und wir haben 14 Tage nicht gewußt, ob die Stücke dort verloren gegangen sind oder ob das Beben sie noch kleiner gemacht hat. Epizentrum war keine 10km entfernt ... Natürlich haben wir uns noch viel mehr Sorgen um die uns bekannten Wissenschaftler bzw. allgemein um die Menschen vor Ort gemacht! Puh letztlich hat es wenigstens der Met schadlos überstanden ...

 :user:
Thomas