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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: aknoefel am Dezember 07, 2009, 21:21:51 Nachmittag

Titel: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: aknoefel am Dezember 07, 2009, 21:21:51 Nachmittag
Noch eine schlechte Nachricht: Dr. Zdenek Ceplecha ist am Freitag im Alter von 80 Jahren verstorben. Zu Ehren seines 80 Geburtstages gab es ja in diesem Mai ein Konferenz in Prag. Ich hatte die Möglichkeit, ihn einige Male zu treffen und mit ihm zu reden. Er war immer sehr angetan, was 'Amateure' auf dem Feld der Meteorastronomie leisteten.

In stiller Trauer
  André

Zitat
Dear colleagues and friends,

it is sad to inform you that well-known Czech meteor astronomer
Zdenek Ceplecha passed away on December 4, 2009, at the age
of 80 years and 10 months.

Zdenek was famous for the observation and analysis of the Pribram
meteorite fall in 1959 - the first photographed meteorite fall
and the first meteorite with known orbit. He, nevertheless,
contributed to many fields of meteor astronomy, e.g. classification
of fireballs and meteors, atmospheric fragmentation of meteoroids,
fireball spectroscopy, dark flight of meteorites, influx
of meteoritic material on Earth, and others. The European fireball
network, which he founded in 1963, is still working today
and the methods he invented are in use. His review article
Meteor Phenomena and Bodies, which he published with several
co-authors in 1998, is among the most cited papers in the field.

Many of you have seen Zdenek at the conference Bolides and Meteorite
Falls this May. He enjoyed the conference and was happy to
see many friends. Unfortunately, his health started to deteriorate
in September .....


Jiri Borovicka
also on behalf of Pavel Spurny (currently on field trip in Australia)
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: APE am Dezember 08, 2009, 12:52:58 Nachmittag
... und dann ist Pavel noch nicht mal im Lande. Eine schwere Zeit für unsere tschechischen Freunde ...

Das hat die Stimmung beim Treffen des DFN in Berlin gestern nicht gehoben.
Als wenn mit Macht neue Zeiten kommen sollen. Genau so das Ableben von Walter Zeitschel.

Ich habe beide Personen nicht wirklich gekannt. Immer nur hören sagen oder etwas gelesen von bzw. über diese Menschen. Sie waren wohl unbestritten beide auf nicht gerade ausgetretenen Wegen unterwegs. Sie hatten den Mut, den man dafür braucht und auch ihre Erfolge. Das nenne ich ein schönes Leben! Und ihre Pfade nutzen wir nun, um unsere eigenen Wege zu finden, um vielleicht mutig unser Neuland zu entdecken.

Ich möchte nicht vergessen, das es ihre Spuren waren, denen man folgt, auch wenn jene Pfade heute oder in der Zukunft oft benutzt werden und ausgetreten sind.

 :traurig2:
Thomas Grau

Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: karmaka am April 07, 2019, 23:26:11 Nachmittag
In Erinnerung an Příbram (7. April 1959) und Dr. Zdeněk Ceplecha

LINK (https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=cs&tl=de&u=https%3A%2F%2Fbenesovsky.denik.cz%2Fz-regionu%2Fondrejov-prcice-pribram-astronomie-slavila-svetovy-uspech-20190406.html)
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Sikhote am April 08, 2019, 13:25:39 Nachmittag
Danke für den Link, Martin,

und die Erinnerung an den Geburtstag des Pribram und den historisch bedeutenden Erfolg und die Arbeit von Dr. Ceplecha.

Eine gute knappe Zusammenfassung. Schön, dass es gleich übersetzt ist.  :super:

Grüße
Sigrid
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Thin Section am April 08, 2019, 13:38:51 Nachmittag
In Erinnerung an Příbram (7. April 1959) und Dr. Zdeněk Ceplecha

Pribram (H5)

Date: 1959, Apr 07, 19.30 U.T. (20.30 MEZ / 21.30 MESZ)
Entry velocity: 20.9 km/s
Terminal velocity: ca. 7 km/s
End point: 13.3 km
Slope: 43°
Initial mass: 21500 kg (O.R. Norton, CEM, p. 40)
Terminal mass: 50 kg - only 5.6 kg found (O.R. Norton, CEM*, p. 40)
Semimajor axis a: 2.42 AU
Eeccentricity e: 0.67
Perihelion distance q: 0.79 AU
Inclination i: 10.4°
Aphelion Q: ca. 4 AU (Hilda population)
Length of luminous trajectory: ca. 124 km

* CEM = Cambridge Encyclopedia of Meteorites


Bernd  :winke:
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 08, 2019, 14:14:11 Nachmittag
Ich fahre in knapp 3 Wochen mal wieder nach Prag (..mit dem IC der Cesky Drahy Hamburg-Prag via Berlin und Dresden, nostalgischer Speisewagen, freue mich sehr darauf!:-)) und werde mich auch mal wieder im Meteoritenkabinett des dortigen Nationalmuseums umschauen - hoffentlich ist das dann auch gerade zugänglich/geöffnet. Prag birgt für mich viele Erinnerungen, u. a. auch an meinen ersten Besuch einer Jahrestagung der Meteoritical Society dort vor einem Vierteljahrhundert - time flies! Gedenkminute an Dr. Z. Ceplecha? Aber selbstverständlich!

Alex
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 08, 2019, 16:11:45 Nachmittag
Bon voyage, Alex https://youtu.be/3HW_jP0wQ3A?t=13 - möge es Dir an reichlich Knedlik und anderen angenehmen und bereichernden Dingen nicht fehlen.
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 08, 2019, 17:04:37 Nachmittag
Bon voyage, Alex https://youtu.be/3HW_jP0wQ3A?t=13 - möge es Dir an reichlich Knedlik und anderen angenehmen und bereichernden Dingen nicht fehlen.

Merci, geschätzter W´kammerad! Aber statt Paulaner auf dieser Reise lieber Plzeňský Prazdroj,
und natürlich Svicková, mit knedlik und reichlich Sauce. Vor Ort und im Speisewagen der Cesky
Drahy, denn dort kocht man noch wie bei Muttern auf Herdplatten und nicht wie in den sterilen
deutschen ICE-Speisewagen mit der Mikrowelle, schnellschnellschnell für die so handywichtigen
Geschäftsreisenden... Ich bin jetzt Rentner seit schon einer Weile und durchaus auch Nostalgiker.
Und früher aus Berlin schon oft mit einem dieser ICs gefahren, von daher besondere Vorfreude,
weil ich (vielleicht) auch den einen oder anderen weisshaarigen Kellner wiedersehen könnte,
falls noch on board.  Die betreiben den Nostalgieladen jetzt im franchise-Verfahren, hörte ich..

Huch, und wo ist nun der meteoritische Bezug, um das hier einzustellen? OK, ich pauschaliere
mal: den Tschechen sind die Meteorite heilige Kühe, von je her! Und ich freue mich sehr auf
meinen vielleicht 4. oder 5. Besuch des Museums, so es denn nicht gerade renoviert wird und
geschlossen hat. Ich werde es herausfinden.

:einaugeblinzel: Alex
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 08, 2019, 20:04:06 Nachmittag
Bon voyage, Alex https://youtu.be/3HW_jP0wQ3A?t=13 - möge es Dir an reichlich Knedlik und anderen angenehmen und bereichernden Dingen nicht fehlen.

Huch, und wo ist nun der meteoritische Bezug, um das hier einzustellen?
Prag an sich hat gewissermaßen meteoritische Kernkompetenz https://de.wikipedia.org/wiki/Meteor_Prag
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 09, 2019, 15:07:19 Nachmittag
Wie auch immer: auf jeden Falls gibt es dort einen hohen Grad an Kompetenz!
https://www.nm.cz/en/museum/science-and-research/collection-of-meteorites

:hut: Alex

[PS: ...bald schon ein MPOD mit Tabor, für die Connaisseure... :einaugeblinzel:]
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Thin Section am April 09, 2019, 16:29:44 Nachmittag
PS: ...bald schon ein MPOD mit Tabor, für die Connaisseure... :einaugeblinzel:

Ich "spiele" mal Hellseher: Tabor, 5.66 g crusted slice, brecciated ... :einaugeblinzel:

Nein, im Ernst, ... Auszug aus einer Mail vom Dezember 2004. Alex und ich mailen einander schon seit 1998 !

Bernd  :winke:
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 09, 2019, 16:42:32 Nachmittag
PS: ...bald schon ein MPOD mit Tabor, für die Connaisseure... :einaugeblinzel:

Ich "spiele" mal Hellseher: Tabor, 5.66 g crusted slice, brecciated ... :einaugeblinzel:

Nein, im Ernst, ... Auszug aus einer Mail vom Dezember 2004. Alex und ich mailen einander schon seit 1998 !

Bernd  :winke:

 :prostbier: Alex

....leider nur in einer Plastikbox, das Stück ist so wertvoll, dass ich es
auch nicht für ein paar Minuten rausholen wollte, immerhin ein H5, viel
noch frisches Fe!

[PS: wobei meine Sammlungsdatenbank sagt, das Stück stamme von 2005.
Von einem sehr netten Kollegen übrigens, der eine ähnliche Trophäe wie Du
hat, Bernd. :-) No name calling please, da bin ich wie John Bercow bei den
Briten im HoC!]
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: hugojun am April 09, 2019, 17:00:05 Nachmittag
Zu seinem 80´sten durfte ich Zdenek Ceplecha   in Prag 2009 kennenlernen, zusammen mit Doug ReVelle, Peter Jenniskens, Pavel Spurny und viel anderer Prominenz zur „Bolides and Meteorite Falls - International conference on the occasion of the 50th anniversary of the Prıbram meteorite fall, and the 80th birthday of Zdenˇek Ceplecha“.
Mit einer unvergessenen, hochkarätigen Führung durch´s  Ondrejov Observatorium.


Jürgen


Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 09, 2019, 18:43:50 Nachmittag
Zu seinem 80´sten durfte ich Zdenek Ceplecha   in Prag 2009 kennenlernen, zusammen mit Doug ReVelle, Peter Jenniskens, Pavel Spurny und viel anderer Prominenz zur „Bolides and Meteorite Falls - International conference on the occasion of the 50th anniversary of the Prıbram meteorite fall, and the 80th birthday of Zdenˇek Ceplecha“.
Mit einer unvergessenen, hochkarätigen Führung durch´s  Ondrejov Observatorium.

Kannst Du denn mir/uns einige Leute aus diesem schönen Gruppenbild identifizieren, Jürgen?

Vielen Dank.
Alex
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: KarlW am April 09, 2019, 21:07:53 Nachmittag
Lieber Martin,

danke für die herzerwärmende Erinnerung an Zdenek und die Konferenz zu seinem 80. Geburtstag.

Ich hatte seinerzeit die Ehre, drei Beiträge beisteuern zu dürfen. Eines dieser Referate, bei dem die Form eines Streufeldes eine Rolle spielte, beschloss ich mit dem Appell, nicht länger von "Streuellipsen" zu sprechen. Zdenek stand auf, kam zu mir und schüttelte mir die Hand und bedankte sich dafür. Sein Forscherleben lang war es ihm ein Anliegen, den Mythos Streuellipse aus den Köpfen zu verbannen. Welch ein Vermächtnis.

In meinem Erinnerungsbild steht neben ihm Doug ReVelle, auch einer unserer verstorbenen Veteranen und ein begnadeter Modellierer.

Karl
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 09, 2019, 23:13:14 Nachmittag
Karl, hast Du damals für "Streuellipse" eine Alternative - oder Alternativen - vorgeschlagen? Gibt es da heute einen Standardbegriff? Sorry für meine Ignoranz, bin eben diesbezüglich ellipsoid alt geworden.
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: KarlW am April 10, 2019, 00:04:09 Vormittag
Ganz einfach: Streufeld; engl. strewn field.
Der Punkt ist: Streufelder sind praktisch nie elliptisch, auch wenn man um alles (uns beide eingeschlossen) eine Ellipse malen kann.
Die Faszination der Ellipse kommt wohl von der mathematischen Ästhetik, der Bedeutung in der Astronomie und weiterer Felder.

:hut:
Karl
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 10, 2019, 10:21:04 Vormittag
Ah, das gute alte Streufeld also - ja, leuchtet ein, ein stückweit neutraler, offener und offenbar auch realistischer. Wobei die Ellipse freilich einen magischen Appeal hat, wie alle Geometrie als Ordnungsform.

Wobei Dein buntes Kartensuchbild von der Schwäbischen Alb daran erinnert: es gibt Situationen, wo beide fehlen: die Ellipse sowieso, aber auch, leider, das Feld.

Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 10, 2019, 12:30:07 Nachmittag
Ganz einfach: Streufeld; engl. strewn field.
Der Punkt ist: Streufelder sind praktisch nie elliptisch, auch wenn man um alles (uns beide eingeschlossen) eine Ellipse malen kann.
Die Faszination der Ellipse kommt wohl von der mathematischen Ästhetik, der Bedeutung in der Astronomie und weiterer Felder.

:hut:
Karl

"Streufeld/strewn field" trifft es gut!

Es gibt ja, wie in allen Aspekten des Lebens und der Erfahrung, auch Weiterentwicklung. "Früher" waren es eben Streuellipsen. Du hast recht, lieber Physikerkollege Karl, "die Faszination der Ellipse kommt wohl von der mathematischen Ästhetik, der Bedeutung in der Astronomie und weiterer Felder". Da stimme ich Dir zu. Ellipsen sind wundervolle geometrische Gebilde. [PS: in der Praxis gibt es übrigens imho ein beinahe noch schöneres 3D-Naturmodell kurz nach der Kugel, und zwar --> das Ei!]

Heutzutage hat man, zu Fallsituationen, viel genauere Daten als früher, deshalb sind Streuellipsen eben keine Streuellipsen mehr, oder nur noch in mehr oder weniger grober Annäherung, dies wiederum abhängig von vielen Parametern. Karl hat durch seinen Fund in Neuschwanstein meisterhaft gezeigt, dass man halt auch diese Parameter mit ins Kalkül ziehen muss, z. B. die Windgeschwindigkeiten in der kritischen Fallphase in unterschiedlichen Fallhöhen. Das entzaubert ja nicht die Ellipse als mathematisches Gebilde, aber es relativiert die tatsächliche Fallsituation durchaus.

Alex

Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Thin Section am April 10, 2019, 13:28:29 Nachmittag
... und der Mensch ist eben ein "Gewohnheitstier". Dinge, die man immer wieder hört oder geschrieben sieht, prägen sich ein und man übernimmt oder benutzt sie einfach, ohne deren sachliche Richtigkeit in Frage zu stellen. Hier einige Beispiele:

Changde (H5): "… fell within an elliptical area 6 by 4 km."

Estherville (MES): "… along an elliptical path some 7 miles in length."

Gao-Guenie (H5): " … and the elliptical shower area…"

Juancheng (H5): "The fall area is about 35 km2 and is elliptical in shape. The major axis of the ellipse is about 10.5 km from east to west, and the minor axis is about 4.3 km from south to north"

Morasko (IAB-MG): " … they appear to be situated within a narrow elliptical area with axes of 1.4 and 0.3 km and with the major axis extending in the direction W 15° N." (Buchwald!).

Nuevo Mercurio (H5): "… a shower of stones fell over an elliptical area over 10 km in length."

Portales Valley (H6): "The elliptical strewn field is approximately 7.72 km …"

Pultusk (H5): "… fell over an elliptical area measuring about 5 miles by 1 mile." (Norton!)

Thuathe (H4-5): "… exploded over Lesotho producing an elliptical strewn field extending 7.4 by 1.9 km …"


Bernd  :winke:
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Mettmann am April 10, 2019, 16:03:34 Nachmittag
Herrjeh, ich dachte immer, die Ellipse käme vom Kegelschnitt und die Streuellipse vom Streukegel, in den sich die Trümmer des Meteoriden verteilen, so es ihn in der Luft zerreißt. Diesen Kegel schneidet sodann er, der Erdboden. Und wie schamal und lang die Ellipse wird, ist vom Winkel der Kegelachse zum Erdboden abhängig, sodaß man vom Einfallswinkel auf die Gestalt und Lage der Ellipse schließen kann, wo man besser sucht und findet oder aber wenn man die Streuellipse aus den Funden nähern kann, daß man daraus den Einfallswinkel abschätzt.

Föndet man aber nur einen oder vier Steine, dann ists natürlich schwierig,
hat man aber einen schönen Schauer,
dann paßt des (so man andere Umstände mitbedenkt, wie daß etwa die dicksten Dinger gewöhnlich am Weitesten fliegen).

Insofern macht die Ellipse Sinn, mächt ech sogn.

Dennoch bleibt es ein Weites Feld,
grüße ich

vom Streufeldhof. 
Mettmann
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Mettmann am April 10, 2019, 16:19:04 Nachmittag
Fällt mir ein,
dumme Frage:
Die Streuellipsen werden ja, schauts die alten Beiträge, für die Boliden des Europäischen Feuerkugelnetzes immer vom Pavel Spurny in Ondřejov berechnet und weitergegeben.
Wäääre es da nicht mehr als angebracht, daß im Funderfolgsfalle man jenen Tüftlern ein Quäntchen, also analog zur Klassifizregelung,
sagen wir einen Zehnten, abgibt,
aufdaß sie sich dorten ein kleines Tropaion errichten können?
(in güldenem Prunkrahmen mit böhmischen Karfunkeln und Moldaviten)

Ich denk, diese marginale Preiserhöhung nähmen die Sammler gern in kauf oder sollte das vielleicht die Met.Soc. verhängen?

 :gruebel:
Fragjammanur
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 10, 2019, 18:05:28 Nachmittag
Fällt mir ein,
dumme Frage:
Die Streuellipsen werden ja, schauts die alten Beiträge, für die Boliden des Europäischen Feuerkugelnetzes immer vom Pavel Spurny in Ondřejov berechnet und weitergegeben.
Wäääre es da nicht mehr als angebracht, daß im Funderfolgsfalle man jenen Tüftlern ein Quäntchen, also analog zur Klassifizregelung,
sagen wir einen Zehnten, abgibt,
aufdaß sie sich dorten ein kleines Tropaion errichten können?
(in güldenem Prunkrahmen mit böhmischen Karfunkeln und Moldaviten)

Ich denk, diese marginale Preiserhöhung nähmen die Sammler gern in kauf oder sollte das vielleicht die Met.Soc. verhängen?

 :gruebel:
Fragjammanur



Bin ausserordentlich dafür!

:prostbier: Alex

[...der am 27.04. mit dem EC379 der Cesky Drahy nach Prag fährt
und am 30.04. mit dem EC378 der Cesky Drahy zurück nach HH,
wohl einen Grossteil der Fahrzeit im Speisewagen verbringend, wie
schon angedeutet...]
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Thin Section am April 10, 2019, 19:18:50 Nachmittag
Hier mal die berühmte "Streufeldkarte" des JaH 073 (MAPS 44-3, 2009, p. 377). Man ist natürlich sofort wieder versucht, von einer "Streuellipse" zu sprechen aber die Autoren (E. Gnos et al.) sind da klar und deutlich und sprechen - unseren Karl wird's freuen - unmissverständlich und eindeutig von "Mass distribution of stones in the JaH 073 strewn field ...".


Bernd  :winke:
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: hugojun am April 10, 2019, 19:25:34 Nachmittag
Hallo Bernd ,

wenn ich nicht völlig daneben liege , hat Karl das Modelling für dieses Streufeld erarbeitetd:


Zumindest hatte er es in Prag 2009 vorgetragen und  das Streufeld sah wie ein halbes Palmenblatt
aus. Nebenbei hat sich noch herausgestellt , dass das Klima über die letzten 14.4k Jahre relativ stabile gewesen sein muss,

da neuzeitliche Windkarten das Streufeld vorzüglich erklären konten

Vortrag :

"K. Wimmer, E. Gnos, B. Hofmann, A. Al-Kathiri, L. Huber, I. Leya
FROM 2 TO 4 DIMENSIONS: MODELLING THE STREWN FIELD OF JAH 073,
SULTANATE OF OMAN"

stimmt das so Karl ?

Gruß

Jürgen
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Mettmann am April 10, 2019, 21:41:53 Nachmittag
Nu,

Malen nach Zahlen:
http://www.woreczko.pl/meteorites/features/glossary-StrewnField.htm

Hat er aber schön zusammengetragen, der Jan.

Schon beim "Ur"schauer von L'Aigle hat man eine Ellipse in die Streufeldkarte eingezeichnet.
Dementsprechend wird die Terminologie sicher auch schon im 19.Jhdt zu finden sein und wieder sei daran erinnert, daß zwar die lingua franca der Wiss. heute English ist, die Mettwissenschaft historisch aber in den USA der europäischen lange Zeit hinterhergehunken,
sodaß wir nicht unbedingt im Gespräch hier solche Amerizismen wie The Brustseite oder ze schlieranbänds brauchen.

(Natürlich braucht man für eine Ellipse auch die entsprechenden Einzelfunde (die bei jahrtausendealten Streufeldern ja nicht mehr gegeben zu sein brauchen) und eine gescheite Fragmentation vorher in der Luft).

(Anmerkung: Nicht einverstanden bin ich mit dem Holzschnitt beim Poster "Spadek". Der ist aus Lycosthenes' Prodigiorum ac ostentorum chronicon von 1557
und ist einer der mehrfach verwendeten Holzschnitte, die Hagelschauer illustrieren sollen).

Mettmann

(Ohormy, Du mußt zur Zwetschgenknödelweltmeisterschaft hinfahrn!)
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: KarlW am April 11, 2019, 01:53:55 Vormittag
Kompliment, Jürgen.  :hut: Das ist immerhin 10 Jahre her.
Es war mein Beitrag zum JaH073-Streufeld, der Zdenek damals gefallen hat. Die mehreren tausend akribisch zusammengetragen Fundkoordinaten aus dem Oman hatten mich gereizt, die Geschichte mal rückwärts zu rechnen. Die in der Massenverteilung enthaltene Information gab nicht nur recht genau die Fallparameter her, sondern auch signifikant die Windsignatur des Sommermonsuns. Das heißt, dass vor 14000 Jahren die Innertropische Konvergenzzone nicht allzuweit von der heutigen Lage weg war. Meines Wissens bisher die einzige Klimainformation aus einem Meteoritenstreufeld.

Hachja, Mettmann. Schon gut aufgepasst. Die Ellipse ist ein Kegelschnitt. Die Streuellipse ( :ehefrau:) ist aber kein Schnitt mit einem Streukegel, weil die Fragmente während des minutenlangen (fast) senkrechten Falls vom Wind zum Teil kilometerweit vertragen werden, die kleinen mehr, die großen weniger. Da der Wind selten genau parallel zur Flugrichtung weht, ergibt das krumme Streufelder, häufig von der Art eines Hockeyschlägers. Wenn, im Extremfall, der Wind stramm von schräg hinten bläst, erzeugt er ein U-förmiges Streufeld, weil die ganz kleinen Meteoritchen vorbei an den mittleren nach vorne zu den großen geweht werden (Einen solchen Fall, lieber Wunderkammerad, hatten wir seinerzeit auf der Alb. Doppelt schade, dass wir nichts gefunden haben).
Und wenn der Wind wirklich parallel weht? Dann gibt es ein Streufeld mit gerader Zentrallinie. Das ist aber (im Gegensatz zu uns) nicht in der Mitte dicker, sondern vorzugsweise am Ende der großen Massen, weil die mit dem Schmackes von der Fragmentierung weiter von der Zentrallinie wegkommen. Das Ergebnis ist eher ein Knochen als eine Ellipse.

Bernd, danke für die schönen historischen Beispiele. Die Sache mit der Ellipse hat einer vor langer Zeit aufgebracht, vielleicht unter dem Eindruck der himmelsmechanischen Errungenschaften. Seither pflanzt sich das Erbübel (-übel, nicht -bübel) fort und ist nicht auszurotten. Wie viele Streufelder sind seither wohl schon misshandelt worden?  :fingerzeig:

Dir, lieber Alex, vielen Dank für den Honig. Allerdings ist nicht mal das Ei ein Ellipsoid.  :einaugeblinzel: Die Evolution hat ihm (zumeist) ein spitzes und ein stumpfes Ende verpasst, wohl damit es nicht zu weit wegrollt. (Sieht man sich in Ensisheim?)

Also: bewundert mir die hübschen Ellipsen da, wo sie welche sind, und lasst unsere Meteorite so fallen, wie die Natur sich das ausgedacht hat.

Gute Nacht  :winke:
Karl
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 11, 2019, 14:41:28 Nachmittag
Dir, lieber Alex, vielen Dank für den Honig. Allerdings ist nicht mal das Ei ein Ellipsoid.  :einaugeblinzel: Die Evolution hat ihm (zumeist) ein spitzes und ein stumpfes Ende verpasst, wohl damit es nicht zu weit wegrollt. (Sieht man sich in Ensisheim?)

Dass das Ei nur ein "Möchtegernellipsoid" ist, ist mir schon klar. Es ist aber immerhin eine sehr schöne naturinduzierte Form, halt nicht so strikt wie ein Ellipsoid, man könnte es auch Möchtegernflüchteraberklapptnunmalnichkandidat nennen, wie Du schon sehr richtig bemerkst.

Ja, ich bin mal wieder in E´heim, nach drei Jahren Pause, aber auch nur kurz, im wesentlichen nur am Samstag, da ich dringend zurück nach Hause muß. Wir sahen uns übrigens zuletzt auf der zweiten MetSoc-Konferenz 2016 in Berlin, erinnerst Du Dich? In den Wochen bin ich dort in Rente gegangen und lebe jetzt wieder ausschliesslich im Norden. 1996 war ich auch schon beim ersten Meeting dort, da fand das noch an etwas prominenterer Stelle statt. Würde mich freuen, wenn wir uns jetzt auch wieder über den Weg liefen...

Alex
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Greg am April 11, 2019, 15:29:39 Nachmittag
Karl, es ist immer wieder schön, deine Ausführungen zum Thema "Streufeld ungleich Ellipse" zu hören.  :hut:
Meine ich wirklich, auch wenn ich aufgrund deines Kampfes gegen die Windmühlen etwas schmunzeln muss. Meine Gedanken über Streufelder und Falldynamik haben sich dadurch ernsthaft verändert. Es besteht also auch generell noch Hoffnung auf Einsicht...  :einaugeblinzel:

Vermutlich werden Ellipsen immer wieder bei Streufeldkarten benutzt (auch wenn bzgl. Fundverteilung fachlich falsch), weil sie einfach zu zeichnen (sowohl mit Stift auf Papier als auch am PC) und schön anzuschauen sind, wodurch ein Gebiet auf einer Karte simpel und ansprechend kenntlich gemacht werden kann. Dass dabei "am dicken Bauch" viel freie Fläche auf der Karte zu sehen ist, bleibt eher unbeachtet...

Viele Grüße  :hut:
Greg
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Mettmann am April 11, 2019, 15:51:16 Nachmittag
Sag ich, Karl,

das mag ja so sein, aber ich Er(z)bübel bin mit Heide, Wlotzka, Bühler ect. groß geworden, die alle mit Ellipsen herumeiern.

Was aber bei einer ganz flüchtigen Recherche sich mir grad abzuzeichnen scheint, ist,
daß historisch die Mettkundler weniger fortgeschritten als Du, der das Huhn untersucht, sich nur mit den Eiern aufgehalten hatten.

Geht man mal hundert Jahr zurück und schaut in den Farrington von 1915 ("Meteorites - their structure..."), so hat er ein Kapitel, worin er sich rein mit der Verteilung der Funde beschäftigt.
Interessant hier: (über Estherville, Forest, Homestead, Knyahinya, Mocs und Pultusk) "The distribution
of the stones of these showers is usually over an elliptical area with the longest axis of the ellipse in the direction of
movement of the meteor "
, weil "distribution" & "elliptical" so nah beieinander und ja bis in die 80iger hinein eher der Term "distribution ellipse" als "Streuellipse" üblich zu sein scheint.
(Andere Daten zu Streufeldern nimmt er  aus Fletchers Artikel von 1889, in dem er die Funde aus der Atacama sortiert: https://rruff.info/doclib/MinMag/Volume_8/8-40-223.pdf bei dem gibts keine Ellipsen, sondern nur Länge und Breite des Gebietes mit Funden).

Was ich sagen will, es scheint vielleicht eher so zu sein, daß die Ellipse nicht aus ästhetischen Gründen oder aus der Astronomie herrührt; im Übrigen, was ich eher vermutet hätte, ebenso wenig aus der Artillerie, z.B. Verschießen von Explosivgeschossen (drauf gekommen bin ich, weil Gilbert sozusagen als Vorläufer der NASA Vertical Gun Range Murmeln in Porridge geballert hat  :lacher:),
sondern,
insbesondere da sich die Autores im 19.Jhdt noch gar nicht mir der Physik und der Dynamik der fliegenden und berstenden Meteoride beschäftigt hatten,
daß sich die Ellipsen rrrrein deskriptiv aus der Kartierung der gemachten Funde bei Meteoritenschauern ergeben haben.

Dazu, um zu schauen, ab wann es sie gibt, ist es wohl einfacher, das Pferd von Vorne aufzuzäumen, also die Publikationen der ersten neuzeitlichen Schauer anzuschauen:  Also ab wanns bspw. die L'Aigle-Karte gab und ob in den frühen Texten schon das (Un-)wort auftaucht
oder z.B., wenn jemand es zur Hand hat, weil ichs online nicht seh, Sillimans (den unsere amerikanischen Freunde in unbescheidener Manier nicht selten als den Erfinder der Meteoritenkunde preisen) Schriften zum Weston-Schauer 1807.
Die erste müßte dort sein: Transactions of the American Philosophical Society, Vol. 6, S.335 ff.

Auwei, bevor ich jetzt einen auf den Deckel krieg wegen des Versuchs der rein philologischen Herleitung der Streuellipse,
geschwind noch Bspe. für das Karlsche "Shinny Field":

Buzzard Coulee: http://www.historicmeteorites.com/Buzzard/imag013.jpg
Sutter's Mill:  http://asima.seti.org/sm/

 :prostbier:
Martin

Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 11, 2019, 16:24:29 Nachmittag
Diese ganze Streuellipserei - ganz offensichtlich eine Ausgeburt ästhetisierender Eierköpfe.
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: karmaka am April 11, 2019, 18:23:30 Nachmittag
Alles könnte mit dem Kurven-Liebhaber Biot begonnen haben.

Der Mathematiker und Astronom Jean-Baptiste Biot war fasziniert von der 'courbe' (siehe: Traité analytique des courbes et des surfaces du second degré (https://books.google.de/books?id=CvYGAAAAcAAJ&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false) (1802) und war 1803 noch unter ihrem Einfluss als er die L'Aigle-Funde auf der Karte mit der willkürlichen Kurve 'Limites de L'Éntendue sur laquelle les Pierres ont éte Lancées' garnierte, die die Grenzen des Gebietes zeigen sollte, in dem Meteoriten gefallen waren.

Bei genauer Betrachtung der Streufeldkarte von Biot scheint es sich übrigens bei der Streufeldumrandung gar nicht um eine 'echte Ellipse' zu handeln.

Allerdings beschreibt Biot bei der Lesung seines bekannten Texts am 18.7.1803 das Streufeld selber als 'une étendue elliptique'.

Die erste aber erst später veröffentlichte L'Aigle-Streufeldkarte auf der Grundlage der Daten des Bürgers M. Marais zeigt keine Ellipse.


Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 11, 2019, 19:32:15 Nachmittag
Bei Licht (!) betrachtet ist ja auch unser neues Schwarzes Loch strenggenommen ein Schwarzes Ei.
https://www.nsf.gov/news/mmg/media/images/A-Consensus.jpg
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 13, 2019, 16:09:25 Nachmittag
Bei Licht (!) betrachtet ist ja auch unser neues Schwarzes Loch strenggenommen ein Schwarzes Ei.
https://www.nsf.gov/news/mmg/media/images/A-Consensus.jpg

Ja, wobei der eigentliche "Ereignishorizont", hinter dem alles dort und auch anderswo bei Schwarzen
Löcher verschwindet, kleiner sein soll als die hier bildlich angedeutete schwarze Eifläche in der Mitte
des "Donuts". Das kann man sich kaum noch vorstellen, aber ist dennoch plausibel, wenn man sich
imaginiert, dass Objekte, die sich unmittelbar vor dem Übergang dieses Ereignishorizonts befinden,
für uns als "aussenstehende Beobachter" mit unserem zeitlichen Bezugssystem zunehmend "zeitlich
eingefroren" erscheinen, und direkt beim Übergang wohl tatsächlich, weil die Grenzgeschwindigkeit
erreicht ist, auch "eingefroren" sind, aber so derart frequenzverschoben, dass man sie schon vorher
nicht mehr von aussen wahrnehmen kann. Noch viel verrückter die Idee, dass, wenn man in seinem
eigenen Raumzeit-Bezugssystem als Opfer in so ein schwarzes Loch reinfliegen würde, gar nix von dem
Übergang über den Ereignishorizont merken würde, so las ich es. Aber auf jedenfall keine unbedingt
empfehlenswerte Handlungsoption, weil man vorher, von aussen wiederum betrachtet, ein letztes
Spaghetti-Dasein führen würde (siehe weiter oben), und wenn man selbst als Opfer in der Falle sässe,
davon zwar nichts mitbekäme, aber es auch eine trostlose "Restexistenz" wäre im Innern des Grossen
Dunkels. Obwohl: Hawking (..oder wer war es?) hatte, wenn ich mich recht entsinne, erkannt, dass
selbst schwarze Löcher wieder verstrahlen können, allerdings nur hyperrelativistisch in einzelnen
Elemtarpartikelchen, und mit ungeheuren Energien. Und wer will sich sowas schon zumuten?? :-)

Ziemlich relativistische Grüsse
:winke: Alex
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 13, 2019, 17:52:46 Nachmittag
Ja, das ist die nach ihm benannte Hawking-Strahlung. Man spricht in dem Zusammenhang, wie ich gerade sehe, auch "Entropie Schwarzer Löcher". Was mich interessieren würde: gesetzt, Hawkings Beschreibung trifft zu - würde das nicht am Status der Singularität, den man Schwarzen Löchern zugeschrieben hat, nagen?
(Sorry für das OT, gehört eigentlich in den SL-Thread, aber es hat sich nunmal hier so ergeben - kann jederzeit verschoben werden.)
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: gsac am April 14, 2019, 11:12:26 Vormittag
... würde das nicht am Status der Singularität, den man Schwarzen Löchern zugeschrieben hat, nagen?

Kommt auf die Perspektive an. Auch wenn auf einer extrem (!) langen Zeitskala bis zur Verstrahlung solche Objekte Singularitäten bleiben mögen. Gesetzt den Fall, die Theorie stimmt, wäre da nach der Zerstrahlung möglicherweise auch kein sog. "Nichts", bliebe dann ein extrem kalter, maximal dichter, sehr kleiner toter "Körper" übrig??? Es sei denn, es gilt: einmal  Schwarzes Loch, dann immer Schwarzes Loch und Singularität, halt immer weiter schrumpfend, egal wie verstrahlt! "Verbraucht" sich die Abstrahlung? Da müssen die Theoretiker noch Gehirnschmalz reinstecken..

Viel spannender, was den Status der Singularität angeht, scheint mir der postulierte Urknall, bis zu welchem hin fast (...also zurück bis zur Planck-Zeit sehr kurz nach dem Urknall) sich angeblich noch mit den Regeln der bekannten Physik und Mathematik arbeiten lässt. Über das, was "davor" passierte, hat die Wissenschaft bisher keine Antwort, weil die gesicherten Regeln der Physik dort aufhören und man einfach keine vernünftige Aussage treffen kann. Beim Urknall selbst macht z. B. der Zeitbegriff keinen Sinn mehr, also wird dort auch das Wort "davor" obsolet. Da gibt es natürlich wildeste Spekulationen, über Quantenschäume oder multiple Universen bis hin zu einem sog. "Schöpfer" bei den Gläubigen, das ist aber alles nicht belegbar und gehört sicherlich zu grossen Teilen in den hochspekulativen Bereich der Fiktionen..
Titel: Re: Dr. Zdenek Ceplecha (1929-2009)
Beitrag von: Wunderkammerad am April 14, 2019, 12:36:14 Nachmittag
Viel spannender, was den Status der Singularität angeht, scheint mir der postulierte Urknall, bis zu welchem hin fast (...also zurück bis zur Planck-Zeit sehr kurz nach dem Urknall) sich angeblich noch mit den Regeln der bekannten Physik und Mathematik arbeiten lässt.
Zumal es Ansätze gibt, die beide Singularitäten, Schwarzes Loch und Urknall, zusammen sehen https://www.spektrum.de/magazin/das-schwarze-loch-am-beginn-der-zeit/1323148  Viel Spekulation dabei, klar, aber genau daher rührt ja auch die Faszination.