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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: Odessa am August 14, 2010, 22:49:52 Nachmittag

Titel: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 14, 2010, 22:49:52 Nachmittag
Hallo zusammen,

beim Schweizerisch-Münchnerischen Stammtisch habe ich eine Scheib vom NWA 4006 L4 impact melt, zur begutachtung mitgenommen.
Es geht um einen Einschluss, mit einer Textur, die ich so noch nicht gesehen habe.
Vielleicht weiss jemand von Euch, anhand der Bilder, was das sein könnte.
Beim Stammtisch sind wir zu keinem Ergebnis gekommen.

Beim ersten Bild ist der Einschluss in der Oberen Hälfte auf der Linken Seite am Rand aussen zu finden.
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 14, 2010, 22:51:32 Nachmittag
..hier noch eine DigiMic Vergrösserung..

Gruss,
Sandro
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 14, 2010, 22:54:48 Nachmittag
Dieser Einschluss ist Metallisch, wie sie oft in Impakt Schmelzen vorkommen. Aber die Textur ist neu für mich.  :nixweiss:

Gruss,
Sandro
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: ironmet am August 14, 2010, 23:36:55 Nachmittag
Hallo Sandro,

das sieht ja wirklich recht interessant aus.  :wow:
Ist das tatsächlich Eisen bzw. auch magnetisch?
Probier doch mal eine Nadel oder Nagel an einen Neodymmagneten zu heften und dann punktgenau mit der Spitze
abzutasten,ob der Einschluß leicht oder stark magnetisch ist.
Ein Sulfid bzw. Troilit ist es scheinbar nicht.
Liegt auch dicht am Rand und sieht aus,als wenn es aus dem Met schmelzen wollte,durch die kleine Einbuchtung.
Hm,eine Art Rekristallisation vielleicht? :gruebel:
Aber ungeätzt wäre die ja nicht sichtbar.

Schöne interessante Scheibe jedenfalls!! :super:

Viele Grüße Mirko :prostbier:
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 15, 2010, 11:24:42 Vormittag
Salü Mirko,

ja, dieser Einschluss ist wirklich Eisen. Habe gleich mal Deinen Tip (Danke dafür) mit der Nadel ausprobiert. Der Einschluss ist stark Magnetisch. (Was ist Deine Definition von Stark und Schwach Magnetisch? Hast Du da ein Vergleich?)
Die Wellige Textur ist in wirklichkeit nicht Dunkel/Schwarz. Sondern auch von Metallischem Glanz.
Bringe das Fototechnisch nicht besser hin.

Es kann natürlich ein Rekristallisation sein. Aber eben, wie Du schon richtig gesagt hast, ungeätzt würde man das nicht sehen.
Aber ich habe diese Scheibe, seit sie bei mir ist, selbstverständlich nicht mit Säure bearbeitet.

Gruss,
Sandro
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: JaH073 am August 15, 2010, 12:09:45 Nachmittag
Hallo Sandro,

bei einigen Metalleinschlüssen in Meteoriten kommt es öfters vor, daß beim nassen polieren solche Strukturen des Metalles sichtbar werden.
Da braucht man diese dann nicht mehr zu ätzen. Dieses würde u.U. sogar das Erscheinungsbild verschlechtern.
Ich hatte irgendwo mal ein Stück, das zeigte ein Muster ähnlich wie die Rückseite eines Farns.
Dieses Muster wiederum erinnert mich dann wieder an unsere irdischen Gußeisen, daher gehe ich mal davon aus, daß hier die Temperaturen der Impaktschmelze auf alle Fälle zum Entstehen beigetragen haben.
Vielleicht zeigen diese Metalleinschlüsse daher keine Widmanstätter, da evtl durch die Größe der aufeinandergestoßenen Körper doch keine 100 %ige Schwerelosigkeit vorhanden war.
Ob das stimmt bin ich mir nicht sicher, ist nur ne Theorie von mir.
Wer kann dazu was sagen ?

Viele Grüße

Hanno
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: lithoraptor am August 15, 2010, 17:30:25 Nachmittag
Moin!

Wenn der Einschluss "nur" Eisen ist, dann bin ich eher ratlos. :gruebel: Wenn jedoch auch Troilit (oder etwas anderes) mit von der Partie ist, dann erinnert mich das sehr an eine eutektische Kristallisation. 

Gruß

Ingo
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 15, 2010, 21:13:05 Nachmittag
Salü Hanno,

danke für Deine Einschätzung. Ich wusste nicht das beim Schleifen von Eisen schon Strukturen sichtbar werden.
Deine Theorie finde ich schon mal sehr interessant. Werde mich mal schlau machen.


Salü Ingo,

danke auch Dir für die Antwort. Aber wären die Kräfte bei einem Impakt nicht viel zu gross für ein Eutektikum, das hat doch den "niedrigsten" Schmelzpunkt aller Mischungen aus denselben Bestandteilen. Oder ist da das Erstarren der ausschlag gebende Punkt?

Gruss,
Sandro
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: lithoraptor am August 15, 2010, 22:04:34 Nachmittag
Moin Sandro!

Ja genau, was in die eine Richtung geht, das geht natürlich auch in die andere. Nach dem extrem schnellen Aufschmelzen kühlt die Schmelze ja wieder ab. Wenn man sich so ein Zweistoffphasendiagramm vor Augen hält, dann kommt man quasi wieder von oben (aus dem Bereich der Schmelze wieder zum Feststoff) und dort erreicht man dann einen Bereich, an dem beide Stoffe zeitgleich kristallisieren können (während sie es ja quasi links und rechts davon nacheinander täten). Wenn die Druck- und Temperaturbedingungen lange genug konstant bleiben, gibt es eben entsprechende Kristallisate. Das gilt, wie schon gesagt, natürlich nur, wenn es wirklich zwei Mineralphasen sind.

Hier mal etwas zur besseren Vorstellung: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bf/Alloy_diagram_separate_crystal_building.png/400px-Alloy_diagram_separate_crystal_building.png

Gruß

Ingo

P.S. RAMDOHR hat sowas 1973 in "The Opaque Minerals in Stony Meteorites" abgebildet: Fig. E8a Ich habe solche Strukturen auch selbst schon mikroskopiert.
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: JaH073 am August 16, 2010, 06:56:30 Vormittag
Moin Sandro,

ein guter Bekannter hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß es sich hierbei um eine dentritische Struktur handelt.
Dazu habe ich einen Link gefunden, hoffe er lässt sich wegen seiner Länge anklicken.

Viele Grüße

Hanno

http://books.google.de/books?id=RSoAm0ApumMC&pg=PA211&lpg=PA211&dq=dendritische+Struktur&source=bl&ots=TXbdiKx_5W&sig=jLrOY5WaPfPmjiVafFXX5g-EuGc&hl=de&ei=QcNoTNK-GczGOKDwxLgF&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2&ved=0CBoQ6AEwAQ#v=onepage&q=dendritische%20Struktur&f=false

Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 19, 2010, 19:53:34 Nachmittag
So...habe ich auch wieder mal Zeit etwas zu Schreiben  :platt:

Salü Ingo,

vielen Dank für Deine Ausführung und die Verweise. Habe den Ramdohr leider nicht, wäre aber eine gute Investition, oder?
Bei welcher Gelegenheit hast Du diese Struktur schon selbst mikroskopiert?

Gruss,
Sandro
Titel: Re: Einschluss in NWA 4006 L4 impact melt
Beitrag von: Odessa am August 19, 2010, 19:57:00 Nachmittag
Salü Hanno,

das ist doch ein Volltreffer! Würde ich mal meinen.   :wow:

danke für Deine Recherche. Da hatte diese Struktur Dich wohl auch nicht in Ruhe gelassen.   :laughing:
Super Link  :super:

Gruss,
Sandro